Mit Chinesischer Medizin zu einem starken Immunsystem - Evemarie Wolkenstein - E-Book

Mit Chinesischer Medizin zu einem starken Immunsystem E-Book

Evemarie Wolkenstein

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Beschreibung

„Lebenspflege“ für geistige und körperliche Gesundheit Ein starkes Immunsystem bildet die Grundlage für ein gesundes, langes, lustvolles und möglichst leidensfreies Leben. Auf die Abwehrkraft dieses Immunsystems hat unser Lebensstil doppelt so viel Einfluss wie unsere Gene. Schon vor mehr als dreitausend Jahren wurde in China dafür der Begriff Yang Sheng 杨生, Lebenspflege, verwendet. Die Ärztin Evemarie Wolkenstein erklärt, warum westliche Wissenschaft und östliche Tradition nicht im Widerspruch stehen, wenn es darum geht, unser Immunsystem und damit uns selbst abwehrkräftig und gesund zu erhalten. • Wissen rund um das Immunsystem – verständlich erklärt und nach Lebensabschnitten aufgeteilt • Westliche Wissenschaft und traditionell fernöstliche Lehre im harmonischen Einklang • Zahlreiche praktische Beispiele inkl. Ernährungstipps und Atemübungen

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Evemarie Wolkenstein

Mit Chinesischer Medizinzu einemstarken Immunsystem

Wegen stilistischer Klarheit und leichterer Lesbarkeit wurde im Text größtenteils auf die sprachliche Verwendung weiblicher Formen verzichtet. Ausdrücklich sei hier festgehalten, dass die Verwendung der männlichen Form inhaltlich für alle Geschlechter gilt und keinesfalls einen sexistischen Sprachgebrauch darstellt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright © 2021 maudrich Verlag

Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, Austria

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.

Umschlag, Gestaltung und Illustrationen: Rike Hofmann, www.weloveyouall.com

Lektorat: Astrid Fischer, Berlin, www.astridfischer.eu

Satz: Hannes Strobl, Satz•Grafik•Design, Neunkirchen

Druck: Finidr, Tschechien

ISBN 978-3-99002-134-7 (print)

ISBN 978-3-99111-389-8 (epub)

Für meine Patientinnen und Patienten

INHALT

VORWORT

Einführung

DAS IMMUNSYSTEM STELLT SICH VOR

Das angeborene und erworbene Immunsystem

Das Immunsystem und seine Kämpfer

Wer kämpft für uns?

Kapitel Eins

DER EMBRYO – WIR KOMMEN AUS DEM WASSER

Die Eigenschaften des Wasser-Elements

Die Plazenta (Mutterkuchen) als Verbindung zur Außenwelt

Die Entwicklung des Embryos

Das Darmhirn

Mütterlicher Stress hat Konsequenzen für den Fötus

Epigenom – unser Einfluss auf die Gene

Schwangerschaft aus Sicht der chinesischen Tradition

Der Fötus

Die Geburt – die Rolle der Darmflora von Mutter und Kind

Kapitel Zwei

DIE KINDHEIT – DAS WACHSEN IM ZEICHEN DES HOLZ-ELEMENTS

Das erworbene Immunsystem entsteht

Der Nestschutz – Immunität von Neugeborenen gegen Infekte

Der Energy-Drink Muttermilch

Wärmeschutz – das braune Fett

Lernen heißt Vernetzen – die neuronale Plastizität

Das Darmmikrobiom macht gescheit

Die Wirkung der Antibiotika auf den Darm des Kindes

Der Einfluss von Darmbakterien auf das Immunsystem

Allergien – immer häufiger in entwickelten Ländern

Allergien – die Rolle des Immunsystems

Das SARS-CoV-2-Virus – kreuzreaktive T-Helferzellen schützen

Bewegung stärkt das Immunsystem

Bewegung fördert Lernverhalten

Bewegung macht gute Stimmung

Der Mensch in der Holz-Phase

Das Konzept der Lebenspflege – Yang Sheng

Yang Sheng für Holz-Menschen

Liu Zi Jue – die sechs heilenden Laute

Kapitel Drei

DAS FEUER DER JUGEND – DAS FEUER-ELEMENT

Entzündung – das Feuer der Abwehrzellen

Covid-Erkrankung bei Jugendlichen

Stress befeuert die Organe

Chronischer Stress schwächt das Immunsystem

Sport aktiviert Abwehrzellen

Stress wirkt auf den Darm

Kinder und ihr Bauchweh

Fast Food und Übergewicht als Folge

Übergewicht und Body-Mass-Index (BMI)

