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Ein gefährlicher Deal. Eine toxische Anziehung. Und ein Spiel mit der Dunkelheit, das alles verändern könnte.
Eine leidenschaftliche, düstere und gefährliche Dark Romance
Er ist reich. Skrupellos. Und der Teufel von Portland.
Und jetzt gehört mein Schicksal ihm.
J. T. Rivers kontrolliert die Unterwelt wie kein anderer. In seinem exklusiven Nachtclub „Devilsheart“ regiert er mit eiserner Hand – Drogen, Erpressung, Gewalt. Niemand legt sich mit ihm an.
Ich bin Aurelia Sparks – Tochter des Staatsanwalts. Tagsüber fleißige Psychologiestudentin, nachts... ein gut gehütetes Geheimnis. Zumindest dachte ich, es wäre gut gehütet – bis ausgerechnet J. T. dahinterkommt.
Er stellt mich vor eine Wahl: 365 Tage an seiner Seite oder der totale gesellschaftliche Ruin.
Doch was als eiskalte Erpressung beginnt, wird schnell zu einem Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Lust, Schmerz und der Hoffnung auf Erlösung.
Erste Leser:innenstimmen
„Ein teuflisch guter Dark Romance Roman!“
„J.T. ist der Inbegriff eines Bad Boys – dominant, gefährlich und manipulativ.“
„Ein Spiel aus Macht und Verlangen – genau wie ich Dark Romance liebe!“
„Dieser explosive Liebesroman ist emotional brutal und hat mich richtig mitgenommen.“
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Veröffentlichungsjahr: 2025
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Er ist reich. Skrupellos. Und der Teufel von Portland. Und jetzt gehört mein Schicksal ihm.
J. T. Rivers kontrolliert die Unterwelt wie kein anderer. In seinem exklusiven Nachtclub „Devilsheart“ regiert er mit eiserner Hand – Drogen, Erpressung, Gewalt. Niemand legt sich mit ihm an.
Ich bin Aurelia Sparks – Tochter des Staatsanwalts. Tagsüber fleißige Psychologiestudentin, nachts... ein gut gehütetes Geheimnis. Zumindest dachte ich, es wäre gut gehütet – bis ausgerechnet J. T. dahinterkommt.
Er stellt mich vor eine Wahl: 365 Tage an seiner Seite oder der totale gesellschaftliche Ruin.
Doch was als eiskalte Erpressung beginnt, wird schnell zu einem Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Lust, Schmerz und der Hoffnung auf Erlösung.
Erstausgabe Mai 2025
Copyright © 2025 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98998-858-3 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98998-979-5
Covergestaltung: Jasmin Kreilmann unter Verwendung von Motiven von depositphotos.com: © Lukbar shutterstock.com: © Rpdesignstudio, © Dilok Klaisataporn, © paradise boyd, © menthoart, © Soho A Studio, © New Africa Lektorat: The Write Spirit
E-Book-Version 27.06.2025, 10:36:09.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Für meine Freundin Isabel. Danke für über 15 Jahre Freundschaft mit lustigen RPGs, amüsanten Gesprächen über Jungs und Männer und dafür, dass wir immer ehrlich zueinander sein und auch über weniger schöne Themen reden können. Auf weitere 15 Jahre Freundschaft.
»Ich habe keine Angst vor dem Tod. Nur davor, dabei alleine zu sein.« Meine verstorbene Großmutter Elke K.
Mariah Carey – All I Want For Christmas Is You
LeAnne Rimes – Right Kind Of Wrong
Dean Martin – Let It Snow
Five Finger Death Punch – Burn MF
OneRepublic – Feel Again
Taylor Swift – Ready For It?
Simple Plan – Christmas Everyday
Sarah Connor – Cold As Ice
Taylor Swift – Look What You Made Me Do
Brenda Lee – Rocking Around The Christmas Tree
Eden Golan - Hurricane
Hallo kleine Prinzessin. Ich warne dich! Willst du wirklich den nächsten Schritt wagen, und in die Unterwelt Portlands eintauchen? Du wirst Dinge sehen, die dein naives Weltbild von Gut und Böse für immer zerstören. Die dein kleines, unschuldiges Herz einnehmen und deine rosarote Glitzerbrille sprengen. Bist du bereit, zu verstehen, dass jedes Good-Girl mindestens ein dunkles Geheimnis in sich trägt, das ihre Seele verfärbt? Zu erleben, was es wirklich heißt, Leichen im Keller zu haben? Willst du in eine Grauzone eintreten, die dich betört, und das Dunkle in dir erwecken wird? Dann trete ein in meine Welt und genieße das Verlangen nach der Dunkelheit. Aber sei dir eines bewusst: Sobald du diese Schwelle übertrittst, gibt es kein Zurück mehr. Du wirst Leuten begegnen, die bereit sind, ihre Seele an den Teufel zu verkaufen. Denen es egal ist, wenn Unschuldige oder gar Jugendliche an ihren Drogen verrecken, solange sie sich ihren Luxus und jährlichen Urlaub leisten können. Die gestohlene Gegenstände erwerben, an denen Blut klebt. Menschen, die foltern, um selbst besser dazustehen und Antworten zu bekommen. Männer und Frauen, denen Alkohol und ihr Ansehen wichtiger sind als das Glück ihrer Kinder und Partner. Du wirst Menschen begegnen, die nur überleben können, weil sie ihre Moral über Bord geworfen, und sich von den Regeln des Staates abgewendet haben. Bist du bereit, einzusehen, dass dein Weltbild von Gerechtigkeit und Ordnung nichts weiter ist als eine lächerliche Illusion? Ein veraltetes Denkmuster, das dich zu einer Marionette macht und dich in eine Schublade steckt? Wenn du aus dieser Welt ausbrechen, und die wahre Realität sehen möchtest, heiße ich dich herzlich willkommen. Lehne dich zurück und genieße die Show. Du wirst es lieben!
