Mit Zaubermaus in 100 Tagen um die Welt - Ingo Schorler - E-Book

Mit Zaubermaus in 100 Tagen um die Welt E-Book

Ingo Schorler

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Beschreibung

Endlich hatten sich Paul und Zaubermaus wiedergefunden und waren mehr als glücklich. Doch wer die beiden kennt, weiß, dass es für sie keinen Stillstand gibt. Und so brechen sie bald zu einer ganz besonderen Reise aus – in 100 Tagen um die Welt. Dass sie in dieser Zeit so einiges erleben, das ist gewiss ...

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Mit Zaubermaus in 100 Tagen um die Welt

Band 5

Ingo Schorler

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2023 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2023.

Cover gestaltet mit Bildern von © Peter Kirschner – Adobe Stock lizenziert

Bearbeitung: Martina Meier MA

Lektorat: CAT creativ – www.cat-creativ.at

ISBN: 978-3-96074-481-8 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-699-7 - E-Book

*

Inhalt

Prolog

1

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*

Prolog

Es vergingen einige Monate, bis Paul wiederhergestellt war. Doch er wusste, dass er sich auf seine Freunde und die Familie verlassen konnte. Besonders ich, Zaubermaus, war ihm in diesen Tagen eine große Stütze. Ich erzählte ihm, was in der Zeit seines Komas alles passiert war, sodass Paul bald das Gefühl hatte, dabei gewesen zu sein.

Endlich war es so weit, Paul durfte das Krankenhaus verlassen. Ich wartete schon ganz ungeduldig draußen vor dem Krankenhaus und nahm meinen Freund fest in die Arme.

„Mensch, Zaubermaus, drück mich bitte nicht so doll. Ich bekomm ja kaum noch Luft!“, rief Paul, ganz der Alte, sogleich aus.

„Ups“, antwortete ich, „tut mir leid, Paul, meine Freude ist halt soooooo groß, dass ich vergaß, es langsam anzugehen!“

Paul war geschmeichelt und sagte: „Eigentlich könnten wir ja ein wenig feiern. Nach so langer Zeit würde mir ein Bier gut schmecken.“ Er zeigte mit einem Finger auf einen kleinen Pub auf der anderen Straßenseite. „Komm, lass uns dort reingehen.“

Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf solch einen Ausflug, aber Paul zuliebe willigte ich ein. Schließlich war es sein erster Tag nach der Genesung und da konnte ich wohl schlecht Nein zu seinem Vorschlag sagen.

Also gingen wir in den Pub, der mitten in London war, wo Paul und ich uns gerade aufhielten.

„Oh Mann, ist das laut hier“, rief ich schon beim Betreten aus. Eine Band spielte schottische Musik, einige Gäste tanzten dazu. Paul bestellte zwei Bierchen, doch ich wollte nur ein Glas Milch haben, die ich mit Genuss trank.

„Kannst du dich daran erinnern, was du mir vor einiger Zeit im Krankenhaus versprochen hast?“, fragte Paul nach einer Weile, in der wir Freunde schweigend der Musik gelauscht hatten.

„Was meinst du?“, fragte ich zurück. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Oh, ich weiß, was du meinst. Und? Wie wäre es mit einer Reise um die Welt in 100 Tagen?“

Paul lachte auf. „Das wäre genau das, wonach mir gerade der Sinn steht.“

Plötzlich raunzte uns jemand von der Seite an. „He, was wollt ihr schaffen? In 100 Tagen um die Welt? Nie! Das ist unmöglich zu schaffen, das wird nie klappen!“

„Doch, das ist zu schaffen.“ Paul schaute mich an und rief noch einmal bekräftigend: „Das ist zu schaffen.“

Auch ich nickte dem Fremden zu. „Wir zwei schaffen es, in 100 Tagen um die Welt zu reisen, und sind heute in 100 Tagen um 12 Uhr wieder hier!“

Der Fremde, der sich inzwischen als Gizmo vorgestellt hatte, hielt uns die Hand hin. „Die Wette nehme ich gerne an. Wetten wir um ein Goldstück.“

So war das nächste Abenteuer also besiegelt. Jetzt stellte sich nur noch eine Frage: Wohin ging die Reise zuerst?

