My new life in a magic town - Lindsey Moon - E-Book

My new life in a magic town E-Book

Lindsey Moon

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Beschreibung

"Strebt man nur nach Macht, vergisst man die größte Macht von allen: Liebe." Ich bin allein. Natürlich habe ich noch meine Cousine Mayla und meine Familie, aber ich fühle mich seit zwölf Jahren allein. Ich vermisse meine Mutter, mehr als alles andere, also habe ich beschlossen, die Orte zu besuchen, die ihr Leben verändert haben. Und so begann ich ein neues Leben in Magic Spring. Ich hätte nur nie erwartet, dass das alles verändern würde. Mein Name ist Phelipe Johnson und ich möchte euch etwas verraten: Nichts ist so, wie es scheint. Nach einer Wattpad-Story von MusicToTheMoon

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My new life in a magic town

Titel SeitePROLOGKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5 – AlexaKapitel 6 – PhilKapitel 7 – AlexaKapitel 8 – PhilKapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41 – MaryKapitel 42 – AubreyKapitel 43 – PhilKapitel 44Kapitel 45EpilogDanksagung

Lindsey Moon

MY NEW LIFE INA MAGIC TOWN

DIE AUTORIN

Lindsey Moon ist eine siebzehnjährige Schülerin aus Deutschland. Sie veröffentlichte ihre ersten Bücher als Fanfiction im Internet. My new life in amagic town ist der dritte Band ihrer My new life-Trilogie.

My new life in a magic town

Nach einer Wattpad-Story von MusicToTheMoon

1. AuflageTexte: © Copyright by Larissa Mücke,Hölderlinstr. 8, 26892 DörpenUmschlaggestaltung: © Copyright by Larissa MückeDruck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin: Neopubli GmbH, Prinzessinnenstraße 20, 10969 Berlin

PROLOG

„Phil? Hier bist du also schon wieder… Jetzt komm endlich, ich will nach Hause“, meinte die Stimme meiner Cousine neben mir und brachte mich dazu, meinen Blick von meinem Glas zu heben.

„Müssen wir wirklich schon gehen?“, murrte ich, trank aber mein Glas mit einem Schluck aus. Ich wusste nicht, was genau ich da trank, aber das war mir auch egal. Der Alkohol hatte zwar kaum eine Wirkung auf mich, aber er half mir zumindest ein wenig, die schlechten Ereignisse meines Lebens zu vergessen.

„Ja“, sagte Mayla fest und musterte mich. „Ich will hier weg“, fügte sie dann plötzlich hinzu. „Nicht nur aus dieser Bar. Ganz. Weg aus London.“

„Wieso?“, wollte ich verwirrt wissen. Das kam überraschend.

Fest sah sie mir in die Augen, als sie sagte: „Wir sind vor mehr als zwei Jahren hierhergekommen, weil wir mehr über deine Mutter erfahren wollten. Aber wir haben hier nichts gefunden und ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass wir noch irgendetwas finden werden. Ich will einfach weiterziehen, verstehst du?“

Ich nickte leicht. Ich hatte damals gehofft, dass ich mich in dieser Stadt meiner Mutter irgendwie näher fühlen würde. Aber tat ich das auch? Nicht wirklich. Und jetzt war ich 19 Jahre alt. Ihr Tod war zwölf Jahre her. Ich musste wohl endlich lernen, damit abzuschließen. „Okay, du hast ja recht. Und wo willst du hin?“

„Ich dachte an Magic Spring.“

„Wieso ausgerechnet dorthin?“, fragte ich leise, war aber glücklich, dass sie diese Stadt genannt hatte. Ein Jahr ihres Lebens hatte Mom schließlich auch dort verbracht. Wenn sie mir davon erzählt hatte, hatte es immer so geklungen, als ob sie damals eine ziemlich schöne Zeit erlebt hätte, trotz all der Probleme. Und wenn ich ehrlich war, war ich noch nicht bereit, sie einfach zu vergessen.

„Ich habe unser Ziel noch nicht aus den Augen verloren, genauso wenig wie du, Phil. Du tust so, als wäre dir alles egal, aber ich weiß, dass du deine Mutter noch vermisst. Du willst immer noch mehr über ihre Vergangenheit erfahren, und da wir ja hier nichts mehr finden werden, gehen wir eben nach Magic Spring“, erklärte sie mir und fügte dann etwas unsicherer hinzu: „Es sei denn, du hast etwas dagegen?“

„Nein. Das klingt gut, sogar sehr gut. Du hast recht, ich vermisse Mom immer noch“, gab ich leise zu. Mayla war die einzige Person, der ich immer alles anvertrauen konnte. Ich konnte wirklich froh sein, dass sie an meiner Seite war. Außer ihr hatte ich eigentlich niemanden mehr, der mir etwas bedeutete. „Danke, Mayla.“

Kapitel 1

Nur ein paar Tage nach diesem Gespräch fuhren wir gemeinsam über die Grenze nach Magic Spring. Ich tauschte ein vorsichtiges Lächeln mit Mayla aus, als wir an dem Schild vorbeifuhren, das uns in Magic Spring willkommen hieß und fuhr direkt zur Villa der Johnsons. Es stand seit Jahren leer und wir hatten mit Onkel Mike, Maylas Vater, abgemacht, dass wir dort wohnen könnten.

Kurz darauf hielten wir vor unserem neuen Zuhause an und ich fragte mich unwillkürlich, wie viele Leute dort wohnen konnten. Es war wirklich gigantisch. Ich war nach Moms Tod zwar auch lange in unserer Villa in New Orleans gewesen, aber mir war nie aufgefallen, wie groß es war. In New Orleans war immer etwas los, man war nie ganz alleine im Haus gewesen, sodass es nie zu groß gewirkt hatte. Hier aber würden wir nur zu zweit in einem so riesigen Gebäude wohnen, das war doch noch etwas anderes.

„Sieht so aus, als ob wir keinen Platzmangel haben werden“, grinste ich meine Cousine an und stieg aus dem Auto, um näher zu unserem neuen Zuhause zu gehen.

Sie tat es mir gleich und stand kurz darauf neben mir, während wir die Villa vor uns musterten. „Definitiv nicht“, grinste sie. „Was denkst du, wie viele Schlafzimmer jeder von uns hat? Fünf?“

„Ich denke, eher zehn“, grinste ich und ging auf das Gebäude zu, wo ich Mayla die Tür aufhielt. „Nach Ihnen, Miss Johnson.“

„Sehr freundlich, Mr. Johnson“, lachte sie und trat ohne Probleme über die Türschwelle.

Ich folgte ihr sofort und kurz bevor ich sie eingeholt hatte, rannte sie auch schon los und rief: „Ich suche mir als Erstes ein Zimmer aus!“

Ich lachte leise in mich hinein und ging dann zurück zum Auto, um die paar Koffer zu holen, die wir aus London mitgenommen hatten. Dank Vampirspeed stand ich schnell wieder mit all unseren Sachen im Flur und versuchte, zu hören, wo Mayla gerade war. Etwa zwei Sekunden später stand ich mit ihren Koffern in ihrem neuen Zimmer und entdeckte meine Cousine mit ihrem Handy in der Hand auf dem Bett.