Fünf Jahre zuvor
Schnellen Schrittes laufe ich die menschenleere Straße entlang. Eisige Schneeflocken fliegen mir ins Gesicht und der Wind pfeift mir um die Ohren. Aus offenen Fenstern dringt das Gelächter glücklicher Kinder zu mir herüber, und der verführerische Duft von Gewürzen und Gebäck strömt mir in die Nase. Seit ich mich zurückerinnern kann, hat mich die Weihnachtszeit nie wirklich gepackt. Vermutlich liegt es daran, dass mein Bruder und ich bei einem Workaholic aufgewachsen sind. Während unsere Freunde mit ihren Eltern an den Wochenenden Plätzchen backten, Schneemänner bauten und Weihnachtsfilme ansahen, war unser Vater entweder unterwegs, oder schloss sich in seinem Büro ein. Levin und ich mussten uns, außer an unseren Geburtstagen, alleine zurechtfinden. Niemand kümmerte sich um eine einladende Weihnachtsdeko, und unser Vorgarten war der Einzige, der sich nicht an irgendwelchen hirnrissigen Deko-Wettbewerben der Nachbarschaft zur angeblich schönsten Zeit des Jahres beteiligte. Dad meinte es nie böse, doch seit unsere Mutter eines Tages verschwand, musste er sich alleine um uns kümmern. Er ging mehr arbeiten als zuvor, um Levin und mir eine gute Schulbildung zu ermöglichen, und gleichzeitig seine Trauer ersticken zu können. Da unsere Mutter in einem Zug saß, der vom Gleis abkam und in Flammen aufging, und von ihr seither jede Spur fehlte, ging die Polizei davon aus, dass sie tot sei. Levin, Dad und ich richteten eine Art Denkmal als Grab-Ersatz für sie her. Doch mein Bruder und ich lernten schnell, uns dem kalten und rauen Klima unserer Stadt anzupassen.
Mittlerweile bin ich 25 Jahre alt und habe verstanden, dass die Weihnachtszeit nicht so schrecklich ist, wie ich bisher dachte. Im Gegenteil, diese Zeit ist ideal für die Steigerung des eigenen Kapitals. Die Leute sind in Kauflaune und verschleudern ihr Geld. Andere Unternehmer werden sentimental und entschließen sich dazu, ihr Business aufzugeben und sich mehr Zeit für ihre Familie zu nehmen. Diese Schwäche kommt mir zugute, denn vor wenigen Monaten habe ich im Lotto gewonnen. Seitdem war ich auf der Suche nach einem Club, und vor Kurzem bin ich fündig geworden. Zu meinem Glück will der Vorbesitzer aus Portland abhauen, und heute sind wir zur Übergabe verabredet. Der Club befindet sich im District Old Port, in der Silver Street. Von dort erreiche ich nicht nur fußläufig meine neue Penthouse-Wohnung in der Pearl Street mit Blick aufs Wasser, sondern bin schnell am Pier.
Als ich Mr. Miller, der jetzige Besitzer des Clubs, darum bat, die Übernahme auf heute vorzuschieben, schien er erleichtert zu sein. Was er nicht weiß, ist, dass ich vorhabe, ihn bluten zu lassen. Nachdem ich im Lotto gewonnen hatte, beauftragte ich einen Privatdetektiv damit, mehr über den Tod meiner Mutter herauszufinden. Entgegen meiner Erwartungen deckte er eine große Lüge auf. Mom war in jener verhängnisvollen Nacht gar nicht ums Leben gekommen. Stattdessen hatte diese Schlampe ihren Tod vorgetäuscht, um mit diesem Wichser durchbrennen zu können! Vor einem Monat war sie an Krebs verstorben und nun will der Feigling das Weite suchen. Doch nicht mit mir! Mr. Miller hat keine Ahnung, welchen Fehler er mit dem heutigen Tage begeht. Endlich kriege ich die Rache, von der ich seit Monaten träume. Obwohl es die Entscheidung meiner Mutter gewesen ist, uns für diesen selbstgerechten Vollpfosten zu verlassen, gebe ich ihm die Schuld daran: Wäre sie ihm nicht begegnet und hätte er ihr nicht irgendeinen Scheiß eingetrichtert, hätte sie uns niemals verlassen!