*

1

Natürlich wollten wie keine Zeit verlieren. Hundert Tage hörte sich zwar ziemlich viel an, aber wenn man bedachte, was wir an Strecke vor uns hatten, konnte man schon ins Grübeln geratet, ob wir beide das denn wirklich schaffen würden.

Ich schaute Paul mit meinen himmelblauen Augen an und sagte nur: „Und nun?“

Paul schmunzelte: „Dort hinten geht’s zum Bahnhof, los, komm, Zaubermaus, lass uns schnell dorthin gehen.“ Und noch bevor ich antworten konnte, nahm Paul meine Pfote und zog mich mit zum Bahnhof.

Der erste Zug, den wir nehmen wollten, stand bereits abfahrbereit am Gleis. In letzter Sekunde konnten wir auf den Zug aufspringen.

Paul fragte, nachdem wir in einem Abteil Platz genommen hatten, sogleich: „Weißt du, wohin der Zug fährt?“

Ich schaute mit einen strengen Blick zu Paul und sagte: „Wie soll ich das auf die Schnelle gelesen haben? Ich hatte ja gar keine Zeit, mich umzusehen.“ Oder konnte ich etwa hellsehen?

Wir gerieten fast in einen Streit, da mischte sich eine sanfte Stimme in das Gespräch ein: „Dieser Zug fährt ohne Zwischenstopp bis nach Frankreich!“

Ich schaute erstaunt auf. „Frankreich?“, fragte ich. „Da wollte ich schon immer einmal hin. Paris. Der Eiffelturm ... prima.“ Dann wandte ich mich an Paul: „Und? Bist nun auch zufrieden?“

Paul hatte ein leichtes Grinsen im Gesicht und sagte: „Was für ein Glück, dass der Zug durchfährt und wir nicht noch einmal umsteigen müssen.“ Doch dann wurde Paul schlagartig still, denn jemand im Gang rief: „Die Fahrscheine bitte!“

Paul und ich sahen uns an und sprangen auf. Natürlich hatten wir keine Fahrkarten dabei, dafür hatte am Bahnhof ja alles viel zu schnell gehen müssen. Ich wurde ganz nervös, denn der Schaffner kam immer näher und näher. Doch dann öffnete jemand aus dem Nebenabteil die Zwischentür und raunte uns Schwarzfahrern zu: „He, ihr zwei, wenn ihr keine Schwierigkeiten wollt, dann kommt schnell hier zu mir rein!“ Das ließen Paul und ich uns kein zweites Mal sagen und huschten durch die Abteiltür.

„Puh, war das knapp, ganz lieben Dank für Ihre Hilfe“, sagte ich.

„Dürfen wir fragen, wer ihr seid?“, frage Paul, der gleich gesehen hatte, dass hier zwei Reisende anwesend waren.

„Klar darfst du danach fragen“, lachte der Angesprochene. „Ich bin Timmy und der, der da vorne in den Sitzen rumlungert, das ist Jossy. Wir sind auf dem Weg nach Paris, um dort Geschäfte abzuwickeln. Wir haben das ganze Abteil hier gemietet, da ist es egal, wie viele Mitreisende es gibt. Aber jetzt mal zu euch. Wohin wollt ihr, wenn ich das fragen darf?“

Paul lachte. „Das trifft sich gut, denn wir zwei wollen auch nach Paris.“ Dann erzählte er den beiden anderen Zugreisenden von unserer Wette und dem Bestreben, die Welt in 100 Tagen zu bereisen.

Jossy und Timmy staunten darüber nicht schlecht, hielten sie ein solches Vorhaben doch für eine ziemliche Herausforderung. Gleichzeitig freuten sie sich aber auch, dass sie nicht alleine weiterreisen mussten. Sie sahen sich sowieso jeden Tag, da hatten sie sich auf einer so langen Reise kaum noch etwas zu erzählen und freuten sich nun über die Abwechslung durch mich und meinen Freund Paul.

Dann hörten wir vier auch hier: „Die Fahrscheine bitte.“

Timmy zeigte dem Schaffner seine Fahrkarten und fügte noch an, dass sie das ganze Abteil gemietet hätten.

