Mr. Never-Ever - Lisa Torberg - E-Book
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Lisa Torberg

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Beschreibung

Ihre Initialen ergeben das Wort CAVALIER … was sie definitiv sind … abgesehen von atemberaubend sexy und scharf wie Chili. Kurz gesagt: Hot as Hell. Sie sind The Cavaliers. C.A. sind die Initialen des Amerikaners Clive Atkinson. Das ist seine Geschichte. Clive Atkinson arbeitet in Genf für die Vereinten Nationen. Er geht in seinem Job auf, nur gelegentlich gönnt er sich einen One-Night-Stand – vom Flirt bis zum Sex, nie darüber hinaus. Bis er über sein weibliches Pendant stolpert … Die Journalistin Janet Thompson ist zwar blauäugig und blond, aber vom Barbie-Klischee eine Galaxie entfernt. Die Überholspur gehört ihr. Ihre Kollegen können lediglich ihre Rückseite bewundern, als sie im europäischen UN-Headquarter akkreditiert wird. Karriere ist alles, Männer nur ein gelegentlicher Zeitvertreib. Und so verwirrend dieser superheiße Clive auch ist – mehr als eine Nacht ist nicht drin! Abgeschlossener Liebesroman mit heißen Szenen und Happy End.

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Ihre Initialen ergeben das Wort CAVALIER … was sie definitiv sind … abgesehen von atemberaubend sexy

und scharf wie Chili. Kurz gesagt: Hot as Hell.

Sie sind

C.A. sind die Initialen des Amerikaners Clive Atkinson.

Das ist seine Geschichte.

 

Clive Atkinson arbeitet in Genf für die Vereinten Nationen. Er geht in seinem Job auf, nur gelegentlich gönnt er sich einen One-Night-Stand – vom Flirt bis zum Sex, nie darüber hinaus. Bis er über sein weibliches Pendant stolpert …

Die Journalistin Janet Thompson ist zwar blauäugig und blond, aber vom Barbie-Klischee eine Galaxie entfernt. Die Überholspur gehört ihr. Ihre Kollegen können lediglich ihre Rückseite bewundern, als sie im europäischen UN-Headquarter akkreditiert wird. Karriere ist alles, Männer nur ein gelegentlicher Zeitvertreib. Und so verwirrend dieser superheiße Clive auch ist – mehr als eine Nacht ist nicht drin!

 

Abgeschlossener Liebesroman mit heißen Szenen und Happy End.

Mr. Never-Ever ist der erste Roman der Reihe

Alle Bücher können ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Inhaltsverzeichnis

Mr. Never -Ever

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Mr. Indestructible

Die Autorin

Impressum

An der Schwelle zum Erwachsenwerden sind sie

dem Tod von der Schippe gesprungen.

Seitdem nennen sie sich 4friends4ever.

 

Damals haben sie beschlossen, für den Rest

ihres Lebens jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen.

Sie haben auf ihre Traumjobs verzichtet und den

unumstößlichen Vorsatz gefasst, niemals eine

Beziehung einzugehen. Denn nur wer Gefühle

zulässt, setzt sich und andere Risiken aus.

 

Ihre Initialen ergeben das Wort CAVALIER …

was sie definitiv sind … abgesehen von

atemberaubend sexy und scharf wie Chili.

Kurz gesagt: Hot as Hell.

Prolog

»Ganz sicher nicht!« Er schüttelte den Kopf.

Clive hatte nicht die geringste Ahnung, ob das, was er spürte, Fassungslosigkeit oder Wut war. Wahrscheinlich von beidem ein wenig.

»Es ist das Beste.« Mortimer Wigmore strich sich mit der für ihn typischen Geste durch die weißen dichten Haare und schob das Kinn vor. Seine Augen funkelten.

»Für wen?« Clive hatte großen Respekt für den Mann, den er kannte, seitdem er sich erinnern konnte. Jetzt spürte er, wie ein Teil davon zerbröselte.

»Für dich, für Maya, für uns alle.«

Clive lachte auf. Keuchend und heiser drang das Geräusch aus seiner Kehle, als ob er ein Hund wäre, der bereits seit Stunden bellte. Die offensichtliche Antwort lag ihm auf der Zunge, doch Maya, die an dem hohen Fenster stand, das den Blick auf den gepflegten Park freigab, kam ihm zuvor. Hinauszusehen war ihre Lieblingsbeschäftigung, wenn sie in ihrem Elternhaus in Capitol Hill unweit des Sitzes des Kongresses der Vereinigten Staaten war. Sie wandte dem Raum nicht den Rücken zu, weil ihr so viel an den perfekt getrimmten Rasenflächen, den Rosenbüschen oder den Blumenrabatten lag, die je nach Jahreszeit ihre Farben wechselten. Vielmehr vermied sie seit ihrem Auszug jedes Gespräch mit ihrem Vater, das nicht unbedingt nötig war. Sie konnte nicht damit rechnen, dass er sie verstehen oder ihr Anderssein gar akzeptieren würde, so er jemals davon Wind bekommen würde – und Clive wusste, dass sie recht hatte. Leider.

»Du meinst, es ist das Beste für die Firma, Dad.« Während Maya sprach, drehte sie sich um und ließ den Blick durch die Bibliothek schweifen, wich dabei dem ihres Vaters aus.

Der stets selbstsichere Mortimer Wigmore wirkte plötzlich unsicher und schaute zu Rupert, seinem besten Freund und Geschäftspartner. Der schüttelte stumm den Kopf und hob das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit an die Lippen. Der schottische Highland Park war sein einziges Laster – nach achtzehn Uhr und nie mehr als zwei Gläser.

»Jetzt sag doch auch etwas, Rupert!«

Clives Vater stellte das Whiskyglas vor sich auf dem niederen Tisch ab, lehnte sich auf dem Sofa zurück und streckte seine langen Beine aus. Die Arme verschränkte er demonstrativ vor der Brust.

»Was willst du hören, Mort? Ich wiederhole mich nicht gern, das weißt du doch.«

Mortimer schnaubte. »Bin ich wirklich der Einzige, der das Offensichtliche erkennt?«

»Was ist denn deiner Meinung nach dieses Offensichtliche, Dad?«

Clive bewunderte ihre Selbstkontrolle. Maya sprach ruhig, obwohl er ihr ansah, dass es in ihr brodelte – so wie in ihm. Seit Jahren hatten sie gewusst, dass es früher oder später zu diesem Gespräch kommen würde, und sich die verschiedenen möglichen Szenarien vorgestellt. Genauso hatten sie sich unzählige Antworten zurechtgelegt. Dennoch überwog die Überraschung und überdeckte jeden klaren Gedanken.

Seit Jahren hielt Clive Maya den Rücken frei und deckte sie, so wie sie in heiklen Situationen sein Alibi war. Sie kannten einander besser als viele Geschwister und liebten sich mehr, als wenn sie in dieselbe Familie hineingeboren worden wären. Aber eben nicht wie Mann und Frau, sondern wie Bruder und Schwester.