„Da bist du ja endlich. Wieso hat das denn so lange gedauert?“, beschwerte sie sich grinsend, woraufhin ich nur die Augen verdrehte und ihre Koffer vor das Bett stellte.

„Das nächste Mal kannst du ja deine Koffer selber holen, Cousinchen“, lachte ich und schmiss mich zu ihr auf das Bett, sodass sie erschrocken aufschrie. „Man Phil, das ist mein Zimmer, geh runter von mir!“

„Wieso sollte ich?“, grinste ich nur und breitete mich auf ihrem Bett aus.

„Mein Zimmer. Mein Bett. Raus“, meinte Mayla bestimmend und deutete auf die Tür. Als ich jedoch keine Anstalten machte, zu gehen, sprach sie einen kleinen Zauber, der mich vorübergehend aus ihrem Zimmer verbannte, sodass ich mich kurz darauf vor der Tür wiederfand. Beleidigt schnaubte ich auf. Es wäre zwar kein Problem für mich, trotzdem ins Zimmer zu kommen, aber ich fand es eher witzig, sodass ich ihr nur die Zunge rausstreckte und grinsend wieder nach unten ging, um mir auch meine Koffer zu holen. Sobald ich die Eingangshalle jedoch betrat, hörte ich merkwürdige Geräusche von draußen. Es klang so, als ob irgendjemand draußen vor dem Haus war und dort auf und ab lief. Vielleicht nur ein Streich von dummen Kindern, aber das war nicht wirklich mein Gefühl. Und mein Gefühl hatte mich bis jetzt noch nie getäuscht. Deshalb stand ich kurz darauf mit übermenschlicher Geschwindigkeit an unserer Eingangstür und öffnete sie. In dem Moment drehte sich die Person vor unserer Haustür aber schon um und rannte ebenso schnell weg. Ich wollte ihr gerade hinterherrennen, als Mayla auf dem Treppenabsatz erschien. „Phil? Was ist los?“

„Da war jemand“, erklärte ich und sah in die Richtung, in die die Person verschwunden war. Ich konnte keine Spur mehr von ihr ausmachen und hatte nicht mal erkennen können, ob das jetzt ein Mann oder eine Frau gewesen war.

„Was? Das war doch bestimmt nur irgendein kindischer Streich oder so.“

Manchmal beneidete ich Mayla wirklich um ihre Unbeschwertheit und Offenheit, ich war eigentlich immer skeptisch Fremden gegenüber. Aber das hier war kein harmloser Streich. Wer auch immer das war, wollte uns beobachten. Vielleicht wollte diese Person nichts Böses, aber weggerannt war sie trotzdem.

„Ein Streich von einem Vampir, der daraufhin flüchtet?“, fragte ich also zweifelnd nach.

„Na ja… also… Na gut, vielleicht war es doch kein Streich, aber wir leben ja noch, also kann das ja auch niemand allzu Schlimmes gewesen sein“, meinte Mayla und ich seufzte leicht.

„Ja, aber wir wurden trotzdem beobachtet. Von einem Vampir. Oder irgendeinem anderen Wesen, das so schnell ist wie wir.“

„Vielleicht waren das ja auch nur… Nachbarn oder so. Wir sind jetzt in Magic Spring, da ist es nicht mehr so extrem außergewöhnlich, einen Vampir als Nachbarn zu haben.“

„Und wieso ist er dann weggerannt?“

„Na, weil es ihm peinlich war. Niemand wird gerne dabei erwischt, wie man seine neuen Nachbarn stalkt.“

Skeptisch sah ich sie an, schloss dann aber wieder die Tür. Dann ging ich ohne ein weiteres Wort an Mayla vorbei in die Küche. Ich würde schon noch rausfinden, wer uns beobachtet hatte.

In der Küche setzte ich mich einfach irgendwo hin, um in die Luft zu starren. Zu essen hatten wir eh noch nichts und ich wollte einfach nur in Ruhe darüber nachdenken, wer das gerade eben gewesen sein könnte. Ob diese Person etwas Bestimmtes von uns gewollt hatte oder tatsächlich einfach nur neugierig war. Ob sie vor Angst weggerannt war oder eher wir uns vor ihr fürchten müssten.

Ich wurde jedoch aus meinen Gedanken gerissen, als Mayla mir nachkam und sich an die Küchentheke lehnte, um mich anzusehen. „Mach dir nicht immer so viele Gedanken, Phil. Wenn wir etwas zu befürchten hätten, wäre die Person nicht weggerannt. Und wenn sie doch etwas Wichtiges von uns wollte, wird sie schon wiederkommen.“

Ich wollte gerade etwas antworten, als plötzlich jemand an unsere Tür klopfte. Wie passend. Kurz tauschte ich einen Blick mit meiner Cousine, bevor wir beide losrannten, um als Erster die Tür öffnen zu können. Zum Glück gewann ich dieses kurze Rennen. Als ich unsere Tür langsam öffnete, um die Person davor zu sehen, stand Mayla schon längst hinter mir und sah mir neugierig über die Schulter.

Kurz darauf erblickte ich ein freundlich aussehendes Gesicht, das uns höflich anlächelte.

„Hey!“, rief die Frau vor uns fröhlich, auch wenn es meiner Meinung nach ein wenig aufgesetzt wirkte. Lächelnd hielt sie mir einen kleinen Blumenstrauß entgegen. „Willkommen in der Nachbarschaft!“

„Wir leben hier am Rande von Magic Spring, kein Haus in der direkten Nähe. Welche Nachbarschaft also?“, entgegnete ich skeptisch.

Dann spürte ich, wie Mayla mich zur Seite schubste und die Blumen der Frau lächelnd entgegennahm. „Entschuldigen Sie meinen Cousin, er ist manchmal einfach nur etwas schlecht drauf“, meinte sie und trat dann einen Schritt zur Seite. „Kommen Sie doch rein.“

Die brünette Frau ging an uns vorbei und ich sah Mayla entgeistert an.

„Was soll das werden?“, zischte ich ihr leise zu, während die Frau unsicher in der Eingangshalle stand. Sie sah nicht sonderlich überrascht aus von dem prunkvollen Aussehen, anscheinend war sie schon einmal hier gewesen.

„So etwas nennt man soziale Kontakte, Phil“, zischte sie ebenso leise zurück.

„Wieso vertraust du ihr?“

„Versuch doch mal, nicht so ein Arsch zu sein wie du sonst zu Fremden bist, ja? Für mich“, bat sie mich nur noch leise, bevor sie sich wieder mit einem Lächeln zu der Frau umdrehte und sie ins Wohnzimmer führte.

„Kommen Sie nur mit. Übrigens vielen Dank, Miss…?“

„Oh, ich habe ja ganz vergessen, mich vorzustellen. Nennt mich doch einfach Isabel.“

„Mayla. Und das gerade war Phil“, antwortete meine Cousine und schüttelte die Hand der fremden Frau.

Ich überlegte kurz, einfach nach oben zu gehen, aber ich wusste, dass ich Mayla niemals alleine mit irgendeiner Fremden lassen könnte, also folgte ich ihnen und ließ mich auf eines der Sofas fallen.

„Setz dich doch. Möchtest du etwas trinken?“, fragte Mayla gastfreundlich, während ich die Frau mit einem Blick ansah, der klar machte, dass sie lieber Nein sagen sollte.

