1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,00 €
Dieses eBook: "Mißverständnisse: Ein Lustspiel" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Achim von Arnim (1781/1831) war ein deutscher Schriftsteller. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als wichtigster Vertreter der Heidelberger Romantik. Aus dem Buch: "Goldmann (tritt mit einem Brief heraus): Also der Herr Graf wollen jetzt ihren Sohn hieher schicken, sie schreiben zwar etwas hochmütig, aber was kümmert mich der alte Esel; den Sohn habe ich in Berlin gesehen, ein braver, schöner Mann, er wird mein Kind lieben, er wird es glücklich machen. He Freyer! - schnell, Freyer! - ich habe mit Ihnen zu reden. Freyer Herr Goldmann, was befehlen Sie? Goldmann: Kein Befehl, lieber Freyer, bloß Bitte. Sie sind ein junger Mann, dem ich alles anvertraue, für den ich gern bei Gelegenheit etwas tun möchte, und meine Tochter scheint Ihnen gewogen. Freyer Mein früheres Mißgeschick hat mir ihr Wohlwollen verdient, ich ehre es wie eine Himmelsgabe."
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2014
Das Kontor des Herrn Goldmann mit zwei großen Spiegeln im Vorgrunde geziert, zwischen denen ein Schachbrett auf einem Tische steht. Im Hintergrunde vergitterte Pulte, wo Goldmann, Freyer und Wetz arbeiten.
Goldmann(tritt mit einem Brief heraus): Also der Herr Graf wollen jetzt ihren Sohn hieher schicken, sie schreiben zwar etwas hochmütig, aber was kümmert mich der alte Esel; den Sohn habe ich in Berlin gesehen, ein braver, schöner Mann, er wird mein Kind lieben, er wird es glücklich machen. He Freyer! – schnell, Freyer! – ich habe mit Ihnen zu reden.
Freyer Herr Goldmann, was befehlen Sie?
Goldmann: Kein Befehl, lieber Freyer, bloß Bitte. Sie sind ein junger Mann, dem ich alles anvertraue, für den ich gern bei Gelegenheit etwas tun möchte, und meine Tochter scheint Ihnen gewogen.
Freyer Mein früheres Mißgeschick hat mir ihr Wohlwollen verdient, ich ehre es wie eine Himmelsgabe.
Goldmann: Das Engelskind wird der Mutter immer ähnlicher, oft möcht' ich weinen, wenn ich sie ansehe und denke, wie mir die Mutter, als ich noch ein armer Kontordiener war, den ersten Kuß gab. Ich wollte, meine Tochter verliebte sich auch.
Freyer Ihre Liebe würde jeden beglücken.
Goldmann: Ich muß Sie umarmen, Freyer, Sie kennen meine Tochter, Sie verdienen Ihr Glück zu machen. Gehen Sie gleich zu ihr.
Freyer Ich werde aus Verlegenheit nicht sprechen können.
Goldmann: Sie müssen sprechen. Liebstes Freyerchen, Sie müssen es ihr recht schön vortragen. Ich würde es ihr selbst sagen, aber ich bin zu hitzig; ich könnte alles verderben, wenn sie mir nach Jungfernart käme und sagte, sie sei noch zu jung zum Heiraten. Sie müssen mit rechter Wärme reden.
Freyer Ihr gütiger Wille, Ihr Befehl wird mir Mut geben. (Er will gehen.)
Goldmann: Sie gehen schon und wissen noch nicht, was Sie bestellen sollen; wie dumm, Freyer, wie dumm! Hören Sie erst, nichts übereilt. Sie kennen den alten Grafen Pergament?
Freyer(vor sich): Was soll denn der bei meiner Heirat! (Laut) Von Ansehn kenn ich ihn, wenn er von seinem Gut hereinkam.
Goldmann: Es ist ein alter Lukrinsky, sein schönes Vermögen hat er fast ganz verspielt, aber er hat einen herrlichen Sohn, der soll meine Tochter heiraten. Der Vater schreibt mir, daß er heut mit ihm hier eintrifft, Sie sollen meine Tochter vorbereiten, sie muß ihn nehmen, oder ich enterbe sie.
Freyer: Ist sonst kein sanfter Grund, der für die Heirat spricht?