»Ihr seid füreinander bestimmt, Maya.« Mortimer unterstrich seine Worte mit einem Nicken und warf einen kurzen Blick hinüber zur Bar. Wahrscheinlich sehnte er sich nach einem Glas Whisky, würde sich aber niemals einschenken, bevor er diese Angelegenheit nicht erledigt hatte, überlegte Clive. Für ihn war dieses Gespräch nicht anders als eines der vielen, die er im Rahmen seines Geschäftslebens führte. Er war Lobbyist mit Leib und Seele – und erreichte immer, was er sich in den Kopf setzte. Das war ihm anzusehen, auch in diesem absolut privaten Moment. Nur irrte er sich gewaltig. »Niemand könnte besser zusammenpassen als ihr beide«, fuhr Mortimer fort. »Und jetzt, wo acht Jahre vergangen sind, seitdem Clive ...«

Er rastete prinzipiell nicht aus, und wenn, dann nur in Gegenwart seiner drei Freunde, sobald sie über die gemeinsame Zeit und den Grund sprachen, der sie am selben Ort zusammengeführt und ihre Freundschaft begründet hatte – und die Auswirkungen, die sie bis zu ihrem Lebensende verfolgen würden. Sonst wurde er nie laut oder ausfällig – und schon gar nicht innerhalb der Familie, wobei die Atkinsons und Wigmores genau das waren, obwohl in ihren Adern nicht dasselbe Blut floss.

»Hör auf!«, rief er jetzt. Clive stieß sich von dem Bücherregal ab, gegen das er lehnte, streckte die Hand aus und deutete mit dem Zeigefinger auf den Mann, den er früher Onkel genannt hatte. »Du weißt genau, dass ich nicht will, dass darüber gesprochen wird. Aber dass du dieses Argument ausgerechnet jetzt und in diesem Zusammenhang aufgreifst, ist unverschämt. Es klingt so, als ob du abgewartet hättest, bis du dir sicher sein konntest, dass meine Krankheit nicht mehr wiederkehrt. Aber diese Garantie kann niemand geben, Mortimer. Nicht nach fünf Jahren und nicht nach acht. Doch selbst wenn es eine Sicherheit gäbe, würde das nichts daran ändern, dass Maya und ich nicht heiraten werden. Niemals.«

»Und warum nicht?«

»Weil ich lesbisch bin, Dad!«, schrie Maya, rannte zur Tür, riss sie auf und stürmte davon.

Die drei Männer im Raum sagten kein Wort.

Clive, da er darauf wartete, wie die anderen beiden reagieren würden.

Mortimer, da er offensichtlich die Sprache verloren hatte.

Rupert Atkinson einfach nur deshalb, weil er es vorzog, nach dem Glas zu greifen und dem Geruch und Geschmack des Single Malts nachzuspüren, der über seine Zunge und durch seine Kehle rann.

Aber alle drei hörten sie das Aufheulen des Motors, als Maya ihren Sportwagen startete und davonbrauste. Das war die letzte Erinnerung an sie.

Und das endlose Schweigen zwischen ihnen, das nur hin und wieder vom Gluckern des Whiskys unterbrochen wurde, den Mortimer Wigmore aus der sich rapid leerenden Flasche in sein Glas leerte.

Vierzig Minuten später führte die Haushälterin zwei Officer der MPD, der für Washington D.C. zuständigen Polizeibehörde, in die Bibliothek. Der ältere der beiden teilte ihnen mit, dass Maya Wigmore nur wenige Kilometer entfernt die Kontrolle über ihren Lexus verloren hatte und gegen einen Brückenpfeiler gerast war. Sie hatte den Aufprall nicht überlebt.

Kapitel 1

Clive Atkinson durchquerte die Halle des Palais des Nations und nahm, jede zweite Stufe auslassend, die Treppe nach oben. Die Blicke, die ihm folgten, schien er nicht zu bemerken.

»Er schaut jedes Mal noch besser aus.« Eine Frau in dunkelblauem Kostüm stieß eine andere, die nahezu identisch, jedoch in Grau gekleidet war, an. Beide trugen die Haare straff hochgesteckt, ihre weißen Blusen waren nur so weit geöffnet, dass man den Ansatz ihrer Brüste bestenfalls erahnen konnte. Ihre Schuhe waren klassische Pumps mit halbhohem Absatz, eine Notwendigkeit, wenn man den ganzen Tag im Genfer Headquarter der Vereinten Nationen herumlief.

»Gutes Aussehen ist nicht alles«, erwiderte die Angesprochene. »Ein Mann wie er sollte hetero sein, nicht schwul.«

»Du spinnst doch, Clive Atkinson ist niemals schwul!«

»Sagt wer?« Die Frau im grauen Kostüm drückte den Aktenstapel fester an sich. Ob unbewusst oder nicht, ihre Brüste wurden dabei nach oben gedrückt, was ihr einen Pfiff eines Praktikanten einbrachte, der aussah, als ob er die Schule noch nicht abgeschlossen hätte. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu und sprach weiter zu ihrer Kollegin. »Zeig mir eine Einzige, die mit ihm im Bett war, und ich glaube dir.«

Clive schüttelte innerlich den Kopf. Es mochte den Anschein haben, als würde er nichts mitbekommen, doch das lag nur daran, dass er unnötige Blickkontakte vermied. Seine Ohren funktionierten hingegen bestens. Leider, zumindest in diesem Moment. Er war froh, als er endlich außer Sichtweite war, und steuerte den Gang an, auf dem das Sitzungszimmer lag.

Er fühlte sich hier genauso daheim wie in seinem früheren Büro in Washington. In den vergangenen fünf Jahren hatte er es nicht ein einziges Mal bereut, seinen Job bei Atkinson Wigmore aufgegeben zu haben. Er hätte es nicht ertragen, auch nur einen weiteren Tag in den Büros des Lobbying-Unternehmens zu verbringen, das Mortimer Wigmore und sein Vater gemeinsam gegründet hatten. Mayas unverblümte Art, mit der sie Kunden klarmachte, dass Lobbyismus eine Kunst und nicht einfach nur irgendeine Arbeit war, hätten ihm gefehlt. Nicht so sehr jedoch wie ihr Lachen, das immer wieder durch die zumeist offen stehende Verbindungstür aus ihrem Zimmer in seines drang. Oder die vielen Stunden, in denen sie abends, anstatt sich wie andere in ihrem Alter auf ein Glas Wein in einem Lokal zu treffen, miteinander taktische Pläne für eine Kampagne ausbrüteten. Er hatte sie geliebt – und sie fehlte ihm immer noch, wenn auch nicht mehr so schmerzhaft wie in der ersten Zeit. Obwohl es dann wieder Momente gab, in denen er sie plötzlich vor sich zu sehen glaubte. So wie jetzt.