„Nein, nein, ich möchte keine Umstände machen“, meinte Isabel daraufhin, während Mayla die Blumen weglegte und sich mit der Frau auf ein anderes Sofa setzte.

„Oh, okay. Aber trotzdem noch mal vielen Dank, dass du uns hier begrüßt, das ist wirklich sehr aufmerksam von dir.“

„Das ist doch selbstverständlich. Seit wann wohnt ihr denn eigentlich hier?“

„Seit gerade eben, wir sind erst vor ein paar Minuten angekommen“, antwortete Mayla lächelnd.

„Oh, dann tut es mir leid, dass ich so überraschend aufgetaucht bin. Aber mich interessiert eines: Wie seid ihr an dieses Haus gekommen? Ich meine, es gehört einer hier ziemlich bekannten Familie und ich dachte nicht, dass sie es verkaufen würden. Und dann auch bestimmt für keinen sehr geringen Preis.“

Sofort spannte ich mich etwas an. Ich wurde von meiner Mom in dem Wissen erzogen, dass unser Name sehr bedeutend war, und man ihn definitiv nicht jedem verraten sollte. Mayla jedoch hatte sich noch nie so verstecken müssen, sodass sie ohne weiter nachzudenken sagte: „Sie hat es auch nicht verkauft, wir wohnen schließlich noch hier. Ist gewissermaßen unser Familienerbe, auch wenn es nicht wirklich uns gehört.“

„Du meinst…?“

„Es gehört meinem Vater, aber er lässt uns hier drin wohnen, ja“, lächelte Mayla ohne den überraschten Blick von Isabel zu bemerken.

„Oh. Ich… ähm… Ich glaube, ich muss jetzt gehen…“, stammelte diese und ich hörte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, als sie aufstand. Wieso reagierte sie so auf diese Information?

Sofort richtete ich mich ebenfalls auf und sah sie provozierend an. „Wieso? Hast du ein Problem mit unserem Nachnamen?“, fragte ich.

„Phil!“, zischte Mayla leise. „Jetzt lass sie doch.“

„Ich… Nein… Wieso sollte ich etwas gegen euren Namen haben?“, fragte Isabel und ging dabei langsam in Richtung Haustür, als wolle sie so schnell wie möglich von hier verschwinden.

„Du kennst unsere Familie“, stellte ich fest und folgte ihr zur Tür. „Was willst du wirklich hier?“

„Ich… Ich wollte euch nur begrüßen. Und sehen, wer hier eingezogen ist.“

„Was hattest du mit unserer Familie zu tun?“

„Phil!“, rief meine Cousine noch einmal, die uns gefolgt war.

„Bleib da stehen, Mayla“, meinte ich nur und sie tat ausnahmsweise sogar das, was ich verlangte. Sie würde mir aber schon bald folgen, wenn ich unseren Gast weiter hier festhalten würde, das war mir klar.

„Du solltest jetzt gehen, Isabel“, meinte ich also kalt und kurz darauf konnte ich dann auch schon die Tür hinter ihr schließen. Und trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir ihr Name irgendwie bekannt vorkam.

Kapitel 2

„Was sollte das?“, fragte Mayla mich vorwurfsvoll und verschränkte ihre Arme.

„Irgendetwas an ihr war merkwürdig. Das hast du doch gerade selber gesehen. Ihre Reaktion darauf, dass wir Johnsons sind, war doch nicht normal.“

„Vielleicht, ja… Aber es kann doch auch sein, dass sie einfach nur ein bisschen Stress mit unserer Familie hatte“, verteidigte sie sich.

„Ja. Genau das wird der Fall sein. Und du weißt selbst, wie ein bisschen Stress in unserer Familie aussieht. Irgendjemand kommt immer zu Schaden, meistens stirbt jemand“, konterte ich und sie sah mich erschrocken an.

„Du meinst… dass sie quasi eine Feindin von uns ist?“

„Es könnte sehr gut sein, dass sie jetzt ein Problem mit uns hat, ja.“

Ich sah, wie sie ihr Gespräch von gerade im Inneren noch einmal durchlebte, nur dieses Mal von meinem Standpunkt aus. Plötzlich weiteten sich ihre Augen und sie fuhr sich aufgeregt durch die Haare. Das klare Zeichen dafür, dass sie verstanden hatte, dass ich durchaus recht haben könnte und es möglich war, dass wir jetzt wegen dieser Frau ein ziemliches Problem hatten.

„Verdammt! Und das ist alles meine Schuld, nur weil ich so naiv war und meine Klappe nicht halten konnte. Nur wegen mir weiß sie jetzt, wer wir sind!“, machte meine Cousine sich Vorwürfe und ich ging langsam auf sie zu.

„Nein, Mayla, das stimmt nicht. Es ist ja noch gar nicht sicher, ob sie etwas gegen uns hat. Und selbst wenn, dann ist das nicht deine Schuld. Du hast ihr schließlich nicht unsere gesamte Lebensgeschichte erzählt, sondern nur unseren Nachnamen. Und den hätten wir vermutlich eh nicht lange geheim halten können, nicht wenn wir in der Johnson-Villa wohnen. Du hast nichts falsch gemacht“, beruhigte ich sie sofort und sie ging auf mich zu, um die Arme um mich zu legen.

„Okay…“, murmelte sie nur leise in mein Shirt und ich drückte sie an mich. Sie war die Einzige, der ich wohl niemals Vorwürfe machen könnte. Ich konnte ihr nicht böse sein.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte sie, ohne mich loszulassen.

Kurz überlegte ich und seufzte dann auf. „Wenn sie wirklich ein Problem mit unserer Familie hatte, wird sie vermutlich nicht die Einzige gewesen sein. Wir können es uns nicht leisten, die halbe Stadt gegen uns aufzubringen, dann müssen wir sofort hier wegziehen und werden vermutlich dazu gezwungen, die nächsten Jahre wieder in Sicherheit bei unserer Familie zu verbringen. Wir müssen das also irgendwie selber klären. Und dafür müssen wir wohl etwas tun, was mir gar nicht gefällt.“

„Wieso, was denn?“

„Wir müssen ihnen zeigen, dass wir nichts Böses von ihnen wollen. Und dafür müssen wir Isabel erst finden, um uns dann für die mangelnde Gastfreundschaft von mir zu entschuldigen.“

„Du willst dich bei ihr entschuldigen?“, fragte Mayla überrascht. Und ich konnte es verstehen, ich war niemand, der sich schnell bei irgendjemandem entschuldigte und erst recht nicht, wenn ich eigentlich nichts falsch gemacht hatte. Meistens war ich dafür zu stur. Aber das hier war etwas anderes.

„Es ist der einzige Weg, wie wir sicherstellen können, dass Isabel und ihre Freunde, Familie, was-auch-immer kein Problem für uns werden. Das hier soll ein Neustart für uns werden, und da können wir keine alten Familienfeinde gebrauchen. Ich fürchte also, das muss ich, wenn wir wollen, dass wir hier keinen Streit kriegen.“

„Da hast du wohl recht. Danke, Phil“, lächelte meine Cousine wieder und umarmte mich kurz, bevor sie zum Auto rannte. „Komm schon, bringen wir es schnell hinter uns“, grinste sie leicht.

