Olymp 6: Olymp in Aufruhr - Olaf Brill - E-Book + Hörbuch

Olymp 6: Olymp in Aufruhr E-Book und Hörbuch

Olaf Brill

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Beschreibung

Das Jahr 1550 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Seit über 3000 Jahren reisen die Menschen zu den Sternen. Sie haben zahlreiche Planeten besiedelt und sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet. Sie haben Freunde ebenso wie Gegner gefunden, streben nach Verständigung und Kooperation. Besonders Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All geleitet hat, steht im Zentrum dieser Bemühungen. Mit der Gründung der Liga Freier Galaktiker tragen diese Bestrebungen inzwischen Früchte. Eine neue Ära des Friedens bricht an. Aber nicht alle Gruppierungen in der Milchstraße sind mit den aktuellen Verhältnissen zufrieden – besonders die Tefroder hegen eigene Pläne. Rhodan wird in diese Aktivitäten verwickelt, als er zur Museumswelt Shoraz reist. Sichu Dorksteiger kann die Angriffe der Tefroder vorerst abwehren, Perry Rhodan sitzt aber weiterhin in Gefangenschaft. Auf der Freihändlerwelt wird die Lage derweil zunehmend dramatischer. Demonstrationen, Intrigen und Besatzer versetzen OLYMP IN AUFRUHR ...

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Zeit:3 Std. 41 min

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 6

Olymp in Aufruhr

Widerstand gegen den Kaiser – eine Tefroderin ohne Skrupel

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Piri Harper

2. Talin Buff

3. Piri Harper

4. Beryn Mogaw

5. Piri Harper

6. Beryn Mogaw

7. Derin Paca

8. Falk Anrin

9. Ram Nanuku

10. Onara Gholad

11. Ram Nanuku

12. Onara Gholad

13. Ram Nanuku

14. Talin Buff

15. Onara Gholad

16. Perry Rhodan

Lesermagazin

Impressum

Das Jahr 1550 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Seit über 3000 Jahren reisen die Menschen zu den Sternen. Sie haben zahlreiche Planeten besiedelt und sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet. Sie haben Freunde ebenso wie Gegner gefunden, streben nach Verständigung und Kooperation.

Besonders Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All geleitet hat, steht im Zentrum dieser Bemühungen. Mit der Gründung der Liga Freier Galaktiker tragen diese Bestrebungen inzwischen Früchte. Eine neue Ära des Friedens bricht an.

Aber nicht alle Gruppierungen in der Milchstraße sind mit den aktuellen Verhältnissen zufrieden – besonders die Tefroder hegen eigene Pläne. Rhodan wird in diese Aktivitäten verwickelt, als er zur Museumswelt Shoraz reist.

Sichu Dorksteiger kann die Angriffe der Tefroder vorerst abwehren, Perry Rhodan sitzt aber weiterhin in Gefangenschaft. Auf der Freihändlerwelt wird die Lage derweil zunehmend dramatischer. Demonstrationen, Intrigen und Besatzer versetzen OLYMP IN AUFRUHR ...

Die Hauptpersonen des Romans

Piri Harper, Frank Sulu und Derin Paca – Drei mutige Olymper suchen Hilfe gegen einen korrupten Kaiser.

Ram Nanuku – Ein Mann des Friedens mischt sich ein.

Beryn Mogaw – Der Kaiser von Olymp krallt sich an seinem Thron fest.

Onara Gholad und Falk Anrin

1.

Piri Harper

Sin Sin, Trade City, Olymp

12. Mai 1550 NGZ

»Hände hoch!«

Der große Mann im schwarzen Mantel zielte mit seinem Handstrahler direkt auf Piri Harper und ihre beiden Begleiter. Die Abstrahlmündung leuchtete rot, zeigte Feuerbereitschaft an.

Fünf weitere Männer umringten Harpers Gruppe wie ein Rudel grimmiger Okrills. Sie waren ebenfalls schwarz gekleidet und hielten schussbereite Strahlwaffen in den Händen.