Die Frau vor ihm war nicht anders gekleidet als die meisten, die hier arbeiteten. Sie war vielleicht fünf Meter von ihm entfernt und in die gleiche Richtung unterwegs wie er selbst. Zwar verdeckte die Jacke ihres Tailleurs, dessen Farbe irgendwo zwischen braun und grau lag, ihre Taille, nicht jedoch den aufregenden Schwung ihrer Hüften in dem figurbetonten Rock, der bis knapp über ihre Kniekehlen reichte. Ihre Waden endeten in schlanken Fesseln. Die Schuhe waren für High Heels nicht hoch genug, die Absätze jedoch so schmal, dass er sich fragte, wie sie damit so rasch und zugleich mit einem derart sexy Hüftschwung gehen konnte. Er spürte ein Kribbeln in seinen Lenden. Sich vorzustellen, wie er sie mit dem Oberkörper über seinen Schreibtisch beugen, ihren Rock hochschieben und sich in ihr versenken würde – nachdem er den Slip zerrissen hatte, sofern sie denn einen trug, verengte seine Kehle. Mit einer hektischen Bewegung hob er die Hand und lockerte den Krawattenknopf. Verdammt! Solche Gedanken waren ihm bei Maya natürlich nie gekommen – trotz ihrer atemberaubenden Figur. Denn ja, er hatte sie wie eine Schwester geliebt, aber er war nicht blind gewesen. Sie war schön gewesen – innerlich wie äußerlich. Vielleicht hatte ausgerechnet aus diesem Grund eine Frau, die auf den ersten Blick seiner verstorbenen besten Freundin ähnelte, es allein aufgrund der Tatsache, dass sie existierte, geschafft, ihm die Selbstkontrolle zu entziehen, sobald sie in seine Nähe kam. Sich auf sie einzulassen, war sein allergrößter Fehler gewesen!

Er war ein Idiot. Erfolgreich zwar und professionell und an einem Punkt in seinem Leben, an dem er das Ziel erreicht hatte, das er sich für sein vierzigstes Lebensjahr gesetzt hatte. Mit dreiunddreißig war er bereits der persönliche Assistent des Kabinettschefs des Director-General des Genfer Sitzes der Vereinten Nationen. Dass sowohl sein Chef als auch er Männer waren und somit in diesem von einer Frau geleiteten und generell von weiblich besetzten Führungspositionen dominierten zweiten UN-Hauptquartier nach New York der Minderheit angehörten, war unbedeutend. Oder, wie ein Journalist es ausgedrückt hatte, ein Zeichen von männlicher Emanzipation in dem vom – angeblich – schwachen Geschlecht prädominierten Palais des Nations. Der Pressetyp fiel ihm ein, und prompt landete Clive gedanklich wieder bei Janet. Verdammt!

Er hätte sich nicht mit ihr einlassen sollen. Bei all den Frauen, die ihm tagtäglich begegneten, fiel es ihm doch nie schwer, standhaft zu bleiben. Nicht im doppeldeutbaren Sinn des Wortes, sondern im gegenteiligen.

Nicht einmal bei der Vollbusigsten, die zur Mittagszeit in der Main Cafeteria einen Blusenknopf mehr öffnete, oder bei einer Modellähnlichen mit auffällig wohlproportionierten unteren Gliedmaßen, die ihm zudem ein schmachtendes Lächeln schenkte – und er stand auf volle Brüste und lange Beine! Sein Desinteresse lag auch nicht daran, dass er davon ausgehen musste, dass derartig attraktive hier angestellte Frauen nichts im Kopf hatten – denn dem war in den meisten Fällen nicht so. Aber Sexgeschichten unter Kollegen waren das absolute No-Go – obwohl es bei knapp zehntausend Menschen, die in den verschiedenen Gebäuden der Vereinten Nationen im Ariana-Park, dem Parc de l’Ariana oberhalb des Genfer Sees, arbeiteten, sicher viele gab. Doch waren sie ein Tabu und wurden daher totgeschwiegen. Clive hingegen vermied generell jede Art von Komplikationen, wenn es um Frauen ging. Was nicht bedeutete, dass er sie einfach von einem Barhocker pflückte, bevor er Sex mit ihnen hatte. Die Eroberung war der prickelnde Teil eines jeden Abenteuers! Ein Aperitif in einem angesagten Lokal war das Mindeste, ein Abendessen optional, ein paar heiße Stunden waren das Ziel. In einem Hotel, nie bei ihm daheim. Anhänglichkeit war Clive ein Gräuel, ein gemeinsames Frühstück zum Abschluss eines One-Night-Stands undenkbar. My home is my castle. Dieser Satz war für ihn keine leere Floskel, sondern gelebte Realität.

Warum also hatte er ausgerechnet diese scharfzüngige Journalistin mit zu sich genommen – und nicht nur einmal?

Und weshalb störte er sich daran, dass sie ihn weder nach dem ersten Mal noch nach einem der nachfolgenden beiden von sich aus gesucht hatte?

Dass sie nicht anhänglich war und ihm keine Nachrichten schickte, in denen sie ihn bat, über seinen Schatten zu springen und sie wiederzutreffen?

Hitze breitete sich zunehmend von seiner Körpermitte aus, erreichte seinen Hals, seinen Kopf. Der Blick auf diese Frau mit dem aufregenden Hüftschwung, die immer noch mit raschen Schritten etwa fünf Meter entfernt den Gang entlanglief, machte ihm zu schaffen. Ihre schlanken Fesseln waren es. Oder aber, dass er seit Monaten keinen Sex mehr gehabt hatte. Vielleicht auch alles zusammen.

Clive zerrte an der Krawatte und öffnete die beiden obersten Knöpfe an seinem Hemd. Er konnte den Blick nicht von der perfekt geformten Gestalt abwenden, obwohl er genau wusste, dass er das tun musste, um sich wieder in seine Gewalt zu bringen, bevor die Sitzung begann.

Er konnte die Tür des Meetingraumes, in dem man ihn erwartete, bereits sehen – und blieb abrupt stehen. Lass diese Verführung auf zwei Beinen daran vorbeigehen, flehte er in Gedanken. Sie tat es nicht. Irgendwie hatte sich das Universum ausgerechnet den heutigen Tag ausgesucht, um ihn auf die Probe zu stellen. Clive ballte die herabhängenden Hände zu Fäusten. Die Frau streckte den Arm aus und umfasste mit ihren schlanken Fingern die Klinke. Er sah ihr Profil – und schluckte schwer. Sie trat nicht in den Raum, sondern wandte sich ihm zu, deutete auf die Tür und lächelte ihn an. Sein Herz vergaß zu schlagen.

»Soll ich dich da drinnen Mr. Atkinson nennen, Clive?«

Sein Puls galoppierte aus dem Stand los, als sie seinen Namen aussprach. Gurrend, lang gezogen, sinnlich. Der Tonfall war genau der, mit dem sie sprach, wenn er sich mit seinen Lippen über ihren Hals abwärts küsste, bevor er einen ihrer Nippel zwischen die Zähne nahm und in sie eindrang.