Ich folgte ihr und nur ein paar Minuten später standen wir vor dem Rathaus und fragten nach dem Wohnort von Isabel. Wir kannten zwar nicht ihren Nachnamen, aber in einer Kleinstadt wie Magic Spring würde es wohl nicht sehr viele Frauen mit diesem Namen geben.

Tatsächlich erhielten wir nach mehrmaligem Nachfragen und ein wenig Beeinflussung zwei Adressen, von denen laut Aussage der freundlichen Empfangsdame bei einer eine schon etwas ältere Dame namens Isabel wohnen sollte. Also fuhren wir zu der anderen Adresse, in der Nähe des Zentrums von Magic Spring, und hielten kurz darauf vor einem hübschen, kleinen Haus. Es sah im Vergleich zu den anderen Häusern ziemlich neu aus. Es war bestimmt nicht sehr viel älter als 15 Jahre, auch wenn anscheinend versucht wurde, den älteren Bau der Häuser in der Umgebung zu imitieren. Wir liefen den kurzen, gepflasterten Weg über die Rasenfläche entlang und standen kurz darauf auf der Veranda des Gebäudes. Sofort streckte Mayla die Hand aus und klingelte, während ich mich noch einmal umsah. Es war alles sehr gepflegt, eben typisch Kleinstadtleben, und an sich nichts Besonderes – bis mein Blick auf das kleine Schildchen neben der Klingel fiel.

Familie Dean.

Sofort weiteten sich meine Augen und ich spannte mich kaum merklich an. Dean. Natürlich. Isabel Dean. Wieso war ich nur nicht sofort darauf gekommen? Vermutlich weil ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht hatte, wen aus Moms altem Leben ich hier treffen könnte. Manchmal war ich echt ein Idiot. Dabei hatte ich doch gewusst, dass Moms Halbschwester vermutlich auch noch hier lebte. Trotzdem war ich kein bisschen darauf vorbereitet gewesen, meine Tante hier zu treffen, hatte ich doch seit Jahren keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet.

Ich bemerkte, wie Mayla mich fragend musterte, doch in dem Augenblick öffnete sich auch schon die Tür und sobald ich meinen Blick von dem Familiennamen abwenden konnte, sah ich direkt in die Augen meiner Tante.

„Mayla? Phil? Was macht ihr denn hier?“, fragte Isabel nervös und versperrte uns dabei den Weg ins Haus.

Mayla stieß mir leicht in die Rippen, aber ich konnte im Moment einfach noch nichts sagen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so bald vor der Halbschwester meiner Mom stehen könnte und ich hätte ebenso nie erwartet, dass sie mir von Anfang an so unsympathisch sein könnte. Ob sie damals auch schon so gewesen war, als Mom hier nach ihrem leiblichen Vater gesucht hatte? Ob sich ihr Verhalten verändert hatte, nachdem ihr klar geworden war, dass beide den gleichen Vater hatten?

Als Mayla bemerkte, dass ich vorerst wohl nichts sagen würde, lächelte sie Isabel freundlich an und meinte: „Wir wollten uns nur bei dir entschuldigen. Was auch immer du von uns denken magst, wir sind nicht so furchtbar, wie du vermutlich glaubst. Können wir in Ruhe darüber reden?“

Kurz musterte Isabel uns abschätzend und ging dann ein paar Schritte zur Seite, um uns reinzulassen. „Klar“, meinte sie, achtete dabei aber darauf, uns nicht direkt hereinzubitten. Also wusste sie anscheinend noch nicht sicher, ob wir Vampire waren oder nicht.

„Wollen wir vielleicht ein Stück spazieren ge…?“, fragte Mayla, doch ich unterbrach sie.

„Isabel, du weißt doch eigentlich selber, dass wir verbrennen, wenn du uns nicht hereinbittest. Wir werden dich schon nicht umbringen, da haben wir gar keinen Grund zu.“

„Also seid ihr Vampire“, stellte sie fest.

„Tei…“, fing Mayla an zu sagen, doch ich unterbrach sie wieder schnell, bevor sie „teilweise“ sagen konnte und somit doch noch alles über uns verriet.

„Du bist doch auch ein Vampir, oder nicht?“, fragte ich also neugierig, um sie abzulenken. „Ich habe gehört, du bist schon vor Jahren verwandelt worden, als du von einem Bus überfahren wurdest.“

Jedenfalls hatte Mom damals so etwas erwähnt. Sie selbst war zu dem Zeitpunkt auch gerade erst verwandelt worden und hatte ihre Halbschwester hier in Magic Spring besucht. Umso praktischer, dass mir diese Geschichte gerade jetzt einfiel.

„Von wem hast du das gehört?“, fragte Isabel sofort und ich bemerkte, wie sie den Versprecher von Mayla schon wieder vergaß.

„Von jemandem aus meiner Familie“, antwortete ich ehrlich. Dass es auch ihre Familie war, brauchte sie ja vorerst noch nicht zu wissen. Ich wollte sie lieber erst kennenlernen und sehen, wie sie wirklich war und nicht wie sie war, wenn sie sich verstellte, nur weil ich ihr verschollener Neffe war. Man lernte die Menschen am besten kennen, wenn man sehen konnte, wie sie mit Fremden umgingen.

„Wie seid ihr mit den Johnsons verwandt? Ich meine, ich habe gehört, dass Kaël ein Kind hat, und da Mayla meinte, ihrem Vater gehört die Villa hier, ist es ja ziemlich klar, dass sie das ist, aber wer bist du?“, fragte sie mich direkt und ohne das Misstrauen in ihrer Stimme zu verbergen.

Ich überlegte kurz, bevor ich meinte: „Meine Eltern sind nicht mehr am Leben, aber die Johnsons haben mich aufgenommen. Sie sind meine Familie.“

Das war schließlich die Wahrheit, nur dass Isabel es anders verstehen würde als es wirklich war.

Kurz musterte sie uns noch einmal, trat dann aber aus der Sicherheit ihres Hauses. „Also gut, was soll’s. Dann reden wir.“

„Hier, auf der Veranda?“, fragte Mayla zweifelnd nach, aber Isabel verschränkte nur die Arme vor der Brust.

„Da ich mit Sicherheit keinen einzigen Johnson in mein Haus lassen werde, ja.“

„Gut, dass du keine Vorurteile hast“, murmelte ich ironisch. Trotzdem fragte ich mich, ob sie nicht eigentlich bluffte. Schließlich war sie ein Vampir und wenn sie hier alleine lebte, dann gehörte das Haus keiner lebenden Person und wir könnten ohne Gefahr reinkommen. Aber das Risiko würde ich nicht eingehen wollen. Dann fügte ich etwas lauter hinzu: „Also gut, dann eben hier. Sehr gemütlich.“

„Du hast bestimmt ziemlich viele Fragen“, fing Mayla an.

„Ein paar, ja. Wieso seid ihr hierher nach Magic Spring gekommen?“

„Ist eben eine schöne Stadt“, erklärte ich, während Mayla zeitgleich antwortete: „Das hat persönliche Gründe.“

Zweifelnd sah Isabel uns an. „Was denn jetzt?“

„Beides“, antwortete ich ihr nur und sah ihr fest in die Augen. Von mir würde sie keine weiteren Informationen darüber erhalten und von Mayla auch nicht, nachdem ihr jetzt klar war, dass ich nicht wollte, dass Isabel darüber Bescheid wusste.

