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Man sollte niemals einen One-Night-Stand mit dem CEO haben, oder?
Eve Maxwell hat klare Prinzipien, bis sie in der Bar, in der sie arbeitet, in die Arme eines unwiderstehlichen Fremden stolpert - und sich zu einer leidenschaftlichen Nacht hinreißen lässt. Doch was als harmloses Abenteuer beginnt, endet in einem folgenschweren Missverständnis: Ihr Chef glaubt nämlich, sie hat sich für die Zeit mit dem heißen Geschäftsmann bezahlen lassen, und fordert von ihr, auch in Zukunft ihr Leistungsspektrum zu erweitern. Entrüstet kündigt sie auf der Stelle.
Als sie ein Praktikum in einer Firma beginnt, ahnt sie nicht, dass ihr neuer Chef niemand Geringeres als ihr One-Night-Stand ist. Cayden Crane ist knallharter CEO des Familienunternehmens, doch hadert er oft mit den Erwartungen seiner Eltern. Dass er versehentlich gegen eine der wichtigsten Firmenregeln verstoßen hat, indem er mit seiner neuen Mitarbeiterin Eve geschlafen hat, verkompliziert die Dinge zusätzlich. Er muss sie loswerden - und das ganz schnell. Wäre da nur nicht diese unglaubliche Anziehung ...
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Seitenzahl: 323
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
Prolog – Cayden
Kapitel 1 – Eve
Kapitel 2 – Cayden
Kapitel 3 – Eve
Kapitel 4 – Cayden
Kapitel 5 – Eve
Kapitel 6 – Cayden
Kapitel 7 – Eve
Kapitel 8 – Cayden
Kapitel 9 – Eve
Kapitel 10 – Eve
Kapitel 11 – Cayden
Kapitel 12 – Eve
Kapitel 13 – Cayden
Kapitel 14 – Eve
Kapitel 15 – Cayden
Kapitel 16 – Cayden
Kapitel 17 – Eve
Kapitel 18 – Cayden
Kapitel 19 – Eve
Kapitel 20 – Cayden
Kapitel 21 – Eve
Kapitel 22 – Cayden
Kapitel 23 – Eve
Kapitel 24 – Cayden
Kapitel 25 – Eve
Kapitel 26 – Cayden
Kapitel 27 – Eve
Kapitel 28 – Cayden
Kapitel 29 – Cayden
Kapitel 30 – Cayden
Kapitel 31 – Cayden
Kapitel 32 – Eve
Epilog – Eve
Danksagung
Über die Autorin
Impressum
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Man sollte niemals einen One-Night-Stand mit dem CEO haben, oder?
Eve Maxwell hat klare Prinzipien, bis sie in der Bar, in der sie arbeitet, in die Arme eines unwiderstehlichen Fremden stolpert - und sich zu einer leidenschaftlichen Nacht hinreißen lässt. Doch was als harmloses Abenteuer beginnt, endet in einem folgenschweren Missverständnis: Ihr Chef glaubt nämlich, sie hat sich für die Zeit mit dem heißen Geschäftsmann bezahlen lassen, und fordert von ihr, auch in Zukunft ihr Leistungsspektrum zu erweitern. Entrüstet kündigt sie auf der Stelle.
Als sie ein Praktikum in einer Firma beginnt, ahnt sie nicht, dass ihr neuer Chef niemand Geringeres als ihr One-Night-Stand ist. Cayden Crane ist knallharter CEO des Familienunternehmens, doch hadert er oft mit den Erwartungen seiner Eltern. Dass er versehentlich gegen eine der wichtigsten Firmenregeln verstoßen hat, indem er mit seiner neuen Mitarbeiterin Eve geschlafen hat, verkompliziert die Dinge zusätzlich. Er muss sie loswerden - und das ganz schnell. Wäre da nur nicht diese unglaubliche Anziehung …
K A T Y C R O W N
»Sei brav, Caydy.« Meine Mummy bückt sich und zieht mir die unbequeme Krawatte enger. Bis ich das Gefühl habe, dass mir das Ding die Luft abschnürt. Sofort hebe ich die Hand, um den Knoten wieder zu lösen, spüre aber den tadelnden Blick meines Vaters auf mir.