Mir kam das jedoch irgendwie komisch vor, deshalb schupste ich Paul kurz an und sagte: „Hast du das gesehen? Der hatte genau vier Fahrkarten in der Hand. Woher wussten die beiden denn, dass wir hier zusteigen würden?“

„Das ist doch vollkommen egal. Du hast doch gehört, was Timmy gesagt hat. Sie haben das Abteil gemietet. Vielleicht hat er noch mehr als die vier Fahrkarten, die er vorgezeigt hat. Ist mir alles auch vollkommen egal. Hauptsache ist, wir kommen schnell nach Frankreich und müssen nicht auch noch eine Strafe bezahlen oder werden aus dem Zug geworfen, weil wir keine eigenen Fahrkarten haben. Du hättest ja auch dran denken können, dass wir Fahrscheine benötigen, dann müssten wir hier nicht lange diskutieren.“

Doch ich schüttelte nur den Kopf und traute den beiden Mitreisenden nicht so ganz. Weiter darüber nachzudenken, dazu blieb mir jedoch keine Zeit mehr, denn plötzlich gab es eine Vollbremsung und der Zug blieb stehen.

Der Schaffner rief laut: „Bleiben Sie bitte auf Ihren Plätze, es ist alles okay.“

Sogleich schaute ich aus dem Zugfenster und sah, dass die Gleise mit riesigen Baumstämmen blockiert waren. Ausgerechnet jetzt musste das passieren!

Die Leute in den anderen Abteilen wurden nervös. Wild riefen sie durcheinander: „Wann geht’s weiter?“ Oder: „Wie lange dauert das denn hier noch, ich habe einen wichtigen Termin.“

Der Schaffner rief erneut laut durch den Zug: „Ich weiß nicht, wann wir weiterfahren können. Erst einmal müssen wir sehen, dass wir die Baumstämme von den Gleisen bekommen! Und das kann dauern!“

Nun wurde auch Paul ein wenig ungeduldig, denn für ihn und natürlich auch für mich zählte schließlich jede Minute. Damit die Gleise schnell wieder frei wurden, halfen einige Reisende mit, die Bäume zur Seite zu räumen. Das war Pauls Vorschlag gewesen, denn wenn wir auf Hilfe von außen gewartet hätten, hätte es womöglich noch viel länger gedauert.

Dennoch brauchte es einige Stunden, bis der Zug wieder losfahren konnte. Es wurde bereits dunkel, als wir Passagiere das beruhigende Rattern der Räder auf den Schienen wieder vernehmen konnten.

Nachdem der Zug sich wieder Richtung Frankreich in Bewegung gesetzt hatte, wurde es in den Abteilen stiller. Natürlich hatten Paul und ich ein wenig Zeit eingebüßt, aber das war jetzt erst mal unwichtig. Wir standen ja noch am Anfang unserer Reise und die paar Stunden würden wir sicherlich bald wieder aufholen können.

Paul wollte allerdings tatsächlich gerne wissen, wann der Zug am Ziel ankommen würde, ging zum Schaffner und tippte ihm vorsichtig auf die Schulter. „Entschuldigung Sie bitte, wenn ich Sie störe. Ich würde nur gern wissen, wann wir ungefähr in Frankreich beziehungsweise in Paris ankommen?“

Der Schaffner, der von der ganzen Angelegenheit schon leicht angefressen war, fauchte unhöflich zurück: „Das weiß ich doch jetzt noch nicht. Haben Sie mal ein bisschen Geduld!“

Paul zeigte ihm den Stinkefinger und ging auf seinen Platz zurück. Wenn schon der Schaffner nicht wusste, wie lange es noch dauern würde, dann könnte er auch schnell ein Schläfchen machen, um sich auszuruhen, so dachte er, denn immerhin war er ja erst vor ein paar Stunden aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Bald darauf döste er ein und wurde erst wieder wach, als ich aufgeregt in sein Ohr brüllte: „Da, da ... siehst du den Eiffelturm?“

„Jaaaaaa endlich“, rief Paul, rekelte sich ein wenig, sprang dann sogleich auf und rannte zur Tür. Dabei hatte er aber vollkommen vergessen, dass er ja nicht alleine reiste, was ihm aber erst wieder in den Sinn kam, als er die magischen Worte hörte: „Paul, nun ist es aber gut.“ Und schon gab ich ihm wieder einmal eins mit der Tatze auf den Hinterkopf.

