Terminus 8: Finale für Arcane 2 - Olaf Brill - E-Book + Hörbuch

Terminus 8: Finale für Arcane 2 E-Book und Hörbuch

Olaf Brill

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Beschreibung

Großangriff der Blues – verdeckter Einsatz auf einem Planeten unter Feuer Das Jahr 1523 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Am äußersten Rand des Sonnensystems, zwischen den Kleinstplaneten des Kuipergürtels, wird Perry Rhodan mit einem unheimlichen Rätsel konfrontiert. Neun Obelisken, die trotz des Kunstlichts der Raumfahrer keine Schatten werfen, schweben in einem Kreis. Sie sind uralt – und niemand weiß etwas über sie. Doch in Perry Rhodan werden Erinnerungen wach, die ihn gedanklich zurück in die Vergangenheit versetzen. Vor 1500 Jahren hatte die Menschheit mit Wesen zu tun, die überall in der Milchstraße ihre Machenschaften betrieben. Der Begriff "Terminus" ist damit aufs Engste verbunden. Terminus bedeutet aber auch, auf das 35. Jahrhundert alter Zeitrechnung zu blicken – auf die Zeit des Solaren Imperiums, auf den Angriff der Antiterranischen Koalition und auf die Begegnung der Menschen mit einem verborgenen Imperium ... PERRY RHODAN-Terminus: zwölf spannende Science-Fiction-Romane!

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Zeit:3 Std. 39 min

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 8

Finale für Arcane 2

Großangriff der Blues – verdeckter Einsatz auf einem Planeten unter Feuer

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Arcanesystem, CART RUDO

2. Geisterstadt, Arcane 2

3. CART RUDO

4. Unbekanntes Raumschiff

5. Im Shift, Arcane 2

6. Residenz der Planetenverwalterin

7. Wüste, Arcane 2

8. Unter Sen Viyalis Residenz

9. Wüste, Arcane 2

10. Sammelstelle der Planetarier

11. Im Bahnhof, Arcane 2

12. Sen Viyalis Residenz

13. CART RUDO

14. Über Arcane 2

15. CART RUDO

16. Unbekanntes Schiff

Lesermagazin

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

1500 Jahre nach dem Aufbruch ins All hat sich die Menschheit über die Milchstraße ausgebreitet. Doch die Bewohner vieler Welten fühlen sich der Erde nicht mehr verbunden – mit der Antiterranischen Koalition planen sie einen Bruderkrieg.

Perry Rhodan lässt das Sonnensystem hinter einem Zeitschirm verstecken. Der große Krieg wird verhindert.

Es stellt sich heraus, dass in der Milchstraße ein weiterer Konflikt herrscht, womöglich seit vielen Jahren und vor den Augen der Menschen verborgen. Uralte Mächte sind auf verschiedenen Planeten aktiv, sie bedrohen nicht nur die Erde, sondern auch die Welten der Antiterranischen Koalition.

Die Spur der Verschwörer führt auf einen geheimen Werftplaneten in der Eastside der Galaxis. Rhodan macht Jagd auf eine gestohlene Superwaffe – und gerät in das FINALE FÜR ARCANE 2 ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator ist auf der Flucht.

Gucky – Der Mausbiber geht in die Luft.

Darren Zitarra – Der Dabrifaner macht sich selbstständig.

Miranda Carter – Die Emotionautin geht an ihre Grenzen.

Caruso

1.

Arcanesystem, CART RUDO

30. November 3430

»Ortungsalarm! Die Flotte geht in die nächste Linearetappe ...«

Es dauerte keine Minute, bis die nächste Meldung kam. »Siebzig Schiffe der Blues sind soeben zwischen den Bahnen des zweiten und dritten Planeten aus dem Linearraum getreten.«

»Jetzt wollen die Freunde es wissen«, brummte Jason I. Perez, Befehlshaber der CART RUDO im Rang eines Oberstleutnants.

Das Raumschiff trug den Namen eines berühmten terranischen Kommandanten, der mit Perry Rhodan in den Krieg gegen die Meister der Insel gezogen war. Was seinen eigenen Namen anging, so hielt Perez streng geheim, wofür das »I« darin stand. Er griff nach seiner Tasse Kaffee und blies sanft gegen die schwarze Flüssigkeit. Terranischer Kaffee war noch immer der beste der Galaxis, selbst wenn man einmal auf Ferrol gewesen war.