Covid-19 und Übergewicht

Ernährung und Akne

Der Mensch in der Feuer-Phase

Yang Sheng für Feuer-Menschen

Liu Zi Jue – die sechs heilenden Laute

Kapitel Vier

DIE MITTE DES LEBENS – DAS ERDE-ELEMENT

Die Verdauung bestimmt unsere Mitte

Das Mikrobiom beeinflusst unser Leben

Das leistet die Darmflora für uns

Der Reizdarm beeinflusst die Psyche

Darmbakterien machen gute Laune

Emotion und Schmerz hängen zusammen

Die Mitte des Lebens ist Grundlage für ein lebenswertes Altern

Oxidativer Stress verkürzt die Lebenszeit von Zellen

Strategien gegen den Alterungsprozess

Infektanfälligkeit und Blutzuckerspiegel

Braunes Fett hilft dem Immunsystem

Der Zeitplan des Stoffwechsels – die Organuhr

Der Mensch in der Erde-Phase

Yang Sheng für Erde-Menschen

Liu Zi Jue – die sechs heilenden Laute

Kapitel Fünf

DER HERBST DES LEBENS – DAS METALL-ELEMENT

Das Immunsystem altert mit uns

Selbsthilfe durch Pflege der Darmbakterien

Die Darmbarriere

Was verursacht ein Leaky-Gut-Syndrom?

Die Rolle der Magensäureblocker

Neurostress als Antwort des Immunsystems

Autoimmunerkrankungen – Kampf im eigenen Körper

Ungebremste Immunreaktion auf SARS-CoV-2

Vorbeugung gegen Covid-19

Der Mensch in der Metall-Phase

Yang Sheng für Metall-Menschen

Liu Zi Jue – die sechs heilenden Laute

Kapitel Sechs

DAS ALTER – DER WINTER DES LEBENS IM ZEICHEN DES WASSER-ELEMENTS

Das Immunsystem im Alter

Zellalterung kann verhindert werden

mTOR blockieren verlängert Leben

Nicht alles ist genetisch

Lifestyle bestimmt epigenetische Signale

Wir können geistigen Verfall selbst aufhalten

Kalorien sparen kann Organe verjüngen

Stress macht vergesslich – warum?

Stress verkürzt unsere Lebenszeit

Spermidin, der Shooting Star unter den Mikronährstoffe

Demenz beginnt im Bauch

Jünger durch Sport

Qigong

Der Mensch in der Wasser-Phase

Yang Sheng für Wasser-Menschen

Liu Zi Jue – die sechs heilenden Laute

Kapitel Sieben

WAS BEDEUTET IMMUNSYSTEM?

Das angeborene (unspezifische) Immunsystem

Gruppe der weißen Blutkörperchen, die Leukozyten

Beispiel Wundheilung

Barrieren gegen Eindringlinge

Enzyme gegen Bakterienabwehr

Das Komplementsystem (humoraler Anteil)

Das erworbene (adaptive) Immunsystem

Das immunologische Gedächtnis

Die Familie der Zytokine

Einteilung der Interleukine

Die Interferone

Der Tumornekrosefaktor (TNF-α)

Immunologie bei SARS-CoV-2

Zytokinsturm

LITERATURVERZEICHNIS

STICHWORTVERZEICHNIS

Bereits bevor der Mensch erkrankt, ist

es notwendig, aus bestimmten Symptomen

eine heranziehende Erkrankung

zu diagnostizieren und mit entsprechenden

Maßnahmen zuvorzukommen.

HIPPOKRATES

Eine Krankheit zu behandeln,

wenn sie schon ausgebrochen ist,

ist wie einen Brunnen zu graben,

obwohl man bereits durstig ist.

HUANG DI NEI JING, DAS BUCH DES GELBEN KAISERS

Dieses Buch ist das Ergebnis vieler anregender Gespräche, Diskussionen und Fragen, die ich in den Jahren meiner Tätigkeit meinen Patientinnen und Patienten verdanke. Von immer wiederkehrenden Fieberblasen in Stresssituationen bis zu allergischem Asthma, von monatlich auftretenden Halsschmerzen bis zu chronischen Nebenhöhlenentzündungen, von Kinderwunsch bis Neurodermitis bei Kindern, von Erschöpfung bis Blasenentzündungen, von Gelenkerkrankungen bis Übergewicht – die Palette der Beschwerden ist vielfältig.

Eine Aufforderung an mich höre ich besonders in den letzten Jahren mehrfach in der Woche: „Stärken Sie mein Immunsystem“ oder „Ich glaube, mein Immunsystem ist schwach, können Sie es stärken?“ Meine Antwort lautet dann: „Angenommen es gäbe einen Schalter, den ich betätigen könnte, um Ihren Wunsch zu erfüllen, wie würden Sie sich dann fühlen?“

Dann höre ich sehr oft Worte wie: „Ich wäre weniger müde, nicht so abgekämpft, leistungsfähiger, abwehrkräftiger, weniger anfällig, stressresistenter, besser gelaunt, schmerzfrei, seltener krank …“. Kann das Immunsystem all diese Wünsche erfüllen? Ist die Vorstellung von diesen sehr komplexen Abwehrmechanismen realistisch? Was ist das Immunsystem überhaupt? Kann ich es überhaupt beeinflussen und wenn ja, wie?

