My American Football Dream - Björn Werner - E-Book

My American Football Dream E-Book

Björn Werner

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Beschreibung

Mit 16 geht Björn Werner aus Berlin in die USA, um an einer High School American Football zu spielen. Wie jeder sportbegeisterte Jugendliche träumt er von einer Profi-Karriere – und schafft es am Ende tatsächlich bis in die weltberühmte National Football League (NFL). Wie sein atemberaubender Aufstieg aus einfachen Verhältnissen in die Weltspitze gelang, welche Hindernisse es zu überwinden galt und was es heißt, auf höchstem Niveau in der größten Liga der Welt zu spielen, davon berichtet er erstmals in diesem Buch. Er erzählt offen und schonungslos, aber auch mit viel Humor, von Triumphen und Tiefschlägen, vom Leben in den USA, dem Glanz und den Schattenseiten der NFL, die vor allem eines ist: ein knallhartes Milliarden-Business. Er schildert, wie er durch Verletzungen gestoppt wurde und mit nur 26 Jahren seine Karriere beenden musste. Heute ist Björn Werner eines der bekanntesten Gesichter des American Football in Deutschland, arbeitet als TV-Experte und internationaler Talentscout. Gemeinsam mit Patrick Esume ist er Host des erfolgreichsten deutschen Sport-Podcasts "Football Bromance".

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Seitenzahl: 568

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INHALT

Kickoff

What the f…?! – Mein „Welcome to the NFL“-Moment

1st Down

City Boy – Kindheit zwischen Kiez und Bolzplatz

Untouchables – Wie der Football mich auffing

Boom! Bang! – Tackles, Thunder und das Trikot mit dem Adler

Holy Shit – Sommermärchen und Schädelbrummen

Huddle – Vom Traum zum Plan zur Tat

Middle of Nowhere – Mein beinahe erstes Jahr an der High School

Reload – Ein schrecklich-schönes Comeback

2nd Down

Canton – Hall of Fame und siebter Himmel

Star Wars – Trophäen, Arenen, Sex: das Buhlen der Colleges

Signing Day – Eine Minute Fame, lebenslang Liebe

Freshman – Der College-Football-Wahnsinn beginnt

Kings of Campus – Rivalry Week und die Bowl Season

Struggle – Der Kampf um jeden Dollar

Coming Out – Einmal mehr aufstehen als hinfallen

Sacks Machine – Mein Durchbruch und der Ruf der NFL

The Circus – Hinter den Kulissen des NFL-Combine

Red Flags – Das Pokerspiel vor dem NFL-Draft

3rd Down

Green Room – Der Himmel und die Hölle auf Erden

Good Luck – Der Start in ein neues Leben

Lightboy – Training Camp und Hierarchien

Wild Card – Meine erste Saison in der NFL

Offseason – Genuss und Gefahr der langen Pause

Game Ball – Die zweite Saison und der Weg nach oben

Painkillers – Die zweite Saison und der Weg der Schmerzen

Three and Out – Die zwei Welten in meiner dritten Saison

Overtime – Letzter Versuch im Sunshine State

Homecoming – Mein Football-Leben im Hier und Jetzt

Hall of Fame

Danksagungen und persönliche Worte

What the f…?!

Mein „Welcome to the NFL“-Moment

Mein Puls hatte es ziemlich eilig. Ich spürte ein Kribbeln von den Fußspitzen bis zur Kopfhaut unter meinem Helm. Mit einem Griff ins Gesichtsgitter ruckelte ich ihn noch einmal zurecht. Ich bewegte meine Finger. Alle noch dran. Ich war nervös. Das war ich immer vor einem Footballspiel, aber diesmal stellte ich einen neuen Rekord auf. Tief durchatmen. In die Anspannung mischte sich Euphorie, die ich jedes Mal verspürte, wenn ich mit Helm und Pads einen Rasen mit weißen Linien betrat. Jetzt kannte sie keine Grenzen. Ich fieberte diesem unvergleichlichen Moment entgegen, in dem der braune Ball in Bewegung gesetzt wird, das Adrenalin in die Blutbahn schießt, der Körper zu einem einzigen Muskel wird, bereit zu explodieren und zu kollidieren, und ich endlich mittendrin sein würde – in meinem ersten Play in der NFL.

Das handgenähte Ei aus Leder, um das sich mein Leben drehte, thronte an der gegnerischen 35-Yard Line auf dem Kicking Tee und wartete auf einen gewaltigen Arschtritt. Die Special Teams auf beiden Seiten des Balles hatten bereits Aufstellung genommen, und ich war Teil eines dieser Einsatzkommandos. Bevor ich in meinem Kopf noch ein letztes Mal durchspielen konnte, was gleich auf dem Rasen passieren würde und was ich dabei zu tun hatte, lief der Kicker der New York Giants auch schon an.

Es war das zweite Spiel der Preseason, die für die 32 Teams das Vorspiel zur Saison bildet. Eigentlich keine große Sache, aber für mich als Rookie war es das Allergrößte, denn ich gab meinen Einstand im Trikot der Indianapolis Colts und damit auch mein Debüt in der größten und umsatzstärksten Liga der Welt, in der die besten Footballer dieses Planeten spielten.

Im ersten Vorbereitungsspiel hatte ich aufgrund einer Fußverletzung passen müssen, und das war vielleicht auch ganz gut so, denn wir waren im eigenen Stadion von den Buffalo Bills böse verdroschen worden. Anschließend hatte der Besitzer der Colts, der exzentrische Milliardär Jim Irsay, die Spieler und Coaches heftig angezählt – auf eine für mich als Neuling sehr überraschende Weise: via Twitter. Mein neuer Oberboss mochte zwar doppelt so alt sein wie ich, aber in Sachen Social Media war er mir weit voraus. Ich hatte gehört, die Preseason sei nicht so entscheidend, aber Irsay sah das offensichtlich anders. Er nahm sein Team in die Pflicht, und ich als First- Round Pick stand ohnehin unter besonderer Beobachtung.

Für meine Premiere hätte ich mir keinen besseren Schauplatz wünschen können als das MetLife Stadium, Heimat der Giants und der Jets. Meine Begeisterung hatte nichts mit der Arena oder diesen beiden Teams zu tun, sondern mit der Stadt, in der sie zu Hause sind. New York City. Big Apple. Gotham. City of Dreams. Mit diesem meinem ersten NFL-Spiel wurde die Stadt endgültig zum Knotenpunkt meines eigenen Traumes. Es passte einfach perfekt und rangierte auf der Kitsch-Skala für filmreife Zufälle definitiv im Grenzbereich.

Nicht einmal zwanzig Autominuten entfernt von diesem gigantischen Stadion, am Newark Airport, hatte ich Jahre zuvor erstmals amerikanischen Boden betreten. Ganz allein, fast noch ein Kind, in der schweißnassen Hand einen Koffer und im Kopf einen Traum. Ungefähr zehn Kilometer Luftlinie nach Osten, im Herzen von Manhattan, in der Radio City Music Hall, war dieser Traum dann in Erfüllung gegangen, am schlimmsten schönen Tag meines Lebens. Noch gar nicht lange her, nur wenige Monate, und doch schon wieder weit weg. Vergangenheit. Es ging alles so verdammt schnell.

Im Hier und Jetzt drosch der Kicker der Giants, die kurz zuvor mit einem Field Goal die ersten Punkte des Spiels erzielt hatten, den Ball in hohem Bogen in Richtung unserer Endzone. Ich war on fire. Ich hatte einen Job zu erledigen und wollte alles richtig machen. Meine Aufgabe bestand darin, als Teil des Kickoff Return Teams unseren Returner zu beschützen, der den Ball fangen und bei guter Position so weit wie möglich zurücktragen sollte. Dafür musste ich einen der Gegenspieler blocken, die in unsere Spielhälfte stürmen würden, um unseren Returner zu stoppen. Ich war in der sogenannten Wedge postiert, der hintersten Verteidigungsreihe, was bedeutete, dass mein Gegenspieler im Moment der geplanten Kollision den Speed eines rund 50 Meter langen Anlaufes draufhatte.

Ehe ich mich versah, raste ein muskelbepackter Linebacker direkt auf mich zu, schneller, als ich erwartet hatte. Ich machte mich bereit für den Block, nahm die Hände nach vorne, lehnte den Oberkörper vor, stemmte mich im letzten Moment mit aller Kraft voran – und blockte ins Nichts. Im allerletzten Moment hatte sich der Typ in Höchstgeschwindigkeit mit einem Spin Move um die eigene Achse und um mich herumgedreht und war weitergerannt, während ich auf allen vieren auf dem Rasen hockte wie ein Hund, der seinen Knochen sucht. Ich schaute über die Schulter und sah, wie mein Gegenspieler unseren Returner voll erwischte und dieser den Ball verlor.

Fumble! Mir stockte der Atem, und ich musste mitansehen, wie der Ball scheinbar in Zeitlupe herrenlos über das Grün eierte. Dann warf sich einer unserer Spieler auf den Ball und sicherte ihn.

Ach. Du. Scheiße.

Ich wusste, dass ich es verkackt hatte. Immerhin waren wir noch in Ballbesitz, aber mein Gegenspieler hatte mich, den Rookie, so richtig alt aussehen lassen – mit gravierenden Folgen. Als ich ziemlich bedröppelt an unsere Sideline trottete, machte mich unser Special Teams Coordinator Tom McMahon sicherheitshalber noch einmal höflich darauf aufmerksam.