Pfeifend biege ich in die die Silver Street ein und sehe mich ein letztes Mal um. Nach dem Tod meiner Mutter hatte Mr. Miller den Club geschlossen, angeblich, um in Ruhe seinen Verlust zu betrauern. Entsprechend leer ist die Umgebung.
»Lev?«, murmle ich leise und biege um die Ecke. Mein Bruder Levin und ich sind hinter den Mülltonnen neben dem Hintereingang verabredet. Eine Taktik, die wir uns als Kinder angewöhnten, wenn wir Vater heimlich bei seinen Geschäftsterminen belauschen wollten. Oder, wenn einer von uns mit jemandem aus der Schule eine Rechnung offen hatte und die Hilfe des anderen brauchte. Obwohl wir unterschiedlich wie Tag und Nacht sind und uns ein paar Jahre trennen, haben wir immer zusammengehalten und unsere Scheiße als Team durchgezogen.
»Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du machst einen Rückzieher!«, erwidert Levin und tritt hervor. Mein Bruder ist 23 Jahre alt und wurde vor Kurzem Vater. Dennoch war er sofort Feuer und Flamme, als ich ihm von meinem Racheplan erzählt habe. Seine blonden Haare fallen ihm locker ins Gesicht und mit seinem weißen Hemd sieht er aus wie ein unschuldiger Sunnyboy. Eine Masche, mit der er sich unbemerkt durch die rauen Straßen Portlands schleichen, ahnungslose Frauen aufreißen, und seine Opfer in eine Falle locken kann, ohne zuvor Verdacht zu erregen.
Schnaubend ziehe ich eine Augenbraue hoch und schüttle den Kopf. »Du spinnst wohl! Als ob ich mir diesen Deal entgehen lasse. Einen der besten Clubs der Stadt zu besitzen, war schon immer mein Traum. Und dem Dreckskerl, der unsere Mom gestohlen hat, einen Denkzettel zu verpassen, ist ebenfalls nicht schlecht. Wo ist eigentlich Joselyn?« Besorgt sehe ich mich nach meiner kleinen Nichte um, kann sie jedoch nirgends entdecken. Stattdessen hält mein Bruder einen Käfig in seiner Hand, der ein breites Grinsen auf mein Gesicht zaubert.
Entsetzt presst Levin seine Lippen aufeinander und sieht mich mit einem durchdringenden Blick an. »Willst du mich verarschen? Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich meinen Engel mit an diesen Ort bringe?! Dazu ist sie zu klein. Ich habe sie bei Dad gelassen. Er freut sich darüber, Zeit mit seiner Enkelin zu verbringen.«
Erleichtert atme ich aus und nicke verständnisvoll. Nachdem Levin erfuhr, dass er Vater wird, schwor er sich, alles für die Sicherheit seines Kindes zu tun und ihm die Welt zu Füßen zu legen. Besser zu sein als unsere Eltern und aus ihren Fehlern zu lernen.
»Ich verstehe, dass du Angst um ihre Sicherheit hast und nicht willst, dass sie in solch einer Gegend aufwächst. Zu früh die Regeln unserer Straßen lernt und falsche Kontakte knüpft. Du bist ein guter Vater, Lev.«
»Zumindest besser als unserer. Aber hey, immerhin bemüht er sich darum, ein guter Großvater zu sein. Dennoch kann ich mich nicht zu sehr darauf verlassen, dass er immer da ist, wenn ich einen Babysitter brauche. Davon abgesehen will ich nicht, dass sich unsere Vergangenheit wiederholt, James. Ihre Mutter ist ebenso abgehauen wie unsere und …«
»Und du willst nicht, dass sie ebenfalls auf sich gestellt ist und sich alles selbst beibringen muss, während du Rachepläne ausführst und Überstunden schiebst.«
Nachdenklich zieht er seine Stirn in Falten und sieht mich durchdringlich an. In seinen intensiven grünen Augen tobt ein Sturm, der mich irritiert innehalten lässt. Irgendetwas stimmt nicht. Schon als wir Kinder waren, konnte ich an seinen Augen ablesen, wenn etwas nicht in Ordnung war. Körperlich bleibt er ruhig, seine Atmung scheint gleichmäßig zu gehen und seine Hände sind nicht zu Fäusten geballt. Und doch ist da irgendetwas, das ihn beschäftigt.