Diese vielen unterschiedlichen Fragen meiner Patientinnen und Patienten habe ich aufgegriffen und nach Lebenssituationen und Schwerpunkten eingeteilt.

Im ersten Teil stelle ich Ihnen das Immunsystem mit seinen wichtigsten Akteuren vor, denen Sie im Laufe der weiteren Kapitel immer wieder begegnen werden. Nähere Details können Sie im letzten Kapitel nachlesen.

Da finden Sie Begriffe, die, wenn sie ein „Sternchen“ auf Ihrem Laborzettel aufzeigen, unsicher machen. Was sagen sie aus? Bin ich krank? Habe ich eine Entzündung im Körper oder bin ich immun gegen verschiedene Erreger? Wirkt meine Impfung noch oder soll ich mich wieder impfen lassen ?

Sie finden auch Begriffe zum Nachlesen wie z. B. Interferon, das Sie eventuell aus einer Therapie kennen. Dabei kommt es nicht darauf an, alles zu verstehen, wir müssen nicht gleich Experten sein, ich bin es ja auch nicht. Eher möchte ich vermitteln, wie Gesundheit, Gedächtnis, Psyche mit dem Immunsystem zusammenhängen. Ich möchte darauf hinweisen, wo wir selbst Einfluss nehmen können und wo wir uns einfach auf das Zusammenspiel unserer Zellen verlassen können. Unser Körper ist ein verlässlicher Partner.

Die darauf folgenden Kapitel sind den jeweiligen Lebensabschnitten gewidmet, sodass sich je nach Betroffenheit und Lebensalter Hinweise, Anregungen und Tipps finden, so wie ich sie täglich mit meinen Patientinnen und Patienten bespreche. Dabei hilft mir der reiche Erfahrungsschatz der Chinesischen Medizin, mit der ich mich seit mehr als 30 Jahren beschäftige.

Gemäß der Lehre der fünf Wandlungsphasen, auch Fünf-Elemente-Lehre genannt, wird die Entwicklung des Menschen vom Säugling bis zum Greis mit den Bildern der Jahreszeiten und deren Entsprechungen verglichen. Diesen fünf Phasen werden jeweils Organe zugeordnet, wobei der Begriff Organ nicht mit dem westlichen Medizinverständnis ident ist. Vielmehr handelt es sich um Funktionseinheiten, die sowohl körperliche als auch geistige Eigenschaften beinhalten.

So entspricht beispielsweise die Phase des Säuglings dem Werden und Entstehen des Frühlings und damit dem Holz-Element, das Alter dem Winter und der Kälte des Wasser-Elements. Weitere Entsprechungen betreffen z. B. die bioklimatischen Faktoren wie Wind, Nässe oder Kälte. Sie können als krankmachende Einflüsse Nackenschmerzen, geschwollene Gelenke oder Blasenentzündung hervorrufen. Ebenso können Emotionen wie Angst, Kummer, Sorge oder Zorn unseren Organen Schaden zufügen. Wir werden missmutig, verunsichert, weinerlich oder explodieren bei kleinster Aufregung. Daher gilt es, achtsam zu sein, um uns möglichst nicht diesen schädigenden Einflüssen auszusetzen oder sie nicht an uns heranzulassen, wir müssen uns wappnen. Dazu finden Sie in den jeweiligen Kapiteln nähere Hinweise. Wir tragen auch als Erwachsene Charaktereigenschaften der jeweiligen Elemente in uns. Es ist daher hilfreich, in jeder Phase gewisse Prinzipien zu beachten, die uns guttun beziehungsweise schaden könnten.

Der Grundgedanke der Chinesischen Medizin ist, dass ein gesunder Körper seine Balance jederzeit selbst herstellen kann. Yin und Yang befinden sich in einem harmonischen, aber dynamischen Gleichgewicht. Therapie ist dort nötig, wo sich dieses nicht mehr von selbst einstellt. Die Lebensenergie „Qi“ ist ähnlich wie Emotionen und Gedanken nicht sichtbar, aber spürbar durch vitale Kraft, Lebensfreude und Wärme. Qi muss fließen wie das Blut, wenn es stagniert, entstehen Krankheiten. Ein Prinzip lautet: Das Qi folgt dem Blut wie der Schatten der Gestalt.