Diese seufzte leicht, als ihr auch klar wurde, dass sie keine bessere Antwort von uns bekommen würde, und stellte gleich die nächste Frage, auch wenn ihre Stimme dabei deutlich leiser und schüchterner klang: „Was wollt ihr von mir?“

Ehrlich? Das war die zweitwichtigste Frage, die sie uns zu stellen hatte? Nicht die Sorge um die Stadt, ihre Familie oder Freunde, sondern um sich selbst? Sie war eindeutig vollkommen anders als Mom sie mir beschrieben hatte. Aber vielleicht lag das auch einfach nur daran, dass Mom sie eigentlich kaum als Vampir gekannt hatte.

„Gar nichts“, antwortete ich ehrlich. „Wir sind nicht wegen dir hier, Isabel, wir wussten ja nicht einmal, dass du hier wohnst.“

Skeptisch musterte sie uns und ich verdrehte leicht die Augen. Es musste doch nicht immer alles um sie gehen, oder?

„Ihr meint, ihr seid nur aus irgendeinem Grund hierhergekommen, den ihr mir nicht verraten wollt, und ich soll mich einfach auf euer Wort verlassen, dass ihr nichts von mir wollt?“

„Jap, das trifft es so ziemlich.“

„Und wieso sollte mich das jetzt beruhigen?“

„Isabel… Wir sind nur hier vor deinem Haus, weil wir keinen Ärger mit dir, deinen Freunden, deiner Familie oder sonst wem wollen“, beschwichtigte ich sie. „Das Einzige, was wir hier wollen, ist ein friedliches, ruhiges Leben ohne unnötiges Drama und wir sind nur hierhergekommen, um sicherzustellen, dass wir keine verfeindeten Seiten sind. Wir kennen uns schließlich nicht einmal richtig, wieso also Streitigkeiten anfangen, die eh niemandem etwas bringen?“

„Okay. Ich will einfach nur den Frieden in dieser Stadt behalten. Es hat lange gebraucht, das zu erreichen. Ich hätte nur noch eine kurze, letzte Frage. Ein Freund hat mir erzählt, dass eine Person, die ich schon längst tot geglaubt hatte, wieder am Leben war, aber ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt, oder ob es vielleicht sogar immer noch stimmt… Und da ihr ja beide gewissermaßen Johnsons seid… Kennt ihr Mary?“

Kapitel 3

Mary. Meine Mom. Was sollte ich denn jetzt darauf noch sagen? Ich schwieg, und auch Mayla schien nicht so recht zu wissen, was sie sagen sollte.

„Ähm… Ich meine… Ist sie wirklich wieder am Leben?“, fragte Isabel noch einmal unsicher nach und ich konnte es ihr nicht wirklich verübeln. Sie war schließlich ihre Schwester und anscheinend hatte sie sie seit 19 Jahren nicht mehr gesehen. Seit meiner Geburt und ihrem vorgetäuschten Tod, um genau zu sein.

„Sie war nie tot“, fing ich ohne Gefühle in meiner Stimme an. „Sie ist nur weggegangen, um jemanden zu beschützen. Vor etwa 12 Jahren ist sie aber wirklich gestorben, endgültig.“

Isabel schluckte merklich. Anscheinend schien sie sich doch um ihre Familie und Freunde zu kümmern. „Darf… Darf ich fragen, wie sie gestorben ist?“, fragte sie leise, ohne uns in die Augen zu sehen.

„Wieso willst du das wissen?“, fragte Mayla, die zu bemerken schien, dass mir dieses Thema unglaublich unangenehm war.

„Na ja… Sie ist… war… meine Schwester…“, stotterte Isabel unsicher.

Ich sah emotionslos geradeaus, als ob ich sie nicht gehört hätte und wich somit Maylas Blick aus, die mich sofort fragend ansah. Ihr schien dabei allerdings auch klar zu werden, dass das keine sehr neue Information mehr für mich war und auch wenn sie nicht wusste, woher ich es wusste und wieso ich ihr nichts davon gesagt hatte, schien sie es zu akzeptieren. Zumindest vorerst.

„Ähm… habe ich was Falsches gesagt?“, fragte meine Tante verunsichert, als keiner von uns antwortete, und verschränkte wieder die Arme vor der Brust, um selbstbewusster und sicherer aufzutreten.

„Nein. Sie hat Selbstmord begangen“, antwortete ich ihr mit kalter Stimme. Nach all den Jahren tat es immer noch weh, und ich wollte es lieber verdrängen als vor einer Fremden in Tränen auszubrechen, ob sie jetzt meine Tante war oder nicht.

„Phil!“, rief Mayla empört aus, als sie die Kälte in meiner Stimme hörte, die klar machen sollte, dass mir das ziemlich egal war.

„Was denn? Es ist doch so. Sie hat sich selbst umgebracht. Um ihre Familie zu beschützen, hat sie sich geopfert, aber Selbstmord war es trotzdem“, meinte ich stur. Mir war bewusst, dass Mom nicht wirklich eine Wahl gehabt hatte und ich hätte an ihrer Stelle vermutlich nicht anders gehandelt, aber weh tat es trotzdem.

„Oh… Ja, das klingt wirklich nach Mary…“, murmelte Isabel traurig. „Ich würde jetzt gerne alleine sein.“

„Natürlich“, meinte Mayla und wandte sich zum Gehen. Bevor sie mich jedoch mitziehen konnte, drehte ich mich noch einmal kurz zu Isabel um.

„Das heißt jetzt also, wir müssen nicht damit rechnen, von dir oder jemand anderem in dieser Stadt im Schlaf gepfählt zu werden?“

„Ich rede mit meinen Freunden, wir wollen auch keinen Streit mit euch“, meinte Isabel noch, bevor ich dem Drängen meiner Cousine nachgab und mit ihr verschwand, während meine Tante wieder zurück in ihr Haus ging.

„Was war das gerade?“, fragte Mayla mit verschränkten Armen, als die Tür hinter uns ins Schloss fiel.

„Was soll gewesen sein?“, fragte ich sie gespielt ahnungslos.

„Du weißt genau, was ich meine. Seit wann wusstest du, dass Isabel Marys Schwester ist? Wieso hast du es mir nicht erzählt? Und…“ Kurz stockte sie und fügte dann leiser hinzu: „Wieso warst du so… emotionslos als du über Mary geredet hast? Das war gruselig.“

„Okay… Ich weiß es auch erst seit gerade eben, als ich bemerkt habe, dass Isabels Nachname Dean ist und so hatte ich keine Gelegenheit mehr, dir das zu sagen. Zufrieden?“

„Ja, ich… Tut mir leid“, murmelte Mayla leise, sah mich dann aber noch einmal fragend an. „Und was war jetzt mit… meiner anderen Frage?“

„Wieso willst du das überhaupt wissen?“, antwortete ich ausweichend mit einer Gegenfrage.