Er senkte blinzelnd die Augenlider, um die Erinnerung wegzuwischen. Clive hatte nicht die geringste Ahnung, was Janet hier verloren hatte. Ihren Namen hatte er sicher nicht auf der Teilnehmerliste gelesen, nicht zuletzt, da es sich um ein abteilungsinternes Meeting einiger ausgewählter Mitarbeiter mit dem Kabinettschef handelte. Umso klarer wurde ihm hingegen, dass der Tag, an dem sie einander begegnet waren, nachträglich ersatzlos aus dem Kalender gestrichen werden sollte. Nicht hätte stattfinden sollen. Was auch immer. Denn eines war sicher: Janet Thompson war sein ganz persönliches Armageddon. Sie war diejenige, die all seine vor langer Zeit sorgfältig erarbeiteten Pläne über den Haufen werfen konnte – aber nicht durfte.

Er räusperte sich. »Mr. Atkinson«, beantwortete er dann mit fester Stimme ihre Frage, fischte dabei sein Handy aus der Innentasche des Jacketts, wandte sich ab, öffnete 4friends4ever und tippte seine Nachricht ein.

 

CA: Armageddon. Wir müssen uns treffen. Wann und wo?

ER: Shit. Gilt auch für mich. A., meine ich.

LI: Dito, leider. Ich kann am Wochenende überall hinkommen.

VA: Und ich dachte, ich bin der Einzige. Merde. Was haltet ihr von London?

CA: Ok für mich. Muss in ein Meeting. Legt die Details fest, ich werde da sein.

 

Ein Schmunzeln lag auf seinem Gesicht, als Clive den Meetingraum betrat. Es war schon eigenartig, wie wenige Worte mit seinen Freunden seine Stimmung zumindest aufhellen konnten. Wobei es weder an dem verbalen Austausch lag noch daran, dass er sich darauf freute, die drei Wochen vor dem nächsten vereinbarten Termin zu treffen. Der Grund war so simpel wie verstörend: Offenbar war nicht nur ihm genau das passiert, von dem sie sich vor dreizehn Jahren geschworen hatten, dass es nicht eintreten durfte. Er dachte also an Ethan, Lance und Vincent, während er den Konferenzraum betrat und dabei nickend in die Runde grüßte – und sein Blick schließlich bei Janet landete, die ihn anlächelte. Sie hatte augenscheinlich mit seiner Anwesenheit gerechnet, er hingegen nicht mit ihrer. Prompt presste er die Lippen zusammen und seine Mundwinkel sanken herab. Ihre Gegenwart irritierte ihn ohnehin schon, da sie unterhalb seiner Gürtellinie etwas bewirkte, was hier definitiv fehl am Platz war – genau so wie Janet Thompson. Erst jetzt fiel Clive Atkinson nämlich auf, dass Journalisten in diesem internen Meeting zum Monatsbeginn absolut nichts verloren hatten.

Kapitel 2

Janet Thompson spürte, wie die Luft aus ihrem Körper wich. Zum Glück hatte sie den ihr zugewiesenen Platz an dem Besprechungstisch bereits erreicht und konnte sich unauffällig mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte abstützen und zugleich langsam auf den Stuhl sinken lassen. Sie richtete ihre Beine rechtwinkelig und parallel aus, sodass die Schuhsohlen fest auf dem Boden standen, und presste die Knie zusammen. Ersteres, um ihre Aufregung in den Griff zu bekommen. Es war ja generell nicht alltäglich, dass man einen neuen Job begann, aber in diesem besonderen Fall handelte es sich ja nicht um irgendeinen, sondern den, auf den sie seit vielen Jahren hingearbeitet hatte. Genau genommen seitdem sie dem Nomadenleben mit ihrer Familie durch den Schulabschluss der International School und dem Erreichen ihrer Volljährigkeit ein Ende gesetzt hatte. Schon mit zwölf – damals war ihr Vater Botschafter in Kolumbien – hatte sie gewusst, dass sie Journalistin werden wollte. Zwei Jahre darauf wurde Dad nach Israel versetzt und sie hatte in diesem von internen Konflikten dominierten Staat gelernt, wie sehr tief verwurzelter uralter religiös bedingter Hass das Leben vieler Menschen in absolut falsche Bahnen lenken konnte. Nach der Zeit in dem südamerikanischen Land, in dem Drogenkartelle die Politik maßgeblich beeinflussen, gab ihr diese Erkenntnis einen Kick. Daraus entwickelte sich der Wunsch, später nicht nur über die UN und die Projekte der mächtigsten länderverbindenden Vereinigung der Welt zu berichten, sondern für die Vereinten Nationen zu arbeiten. Die Tatsache, dass sie es geschafft hatte und erst jetzt wirklich glauben konnte, erklärte ihre Augenringe nach der schlaflosen Nacht, die hinter ihr lag.

Doch die weichen Knie verdankte sie ausschließlich ihm. Clive Atkinson. Dem Mann, dem sie seit ihrem etliche Monate zurückliegenden zufälligen Aufeinandertreffen auszuweichen versuchte – und sich dennoch schon mehrmals in seinem Bett wiedergefunden hatte. Wie dumm von ihr! Bereits beim ersten Mal hatte sie gespürt, dass er ihr gefährlich werden konnte. Damals, als sie am Morgen nach einer langen Nacht bei einem ausgiebigen Frühstück viel gelacht und sich unterhalten hatten, als ob sie sich schon Jahre kennen würden, hätte sie die proverbiale Reißleine ziehen sollen. Doch was bei den Männern vor ihm problemlos geklappt hatte, hatte sich bei ihm als Ding der Unmöglichkeit herausgestellt. Sobald er sich in ihrer Nähe befand, setzte ihr Urteilsvermögen aus, die Vernunft verabschiedete sich, und der Wunsch, sich noch ein letztes Mal von ihm verzaubern und sich mit und von ihm in stratosphärische Höhen eines Orgasmus katapultieren zu lassen, die sie niemals zuvor erlebt hatte, nahm überhand. Jedes einzelne Mal. Janet seufzte unhörbar auf – zumindest dachte sie das. Denn ihr Laut schien plötzlich der einzige in dem Meetingraum, in dem schlagartig Stille eingekehrt war.

»Ms. Thompson, es freut mich, dass Sie die neuen Stühle offenbar genauso sehr zu schätzen wissen wie ich.«

Janets Kopf schnellte hoch, ihre Augen suchten die des Mannes, der gesprochen hatte. Sie spürte die Röte, die ihr Gesicht überzog. Um sich nicht komplett zu blamieren, versuchte sie sich in einer Kombination aus Lächeln und Nicken. Sie schluckte, ohne den Blick abzuwenden. Erst dann vertraute sie ihrer Stimme.

»Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal in diesem Raum gewesen zu sein, aber wer auch immer diese Stühle ausgesucht hat, hat einen guten Job gemacht.«

Rundum setzte leises Lachen ein. Himmel, welch ausgemachter Blödsinn! Sie war Journalistin und von Berufs wegen redegewandt. Was für ein schrecklicher erster Eindruck!

