Mit den Strahlen des Regenbogens - Dagmar Kaiser - E-Book

Mit den Strahlen des Regenbogens E-Book

Dagmar Kaiser

4,8

Beschreibung

Wer hat nicht schon mal den Wunsch verspürt, Afrika zu sehen, diesen farbenfrohen, so geheimnisvollen Kontinent. Für mich hat sich dieser Wunsch erfüllt, zunächst mit einer geführten Südafrika Rundreise und Jahre später mit vielen individuellen Touren durch dieses Atem beraubende Land. Sogar ein Abstecher ins Nachbarland Namibia war dabei. Ich hatte mich anfangs mehr im Umfeld von Kapstadt bewegt, wurde dann aber immer mutiger und entdeckte in Begleitung meiner Tochter und meiner Nichte auch Regionen weitab der üblichen Touristenrouten. Dabei habe ich begeistert versucht, die einzigartigen Farben Afrikas mit der Kamera einzufangen. Mein Buch beschreibt die Abenteuer, die wir unterwegs erlebten, aber auch die Begegnungen mit großartigen Menschen, Tieren und Landschaften und enthält eine Menge Tipps und Anregungen für eventuelle Nachahmer und Afrikaliebhaber.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 416

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (16 Bewertungen)
12
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für Anne und Elisabeth

Inhalt

Vorwort

Erste Begegnung mit Südafrika

Ein Wiedersehen mit Kapstadt

Route 62 und San-Kultur

Ausflug in die Cederberge

Wein und Wale

Namibia

Weihnachten in Südafrika

Blumen und Buschmänner im Northern Cape

Auf der Farm

Abenteuerliches KwaZulu-Natal

Auge in Auge mit dem weißen Hai

Vorwort

In meiner Familie gibt es einige Weltenbummler unter den hauptsächlich weiblichen Mitgliedern, und gerade Afrika hat es uns besonders angetan.

Bei verschiedenen Reisen im südlichen Teil des Kontinents gerieten wir diverse Male in wirklich abenteuerliche Situationen. Dabei sind wir gar nicht besonders unvorsichtig gewesen, nur vielleicht einige Male etwas zu naiv, und manchmal ging einfach die Lust auf Abenteuer mit uns durch.

Wir waren meistens zu zweit, manchmal auch zu dritt mit dem Auto meiner Nichte beziehungsweise verschiedenen Mietwagen meiner Tochter von Kapstadt oder Durban aus unterwegs. Die Touren führten uns in erster Linie durch Südafrika und einmal auch nach Namibia.

Natürlich sind die Straßen im südlichen Afrika für allein reisende Frauen nicht ganz ungefährlich, aber wir haben eigentlich immer versucht, das Risiko so klein wie möglich zu halten. Man sollte grundsätzlich vor Anbruch der Dunkelheit irgendwo angekommen sein und stets ausreichend Wasser und Benzin mit sich führen.

Wenn wir doch in brenzlige Situationen kamen, trafen wir sowohl in Südafrika als auch in Namibia auf eine unglaubliche Hilfsbereitschaft der Einheimischen. Außerdem ist die Gastfreundschaft insbesondere der Südafrikaner selbst in abgelegenen Ortschaften überwältigend. Manchmal wird dort gar kein Englisch gesprochen, sondern nur Afrikaans, dann klappt die Verständigung eben mit Händen und Füßen.

Gerade in Südafrika spürt man den Umbruch im Land, auch wenn vieles noch bewältigt werden muss; es gibt zahlreiche positive Beispiele von Schwarzen und Weißen, die mit viel Eigeninitiative versuchen, die Verhältnisse zum Besseren zu verändern.

Trotzdem trifft man hin und wieder auf Dinge, die schockieren, und man sollte nie die Vorsicht außer Acht lassen.

Aber das Land hat so großartige Landschaften, eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt und ein unglaubliches Potential an Menschen verschiedenster Völker, dass man es einfach gesehen haben muss.

Natürlich ist es nicht schlecht, Südafrika oder Namibia zunächst bei einer Pauschalreise zu entdecken, aber in Wirklichkeit ist es sehr viel aufregender, selbst zu fahren und zu halten, wo es einem besonders gut gefällt und dort auch direkt in Kontakt mit den Menschen vor Ort zu kommen.

Man darf sich nicht von Vorurteilen leiten lassen und sollte versuchen, das so bunte afrikanische Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen, und dann lässt Afrika einen nie wieder los!

1. Erste Begegnung mit Südafrika

Es fing eigentlich alles ganz harmlos an mit einem günstigen Angebot für eine Rundreise in Südafrika.

Der Nachholbedarf beim Reisen war für uns ehemalige DDR-Bürger auch im Jahr 2002 noch groß.

Immer schon hatte ich von Afrika geträumt, seit ich als kleines Mädchen von meinen Eltern ein Buch mit afrikanischen Märchen und später das Sachbuch »Geographie für jedermann« geschenkt bekam und danach glühend meinen Klassenkameraden beneidet hatte, der mit seinen Eltern in Mali war, wo sein Vater als Lehrer gearbeitet hat.

Später faszinierten mich die Berichte über die Entdeckungsreisen des schottischen Missionars David Livingstone und der Film »Jenseits von Afrika« mit Meryl Streep und Robert Redfort, den ich inzwischen unzählige Male gesehen habe.

Zusammen mit Freunden buchte ich kurz entschlossen für meine Tochter und mich die Rundreise »Krügerpark und Kapstadt« und zusätzlich noch eine Woche Badeurlaub am Indischen Ozean. Dies alles musste mitten im afrikanischen Winter stattfinden, da wir wegen der Kinder nur unsere Sommerferien dafür nutzen konnten.

Natürlich hatte ich erwartet, dass meine damals siebzehnjährigeTochter Anne die Begeisterung für diese Afrikareise teilen würde. Aber weit gefehlt, sie wollte partout nicht mit. Da half nur ein Machtwort.

Ähnlich erging es meinen Freunden, auch deren ein Jahr jüngere Tochter hatte gar keine Lust darauf, Afrika zu sehen.

Das einzig glückliche Kind war der elfjährige Sohn der Freunde, immerhin doch einer, der die elterliche Begeisterung teilte.

03.07. Hamburg–Frankfurt

Anne und ich sind allerdings im Verwandten- und Freundeskreis dafür bekannt, dass immer etwas schiefgeht auf unseren Reisen. So sollte es auch diesmal sein.

Aus unerfindlichen Gründen hatten wir einen späteren Zubringerflug von Hamburg nach Frankfurt als unsere Freunde. Es kam, wie es kommen musste, der Abflug in Hamburg verzögerte sich und wir trafen erst 90 Minuten später als geplant in Frankfurt ein. Ich saß im Flugzeug wie auf Kohlen und ahnte schon, dass es in Frankfurt eng werden würde mit dem Weiterflug.

Am Ankunfts-Gate stand ein Angestellter der größten deutschen Fluggesellschaft und schickte uns im Laufschritt zu unserem weitentfernten Abflug-Gate. Wer den Flughafen in Frankfurt kennt, weiß, wie lang die Wege sein können.

Völlig außer Atem kamen wir als Erste der betreffenden Passagiere dort an, nur um zu erfahren, dass unser Flug mit der südafrikanischen Airline nach Johannesburg bereits geschlossen sei und wir nicht mehr mitkönnten.

Mir sackte das Herz in die Hose. Sollte etwa schon alles vorbei sein, bevor es richtig angefangen hatte?

Inzwischen trafen auch die anderen Passagiere ein. Insgesamt waren wir zwölf Leute. Es wurde uns dann mitgeteilt, dass in zwei Stunden noch eine deutsche Maschine nach Johannesburg fliegen würde und dort noch fünf freie Plätze wären. Wir sollten uns am besten untereinander einigen, wer mitfliegt.

Wie sollte das gehen? Jeder hatte natürlich einen triftigen Grund, um schnellstmöglich weiterzureisen.

Ich war so unglücklich, dass nicht einmal meine Tochter wagte, sich zu beschweren.