„Ich weiß nicht. Du bist mir eben wichtig, Phil. Und du hast mir ehrlich gesagt ziemliche Angst gemacht, dass du so locker und… gefühlslos von dem Tod deiner Mutter gesprochen hast. Denkst du wirklich so? Also, dass sie selbst schuld an ihrem Tod war?“

„Ich weiß nicht, was ich glauben soll“, antwortete ich ihr ehrlich und seufzte leise. „Ich weiß überhaupt nicht, was ich über Moms Tod denken soll. Auf der einen Seite verstehe ich ja, dass sie nicht wirklich eine andere Wahl hatte und einfach nur alles getan hat, um ihre Familie zu beschützen. Um uns zu beschützen… Aber auf der anderen Seite enttäuscht es mich einfach nur, dass sie mich verlassen hat. Klar, hat sie sich das auch nicht wirklich ausgesucht und sie hatte auch recht, als sie meinte, das wäre der einzige Weg, aber verletzend ist es trotzdem. Ich denke, dass ich es wirklich am schlimmsten finde, dass es niemanden mehr gibt, dem ich die Schuld an ihrem Tod geben kann. Zoë und alle Töchter der Natur leben nicht mehr und letztendlich hat Mom sich doch selber umgebracht… Auch wenn sie es für uns getan hat, war es immer noch Selbstmord.“

Mayla schwieg daraufhin nur, was mir ziemlich gelegen kam, da ich mir jetzt nicht auch noch einen Vortrag darüber anhören wollte, dass es nicht Moms Schuld gewesen war. Das wusste ich schließlich auch selber. Es fühlte sich nur trotzdem so an. Irgendwann hielt ich die Stille aber selbst nicht mehr aus, sodass ich leise fragte: „Was meinst du denn dazu? Ich meine, denkst du, dass es ihre eigene Schuld war oder nicht?“

„Ich glaube nicht, dass Mary schuld an ihrem Tod ist. Sie wollte dich schließlich nie verlassen, sie wurde zu dieser Tat gezwungen. Eigentlich denke ich, dass die wahre Schuld bei mir liegt.“

„Was? Nein! Wie kommst du denn auf so eine Idee?“, widersprach ich ihr sofort. Wieso sollte es Maylas Schuld sein? Sie konnte da doch am wenigsten für.

„Doch, natürlich. Die Töchter der Natur waren damals nur wegen mir da. Sie wollten nur mich, nie irgendjemanden sonst aus unserer Familie. Ich war der einzige Grund für ihre Anwesenheit und deshalb bin ich auch schuld an Tante Annis Tod.“ Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und ging mit festen Schritten weiter in Richtung Stadtinneres und ich folgte ihr sofort.

Sobald ich sie mit schnellen Schritten eingeholt hatte, sah ich sie im Gehen von der Seite an und meinte: „Aber du hättest es auch nicht verhindern können. Was hättest du auch tun sollen? Dich selbst opfern?“

„Zum Beispiel“, sagte Mayla nur, auch wenn ich das eigentlich nicht ernst gemeint hatte.

„Du warst sieben, Mayla. Sieben Jahre alt. Niemand kann von dir verlangen, dich selbst zu opfern, wenn du noch ein Kind bist. Außerdem wusstest du nicht einmal, dass Mom sich umbringen wollte. Niemand wusste das, bis es zu spät war.“

„Trotzdem… Wenn ich gleich zu Zoë gegangen wäre, sobald klar war, dass sie nur mich wollte… Wenn ich mich einfach umgebracht hätte… Es wäre nie so weit gekommen, dass Tante Anni entführt worden wäre. Sie wäre nie mit Zoë verbunden worden und hätte nie sterben müssen. Ich hätte das alles verhindern können.“

„Du weißt nicht, was passiert wäre, das kannst du nicht wissen. Es wäre gut möglich, dass Zoë nicht bei dir aufgehört hätte. Das ist sogar extrem wahrscheinlich. Als nächstes hätte sie mich angegriffen und danach unsere komplette Familie. Wir hätten nie Ruhe vor ihr gehabt, dafür war sie einfach viel zu psychopathisch und besessen von uns. Und selbst wenn es etwas verändert hätte, zu dem Zeitpunkt hattest du noch keine Ahnung, was alles passieren würde. Du dachtest, dass wir einen Ausweg finden würden, mit dem wir die Töchter besiegen und unsere Familie unverletzt behalten können. Und nicht nur du hast das gedacht, wir alle dachten das. Einschließlich meiner Mom. Keiner von uns hätte es ertragen können, wenn du gestorben wärest und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns dann an Zoë gerächt hätten, sodass dieser Kampf letztendlich das gleiche Ende gefunden hätte, wenn nicht sogar ein schlimmeres. Auch wenn ich es nicht gerne sage, Moms Tod war wohl im Vergleich zu anderen Auswegen das kleinste Übel.“

„Danke“, murmelte Mayla leise und ich sah sie fragend an.

„Wofür?“ Ich hatte schließlich nichts gemacht.

„Dafür, dass du mich nicht hasst.“

„Könnte ich nie. Du bist doch meine Lieblingscousine“, lächelte ich sie leicht an. „Und? Wohin gehen wir gerade eigentlich?“ Wir waren schließlich nicht auf dem Weg nach Hause, wie ich erst jetzt bemerkte.

„Zum Friedhof“, lautete ihre Antwort nur und ich blieb vor lauter Überraschung unwillkürlich stehen.

„Was?“, fragte ich nach. Hatte sie gerade wirklich Friedhof gesagt?

„Zum Friedhof von Magic Spring“, wiederholte sie aber nur, während sie einfach weiterging, sodass ich ihr schnell wieder nachlief.

„Okay… Und wieso?“

„Das wirst du dann schon sehen“, meinte meine Cousine nur geheimnisvoll und ich verdrehte leicht die Augen. Konnte sie es mir nicht auch einfach sagen? Sie wusste doch, wie neugierig ich immer war. Ich hasste Überraschungen.

„Du weißt, dass unser Auto immer noch vor Isabels Haus steht?“, fragte ich sie also, hauptsächlich nur, um mich abzulenken.

„Ja, das weiß ich. Aber wir können es ja nachher noch wieder mitnehmen. Oder morgen, aber das ist auch ziemlich egal.“

Ich seufzte nur leise und lief weiter neben ihr her. Sie schien erstaunlich gut zu wissen, wie man zum Friedhof kam. „Seit wann kennst du dich hier so gut aus?“

„Ich hatte eh vor, mal mit dir dort hinzugehen, also habe ich den Weg schon früher rausgesucht. Aber ich denke, einen sehr viel passenderen Moment als jetzt gerade wird es wohl nicht geben“, erklärte Mayla.

„Könntest du bitte aufhören, so mysteriös zu sein und mir einfach sagen, was wir auf dem Friedhof von Magic Spring wollen?“, bat ich sie so freundlich wie möglich, als ich mich irgendwann nicht mehr zurückhalten konnte.

„Das könnte ich, liebster Cousin, ja. Aber es ist einfacher, wenn du es selber siehst, wir sind ja bald da.“

„Wieso ist es einfacher, wenn ich es selber sehe? So schwer zu erklären kann es doch jetzt auch nicht sein…“, hakte ich weiter nach, doch sie schüttelte nur leicht grinsend mit dem Kopf.