„Aua“, schrie Paul nur, doch dann musste er grinsen, denn nun war zwischen ihm und mir wieder alles so wie früher.

Bald lief der Zug in den Pariser Bahnhof ein ... Als er hielt, stieg Paul als Erster aus. Ich folgte ihm, stand dann aber nur rum, irgendetwas störte mich hier gewaltig. Ich sagte zu Paul: „Ich glaube, irgendwer verfolgt uns.“

Paul lachte und antwortete: „Blödsinn, wer soll uns schon verfolgen? Es weiß doch keiner, außer Gizmo, was wir vorhaben. Und Gizmo habe ich nirgendwo entdecken können. Lass uns mal lieber überlegen, wie wir zwei weiterkommen.“

Ich wollte mir die Hauptstadt Frankreichs zuerst genauer ansehen, schließlich kam man ja nicht jeden Tag in die Stadt der Liebe. Ich wollte gerade gehen, da tippte plötzlich jemand auf meine Schulter und sprach auf Französisch mit mir. Zu blöd aber auch, dass ich natürlich kein einziges Wort verstand und daher auch gar nicht wusste, was dieser unbekannte Kerl von mir wollte.

Doch dann schwante es mir, denn der Typ trug eine Uniform und ein Namensschild an seiner Jacke. Anscheinend war das ein Polizist mit dem Namen Pierre. „Oje, auch das noch“, dachte ich, da ich Polizisten lieber von hinten als von vorne sah.

Auch Paul hatte den Polizisten nun erkannt und sprach ihn auf Französisch an. Ich war von den Socken und erstaunt darüber, dass Paul diese Sprache sprach. „Man lernt eben nie aus“, ging es mir durch den Kopf.

Dann flüsterte Paul dem Polizisten etwas ins Ohr. Ohne zu antworten, nickte der Paul und mir zu und zeigte uns damit, ihm zu folgen. Doch wohin sollte es gehen? Wir drei marschierten eine ganze Weile, bis Pierre in einer Nebenstraße am Stadtrand von Paris vor einer alten Scheune anhielt. Er zeigte darauf, sprach ein paar für mich unverständliche Worte und öffnete dann die Scheunentür. Zuerst sah ich dort gar nichts, doch dann entdeckte ich das, was der freundliche Polizist uns wohl zeigen wollte: einen Ballon! Doch wer nun an einen Luftballon denken mag, der täuscht – vor Paul und mir lag ein großer, kunterbunter Heißluftballon auf der Erde.

„Oh mein Gott“, rief ich aus, als ich das Ungetüm erkannte. Und als sich mein erstes Entsetzen gelegt hatte, sprach ich weiter: „Oh oh, nein, Paul, da bekommen mich keine zehn Pferde rein. Ich steige doch nicht an so einem Luftsack hängend hoch in die Lüfte. Ganz sicher nicht.“ Und zur Bekräftigung schüttelte ich den Kopf.

Paul und Pierre sagten nichts, zogen aber den riesigen Ballon aus der Scheune raus. Sie richteten den Korb auf und entzündeten den Brenner, damit er die Luft erwärmen konnte, die den Ballon schließlich zu seiner vollen Pracht entfaltete. All das war schweigend von sich gegangen.

Als schließlich alles gerichtet war, rief Paul: „Los, Zaubermaus, hüpf rein. Schließlich müssen wir nach Amerika!“

Nur widerwillig hüpfte ich in den Ballon. Paul winkte dem Polizisten noch einmal zu. Dann hob der Ballon ab ...