»Was ist los, Bruderherz?« Besorgt trete ich einen Schritt auf ihn zu und lege meine Hand auf seine Schulter. »Wenn du mir etwas sagen willst, dann jetzt. Ich verstehe es, wenn du einen Rückzieher machen willst, aber ich ziehe es durch. Mit dir oder ohne dich.«
»Als ob ich so kurz vor dem Ziel den Schwanz einziehe!« Schnaubend hebt Lev seine linke Braue und schüttelt den Kopf. »Ich bin kein Feigling, James. Aber ich bin jetzt Vater und einiges zwischen uns muss sich ändern. Versteh mich nicht falsch, ich werde immer da sein, um Wichsern wie deinem Geschäftspartner die letzten Minuten ihres Lebens zur Hölle zu machen. Aber Joselyn hat nun oberste Priorität. Wenn Dad nicht auf sie aufpassen kann oder ich den ganzen Tag gearbeitet habe, kann ich nicht mehr mit dir durch die Straßen ziehen, Frauen aufreißen und Menschen foltern. Ich kann nicht immer da sein, wenn du spontan einen Partner in Crime brauchst. Das geht einfach nicht mehr.«
»Wovon redest du, Lev? Mir ist klar, dass deine Tochter Vorrang hat, aber diese Folterspielchen waren immer unser Ding. Du folterst sie und ich töte. Das war immer so. Ich wüsste nicht, weshalb sich etwas ändern sollte, nur weil dir zu spät die Funktion eines Kondoms klar wurde.«
»Warum sich etwas ändern sollte?« Ungläubig schüttelt er erneut den Kopf und atmet tief ein uns aus. »Kinder lassen sich nicht wie Computer programmieren. Sie schreien, wann es ihnen passt. Ich muss jederzeit für sie da sein. Sie füttern, ihre Windeln wechseln, mit ihr raus gehen, sie waschen und den Großteil meines Lebens nun nach ihr ausrichten. Ich weiß, dass es schwer zu begreifen ist. Bisher warst du der Einzige, für den ich alles stehen und liegen gelassen habe. Das geht jetzt nicht mehr. Ich kann nicht mehr spontan einspringen, wenn du jemanden brauchst, der deine Drecksarbeit erledigt. Sag mir rechtzeitig Bescheid und ich schaue, ob es geht. Joselyn ist nicht einmal ein Jahr alt, sie braucht ihren Vater.«
»Wie du meinst«, knurre ich und schaffe es nur mit Mühe, mich zu beherrschen. Was zur Hölle soll das denn jetzt? Er war derjenige, der wollte, dass ich ihn an meinen Racheplänen teilhaben lasse. Ihm gestatte, die Leute zu foltern, ehe ich sie töte. Für Lev ist Folter eine Art Sport. Ein Ausgleich zum Alltag. Der Moment, in dem er ganz er selbst sein kann und seine dunkle Seite zum Vorschein kommt. Ich habe es für ihn getan. Und nun will er mich einfach fallen lassen? Unglaublich! »Wenn du keinen Bock mehr hast, dann sag es einfach! Ich schaffe das auch gut alleine!«
Mein Herz pocht wütend gegen meinen Brustkorb und ein unangenehmes Gefühl macht sich in meinem Inneren breit. Es fühlt sich an wie Lava, die sich ihren Weg durch meinen gesamten Körper bahnt und mich von innen heraus verbrennt. Frustriert presse ich meine Lippen aufeinander, nehme meine Hand von seiner Schulter und marschiere Richtung Club.
»James, warte!« Keuchend rennt Levin hinter mir her, packt mich am Oberarm und zwingt mich so, stehen zu bleiben. »Glaubst du wirklich, es fällt mir leicht, meine größte Leidenschaft einzuschränken? Fuck, die Vorstellung, meine Emotionen nun anders kontrollieren zu müssen, macht mir Angst. Aber ich kann nicht blutverschmiert vor meinem Kind auftauchen oder es sich selbst überlassen. Hättest du nicht auch gewollt, dass Vater sich mehr um uns kümmert, anstatt um alle anderen? Ich werde weiterhin für dich da sein. Das werde ich immer! Aber eben eingeschränkter als bisher. Verstehst du?«
Seufzend schließe ich für einen Moment die Augen und nicke. Natürlich kann ich seine Situation verstehen. Levin war schon immer der Einfühlsame von uns beiden. Im Gegensatz zu mir hat er besonders unter Vaters Abwesenheit gelitten. Natürlich will er nicht, dass Joselyn denselben Schmerz erleidet und ein Baby sollte vermutlich nicht ganz so viel Blut sehen.
»Na schön, von mir aus. Sei ein guter Vater, oder was auch immer. Aber wenn du mich unangekündigt im Stich lässt, wirst du es bereuen.«
»Das ist mein Bruder, wie ich ihn kenne.« Lachend schlägt Lev mir auf die Schulter und grinst. »Also genug Theater für heute. Wir sind nicht hier, um zu streiten, sondern um den Mann zu bestrafen, der unsere Mutter gegen uns aufgelehnt hat. Aber lass uns beeilen, ich will meinen freien Abend genießen und eine heiße Blondine oder Brünette aufreißen.«
Amüsiert rolle ich mit den Augen und deute auf die Vordertür. »Wie du meinst. Ich habe meinen Spaß, und du deinen. Nur vergiss dieses Mal nicht die Kondome, ein weiteres Kind überlebst du nicht.«
»Danke, aber im Gegensatz zu dir, habe ich gelernt, meinen Schwanz zu kontrollieren. Noch irgendwelche Lebensweisheiten, auf die ich getrost verzichten kann?«, erwidert mein Bruder trocken und ich grinse.