Aber irgendwie kamen wir doch auf die Passagierliste dieses zweiten Fluges; vielleicht wollte man eventuellen Schadensersatzforderungen unsererseits wegen des sonst nicht mehr möglichen Antritts der Rundreise aus dem Weg gehen.

Wir schafften es noch, unseren Freunden eine Nachricht zu schicken, dass wir zwei Stunden später kämen, dann ging es auch schon in den Flieger. Zusammengesessen haben wir bei diesem Flug leider nicht, ich musste mit dem Notsitz vorliebnehmen.

Es war also kein so angenehmer Nachtflug und uns war auch etwas mulmig zumute. Wie sollte das werden, wir vielleicht ganz auf uns gestellt in Johannesburg, einer der gefährlichsten Städte der Welt!

04.07. Johannesburg

Wir kamen morgens in Johannesburg an und zu allem Überfluss war jetzt mein Koffer verschwunden, so dass ich unter Zuhilfenahme aller meiner Englischkenntnisse am Schalter für verloren gegangenes Gepäck nun auch noch dieses Problem schildern musste und weitere Zeit verstrich.

Währenddessen hatte ich Anne schon mal in die Ankunftshalle geschickt, damit sie schauen konnte, ob uns jemand in Empfang nehmen würde.

Inzwischen tauchte mein Koffer doch wieder auf, war aber leider völlig demoliert. Man versprach mir, einen Ersatzkoffer in das Hotel zu bringen, wo wir die erste Übernachtung haben sollten.

Was für ein Beginn dieser Reise! Immerhin hatten es aber unsere Freunde bewerkstelligt, dass die Reisegruppe auf uns wartete, und mir fiel ein Stein vom Herzen.

Allerdings hatten die anderen Mitreisenden schon alle Geld getauscht und inzwischen genug Zeit auf dem Flughafen verbracht, so dass wir ohne Währungstausch direkt zum Hotel im Stadtteil Sandton fuhren.

So waren Anne und ich noch nicht im Besitz von südafrikanischen Rand für den Ausflug nach Pretoria und mussten außerdem auf den Austauschkoffer warten. Dadurch haben wir die Tour in die Hauptstadt Pretoria verpasst und ich bin bis heute nicht da gewesen.

Ein Einkaufszentrum befand sich genau gegenüber vom Hotel und es war heller Tag. Trotzdem durfte ich nicht zu Fuß dahin, um Geld zu tauschen. Das sei viel zu gefährlich, erklärte man mir im Hotel. Also fuhr mich der Sicherheitsdienst direkt bis vor die Tür und holte mich dann auch wieder dort ab.

Uns war danach die Lust auf weitere Ausflüge nach draußen vergangen und so verbrachten wir den Rest unseres ersten Tages in Südafrika im Hotel.

Irgendwann brachte man mir tatsächlich einen nagelneuen Koffer und so konnte für uns das große Abenteuer Südafrika dann doch am nächsten Morgen beginnen.

05.07. Johannesburg – Kruger-Nationalpark

Wir mussten sehr früh aufstehen und von Johannesburg aus ging es mit dem Bus in Richtung Panorama-Route und Kruger-Nationalpark. Dabei fuhren wir zunächst durch das berühmte Township Soweto und dann immer weiter ostwärts durch endloses Farmland.

Mittags machten wir halt an einer der typischen Raststätten und stärkten uns mit Pancakes. Das sind die köstlichen Pfannkuchen holländischer Art. Sie waren sehr lecker und vollkommen nach dem Geschmack unserer Kinder. Es sollten nicht die letzten bleiben.

Dort hatten wir auch eine Begegnung mit Vogel Strauß und sahen am Rand des Raststättenkomplexes die ersten richtigen Elendsquartiere. Dies waren nur primitive Bretterverschläge, von denen ich mir irgendwie nicht vorstellen konnte, dass es möglich war, dort zu leben. Ich hatte zwar vorher Bilder von solchen Behausungen gesehen, aber in Natura war der Eindruck doch viel schockierender.

Die zweite Rast machten wir schon in der Provinz Mpumalanga bei den Ndebele, einem Volk, das für seine farbenfrohe Kleidung und seine Kunsthandwerksarbeiten bekannt ist.

Und dann war er da, der Kruger-Nationalpark, das Ziel unserer Träume. Wir überquerten den Sabie River und gelangten durch das Paul Kruger Gate hinein in den Park. Während wir mit dem Bus durch die Dämmerung fuhren, hatten wir die ersten Tierbegegnungen mit Hyänen und Elefanten.

Schließlich erreichten wir das Camp Skukuza, wo wir übernachten sollten.

Skukuza, schon der Name klang wie Musik in meinen Ohren und wir residierten in drei urigen Rundhütten, die direkt aus meinen Afrikaträumen zu kommen schienen.

Im Supermarkt kauften wir noch schnell etwas ein für ein abendliches Picknick und fanden kaum zurück, so dunkel war es inzwischen. Da brauchten wir dringend Taschenlampen.

Außerdem war es nun empfindlich kühl geworden, manchmal fallen die Temperaturen im afrikanischen Winter bis auf unter 0 °C.

Wir hatten aber trotzdem ein herrliches Picknick und beschlossen, uns früh schlafen zu legen, da es am nächsten Morgen nach einem zeitigen Frühstück zum Blyde River Canyon gehen sollte.

Es wurde eine spannende afrikanische Nacht. Anne meinte, dass sie lieber bei den Kindern der Freunde schlafen wolle, weil das viel aufregender sei als bei ihrer Mutter zu bleiben. Überhaupt gab es von den Mädchen gar keine Einwände mehr zu hören, Afrika hatte auch sie in seinen Bann gezogen.

Für mich war es dann schon ein wenig gruselig, so allein in der Rundhütte. Ich wusste ja, da ist ein Zaun, der uns vor den wilden Tieren beschützen soll, trotzdem hörte sich das Gebrüll der Löwen an, als wenn sie direkt hinter dem Haus säßen.

06.07. Skukuza – Blyde River Canyon – Skukuza

Morgens war ich schon früh wach und lauschte den unzähligen Tierstimmen. Bis heute ist für mich der afrikanische Morgen die schönste Zeit des ganzen Tages.

Nach dem Frühstück im wunderschönen Restaurant von Skukuza fuhren wir mit dem Bus zum Blyde River Canyon, dem drittgrößten Canyon der Welt, und waren schwer beeindruckt von der spektakulären Landschaft.

Faszinierend erschienen uns auch die Potholes, riesige mit Wasser gefüllte Löcher, und der Lisbon Wasserfall. An dem herrlichen Aussichtspunkt »Gods Window« sahen wir noch Reste vom ursprünglichen Regenwald.

Natürlich sind diese Sehenswürdigkeiten Hauptanziehungspunkte für die Touristen aus aller Welt, so dass man dort auf viele andere Menschen trifft.

Mittags rasteten wir in Graskop, wo wir uns wieder mit Pancakes stärkten.

Nach dem Essen fuhren wir weiter in das Städtchen Hazyview zum Besuch des örtlichen Markts. Wir fanden dort ein kunterbuntes Gewirr an Ständen mit Obst, Gemüse und anderem Essbarem. Hier gab es alles an Dingen des täglichen Bedarfs und die üblichen meist kunstvoll geschnitzten Souvenirs.

Dabei erstanden wir auf dem Markt eine Staude sehr wohlschmecken der Bananen, einen wunderschön geschnitzten Frauenkopf aus glänzendem schwarzen Holz und diverse Tierfiguren.

Der Barbier übte hier sein Handwerk in aller Öffentlichkeit unter freiem Himmel aus. Frauen balancierten riesige Lasten auf ihren Köpfen, Mopeds knatterten und der Duft fremder Speisen zog durch die Straßen. So laut und bunt hatte ich mir Afrika immer vorgestellt.

Schließlich fuhren wir zurück in den Kruger-Park, wo uns wieder Elefanten auf dem Weg nach Skukuza begegneten.

Im Camp angekommen, lockten die Kinder kleine Äffchen mit Bananen, die die frechen Meerkätzchen direkt aus ihren Händen stibitzten.

Wieder veranstalteten wir ein gemeinsames Picknick, bevor die afrikanische Nacht alles verschlang. Diesmal waren wir besser gerüstet mit neu erworbenen Taschenlampen.