Die Entwicklung von Krankheit soll möglichst verhindert werden, Prävention ist der wichtigste Gedanke bei der Gesunderhaltung. Daher sollte, wie im Zitat des Gelben Kaisers zu Beginn des Vorworts angeführt, der Brunnen schon gegraben sein, wenn wir Durst bemerken. Symptome zu behandeln, macht viel mehr Mühe, als Krankheiten an ihrem Entstehen zu hindern. Dafür wurde im antiken China die Lehre der Lebenspflege 杨生 Yang Sheng entwickelt, im Westen sagen wir Lifestyle, also Lebensstil, dazu. Das Ziel beider Ideen ist ident: Wir wollen gesund bleiben und möglichst lange ein lebenswertes, interessantes, leidensfreies und damit angenehmes Leben führen und langsam altern. Die gute Nachricht dabei ist: Dafür sind (nur) zu 20 Prozent Gene, zu 30 Prozent die Umwelt, aber zu 50 Prozent der Lebensstil verantwortlich.

Yang Sheng beschreibt die unterschiedlichen Möglichkeiten, sich gesund zu erhalten. Vieles davon machen wir alle selbst, ohne darüber nachzudenken. So schützen wir uns vor Kälte, indem wir uns warm kleiden, um keine Erkältung zu bekommen. Wir achten auf ausreichend Flüssigkeit, damit wir durch Hitze nicht austrocknen. Auf vieles achten wir allerdings nicht oder zu wenig. Nach meinen Erfahrungen würde ich ein Ranking erstellen. Da sind z. B. die Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung und Entspannung. Eigentlich banal, aber wir tun es vielfach trotzdem nicht, denn wir haben keine Zeit, so höre ich es immer wieder in meiner Praxis. Es lohnt sich aber als Investition in unser aktives Leben, sich diese Zeit zu nehmen.

Wandlung und Verwandlung sind die Eigenschaften des Lebens und damit auch des immunologischen Geschehens. So wie niemand ewig Kind bleibt, zumindest was sein Äußeres betrifft, so können wir uns auch nicht zurück in die Jugend entwickeln, wenn wir bereits zur Generation 50plus gehören. Der Mensch als Mitte zwischen Himmel und Erde ist bestimmt vom Rhythmus der Natur, so sagten es Gelehrte im alten China. Moderne westliche Gelehrte sprechen von biologischen Prozessen, die unbeeinflusst von unserem Willen, der Vernunft, den intellektuellen Fähigkeiten bei allen gesunden Menschen gleich ablaufen. Trotzdem sind wir nicht hilflos den organischen Abläufen ausgeliefert.

Auf die Mitgift unserer Vorfahren, ihre Gene, haben wir keinen Einfluss, daher ist es umso wichtiger, das „Ökosystem Erde“, in dem wir leben, wie unser eigenes „Ökosystem Mensch“ zu berücksichtigen. Sie stehen zueinander in Wechselwirkung. Unserem Lebensstil Aufmerksamkeit zu widmen bedeutet die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf unser Wohlbefinden. Sie finden daher in jedem Kapitel die Ideen der chinesischen Lebenspflege Yang Sheng.

Die Kunst der Lebensführung – Yang Sheng 杨生 – ist der Ansatz zur Selbstfürsorge. Sie garantiert uns Wohlbefinden, welches wiederum eng mit unserem Immunsystem verknüpft ist. Diese Erkenntnis funktioniert nicht als Einbahnstraße, sondern wechselseitig.

Wir im Westen halten Gesundheit für selbstverständlich und Krankheit als unvermeidbar. Daher bezieht sich der Begriff Prävention oder Vorsorge meist nur auf Vorsorgeuntersuchungen, weniger auf Selbstfürsorge. Wie oft höre ich von meinen Patientinnen und Patienten, wie sehr der „innere Schweinehund“ sie daran hindert, auf sich achtzugeben. „Ich sollte mich mehr bewegen, aber … Ich sollte weniger Süßes essen, aber … Ich sollte früher schlafen gehen, aber …“ Wenn wir krank geworden sind, bekämpfen wir die Symptome und nicht die Ursache, die oft viele Jahrzehnte zurückliegen kann. Auch darauf möchte ich mit diesem Buch hinweisen, so wie es im Buch des Gelben Kaisers geschrieben steht.

Ein relativ neuer Zweig der Wissenschaft, die Neuropsychoimmunologie, erforscht die gegenseitige Beeinflussung von guter oder schlechter Laune auf das Immunsystem und umgekehrt. Das relativ junge Forschungsgebiet der Epigenetik führt zur Erkenntnis, dass unser Lebensstil, und sogar der unserer Vorfahren, sich auf unsere geistige und körperliche Gesundheit stärker auswirkt als unsere Gene.