Perez behielt den zweigeteilten Hauptbildschirm genau im Blick. Kleinere Monitoren seines Kommandopults lieferten zusätzliche Daten, Zahlenkolonnen und schematische Darstellungen.

Die Zeitspringerin Juki Leann trat einen Schritt vor. Sie war eigentlich nur als Beobachterin in der Zentrale, aber Perez ließ sie gewähren. Noch. Die junge Frau brauchte möglicherweise eine Lektion, wie man sich in Gefahrenlagen wie dieser auf einem Schiff der Solaren Flotte verhielt.

»Unser Team ist auf dem Planeten«, bedrängte sie den Kommandanten. »Die Blues da werden sie zusammenschießen und alles in Fetzen reißen. Wir müssen eingreifen, sofort!«

Sie sagte »unser Team«. Nicht »Rhodan«. Nicht »Rhodan und Zitarra«. Vielleicht lernte sie bereits, strategisch zu denken und sich nicht von Emotionen hinreißen zu lassen. Immerhin waren sie Verbündete.

»Mal langsam mit den jungen Pferden!« Perez blies noch einmal auf den Kaffee. »Glauben Sie mir, der Großadministrator hat ein wenig Erfahrung mit solchen Situationen. Er braucht noch lange nicht unsere Hilfe. Und wenn es so weit ist ...« Er lächelte hintergründig und nippte an der Tasse. »... werden wir schon da sein!«

Mit Rhodan war Funkstille vereinbart worden, bis dieser ein Raffersignal sandte: Aufforderung zur Abholung. Auf diese Weise sollte sowohl die CART RUDO in der Korona der Zwergsonne Arcane als auch das Einsatzteam auf dem Planeten Arcane 2 möglichst lange unentdeckt bleiben. Perez beabsichtigte, sich an seine Befehle zu halten. Wenn die Lage brenzlig wurde, konnte er immer noch anders entscheiden. Im Moment würden sie weiter stillhalten und lediglich beobachten.

Die CART RUDO trieb ohne Fahrt im Ortungsschutz der roten Sonne, wie eine Muräne, die sich in einem Korallenriff versteckte. Die Ferntastung und alle sonstigen nicht erforderlichen Systeme waren desaktiviert. Das Raumschiff lag still. Arcane schützte sie. Noch ahnte niemand etwas von ihrer Anwesenheit in diesem System.

Verglichen mit der Sonne war der terranische Schlachtkreuzer mit seinen sechshundert Raumsoldaten an Bord ein Winzling. Vor allem aber war die CART RUDO kleiner als die meisten der zweihundertzehn Bluesschiffe, die sich zuerst weit draußen am Rand des Vierplaneten-Systems gesammelt hatten, dann auf die Bahn des vierten Planeten vorgestoßen waren und nun offenbar Arcane 2 ins Visier nahmen.

Zwar übertraf die Feuerkraft von Kampfschiffen des Solaren Imperiums die von Bluesraumern. Die Terraner verfügten über die Transformkanone, die andere Völker der Galaxis noch immer nicht erfolgreich nachgebaut hatten. Aber es wäre einem Selbstmordversuch gleichgekommen, die CART RUDO gegen die Jülziish, wie die Fremdwesen sich selbst nannten, in die Schlacht zu führen.

Der Flotte der Blues, genauer des Zweigvolkes der Gaatanyj, hatten die Terraner nichts entgegenzusetzen. Zumal die Blues zu Recht vor Ort waren. Sie waren die legitimen Herrscher der Eastside. Nach galaktischem Völkerrecht gehörte das Arcanesystem ihnen.

Perez lehnte sich zurück. So zeigte er der jungen Frau, dass die Sache damit für ihn erledigt war, und der Besatzung, dass er keinen Grund zur Sorge sah. An den Arbeitsplätzen in der Zentrale der CART RUDO saßen die erfahrensten Raumfahrer der Solaren Flotte, aber auch einige Neulinge, für die es der erste Risikoeinsatz dieser Art war. Sie waren gut ausgebildet, gewiss, sie waren auf Gefahrensituationen vorbereitet. Doch sie sollten wissen, dass der Kommandant alles im Griff hatte. Wenn der Kommandant gute Laune hat, ist alles in Ordnung.