In dieser Nacht schlief ich schon ruhiger, schließlich war in der ersten Nacht auch nichts passiert.

07.07. Kruger-Nationalpark

Am nächsten Morgen mussten wir bereits vor Sonnenaufgang hoch, da wir eine Morgensafari mit einem der Ranger haben sollten. Der frühe Morgen und die Abenddämmerung sind die besten Zeiten für Tierbeobachtungen.

Noch ziemlich müde und dick vermummt wegen der Kälte, fuhren wir in einem offenen Safari-Wagen mit unserem Ranger Malcolm während der Morgendämmerung los.

Wir alle saßen staunend da, und jeder Elefant, jede Giraffe und jedes andere Tier wurde begeistert kommentiert.

Die Morgensafari gefiel uns schon wirklich gut, aber wir waren noch nicht zufrieden und wollten mehr sehen.

Natürlich gehört bei jeder Safari auch immer eine gehörige Portion Glück dazu, die Tiere richten sich nun mal nicht nach unseren Wünschen.

Wir kehrten zunächst zum Frühstück nach Skukuza zurück. Das Restaurant bestand damals aus einem riesengroßen Raum, der ganz afrikanisch eingerichtet war, und wir bekamen dort eine leckere Morgenmahlzeit.

Äffchen haben wir keine mehr mit Bananen gelockt, denn wir hatten von Malcolm erfahren, dass die diebischen kleinen Geister alles klauen, was ihnen unter die Finger kommt. Man sollte besser nichts Essbares draußen liegen lassen, sie würden sogar Kühlschränke öffnen können.

Nach dem Frühstück ging es wieder los. Diesmal hatten wir noch mehr Glück, Elefanten, Nilpferde, Zebras, Giraffen, Büffel, jede Menge Antilopen und ein altes Nashorn kreuzten unseren Weg.

An das im Sand liegende Nashorn fuhren wir ganz dicht heran. Als es sich aber schnaubend erhob, hieß es für uns, schnell zu verschwinden, denn Nashörner können sehr gefährlich werden.

Die Fotoapparate klickten unaufhörlich und das absolute Highlight waren die Löwen mitten auf der Straße. Da wurde gerempelt und gedrängelt im Auto, jeder wollte die besten Fotos haben.

Jetzt fehlte uns nur noch der Leopard von den sogenannten »Big Five«. Aber Leoparden sind sehr scheue, nachtaktive Tiere, und wir hatten diesmal noch nicht das Glück, sie zu sehen.

Zum Lunch fuhren wir vorbei an einem Teich mit sehr gut getarnten Krokodilen zum Camp Lower Sabie. Hier wimmelte es nur so vor farbenprächtigen Vögeln.

Zurück ging es entlang des River Sabie und wir hatten erneut Gelegenheit, Nilpferde, Giraffen und Elefanten zu sehen.

Wieder folgte ein abendliches Picknick und anschließend ging es noch mal mit dem Reisebus durch die Dämmerung auf Pirsch, bis die afrikanische Nacht anbrach.

08.07. Kruger-Nationalpark – Johannesburg – Kapstadt

Auch am nächsten Morgen mussten wir wieder früh aufstehen. Dabei beobachteten wir einen herrlichen Sonnenaufgang an der Eisenbahnbrücke, die über den River Sabie führt.

Überall trieben sich wieder kleine Meerkätzchen herum und wir büßten eine Banane ein.

Nach einem opulenten Frühstück schauten wir zu, wie afrikanische Frauen unser Gepäck auf ihren Köpfen zu unserem Reisebus hinbalancierten.

Vom Bus aus gab es dann Gelegenheiten für letzte Wildbeobachtungen, bevor wir den Park Richtung Johannesburg wieder verließen.

Die Tage hier hatten uns unglaublich beeindruckt, es war fantastisch, diese wunderschönen Tiere ganz aus der Nähe in freier Wildbahn gesehen zu haben. Da hatten selbst unsere so abgebrühten Teenager häufiger Tränen der Rührung in ihren Augen. Nie wieder wollten wir einen Zoo aufsuchen!

Nach einer Pause in Dullstroom, einem kleinen Ort mitten im Farmland, fuhren wir wieder durch die Provinz Gauteng direkt zum Flughafen von Johannesburg, wo wir ein Flugzeug nach Kapstadt bestiegen.

Wir waren schon sehr gespannt auf die älteste Stadt Südafrikas, die auch eine der schönsten Städte der Welt sein sollte.

Dort angekommen bezogen wir Zimmer im Hotel »Protea President«, direkt an der Uferpromenade des Stadtteils Seapoint, mit herrlichem Ausblick auf den Atlantik. Im Außenbereich des Hotels entdeckten wir erste Exemplare der wunderbaren Pflanzen, nach denen die Hotelkette benannt ist.

Der kostbare Abend sollte nicht in der Unterkunft verbracht werden, und so entschlossen wir uns, mit dem öffentlichen Bus zur Waterfront, dem Vergnügungsviertel Kapstadts, zu fahren.

Wir waren insgesamt neun Leute und wollten alle gegenseitig aufeinander aufpassen, denn jeder von uns hatte vorher genug über die Kriminalität in Südafrikas Großstädten gehört.

Die Victoria & Alfred Waterfront ist ein umgebautes ehemaliges Hafenviertel mit unzähligen Geschäften, Restaurants, Bars und ein Paradies für Souvenirjäger. Durchzogen von mehreren Kanälen tummeln sich in den Hafenbecken auch viele Robben. Man hat einen wunderbaren Blick auf den Tafelberg und darf sich hier sehr sicher fühlen. Von der Brücke aus, die zum Clock Tower führt, konnten wir die ersten Robben sichten.

Nach einem guten Abendessen und dem Besuch diverser Souvenirgeschäfte, die von hochwertiger afrikanischer Kunst bis hin zu typischem Touristenkitsch alles hatten, was unser Herz begehrte, fuhren wir auch wieder mit dem öffentlichen Bus zum Hotel zurück und blieben völlig unbehelligt.

09.07. Kapstadt – Hout Bay – Kirstenbosch – Kaphalbinsel

Den nächsten Morgen begannen wir mit einem exquisiten Frühstück im Hotel. Seltsam, es schien nur weiße Gäste in diesem Hotel zu geben. Hatte sich doch noch nicht so viel verändert in Südafrika?

Es folgte eine stürmische Seefahrt nach Hout Bay. Dieser Fischerort liegt auf der Rückseite des Tafelbergs, hat einen wunderbaren Strand und eine vorgelagerte Robbeninsel. Deshalb sind viele dieser Tiere im dortigen Hafen anzutreffen. Da hier zahlreiche Fischkutter mit ihrem Fang anlanden, lauern außer den Robben auch noch einige der weit größeren Seelöwen auf die anfallenden Fischreste.

Nachdem wir den örtlichen, wirklich guten Laden für afrikanische Kunst geplündert hatten, fuhren wir mit dem Bus weiter nach Kirstenbosch, zum Botanischen Garten Kapstadts. Dieser ist besonders spektakulär durch seine Lage unterhalb des Tafelbergs und wegen seiner sehr speziellen Fynbosflora, die nur hier am Kap gedeiht.

Leider war der Juli nicht die beste Zeit, um die Proteen zu bewundern, sie blühten nur noch vereinzelt. Normalerweise ist der Oktober der Monat mit den schönsten Blüten.

Was kaum jemand von uns wusste, auch die Pelargonien stammen vom Kap, allerdings können das hier teilweise riesige Büsche werden.

Bei so einer Rundreise ist natürlich alles genau durchgeplant und so war die Zeit für Kirstenbosch relativ knapp bemessen. Ich wäre gern länger dort geblieben. Aber es sollte auch noch die Fahrt um die Kaphalbinsel stattfinden und so musste ich mich losreißen.

Entlang der riesigen False Bay fuhren wir nach Simonstown, einem zauberhaften kleinen Küstenstädtchen.

Nach dem üblichen Begutachten der örtlichen Souvenirstände hatten wir hier in einem Restaurant unser Mittagessen. Dabei wurde alles ausprobiert, was die südafrikanische Küche so an heimischen Fleischsorten hergibt. Krokodil, Kudu, Springbok und selbst Haifisch standen auf der Speisekarte.