Goldmann: Ei tausend. Die Welt schreit nur nach Geld, in mir schreit alles Geld nach Ehre, ich bin zur Ehre viel zu alt, ich will an meiner Tochter Ehre mich erfreuen, will sie zu Hofe fahren sehen im Diamantenschmuck der Mutter, des Schwiegersohns Güter mache ich von Schulden rein und lebe auf dem schönsten, spiele Schach und schieße Hasen, das soll mein Lohn für alle Sorgen sein.
Freyer: Die Handlung aber, alle herrlichen Geschäfte?
Goldmann: Ich habe keinen Sohn und keinen näheren Verwandten, die übergebe ich Ihnen als ein Lohn, wenn Sie die Heirat stiften, Sie sind dann ein gemachter Mann.
Freyer: Wie gütig, Herr Goldmann, noch hab ich's nicht verdient.
Goldmann: Ich traue Ihnen ganz, Sie können, was Sie wollen. (ab.)
Freyer(leise): Kaum halt ich mich, so bebt mir der Schreck in allen Gliedern. Freyer, diesmal warst du nahe deinem Sturze! – Mein ganzes Glück war verloren, wenn er meine kühnen, unbescheidenen Wünsche geahndet hätte; das Glück meiner armen Mutter, ihr ruhiges Alter stand auf dem Spiele dieses Mißverständnisses. Wie konnt' ich ihn so mißverstehen, als ob er mir die einzige, reiche Tochter zudächte! Das kommt davon, wenn ich mich heimlich meinen Wünschen überlasse, sie ist so freundlich, ich will sie meiden, will diese tolle Liebe rasch bekämpfen; das sei ein erstes Zeichen des Triumphs, wenn ich mit Ruhe ihr die unsel'ge Botschaft sage, alle Gründe vollwichtig aufzähle. Ach wär' sie arm, ein armes Bettlermädchen, da dürft' ich eher an sie denken, könnte sie schon nähren. (Laut zu Wetz:) Geben Sie mir den kopierten Brief, ich will ihn zusiegeln.
Wetz: Ich fange eben an, ihn abzuschreiben.
Freyer: Sie sind ein fauler Mensch, wenn Sie's so weiter treiben, muß Herr Goldmann Sie fortschicken.
Wetz: Es gibt so viel politische Neuigkeiten, darüber hab ich es versäumt.
Freyer: In unsrer Zeit gibt jeder sich mit andrer Leute Arbeit ab und versäumt die eigne; wer weiß, ob nicht die Herren Minister die Politik nur darum versäumen, weil sie Handelsspekulationen machen. Sein Sie fleiß'ger, Wetz, so geht's nicht länger. (ab.)
Wetz(tritt heraus): Er ist fort! Mich fortschicken? Grobian. Was hat er mir zu befehlen, dient er nicht so gut wie ich? Das soll ihm teuer zu stehn kommen. Er hat vergessen, sein Pult zu schließen: rasch, Wetz, du dachtest fortzulaufen, jetzt muß er das Feld räumen, rasch die falschen Wechsel in sein Pult. Läuft heut ein falscher Wechsel ein, erkennt der Goldmann die nachgemachte Unterschrift und stellt er mich zur Rede, wie ich das Geld mir habe darauf zahlen lassen, so sag ich dreist, ich hätt's dem Freyer gegeben, von ihm sei mir der Wechsel eingehändigt; er wird bei Freyer nachsehn, findet da die andern falschen Wechsel, es kann nicht fehlen, er ist gestürzt, ich bin gerettet und kann mit Tienchen lustig leben. Nun, mein edler Herr Freyer, wird man mich noch fortschicken, oder werden Sie mit der Wache durch die Stadt geführt, daß die Gassenbuben Ihnen nachschimpfen? Kein Insekt so klein, es hat einen Stachel, wenn es getreten wird, ich werde stechen aufs Blut, ich hab es wohl bemerkt, daß Sie mit Herrn Goldmann eben jetzt so heimlich meinen Untergang beredeten, mich wegzuschicken; ich kenne Ihre Mienen. Mich fortschicken, ei! Es schlägt schon zwölf; mit leichtem Herzen geh ich jetzt zu meinem Mädchen und sage ihr, daß wir noch nicht davonzulaufen brauchen. (ab.)