»Nein, Babysitten ist nicht mein Job. Bring dir deine Lektionen gefälligst selbst bei!«
»Soll mir recht sein, ehe ich noch zu deinem Klon mutiere. Also, was steht an?«
»Der Plan ist simpel und unauffällig. Ich habe Mike am Morgen vorbei geschickt, und er hat die Kameras manipuliert. Ich gehe da rein und unterzeichne den Vertrag. Sobald der Laden mir gehört, können du und dein namenloses Spielzeug euch austoben. Vergiss nicht, Mike anzurufen, wenn ihr beide durch seid. Er kümmert sich um den Rest.«
Erwartungsvoll blicke ich zu dem Käfig, den Levin mitgebracht hat. Normalerweise mag ich es, meine Feinde selbst zu töten, nachdem mein Bruder sich ein wenig austoben durfte. Ich will der Letzte sein, dem diese Idioten schmerzerfüllt in die Augen sehen. Wissend, dass ich derjenige bin, der ihnen das Leben nimmt. Es ist eine Art Machtspiel für mich. Eine gute Rache besteht nicht immer daraus, jemanden zu jagen, zu verängstigen und zu foltern. Manchmal ist der Tod die beste Revanche, so auch in dieser Situation. Allerdings ist es zu riskant, wenn ich der Täter bin. Zwar lasse ich seine Leiche beseitigen, sodass es wie eine Flucht aussieht. Sollte die Polizei dennoch von einem Verbrechen ausgehen, werde ich der Erste sein, den sie durchleuchten. Der Geschäftspartner, der Miller als letztes lebend gesehen hat. Deshalb habe ich mir ein Alibi verschafft. Zu Millers Todeszeitpunkt werde ich gar nicht in der Nähe sein, sondern von Zeugen an einem anderen Ort gesehen werden. Und niemandem, außer Levin, würde ich diese wichtige Aufgabe anvertrauen. Wenn ich Miller schon nicht selbst töten kann, will ich wenigstens sicher sein, dass sein Abgang besonders qualvoll ist.
Ein unruhiges Zischen ertönt und lachend hebt Lev seine Augenbraue. »Ich weiß, du hast Hunger«, flüstert er seiner Giftschlange zu, die zustimmend ihren Kopf hebt. Ihre gelben Augen leuchten angriffslustig und ihre Zunge schnellt hervor. Seine Inlandtaipan hat er sich vor einigen Wochen durch einen guten Kontakt einschleusen lassen. Jedes Mal, wenn er jemanden beseitigen will, darf dieses königliche Wesen daran teilhaben. Mittlerweile sind sie ein eingespieltes Team. Nur leider fand mein Bruder bisher keine Zeit, seinen Komplizen zu taufen.
»Wie heißt der wertlose Dreck, den du abzocken wirst?«
Irritiert schaue ich auf. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er den einseitigen Dialog zu seinem Reptil beendet, und sich stattdessen wieder mir zugewandt hat.
»John Miller. Wieso?«, hake ich skeptisch nach.
Für meinen Bruder sind Namen Schall und Rauch. Wer nicht zu dem Who is Who der Unterwelt zählt, interessiert ihn nicht.
»Dann sollten wir ihn John nennen. Nach seinem ersten richtigen Todesopfer, meinst du nicht? Bisher durfte er mir nur bei der Folter helfen, aber ich glaube, das reicht ihm nicht. Er will nicht nur Blut riechen, sondern auch vergießen. Da ist er wohl wie sein Herrchen und Onkel.«
»Onkel?«, rufe ich schnaubend aus und zeige Levin einen Vogel. »Geh zum Psychiater, bevor ich dir Vernunft einprügle! Ich bin der Onkel von Joselyn, nicht von einem Tier! John hat dir wohl die letzten Hirnzellen vergiftet! Oder warst du schon immer so krank im Kopf?«
Jeder andere hätte den Fehler gemacht, mir nahezutreten und sich damit eine gebrochene Nase eingefangen. Levin hingegen funkelt mich amüsiert an und seine Lippen verziehen sich zu einem spöttischen Grinsen. »Nun, ich hatte schließlich den besten Lehrer. Soweit ich weiß, neigen jüngere Geschwister dazu, ihre Brüder nachzuahmen. Lass dir das mal durch den Kopf gehen, James.«
Lachend klopfe ich ihm auf die Schulter und öffne die Tür. »Wie du meinst, Schwachkopf. Aber vergiss nicht, wem du deinen Lebensstil zu verdanken hast. Ich brauche nicht lange mit Miller. In zwanzig Minuten gehört er dir.«
Mit diesen Worten wende ich mich ab und betrete den Nachtclub. Dicke Staubwolken umhüllen mich und reflexartig halte ich mir den Arm vor die Nase. Fuck, hier muss erst einmal ein richtiger Reinigungstrupp durch, wenn ich mir keinen Ärger mit dem Gesundheitsamt einfangen will. Fluchend hole ich mein Smartphone heraus und beleuchte die Umgebung. Alte, verrostete Lampen baumeln im erbärmlichen Zustand von der Decke und der Fußboden quietscht unter meinen Füßen. Die Farbe des billigen Tresens ist abgeblättert, und ramponierte Stühle und Tische stehen im Raum verteilt. Die Luft riecht modrig und abgestanden, und angewidert reibe ich meine Hände mit Desinfektionsmittel ein.