Danach folgte nicht nur für die Kinder der Höhepunkt dieses Ausflugs, ein Besuch der Pinguinkolonie am Boulders Beach. Hier leben unzählige dieser possierlichen Tiere in Höhlen vor spektakulärer Strandkulisse. Von Holzstegen aus kann man die Pinguine gut beobachten und sie bieten für alle viel Unterhaltsames. Die Anwohner allerdings sollen nicht so begeistert von den Tieren sein, treiben sich die Kleinen auch häufiger in ihren Vorgärten herum oder spazieren sogar in die Häuser hinein.

Hier am Boulders Beach wurden doch die Zeitvorgaben überschritten, denn gerade unsere Teenager mussten fast mit Gewalt weggezerrt werden.

Weiter ging es zum »Kap der Guten Hoffnung« durch den gleichnamigen Nationalpark. Dieses Kap ist ein Muss für jeden Weltreisenden und es wurde eifrig vor der Kamera posiert. Jeder brauchte sein persönliches Erinnerungsfoto.

Was für eine raue stürmische Gegend! Man konnte sich leicht vorstellen, wie froh die Seeleute früher waren, wenn sie dieses Kap umschifft hatten. Überhaupt gibt es in diesem Teil des Atlantiks unzählige Schiffswracks.

Manchmal legt sich ein undurchdringlicher Seenebel über die Küste und dieser hat schon vielen Seeleuten das Leben gekostet, wenn deren Schiffe durch einen der unzähligen Felsen leck geschlagen wurden.

Nach einem Besuch des »Cape Points« mit dem Leuchtturm und einem Imbiss dort, bei dem uns freche Vögel die Reste stibitzten, ging es zurück nach Kapstadt.

Abends blieben wir in Sea Point und verbrachten die Zeit damit, am Strand hinter der Uferpromeade riesige Atlantikmuscheln zu suchen.

10.07.Tafelberg – Stellenbosch – Franchhoek

Am nächsten Morgen sollte es auf den Tafelberg gehen, sofern das Wetter dementsprechend wäre. Denn wenn es zu stürmisch ist oder Wolken ihr Tischtuch über dem Tafelberg ausbreiten, verkehrt die Tafelbergbahn manchmal tagelang nicht.

Wir hatten leider nur drei Tage Zeit in Kapstadt, und dies mitten im afrikanischen Winter. Die Wahrscheinlichkeit schien ziemlich hoch, dass wir nicht hinaufkommen würden auf den berühmten Berg. Aber das Glück war uns hold und die Tafelbergbahn in Betrieb.

Schon von der Talstation aus hat man einen gigantischen Blick über Kapstadt und die Umgebung. Wie würde das erst von oben sein?

Dort war die Aussicht natürlich noch viel spektakulärer, wir konnten sogar bis nach Robben Island sehen. Dies ist eine Kapstadt vorgelagerte frühere Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela inhaftiert war.

Wir genossen den herrlichen Blick zum Strand von Camps Bay und den zwölf Aposteln, auch hinüber zum Signal Hill und Lions Head und auf der anderen Seite zum Devils Peak.

Hier oben wuchsen jede Menge Proteen und andere Fynbosgewächse, wobei das Heidekraut gerade in voller Blüte stand.

Allerdings war das Vergnügen nur von kurzer Dauer, denn ehe wir’s uns versahen, zogen Wolken auf und man sah die Hand vor Augen nicht mehr.

Da ertönte auch schon das Signal zum Aufbruch und dann heißt es schnellstmöglich wieder hinunterzufahren.

Unten wartete schon unser Bus, der uns in die Weinanbaugebiete nach Stellenbosch und Franchhoek bringen sollte.

Zunächst ging es in Richtung Stellenbosch, wo wir das Weingut »Uitkyk« besuchten. Das Haupthaus aus dem 18. Jahrhundert bot für uns die erste intensivere Begegnung mit der schönen kapholländischen Architektur. Mir hatten es besonders die herrlichen alten Möbel dort angetan.

Der Weinkeller wiederum war sehr modern und hier genossen wir auch unsere erste Weinprobe, allerdings zum Leidwesen unserer Kinder, die höchstens einmal nippen durften. Umso mehr blieb für uns Erwachsene.

Südafrika hat hervorragende Weine und wir waren froh, dass keiner von uns fahren musste.

Wir fuhren weiter in Richtung Paarl, um einen Blick auf das Taal Monument zu werfen.

Taal ist Afrikaans und bedeutet Sprache. Dieses Monument ist ein Symbol für die Einflüsse der verschiedenen Sprachen der vielen in Südafrika lebenden Völker auf das Afrikaans. Von dort hat man einen traumhaften Blick auf Paarl und die Umgebung.

Eine weitere Weinprobe sollten wir in Franchhoek haben. Hier spürt man sehr den Einfluss der französischen Vorfahren. Dieses Städtchen ist bildschön, vielleicht eines der schönsten in Südafrika und sehr zu empfehlen, wenn man gut essen und trinken möchte.

Glücklicherweise hatten wir in dem Ort auch unsere Mittagspause. Wir brauchten noch etwas Grundlage vor der zweiten Weinprobe im »Franchhoek Wingeerd«.

Wieder waren die Weine ausgezeichnet und wir haben fleißig gekostet. Eine weitere Probe hätten wir dann sicher auch nicht mehr geschafft. Wir besichtigten anschließend noch das Hugenotten-Denkmal und den wunderschönen Park rundum, und die frische Luft half, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Schließlich stand noch Stellenbosch auf dem Programm. Diese Stadt ist wohl das Paradebeispiel für kapholländische Architektur und darum ausgesprochen sehenswert. Die meisten Häuser sind sehr gut erhalten, aber mit vielen Sicherheitseinrichtungen versehen.

Auf der Rückfahrt nach Kapstadt fuhren wir kilometerlang durch Townships, hier hatten wir die Kehrseite der Medaille vor Augen. Unglaublich, was es dort für eine gewaltige Anzahl an Behausungen primitivster Art gab und wie viele Menschen und Nutztiere am Rande der Autobahn unterwegs waren. Jetzt begriffen wir auch, warum wir überall so viele Häuser wohlhabender Südafrikaner mit Alarmanlagen, Stacheldraht oder Elektrozäunen gesehen hatten.

In Kapstadts Innenstadt angekommen, beschlossen wir, schon an der Waterfront aus dem Bus zu steigen, denn der Ausflug in die Weinanbaugebiete hatte nicht so ganz dem Geschmack unserer Kinder entsprochen. Wir wollten deshalb noch in das »Two Oceans Aquarium« und uns die weißen Haie ansehen.

»Two Oceans Aquarium« heißt es deswegen, weil hier die Meeresbewohner sowohl des Atlantischen als auch des Indischen Ozeans zu finden sind.

Wir waren begeistert von der Art der Präsentation und besonders gut gefiel uns das riesige Haifischbecken, das sich über drei Stockwerke erstreckt.

Nach dem Aquarium wartete noch eine weitere Attraktion auf uns.

Das »Scratch Patch« liegt genau gegenüber. Man kauft für einen ganz geringen Betrag ein Plastiksäckchen und begibt sich dann in eine Höhle, deren Boden über und über mit Halbedelsteinen bedeckt ist. Dort kann man so viele Steine in das Säckchen füllen, wie hineinpassen.

Was für ein Vergnügen, wir krochen stundenlang auf Knien umher und füllten ein und wieder aus und wieder neu ein, so lange, bis alle glaubten, die schönsten Steine für sich gefunden zu haben.

Draußen wurde es auch schon dunkel und wir beschlossen, an der Waterfront essen zu gehen und danach doch noch mal einen Blick in die Souvenirgeschäfte zu werfen.

Wieder fuhren wir mit dem öffentlichen Bus zurück zum Hotel.

11.07. Kapstadt – Durban – Scottburgh

An unserem letzten Tag in Kapstadt stand die obligatorische Stadtrundfahrt auf dem Programm. Kapstadt hat nicht nur eine spektakuläre Umgebung, auch die Stadt selbst hat einiges zu bieten.