David Todua, der Kabinettschef des Director-General der UN Genf und ab heute ihr Vorgesetzter, lächelte ihr von seinem Platz an der schmalen Seite des Tisches zu. Im Rahmen der zwei Gespräche mit ihm persönlich, die auf die vielen anderen im Laufe des Auswahlverfahrens gefolgt waren, hatte er das immer getan. Selbst auf all den Fotos, die man von ihm nach einer mehr als drei Jahrzehnte andauernden Karriere innerhalb der UN im Netz finden konnte, gab es nicht eines, auf dem er nicht jovial und freundlich wirkte. Auch jetzt nickte er ihr schmunzelnd zu und warf dann einen Blick in die Runde.

»Ich darf Ihnen Janet Thompson vorstellen. Manche von Ihnen werden Ms. Thompson möglicherweise schon während der einen oder anderen Pressekonferenz gesehen haben. Obwohl sie auf den ersten Blick wie eine Studentin wirkt, arbeitete sie bereits sechs Jahre als akkreditierte Journalistin für Associated Press bei den Vereinten Nationen. Sie wird fortan unser Team verstärken. Ich baue auf Ms. Thompsons Erfahrung bei den oft heiklen Nachforschungen laufende Projekte betreffend, und nicht zuletzt auch darauf, dass sie Pressemeldungen und den Kontakt mit der Presse optimiert.«

Von allen Anwesenden im Raum kamen Zurufe wie »Herzlich willkommen« und »Freut mich«, nur einer zog scharf die Luft ein und sagte – nichts. Janet hatte nichts anderes erwartet und vermied es in den nachfolgenden zwei Stunden, Clive anzusehen, was ihr aufgrund der interessanten Themenpunkte, die viele verschiedene Projekte betrafen, wider anfänglichem Erwarten nicht allzu schwerfiel. Bis der Kabinettschef sich direkt an den Mann wandte, der unmittelbar rechts neben ihm saß.

»Mr. Atkinson, wie weit sind unsere Leute mit den Kontrollen in Syrien? Ist der Prozentanteil der Medikamente, deren Verfallsdatum bereits bei der Lieferung an die Hilfszentren überschritten war, gleich geblieben?«

Janet wandte sich wie alle anderen Clive zu. Nur blieb sie als Einzige nicht gelassen. Sein Blick traf sie direkt und wühlte sie auf. Wahrscheinlich wäre das aufgrund ihrer gemeinsamen Episoden, wie sie die leidenschaftlichen Nächte zwischen ihnen bezeichnete, auf jeden Fall geschehen. Aber es war verflucht schwierig, seine überdurchschnittliche Attraktivität nicht zu bemerken. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war sie davon überzeugt gewesen, Theo James vor sich zu haben. Es war ja nicht ungewöhnlich, in einem der Lokale am Ufer des Genfer Sees auf den einen oder anderen international bekannten Prominenten zu treffen. Nur war der englische Schauspieler jahrelang auch Testimonial für Hugo-Boss-Parfums und hatte überlebensgroß von Plakatwänden gelächelt. Nicht, dass sie jemals für irgendjemanden geschwärmt und ihr Teenagerzimmer mit Postern tapeziert hätte. Aber er gefiel ihr. Sehr sogar. Um genau zu sein, entsprach Theo James äußerlich exakt ihrem Bild des idealen Mannes. Das und die Tatsache, dass sie Politthriller liebte und den Film Backstabbing for Beginners sicher schon vier oder fünf Mal gesehen hatte, in dem er und Ben Kingsley die männlichen Hauptrollen spielten, war der Grund, weshalb sie Clives Einladung auf einen Drink damals angenommen hatte. Der Rest war Geschichte – und musste genau das bleiben: Vergangenheit! Was absolut nichts damit zu tun hatte, dass sie nun auch Kollegen waren, wenngleich es Janet aus diesem Grund einfacher fallen sollte, ihm wie in den letzten Monaten fernzubleiben. Und das, obwohl sie einander nun sicher öfter sehen würden.

»Leider nicht, Sir.« Clive antwortete Mr. Todua und sein Blick verdüsterte sich. »Seitdem zunehmend in den weniger zugänglichen Regionen im Norden und Osten kontrolliert wird, steigt der Prozentsatz stetig an. Die Ärzte der WHO und der anderen Hilfsorganisationen vor Ort sind der Verzweiflung nahe, da ihnen die Menschen unter den Händen wegsterben. Wobei die Zahl der Toten aufgrund der nicht wirksamen Medikamente noch höher ist als ohnehin schon. Als ob dieses seit einem Jahrzehnt im Bürgerkrieg befindliche Land nicht schon genug gelitten hätte.«

David Todua sprach laut aus, was sicher alle im Raum dachten. »Man sollte diesen Pharmakonzernen, die uns abgelaufene Medikamente verkaufen und sich zugleich der Weltöffentlichkeit, nur weil sie diese weit unter den Listenpreisen an uns liefern, wie Retter Notleidender präsentieren, sämtliche Lizenzen entziehen.«

Eine Frau mittleren Alters mit einnehmendem Lächeln und karottenrotem Kurzhaarschnitt, deren an der Jacke befestigtes Namensschild Janet auf die Entfernung nicht lesen konnte, meldete sich zu Wort. »Das wäre ein konstruktiver Vorschlag, den man den Verantwortlichen der WHO unterbreiten sollte.«

»Sie vergessen allerdings, dass solcherlei Maßnahmen ein Politikum sind und nicht einmal von der Vollversammlung der Vereinten Nationen beschlossen werden könnten«, erwiderte der Kabinettschef. »Wobei es ohnehin nie zur nötigen Mehrheit für die Weiterführung eines derartigen Vorschlags kommen würde. All die Länder, deren Pharmaindustrie weltweit alljährlich milliardenschwere Umsätze erzielt und entsprechend hohe Steuern in die Staatskassen spülen, würden dagegenstimmen.«

Clive hob die Hand und sprach, ohne auf ein Zeichen Mr. Toduas zu warten. »So nobel der Vorschlag ist, jeden einzelnen Tag, an dem die höchstwahrscheinlich nicht mehr wirkungsvolle Medizin verabreicht wird, sterben Menschen. Unser vorrangiges Bestreben sollte es sein, die Pharmakonzerne zu zwingen, die abgelaufenen Medikamente umgehend ohne weitere Zahlungsforderungen durch wirksame zu ersetzen und diese auf ihre Spesen nach Syrien zu schicken.«

Janet war beeindruckt. Clive redete nicht um den heißen Brei herum. Sein Vorschlag war konkret – und grandios. Das fand offenbar nicht nur sie, die ja in diesem ersten Meeting mit den engsten Mitarbeitern des Kabinettschefs lediglich eine stille Zuhörerin war.

»Wann sind Sie wieder drüben bei der WHO, Mr. Atkinson?«, fragte Todua.