Piri Harper war mit der Situation überfordert. Sie atmete schwer, fühlte ihren Puls schlagen wie ein im Fieberwahn getrommeltes Schlagzeug. Ohne nachzudenken, platzte es aus ihr heraus: »Ist das euer Ernst? Was soll das werden – ein Straßenraub? Wir sind doch hier nicht auf Lepso oder irgendeinem Schurkenplaneten. Dies ist Olymp, ein Planet der Freiheit. Wir sind Bürger Olymps, wir haben nichts getan. Wir haben Rechte. Und ihr seid keine Polizisten. Runter mit den Waffen!«

Sie spürte Sulus zitternde Hand auf ihrer Schulter. »Piri, du hast ja recht. Aber sei doch bitte mal ruhig!«

Frank Sulu verhielt sich, wie es seinem Berufsbild entsprach: Der staatsbedienstete Schlichter war stets bemüht, Konflikte friedlich beizulegen.

Harper spürte noch immer ihren Puls rasen. Fassungslos starrte sie auf die sechs Bewaffneten ringsum. Sie hatten grobporige Gesichter, breite Kiefer und einen eiskalten Blick.

Langsam meldete sich ihr Verstand wieder. Leute anschreien, die tödliche Energiewaffen auf dich richten. Du hast ja heute mal wieder tolle Ideen, Piri!

Vielleicht sollte sie dieses eine Mal auf Sulu hören. Immerhin hatten sie schon einiges zusammen durchgestanden. Sulu hatte ihr geholfen, nachdem sie von den Schergen des Argyris attackiert worden war. Auf brutale Art hatten die Angreifer den Neurotec lahmgelegt, die Individualpositronik, die mit ihrem Körper verknüpft war. Frank Sulu hatte sie es zu verdanken, dass ihr Implantat weitestgehend wiederhergestellt war.

Später hatte er ihr geholfen, eine Enthüllungsreportage ins globale Kommunikationsnetz hochzuladen. So waren sie Aktivisten gegen den Kaiser von Olymp geworden. Auf einer Bürgerversammlung hatten sie die geheimnisvolle Derin Paca kennengelernt, die den Widerstand gegen den Kaiser organisieren wollte. Und nun standen sie gemeinsam mit ihr in dieser finsteren Ecke des Vergnügungsviertels Sin Sin.

Langsam hob Harper die Hände.

Halb hinter ihr atmete Sulu hörbar erleichtert auf. Er hatte seine Arme bereits ebenfalls in die Luft gestreckt.

Nur Derin Pacas Hände steckten noch in den tiefen Taschen ihres Mantels. Sie machte keinerlei Anstalten, ihre entspannte, leicht überhebliche Körperhaltung zu ändern. Sie wirkte wie eine Prinzessin aus Olymps Oberschicht, die solch ordinäre Probleme als unter ihrer Würde erachtete.

Das ist natürlich cool jetzt! Harper beruhigte sich langsam. Sie atmete flach.

Die Aufmerksamkeit der Schwarzgekleideten richtete sich auf Paca. Ihr Sprecher trat unmittelbar vor die Prinzessin, musterte sie finster und hob den tödlichen Strahler.

Paca hielt dem Blick gelassen stand und sagte liebenswürdig: »Wir sind Kunden.« Sie hatte eine Ausstrahlung, der man sich schwer entziehen konnte.

Dennoch hielt der Truppführer, auf dessen Schläfe eine auffällige Narbe prangte, die Waffe weiterhin drohend auf sie gerichtet. »Kunden stehen auf der Liste. Ihr steht nicht auf der Liste.«

»Wir sind besondere Kunden.«

Paca zog die rechte Hand aus der Tasche. Darin hielt sie eine Plastosyntex-Karte, über der sich ein kleines Holo mit geheimnisvollen Schriftzeichen aufbaute. Pacas Bewegung war so bedächtig und geschmeidig, dass der Narbengesichtige davon absah, den Finger zu krümmen und die schöne Prinzessin zu Sternenstaub zu zerstrahlen.