Die Orter, Piloten und Astronavigatoren in der Haupt- ebenso wie in allen Nebenzentralen taten ihren Dienst, beobachteten die Bluesflotte und sorgten dafür, dass die CART RUDO jederzeit einsatzbereit blieb: Triebwerke, Waffensysteme, passive Ortung zur ständigen Kontrolle der militärischen Lage. Die Emotionauten standen für den sofortigen Einsatz zur Verfügung.

»Da kommen die nächsten siebzig!«, kommentierte Captain Miranda Carter das auf dem Panoramaschirm sichtbare Geschehen mit sachlicher Stimme.

Perez hatte der jungen Astronavigatorin und Emotionautin bei ihrem Amtsantritt keine besondere Beachtung geschenkt. Inzwischen wusste er, dass sie eine ausgezeichnete Pilotin war, der er sein Raumschiff jederzeit anvertrauen konnte. Mithilfe der SERT-Haube konnte sie die CART RUDO so steuern, als wäre sie ihr eigener Körper.

»... und der ganze Rest! Die gesamte Flotte der Blues ist zwischen Arcane Zwei und Drei materialisiert. Sie schwärmen in Kugelform aus.«

Perez nickte. Das hatte er erwartet. Der Weltraum war kein flaches Schlachtfeld wie einst bei den Römern. Die Streitkräfte verteilten sich stets im dreidimensionalen Raum. Aber waren die Blues wirklich gekommen, um den Planeten in Fetzen zu reißen, wie Leann sich ausgedrückt hatte? Und wo waren ihre Gegner, die den Jülziish schon einmal eine schwere Niederlage beigebracht hatten, als die Blues mit einer wesentlich kleineren Flotte gekommen waren?

Die Antwort folgte prompt. »Energie- und Neumasseortungen. Eine andere Flotte. Überschweres Einsatzgeschwader. Kugelschiffe!«

Perez schmatzte anerkennend. Die Verteidiger waren da! Oder die Besatzer des Arcanesystems, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man die Sache sah.

»Das sind keine Schiffe der Solaren Flotte. Obwohl sie so aussehen.«

Wieder nickte Perez. Wie gehabt. Ihr rätselhafter Gegner – das Heimliche Imperium – hatte streng geheime terranische Baupläne gestohlen und diese Schiffe geradezu perfekt nachgebaut, linearflugtauglich und raumkampffähig. »Raubkopien«, wie Perez sie bei sich nannte. Dass dem Gegner dies gelungen war, zeigte, dass seine Spione sogar gefährlicher waren als die Geheimagenten des Imperators Dabrifa, der mit der Angriffsflotte der Antiterranischen Koalition das Solsystem attackiert hatte.

»Es sind andere als die, die vor Kurzem das System verlassen haben«, verkündete Professor Renier Bievre von seiner Arbeitsstation aus. Der mit einer stattlichen Körperfülle beschenkte Hyperphysiker, der auf einer obligatorischen Zigarette kaute, hatte die randlose, runde Brille vorübergehend auf die Stirn geschoben und studierte die Daten auf seinem persönlichen Monitor aus nächster Nähe.

Bievre war aus dem Team von Professor Waringer, des Ersten Wissenschaftssenators des Solaren Imperiums, auf die CART RUDO abgestellt worden. Er war »Waringers bester Mann« für sechsdimensionale Phänomene, eine Koryphäe. Gleichwohl war er der solaren Öffentlichkeit kaum bekannt und hauptsächlich unter Fachleuten renommiert. Er war keine der prominenten Galionsfiguren, die in den Geschichtsbüchern auftauchten wie die Kalups und Waringers. Sondern er verrichtete seine Arbeit meist im Hintergrund, leise und unauffällig.