»Heute am frühen Nachmittag.« Clive hob die Hand und nahm die nachfolgende Frage vorweg. »Und ja, ich werde Ihnen anschließend sofort mündlich berichten.«

»Dann können wir nur hoffen, dass sich irgendjemand im Headquarter der Weltgesundheitsorganisation dieser heißen Kartoffel annimmt.«

»Aber man könnte doch auch ...« Janet lief dunkelrot an, weil ihr klar wurde, dass sie einfach laut darauf losgeredet hatte, und murmelte: »Entschuldigung.«

»Da gibt es nichts zu entschuldigen, Ms. Thompson.« Der Kabinettschef fing ihren Blick ein. »Wir sind hier in keinem Gulag und unser kleines exekutives Team wird von mir nicht diktatorisch geleitet. Vielmehr sind wir alle gleichberechtigt und Ideen immer willkommen. Also, was wollten Sie sagen?«

»Nun ... Ich denke ...« Himmel, sie war so nervös wie vor ihrem ersten Buchstabierwettbewerb in der Grundschule.

»Spucken Sie es aus, Mädchen. Es reißt Ihnen niemand den Kopf ab!« David Todua zwinkerte ihr zu. Sie straffte die Schultern und hob das Kinn.

»Das UNHCR hat doch seinen Sitz ebenfalls nur einen Steinschlag von hier entfernt, und eines der weltweit brisantesten Einsatzgebiete des Hochkommissariats für Flüchtlinge ist Syrien. Kann man denn die beiden UN-Organisationen nicht irgendwie gemeinsam vorgehen lassen? Es ist doch wirklich egal, ob die einen, also das UNHCR, sich vorrangig um die Verteilung grundlegender Hilfsgüter an syrische Flüchtlinge in den Nachbarländern kümmert, oder die anderen, in diesem Fall die WHO, um die Bevölkerung im Land. Ihr Ziel ist dasselbe.«

Die Frau, die sich vorhin zu Wort gemeldet hatte, rief »Bravo!« und klatschte in die Hände. Rundum wurde zustimmend gemurmelt.

»Großartig, Janet.« David Todua sprach sie mit ihrem Vornamen an, und plötzlich hatte sie das Gefühl, dazuzugehören. Es dauerte allerdings nur eine oder zwei Sekunden, denn das, was er sagte, als er weitersprach, zog ihr den Boden unter den Füßen weg. »Ihr Vorschlag wurde somit unmissverständlich angenommen, was automatisch mit sich zieht, dass Sie an der Umsetzung arbeiten werden. Sprich, Sie, Ms. Thompson, werden die Entscheidungsbefugten seitens der WHO und des UNHCR zusammenbringen. Aber Sie werden das natürlich nicht allein tun, dazu wäre es zu diesem Zeitpunkt schlichtweg zu früh. Clive Atkinson kennt alle Abläufe und all die Regeln, die innerhalb unserer Organisation eingehalten werden müssen, um diplomatische Verwicklungen zu vermeiden, und hat schon viele derartige Projekte geleitet. Er ist der richtige Mann für Sie!«

Janets Herz rutschte abwärts. Es fühlte sich an, wie wenn sich ihr lebenserhaltendes Organ plötzlich nicht mehr in der Brust, sondern in ihrem Bauch befände. Dort spürte sie ihren Puls – und als sie ihren Blick Clive zuwandte, sorgte ein eiskalter Schauer, der sich von ihrem Nacken löste und wie ein Blitz über die Wirbelsäule nach unten sauste, dafür, dass sie Gänsehaut bekam.

Danach fehlten in ihrer Erinnerung einige Minuten. Sie begriff nämlich erst, dass das Meeting beendet war, weil Stuhlbeine über den Boden rutschten, Menschen aufstanden und zugleich der Geräuschpegel im Raum anstieg. Ein paar Leute lachten und im selben Moment näherte jemand seinen Kopf von hinten dem ihren. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer es war. Clives unverkennbarer Duft hüllte sie ein.

»Wir müssen reden.« Er sprach nicht, er knurrte.

»Aber doch nicht hier«, erwiderte sie flüsternd.

»Natürlich nicht«, blaffte er.

Sie erschrak, fühlte sich beengt, rutschte auf der Sitzfläche zur Seite, während sie ihren Rücken über die Armlehne nach hinten bog und ihm ihr Gesicht zuwandte. Hätte sie das nur nicht getan! Die steile tiefe Falte an seiner Nasenwurzel sprach Bände. Janet schluckte.

»Erinnerst du dich noch, wo ich wohne?«

Automatisch nickte sie.

»Heute Abend um acht bei mir. Sei pünktlich.«

Sie begriff erst, was geschehen war, als Clive Atkinson längst den Raum verlassen hatte. Doch sie kam nicht dazu, darüber nachzudenken, dass seine Frage, ob sie sich noch an die Adresse erinnern würde, eine Unverschämtheit war. Wie denn nicht? Sie hatte mit ihm in seiner Wohnung den besten Sex ihres Lebens gehabt – und nicht nur ein einziges Mal!

»Janet, ich bin Birgit Wyss, Mr. Toduas Sekretärin.« Die Frau mit den karottenroten Haaren reichte ihr die Hand. »Du bist eine wohltuende Überraschung. Was hältst du davon, mir beim Mittagessen ein wenig von dir zu erzählen?«

 

Janet dachte erst wieder an Clives taktlose Frage und die Art, mit der er sie zu sich einbestellt hatte, als das Taxi kurz vor acht vor dem Apartmenthaus hielt, in dem er lebte. Plötzlich war die Wut erneut da, als ob sie nie verschwunden wäre. Sie zahlte die Fahrt, stieg aus dem Wagen und stürzte zum Klingelbrett neben dem Eingang. Lediglich die Tatsache, dass das Haus eine überschaubare Anzahl von Wohnungen und bloß zwei pro Stockwerk hatte, ließ sie auf Anhieb die richtige Klingel finden, denn anstelle von Namen waren auf den Schildern nur Nummern zu lesen. Clive antwortete nicht. Stattdessen schnarrte der Türöffner. Janet hatte es zu eilig, diesem verdammten Mistkerl ihre Meinung zu sagen, um den Lift zu nehmen. Sie lief die Treppe nach oben. Clive lehnte barfuß in einer tief auf den Hüften sitzenden Trainingshose und einem Shirt gegen den Türrahmen, packte sie an der Hand, zog sie in den Flur und trat die Tür mit dem Fuß zu.

»Hat dir schon jemand gesagt, dass du ein Ar...«

Er erstickte die nächsten Buchstaben und den Rest des Satzes, indem er ihre Lippen mit den seinen verschloss, seine Zunge dazwischenschob und sie so hart und leidenschaftlich küsste, dass sie einen Blackout hatte. Als sie zu sich fand, konnten ebenso zwei wie zwanzig Minuten vergangen sein – sie wusste es nicht. Aber ihre Wut flammte sofort wieder auf.