Ja, sie hat etwas!

Harper hielt den Atem an. In der Rolle der Beobachterin fühlte sie sich deutlich wohler. Das war es schließlich, was ihre bisherige Tätigkeit als Berichterstatterin ausgemacht hatte: Sie beobachtete. Nur war sie gewohnt gewesen, ihr Publikum dabei ständig über ihre Gefühle zu unterrichten. Da der Neurotec jedoch nicht mehr live sendete, schwieg sie besser.

Der Rest des Schlägertrupps hatte sich mittlerweile von dem eingekesselten Trio entfernt und warf grimmige Blicke in den düsteren Hinterhof, in den sich selbst am Vormittag kein Schimmer des roten Lichts von Olymps Sonne Boscyks Stern verirrte.

Derin Paca sagte kein weiteres Wort.

Mit Erstaunen und leichtem Missvergnügen senkte der Narbengesichtige seinen Strahler, hängte ihn sogar an den Gürtel, und streckte seine haarige Hand nach dem Gegenstand aus, den Paca aus ihrem Mantel geholt hatte. Er wusste offenbar, was damit anzufangen war, und presste seinen wuchtigen Daumen auf die Karte.

Mit einem hellem Flirren nahm das Hologramm eine neue Farbe an. Bingo!, wie die alten Terraner sagten. Harper vermutete, dass es sich um eine »Eintrittskarte« handelte, die ihre Identität als »Kunden« bestätigte.

Der Truppführer brummte unwillig und winkte einen seiner Gehilfen zu sich heran. Der senkte ebenfalls die Waffe, stierte auf das Kärtchen und grunzte leidenschaftslos.

Welch geistreiche Konversation!

Harper folgte der unwirklichen Szene mit nach wie vor angehaltenem Atem. Doch sie merkte, wie sich ihre Anspannung löste. Beim nächsten Mal würde sie versuchen, sich die coole Haltung von Paca zu eigen zu machen. Zu der Mission, auf der sie unterwegs waren, gehörte wohl, locker zu bleiben, wenn Killertypen in dunklen Gassen mit Strahlwaffen auf sie zielten. Vielleicht war das nur eine Einstimmung auf das, was noch kommen mochte.

»Ist er da? Ich muss ihn noch heute sehen – in dringender Angelegenheit«, sagte Paca nun in einer Stimmlage, die einen Hauch weniger liebreizend war als zuvor.

Der Narbengesichtige hob herrisch die große Hand und murmelte einige unklare Worte, wie zu sich selbst. Offenbar war er dabei, eine Komverbindung zu jemandem herzustellen.

Die anderen Burschen, die anscheinend keine weitere Gefahr erspäht hatten, kamen neugierig zurück zur Gruppe. Sie hatten ihre Waffen nun ebenfalls gesenkt.

»Was ist das bloß für ein Laden?«, raunte Sulu, der sich genau wie Harper ein wenig entspannte. Der Schlichter, der Harper um einen Kopf überragte, nickte in Richtung des prunklosen Hintereingangs, dem sie sich zu nähern versucht hatten. Er gehörte zum Farsome, das sie bisher für ein einfaches Wirtshaus gehalten hatten. Es schien jedoch noch ganz anderen Geschäften zu dienen.

»Ist wohl so eine Art Geheimtipp, nur für Mitglieder«, spekulierte Harper. »Wer weiß, was da drin für Wünsche erfüllt werden, wenn Burschen wie die den ganzen Tag hier rumlungern und die Hintertür bewachen! Ich schätze, wir werden es gleich erfahren.«

»Aha«, machte Sulu unbehaglich. Ihm war anzusehen, dass er sich in diesem Moment vornahm, bei der nächsten Revolution lieber zu Hause zu bleiben.