„Björn, what the fuck?!“

Das war nicht gerade etwas, das man nach seiner ersten Aktion in seinem ersten NFL-Spiel hören möchte. Ich fluchte innerlich, denn ich wusste, dass ich mir diese Szene noch ein paarmal würde anschauen müssen – und zwar im Kreise meiner Mitspieler bei der Analyse des Spiels, bei der selten die guten, aber immer die schlechten Plays noch einmal gezeigt wurden, gern auch in mehrfacher Wiederholung. Das kannte ich schon aus dem College. Na toll, dachte ich, Leinwand-Held im Meeting Room, das fängt ja gut an …

Als der erste Ärger verraucht war, fragte ich mich, ob das gerade vielleicht dieser spezielle Moment gewesen war, von dem mir einige der erfahreneren Spieler im Team erzählt hatten. Ein Aha-Erlebnis, bei dem ein Rookie realisiert, dass NFL-Football noch einmal auf einem anderen Level ist als das Spiel, das man bis dato gespielt hat. Schneller, härter, höher, weiter, besser. Ein Spiel, bei dem jede Aktion sitzen muss und jeder Fehler bestraft wird. Einer der Veteranen nannte es den „Welcome to the NFL“-Moment, den jeder Neuling in den ersten Wochen der Saison erlebe. Ein Reality Check, der hart, schmerzhaft und mitunter auch peinlich ausfallen könne, aber sehr lehrreich sei. Schmerzhaft war es in meinem Fall zwar nicht gewesen, denn ich hatte meinen Gegenspieler ja so richtig schön verfehlt, aber alles andere traf durchaus zu.

Als ich später in einer der hinteren Reihen unserer abflugbereiten Chartermaschine saß, die uns zurück nach Indianapolis bringen würde, ließ ich mein Highlight des Spiels noch mal Revue passieren: Mit einem Phantom-Block hatte ich einen Fumble eingeleitet. Ich wollte mich gerade schon wieder aufregen, da ging mir ein Licht auf – und es war nicht die kleine Lampe über meinem Kopf.

Sollte dies tatsächlich mein „Welcome to the NFL“-Moment gewesen sein, dann bedeutete das ja, dass ich es hinter mir hatte. Je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir meine Theorie. Lieber in der Preseason ein Play verkacken, als in der Regular Season, wenn es um Punkte geht! Was war denn schon passiert? Nichts. Wir hatten das Spiel am Ende gewonnen, Jim Irsay twitterte Morgenluft, die Coaches hatten mich wieder lieb, und ich hatte meine Lektion gelernt – bei der erstbesten Gelegenheit. Und überhaupt, sagte ich mir, es kann doch nur besser werden!

Ich begann mich zu entspannen, schaute aus dem Fenster auf das Lichtermeer von New York City und dachte daran, wie das alles angefangen hatte mit meinem American Football Dream.

City Boy

Kindheit zwischen Kiez und Bolzplatz

Meine Football-Karriere begann auf einem Kinderspielplatz. Das klingt romantisch, so wie man es aus vielen Geschichten von den Anfängen bemerkenswerter Sportlerkarrieren kennt. In meinem Fall war allerdings gar kein Football im Spiel. Es gab überhaupt keinen Ball, sondern eine Rutsche, und oben auf dem Turm saß ein für sein Alter sehr großer, sehr kräftig gebauter und auch etwas moppeliger zehnjähriger Junge auf der Suche nach der nächsten kleinen Dosis Adrenalin.

Von American Football hatte ich noch nie etwas gehört, und wenn mich damals jemand gefragt hätte, was NFL bedeutet, dann hätte ich vermutlich auf einen Fernsehsender getippt. ARD, ZDF, RTL, NFL. Ich war jedoch schon in einem Alter, in dem Rutschen nur noch Spaß macht, wenn man die Rinne besonders schnell oder waghalsig runtersaust. Volle Pulle oder gar nicht. Werner-Style. Vermutlich musste mal wieder eine neue persönliche Kinderspielplatz-Olympia-Bestmarke her, denn ich war schon immer ein absoluter Wettkampftyp. Also holte ich ordentlich Schwung, schnellte mit dem Oberkörper nach vorne, stieß mich mit den Armen ab und jagte hinab. Als ich nach rekordverdächtiger Fahrt unten aufkam, gab es ein merkwürdiges Geräusch, das nicht so klang, wie es normalerweise klingt, wenn ein durchgelatschter Turnschuh auf sandigem Untergrund bremst. Vermutlich hatte der Turnschuh seine beste Zeit längst hinter sich und inzwischen weniger Profil und mehr Öffnungen als vom Hersteller vorgesehen. Ich spürte einen stechenden Schmerz im Knöchel meines linken Fußes, der bei den Gegnern meines Fußballvereins Berliner Athletik-Klub 07, kurz BAK, gefürchtet war, weil dieser Fuß Tore wie am Fließband schoss. Mein erster Gedanke: Shit. Die anschließende Vor-Ort-Diagnose war auch ohne medizinische Kenntnisse meinerseits absolut präzise, wenn auch anatomisch etwas unscharf: Fuß im Arsch.

Ich schluckte das in mir aufkeimende erbärmliche Gejammer und Gewinsel tapfer runter, biss auf die Zähne, blinzelte die Flüssigkeit weg, die mir in die Augen trat, und humpelte nach Hause. Tränen konnten das ja wohl nicht sein. Ein Indianer kennt keinen Schmerz! Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was mir unterwegs durch den Kopf ging, mal abgesehen von „Aua“. Ich bin mir aber zu hundert Prozent sicher, dass mir nicht ein einziges Mal in den Sinn kam, dass der BAK07 möglicherweise in Zukunft auf meine Tore würde verzichten müssen. Oder dass sich der unter einem chronischen Energieüberschuss und mangelhafter Risikoanalyse leidende Riesenknabe einen neuen Allerlieblingssport aussuchen würde, in dem er es über die Grenzen seines Kiezes hinaus vielleicht zu etwas bringen könnte.

Mein Kiez war der Sprengelkiez, im Wedding, Berlin. Der Wedding war damals das, was man als Problem-Bezirk bezeichnete, zumindest Teile davon. Manche Gegenden hatten ein Schmuddel-Image oder waren regelrechte kriminelle Hotspots und Treffpunkte der Trinker, Junkies und Dealer. Touristen verirrten sich nur in den Wedding, wenn sie zu blöd waren, ihren faltbaren Stadtplan richtig herum zu halten. Heute gilt der Stadtteil mit seinem rauen Charme als hippes Szeneviertel und wird sogar international abgefeiert. Für jemanden, der wie ich in den Neunzigern dort aufgewachsen ist, als es die Bezeichnung Szene-Bezirk noch gar nicht gab, ist das irgendwie komisch.

In diese ungekünstelte, hier und da abgefuckte, für mich aber schmutzig-schöne Welt wurde ich hineingeboren, im August 1990, einen Monat vor der Deutschen Einheit, und ich verbrachte dort die ersten Jahre meines Lebens. Mit meiner Mutter Martina, meinem Vater Andreas und meinen Brüdern Marcel und Pascal wohnte ich in einer kleinen Wohnung in der Fehmarner Straße, unweit der U-Bahn-Station Amrumer Straße, mittendrin im multikulturellen Wedding. Die Fehmarner Straße ist eine ruhige Seitenstraße, in der damals eigentlich jeder jeden kannte. Im Norden grenzte unsere Straße an den riesigen Komplex des Rudolf-Virchow-Krankenhauses, das zur Charité gehört. Auf dem Gelände befindet sich übrigens auch der Hauptsitz des Robert-Koch-Instituts, kurz RKI. Diese Abkürzung kennt heute jeder, mir sagte das damals ungefähr so viel wie NFL. An ihrem südlichen Ende stößt die Fehmarner Straße auf das Nordufer des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals. Von dort hat man einen schönen Blick über das Wasser nach Westen und nach Osten und einen nicht ganz so schönen direkten Blick nach Süden auf das gegenüberliegende Ufer mit dem Kraftwerk Moabit. Wenn ich also mal Bock auf Panorama hatte – so sah es aus.

Wir wohnten in der Nummer 23, erster Stock, drei Zimmer, kleiner Balkon. Die Wohnung an sich war nichts Besonderes, aber sie hatte für unsere Familie eine große emotionale Bedeutung. Sie war ein Werner-Nest. Schon meine Oma hatte dort gewohnt und meinen Vater und seine zwei Schwestern, also meine Tanten, großgezogen. Meine Mutter ist auch im Wedding aufgewachsen, nur ein paar Straßen weiter. Meine Eltern haben irgendwann die Bude meiner Oma übernommen. Meine Brüder und ich waren also schon die dritte Generation innerhalb dieser Wände.