Mit einem Mal knarzt es hinter mir und schwere Schritte nähern sich. Entnervt drehe ich mich um und stehe dem derzeitigen Besitzer gegenüber.
»Ich hatte Sie davor gewarnt, dass der Club nicht im besten Zustand ist. Nachdem meine Ehefrau plötzlich an Krebs erkrankte, musste ich meine Prioritäten neu ordnen. Ich hoffe, dass Sie den Laden dennoch weiterhin wollen.«
»Nun, der Zustand ist kein Problem«, erwidere ich mit einem kühlen Nicken und setze ein falsches Lächeln auf. Dank des jahrelangen Trainings habe ich gelernt, meine Emotionen zu kontrollieren und geduldiger zu werden. Jetzt ist nicht der richtige Moment, um ihm die Seele aus dem Leib zu prügeln. Stattdessen reiche ich ihm die Hand und mustere ihn abschätzig. Er trägt einen billigen Anzug aus Polyester und sein grau meliertes Haar weist einige lichte Stellen auf.
»Ich habe genug Geld, um aus dieser Hepatitis-Bar einen angesagten und exklusiven Nachtclub für Portlands Elite zu machen. Ihr ehemaliges Schmuckstück ist bei mir gut aufgehoben. Ich habe nicht viel Zeit. Sie wissen ja, wie das als Geschäftsmann ist. Lassen Sie uns am besten sofort in Ihr Büro gehen, und den Vertrag unterzeichnen. Auf einen Drink kann ich getrost verzichten.«
Mein Tonfall ist kühl und herablassend, und lässt keinen Widerspruch zu. Ich hatte nicht vor, mich in meinem neuen Club selbst umzubringen, nur weil ich aus einem dieser Pest-Gläser trinke. Ungeduldig greife ich in die Innentasche meines maßgeschneiderten Anzugs und wedele mit einem Bündel Bargeld vor Mr. Millers Augen. Glücklicherweise scheint er den Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen, und ein Grinsen erscheint auf seinem eingefallenen Gesicht.
»Wissen Sie, ich mag Geschäftspartner, die wissen, was sie wollen, und nicht um den heißen Brei herumreden«, beginnt er zu sinnieren, als er die Tür zu seinem Büro öffnet. »Das wird Ihnen dabei helfen, ein guter Geschäftsmann zu sein, Mr. Rivers.«
Schnaubend folge ich ihm in den Raum und lehne mich mit verschränkten Armen an den Schreibtisch. »Ich wurde als ausgezeichneter Unternehmer geboren, Mr. Miller. Also behalten Sie Ihre widerwärtigen Glückskeks-Weisheiten für sich, ich will zum Abschluss kommen!«
Ungeduldig ziehe ich meine Augenbraue hoch, ohne zu lächeln. Mag sein, dass mein Verhalten forsch und dreist ist, aber für Freundlichkeiten habe ich keine Zeit. Und wer nett ist, wird nicht lange in der Unterwelt überleben.
Seufzend kramt Mr. Miller zwei Ausfertigungen des Vertrages hervor, die beide seine Unterschrift zieren. Murrend schiebt er die Blätter zu mir, und mit einem zufriedenen Nicken überfliege ich den Inhalt. Wie erwartet, handelt es sich um einen Standard-Vertrag ohne irgendwelche Tücken. Erleichtert unterzeichne ich und schiebe eine Ausfertigung zusammen mit dem Bargeld meinem Geschäftspartner zu. Mit leuchtenden Augen zählt er die Scheine ab und nickt mir anschließend geschäftig zu.
»Stimmt auf den Dollar genau«, teilt er mir unnötigerweise mit, und verärgert schnalze ich mit der Zunge. Wie zur Hölle hat meine Mutter es 15 Jahre mit diesem Versager ausgehalten? Wieso hat sie uns für dieses Stück Dreck verlassen, das es ihr garantiert nicht einmal richtig besorgen konnte? Welche Frau mit gesundem Menschenverstand tauscht ihren erfolgreichen, gut aussehenden und wohlhabenden Ehemann gegen einen lächerlichen Idioten aus?
Ehe ich den Frust weiter in mich hineinfressen kann, dreht Mr. Miller mir den Rücken zu, um seine Beute zu verstauen. Grinsend bücke ich mich und ziehe mein Messer aus meinem rechten Schuh heraus. Leise schleiche ich mich an ihn heran und tippe ihm auf die Schulter. Als mein Geschäftspartner sich überrascht zu mir umdreht, hole ich aus und ramme ihn mein Messer mit voller Wucht in die Milz. Stöhnend krümmt er sich vor mir zusammen und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an.
»Ich sagte doch, ich habe etwas zu erledigen«, erkläre ich ihm ungerührt und schubse ihn auf seinen Stuhl. Das Adrenalin rauscht durch meine Adern, und genüsslich mustere ich sein schweißnasses, blasses Gesicht. Sein Atem geht hektisch, als ich direkt vor ihm stehen bleibe und meine Handschellen ziehe.