Besonders gefallen hat uns das Bo-Kaap mit seinen leuchtend bunt gestrichenen Häusern und Moscheen. Hier wohnen hauptsächlich Muslime und wetteifern untereinander um das farbenfroheste Haus. Im Bo-Kaap sieht man auch tief verschleierte Frauen und hört den Muezzin rufen.

Zu Fuß ging es dann durch die Innenstadt zur Long Street, der wohl schönsten Straße Kapstadts mit ihren herrlichen viktorianischen Häusern, den vielen Boutiquen, Restaurants und Bars.

Ganz in der Nähe liegt der Greenmarket Square. Hier kann man an unzähligen Ständen alles erwerben, was afrikanische Kunsthandwerker so fertigen. Natürlich wird mit dem Verkäufer hart um einen günstigen Preis gefeilscht.

Anschließend besuchten wir Company’s Garden, den wunderschönen Stadtpark von Kapstadt, an dem auch eine ganze Reihe von Museen und andere Sehenswürdigkeiten liegen. Er ist schon in den Anfängen der Stadt als Gemüsegarten angelegt worden, um die Seeleute mit Vitaminen gegen Skorbut zu versorgen.

An der einen Seite befindet sich das Parlamentsgebäude, wo von Januar bis Juni getagt wird, in den restlichen Monaten geschieht das in Pretoria.

Weiter ging es zum Rathaus, von dessen Balkon aus Nelson Mandela 1990 nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis zu den begeisterten Massen gesprochen hat.

Den Abschluss der Besichtigungstour bildete das »Castle of Good Hope«. In dem Fort hat für Kapstadt alles angefangen, es stellt die älteste Ansiedlung Südafrikas dar. Noch heute sitzt hier das südafrikanische Heer und es lohnt sich, die Wachablösung anzusehen.

Dann hieß es noch mal relaxen am Hotelpool, bevor wir zum Flughafen gebracht wurden, um von Kapstadt aus nach Durban zu fliegen.

Auch das sollte ein weiterer Höhepunkt für uns werden, wir wollten in das Land der Zulu und den Indischen Ozean sehen.

12.07.–17.07. KwaZulu-Natal

Wir verbrachten die Verlängerungswoche allerdings nicht in der Metropole Durban, sondern in einem typisch südafrikanischen Strandhotel in Scottburgh, einem zirka eine Autostunde südlich von Durban gelegenen Städtchen.

Das »Blue Marlin« beherbergte hauptsächlich einheimische Gäste, außer uns gab es nur sehr wenige ausländische Touristen. Aber gerade dies fanden wir sehr reizvoll.

Anne und ich hatten sehr viel Glück mit unserem Zimmer. Es war ein Eckzimmer mit einer riesigen Fensterfront direkt zum Indischen Ozean hinaus.

Der Juli ist die Zeit für die Wanderung gewaltiger Fischschwärme um die Südspitze Afrikas herum und dabei werden an den südafrikanischen Küsten die Haischutznetze eingeholt, um den Fischen freien Zug zu ermöglichen. Dadurch konnten wir aus unseren Fenstern die Wale, Delfine und Haie direkt mit bloßem Auge vorbeischwimmen sehen.

Ich liebte es, morgens die Gardinen aufzuziehen und dann die Flossen der Haie aus dem Wasser ragen zu sehen.

Was die Haifische betrifft, war es hier echt gefährlich, schwimmen zu gehen. Es gab zwar einen abgesteckten Strandabschnitt, innerhalb dessen man ins Wasser durfte, und Rettungsschwimmer, die das Meer beobachteten und bei herannahenden Raubfischen die Badenden aus dem Wasser pfiffen. Nur leider hatten wir das Prinzip nicht gleich begriffen.

Die Kinder tobten herrlich in den Wellen, als alle aus dem Wasser gescheucht wurden. Außer unseren Kindern war dann nur noch ein Junge aus Belgien drin.

Die vier reagierten gar nicht auf das schrille Pfeifen der Rettungsschwimmer. Diese griffen schließlich zum Megafon, um die unvernünftigen Europäer auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Allerdings merkten dann auch erst drei der vier Kinder, dass sie gemeint waren, und die Tochter der Freunde planschte munter weiter, bis sie, durch unser Geschrei aufgeschreckt, endlich aus dem Wasser kam. Immerhin hatten wir jetzt das System kapiert und würden beim nächsten Mal vorsichtiger sein.

Nicht ganz durchschaubar waren für uns auch die Bestellsitten bei den Mahlzeiten, wir hatten All Inclusive gebucht.

Es gab einen riesigen Speisesaal und eine Unmenge von Kellnern. Wenn wir uns irgendwo platziert hatten, erschien sogleich ein freundlich lächelnder afrikanischer Kellner oder eine Kellnerin und legte für uns das Besteck und die Servietten hin.

Bestellungen konnten nun aber nicht aufgegeben werden, dafür tauchte dann ein indischer Kollege auf, der eifrig alles notierte.

Leider waren die afrikanischen Angestellten fast alle Analphabeten.

Diese Erfahrung musste leider auch unser Freund machen. Er hatte immer wieder der freundlich lächelnden afrikanischen Kellnerin auf der Speisekarte gezeigt, was er haben wollte, aber nichts passierte. Bis schließlich ein indischer Kollege erschien. Meist war das bei uns Gerald, ein tiefschwarzer Mann aus dem Süden Indiens mit einer so dunklen Hautfarbe, dass selbst die Afrikaner hell gegen ihn wirkten.

Die Südafrikaner sind sehr gesellige Menschen und so saßen sie abends oft noch für Spiele oder einen Drink zusammen. Sehr beliebt war Bingo und irgendwann hatten auch wir den Dreh heraus. Dabei konnte man wunderbar mit den einheimischen Gästen ins Gespräch kommen.

Der Strand von Scottburgh ist lang und von feinstem Sand, hier machten wir einige herrliche Strandspaziergänge.

Einmal kamen wir an einer kleinen Lagune vorbei und da lag ein riesiges Krokodil. Wir hielten gebührend Abstand und das träge Tier bewegte sich zum Glück auch nicht. Ein bisschen Gänsehaut hatten wir alle aber trotzdem.

Scottburgh ist eine der typischen südafrikanischen Kleinstädte mit einer sehr schönen Shopping Mall, die wir des Öfteren aufsuchten.

Die Kinder blieben meistens lieber im Hotel, denn außer dem Pool und dem Strand gab es einen schönen Spielplatz, den zumindest der Jüngste häufig nutzte.

Auch im »Blue Marlin« hatten wir eine Reiseleitung, eine ältere Deutsche namens Ulla. Sie war schon vor vielen Jahren mit ihrem Mann nach Südafrika gekommen.

Der Mann war inzwischen verstorben und so betreute sie nun die deutschen Gäste dieses Hotels, um ein wenig Abwechselung zu haben. Sie meinte das mit der Betreuung sehr persönlich und nahm uns sogar mit ihrem eigenen Auto mit.

Der erste Ausflug, allerdings ohne die sich im Hotel vergnügenden Kinder, führte nach Margate, einem netten Küstenstädtchen zirka eine Autostunde südlich von Scottburgh.

Von da ging es landeinwärts ins Zululand. Hier findet man noch überall die traditionellen Rundhütten und Menschen, die hauptsächlich von Viehzucht und Landwirtschaft leben.

Unterwegs besuchten wir auch das Anwesen eines Zuckerbarons. Das Herrenhaus war rosa angestrichen, mit kunstvollen weißen Holzverzierungen versehen und lag in einem wunderschönen Park mit gigantischen alten Bäumen. Innen war es mit kostbaren antiken Möbeln eingerichtet und es gab ein kleines Café, wo wir herrlichen Kuchen bekamen.

Beim zweiten Ausflug fuhren wir zunächst nach Durban. Diesmal waren wir alle mit Ulla und einem Fahrer in einem Minibus unterwegs.

Wir hatten zunächst die übliche Stadtrundfahrt und sollten dann noch den indischen Markt besuchen. In keiner südafrikanischen Großstadt ist der indische Einfluss so stark spürbar wie in Durban.