»Du bist so ein verdammter ...«

Clive legte seine Hand auf ihren Mund. Er schüttelte den Kopf und seine braunen Augen schienen golden zu funkeln.

»Sei still, Janet. Ich will nicht hören, was du zu sagen hast, bevor wir beide nicht miteinander fertig sind. Bis dahin lass uns jetzt einfach nur so tun, als ob der heutige Tag nicht stattgefunden hätte.«

Sie wiederholte fragend die zwei Wörter, an die sie sich erinnerte. »Miteinander fertig?«

Clive nickte, ließ resolut ihre Jacke von den Schultern gleiten und öffnete mit einer Hand die Knöpfe ihrer Bluse. Mit der anderen bugsierte er sie in den rundum verglasten Wohnraum. Dort beugte er sie über die Sofalehne, schob ihren Rock mit festem Griff nach oben und stöhnte auf. Vermutlich, als er die Bordüre der halterlosen Strümpfe und die nackte Haut darüber bemerkte. Oder aber, da ihr Slip minimalistisch und aus durchscheinender hauchzarter Spitze war, die wahrlich nicht dazu diente, etwas zu bedecken. Sicher war sich Janet nicht, nur eines wusste sie kurz darauf, nachdem er den zarten Stoff zur Seite schob und ihr zugleich mit dem Druck seines Knies befahl, die Beine weiter zu spreizen, bevor er sich mit einem Stoß in ihr versenkte.

Er hatte ihr gefehlt!

Janet seufzte und keuchte, wand sich unter ihm, hob ihr Becken unmissverständlich noch mehr an und genoss seine Härte und Länge, die sie ausfüllte. Sie benahm sich wie ein Junkie auf Entzug, der an eine Dosis gekommen war, wimmerte und rieb sich an ihm. Lauschte dem Klatschen, das seine Haut auf ihrer erzeugte. Atmete süchtig den Geruch nach Erregung und Schweiß ein. Irritierte sich nicht daran, dass er ihre Brüste mit beiden Händen packte und ihre Nippel zwischen Daumen und Zeigefingern zusammenpresste, bis der Schmerz wie ein Blitz direkt in ihre Klitoris einschlug. Sie ging ins Hohlkreuz und hob ihren Po schamlos an. Er rammte sich fest und bis zum Anschlag in sie – und Janet kam schreiend und zitternd so heftig, dass ihre Beine unter ihr wegsackten.

»Nein, so nicht«, flüsterte er abgehackt an ihrem Ohr und fing sie auf. »Ich bin noch lang nicht fertig mit dir, Janet.« Dann erst glitt er aus ihr, richtete seine Hose, hob sie in seine Arme, als ob sie nichts wiegen würde, trug sie ins Schlafzimmer und legte sie vorsichtig ab, bevor er das Shirt über seinen Kopf und die locker sitzende Trainingshose nach unten zog. Fasziniert, mit trockener Kehle, der Sprache nicht mächtig und ihres Denkvermögens beraubt, streckte sie beide Arme aus und seufzte glücklich, als er sie mit seinem Körper bedeckte und damit begann, sie mit den Lippen zu verwöhnen. Seine Finger spielten mit der Bordüre ihrer Strümpfe, die kurz darauf ebenso spurlos verschwanden wie ihr Rock und der Slip, bevor Clive sich erneut in ihr versenkte. Genau in diesem Moment stellte Janet das Denken endgültig ein und gab sich der Leidenschaft hin – und dem unbeschreiblichen Gefühl, das die Verbindung mit Clive in ihr erzeugte.

Kapitel 3

Ihre Haare kitzelten seine Nase. Clive wusste, dass das, was er tat, absolut unverantwortlich und idiotisch war. Dennoch atmete er tief ihren Duft ein, schlang den Arm noch fester um sie und schob sein Becken vor. Allein das Gefühl, Janet in seinen Armen zu halten, seine Brust an ihrem Rücken, und sie Haut an Haut zu spüren, ließ das Kribbeln in seinen Lenden erneut aufflammen. Er war schon wieder hart. Dabei hatte er sich beim dritten Mal derart verausgabt, dass er davon ausgegangen war, seinem ungesunden Verlangen für diese Frau ein Ende gesetzt zu haben. Für immer. Er hätte sie nach der höchst belebenden, berauschenden und von einem weiteren Höhepunkt gekrönten Dusche nicht auf die Arme nehmen und in sein Bett tragen, sondern ihr ein Taxi rufen sollen. Mit jeder anderen wäre es genau so gekommen, besser noch. Er wäre derjenige gewesen, der sich ankleidete und das Zimmer verließ, nachdem er eher mit Gesten denn mit Worten klargestellt hatte, dass die gemeinsamen Stunden ein einmaliges Erlebnis waren, obwohl er es bereits zuvor klar zum Ausdruck gebracht hatte. Nur war es ein Leichtes, die Tür eines Hotelzimmers von außen zuzuziehen. Hier hingegen ... Clive atmete tief ein. Er musste sich von ihr lösen. Nicht nur im wörtlichen Sinn, sondern mental. Jetzt sofort.

»Kannst du auch nicht schlafen?« Bei Janets genuschelten Worten und ihrem warmen Atem, den sie dabei über seinen Unterarm blies, bekam er Gänsehaut.

»Mmmh.« Er, der in allen Lebenslagen so wortgewandt war, dass ihm seine drei Freunde vor langer Zeit den Spitznamen Mister Eloquent verpasst hatten, suchte nach Worten. Was allerdings auch daran lag, dass Janet ihren weichen, warmen Po an ihm rieb und er schon wieder die Kontrolle über sich verlor.

»Wir sollten reden«, murmelte er in ihr Haar.

Dass er von seiner Aussage alles andere als überzeugt war, bewies sein Körper. Und nicht nur seiner. Janet drehte sich blitzschnell auf den Rücken. Sie streckte ihre Arme aus, schlang sie um seinen Nacken, vergrub ihre Finger in seinen Haaren und bohrte ihren Blick in seinen. Obwohl einzig das schwache Licht der Straßenbeleuchtung in den Raum drang, hatte er keinen Zweifel, dass in ihren Augen nicht nur leidenschaftliche Begierde flackerte. Vielmehr vermittelte ihm ihr Blick eine von Unsicherheit geprägte Frage – die sie hoffentlich nie aussprechen würde. Clive baute darauf, dass sie es nicht tun würde, so wie er lieber den Rest seines Lebens auf die Buchstaben verzichten wollte, aus denen man die Worte formulierte, die auch ihm kurz in den Kopf schossen.

»Wir müssen reden, Janet«, raunte er ihr zu.

Sie schlang ihre langen Beine um seine Mitte und brachte ihn mit sanftem Druck dazu, sich beidseitig neben sie zu knien.

»Ich weiß.« Fest presste sie ihre Fersen beiderseits seiner Lendenwirbelsäule in seinen unteren Rücken. »Später, Clive.«

Er war nur ein Mann. Einer, der die personifizierte Selbstkontrolle war. Gewesen war, berichtigte er sich in Gedanken – bis zu dem Tag, an dem ihm Janet in der Mirror Bar auffiel wie ein Sonnenstrahl an einem Nebeltag.