Das Kinderzimmer musste ich mir mit meinem älteren Bruder teilen. Mein Vater hatte eine Art Zwischenetage in den Raum gebaut, wie ein übergroßes Hochbett mit einer Treppe, sodass jeder von uns dann doch einen eigenen Bereich hatte, was ganz cool war. Weniger cool fand ich, dass dieses zweite Level das Reich von Marcel war, der sich als größerer Bruder natürlich den Platz an der Glühbirnen-Sonne gesichert hatte. Zeit für ein peinliches Geständnis: Meinen unteren Bereich verschönerte ich, als ich alt genug war, an so etwas Gefallen zu finden, aber noch nicht alt genug für guten Geschmack, mit Postern der Boygroups Backstreet Boys und NSYNC. Ich lege aber Wert auf die Feststellung, dass bei NSYNC Justin Timberlake mit am Start war, der ja nun wirklich eine große Nummer geworden ist, womit wir einen eleganten Schlenker zum Football machen können: Timberlake ist schon zweimal in der Halftime-Show des Super Bowls aufgetreten, dem Mount-Everest-Moment für Musikstars, und sorgte 2004 beim Duett mit Janet Jackson bekanntlich für den größten Skandal: „Nipplegate“. Auch mein absolutes Lieblingsposter in späteren Jahren hatte Football-Bezug, zumindest aus heutiger Sicht. J.Lo! Das fiel mir wieder ein, als ich Jennifer Lopez bei ihrem Aufritt mit Shakira in der Halbzeit von Super Bowl LIV im Jahr 2020 in Miami live im Hard Rock Stadium miterlebte. Sie sah erstaunlicherweise auch ein Vierteljahrhundert später fast genauso aus wie auf dem Poster an meiner Wand, das ich als Heranwachsender so oft angestarrt hatte. Ewige Jugend mit über 50. Respekt. Sie könnte meine Mutter sein.

J.Lo war mein erster Teenage Crush.

Ich war Björn from the Block. Nicht aus einer richtig üblen Gegend, wie so viele Spieler in der NFL, aber aus einfachen Verhältnissen. Meine Mutter arbeitete als Putzfrau in einer Kita, was sie bis heute mit Überzeugung macht und wofür ich sie sehr bewundere, und mein Papa schuftete damals auf dem Bau. Wir sind eine „Blue-Collar-Family“, wie man in Amerika sagt. „Blue Collar“ heißt „blauer Kragen“, was für die traditionellen blauen Arbeitsoveralls steht, die man in Deutschland als Blaumänner kennt. Blue-Collar-Jobs sind mit körperlicher Arbeit und meistens niedrigem Lohn verbunden, während White-Collar-Jobs die Bezeichnung für Berufe ist, bei denen man ein weißes Hemd trägt, also Büro- oder Dienstleistungsjobs.

Im US-Sport ist immer wieder von Blue-Collar-Mentalität die Rede, wenn es um harte körperliche Arbeit von Athleten, ihre Einstellung zu Training und Wettkampf und eine gewisse Bodenständigkeit geht. Troy Polamalu, der legendäre Safety der Pittsburgh Steelers, der zweimal den Super Bowl gewann und Defensive Player of the Year war (nicht zu vergessen: All-Time Defensive Player of the Hair!), hat American Football mal als „real blue-collar sport“ bezeichnet. Ich erwähne das hier nicht nur, weil der frischgebackene Hall-of-Famer eine absolute Granate auf dem Gridiron war und zu den Spielern gehörte, denen ich nacheiferte. Was mich und meine Karriere betrifft, kann ich die Worte Polamalus absolut unterschreiben. Ich bin ein Arbeiterkind, und alles, was ich im Football erreicht habe, basiert auf harter Arbeit.

Wir Werners sind traditionelles Arbeitermilieu. Mein Vater war lange Zeit der Meinung, dass ein ordentlicher Beruf mit den Händen ausgeführt wird und so etwas wie Abitur eine Extrawurst und ein Studium eigentlich Zeitverschwendung ist – es sei denn, man hatte das Ziel, im späteren Leben seinen Fahrgästen im Taxi etwas über Goethe oder den Dreißigjährigen Krieg zu erzählen. Wegen dieser Sichtweise sollte ich mit meinem Alten Herrn an einem ganz entscheidenden Punkt meines Lebens noch heftig aneinandergeraten, und wenn wir Werner-Männer streiten, dann gleicht das einem Footballspiel mit Worten. Wir vier sind totale Dickschädel, echte Rammböcke, und sosehr wir uns lieben, so sehr lieben wir es auch, uns zu dissen und richtig zu fetzen, und dann will keiner klein beigeben, ganz egal, ob er recht hat oder nicht. Darum geht es auch gar nicht. Ich denke, es geht in erster Linie darum, sich zu behaupten. Das mag jetzt machomäßig klingen, aber es ist vielleicht einfach auch ein bisschen Wedding-Mentalität, sich nicht die hart verdiente Butter vom Brot nehmen zu lassen.

Jeder Euro wurde bei uns zu Hause zweimal umgedreht, bevor er ausgegeben wurde, denn er war eben hart erarbeitet. Es ist nicht so, dass wir arm waren, aber das Leben meiner Eltern drehte sich schon in erster Linie darum, zu arbeiten, Geld zu verdienen, ein Dach über dem Kopf zu haben und jeden Abend eine Mahlzeit auf den Tisch zu bringen, damit alle satt werden und die Kinder groß und dabei möglichst glücklich. Old School. Wenn meinen Eltern damals jemand was von Work-Life-Balance oder Quality Time erzählt hätte, dann wären die vor Lachen vom Stuhl gefallen. Oder sie hätten die betreffende Person den kurzen Fußweg aus der Fehmarner Straße zurückbegleitet, in die Psychiatrie der Charité.

Als Kind hatte ich nie das Gefühl, dass es mir an etwas fehlte, schon gar nicht an Liebe und Unterstützung, auch wenn ich natürlich merkte, dass wir weniger hatten als manche anderen. Es gab nicht massenweise Spielsachen. Was wir besaßen, war kostbar und wurde gehütet wie ein Schatz. Mein größtes und schönstes Geburtstagsgeschenk als Kind war ein BMX-Rad, und mir war damals klar, dass meine Eltern dafür ordentlich gespart haben mussten. Wir besaßen auch kein Auto, nur einmal für eine kurze Zeit, aber dann haben wir es wieder verkaufen müssen, weil es einfach zu teuer war. In den Urlaub sind wir immer mit der Bahn gefahren, und so ging es meistens an die Ostsee, Warnemünde, Usedom oder auf irgendeinen Bauernhof. Fehmarn war für uns schon eine Fernreise. Aus der Fehmarner Straße nach Fehmarn – das war für mich als Kind nur logisch. An Flugreisen war gar nicht zu denken, aber das hat mich nie gestört, denn im Gegensatz zu vielen anderen Familien aus unserer Gegend konnten wir ja immerhin verreisen. Für mich war das alles großartig, aber im Vergleich zu anderen Kindern, vor allem heutzutage, war meine Welt lange Zeit ziemlich klein. Die Ferne – das war für mich der Blick vom Strand über das offene Meer bis zum Horizont oder über die Felder und Wiesen. Das war mir genug. Es war wunderbar.

Ärgerlich nur, dass der Urlaub im Nachhinein immer teurer als geplant und kalkuliert war. Wenn wir nach zwei Wochen braungebrannt und glücklich wieder in Richtung Berlin abreisten, waren wir zwar gut erholt, aber es war auch immer irgendetwas kaputt. Ein Fahrrad, ein Kettcar, die Schaukel, eine Schaufel oder auch mal die Kutsche des Bauernhofs. Das lag an der Art und Weise, wie meine Brüder und ich „spielten“. Wir waren eben sehr groß und stämmig und hatten die Angewohnheit, auf der Suche nach Action mit maximaler Kraft zu Werke zu gehen, welcher das Material häufig einfach nicht gewachsen war. Ich muss an dieser Stelle aber ehrlicherweise das Material in Schutz nehmen und zugeben, dass wir es auch nicht immer sachgemäß benutzt haben. Die unvermeidliche Frage „Wer war das?“ wurde in meiner Erinnerung nie gestellt, denn die Antwort lag auf der Hand: Die Werners waren es. Und so ging die Verabschiedung von unseren Gastgebern nach zwei Wochen Urlaub oft einher mit einer Nachzahlung für entstandene Schäden, und es würde mich nicht wundern, wenn so mancher Vermieter unser euphorisches Versprechen, nächsten Sommer auf jeden Fall wiederzukommen, als Drohung aufgefasst hat.

Meine Mutter wusste bei der Abreise immer schon, dass dieses Geld zu Hause an anderer Stelle fehlen würde. Sie war die Finanzministerin der Familie. Ich möchte behaupten, dass ich sehr gut mit Geld umgehen kann, was mir während meiner Football-Karriere und auch danach immens geholfen hat, und das verdanke ich ihr. Credit, Mama! Schon in jungen Jahren hat sie mich oder einen meiner Brüder zum Einkaufen geschickt, weil sie oft kaputt war, wenn sie von der Arbeit kam. Das war jetzt nicht gerade unsere Lieblingsbeschäftigung, und ich weiß noch genau, wie sie dann immer gesagt hat: „Wofür habe ich denn drei Söhne?“ Ich wusste damals noch nicht, was eine rhetorische Frage ist, aber mir war klar, dass das bedeutete: Einer von uns dreien muss jetzt zum Laden mit den vier großen Buchstaben und den gestreiften Plastiktüten gehen und Beute machen. Wenn ich also mal wieder an der Reihe war und meine Mutter mir den Einkaufszettel und das Geld in die Hand drückte, dann wusste sie bereits, dass ich mit 10,33 Euro oder 27,74 Euro zurückkommen würde, und das sagte sie mir manchmal sogar beim Verlassen der Wohnung. Nicht etwa, weil sie mir misstraute und befürchtete, dass ich mir heimlich Wechselgeld abzwacken und auf dem Rückweg ein Eis kaufen würde, sondern einfach, weil sie alle Preise auswendig kannte und im Kopf ausgerechnet hatte, wie viel der Einkauf kosten würde, auf den Cent genau. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich dabei auch nur ein einziges Mal verrechnet hätte. Das war echt verblüffend und beeindruckt mich noch heute. So hatte meine Mutter immer einen genauen Überblick über unsere Finanzen. Sie hielt das Geld zusammen und damit auch den Laden. Jeder Cent zählte.