Harper dachte das genaue Gegenteil: Nun, da die unmittelbare Lebensgefahr anscheinend vorbei war, war ihre Neugier erwacht. Die Neugier der Journalistin.

Immerhin war sie nicht nur frischgebackene Revolutionärin, sondern auch eine erfolgreiche Mediantin mit einem Millionenpublikum. Ihr Neurotec war zwar seit dem Überfall auf sie von Olymps Komnetz getrennt, aber er zeichnete weiterhin auf, spielte Video-, Audio- und Geruchsdateien ab und konnte Harpers Sinne verstärken oder ausblenden.

Wenn Harper Zeugin historischer Stunden ihres Heimatplaneten Olymp wurde, würde sie später auf die Aufzeichnungen der Individualpositronik zurückgreifen können. Möglicherweise mochten die Daten einmal vor einem olympischen oder galaktischen Gericht relevant werden. Oder Harper würde daraus eine Dokuserie machen, die ihren Zeitgenossen und künftigen Generationen zeigte, was sich wirklich ereignet hatte auf Olymp in diesen Tagen des Jahres 1550 NGZ.

Zurzeit indes steckte sie noch mittendrin im Geschehen, und es war nicht klar, wie diese Geschichte enden würde. Klar war jedoch, dass die Polizei des Kaisers Harper und vermutlich auch Sulu und Paca als Aufrührer suchte und, wenn sie die drei fand, sofort verhaften würde. Der Weg, den sie beschritten hatten, mochte Gefahr für Leib und Leben mit sich bringen. Aber zumindest würden die nächsten Stunden und Tage interessant werden!

Der Anführer ihrer Bewacher hatte sein leises Komgespräch offenbar beendet und trat plötzlich aufdringlich nah an Paca heran.

Frank Sulu zuckte erschreckt zusammen.

Piri Harper ballte angriffslustig die Hände.

Derin Paca zuckte mit keiner Wimper.

»Er ist nicht hier«, bellte der Narbengesichtige sie an. »Ich soll euch zu ihm bringen. Mitkommen!«

*

Der Anführer des Schlägertrupps und einer seiner Gehilfen »begleiteten« sie durch die Straßen von Sin Sin. Wie Freunde behandelten sie Piri Harper und ihre Gefährten nicht. Immer wieder bedeuteten sie ihnen durch grobe Schubser, in welche Richtung die drei zu gehen hatten.

Harper wunderte sich, dass sie keinen Gleiter, Transmitter oder nicht wenigstens die Rohrbahn ansteuerten. Stattdessen gelangten sie durch Seitengassen zu Fuß zurück zum belebten Kern des Vergnügungsviertels, auf eine der großen Hauptstraßen, die parallel zur Infinity verliefen.

Trotz ihrer »Begleiter« fühlte sich Harper dort deutlich wohler als in der finsteren Ecke, aus der sie gekommen waren. Außerdem hatte sich die Anzahl ihrer Aufpasser auf zwei reduziert, diese hatten die Waffen weggesteckt.

Das schon am Vormittag rege Gewimmel des Vergnügungsviertels erinnerte an unbeschwerte, bessere Zeiten. Der düstere Schleier, der sich über Olymp gelegt hatte, war in Sin Sin kaum zu spüren. Die Menschen, die hierherkamen, suchten Vergnügen und Zerstreuung. Sie wollten die Sorgen des Alltags vergessen und sich auf eins der vielfältigen Amüsements einlassen, die für eine Handvoll Galax an jeder Ecke angeboten wurden: erquickende lukullische und erotische Freuden für jeden Geschmack und Vertreter jeder Spezies der bekannten Galaxis.