Ulla bat uns, alle Wertsachen im Bus zu lassen und nur ein paar Geldscheine in die Hosentaschen zu stecken. Auf die Fotoapparate sollten wir gut achten, denn im Gedränge des Marktes sei die Gefahr groß, Opfer eines Diebstahls zu werden.

Der indische Markt war laut, bunt und voll fremdländischer Gerüche und man fühlte sich wie nach Indien versetzt. Wir brachten glücklicherweise alle unsere Fotoapparate wieder mit zum Bus.

Auch in Durban sahen wir bei der Stadtrundfahrt ein Aquarium und eine Seepromenade, aber Kapstadt lag dabei für unseren Geschmack mit seinen Attraktionen um Längen vorn.

Weiter ging es wieder ins Landesinnere zu den Zulus. Wir fuhren in das Tal der Tausend Hügel und besuchten ein Schaudorf der Zulu, um ihre traditionellen Hütten, Tänze und Gebräuche kennenzulernen.

Sogar einem Sangoma, dem die Zulu magische Wunderkräfte zuschreiben, konnten wir über die Schultern schauen. Dieser sah zum Fürchten aus und hantierte mit Kräutern, Federn, Knöchelchen und Ähnlichem. Die Herkunft der Dinge wollte man lieber gar nicht wissen.

In der größten Hütte wurde schließlich noch ein Tanz aufgeführt. Die Zulu-Kämpfer sahen ziemlich furchterregend aus. Was für große und starke Menschen, im Unterschied zu den zierlichen Buschmännern, die wir im Western Cape gesehen hatten.

Die letzte Etappe des Ausflugs bestand aus dem Besuch einer Schlangenfarm. Es gibt eine Vielzahl an Schlangen in Südafrika, darunter einige sehr giftige, wie die häufig vorkommende Puffotter oder die Kobra.

Zu sehen bekamen wir auch den Python. Das ist eine Würgeschlange, die ihre Beutetiere komplett verschlingt und eine ziemliche Größe erreichen kann.

Die beiden Mädchen waren so mutig, sich eine um den Hals legen zu lassen. Dabei sind einige spektakuläre Fotos entstanden.

Ich begnügte mich damit, die Schlange anzufassen. Die Haut fühlte sich gut an, glatt und weich, aber um den Hals wollte ich solch ein Tier lieber doch nicht haben.

Auch die Skorpione, die es dort gab, entsprachen so gar nicht meinem Geschmack.

Unser letzter Gemeinschaftsausflug führte uns noch auf eine Krokodilfarm, wo von den ganz kleinen, frisch geschlüpften, bis hin zu den gigantischen Riesenkrokodilen alles vertreten war.

Die Attraktion war eine Hängebrücke über das Wasserbecken mit den Monsterkrokodilen. Die schwankte so schön beim Hinübergehen und man konnte die weit aufgerissenen Mäuler der Riesenviecher gar nicht übersehen.

Selbst einer Fütterung dieser Furcht einflößenden Tiere wohnten wir bei. Sie bekamen riesige Fleischportionen und man hörte unter ihren scharfen Zähnen die Knochen darin laut knacken. Dies waren eindeutig nicht meine Lieblingstiere!

Unglaublich, was hatten wir auf dieser Reise schon an Land für Tiere gesehen und im Meer gleich hinter dem Hotel gab es auch noch Wale, Delfine und Haie frei Haus.

Den letzten Tag genossen wir dann alle im Hotel und am Strand.

Ein wenig seltsam erschien uns auch der Ablauf der Zimmerreinigung, den wir dabei beobachten konnten. Die Zimmermädchen waren allesamt schwarz, aber keine von den Frauen machte ein Zimmer komplett sauber, sondern jede tat nur einen bestimmten Handgriff und ging dann weiter ins nächste Zimmer. So hatten wir einen großen Durchlauf von Zimmermädchen für eine einzige Reinigung.

Was wir nicht bemerkt hatten: Es fehlten am Schluss einzelne Kleidungsstücke, die wir zu Hause verzweifelt suchten. Zunächst denkt man ja, sie vielleicht aus Versehen liegen gelassen zu haben, aber da wir alle betroffen waren?

Am Abreisetag mussten wir alle zusammen unsere Sachen in ein anderes Zimmer bringen, auch die Wertgegenstände aus dem Safe. Dabei muss meine EC-Karte im ursprünglichen Zimmer liegen geblieben sein.

18.07. Frankfurt–Hamburg

Bemerkt habe ich das allerdings erst in Frankfurt, nachdem wir von Durban aus über Johannesburg zurückgeflogen waren. Natürlich ließ ich sie gleich sperren.

Nach zwei Wochen bekam ich unerwarteterweise Post aus Südafrika und darin war meine EC-Karte. Ich war überrascht. Immerhin hatten wir vor der Reise viel Abschreckendes gehört über die Kriminalität im Land und einige dieser Vorurteile ließen sich gar nicht bestätigen.

Nach der Heimkehr bestand bei uns allen Einigkeit: Dies war mit Abstand die bisher aufregendste Reise gewesen. Wir hatten ein absolut spektakuläres Land gesehen!

Meine Tochter war so begeistert, dass sie meinte, später in ihrem Leben unbedingt noch mal nach Südafrika zurückkommen zu wollen.

In ihrem Alter hat man noch viele Pläne, habe ich damals gedacht und nicht geahnt, wie ernst dies tatsächlich noch mal werden würde.

Anschließend ist erst einmal viel Zeit ins Land gegangen, ohne dass wieder von Südafrika die Rede war.

Dann machte meine Nichte 2008 ein Praktikum bei einer Reiseagentur in Südafrika und fing wenig später an, bei einer deutschen Airline in Kapstadt zu arbeiten.

Es lag auf der Hand, dass Anne ihrer Cousine einen Besuch abstattete, und natürlich verspürte sie danach den Wunsch, auch eine Weile in Südafrika zu leben, und bewarb sich wenig später ebenfalls bei der Fluggesellschaft.

Sie hatte geplant, ein Jahr in Südafrika zu arbeiten, und zog Anfang Februar 2010 dafür ebenfalls in die Stadt am »Kap der Guten Hoffnung«.

Der Job bei der Airline war allerdings nicht das, was sie sich vorgestellt hatte, und sie wollte Kapstadt schon den Rücken kehren, als sich ihr die große Chance bot, dort bei einer Event-Agentur anzufangen.

Selbst der riesige bürokratische Aufwand für das Arbeitsvisum konnte sie nicht abschrecken. Für die Arbeit in dieser Firma hatte sie ursprünglich wieder ein Jahr angedacht, wobei sich aber diese Frist stets verlängerte und insgesamt fünf Jahre in Südafrika daraus wurden.

Meine Nichte lebt heute noch in Kapstadt. Daraus ergaben sich für mich viele Möglichkeiten, die Mädchen zu besuchen.

Nach jeder weiteren Reise in dieses unglaublich faszinierende Land konnte ich ihre Beweggründe zum Bleiben besser verstehen.

Die Metropole Kapstadt für sich ist immer eine Reise wert, doch es gibt so vieles mehr in Südafrika zu erkunden und wir nutzten jede sich bietende Gelegenheit, auch andere Landstriche und Völker dieser vielfältigen »Regenbogennation« zu entdecken.

Obwohl man sich gerade im Umland von Kapstadt manchmal in Europa wähnt, so bleibt es selbst dort ein wildes, abenteuerliches Land, wo jeden Moment unglaubliche Dinge geschehen können.

2. Ein Wiedersehen mit Kapstadt

Für die ersten zwei Wochen in Kapstadt zog meine Tochter bei ihrer Cousine Elli ein, die allerdings selbst in einer WG lebte. Das konnte also keine Dauerlösung sein und so begab sich Anne auf die Suche nach einer entsprechenden Wohnmöglichkeit.

Ein wenig besorgt war ich schon, als sie in ein Haus im District Six zu zwei jungen südafrikanischen Männern zog. Sie erklärte mir dann, dass die beiden wirklich nett seien und sie so gezwungen sei, ihr Englisch zu verbessern, um sich mit ihnen zu verständigen. Außerdem könnten sie ihr bei den bürokratischen Formalitäten viel besser helfen als die deutschen Kollegen.