„Ich will dir einfach was zeigen, Phil, okay? Vielleicht ist es auch eine ziemlich blöde Idee von mir und vielleicht bist du danach auch total… merkwürdig drauf und vielleicht verlierst du auch kein Wort mehr darüber, aber ich denke einfach, dass ich es dir zeigen sollte. Du hast ein Recht darauf.“

„Und worauf genau? Mayla! Das, was du sagst, ergibt ja vielleicht für dich Sinn, aber für mich überhaupt nicht. Was willst du mir auf einem Friedhof zeigen?“

Klar, vermutlich irgendein Grab oder so. Das wäre jedenfalls das, was am nächsten läge. Aber ich kannte doch niemanden in Magic Spring und bis auf meine Mom und mein Dad, den ich nie kennenlernen durfte, waren doch alle noch am Leben, die mir etwas bedeuteten. Und meine Eltern waren mit Sicherheit nicht hier begraben, ich war schließlich schon oft an ihrem Grab in New Orleans gewesen.

„Das siehst du jetzt gleich schon. Wir sind da.“

Kapitel 4

Ich sah mich auf dem Friedhof von Magic Spring um, konnte aber nicht wirklich etwas Besonderes entdecken. Nur das, was man eigentlich auf jedem Friedhof finden konnte: Halb vertrocknetes Gras, hässliche Engelsstatuen, die vermutlich Trost spenden sollten oder so, und alle möglichen Grabsteine. Jeder aus einfachem Stein, einige so vermodert, dass man die Namen darauf nicht mehr erkennen konnte, während vor anderen noch frische Blumen lagen. Nichts Besonderes also und im Vergleich zum Lafayette Cemetery in New Orleans wirklich winzig. Ich musste es wissen, ich war schließlich ziemlich oft dort gewesen, beim Grab von meiner Mom und meinem Dad.

Es war eine merkwürdige Stimmung. Friedhöfe waren generell immer ruhig, aber wir waren wirklich die Einzigen, die jetzt gerade noch hier waren. Und ich hatte immer noch nicht die geringste Ahnung, was Mayla eigentlich mit mir hier wollte.

Langsam griff sie nach meiner Hand und zog mich dann in eine bestimmte Richtung, beinahe so, als wäre sie schon einmal hier gewesen. Aber so, wie ich sie kannte, hatte sie einfach nur irgendeinen Zauber gefunden, der dafür sorgte, dass sie genau wusste, wo wir hinmussten.

Wir verloren kein weiteres Wort mehr, alles andere wäre wohl respektlos gewesen, und bewegten uns automatisch lautlos über das braune Gras, damit es weiterhin so still blieb. Selbst unser Atem war leiser als normalerweise.

Im Vorbeilaufen sah ich auf die Namen der verschieden Grabsteine. Iona und Kevin Fillman. Victoria und James Brown. Lucas Obenhurpfl. Toller Name.

Ich konnte jedoch nicht weiter darüber nachdenken, weil wir schon kurz darauf anhielten. Neugierig sah ich auf die Grabsteine vor uns und sah dann fragend zu Mayla.

Das waren alles Gräber von der Familie Dean. Mir war zwar schon aufgefallen, dass hier alle bei ihrer Familie beerdigt wurden, aber es war dennoch merkwürdig, so vor allen möglichen Vorfahren von mir zu stehen, von denen ich meistens nicht mal die Namen kannte. Was wollte Mayla damit bezwecken?

Unsicher sah sie mich an und deutete dann auf einen Grabstein. Ich folgte ihrem Blick und sah dann nur auf den Namen, der darauf stand. Jeffrey Dean.

„Moms Vater“, flüsterte ich leise. Ich wusste nicht, was ich jetzt gerade fühlen sollte. Ich hatte ihn nie kennengelernt, er war vor meiner Geburt gestorben und selbst Mom hatte ihn nie so wirklich gekannt.

„Ja. Ich weiß nicht, wie du das jetzt aufnimmst… Aber ich dachte, du solltest wenigstens wissen, wo dein Großvater beerdigt liegt.“

Mein Großvater… Es war ein merkwürdiger Gedanke, jetzt hier gewissermaßen vor ihm zu stehen, hatte ich schließlich so selten an ihn gedacht. Wenn ich mir Gedanken über die Eltern meiner Eltern gemacht hatte, dann höchstens über Maylas und meinen gemeinsamen „Großvater“ John. Über die Eltern von meinem Dad wusste ich eigentlich nichts, nur dass sie seit Jahrhunderten tot waren, aber nie hatte ich wirklich darüber nachgedacht, dass John ja gar nicht wirklich Moms Vater war, sondern nur der Mann ihrer Mutter… Dass ich noch einen anderen, leiblichen Großvater gehabt hatte, wusste ich zwar, aber ich hatte mir wenigstens bis jetzt noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht.

Deshalb stand ich jetzt auch hier vor dem Grab meines Großvaters und hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich mich eigentlich fühlte oder fühlen sollte.

„Danke“, flüsterte ich leise, nachdem wir einige Zeit geschwiegen hatten. Auch wenn ich mir noch nicht sicher war, was ich meinem toten Opa gegenüber empfand, so war ich doch dankbar, dass ich überhaupt die Gelegenheit hatte, mir darüber Gedanken zu machen.

Ich hatte mich schon immer für meine Familiengeschichte und generell für alle Personen in meiner Familie interessiert, selbst für diejenigen, die schon lange tot waren. Schon als ich noch ein kleines Kind war, hatte ich Mom regelmäßig über dieses Thema ausgequetscht. Na ja, normal war ich eben noch nie gewesen.

„Du findest es nicht… schräg?“, fragte Mayla leise neben mir.

„Ein bisschen vielleicht, doch“, gab ich zu. „Aber ich bin auch irgendwie froh, dass ich mal bei seinem Grab war. Auch wenn ich ihn nie kennengelernt habe, ich finde es trotzdem gut, dass ich jetzt wenigstens weiß, wo genau er beerdigt wurde. Und auch wenn ich vermutlich nicht mehr hierherkommen werde… Es tut irgendwie gut zu wissen, dass es in dieser Stadt noch etwas gibt, was mich an Mom erinnert.“

Erleichtert atmete Mayla leise auf und schwieg ansonsten einfach, sodass ich mich lächelnd wieder zu ihr umdrehte.

„Wir sollten wohl langsam nach Hause gehen“, meinte ich mit immer noch gesenkter Stimme und sie nickte stumm.

Kurz darauf standen wir wieder in unserem Haus, das Auto hatten wir letztendlich einfach bei Isabel stehen lassen. Wir würden es auch noch morgen abholen können.

Ich wünschte Mayla schnell eine gute Nacht und lag nur ein paar Minuten später in meinem neuen Bett. Nur dass ich mich die ganze Zeit hin und her wälzte, weil meine Gedanken immer wieder um unseren Umzug, um Isabel und um Jeffrey kreisten.

Irgendwann schaffte ich es aber mit den Gedanken an meine wahre Familie doch noch, mich zu entspannen, und so waren leise, tapsende Schritte auf dem Flur das letzte, was ich hörte, bevor ich endgültig einschlief.

Kapitel 5 – Alexa

Leise schlich ich durch den Wald am Stadtrand von Magic Spring. Es war dunkel, nur der Halbmond erleuchtete ganz schwach den Weg vor mir. Jeder normale Mensch hätte kaum etwas sehen können, aber dank eines kleinen Zaubers war es für mich kein Problem, mich beinahe lautlos auf den Blättern fortzubewegen.