*

2

Um mit dem Luftballon an Höhe zu gewinnen, warf Paul Sandsäcke ab. Man spürte, wie der Ballon an Höhe gewann, was mir allerdings gar nicht gefiel. Ich schimpfte mit Paul und sagte: „Wir hätten bestimmt auch noch eine andere Möglichkeit gefunden, um nach Amerika zu gelangen. Musste es ausgerechnet ein Heißluftballon sein?“

„Mach dir darüber keine Gedanken“, erwiderte Paul. „Solch ein Ballon ist ein sicheres Fortbewegungsmittel. Uns wird nichts passieren hier oben.“

Davon war ich zwar nicht überzeugt, aber was sollte ich jetzt noch daran ändern. Also fügte ich mich in mein Schicksal und fand bald sogar Gefallen daran, oben am Himmel in einem Ballon zu fahren. Aber das hätte ich Paul gegenüber natürlich nie zugegeben.

Plötzlich drehte jedoch der Wind und Wolken zogen auf. Paul sagte: „Oh, oh, es könnte jetzt ein wenig ungemütlich werden für uns zwei, Zaubermaus!“

Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen und Blitze zuckten rechts und links neben dem Ballon auf. Ich hielt mich krampfhaft am Korb fest, nur Paul fand das alles toll. Bis zu dem Zeitpunkt, als ein Blitz den Ballon traf. Er fing zwar kein Feuer, verlor aber dramatisch an Höhe. Paul versuchte noch schnell, weitere Sandsäcke abzuwerfen, um wieder an Höhe zu gewinnen, doch der Ballon fiel wie ein nasser Sack zur Erde. Der Aufprall war schließlich so stark, dass wir beide aus dem Korb fielen und erst mal bewusstlos am Boden liegen blieben.

Erst nach gefühlten Stunden wurden wir wieder wach. Paul rief: „Zaubermaus, alles okay bei dir?“

Ich fauchte zurück „Ja, alles so weit okay bei mir. Von wegen sicheres Verkehrsmittel, du Trottel.“ Dann sah ich mich um und entdeckte natürlich gleich, dass der Ballon vollkommen zerstört war. An einen erneuten Aufstieg war nicht zu denken.

„Unseren Ballon können wir ja jetzt wohl vergessen. Der ist vollkommen zerfetzt. Und was nun?“, fuhr ich Paul an.

Paul war verdattert. Mit einem Gewitter und einem Absturz hatte er nicht gerechnet, als er vom Zug aus den Ballon bei seinem alten Freund Pierre klargemacht hatte. Dann sah auch er sich um und fragte schließlich: „Wo um Himmels willen sind wir bloß gelandet? Wie Amerika sieht das hier nicht aus.“

„Richtig, Paul. Amerika ist das hier sicherlich noch nicht. Dafür sind wir gar nicht lange genug mit dem Ballon unterwegs gewesen.“

Viel Zeit blieb uns jedoch nicht für Diskussionen, denn auf einmal spürten wir sein leichtes Vibrieren am Boden. Paul wusste gleich: „Das hat nichts Gutes zu heißen!“ Zu viel solcher Begebenheiten hatten wir in der Vergangenheit auf der Erde schon erlebt.

Das Vibrieren des Bodens wurde immer stärker. Und dann sahen wir auch, wo wir gelandet waren. Von wegen Amerika! Um uns herum war nur Sand. Sand. Und nichts als Sand. Na ja, und vielleicht die ein oder andere Palme. Am Horizont erkannten wir bald, was das Vibrieren hervorrief, denn uns näherte sich eine ganze Herde Kamele, auf denen weiße und schwarze Gestalten saßen. Was sollten wir tun? Zum Wegrennen war es schon zu spät und selbst wenn wir es versucht hätten, wohin hätten wir rennen sollen? Also blieben wir einfach am Fleck stehen und warteten, bis die Kamele bei uns waren.

Als diese neben Paul und mir zum Stehen kamen und sich der Staub verzogen hatte, sahen wir, dass die Kamelreiter Nomaden waren, die ihre Ware verkaufen wollten.

„Na, ihr zwei, was sucht ihr hier in der Wüste von Ägypten?“, rief einer der Männer uns zu. „Hierhin verirrt sich selten jemand.“

Paul und ich sahen uns erstaunt an. „Wie? Ist das hier nicht Amerika?“, brachte Paul schließlich hervor.