Bievre war Besatzungsmitglied im Rang eines Captains und hatte sich sogar in die lindgrüne Uniform der Flotte gezwängt. Nur irgendwie hatte er es geschafft, diese schon nach wenigen Tagen so aussehen zu lassen, als habe er sie ununterbrochen ein halbes Jahr lang getragen.

Bievre rauchte eine Zigarette nach der anderen und trank dreimal so viel Kaffee wie Perez. Der Mann war das personifizierte Chaos – doch zweifellos ein Genie. Vielleicht würde der Flug mit der CART RUDO ihm eines Tages seinen Platz in den Geschichtsbüchern sichern.

Missbilligend betrachtete Perez den Arbeitsplatz, den Bievre sich zusätzlich zu seinem Dienstzimmer an Bord direkt in der Zentrale eingerichtet hatte. Mehrere 3-D-Bildschirme versorgten den Hyperphysiker ununterbrochen mit Informationen, und immer wieder fütterte er die Schiffspositronik über eine altmodische, handgesteuerte Texteingabe mit Analysen, Hypothesen und weiterreichenden Arbeitsaufträgen, die er aus dem Datenmaterial erschloss.

Er hatte zahlreiche eng beschriebene Schreibfolien über sein Pult verteilt und dabei das Kunststück fertiggebracht, erstens Knicke in das stabile Kunststoffmaterial zu quetschen und zweitens Kaffeeränder darauf zu verteilen, was eigentlich völlig unmöglich war.

Perez stellte bei sich verwundert fest, dass er wie bei Leann auch Bievre trotz dessen unmilitärischer Art ebenso selbstverständlich gewähren ließ. Der Professor würde sein äußeres Auftreten nicht ändern, schien sogar nur so zu funktionieren. Und solange er die Analysen lieferte, die man von ihm erwartete, sollte es dem Kommandanten recht sein.

Aber Herrgott, machte auf seinem Schiff bald jeder, was er wollte? Vielleicht sollte er doch gelegentlich ein disziplinarisches Exempel statuieren. Perez machte eine geistige Notiz.

Mit einem sanften Surren saugte die Ventilationsanlage den Rauch von Bievres Zigarette ein. Rhodan hatte zwar befohlen, der Hyperphysiker dürfe an Bord der CART RUDO nur noch geruchslose Zigaretten rauchen, Genie hin oder her. Aber sicher war sicher. Als das automatische System seine Arbeit begann, warf Bievre der weit über ihm installierten Ansaugeeinheit einen verärgerten Blick zu.

Perez registrierte es mit stiller Genugtuung.

»Jou«, sagte Bievre und schaute auf eine Folie, den Bildschirm rechts von ihm, den Bildschirm links von ihm und eine andere Folie. Dann noch einmal: »Jou, jou.«

Perez wusste, was nun kam. Im Alltag machte der Hyperphysiker nicht viele Worte. Ganz anders war dies, sobald es um wissenschaftliche Fakten und logische Schlussfolgerungen daraus ging.

»Ich kann Ihnen dazu noch eine ausführliche Analyse liefern, mit genauen Daten, weiterführenden Informationen und Spekulationen zu den ...«

Perez winkte ab. »In aller Kürze bitte. Das Wichtigste zuerst.«

»Kurz, natürlich«, murmelte Bievre. Er speicherte eine Datei, an der er augenscheinlich bereits gearbeitet hatte. Für später.

Wissenschaft sammelte manchmal Erkenntnisse »auf Vorrat«, die dann zum geeigneten Zeitpunkt abgerufen werden konnten. So war es vor vielen Jahrhunderten den ersten Physikern ergangen, die sich mit der Erforschung von Atomen befasst hatten, ohne dass dafür eine direkte Anwendung bekannt gewesen war. Erst Jahrzehnte später waren daraus elektronische, dann positronische Computer und Raketen mit Atomantrieb entstanden. Und Waffen, die auf Kernspaltung und Kernfusion beruhten.

Und nun standen einander im Arcanesystem zwei Flotten von Raumflugkörpern gegenüber, von denen einige so groß waren, dass sie die meisten Gebäude solarer Planeten um ein Vielfaches überragten: die Diskusschiffe der Blues und die nachgebauten Kugelraumschiffe.