Viele neue Erkenntnisse verdanken wir auch der Erforschung der Darmbakterien, der Mikobiom-Forschung, die ich Ihnen auf jeden Fall nicht vorenthalten möchte. Wie schon im Buch Was ernährt uns wirklich, das ich mit meiner Kollegin und Freundin Dr. Rubi-Klein veröffentlicht habe, erläutert, spielt unser Darm eine entscheidende Rolle in unserem Abwehrsystem, beeinflusst unsere Stimmung, wirkt bei der Entstehung von Krankheiten der Psyche mit und entscheidet über unseren Alterungsprozess. Dabei spielen Bakterien eine wichtige Rolle. Wir wissen, dass Bakterien nicht nur schädlich sind, sondern mit uns zusammen leben und arbeiten, quasi in einer Win-Win-Situation. Viele Standardmeinungen der Medizin sind aufgrund dieser Erkenntnisse ebenfalls im Wandel.

Unser Immunsystem kann aber nicht nur schwach sein und uns damit anfällig für Infektionen aller Art machen, es kann auch ungebremst und überschießend sein. Es verkennt dann körpereigene Zellen als fremd und wehrt sie ab, dies nennen wir Autoimmunerkrankung. Auch Allergien sind eine Überreaktion auf „Feinde“, die eigentlich keine sind.

Die Therapie im Westen konzentriert sich auf die überschießende Komponente z. B. mit Cortison. Die Chinesische Medizin konzentriert sich darauf herauszufinden, welche Teile des Systems zu schwach sind, sodass die überschießende Komponente sich ungehindert ausbreiten kann, und stärkt dann die schwache Seite. Im Buch Die Kunst des Krieges von Sunzi findet sich diese Idee wieder. Ein starkes Heer mit einem noch stärkeren Heer zu bekämpfen, schafft zu viel Leid für das Volk in einem Staat – in diesem Fall für den Körper und seine Organe und Zellen. Viel besser ist es, die Strategie des Feindes zu erkennen und zu vereiteln, seine Bündnisse zu kappen und neue zu schmieden. Dafür braucht es eine gute Diagnose komplexer Systeme sowie ein schlagkräftiges Heer, das ist unser Immunsystem.

Die Chinesische Medizin arbeitet nicht mit dem Begriff Immunsystem, sie spricht von Abwehrenergie. Die Lunge als Yin-Organ des Metall-Elements ist dafür zuständig, krankmachende Einflüsse nicht in uns eindringen zu lassen. Dabei ist das Bild des Metalls als Schutzpanzer nicht zufällig gewählt. Sieht man die Form der Lunge an, so ähnelt sie einem Schutzschild antiker Krieger. Sie liegt im Brustkorb und breitet sich dort schützend über das Herz, den Herrscher aller Organe, aber auch über alle darunterliegenden Organe aus. Mit diesem Schutzschild wappnen wir uns vor den Attacken von außen. Daher ist auch die Unterstützung der Lunge durch die Atemmeditation des Qigong in der Chinesischen Medizin so bedeutend. Die Abwehrenergie ist dann stark, wenn wir es schaffen, einen harmonischen Rhythmus zwischen Arbeit und Entspannung, Wachen und Schlafen, Bewegung und Ruhe, Sexualität und Enthaltsamkeit, Ernährung und nahrungsfreien Zeiten, Lebensfreude und Feiern ohne Exzess zu erreichen, das ist Yang Sheng. Ein wichtiger Punkt ist auch die innere Harmonie der Gefühle.

Ein Chinesisches Sprichwort lautet: „Zorn beschleunigt das Altern, Lachen macht dich jünger.“ Ein gelungenes Leben führt der, dessen Gefühle nicht den Geist (Shen 神) zerstören. Ein ruhiger Geist erzeugt ein ruhiges Herz. Dieses wird als Herrscher aller Organe und Sitz des Shen dafür sorgen, dass alle Anteile des Körpers in Harmonie sind. Eine Maxime der chinesischen Therapie lautet: „Wenn du den leiblichen Körper heilen willst, kümmere dich zuerst um deinen Geist.“

Während ich an diesem Buch arbeite, wird unser Planet von einem neuartigen Virus SARS-CoV-2 heimgesucht. Es befällt in schweren Fällen die Lunge, Patienten müssen beatmet werden. Auch dazu werde ich im Kapitel Metall-Element Studienergebnisse anführen.

Leider bin ich selbst mit einem sehr ambivalenten Verhältnis zu Ratschlägen ausgestattet, auch wenn ich nicht bezweifle, dass sie gut gemeint sind. Ich möchte daher in diesem Buch keine Ratschläge erteilen, sondern informieren, Zusammenhänge aufzeigen und die damit verbundenen Konsequenzen erkennbar machen. Genauso wie in der Gesprächssituation in der Praxis würde ich mich freuen, wenn Sie daraus für sich Vorteile erkennen. Eventuell sogar an Ihrem Lebensstil Verbesserungen vornehmen, den „inneren Schweinehund“ ab und zu in den Käfig sperren.