Man hörte nur ein lautes Lachen vonseiten der Kamelreiter. „Nein, ganz bestimmt ist das hier nicht Amerika. Oder seht ihr irgendwo die Freiheitsstatue ?“, sagte derjenige, der uns zuerst angesprochen hatte und wohl der Anführer war.

„Nein, außer Sand sehen wir hier nichts“, erwiderte ich. „Dann haben wir wohl irgendwo einen Fehler in unserer Berechnung gehabt. Eigentlich wollen wir nämlich nach Amerika.“

„Nun, dann seid ihr hier wohl falsch. Aber wir machen euch einen Vorschlag, denn man lässt niemanden einfach so in der Wüste stehen. Dürfen wir euch ein wenig mitnehmen, die Sonne wird gleich richtig brennen. Wenn ihr wollt, hüpft rauf auf unsere Kamele.“

Das ließen wir zwei Reisenden uns kein zweites Mal sagen und hüpften auf die Kamele, dann trabten diese los.

Bald sah man von Weitem eine Stadt. Paul rief ganz aufgeregt: „Da, Zaubermaus, eine Stadt. Von dort aus kommen wir sicherlich bald weiter nach Amerika.“

Doch ich antwortete nicht. Ich war überhaupt schon die ganze Zeit über etwas schweigsam gewesen. Und das hatte seinen Grund: Ich hatte nämlich das Gespräch von zwei Männer belauscht, die darüber gesprochen hatten, Katze und Maus, also Paul und mich, auf dem nächsten Basar zu verkaufen. Was sollte ich nur dagegen tun?

Als wir mit unseren Begleitern schließlich in der Stadt ankamen und diese tatsächlich den nächsten Basar ansteuerten, raunte ich meinem Freund zu: „Die wollen uns hier glatt verscherbeln.“

Paul jedoch lächelte mich nur an. Was ich nicht wusste – auch Paul hatte das Gespräch belauscht und schon einen Plan ausgeheckt.

Die Nomaden boten uns dann tatsächlich zum Verkauf auf diesem bunten Basar an. Als das Bieten der potenziellen Käufer begann, zeigte sich jedoch schnell, dass es gar nicht so einfach war, eine Maus und eine Katze – noch dazu mit einem Heiligenschein versehen – an den Mann zu bringen. Das wiederum spielte Pauls Plan zu.

Denn noch bevor einer der Anwesenden ein Gebot abgeben konnte, rief Paul plötzlich laut aus: „Wer uns nach Amerika bringt, bekommt fünf Goldstücke!“

Jetzt war das Interesse aller geweckt. Wild riefen sie durcheinander, schubsten sich und gebärdeten sich nahezu verrückt. Bis ein großer Mann, der sicherlich an die zwei Meter maß, zu den Nomaden, Paul und mir trat und sagte: „Ich kaufe euch die beiden ab. Zu einem symbolischen Preis. Denn ihr wisst, in Ägypten sind Katzen heilige Tiere ... und die dürfen nicht so einfach verkauft werden.“

Die Nomaden nickten schuldbewusst und waren mit dem Deal einverstanden. Dann sagte der Mann zu Paul und Zaubermaus: „Ich bring euch nach Amerika, ins Land der Freiheit. Und das kostet euch nichts.“

*

3

Der Hüne hatte sich als Jimmy bei Paul und mir vorgestellt. Da er einen recht freundlichen Eindruck machte, folgten wir ihm. Es dauerte aber noch gut eine Stunde, bis wir drei das Ziel erreichten, das er angesteuert hatte. Mehr als seinen Namen hatten wir auf dem Weg dorthin auch nicht von ihm erfahren. Seinem Aussehen und seiner Sprache nach war er aber wohl selbst Amerikaner.

Am Ziel angekommen, zeigte Jimmy auf einen mit einer alten Decke verhüllten Gegenstand. Er sagte: „Die alte Betty wird uns ein gutes Stück Richtung Amerika bringen. Und das wird euch sicherlich gefallen.“ Dann zog er mit einem Ruck die Decke ab und zum Vorschein kam ... Betty, ein altes, in die Jahre gekommenes Motorrad.