Bievre lieferte seine kurze Analyse. »Ich erspare Ihnen die technischen Daten. Die Imitate terranischer Schiffe, ...«

Raubkopien, dachte Perez.

»... fünfzig an der Zahl, darunter fünf Superschlachtschiffe der IMPERIUMS-Klasse und zehn Schlachtschiffe der STARDUST-Klasse, ...«

Allein diese Schiffe waren jedes für sich größer als die CART RUDO. Die Superschlachtschiffe hatten den dreifachen Durchmesser und das siebenundzwanzigfache Volumen.

»... sind der Jülziish-Flotte rein zahlenmäßig unterlegen, was jedoch durch die größere Feuerkraft ihrer Bordkanonen kompensiert werden dürfte. Wenn die ihre Hausaufgaben gemacht haben, ...« Er lächelte über die eigene saloppe Formulierung. »... dürften dort Impulskanonen, Desintegratoren und Transformkanonen mit tausend Gigatonnen TNT und Kernschussreichweiten bis eine Million Kilometer installiert sein. Ich vermute, dass sie nur unsere Supertransformkanone nicht nachbauen konnten, die eine weitaus höhere Sprengkraft und Reichweite hätte.«

Hat er nicht versprochen, technische Daten außen vor zu lassen?, dachte Perez verdrossen.

»Es sind aber nicht nur die fünfzig Kugelraumer. Es gibt ein einundfünfzigstes Schiff.«

Perez horchte auf. Endlich kam der Hyperphysiker zur Sache.

Eine Schemazeichnung baute sich auf dem Kontrollschirm des Kommandanten auf. Der zog staunend die Augenbrauen hoch. Das fremde Raumschiff besaß Diskusform, war aber kein breiter »Suppenteller« wie die Einheiten der Blues, sondern eher eine flache Linse.

»Horizontaldurchmesser vierhundert Meter, Vertikaldurchmesser fünfzig. Nimmt eine strategische Position hinter der Flotte ein.« Bievre schob seine Brille zurecht, die dennoch leicht schief über den Augen hing, und blickte Perez dadurch an. »Es ist schwarz«, fügte er hinzu, wie um seine Beschreibung für schlichtere Charaktere greifbar zu machen.

Perez schickte ein heimliches Stoßgebet zu den Sternengeistern.

»Ich halte es für das Kommandoschiff der Flotte«, fuhr Bievre fort. »Es bleibt passiv im Hintergrund, während die anderen Kampfeinheiten sich so positionieren, dass sie einen maximalen Rauminhalt beherrschen.«

Perez betrachtete ein dreidimensionales Bild, das ihm die Flotte der Kugelschiffe und die Position des Diskusschiffs darin zeigte. Der König im Schachspiel. Die wichtigste Figur musste von den untergeordneten beschützt werden. Alle anderen Figuren, die sich um Angriff und Verteidigung kümmerten, strebten danach, mit ihrer Feuerkraft möglichst viel Raum auf dem Spielbrett unter ihre Kontrolle zu bringen.

So konnte die anstehende Raumschlacht mit dem terranischen Schachspiel, dem arkonidischen Garrabo oder noch besser mit dem altchinesischen Go verglichen werden: Zunächst ging es nicht so sehr darum, Schüsse abzugeben oder Einheiten des Gegners zu vernichten, sondern die eigenen Figuren in vorteilhafte Positionen zu bringen, die Anspruch auf den Raum geltend machten und die Zugmöglichkeiten des Gegners einengten.

Wie Perez sehr wohl wusste, konnte ein solches Strategiespiel sehr schnell in ein tödliches Gemetzel ausarten. Die Waffen, die dort im Weltraum aufeinander gerichtet wurden, jagten ihre Wirkladungen am Rande der Lichtgeschwindigkeit ins All.

*

Admiral Fylünsai Ti'irk stand hoch aufgerichtet am Kommandopult des Vierhundert-Meter-Kreuzers, von dem aus er die Flotte führte. Angespannt überblickte er die permanent hereinkommenden taktischen Informationen, die sich in schneller Folge als 3-D-Bilder vor ihm aufbauten. Ti'irk trug die Kampfuniform eines Admirals der Gaatanyj, jenes Zweigvolkes der Jülziish, das Anspruch auf das System der kleinen roten Sonne erhob.