Das machte sich auch beim Einkauf bemerkbar. Ich musste mich oft bücken, denn die preiswerten Produkte stehen bekanntlich immer ganz unten im Regal. Ich erinnere mich, dass es bei uns nie die Markenprodukte gab, sondern immer die Billigvariante vom Discounter. Meine Nutella hieß Nusskati, auf der Packung mit den Frühstücks-Flakes war auch keine grinsende Raubkatze drauf, die den Tiger in mir wecken wollte, und wenn es bei uns zur Feier des Tages mal Fanta gab, dann stand auf der Flasche „River Orange“. Süßigkeiten gab es bei uns im Alltag nicht. Die gab es bei meinem Kumpel Kevin, der wohnte an meinem Schulweg. Ich ging auf die Gebrüder-Grimm-Grundschule und nach dem Unterricht oft mit zu ihm nach Hause. Bei Kevin hießen die Schokoriegel Twix, Snickers, Bounty oder Lion, und sie wohnten mit ihren Kumpels von Haribo und Katjes in einem großen Schrank, dicht gedrängt. Fanta hieß bei Kevin Fanta. Neidisch war ich nie. Aber immer hungrig.

Was bei uns zu Hause auf den Tisch kam, musste nicht nur günstig, sondern auch schnell zuzubereiten sein, nahrhaft und viel. Sehr viel. Es gab selten etwas Besonderes, aber immer riesige Portionen. „Ich muss ja meine vier großen Jungs irgendwie satt kriegen“, diesen Satz habe ich von meiner Mutter oft gehört – und sie schloss meinen Vater damit ein. Große Jungs waren wir im Grunde genommen schon, als wir noch klein waren, denn wir waren immer eine Nummer größer als gleichaltrige Kinder. Das haben wir von unserem Vater geerbt, der 1,94 Meter misst. Mein jüngerer Bruder Pascal, fünf Jahre nach mir geboren und immer das Nesthäkchen, ist mit 1,96 Metern mittlerweile der Größte in der Familie und Marcel, der älteste Bruder, mit 1,87 Metern der Kleinste, was schon kurios ist. „Der Kleinste“ hört er übrigens gar nicht gerne. Ich bin mit meinen 1,92 Metern also das Mittelmaß.

Gemeinsame Mahlzeiten waren bei uns eine Mischung aus Raubtierfütterung im Zoo und sportlichem Wettbewerb. Am Tisch herrschte immer ein Kampf um die üppigsten Portionen und die größten und besten Stücke. Mit einer Ausnahme. Ich bekomme dieses Wort kaum über die Lippen, denn schon beim Gedanken daran schüttelt es mich, und meine Zehennägel stellen sich auf: R…o…sen…kohl. Ich HASSE Rosenkohl! Das Problem war, dass meine Eltern Rosenkohl liebten. Der Deal war immer: Kam das Zeug mal wieder auf den Tisch, mussten ich und meine Brüder wenigstens eines der grünen Bällchen essen. Ist ja sooo gesund. Diskussionen waren zwecklos, große Dramen garantiert. Schon beim Geruch wurde mir kotzübel. In dieser misslichen Lage gab es nur einen Ausweg: die Flucht nach vorn. Meine Erfolgstaktik, die ich jedem nur empfehlen kann: Augen zu, Mund auf, Nase mit Daumen und Zeigefinger zuhalten, die giftgrüne Kugel rein, wie verrückt kauen, runterschlucken, mit Wasser nachspülen, nach Luft schnappen. Überlebt. Jede Kugel, die dich nicht tötet, macht dich nur härter.

Das Tempo am Tisch war immer hoch, nicht nur unter akuter Lebensgefahr. Sosehr sich meine Mutter bei der Zubereitung der Mahlzeiten auch beeilte, die Teller waren noch schneller leer. Selbst wenn sie die Fünf-Minuten-Terrine auf den Tisch gestellt hätte, wäre die nach zwei Minuten in unseren Mägen verschwunden. Ganz egal, was serviert wurde: Wir machten es zu Fast Food. Das ist übrigens auch heute noch so, bei Familientreffen zu Hause oder im Restaurant. Da wird der Tisch zur Red Zone, das Testosteronlevel ist hoch, und jede Speise, die neu hingestellt wird, ist wie ein auf dem Grün liegender Football nach einem Fumble. Alle stürzen sich drauf. Manchmal auch mit Gebrüll. Wir Werners sind immer sehr laut am Tisch. Lustig. Finden wir Brüder. Peinlich. Findet meine Frau Denise. Manchmal jedenfalls. Es grenzt fast an ein Wunder, dass wir diese Art der großfamiliären Nahrungsaufnahme bislang ohne schlimmere Verletzungen überstanden haben, obwohl wir alle mit Messer und Gabel ausgerüstet sind. In diesem Zusammenhang von Besteck zu reden, ist eigentlich eine Verharmlosung von Waffen.

Ich weiß nicht, was zuerst da war in meinem Leben: der große Hunger oder mein unbändiger Bewegungsdrang, für den ich täglich große Mengen Treibstoff in Form von Kalorien benötigte. Beides ist jedenfalls miteinander verbunden, und aus dem großen Björn wäre wahrscheinlich auch schnell ein sehr runder Björn geworden, wenn ich nicht schon früh begonnen hätte, Sport zu machen. Wie eigentlich jeder Junge spielte ich zunächst Fußball. Auch das lag in der Familie. Ich konnte gar nicht anders. Wir Werners sind fußballverrückt. Meine Brüder und mein Vater sind blau-weiß, Fans von Hertha BSC. Mein Vater hat früher selbst Fußball und Handball gespielt, als Torwart, und auch Marcel stand schon früh zwischen den Pfosten, beim Berliner Athletik-Klub 07, womit dann auch besiegelt war, dass mein Verein nur BAK heißen konnte, schließlich wird man als kleiner Bruder immer mitgeschleppt. Mit dem ersten Fußballverein ist es wie mit der Familie: kann man sich nicht aussuchen. In beiden Fällen hatte ich Glück.

Anders als mein Papa und mein großer Bruder hatte ich keinen Ehrgeiz, mir im Tor die Beine in den Bauch zu stehen und zu warten, dass etwas passiert (nichts für ungut, liebe Torhüter. Dissen ist bei uns Familiensport). Ich wollte im Feld spielen, wollte rennen, dribbeln, Zweikämpfe bestreiten und Tore schießen. Wie schon erwähnt, war ich Linksfuß und hatte schon als Siebenjähriger einen amtlichen Schuss, was natürlich auch an meiner Größe und Masse lag. Wenn wir mit der F-Jugend oder später in der E-Jugend gegen andere Mannschaften spielten, dann kam es nicht selten vor, dass ich doppelt so groß war wie einige meiner Gegenspieler – und auch doppelt so breit. Man könnte meinen, dass mich das für die Rolle eines gefürchteten Abwehrspielers prädestinierte, aber ich war kein tumbes Riesenbaby, sondern athletisch, konnte mich trotz meiner Größe und Masse gut bewegen und war erstaunlich schnell. Und ich konnte auch mit der Pille umgehen. Ich schoss viele Tore, war immer Torschützenkönig meiner Mannschaften. Für den Gegner war allein das natürlich schon eine ungute Kombination. Zu allem Überfluss war ich nicht der klassische Schönspieler, der sich auf Tricks und Tore beschränkte. Ich liebte Zweikämpfe.

Tackling lag mir irgendwie im Blut. Die Duelle wurden aus genannten Gründen selten auf Augenhöhe geführt. Ich war im Eins-gegen-Eins auch nicht gerade zimperlich und fand es geil, den ganzen Körper einzusetzen – und davon hatte ich ja reichlich. Dann gab es immer gleich Geschrei an der Seitenlinie, vom gegnerischen Trainer oder von besorgten Eltern. Schnell wich die Sorge um die Unversehrtheit des eigenen Nachwuchses der Wut auf den angeblichen Übeltäter. Wenn ich also mal wieder fünf bis zehn Tore schoss oder ein feingliedriger Abwehrspieler, den ich für meinen Geschmack nur leicht touchiert hatte, an mir abprallte wie in einem Videogame – so habe ich das alles jedenfalls in meinem Gehirn abgespeichert –, dann wurde lautstark behauptet, ich sei ein D-Jugendspieler und mein Spielerpass gefälscht. BAK-Betrüger, Wettbewerbsverzerrung und so weiter, das ganze Programm. Einmal hat einer reingebrüllt: „Was ist denn das für ein Anabolika-Kind!?“ Mein Vater, der mich damals zu jedem Spiel begleitete, war nicht geschockt oder erzürnt, wie man jetzt denken könnte. Der hat sich einfach schlappgelacht und sich einen Kullerkeks gefreut. Er erzählt die Geschichte noch heute gerne. Sein Junge, das Anabolika-Kind! Ihm war klar, dass sein Sohn beleidigt wurde, weil der so gut war. Das machte ihn stolz. Man soll sich ja nicht selbst loben, aber in Zeiten von Fake News ist es wichtig, bei der Wahrheit zu bleiben: Ich war wirklich gut. Ich hatte Talent. Aber das behauptet ja jeder, der in der Jugend mal gekickt hat und als Erwachsener damit prahlt, dass er das Zeug zum Nationalspieler gehabt hätte, wenn … ja, wenn.