Das konnte ja alles sein, aber dies wollte ich mir zur Sicherheit doch selbst mal ansehen. Dazu stand bei mir ein runder Geburtstag ins Haus, auf den ich so gar keine Lust hatte.

Also buchte ich kurzerhand für Ende Februar 2010 eine Flugreise mit der großen britischen Airline nach Kapstadt.

Am Tag vor meinem Geburtstag sollte die Reise beginnen und an meinem »Ehrentag« wollte ich früh in Kapstadt landen und mich so allem Geburtstagstrubel einfach entziehen. Niemand würde mich anrufen können, und außer den beiden Mädchen sollte dort in Südafrika auch keiner etwas von dem Geburtstag erfahren. Ich wollte diesen Tag ganz besonders begehen am anderen Ende der Welt.

26.02. Hamburg–London

Am Nachmittag flog ich von Hamburg nach London Heathrow und abends weiter nach Kapstadt.

Um Mitternacht stieß ich mit mir selbst an.

27.02. Kapstadt

Am frühen Morgen landete ich in Kapstadt und wurde von den beiden Mädchen in Empfang genommen. Sie hatten sich viel Mühe gemacht und standen dort mit einem »Happy Birthday«-Transparent, das glücklicherweise keine Jahreszahl enthielt, selbst gebackenem Kuchen, Luftballons und Rosen. So fing der Tag schon mal gut an!

Wir fuhren mit Ellis Auto, einem damals zehn Jahre alten Opel Corsa, zu ihrer Wohnung in einem der drei Wohntürme unterhalb des Tafelbergs.

Anne besaß zu dem Zeitpunkt zwar auch schon ein Auto, aber glücklicherweise hatten sie das Vehikel nicht benutzt für die Fahrt zum Flughafen.

Der Blick auf Kapstadt von Ellis Wohnzimmer aus war atemberaubend.

Elli kochte Kaffee und ich musste die Kerzen auf dem Kuchen ausblasen, ihn anschneiden, und dann ließen wir ihn uns schmecken.

Anschließend fuhren wir zum Hotel »Lady Hamilton«, wo ich ein Zimmer reserviert hatte, um nicht gleich in Annes WG als besorgte Mutter aufzufallen.

Zum Glück konnte ich mich im Hotel erst einmal der warmen Klamotten entledigen, denn in Kapstadt ist im Februar Hochsommer.

Zeit zum Ausruhen blieb nicht, denn die Mädchen hatten mit mir einen Ausflug geplant. Dazu fuhren wir zunächst auf den Signal Hill, einen der bevorzugten Picknickplätze der Kapstädter. Von hier aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und das neu erbaute Green Point Stadion.

Auch ein Picknick hatten die beiden liebevoll vorbereitet. Dabei machten sie mir noch ein ganz besonderes Geschenk, einen Hubschrauber-Rundflug über Kapstadt, der am nächsten Tag stattfinden sollte.

Vom Signal Hill aus fuhren wir zunächst weiter nach Muizenberg und dann die False Bay entlang nach Simon’s Town, wo wir am Boulders Beach die Pinguine beobachten wollten. An der Faszination, die diese Tiere auf uns ausübten, hatte sich im Vergleich zu damals nichts geändert.

Wir blieben bis zum Schließen des Nationalparks und machten uns dann auf den Weg zurück.

Diesmal wählten wir den Chapman’s Peak Drive als Fahrtstrecke. Natürlich hatte ich diese spektakuläre Mautstraße schon einmal in irgendeiner Autowerbung gesehen, aber in Natura ist sie noch viel atemberaubender als im Fernsehen. Als wir 2002 das erste Mal in Südafrika waren, konnte unser Bus die Strecke noch nicht fahren.

Die schönste Zeit zum Befahren für diese hoch über dem Atlantik in die Felsen gebaute Straße ist der Sonnenuntergang. Den hatten wir ziemlich gut abgepasst.

Wir hielten unzählige Male für immer noch schönere Fotos, aber am eindrucksvollsten war schließlich das Verschwinden der Sonne über der Bucht von Hout Bay. Alles glitzerte golden.

Nachdem die Sonne weg war, wurde es schnell empfindlich kühl, und wir beschlossen, uns ein Restaurant zu suchen, in dem wir gemütlich drinnen zu Abend essen konnten.

Also fuhren wir hinein nach Hout Bay. Den Ort kannte ich bereits von der ersten Reise her. Es war vieles noch so, wie ich es von damals in Erinnerung hatte.

Wir hatten Appetit auf frischen Fisch, und so gingen wir in das Restaurant im Obergeschoss von Mariner’s Wharf, um meinen Geburtstag ausklingen zu lassen.

Der Fisch und auch der südafrikanische Wein dazu waren lecker und die Atmosphäre im Restaurant sehr nett, ein schöner Ort, um meinen Geburtstag zu feiern.

Danach fiel ich nur noch todmüde in mein Bett im Hotel »Lady Hamilton«, ich war nicht mal mehr in der Lage, meinen Koffer auszupacken. Das musste warten bis zum nächsten Morgen. Aber es war ein absolut unvergesslicher Geburtstag gewesen!

28.02. Kapstadt – Bloubergstrand

Nach einem schmackhaften Frühstück im Hotel und ein wenig Relaxen am Pool startete ich mit beiden Mädchen zum Flugplatz.

Ein wenig unwohl war mir schon, ich hatte noch nie in einem Hubschrauber gesessen, aber dieses Geschenk konnte ich nicht ausschlagen.

Am Flugplatz wartete ein ganz junger Pilot, ein Kollege der Mädchen, der gerade dabei war, seine Fluglizenz für Hubschrauber zu machen und noch ein paar Übungsflüge brauchte.

Deshalb war dieser Flug relativ preiswert für uns drei, denn natürlich sollten Anne und Elli auch mitfliegen. Das heißt, ich wusste nicht mehr so genau, ob ich wirklich wollte, aber ich konnte hier nicht kneifen.

Also stiegen wir in die Kanzel und los ging es. Ein bisschen grün im Gesicht sahen wir am Anfang alle aus, aber das gab sich, denn die Aussicht entschädigte für alles. Es war ein Flug bei wunderschönem, klarem Wetter und so hatten wir freie Sicht auf den Tafelberg.

Wir umflogen das ganze Tafelbergmassiv, der Überflug ist leider verboten, vorbei an den zwölf Aposteln, Camps Bay und den anderen herrlichen Stränden, am Lions Head entlang, über die Waterfront auch mit Blick auf Robben Island, weiter über das neu erbaute Fußballstadion, das Rugbystadion und die Townships. Ewig hätten wir so fliegen können, von Angst war da keine Spur mehr.

Aber leider setzten wir dann schon wieder zur Landung an. Ich hatte mein Geschenk in vollen Zügen genossen.

Nach dem Ausstieg machten wir schnell noch einige Erinnerungsfotos und schauten uns die teils schon historischen Flugzeuge im Hangar an.

Dieser Tag mit strahlendem Sonnenschein und 30 °C Lufttemperatur lud geradezu zu einem Strandbesuch ein, und deshalb beschlossen wir, anschließend noch zum Bloubergstrand zu fahren. Von dort sollte man den beeindruckendsten Blick auf den Tafelberg haben.

Der Strand allein war schon traumhaft schön, die Brandung bei zirka 10 °C Wassertemperatur sehr erfrischend, und das mit der wunderschönen Aussicht auf den Tafelberg stimmte wirklich. Außerdem konnte man hier den zahlreichen Surfern zusehen und kleine Robben im Meer beobachten.

Nach zwei Stunden Faulenzen am Strand ging es wieder zurück in die Innenstadt, wir wollten noch dem altehrwürdigen Hotel »Mount Nelson« einen Besuch abstatten.

Dieses sehr britische Hotel liegt inmitten eines wunderschönen Parks und ist berühmt für seine nachmittägliche Teezeremonie.

Dafür waren wir allerdings schon zu spät dran und für den »High Tea« sollte man sich auch besser anmelden, um einen Tisch zu ergattern.