Auch sehe ich mich nicht als Expertin für Immunologie, sondern als Ärztin, die ihre eigene Erfahrung im Praxisalltag sowie wissenschaftliche Ergebnisse mit dem reichen Erfahrungsschatz der antiken Chinesischen Medizin vernetzt. Mein Wunsch wäre, für jede und jeden ein paar interessante Aspekte zu bieten, die Sie je nach Ihrer persönlichen Lebenssituation anwenden können oder auch nicht. Sie müssen dieses Buch auch nicht fortlaufend lesen, sondern können die Teile herausgreifen, die Sie besonders interessieren.

Wenn Sie mich also fragen würden, was uns wirklich beschützt – es sind wir selbst. Indem wir auf ein gelungenes Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotionen achten. Das ist Yang Sheng.

E. Wolkenstein (云 石 yún shí )

Dieses erste Kapitel gibt einen Überblick über einzelne Akteure, die als Kämpfer unseres Immunsystems tätig sind. Da ich kein Lehrbuch der Immunologie schreiben will, beschränke ich mich auf die Erklärung einzelner wichtiger Zellen, einige davon kennen Sie sicher aus Ihrem eigenen Leben.

Da ist zum Beispiel das Ergebnis Ihrer letzten Blutuntersuchung. Sie finden Begriffe wie Leukozyten, IgG, CRP, womöglich deutet ein Sternchen darauf hin, dass ein Parameter nicht in der Norm ist. Sie sind verunsichert, was das bedeutet und fragen Dr. Google, was dann erst recht verunsichert. Ist das schlimm, bin ich krank?

Bildtafeln sollen Ihnen den Überblick erleichtern, Sie vielleicht sogar begeistern, was unser Körper alles leistet. Einige der Protagonisten werden Sie in den weiteren Kapiteln immer wieder antreffen, wenn z. B. vom Immunsystem des Kindes, des reifen Erwachsenen, von Allergien oder Autoimmunerkrankungen, dem Alter, Covid-19, vom Mikrobiom und vielem mehr die Rede ist.

Ich will Sie mit all diesen Begriffen keineswegs abschrecken. Es geht nicht darum, diese teils sehr komplexen Vorgänge genau zu verstehen. Meine Absicht ist, einfach nur eine Information darüber zu geben, was unsere Abwehrzellen alles für uns leisten.

Das angeborene und erworbene Immunsystem

ABBILDUNG 1 Das angeborene und erworbene Immunsystem

Das Immunsystem und seine Kämpfer

Das Immunsystem ist ein Abwehrsystem biologischer Organismen gegen Substanzen und Lebewesen zur Erhaltung der Gesundheit – Pilze, Bakterien, Viren, Einzeller, Parasiten – und zur Zerstörung schädigender körpereigener Zellen. Das Wort „immun“ entwickelt sich aus dem lateinischen „immunis“, was so viel bedeutet wie „frei sein von“. Immun zu sein steht in unserem Sprachgebrauch auch für Unverletzlichkeit, Stärke und Schutz.

Erst im 18. Jahrhundert brachte der Landarzt Edward Jenner seine Beobachtung zu Papier, dass britische Bauern Kuhpocken-Bestandteile verwendeten, um sich zu immunisieren. In China wurde bereits einige Jahrhunderte davor der Schorf von Pocken mit Schnupftabak inhaliert, um sich vor dieser schrecklichen Krankheit zu schützen. Die Namen Louis Pasteur und Robert Koch sind uns allen bekannt, sie waren Pioniere der Impfstoffentwicklung (Tollwut) und der Immunologie (Tuberkulin).

Viele unterschiedliche Zellen und ihr komplexes Zusammenwirken sind dafür verantwortlich, dass wir überleben. Sie arbeiten von uns unbemerkt und stellen sicher, dass wir uns stark, gesund und tatkräftig fühlen. Wie schon in der kurzen historischen Betrachtung erwähnt, haben die alten Kulturen lange vor unseren detailreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen nur durch Beobachtung bemerkt, dass nicht jeder Mensch krank wird, selbst wenn er unter denselben Bedingungen lebt. Die Vorstellung im antiken China war, dass wir – ähnlich wie ein Heer – Kämpfer in uns tragen, die uns vor Eindringlingen schützen. Die Kampfstrategie dieses Heers ist entscheidend für das Überleben. Wie stark es kämpfen kann, beeinflussen wir sehr entscheidend durch unsere Lebensführung (Yang Sheng). Davon möchte ich Ihnen erzählen.

Wer kämpft für uns?

Wir werden einerseits von Zellen des angeborenen, andererseits von Zellen und Körperflüssigkeiten des erworbenen, adaptiven Immunsystems beschützt. Ein kurzer Zusammenschnitt der Immunzellen, denen Sie in den nächsten Kapiteln immer wieder begegnen werden. Nähere Informationen dazu liefert Kapitel Sieben.