Sport wurde schnell mein Lebensmittelpunkt. Ich liebte es, mich auszutoben, auszupowern, mit anderen zu messen. Ich bin ein absoluter Wettkampftyp. Das hat natürlich auch mit der Konkurrenzsituation im eigenen Haus zu tun. Marcel war als größerer Bruder immer auch ein Konkurrent, dem ich zunächst nacheiferte, den ich aber dann natürlich auch überflügeln wollte. Beim Fußball, beim Wettlauf, beim Weitsprung in irgendeine Sandkiste, beim Wer-trifft-mit-der-Papierkugel-den-Mülleimer oder bei unseren legendären Wrestling-Matches, wenn wir als The Rock, Undertaker, Triple H und wie sie alle hießen unsere Kräfte maßen. Dieser brüderliche Wettbewerb hat mich definitiv geprägt.

Competition, Baby! Egal, ob auf dem Fußballplatz, beim Federball in irgendeinem Weddinger Innenhof oder beim Brennball in der Schule – ich wollte immer und überall der Beste sein. Weil mein Ehrgeiz grenzenlos war und Übung bekanntlich den Meister macht, gelang mir das auch ganz gut. Wenn auf dem Bolzplatz oder im Sportunterricht Mannschaften zusammengestellt wurden – jeder kennt das Prozedere –, dann wurde ich immer als einer der Ersten gewählt. Es machte mich stolz, dass meine Fähigkeiten von meinen Freunden, den Kindern in der Nachbarschaft und den Klassenkameraden geschätzt wurden. Ich war aber nie ein Angeber. Es war Bestätigung. Es fühlte sich einfach gut an. Und es tat mir auch gut.

Beim Sport habe ich mir das Selbstvertrauen geholt, das mir in frühen Kindertagen gefehlt hatte. Ich war eigentlich ein ruhiger, ein stiller Junge, zumindest außerhalb unserer Wohnung. Das glaubt mir heute kein Mensch! Denn wenn ich eines genauso gut kann wie schnell und viel essen, dann ist es schnell und viel quatschen. War nicht immer so. Tatsache. Womöglich lag es daran, dass ich als kleiner Junge an Allergien und eine Zeitlang auch an Neurodermitis litt. Meine Mutter war mit mir oft beim Arzt. Auch wenn man in dem Alter noch nicht richtig versteht, was los ist, so spürt man doch, dass irgendetwas mit einem nicht stimmt, und wenn andere Kinder einen dann auch noch komisch angucken, dann ist es eine natürliche Reaktion, sich zurückzuziehen und alles dafür zu tun, nicht im Mittelpunkt zu stehen. So erkläre ich mir jedenfalls im Rückblick, dass ich anfangs so extrovertiert und redselig war wie eine der Laternen in unserer Straße. Ein Stubenhocker war ich dennoch nie, sondern ein Draußenkind, aber erst der Sport hat dafür gesorgt, dass der kleine große Björn so richtig aus sich herauskam.

Wenn ich nicht gerade auf dem Fußballplatz oder in einem Kicker-Käfig bolzte, trieb ich mich irgendwo in meinem Kiez herum. Für Großstadt-Kids sind die Feldwege, Wiesen, Hügel und Bäume eben aus Teer, Pflastersteinen, Beton und Stahl. Im Schlepptau meines Bruders und seiner Kumpels zog ich nach Schulschluss durch die Straßen. Meine Eltern waren meistens noch bei der Arbeit. Wir hingen viel an der U-Bahn-Station Amrumer Straße ab, am Leopoldplatz und der dortigen U-Bahn-Station. Ich erwähnte ja schon, dass es nicht gerade die beste Gegend war. Dort tummelten sich komische Gestalten, und in der Luft hing der Hauch von Rauch, Alkohol, Urin und Gefahr, was natürlich auch einen gewissen Reiz auf einen Heranwachsenden ausübte. Wir sind Treppengeländer heruntergerutscht oder Rolltreppen in entgegengesetzter Fahrtrichtung hochgesprintet, was man halt so macht. Jede Menge Quatsch. Manchmal gingen wir in ein nahegelegenes Kaufhaus. In der Sportabteilung wurden Bälle ausprobiert oder in der Etage für Elektronik die neueste Playstation. So ein gewissenhafter Konsolen-Test konnte schon mal zwei Stunden dauern – ein Kauf folgte natürlich nie, auch wenn das Produkt bei „Stiftung Wernertest“ immer Bestnoten bekam. Fiel uns mal nichts Besseres ein, stiegen wir in die U-Bahn und fuhren ein paar Stationen, einfach so, ohne Ziel. Die Lage checken. In unserem Revier, unserem Kiez. Ich war ein richtiger Berliner City Boy.

Irgendwann kippte es. Aus Quatsch wurde Blödsinn und aus dem Blödsinn Kacke. Ich weiß nicht mehr, wann genau das war, aber ich muss zehn gewesen sein und mein großer Bruder dreizehn, also im ersten Quarter der Pubertät, was die ganze Sache nicht besser machte. Marcel hing mit ein paar falschen Freunden ab und traf falsche Entscheidungen, und auch mein Vater hatte irgendeinen Stress mit Leuten, die er schon ewig kannte. Hinzu kam, dass zu dieser Zeit mein jüngerer Bruder Pascal mit seinen fünf Jahren und den dazugehörigen Wernermaßen dem elterlichen Bett und Schlafzimmer entwuchs, und so beschlossen Mama und Papa, zum Wohl der Familie den Wedding zu verlassen, ihren Kiez, das Werner-Nest, meine Wiege. Dass das im Sinne der Familie war, dass meine Eltern etwas Besseres für uns wollten, ein besseres Umfeld, eine bessere Schule, das wollte damals natürlich überhaupt nicht in meinen Dickschädel.

Die Nachricht warf mich ganz schön aus der Bahn, und es passte irgendwie, dass in dieser Gemengelage, in der ich den Boden unter den Füßen verlor, die Sache mit der Rutsche passierte.

Mein Fuß war kaputt. Wie schon erwähnt, der linke. Ich weiß nicht mehr genau, ob nun etwas gebrochen war oder es ein paar Bänder zerfetzt hatte, aber das ist auch nicht wichtig, denn entscheidend war für mich, dass die Sache etwas dauern würde, und die Konsequenz daraus tat doppelt weh: Fußballpause. Bitter für mich, schlecht für den BAK07, aber vermutlich eine frohe Botschaft für alle anderen Mannschaften in unserer Staffel: Das Anabolika-Kind war außer Gefecht. Bis auf weiteres. Als Fußballer für immer.

Mein Comeback auf dem Platz sollte ich nämlich nicht, wie von meiner Familie und auch mir selbst erwartet, mit der Pille am Fuß geben, sondern mit dem Ball in der Hand. Einem Ball, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte.

Untouchables

Wie der Football mich auffing

Aus dem Wedding wurde Reinickendorf und aus der Fehmarner Straße die Ollenhauerstraße. Für Berliner Verhältnisse ist das nicht weit weg. Für uns war es jedoch weit genug, um Abstand zu gewinnen und die Probleme und Sorgen hinter uns zu lassen. Dachten jedenfalls meine Eltern. Die Gegend war besser, aber für mich fühlte es sich anfangs wie eine Verschlechterung an. Mir fehlten meine Freunde, mein Kiez, meine Straße, mein Nest.

Das Allerschlimmste war für mich der Schulwechsel. Man kann sich sicherlich vorstellen, dass es kein großes Vergnügen für einen Zehnjährigen ist, in eine neue Klasse zu kommen, in meinem Fall die fünfte Klasse an der Hermann-Schulz-Grundschule. Dazu muss man wissen, dass in Berlin die Grundschule anders als in anderen Bundesländern bis zur sechsten Klasse geht. Alle meine neuen Mitschüler kannten sich also schon vier Jahre lang. Ich war: der Neue. Der große Typ, der kaum ein Wort sagt. Ich fühlte mich unwohl, und manchmal hätte ich mich am liebsten unsichtbar gemacht.

Meine Noten gingen erst mal in den Keller. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich mich hängenließ, sondern lag einfach daran, dass das Niveau der neuen Schule und damit auch die Anforderungen höher waren als an meiner alten Schule. Man könnte auch sagen: Das Niveau war normal. Im Wedding hatte ich immer Einsen und Zweien nach Hause gebracht, ohne mich dafür groß anstrengen zu müssen. In Sport hatte ich im Zeugnis immer eine Eins, und der schönste Tag im ganzen Schuljahr war der, an dem die Bundesjugendspiele stattfanden. Ehrenurkunden, die weißen Dinger mit dem gelben Kreis und dem Adler in der Mitte, waren meine ersten Sporttrophäen.