»Erlebe die Nacht der tausend Sünden, komm ins Yoshiwara!«, schnatterte ein fetter, dreiäugiger Kundenwerber in einem pinkfarbenen Anzug, der sich in einem flimmernden Holo direkt vor ihnen aufbaute. »Egal ob du ein Echsenabkömmling bist, ein Mensch oder ein Posbi, Frau, Mann, Roboter, tausendgeschlechtlicher Gestaltwandler ... Wir haben für jeden das Richtige! Erregt dich grüne Haut, hast du schon einmal vom berühmten Federtanz der Ferronen gehört? Wir garantieren, dass am Ende alle Federn fallen! Möchtest du die Ammoniakströme von Maahkora rauschen hören? Dafür wird gesorgt!«

Ohne eine Miene zu verziehen, gingen sie direkt durch das Hologramm und brachten es damit zum Erlöschen.

Das Völkergemisch auf den Straßen von Sin Sin war so bunt, wie Harper es selten irgendwo anders zu sehen bekommen hatte. Nahebei sah sie eine aufgeregt zirpende Familie hochgewachsener Jülziish mit den markanten tellerförmigen Köpfen, dort einen grimmig dahinschlendernden, fast quadratförmigen Epsaler, der nur gelegentliche Blicke auf die Attraktionen links und rechts warf und wohl auf der Suche nach irgendeinem speziellen Vergnügen war, das er bisher nicht gefunden hatte.

Echsenartige Topsider, spitzköpfige Aras, Cheborparner, die Teufeln aus der terranischen Mythologie ähnelten ... Jede Art Lebewesen, die in der Westside der Galaxis beheimatet war, schien sich ringsum eingefunden zu haben, dazu auch einige Besucher aus der Eastside. Insektoide, Arachnoide, Gallertwesen ohne fest definierte Körperform sowie Roboter jeder Größe und Bauart, die ihren Besitzern den Weg frei machten, das Gepäck hinterhertrugen oder auf eigene Faust in Sin Sin unterwegs waren. Schließlich hatten auch hoch entwickelte nichtbiologische Lebensformen Interesse an Vergnügungen – oder waren einfach nur neugierig. Sogar einige Besucher von Nicht-Sauerstoffwelten entdeckte Harper in der Menge. Sie trugen Atemmasken oder Raumanzüge.

Über die Straße wehte ein süßlicher Geruch, der Erinnerungen an Rummel und Kindheit weckte.

Harper registrierte, dass die Selbstreparaturmechanismen des Neurotecs ihren Geruchssinn wiederhergestellt hatten. Nach dem heimtückischen Anschlag auf die Individualpositronik war dieser vorübergehend verloren gegangen.

Für einen kurzen Augenblick konnte Harper den beschwingten Trubel in Sin Sin als fröhlichen Jahrmarkt wahrnehmen. Egal von welchem Planeten und welcher Art sie abstammten, in diesem Moment strahlten die meisten Passanten eine unbeschwerte Fröhlichkeit aus, die ansteckend wirkte. Auch Insekten- und Echsenabkömmlinge oder Wasserstoffatmer schienen sich wohlzufühlen.

Olfaktorische Steuerung, erkannte Harper. Ähnlich wie der Neurotec unangenehme Gerüche ausfiltern konnte, sorgte eine positronische Lenkung auf den Hauptstraßen dafür, dass sinnliche Eindrücke genau die Spezies erreichten, die darauf positiv ansprach.

Harper spürte einen Stoß gegen ihren Rücken, und schon war der Zauber vorüber. Ihre beiden schwarz gekleideten Wärter waren vielleicht die einzigen Lebewesen, die nicht in den Verdacht geraten konnten, sie würden sich an diesem Ort vergnügen ... oder sie würden sich überhaupt je vergnügen.

Sie passten nicht nach Sin Sin, aber genauso wenig passten Harper, Sulu und Paca in dieses Viertel von Trade City, jedenfalls nicht an diesem Tag. Sie waren nicht auf Vergnügen oder Ablenkung aus, sondern inmitten all des Trubels unterwegs auf einer Mission, von der womöglich Olymps Zukunft abhängen mochte. Derin Paca hatte auf der Bürgerversammlung verkündet, sie könne eine Delegation direkt zum Kaiser führen. Zuvor jedoch wollte sie jemand hinzuziehen, der eine Leitfigur des Widerstands werden sollte. Wer das war, wusste nur Paca. Wo er zu finden sein würde, wussten nur die beiden Aufpasser.