Makrophagen: starten die Immunantwort, vernichten Bakterien sowie abgestorbene Zellen, indem sie sich diese einverleiben, dieser Prozess wird Phagozytose genannt.

Dendritische Zellen (DC): sind in fast allen Körpergeweben anzutreffen. Spüren sie feindliche Zellen auf, werden diese durch Phagozytose erledigt oder in einen Lymphknoten transportiert.

Natürliche Killerzellen (NK): töten virusinfizierte Zellen sowie Tumorzellen.

Antigen (AG): jedes körperfremde Eiweiß, gegen das Antikörper gebildet werden.

B-Lymphozyten: auch B-Zellen genannt, können sich in Plasmazellen verwandeln und Antikörper bilden oder sie helfen den oben genannten Zellen, ein Antigen auszuschalten.

Antikörper: sind Immunglobuline, die Antigene an sich binden, z. B. IgA, IgG und IgM.

T-Lymphozyten: auch T-Zellen genannt, brauchen sogenannte antigenpräsentierende Zellen, wie Makrophagen oder DCs, um eine Immunreaktion auszulösen. T-Zellen können als T-Helferzellen, TH1- und TH2-Zellen, sowie regulatorische T-Zellen (Treg) und zytotoxische T-Zellen (CTL) an unterschiedlichen Immunreaktionen beteiligt sein. Nach Erstkontakt mit einem Antigen können sowohl B-Zellen als auch T-Zellen ein immunologisches Gedächtnis ausbilden. Sie werden dann als B-Gedächtniszellen (B-memory cells) sowie als T-Gedächtniszellen (T-memory cells) bezeichnet.

Zytokine: sind eine Familie von Proteinen, die von Immunzellen gebildet werden und zwischen den Zellen Signale übertragen. Sie wirken sowohl pro- als auch antientzündlich. Sie tragen Namen wie Interleukin (IL), Interferon, Tumornekrosefaktor (TNF).

Nichts auf der Welt ist so weich und schwach wie das Wasser.

Dennoch, im Angriff auf das Feste

wird es durch nichts besiegt:

Das Nicht-Sein macht es ihm leicht.

Laotse

Wenn Leben entsteht, nehmen wir gerne das Wort „Wunder“ in den Mund, auch wenn wir sonst nicht unbedingt an Wunder glauben. Da entwickelt sich aus einem Spermium, das eine Eizelle durchdringt, sich dann zu einem Zellhaufen aufbaut (Morula), in 40 Wochen ein Mensch. Dieses kleine Wesen besitzt zwar Lungen, aber es benutzt sie nicht, eher schwimmt es wie ein Fisch in einer Flüssigkeit, dem Fruchtwasser. Nach einigen Wochen sieht es aus wie eine Kaulquappe, bis es ab der 16. Woche menschenähnlich wird. Tatsächlich sind wir Verwandte der Meeresbewohner, so weiß es die Evolutionswissenschaft. Wie sieht es die Chinesische Medizin?

Die Eigenschaften des Wasser-Elements

Eine Qualität des Wassers ist seine Flexibilität, es bahnt sich seinen Weg, kann zart und klein sein wie eine Quelle oder reißend und bedrohlich wie ein Fluss. Es hat die beneidenswerte Eigenschaft der Beharrlichkeit – denken Sie an Täler und Schluchten, die vom Wasser über Jahrtausende geformt wurden. Diese Beharrlichkeit ist eine vorbildhafte Eigenschaft gemäß der Philosophie des Daoismus. Die Qualität des Wasser-Elements bestimmt damit auch den Charakter.Wille, Tatkraft, Ehrgeiz, Vorwärtsstreben können durch Beharrlichkeit erreicht werden.

Es gibt aber noch etwas, das Wasser so besonders macht: Es ist hart und weich zugleich. Spätestens wenn Sie einmal den Sprung ins Wasser falsch angesetzt haben – in Wien nennen wir das „Bauchfleck“ – wissen Sie, was ich meine. Diese Wendigkeit des Wassers ist auch Vorbild für die Bewegungen sowohl in der Kampfkunst (Wushu), dem Schattenboxen (Taiji) und der Atemmeditation (Qigong). Die Aufgabe lautet: Sei hart in der Schlagkraft und weich und wendig, um der Schlagkraft des Gegners auszuweichen, also hart und weich zugleich. Die Weichheit, Wendigkeit und Schwäche ist die Wasser-Eigenschaft, die das embryonale Leben charakterisiert. Das harte Starre, das Eis sind die Wassereigenschaften des Alters. Das Wasser nährt alle Wesen, so auch uns. Laotse sagt: „Der Wert des Wasser ist es, allen zu nützen, ohne zu streiten.“

Das Wasser-Element symbolisiert auch den Winter, die Kälte, die maximale Kraft der Yin-Energie, aus der sich gleichzeitig Leben entwickelt. Ohne Wasser können alle lebenden Wesen nur einige Tage existieren, ohne Nahrung viel länger. Wasser bringt Leben hervor, so wie sich Leben im Winter unter der Erde vorbereitet, um im Frühling, dem Holz-Element, wieder an die Oberfläche zu kommen. Deshalb beginnt das Leben im Wasser, um dann auch dort wieder zu enden (siehe Abb. 2).