Nur die Eins in Sport blieb mir in Reinickendorf treu – und die Ehrenurkunden. Ansonsten war die Vier die neue Drei. Und die Fünf feierte Premiere. Ich hing einfach im Stoff hinterher und war nicht auf dem Level eines Fünftklässlers, wie meinen Eltern auf dem ersten Elternsprechtag verklickert wurde. Hört man natürlich gern als erstes Feedback …

Meinem Fuß ging es nach ein paar Monaten wieder besser – wenigstens eine Sache, bei der man von einer Verbesserung sprechen konnte –, sodass ich wieder mit meinen Brüdern in den Seitenstraßen, Hinterhöfen oder auf den öffentlichen Fußballplätzen in meinem neuen Kiez bolzen konnte. Aber immer, wenn ich zu lange kickte, meldete sich irgendwann wieder mein Sprunggelenk. Meine Größe und mein Gewicht waren da sicherlich nicht förderlich. Mit dem Umzug war auch mein Verein, der BAK07, ein wenig außer Reichweite geraten, und vielleicht hatte ich mich zu dieser Zeit auch emotional entfernt und wollte das Kapitel Wedding endgültig abschließen. Eine Art Selbstschutz. Ich vermisste zwar das regelmäßige Fußballtraining und die Spiele, aber mir war überhaupt nicht danach, mir ausgerechnet jetzt einen neuen Klub zu suchen und mich an eine neue Mannschaft zu gewöhnen, denn ich hatte schon genug damit zu tun, an meiner neuen Schule zurechtzukommen und mich in die Klassengemeinschaft einzugliedern. Es war einfach zu viel Neues auf einmal.

Ausgerechnet in dieser Phase, in der ich Orientierung und Halt brauchte, ging Marcel zunehmend eigene Wege und verspürte immer weniger Lust, mich im Schlepptau mitzuziehen. Auch wenn es damals schmerzte, kann ich es ihm heute nicht verdenken. Wer die ersten Pickel auf der Wange bekommt, will nicht auch noch andauernd seinen kleinen Bruder an der Backe haben. Ist halt irgendwann uncool. Das ging mir mit meinem jüngeren Bruder Pascal dann ja genauso.

Ich musste mir also neue Freunde suchen und fand sie nicht in der neuen Schule, sondern auf der Straße. Freunde ist allerdings zu viel gesagt. Ich hing mit einer Clique ab, die in der Gegend ihr Unwesen trieb. Nicht gerade die beste Gesellschaft. Die Jungs waren ziemlich krass drauf, machten alles Mögliche kaputt, jagten Mülltonnen in die Luft und klauten wie die Raben. Um mich zu beweisen, machte ich fast jeden Scheiß mit. Man kann wirklich sagen, dass ich in dieser Zeit ein bisschen abgedriftet bin. Es passierte also genau das, was meine Eltern mit dem Umzug unbedingt hatten verhindern wollen.

Kriminell war ich nicht. Geklaut habe ich nur ein einziges Mal, und die Beute war vergleichsweise mickrig. Jetzt kann ich es zugeben, es ist ja längst verjährt: Ich habe in einem Geschäft einen Edding mitgehen lassen, bin dabei ertappt worden und weggerannt. Auch wenn die Flucht erfolgreich war: Ich bin alles andere als stolz darauf. Es war eine dämliche Aktion.

In meiner Kindheit und Jugend habe ich eigentlich nur dreimal so richtig Scheiße gebaut. „Nur“ ist gut. Für meine Eltern war es zweimal zu viel. Das mit dem Edding haben sie gar nicht mitbekommen. Die krasseste Aktion war die Sache mit dem Sofa. Das war noch zu Weddinger Zeiten, ich muss da sieben oder acht gewesen sein. Ich hatte irgendwoher eine Packung Streichhölzer und wollte unbedingt diesen coolen Trick ausprobieren, bei dem man ein Streichholz senkrecht mit dem Köpfchen auf die Reibefläche stellt, mit dem Zeigefinger festhält und dann mit der anderen Hand wegschnipst, sodass es sich entzündet und brennend durch die Luft fliegt. Ich war gerade mit meinem Kumpel Kofi, der in meiner Straße wohnte, in einem dieser Hinterhöfe unterwegs, und in der Durchfahrt stand eine alte Stoffcouch, die jemand zum Sperrmüll rausgestellt hatte. Das perfekte Ziel, dachte ich mir. Die Freude, dass ich gleich beim ersten Versuch einen Volltreffer landete, wich dem Entsetzen darüber, dass das Sofa in Flammen aufging. Es brannte nicht einfach ein bisschen. Es war ein verdammtes Inferno! Wir bekamen Panik und schrien herum. Ein respekteinflößender Typ aus dem Tätowierstudio nebenan eilte mit einem Feuerlöscher herbei und machte sich ans Löschen. Sogar die Feuerwehr, die ein Anwohner wegen der heftigen Rauchentwicklung gerufen hatte, rückte an. Auch wenn die Sache letztlich glimpflich ausging: Meine Eltern mussten für den Schaden, den Feuerlöscher und den Feuerwehreinsatz aufkommen. Zu Hause bekam ich einen ordentlichen Einlauf – und einen Spitznamen, der in der Familie bis heute gebräuchlich ist: Feuerteufel. In der Nachbarschaft hieß es damals natürlich mal wieder: „Einer von den Werners war’s.“

Der peinlichste Vorfall ereignete sich dann ein paar Jahre später, womit ich den Bogen zurück nach Reinickendorf schlage und wir bei Vorfall Nummer drei wären und mittendrin in meiner Scheiße-bau-Phase. Ich hatte mich mit den Anführern der Clique in die Haare gekriegt, es waren Brüder. Die hatten mich wegen irgendeiner Sache angepisst, und ich wollte Revanche. Also schrieb ich in großen Buchstaben eine kurze und prägnante Botschaft an den älteren der Brüder auf einen Altkleider-Container, der gut sichtbar vor dem Mietshaus stand, in dem sie wohnten. Ich möchte den Wortlaut an dieser Stelle nicht wiederholen. Nur so viel: Es ging um einen männlichen Nachkommen und einen Beruf, in dem das Geld meistens im Liegen verdient wird.

Leider wurde ich bei der Aktion nicht nur beobachtet, sondern auch erkannt („Einer von den Werners war’s“), sodass nicht lange danach die Polizei bei uns auf der Matte stand. Es blieb glücklicherweise bei einer Ermahnung durch die Staatsmacht, aber ich musste die Grußbotschaft selbst entfernen, im Beisein eines Erziehungsberechtigten. Ich rückte tags darauf vor dem Haus meiner Erzfeinde an, mit irgendeiner fiesen Chemikalie im Gepäck – und in Begleitung meiner Mama. Auf einer Coolness-Skala für City Boys von null bis zehn lag mein Walk-in am Tatort bei minus fünf. Es kam noch schlimmer. Meine Erzfeinde waren zu Hause. Während ich also unter strenger Aufsicht von Mamotschka, wie ich meine Mutter liebevoll nenne, wie ein Blöder den Container schrubbte, standen die Brüder oben am Fenster und lachten sich kaputt. Kann sich ja jeder vorstellen, wie cool das war. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Noch lieber hätte ich die Buchstaben, die ich gerade im Schweiße meines Angesichts wegscheuerte, gleich noch mal auf den Container geschrieben. Nur doppelt so groß.

Das alles musste aufhören. Dieser ganze Mist auf den Straßen. Da waren sich meine Eltern mit mir absolut einig. Nach einem halben Jahr war der Spuk vorbei – und der Zauber begann.

Es muss genau in dieser Zeit gewesen sein, vielleicht ein paar Wochen vor oder nach „Container-Gate“, als mein damaliger Sportlehrer Herr Brinkmann eines Morgens zu Beginn der Sportstunde einen merkwürdig geformten Ball auspackte und fröhlich verkündete: „Heute spielen wir Flag Football!“ Ich dachte: What?! Wovon redet der? Der Ball war eigentlich ein Ei. Und blau. Ich hatte so ein Ding noch nie zuvor gesehen und war fasziniert. Ich hatte allerdings keinen blassen Schimmer, was wir damit jetzt anfangen sollten.

Wer Flag Football nicht kennt: Es ist eine Variante des American Football, die ohne tackeln und blocken, also ohne Zweikämpfe, gespielt wird. Als Herr Brinkmann uns das erklärte, war ich zunächst etwas enttäuscht, aber viele meiner Klassenkameraden wahrscheinlich erleichtert. Um einen Gegner zu stoppen, muss man ihm stattdessen einen der beiden Stoffstreifen wegziehen, die auf jeder Seite in Hüfthöhe befestigt sind. In der Schulvariante werden oft Tücher oder Bänder in den Hosenbund gesteckt. Flag Football wird von manchen Leuten belächelt, aber zu Unrecht. Es ist ein verdammt guter Einstieg, bei dem es nicht auf rohe Kräfte ankommt, sondern auf Speed, Beweglichkeit, Geschicklichkeit, Timing. Eine gute Schule, um die ersten Moves und Skills zu lernen und ein Gespür für den Puls des Spiels zu bekommen. Und wer weiß, ob ich ohne Flag Football je ein richtiger Footballer geworden wäre.

Die folgende Sportstunde war jedenfalls ein echtes Erweckungserlebnis. Da ich ja sowohl groß und kräftig als auch schnell und wendig war und zudem gut fangen und werfen konnte, machte ich eine ganz passable Figur. Vor allem aber machte es mir unfassbar viel Spaß. Nach der Stunde kam Herr Brinkmann zu mir und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mal bei der von ihm geleiteten Flag-Football-AG vorbeizuschauen. Die könnte jemanden wie mich gebrauchen.