»Wissen Sie, ich habe nicht so viel Erfahrung mit dem Foltern. Das ist das Spezialgebiet meines Bruders. Aber Ihnen zuliebe mache ich einmal eine Ausnahme. Wussten Sie, dass es sich beeinflussen lässt, wie schnell jemand verblutet? Wenn ich Sie hier aufschlitze«, flüstere ich und halte ihm dabei bedrohlich das Messer an seine Halsschlagader, »sind Sie schneller tot, als Sie Gott um Vergebung anflehen können. Aber das wollen wir nicht, oder? Wir haben doch gerade erst begonnen, uns zu amüsieren und kennenzulernen. Außerdem mag mein Bruder es lieber, wenn seine Opfer qualvoll verenden. Das hat er von mir, schätze ich.«
»W-was w-wollen Sie?«, stottert Miller vor sich hin und seine Unterlippe beginnt zu zittern. Seine Augen treten panisch hervor, und ich kann seinen Herzschlag beinahe hören.
Lächelnd beuge ich mich über ihn und nicke zufrieden. »Richtig, Sie sind ja die Art Mann, die nicht gerne um den heißen Brei herum redet. Warum haben Sie mich und meine Familie bestohlen, Miller?« Mein Tonfall ist leise und ruhig, während sich die Wut in mir wie ein heißer Ball sammelt.
»I-ich habe Sie nicht b-bestohlen. D-das muss ein M-Missverständnis sein!«, quietscht der Wichser, und Tränen bahnen sich ihren Weg seine Wangen hinab.
»Verlogener Dreckskerl!«, knurre ich und ziehe eine Zange aus meiner Tasche. Seine Augen werden groß und als ich seine Hand anhebe, beginnt er zu heulen. Gemächlich schaue ich mir die Hand an, als ich einen Ehering an seinem Finger ausmachen kann. Amüsiert ziehe ich ihm das Schmuckstück ab und drehe es in meiner Hand.
»Ein faszinierender Finger, der Ringfinger, meinen Sie nicht?«, frage ich und grinse spöttisch. »Er eignet sich, um eine überbewertete Ehe angeberisch zur Show zu stellen. Man braucht ihn, um die meisten Musikinstrumente spielen zu können, und für das Zehn-Finger-Schreiben am Computer. Vor allem aber tut es höllisch weh, ihn bei vollem Bewusstsein zu verlieren.«
Mit einem Mal wird er kalkweiß und starrt mich mit offenem Mund an.
»Ganz genau«, flüstere ich und nehme seine klitschnasse Hand in meine. Langsam öffne ich die Zange und lege sie an seinen Finger. »Hast du wirklich geglaubt, du könntest meine Mutter von uns weglocken und heiraten, ohne dafür bestraft zu werden? Sie gehörte meinem Vater, und du hast sie ihm weggenommen. Vanessa Rivers zu heiraten war dein größter Fehler.«
Und dann lasse ich die Zange zuschnappen. Sein schmerzerfüllter Schrei hallt an den Wänden des Raumes wider, und der bittere Duft des Blutes erfüllt die Luft. Miller wimmert und schreit wie ein hungriges Baby. Fasziniert beobachte ich ihn dabei, wie er sich immer wieder vor- und zurück wiegt. Die rote Körperflüssigkeit tropft auf den Boden und sein Gejammer wird sekündlich panischer.
»Na schön«, wimmert er und presst schmerzerfüllt die Augen zusammen. »Ich habe Ihre Mutter dazu überredet, ihren Tod vorzutäuschen! Wir waren verliebt, und sie war unglücklich mit Ihrem Vater. Er hatte nie Zeit für sie, und Vanessa war einsam.«
»LÜGNER!«, brülle ich und verliere zum ersten Mal seit Jahren die Kontrolle. Wie ein wildes Tier sehe ich mich im Raum nach weiteren Waffen um. Gerade als ich mir einen Hammer schnappe, geht die Tür auf.
»Hey, hör auf, mir die Show zu stehlen«, ruft Levin empört und durchquert schnellen Schrittes das Büro. »Leute zu betrügen ist dein Job, ich bin für die Folter zuständig«, knurrt er und reißt mir den Hammer aus der Hand. »Du hasst es, dich schmutzig zu machen, und dein Talent lässt dabei recht zu wünschen übrig.«
Vielsagend deutet Levin auf seinen Käfig und ich seufze verärgert. Nicht darüber, dass mein Bruder mich aus meinem Büro schmeißt, oder mir sagt, was ich tun soll. Sondern darüber, dass ich die Kontrolle verloren habe. Davon abgesehen ist Levin viel versierter darin, Menschen für ihre Fehler büßen zu lassen. Dennoch habe ich eben den unbändigen Drang verspürt, Miller persönlich leiden zu lassen. Ihn nicht nur dafür zu bestrafen, dass er meine Familie zerstört hat. Sondern auch dafür, dass er mir eiskalt ins Gesicht gelogen hat. Mich zum Narren halten wollte und fast dafür gesorgt hätte, dass ich meine eigene goldene Regel breche. Ich foltere nicht. Niemals. Töten ist effizienter und sauberer und hinterlässt weniger Beweise. Knurrend werfe ich Miller einen letzten Blick zu, ehe ich mich an Levin wende und den Hammer mit voller Wucht auf den Schreibtisch donnere. Beherzt drängle ich mich an ihm vorbei, schnappe mir das Bargeld und die Schlüssel zum Club und verschwinde. Ich liebe es, etwas gratis zu bekommen!