Ti'irk war größer als die meisten Angehörigen seines Volkes. Er besaß einen dürren, humanoiden Körper mit kurzen Beinen und langen, starken Armen. Die Hände hatten jeweils vier Finger und drei Daumen. Über dem langen, dünnen Hals pendelte der diskusförmige Kopf, an dessen Rand vorn und hinten jeweils zwei ellipsenförmige Augen saßen. Die Mundöffnung lag vorn am Hals. Ein Jülziish erzeugte damit Laute, die üblicherweise im Ultraschallbereich lagen.

Hals und Kopf wiesen die typische blassrosa Färbung auf, in seinem Fall durchsetzt mit roten und violetten Streifen, die einen besonders imposanten Rahmen um Ti'irks Gesicht legten. Wegen des mit zartem, blauem Pelzflaum bedeckten Körpers hatten die Terraner die Jülziish vereinfachend »Blues« genannt. Noch respektloser war die Bezeichnung »Tellerköpfe«.

Darüber dachte Ti'irk nach, als er die Bewegungen des Kampfverbands der Kugelschiffe studierte, die so sehr an terranische Einheiten erinnerten. Die Terraner hatten vor über tausend Jahren die Arkoniden als beherrschende Macht der Westside abgelöst und die Jülziish in einen Krieg verwickelt. Aber die Macht des Solaren Imperiums der Terraner war zerbröckelt, so wie die vieler anderer Sternenreiche zuvor. Vor einem Monat hatte eine Koalition aus Völkern ehemaliger terranischer Kolonien das Heimatsystem der Menschen angegriffen und zu Staub zerblasen. Der Admiral war gut unterrichtet.

Doch waren es wirklich Terraner, die sich offenbar schon vor langer Zeit auf der zweiten Welt dieses Systems der Gaatanyj eingerichtet und deren Bodenschätze erbarmungslos ausgebeutet hatten? Wer auch immer den Gaatanyj das angetan hatte ... Es ging um die Zukunft von Ti'irks Volk, das sich so stark vermehrte, dass es auf keinen bewohnbaren Planeten in seinem Machtbereich verzichten konnte. Nun galt es, den Planeten und für die Besitzer zurückzuerobern – die Gaatanyj.

Ihre Erkundungsflotte hatte wieder abrücken müssen. Dabei hatten sie jedoch wertvolle Erkenntnisse über die Kampfkraft der Gegner gewonnen und ganz nach Plan ein Vorauskommando mit Bodentruppen auf dem Planeten abgesetzt.

Wie hieß noch einmal der Kommandant, den Ti'irk auf diese Himmelfahrtsmission geschickt hatte? ... Tääj Yöriil. Soeben traf die Meldung ein, dass Yöriil im Einsatz gefallen war.

Er war nützlich gewesen. Er hatte dem Flottenkommando per Hyperfunk aufschlussreiche Informationen über die Verhältnisse auf dem Planeten geliefert: Die fremden Besatzer hatten dort große Industrieanlagen errichtet, Raumschiffswerften, die den Jülziish noch nützlich sein konnten.

Zunächst ging es jedoch darum, die Raumhoheit im System zu sichern. Ti'irks Flotte war größer als die der unbekannten Invasoren. Doch die Waffen, die auf den gegnerischen Kugelschiffen installiert waren, konnten den Jülziish gefährlich werden.

Ti'irk hob stolz den Kopf und betrachtete auf dem großen Hauptschirm den Weltraum und die vor ihm liegende Flotte seiner Kampfschiffe, die, wie bei den Gaatanyj üblich, Diskusform hatten. Sie bewegten sich langsam vorwärts. Tiefer im Raum standen die Kugelschiffe der Widersacher.

Er hegte keinen Zweifel daran, dass er es war, der den Sieg davontragen würde. Admiral Fylünsai Ti'irk war ein hochdekorierter Soldat, und dies war nicht die erste Schlacht, die er geschlagen hatte. Niederlagen waren für Jülziish nicht akzeptabel. Daran sollte er seine Streitkraft noch einmal erinnern.