Das war mein erstes Mal. Ich war geflasht. Und ich war angefixt. Ich weiß noch genau, wie ich nach der Stunde in der Umkleide meine durchgeschwitzten Klamotten in den Rucksack stopfte und dachte: Wie geil ist das denn?! Football. American Football. Diese zwei Worte wollten mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Es dürfte niemanden überraschen, dass ich bei der nächstbesten Gelegenheit ein Training der AG besuchte, gleich voll mitmischte und am Ball blieb, besser gesagt: am Ei. Das Schulteam hatte sogar einen Namen: die „Hermann Schulz Untouchables“. Das passt in Kombination nicht gerade perfekt, aber für meine Kinderohren klang unser Name einfach nur magisch: Untouchables. Die Unberührbaren, Unantastbaren oder auch Unerreichbaren. Ich war jetzt einer von ihnen und verdammt stolz darauf, ein Untouchable zu sein.

Das Internet vergisst nie, heißt es, was leider stimmt. Das Internet weiß aber auch nicht alles. Zum Glück. Das erste Footballteam meines Lebens waren jedenfalls nicht, wie überall nachzulesen ist, die Berlin Adler, sondern die Hermann Schulz Untouchables. Ein unantastbarer Fakt. Die Adler waren mein zweites Team.

In der Schul-AG lernte ich Mirko kennen, der in die Nachbarklasse ging. Wir verstanden uns auf Anhieb. Mirko war ein richtig guter Typ und kannte sich mit Football schon aus, denn er spielte als Einziger von uns im Verein, bei den Flag-Footballern der Adler. Nach irgendeiner unserer nachmittäglichen Trainingseinheiten mit den blauen Eiern in der Schule fragte Mirko mich, ob ich nicht mal mit zu einem Training seines Vereins kommen wolle. Es war im Grunde eine Aufforderung: Komm mit, Alter, du wirst es lieben!

Mirko sollte recht behalten. Es war genau das, wonach ich gesucht und was ich gebraucht hatte: ein Zeitvertreib, der nicht immer wieder für Frust und Ärger sorgte. Ein Ventil, um meine überschüssige Energie loszuwerden, Dampf abzulassen. Eine Aufgabe, die mich forderte. Ein Sport, der mich faszinierte und begeisterte. Das regelmäßige Training gab meinem Alltag wieder Struktur, und Mirko und seine Teamkollegen – alles gute Jungs – wurden meine neuen Freunde. Ich war glücklich. Shoutout an Mirko, Ehrenmann!

Das mit mir und Reinickendorf konnte also doch noch was werden. Auch meine Eltern freuten sich, dass der Junge wieder etwas vorhatte, auch wenn sie herzlich wenig mit diesem „etwas“ anfangen konnten. Als ich nach einer der ersten Trainingseinheiten euphorisiert nach Hause kam und stolz verkündete: „Ich spiele jetzt American Football!“, da lautete die Reaktion, wenn ich mich recht entsinne: „Aha.“ Gefolgt von: „Das freut uns, mach mal.“ Fußballfamilie halt. Meinen Eltern war es relativ egal, was genau ich da jetzt machte. Hauptsache, ich machte keinen Scheiß.

Die Heimat der Adler war damals wie heute das altehrwürdige Stade Napoleon, in dem früher französische Soldaten der Alliierten, die nach dem Krieg in einem Quartier unweit des Flughafens Tegel stationiert waren, Sport trieben. So wie sich mein neues Team wie eine zweite Familie anfühlte, so wurde das Stade Napoleon für mich ein zweites Zuhause und American Football mein neuer Kosmos.

Für mich gab es nur noch Football, Football, Football. Der Sport war genau mein Ding, er schien regelrecht für jemanden wie mich gemacht, der die rare Kombination aus Größe, Masse, Schnelligkeit und Beweglichkeit mitbrachte. Mit meinen nunmehr zwölf Jahren war ich schon deutlich über 1,80 Meter groß und hatte zwei Hände, die genau im richtigen Moment und verlässlich zupackten, wenn das Ei wie ein überdimensionales rotierendes Geschoss angeflogen kam. Jeder, der schon mal einen richtig gut geworfenen Football gefangen hat, kennt dieses Gefühl. Man kann gar nicht genug davon bekommen.

Ich lernte schnell. Schneller als in der Schule, wo ich mittlerweile zwar ganz gut klarkam, aber nicht mehr tat als unbedingt nötig. Mein neues Lieblingsfach wurde außerhalb des Schulgeländes gelehrt, im Stade Napoleon. Mich faszinierte, dass es beim Football nicht nur auf pure Kraft ankam, was viele Leute denken, die den Sport zum ersten Mal sehen, sondern auch auf Köpfchen. Ich wollte alles wissen über Spielzüge, Systeme, Strategien, und ich genoss es, dass ich gleich auf mehreren Positionen spielen durfte. In der Offense war ich Wide Receiver, in der Defense spielte ich Safety. Darüber hinaus war ich auch noch Kicker und Punter, denn ich hatte nicht vergessen, was in meinem linken Huf steckte, und das war, wie mir die Trainer nach einigen Probeschüssen bescheinigten, recht amtlich. Auf diese Weise konnte ich mir sogar ein kleines bisschen Fußball-Feeling zurückholen, wenn ich den Ball zwischen den Stangen hindurchdrosch – mit dem Unterschied, dass die Lederpille eine andere Form hatte und meine Tore jetzt Field Goals hießen.

Wir trainierten dreimal die Woche, und am Wochenende hatten wir dann oft Spiele. So verlässlich mein Vater früher bei den Spielen seines Anabolika-Kindes für den BAK07 am Spielfeldrand gestanden hatte, so beharrlich blieb er nun der Sideline fern. Er konnte einfach nichts mit meinem Sport anfangen. Ganz zu Beginn meiner Flag-Football-Zeit hatte ich mal versucht, meinem Papa zu erklären, wie das Spiel funktioniert, aber sein Gesichtsausdruck machte mir schnell deutlich, dass es zwecklos war. Er ist dann lieber zu den Spielen von Pascal gegangen, der mittlerweile im Verein Fußball spielte; ein für sein Alter ziemlich großer Junge mit einem strammen Schuss. Es hat mich nicht wirklich verletzt, und ich habe es meinem Vater auch später nicht übelgenommen, dass er sich bei meinen Spielen nie hat blicken lassen, denn ich begriff schnell, dass seine Abwesenheit nicht der Ausdruck mangelnden Interesses an mir war, sondern nur an meinem Sport. Es war okay, und ich machte einfach weiter mein Ding.

Es wäre sehr amerikanisch, wenn ich behaupten würde: Der Football hat mich gerettet. Aber er hat mich zumindest aufgehalten, denn ich war schon ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten. Mit einem Fuß nur, aber ich war ausgerutscht und drohte den Halt zu verlieren. Football hat mich wieder in die richtige Spur gebracht, meinem Leben eine neue Richtung gegeben und einen neuen Sinn.

Bis heute kann ich nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob ich den Football entdeckt habe oder ob er mich gefunden hat. Jedenfalls kam er genau zur richtigen Zeit.

Boom! Bang!

Tackles, Thunder und das Trikot mit dem Adler

Football war die erste große Liebe meines Lebens. Alles andere waren Poster an der Wand und Fantasien in meinem Kopf. Football war real, zum Anfassen. Ich war wirklich total verliebt in diese Sportart, wollte alles über sie wissen, wollte jede freie Minute mit ihr verbringen. Football ließ mein Herz höherschlagen. Bedingungslos stürzte ich mich in diese neue Welt. Es mag merkwürdig klingen, aber so war es. Die Tatsache, dass zur damaligen Zeit nur sehr wenige Leute American Football kannten, noch viel weniger etwas davon verstanden und kaum jemand aktiv Football spielte, erhöhte den Reiz nur noch. Ich war dieser Sportart verfallen, mit Haut und Haaren. Ich schwor ihr ewige Treue.

Eat. Sleep. Football. Repeat. So sah mein Leben in etwa aus. Wenn ich nicht gerade im Stade Napoleon trainierte, stählte ich meinen Körper im Park, der gegenüber von meinem neuen Zuhause an der Ollenhauerstraße lag. Ins Fitnessstudio durfte man damals erst mit 16 Jahren, also musste ich mir eine andere Muckibude suchen und fand sie unter freiem Himmel auf dem Spielplatz des Parks, wo ich die Geräte für Klimmzüge, Liegestütze und allerlei andere Übungen nutzte, die mir für einen echten Footballer wichtig erschienen. Um die Rutsche machte ich einen Bogen.

Mit 13 Jahren spielte ich erstmals in der NFL, die, wie ich mittlerweile wusste, kein TV-Sender ist, sondern die National Football League in den USA. Natürlich hatte ich ein paar Anlaufschwierigkeiten, die vor allem technischer Natur waren, aber ich lernte auch in dieser Liga schnell und konnte in epischen Schlachten zahlreiche denkwürdige Siege auf dem Footballfeld feiern – mit der Playstation. Das Zauberwort, welches meine Verwandlung zum NFL-Spieler möglich machte, lautete: Madden. Die Football-Simulation, die nach der NFL-Coaching-Legende John Madden benannt ist.