1. Dezember. Heute.
Seufzend starre ich aus dem Fenster der Bibliothek und zähle die Minuten runter, bis ich wieder zur Arbeit muss. Anfangs habe ich den Job gehasst. Mich geschämt für das, was ich mache. Noch immer wage ich es nicht, meinen Ach-so-perfekten-Eltern die Wahrheit zu sagen. Nur meine beste Freundin Melody weiß, womit ich mein Geld verdiene, und dass ich schon lange nicht mehr in der Bruchbude auf dem Campus lebe. Mein Vater weiß nicht, dass ich das Geld, das er mir zuschiebt, für meine geplante Selbstständigkeit zur Seite lege, statt sie dem Wohnheim in den Arsch zu schieben. Ginge es nach ihm, würde ich ab dem Sommer für irgendeine stinklangweilige Behörde arbeiten und mein erlerntes Wissen aus dem Psychologiestudium dort einsetzen. Dem Staat dienen und dabei helfen, die bösen Männer und Frauen ins Gefängnis zu bringen. Wüsste er, dass ich mein Versprechen ihm gegenüber brechen werde, würde er mir das Leben zur Hölle machen, mich an den Haaren nach Hause ziehen und mir irgendeinen Babysitter an die Seite stellen. Doch an dem Tag, an dem ich meinen Master in der Tasche habe, werde ich ihm die Wahrheit sagen. Fragt sich nur, wie genau ich das anstellen will. Wie soll man einem der besten Staatsanwälte im gesamten Bundesstaat Maine erklären, dass seine scheinbar perfekte Tochter ein Jahr zuvor aus dem Studentenheim geflogen ist, weil sie ihrer Mitbewohnerin eine reingehauen und sie als wertlose Hure bezeichnet hat, der sie einen qualvollen Tod wünscht? Zu meiner Verteidigung: Diese Schlampe hat mir meinen Freund ausgespannt und mit ihm in unserem Zimmer gevögelt! Ich habe damals nichts ahnend die Tür geöffnet und die beiden nackt in ihrem Bett gesehen. Was sollte ich denn anderes machen, als die Tür sperrangelweit geöffnet zu lassen, sodass der ganze Flur sie sehen konnte, während ich sie lautstark beschimpft habe? In meinen Augen war das absolut gerechtfertigt! Natürlich hat die Hausdame mich mit entsetztem Blick am nächsten Morgen vor die Tür geschmissen und meinen Eltern einen Brief geschickt. Gott sein Dank half Melody mir dabei, das Schreiben abzupassen und die Unterschrift zu fälschen. Abgesehen von Beleidigung, Körperverletzung und Urkundenfälschung, was glücklicherweise nirgends vermerkt ist, habe ich mir bisher nichts zuschulden kommen lassen. Ich bin ein braves, gut erzogenes Mädchen. Ich knutsche nie beim ersten Date, bin Jahrgangsbeste in meinem Studium und nehme keine Drogen. Außerdem habe ich einen Job und wohne mittlerweile in einem kleinen Ein-Zimmer-Apartment. Meine Eltern wissen, dass ich arbeiten gehe, allerdings denken sie, dass ich irgendwo kellnere. Dass ich in Wahrheit für Geld mit Männern essen gehe, dabei eine blonde Perücke trage, und mich als Annabelle die Literatur- und Schauspielstudentin ausgebe, die alles für ihre nicht existierende kleine Schwester tun würde, müssen sie nicht erfahren. Nachdem ich aus dem Wohnheim geflogen bin, brauchte ich dringend einen gut bezahlten Job, mit dem ich mir meine Miete von 1000 Dollar im Monat sowie Lebensmittel leisten kann. Ich stand kurz davor, auf der Straße zu landen, als ich zufällig auf eine Stellenanzeige der Agentur stieß und mich kurzerhand als Escort-Dame beworben habe. Nun gehe ich vier bis fünf Abende die Woche mit fremden, reichen Männern aus, lasse mir von ihnen in den Ausschnitt starren und stelle mich dumm. Dafür darf ich in teuren Restaurants kostenlos essen und muss mit keinem von ihnen schlafen. Und obwohl ich gut verdiene und meine Psychologie-Fähigkeiten an all diesen Männern trainieren kann, hasse ich meinen Job. Ich fühle mich bei ihren aufgegeilten Blicken schäbig. Aber bald ist diese Hölle überstanden und ich kann meinen Job an den Nagel hängen. Vorausgesetzt, ich kann mir den Aufhebungsvertrag leisten!