»Später«, wiederholte sie mit heiserer Stimme, verstärkte den Druck ihrer Unterschenkel an seiner Hüfte und zog die Unterlippe zwischen ihre Zähne.

Sie war wunderschön mit ihren glänzenden Augen und den vom Küssen geschwollenen Lippen. Sinnlich wie der Duft, der sich mit jedem Höhepunkt weiter verstärkt hatte und ihn wünschen ließ, dass diese Nacht nie enden würde. Sexy mit ihren langen Beinen, den vollen Brüsten, den aufregend sanften Fingern und dieser Stimme, die seine Lust auf sie in unbeschreibliche Höhen katapultierte.

Er sollte ihr widerstehen.

Sie wegschicken.

Mit ihr darüber reden, wie sie ab sofort miteinander umgehen mussten, wo sie – verdammt noch einmal – plötzlich nicht nur in derselben Stadt, sondern im selben Team arbeiteten und ihre Büros im Palais des Nations keine zehn Meter voneinander entfernt waren.

Ihr klarmachen, dass das zwischen ihnen Vergangenheit war und nie mehr passieren durfte.

Nie wieder!

Mit einer geschmeidigen Bewegung versenkte sich Clive in ihr. Er seufzte auf. Dieses Gefühl ... Ihre Enge, Feuchte, Hitze ... Es war wie heimkommen. Sobald sie ihn umgab, wusste er, dass dies der einzige Platz der Welt war, an dem er zu Hause war. Nicht erst heute. Er hatte es bereits geahnt, als er sie quer durch die elegante, von Rottönen dominierte Bar am Seeufer auf einem der Hochstühle vor dem hufeisenförmigen Tresen gesehen hatte. Wenige Stunden später hatte er mit Erstaunen erlebt, was es bedeutete, sich mit einem Menschen verbunden zu fühlen – nicht nur im wörtlichen Sinn. Und jetzt ...

»Fester, Clive, bitte!«

Er schloss die Augen, zog sich ein wenig zurück, glitt wieder in sie. Langsam. Rein und raus. Es gab nur sie beide. Janet Thompson und Clive Atkinson. Zwei Menschen, die einander zufällig getroffen hatten und nie hätten wiedersehen dürfen. Die es trotzdem getan hatten, weil es geschehen war. Nicht ein einziges Mal hatte er sie gesucht oder sie ihn. Es war einfach passiert. In dieser riesigen Millionenstadt waren sie sich über den Weg gelaufen. Als ob der Geruch des jeweils anderen sie anziehen würde. Das allein schon war unglaublich. Aber nun ...

Clive spürte die Wut, die sich ihren Weg an die Oberfläche bahnte.

Er wurde rascher.

Nahm sie fester und tiefer.

Rücksichtslos hämmerte er in sie, darauf hoffend, dass er sie sich damit endgültig aus dem Kopf schlagen und sie abschrecken würde.

Sie zog sich enger um ihn zusammen.

Er presste die Lippen aufeinander.

Sie krallte ihre Fingernägel in seine Schultern.

Er zwang sich, seine Augenlider nicht zu öffnen. Keinesfalls wollte er diesen glückseligen Ausdruck in ihren Augen sehen, wenn sie kam.

Sie bebte unter seinem Körper, verkrampfte sich um ihn herum und kam mit einem lauten Schrei.

»Clive!«

Er riss die Augen auf, sah ihren Blick. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen und er ließ los. Er kam so heftig wie nie zuvor. In seinem Kopf wirbelten Erinnerungen an die schlimmste Zeit seines Lebens herum – und verschwanden wieder, weil er sie nicht zulassen konnte. Nicht jetzt, wo er sich nur diesem allumfassenden, warmen Gefühl und seinem Erstaunen darüber hingeben wollte. Clive war glücklich. Nicht mehr und nicht weniger – und der Grund dafür war Janet. Diese einzigartige Frau, die ihn wünschen ließ, dass er nicht der wäre, der er war, und es dieses Hindernis nicht gäbe, das ein normales Leben für ihn unmöglich machte. Zumindest jetzt und hier, solange er sich dem Nachbeben des Höhepunkts hingab und sich weigerte, die körperliche Verbindung zwischen ihnen zu unterbrechen. Er war so auf dieses unwahrscheinlich gute Gefühl konzentriert, dass er nicht einmal merkte, als er aus ihr und neben sie glitt, sie fest in die Arme schloss und einschlief.

Janet erwachte mit dem Wissen, dass ihr Handywecker jeden Moment läuten würde. Das war immer so. Ihre innere Uhr funktionierte auf diese unglaubliche Weise, die ihre Familie kopfschüttelnd kommentierte, wenn sie denn zusammen waren. Sie selbst wusste nicht zu sagen, wann das begonnen hatte – in ihrer Erinnerung an die vielen verschiedenen Städte und Länder, in denen sie rund um die Welt aufgewachsen war, hatte ihr Unterbewusstsein das Klingeln stets vorhergesehen. Daran hatte sich auch nichts geändert, als sie erwachsen und selbstständig wurde. Nur waren die Umstände noch nie so angenehm wie ... das hier.

Ihr Kopf lag nicht auf dem Kissen, sondern auf einem warmen muskulösen Brustkorb. Sie brauchte die Augen nicht zu öffnen, um zu wissen, dass die Haare darauf genauso perfekt waren wie der ganze Mann. Nicht zu viel und auch nicht zu wenig, seidig weich und nicht kratzig und definitiv nicht getrimmt. In ihren Fingern zuckte es. Sie stellte sich vor, mit dem Zeigefinger in der Mitte abwärts zu fahren, um seinen Nabel herum, um der sich darunter verdichtenden Linie zu folgen. Über Täler und Hügel, die ein nicht nur angedeutetes Sixpack formten, um das ihn der Großteil seiner Geschlechtsgenossen beneiden würde. Und dann war da noch dieser unbeschreibliche Duft, der an dem Abend in der Mirror Bar ihre niedersten Instinkte angesprochen hatte, als er neben sie an den Tresen trat. Stunden später begriff sie dann endlich, dass es sich nicht um sein Aftershave handelte, das in Verbindung mit seiner Haut auf sie aphrodisisch wirkte, sondern sein ganz persönlicher Geruch. Einer, der sich verstärkte, wenn sein Puls beschleunigte, und die Schweißproduktion anregte. Wobei es egal war, ob das geschah, weil er am Ufer des Genfer Sees in Laufklamotten joggte und ihr entgegenkam – oder sie miteinander Sex hatten. Wenngleich die Kombination von beidem höchst irritierend war, wie sie von ihrem zweiten zufälligen Aufeinandertreffen wusste, bei dem sie absolut unerwartet und gegen ihren Willen genau hier in seinem Bett gelandet war.

---ENDE DER LESEPROBE---