Mein NFL-Stadion war das Zimmer meines neuen besten Freundes Cedric, den ich bei den Adlern kennengelernt hatte. Eine schicksalhafte Begegnung, denn er wurde zu einer der Schlüsselfiguren in meiner Karriere und meinem Leben, was ich damals natürlich nicht ahnen konnte. Cedric und ich wurden schnell Best Buddies. Wir spielten damals stundenlang. Nach der Schule, vor dem Training. Am Wochenende übernachtete ich oft bei ihm, und wir zockten die ganze Nacht. Durch Madden lernte ich alle 32 Teams der NFL kennen, und es dauerte nicht lange, und ich kannte jeden einzelnen Spieler. Ich war ein totaler NFL-Experte, obwohl ich noch nie ein Spiel im Fernsehen gesehen hatte, denn damals gab es keine Fernsehübertragung der Regular Season im deutschen Free-TV, wie wir es heute kennen.

Ich hatte zu dieser Zeit kein echtes Lieblingsteam, aber besonders gerne spielte ich die Baltimore Ravens, denn die waren für ihre starke Defense berühmt und auch berüchtigt, und außerdem hatten sie Ray Lewis und Ed Reed in ihren Reihen, zwei der besten Defense-Spieler der NFL-Geschichte, beides Hall-of-Famer. Lewis hat in seiner Karriere zwei Super Bowls gewonnen und war sogar einmal Super Bowl MVP, der wertvollste Spieler. Es kommt nur äußerst selten vor, dass einem Spieler der Defense diese Ehre zuteilwird. Auch – und das ist die absolute Wahrheit, wenngleich es fast zu schön klingt, um wahr zu sein – mit Indianapolis zockte ich gerne, denn die Colts hatten mit Robert Mathis und Dwight Freeney eines der besten Pass-Rush-Duos der NFL-Geschichte am Start, ein zweiköpfiger Albtraum jeder Offensive Line und aller Quarterbacks. Lewis, Reed, Mathis oder Freeney waren nicht einfach nur herausragend auf ihren jeweiligen Positionen. Sie haben Spielen ihren Stempel aufgedrückt. Sie haben Spiele entschieden. Sie haben auf dem Feld dominiert, und dafür bewunderte ich sie. Ich wollte so spielen wie sie: Ich wollte dominieren.

Auch im echten Leben schnupperte ich erstmals NFL-Luft. Mit meiner Flag-Football-Mannschaft ging ich regelmäßig zu den Spielen von Berlin Thunder, die in der NFL Europe spielten, einem Ableger der amerikanischen Mutter-Liga, der 2007 wieder aufgelöst wurde. Zu Beginn des neuen Jahrtausends war Thunder das dominierende Team der europaweiten Liga und konnte 2001, 2002 und 2004 das Endspiel, den sogenannten World Bowl, gewinnen. Kicker war damals übrigens der frühere Fußballprofi Axel Kruse, der zuvor für Hertha BSC gekickt hatte, den Lieblingsverein meines Vaters und meiner Brüder. Das reichte allerdings nicht, um sie für meine neue Liebe zu begeistern.

Es war natürlich eine geniale Fügung, dass das in dieser Zeit beste Footballteam Europas in meiner Stadt spielte, gefühlt vor meiner Haustür. Wir bekamen immer Freikarten für die Spiele im Olympiastadion. Platz war mehr als genug. Fast alle Spieler der Adler, von der Flag-Football-Jugend bis zum Herren-Team, das in der GFL spielte, der German Football League, waren bei den Thunder-Heimspielen im Stadion. Einige der Jugendspieler arbeiteten dort als Volunteers und durften am Spielfeldrand stehen.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit Cedric und den anderen Jungs auf der Tribüne saß und wir mit leuchtenden Augen mehr oder weniger laut davon träumten, eines Tages selbst auf dem Rasen des Olympiastadions Touchdownpässe zu fangen, mit dem Ball in die Endzone zu rennen oder Quarterbacks in den Dreck zu rammen. Ich wusste, dass die NFLE ein Sprungbrett in die NFL war, auch wenn nur wenigen Spielern tatsächlich der Sprung gelang und es sich bei den meisten der Auserwählten um Amerikaner handelte, die bereits von einem NFL-Team gedraftet worden waren und sich nun in der Tochter-Liga beweisen und weiterentwickeln sollten. Einer dieser Spieler wurde zu einer echten NFL-Legende – ja, Kurt Warner auch, aber den meine ich nicht –, und ich hatte sogar die Ehre, mit ihm bei den Colts in einem Team zu spielen: Adam Vinatieri, der mit vier Super-Bowl-Siegen erfolgreichste Kicker der NFL-Geschichte. Vinatieri spielte nach dem College ein Jahr für die Amsterdam Admirals und wurde 1996 von den New England Patriots verpflichtet, was sich für beide Seiten nicht als schlechteste Idee erweisen sollte. Da war ich gerade mal sechs Jahre alt. Später wurde Vinny übrigens mein Nachbar.

Für Spieler dieser Güte war die NFLE ein Umweg, für andere eine Chance, für manche schon das höchste der Gefühle. Und für mich war es einfach ein Fest, ihnen allen von der Tribüne dabei zuzuschauen, wie sie unten auf dem Rasen in höchstem Tempo und mit vollem Körpereinsatz zur Sache gingen, dass es nur so krachte und schepperte.

Boom! Das wollte ich auch. Genau das.

„Coach, ich will tackeln! Ich habe keinen Bock mehr auf Flag Football.“

Ein Satz aus meinem Mund, der mir noch heute in den Ohren klingt. Ich sagte ihn eines Abends nach einer Trainingseinheit zu Jörg Hofmann, dem Trainer der U19 der Adler, und ich sagte ihn, wie man eben redet in Berlin, sehr direkt. Dazu muss man wissen, dass es zur damaligen Zeit andere Altersstufen im American Football in Deutschland gab. Bis zum Alter von 15 Jahren durfte man nur Flag Football spielen. Im Alter zwischen 15 und 19 Jahren spielte man dann Tackle Football – also das, was jeder als Football kennt – in der sogenannten U19, und wer älter als 19 war, der spielte im Herrenbereich. Heutzutage gibt es bereits eine U13 und eine U16 im Tackle Football, was zeigt, wie sehr sich der Sport hierzulande in den letzten Jahren weiterentwickelt hat.

Im Flag Football war es für mich schnell bergauf gegangen. Ich gehörte zu den Leistungsträgern in meinem Team, liebte es, wenn wir am Wochenende gegen andere Vereine spielten und meistens auch gewannen, und freute mich über regelmäßige Berufungen in die Landesauswahl Berlin-Brandenburg. Die Wettkämpfe waren Highlights, aber ich ging auch jede Trainingseinheit so an, als ginge es um Sieg oder Niederlage. Ich wollte besser werden. Ich wollte der Beste sein. Und ich wollte es endlich mal richtig krachen lassen, wie bei Madden – aber leibhaftig. Um dieses Ziel überhaupt in Angriff nehmen zu können, das war mir klar, musste ich allerdings langsam mal einen Helm aufsetzen und Shoulder Pads überstülpen.

Das Problem: Weder hatte ich Helm und Pads noch das richtige Alter. Ich war erst 14. Zu jung. Aber schon groß und auch gut genug. Das war auch Jörg Hofmann, dem Coach der Adler-Jugend, nicht verborgen geblieben, und er merkte, dass ich es absolut ernst meinte mit meinem Wunsch, endlich richtigen Football zu spielen. Wunsch ist untertrieben. Ich flehte ihn regelrecht an, mich schon ein Jahr früher in seine U19 wechseln zu lassen. Er zögerte und gab zu bedenken, dass ein Jahr eine verdammt lange Zeit sei. Ich würde ja erst mit 15 Jahren einen Spielerpass bekommen und am Spielbetrieb teilnehmen dürfen und bis dahin immer nur am Rand sitzen müssen, wenn das eigene Team spiele, was auf Dauer sehr frustrierend sein könne.

Die Stimme der Vernunft in Person von Coach Hofmann redete Klartext, denn er meinte es gut mit mir, doch ich ließ mich nicht beirren und entgegnete, dass ich lieber ein Jahr lang nur trainieren wolle, dafür mit vollem Körperkontakt, um zu lernen und besser zu werden, als weiter Flaggen zu ziehen. Die Tatsache, dass Cedric ein Jahr älter und bereits in die U19 aufgestiegen war, bestärkte mich noch in meinem Wunsch, wollte ich doch unbedingt weiterhin mit ihm in einer Mannschaft spielen und die liebgewonnene Routine des gemeinsamen Trainingswegs und der Einstimmung unter der Schirmherrschaft von Mister Madden an der Playstation nicht kampflos aufgeben. Ich hatte es ja schon erwähnt: Wir Werners sind Sturköpfe, und wenn wir uns erst einmal etwas in unseren Dickschädel gesetzt haben, dann lassen wir uns davon auch nicht mehr abbringen. Notfalls gehen wir mit dem Kopf durch die Wand. Es ist keine Taktik, die ich uneingeschränkt empfehlen würde, insbesondere dann, wenn irgendwo in der Nähe eine Tür ist, aber in diesem speziellen Fall wäre die Tür zum Tackle Football für mich ja noch ein Jahr verschlossen geblieben. Ich hatte die Wahl: Wand oder gar nicht. Ich wählte Wand.