Aber etwas zu trinken bekamen wir noch im sehr schön bepflanzten Garten und konnten die frechen Eichhörnchen beobachten, die hier überall umherflitzten.

Danach ging es weiter zur Waterfront, wo wir ein wenig bummelten und uns abends ganz traditionell mit Fisch und Chips stärkten.

01.03. Kapstadt

Am nächsten Tag mussten die Mädchen wieder zur Arbeit und ich war auf mich allein gestellt. Wenn man noch nicht so viel von Kapstadt und der Umgebung gesehen hat und die Zeit knapp bemessen ist oder man allein unterwegs ist, dann nimmt man am besten den Hop-on-Hop-off-Bus und kauft sich ein Zwei-Tages-Ticket. Außerdem bekommt man hier, untermalt von herrlichen afrikanischen Rhythmen, noch jede Menge Informationen zu den Sehenswürdigkeiten.

Ich kaufte mir ein Ticket bei der deutschen Buchhandlung in der Burg Street und stieg dort auch gleich ein. Es gab damals nur die » Rote Route«, wo der Bus hauptsächlich Sehenswürdigkeiten in der Stadt abfuhr, dann zur Tafelbergstation hinauf und von dort über Camps Bay zurück zur Waterfront und in die Innenstadt und die »Blaue Route«, mit der man auch wunderbar die unmittelbare Umgebung Kapstadts erkunden konnte. An Letzterer hat sich bis heute nichts geändert. Hier fahren die Busse zum Botanischen Garten Kirstenbosch und dann die Constantia Road entlang, wo man auch umsteigen kann in den Bus zu den Weingütern im Constantia Valley, weiter zum Vogel- und Affenpark, vorbei am Township »Imizamo Yethu« nach Hout Bay und von da über die Victoria Road nach Camps Bay und ebenfalls zurück zur Waterfront und in die Innenstadt.

Inzwischen gibt es noch zusätzlich die kurze »Gelbe Route«, die sich rein auf den Stadtkern beschränkt und einige Haltestellen der »Roten Route« übernommen hat. Auch die deutsche Buchhandlung findet man nicht mehr in der Burg Street, und die innerstädtische Haltestelle befindet sich jetzt vor dem neuen Büro der Hop-on-Hop-off-Busgesellschaft in der Long Street.

Bei schönem Wetter sitzt man am besten oben auf der Aussichtsplattform, wobei man an einen guten Sonnenschutz denken sollte, denn auf Grund des Ozonlochs verbrennt man hier sonst gnadenlos.

Ich bekam am ersten Tag einen fürchterlichen Sonnenbrand auf der Stirn, denn der Fahrtwind blies die schützenden Haare meines Ponys einfach weg. Am nächsten Tag brauchte ich dann eine Kopfbedeckung.

Zuerst entschied ich mich für die »Blaue Route«, denn ich wollte unbedingt den Botanischen Garten wiedersehen. Schließlich war dort bei der Rundreise die Aufenthaltsdauer für meinen Geschmack viel zu kurz bemessen gewesen und jetzt konnte ich die Gelegenheit nutzen, mich im Park in aller Ruhe allein umzuschauen.

Diesmal verbrachte ich sicher einige Stunden da und es gab genügend Zeit, auch in weiter entfernt liegende Gebiete der riesigen Parkanlage zu wandern.

Von den höher gelegenen Anpflanzungen aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt oder aber auf die im Hintergrund liegenden Felsformationen des Tafelbergmassivs, die aber oft wolkenverhangen sind. Da es hier häufig regnet, ist die Vegetation in Kirstenbosch und dem ganzen Stadtteil Constantia besonders üppig.

Außerordentlich faszinierend fand ich den Skulpturenpark, der sich beim Restaurant in der Nähe des Haupteingangs befindet. Hier gibt es besonders eindrucksvolle Werke afrikanischer Künstler zu bewundern.

Wenn man an einem Wochentag im Botanischen Garten ist, sind immer Schulklassen da, die hier Unterricht im Freien abhalten. Ich wünschte, ich hätte damals meinen Biologieunterricht auch an so einem Ort gehabt.

Am Seiteneingang befindet sich der gut bestückte Pflanzenmarkt des Botanischen Gartens und ich bin jedes Mal aufs Neue betrübt, dass ich nichts von hier mit nach Deutschland nehmen kann.

Wieder auf dem Oberdeck des Busses sitzend, genoss ich anschließend den schönsten Teil der »Blauen Route«. Dabei geht es durch den Stadtteil Constantia, wo die bessere Gesellschaft Kapstadts wohnt und viele ausländische Botschaften ihren Sitz haben, immer an der Rückseite des Tafelbergs entlang durch ein landschaftlich wunderschönes Gebiet mit den letzten Resten afrikanischer Urwälder und seltenen Fynbospflanzen, an den Weinanbaugebieten vorbei zur »World of Birds«, einem Vogelpark, in dem auch Äffchen und Erdmännchen leben. Die Gehege hier sind schon sehr geräumig und es gibt eine große Anzahl an verschiedenen Vögeln, und für mich ganz wichtig: Erdmännchen. Ich liebe diese possierlichen Tierchen.

Einen oberflächlichen Eindruck vom Township »Imizamo Yethu« bekommt man auch vom Bus aus, wenn man direkt daran vorbeifährt. Für mich war das eindeutig zu wenig und so beschloss ich, am nächsten Tag die Runde noch einmal zu drehen und die geführte Tour durch »Imizamo Yethu« mitzumachen.

An diesem ersten Tag wollte ich auch unbedingt noch nach Hout Bay und für alle Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke reichte einfach die Zeit nicht.

Wenn man in Hout Bay ankommt, empfängt einen gleich die würzige Seeluft und der Geruch nach Fisch, der in diesem Ort allgegenwärtig ist. Hier kann man deshalb immer Robben und Seelöwen beobachten, die auf die Fangreste der Fischkutter lauern.

So war es auch diesmal wieder, ich hatte die Gelegenheit, einige Seelöwen ganz aus der Nähe zu bestaunen.

Es gab wie damals unzählige Souvenirstände am Anlegeplatz der Ausflugsboote und auch der wunderbare Laden mit afrikanischer Kunst war noch da.

Von Hout Bay aus geht es mit dem Bus über eine weitere Traumstraße, die »Victoria Road« zurück nach Kapstadt. Man fährt vorbei an all den wunderschönen Küstenvororten Kapstadts, mit ihren Bilderbuchstränden und den Luxusvillen mit schwindelerregenden Immobilienpreisen.

Wenn man zurückschaut, sieht man die Bergkette der zwölf Apostel, meist mit interessanten Wolkenformationen darüber.

Ich stieg noch mal kurz an der Waterfront aus und fuhr anschließend weiter bis zur Haltestelle am »Mount Nelson Hotel«, von der es nur ein kurzes Wegstück bis zum »Lady Hamilton Hotel« war.

Für den Abend hatten die Mädchen noch etwas Besonderes geplant. Wir wollten hochwandern auf den Lions Head und uns den Sonnenuntergang beziehungsweise Vollmondaufgang ansehen.

Wieder hatten wir alles dabei für ein gemütliches Picknick, einschließlich einer Flasche Wein, um auf den schönen Abend anzustoßen.

Außer uns pilgerte aber noch eine schier endlose Schar an Einheimischen und Touristen auf den Berg, das Wetter war ideal dafür und die Aussicht von da oben versprach spektakulär zu werden. Auf der Rückseite des Lions Head hat man einen wunderbaren Blick auf Camps Bay und die anderen Strände. Die Farben des Sonnenuntergangs waren fast unwirklich schön und auch der Mondaufgang versetzte uns ins Schwärmen.

Wir genossen dieses Picknick bis zum letzten Moment und leerten auch die Flasche Wein zusammen. Allerdings wurde es dann schnell dunkel und nur Elli hatte eine Taschenlampe dabei. Es war daher nicht ganz einfach, in ihrem Windschatten wieder heil den Berg hinunterzukommen.

Für den Betrachter von unten muss sich eine riesige Anzahl von Leuchtpunkten um den Berg herumbewegt haben.

02.03. Kapstadt