Harper zuckte zusammen, als einer der beiden ihr erneut auf den Rücken klopfte. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu.

Er zeigte in den Himmel.

Dort schwebte ein diskusförmiger Kleinroboter, auf dessen metallener Oberfläche sich das rote Licht von Boscyks Stern spiegelte. Eine Polizeidrohne! Gerade noch ein distanzierter Beobachter, mochte die Maschine im nächsten Moment auf Harpers Gruppe herabstoßen. Neben diesen sichtbaren Vertretern der Staatsmacht gab es auf den Straßen von Trade City mit Sicherheit noch unzählige nur insektengroße oder sogar mikroskopisch kleine Drohnen, die alles aufzeichneten, was sie sahen.

Harper zog sich ihre graue Kapuze etwas tiefer ins Gesicht. Sie glaubte zwar nicht ernsthaft daran, dadurch vor automatischer Gesichtserkennung geschützt zu sein. Die Frage war aber, wann die Daten, die von den fliegenden Kameras gesammelt wurden, abgefragt wurden. Hatte die Polizei des Kaisers bereits eine aktive Fahndung nach potenziellen Aufrührern eingeleitet? Hatte sie Piri Harper oder einen der anderen bereits identifiziert? Ihre beiden Begleiter waren nicht gerade unauffällig.

2.

Talin Buff

Kaiserpalast, Olymp

»Rauswerfen! Ich sollte euch alle rauswerfen! In einen Transmitter stecken und in den Orbit über Fireplace abstrahlen! Ohne Raumanzug!«

Oh weh, der Kaiser hatte wieder schlechte Laune! Talin Buff hielt sich die kleinen Hände an die Ohrlöcher. Gleichzeitig unterdrückte er ein Niesen. Er musste immer niesen, wenn er aufgeregt war.

Beryn Mogaw, der Kaiser von Olymp, seit achtundzwanzig Jahren herrschender Argyris, hatte die Mitarbeiter seines Führungsstabs antreten lassen und hielt eine seiner gefürchteten Wutreden.

Buff hatte derlei in den fünfzig Jahren, in denen er an Mogaws Seite stand, schon oft über sich ergehen lassen müssen. Er hatte es nie besonders gemocht. Aber er nahm es dem Kaiser nicht übel, selbst wenn der Buff dabei trat oder gelegentlich Dinge nach ihm warf.

Denn Beryn Mogaw war der Erste, der jemals gut zu Talin Buff gewesen war. Damals, als Mogaw ihn aus dem Waisenhaus geholt und bei sich behalten hatte, freilich wohl nur aus einer Laune heraus. Aber das spielte keine Rolle. Mogaw hatte ihm einen Platz im Leben gegeben. Dafür war ihm Buff auf ewig dankbar.

Im Waisenhaus hatten sie Buff »Rospaner« genannt, weil keiner wusste, wo er eigentlich herkam. Was dieser Begriff bedeuten sollte, hatte ihm nie jemand verraten. Vielleicht »der Unbedeutende«. Denn so war sich Buff damals vorgekommen, so fühlte er sich manchmal immer noch. Buff hatte niemals verstanden, was sein Zweck im Universum sein sollte.

Eins wusste er allerdings: Er war der engste Vertraute von Mogaw, der schließlich sogar Kaiser von Olymp geworden war und damit ein wichtiger Mann nicht nur dieses Teils der Galaxis, sondern der ganzen Milchstraße. Der Kaiser nannte Buff niemals »Rospaner«, Mogaw hatte für ihn den einen oder anderen eigenen Spitznamen gefunden. Zuweilen rief er ihn »Krötchen«. Kein besonders hübscher Name, aber wenn der Kaiser ihn aussprach, klang er lustig.