ABBILDUNG 2 Kontroll- und Aufbauzyklus

So wie die Schneeglöckchen und andere Frühlingsboten unter der Schneedecke vorerst noch nicht sichtbar sind und sich langsam im Frühling, dem Holz-Element, den Weg nach draußen bahnen, sind auch wir für unsere Umwelt noch nicht sichtbar, ausgenommen bei der Ultraschalluntersuchung. Trotzdem bekommen wir schon eine ganze Menge von ihr mit, wir sind mit ihr verbunden über die Innen-Außen-Beziehung.

Die Plazenta (Mutterkuchen) als Verbindung zur Außenwelt

Die Versorgung des Fötus mit Energie und Sauerstoff erfolgt über die Verbindung der Nabelschnur mit der Plazenta. Auch der Abtransport der Abfallprodukte wird über diesen Weg erledigt. Eine weitere für uns unbemerkte Meisterleistung ist das Zusammenspiel der Gebärmutterzellen mit dem Bläschen, der Blastozyste, das der Weiterentwicklung der Morula entspricht und sich einnisten soll. Damit es zur Einnistung kommen kann, bilden die Zellen ein spezielles Zytokin (LIF) aus und das Bläschen dazu den passenden Rezeptor, die Einnistung kann beginnen. Ist die Einnistung erfolgreich, leiten die darunterliegenden Uteruszellen ihren programmierten Zelltod ein (Apoptose). Dieser Zellmüll wird abgebaut und damit werden gleichzeitig die Produktion antientzündlicher Zytokine (IL-10) sowie ein Wachstumsfaktor angeregt. Dieser bildet die Grundlage für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Schwangerschaft. Interleukin-10 (IL-10) unterdrückt eine Immunreaktion gegen den Fötus, denn er könnte vom Immunsystem als Fremdeiweiß, wie ein Transplantat, missverstanden werden.

Auch kindliche Zellen treten durch die Plazenta und produzieren IL-10, sodass das sie umgebende Milieu im wahrsten Sinn nicht abstoßend wirkt. Mütterliche IgG-Immunglobuline treten durch die Plazentaschranke in den Blutkreislauf des Fötus und schützen ihn (siehe Kapitel Sieben).

Bemerkenswert ist, dass mütterliche Antikörper das Kind auch dann noch beschützen, wenn die Mutter 20 bis 30 Jahre davor eine Infektion hatte. Das erklärt, warum im November 2020 in Singapur ein Säugling mit Covid-19-Antikörpern, aber ohne Infektion zur Welt kam.

Bis vor kurzem gingen Ärzte davon aus, dass der Fötus in steriler Umgebung lebt und sein Erstkontakt mit Mikroben der Mutter im Geburtskanal stattfindet. Viele Hinweise legen nahe, dass bereits in der Gebärmutter ein Austausch von mütterlichen Bakterien zu ihrem Kind stattfindet. Begründet wird dies auch damit, dass sich Teile des Immunsystems bereits vorgeburtlich entwickeln, was auf Kontakt mit Bakterien schließen lässt. Die Forschungsergebnisse zu Darmbakterien (Mikrobiom) sind darin noch uneins. Allerdings zeigen Statistiken einen höheren Anteil allergischer und asthmatischer Kinder, wenn sie per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Dies wird mit dem fehlenden Kontakt des Neugeborenen mit Bakterien im Geburtskanal erklärt. Heute wird daher empfohlen, Kaiserschnittkinder sofort nach der Geburt mit einem Abstrich der vaginalen Bakterienflora zu betupfen. So kann die Besiedelung des kindlichen Darms mit mütterlichen Bakterien beschleunigt und das individuelle Mikrobiom aufgebaut werden.1 Die gesunde Darmflora der Mutter sorgt, quasi als Einstandsgeschenk, für eine gesunde Darmflora des Kindes.

Die Entwicklung des Embryos

Diese erstaunliche Wandlung bildet in nur 40 Wochen unsere gesamte Evolution ab. Wir starten als Einzeller, werden zum Vielzeller, nehmen während der ersten Umstülpungen die Form eines Pilzes an, bis wir aussehen wie eine Kaulquappe. Dabei schwimmen wir wie ein Fisch im Fruchtwasser, die Lunge atmet noch nicht. Eines der ersten Organe, die sich in der menschlichen Embryonalentwicklung bilden, ist der Darm.2

ABBILDUNG 3 Embryonalentwicklung von Kaninchen und Mensch