„Und das verkeimte Teil soll uns nach Amerika bringen?“, fragte ich ein wenig erstaunt.

„Klar, die alte Betty ist noch gut in Schuss. Sie sieht zwar nicht mehr ganz so frisch aus, aber das ist nicht wichtig. Ihr Motor ist top, frisch geschmiert aus der Werkstatt und mit ein paar Höllen-PS aufgemotzt.“ Jimmy schmunzelte. „Ja, ich weiß, das sieht mal meiner alten Lady nicht gleich an. Aber das ist auch gut so, sonst hätte sicherlich hier einer schon längst zappzarapp gemacht und sie mitgenommen.“

„Und warum willst du uns mit nach Amerika nehmen?“, fragte ich den Typen.

„Weil ich eh dorthin muss. Also kann ich euch auch mitnehmen, dann ist die Fahrt wenigstens nicht so langweilig“, antwortete Jimmy. „Und nun los, steigt auf, wir wollen keine Zeit verlieren.“

Paul flüsterte mir zu, weil ich wohl ein wenig skeptisch dreinblickte: „Los, lass es uns versuchen. Wir können uns ja irgendwo noch was anderes suchen, wenn es uns mit Betty nicht gefällt.“ Ich nickte und wir stiegen auf. Dann machte es Klick, Klack und ein lautes Jodeln ertönte. Man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, so laut war die Maschine.

Ich schrie: „Paul, halt dich fest.“ Und schon ging es los.

Jimmy hatte nicht zu viel versprochen: Betty war wahrlich eine echte Höllenmaschine, die so einige PS unter der Haube hatte. Die Landschaft rauschte in einem Affentempo an uns vorbei. Paul wurde bald richtig übel, sodass er sich fast hätte übergeben müssen. Doch er schluckte alles runter, als er meinen warnenden Blick sah, weil ich, wie mein Blick wohl deutlich sagte, nicht angekotzt werden wollte.

Und dann passierte etwas, was Paul und ich auf Erden noch nie erlebt hatten. In Schallgeschwindigkeit und fast so, als würden Zeit und Raum verschmelzen, setzten wir die rasante Fahrt fort. Als Jimmy nach einer Weile eine Vollbremsung hinlegte, waren wir mehr als erstaunt, was wir vor uns sahen, als sich unsere Sinne wieder erholt hatten.

„Ihr könnt jetzt absteigen!“, sagte Jimmy schmunzelnd.

„Wer bist du?“, wollte ich sogleich wissen, als ich vor mir – ich konnte es kaum glauben – die Freiheitsstatue von Amerika sah. Von Ägypten nach Amerika auf einem Motorrad – ohne Flugzeug, ohne Schiff –, das kam selbst mir als hart gesottenem Zeitgenossen ziemlich spanisch vor. Da konnte wirklich etwas nicht mit rechten Dingen zugehen!

Doch Jimmy hielt sich bedeckt. „Sagen wir mal so“, antwortete er erst nach einer ganzen Weile. „Wir haben es hier mit einer echten Höllenmaschine zu tun.“ Dann kniff er mir ein Auge zu ... und war auf der Stelle samt Betty wie vom Erdboden verschluckt.

Natürlich wussten Paul und ich sofort, wer hier wieder einmal seine Hände im Spiel gehabt hatte – der Höllenfürst persönlich, Pauls Vater.

Jetzt mussten wir aber erst einmal etwas zu essen finden, denn Pauls Magen hatte bereits auf der alten Betty so laut wie ein hungriger Wolf geknurrt. Wir schauten uns um und entdeckten bald einen dieser Burgerläden mit dem großen M, was uns sehr entgegenkam, denn Burger und Pommes schmeckten uns beiden gut.

Als wir unsere Portion verputzt hatten, hätte ich am liebsten erst einmal ein Schläfchen gehalten, doch Paul duldete keinen Müßiggang. „Wir müssen zum Hafen, Zaubermaus“, sagte er streng.

Ich schaute zu Paul und sagte: „Zum Hafen?“ Was hatte er denn jetzt schon wieder geplant?

„Ja, genau dahin, von dort kommen wir ganz bestimmt weiter.

---ENDE DER LESEPROBE---