Ich wusste nicht, wieso genau ich eigentlich hier war und was ich überhaupt suchte, aber ich wusste, dass etwas Wichtiges passiert war. Irgendjemand war neu nach Magic Spring gekommen, jemand Mächtiges, das spürte ich genau. Es war Jahre her, dass ich so etwas erlebt hatte. Es musste ein Vampir sein, sonst hätten meine Hexensinne ihn nicht bemerkt, aber er war stärker und mächtiger als alles, was ich zuvor gespürt hatte. Und das sollte schon etwas heißen. Schließlich waren so ziemlich alle meine Freunde Vampire. Isabel, Samantha, die beiden Oscure-Zwillinge. Unsere gesamte Clique bestand eigentlich nur aus Vampiren und mir. Und ich hatte schon mit ihnen gegen die Ersten gekämpft, aber selbst bei ihnen hatte ich nie so eine starke Macht gespürt wie die, die sich gerade eben erst entwickelt hatte. Irgendjemand, oder eher irgendetwas, war hierhergekommen. Etwas unglaublich Mächtiges. Es war eine potenzielle Gefahr für die Stadt und ich musste ihr auf den Grund gehen und wenn möglich beseitigen, bevor sie überhaupt handeln konnte.

Es war meine Aufgabe, die Menschen von Magic Spring zu beschützen. Und dieses Wesen, was jetzt neu hergekommen war, hatte vermutlich die Macht, ganz Magic Spring innerhalb von Minuten auszulöschen.

Ich folgte meinem Gefühl und hob einen relativ spitzen Ast vom Boden auf, als ich mich der Quelle dieses Gefühls näherte. Ich suchte Deckung hinter den Bäumen und schlich mich langsam an das neue Wesen an, auch wenn ich es noch nicht erkennen konnte.

Ich hörte ein leises, gleichmäßiges Atmen, als würde diese neue Person schlafen und sah vorsichtig hinter dem Baum hervor, um sie besser erkennen zu können. Tatsächlich lag jemand auf dem Waldboden, vollkommen ungeschützt, und zeigte keine Reaktion auf meine Anwesenheit. Ich schlich ein wenig näher auf die Person zu, den Ast in meiner Hand schützend vor mich haltend und immer auf die Fremde vor mir gerichtet.

Als ich jedoch vor ihr stand und in das graue Gesicht von dem hilflosen Mädchen sah, wusste ich sofort, dass ich falsch gelegen hatte. Von ihr ging keine Gefahr aus, mein Gefühl hatte mich getäuscht. Sie war zwar mächtig, aber ich fühlte, dass sie definitiv nicht gefährlich war. Und es war nicht nur das Gefühl, ich war mir einfach vollkommen sicher. Dieses Mädchen war keine Gefahr für die Stadt. Ganz im Gegenteil.

Innerhalb von ein paar Sekunden beschloss ich, dass dieses Mädchen vor mir es nicht verdient hatte zu sterben, ob sie jetzt die mächtigste Kreatur der Welt war oder nicht. Ich würde sie auf keinen Fall töten, das konnte ich gar nicht.

Nein, sie war mit Sicherheit keine Gefahr für Magic Spring. Und ich würde sie auch nicht einfach hier liegen lassen. Nein, ich würde sie retten und an einen sicheren Ort bringen. Und ich würde ihr helfen, sich hier einzufinden und sich zu regenerieren. Das war das einzig Richtige, was ich tun konnte. Ich spürte es, ich wusste es. Ich kannte sie.

Also warf ich den provisorischen Pfahl weg und hob stattdessen das Mädchen auf meine Arme, bevor ich wieder in die Dunkelheit verschwand, aus der ich gekommen war.

Und so beschäftigt mit dem Mädchen auf meinen Armen bemerkte ich nicht, dass nur ein paar Meter weiter im Schatten der Bäume ein weiteres Mädchen lag, das von all dem nichts mitbekam, während ich wieder in die Sicherheit der Stadt verschwand.

Kapitel 6 – Phil

Ich wachte auf von einem markerschütternden Schrei, der aus der Richtung des Waldes kam und einer kurz darauf folgenden Welle der Macht. Sofort sah ich zu Mayla, die ebenfalls gerade neben mir aufwachte. Anscheinend war sie gestern Nacht doch noch zu mir gekommen, als sie nicht schlafen konnte. Irgendwie hatte ich schon so etwas erwartet.

„Phil! Hast du das gerade auch gespürt?“, fragte sie mich verschlafen.

„Ja. Was war das?“

„Keine Ahnung…“, murmelte sie. „Als ob eine Hexe irgendwo in der Nähe die Kontrolle verloren und einen Wutanfall bekommen hätte…“

„Mitten im Wald um…“ Ich sah kurz auf die Uhr und dann wieder skeptisch zu Mayla. „Um sechs Uhr morgens?“

„So hat es sich jedenfalls angefühlt, findest du nicht? Und außer Wald ist hier so gut wie nichts. Vielleicht wohnt ja eine Hexe in der Gegend… Es ist ja ziemlich abgelegen und wenn man Ruhe sucht, ist hier eigentlich der perfekte Ort dafür.“

„Ja, stimmt…“, gab ich meiner Cousine recht. „Es ist trotzdem merkwürdig. Welche Hexe verliert schon so früh die Kontrolle und ist dabei noch so mächtig, dass wir das bis hierhin mitbekommen?“

„Keine Ahnung… Wir finden es schon noch raus“, murmelte sie müde und gähnte, bevor sie sich wieder zurücklehnte.

„Na ja… Ich mache mir jetzt erst was zu frühstücken, willst du auch etwas?“

„Ich will einfach nur schlafen“, meinte sie halb wach und ich ging grinsend aus meinem Zimmer. Sie war schon ziemlich knuffig, wenn sie müde war.

Unten in der Küche machte ich mir erst einmal einen Kaffee und war dankbar, dass die Einrichtung von früher noch komplett hier war, Kaffeebohnen nicht so schnell schlecht wurden und wir zum Glück vor unserem Einzug dafür gesorgt hatten, dass jemand das Haus sauber machte.

Ich lehnte mich gerade an unseren Kühlschrank, als ich Geräusche von draußen hörte, sodass ich genervt die Augen verdrehte. Vermutlich war das wieder der Vampir, der gestern schon hier rumgeschlichen war. Dieses Mal würde ich ihn aber nicht einfach so entkommen lassen.

Ich sprach einen kleinen Zauber, der vorübergehend verhinderte, dass ein Vampir unser Grundstück verlassen konnte und ging dann mit meinem Kaffee in der Hand gelassen zur Haustür, die ich ohne zu zögern öffnete.

Sofort hörte ich, wie jemand bei diesem Geräusch wegrennen wollte und nur kurz darauf einen unterdrückten Aufschrei ein paar Meter neben mir. Jetzt würde ich wenigstens rausfinden können, wer uns seit unserer Ankunft beobachtete. Betont entspannt drehte ich mich zu dem Mann um, der sich gerade wieder aufrichtete.

„Du willst doch wohl noch nicht gehen?“