»Kannst du dich nicht einmal benehmen?« Was er denkt, steht ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass selbst ich es lesen kann. Wobei ich noch nicht wirklich im eigentlichen Sinne lesen kann. Ich bin nämlich erst fünf. Nixon, mein Bruder, sagt immer, dafür bin ich zu klein. Und zu dumm. Aber dass das nicht stimmt, werde ich ihm schon beweisen.
Ich schiele zu meinem vier Jahre älteren Bruder, der in seinem Anzug lange nicht so falsch aussieht wie ich. An Nixon wirkt das alberne Ding, als würde es zu ihm gehören. Es lässt ihn erwachsen wirken. Ich dagegen sehe aus, als hätte man Dad geschrumpft. Dabei will ich überhaupt nicht aussehen wie er. Trotzdem gebe ich unter seinem Blick nach und nehme die Hände von dem Knoten, der mich am Atmen hindert und sich unangenehm gegen meinen Hals drückt. Den ganzen kneifenden Anzug würde ich am liebsten sofort wieder loswerden. Mit den schlimmen Schuhen, in denen mir jetzt schon die Füße wehtun.
Mummy reicht mir eine Hand, an der ich mich festklammere. Sie schenkt mir ein sanftes, beruhigendes Lächeln, bevor sie doch noch mal vor mir in die Hocke geht und mir eine widerspenstige Haarsträhne zurückstreicht, die mir aus dieser albernen Frisur gerutscht ist.
»Du machst das schon, mein Schatz. Einfach lächeln und artig Hallo zu jedem sagen, den wir treffen, okay? Das ist für Daddy sehr wichtig.«
Ja, das weiß ich. Alles, was ihm wichtig ist, ist seine blöde Firma. Und Nixon. Die Blicke meines Bruders spüre ich auf mir und weiß, dass er die Augen verdreht. Vermutlich hat er mit Daddy eine dieser stummen Unterhaltungen, die die beiden ständig führen und denen ich nie folgen kann.
Meine Mum erhebt sich wieder, nimmt mich trotz des scharfen Blicks meines Vaters an die Hand.
»Jetzt kommt, sonst fängt die Firmenfeier ohne uns an. Und das geht nicht, das wisst ihr.«
Diesen Vortrag kenne sogar ich schon auswendig. Der Boss ist immer der Erste und der Letzte auf Veranstaltungen und jeden Tag im Büro. Daddys Firma steht über allem. Danach Mums, dann kommen Nix und irgendwann ich.
Wir gehen auf die riesige Eingangstür zu, doch kurz bevor wir das Firmengebäude betreten, dreht sich mein Vater noch mal zu mir um. »Und wenn du schon mit irgendwem reden musst, Cayden, dann hör wenigstens auf, den Akzent deiner Mom zu kopieren!«
Ich nicke und nehme mir vor, einfach gar nichts zu sagen. Neben Mummy auch meine Nanny Abby Britin. Außerdem mag ich den Akzent. Daddy tadelt mich ständig dafür, aber wenn ich schon so aussehen muss wie er – zumindest habe ich die gleichen blonden Haare –, will ich nicht auch noch so klingen. Deshalb bin ich lieber still, als Dads breites Amerikanisch nachzuahmen.
Mum drückt meine Hand ganz sacht. Dass Nix schon wieder die Augen verdreht, brauche ich nicht sehen. Dafür kenne ich ihn gut genug.
Dann machen wir uns auf den Weg zum Firmengelände. Erst kurz vor der gläsernen Drehtür zur großen Eingangshalle lässt Mummy meine Hand los, weil Dads Blick schon wieder düster wird. Und ich weiß genau, warum. Dad findet, ich soll mich nicht immer hinter Mum verstecken. Immerhin bin ich auch ein Franklin, obwohl ich Mums Nachnamen trage. Da ist es egal, dass ich erst fünf bin. Ich muss mich trotzdem benehmen wie ein Mann, sagt Daddy.
Nixon strafft die Schultern und setzt sein bestes »zukünftiger Chef«-Gesicht auf. Dabei beobachte ich ihn genau und gebe mir Mühe, ihn zu imitieren. Unsere Blicke treffen sich in der spiegelnden Glasfläche, bevor Nix Daddy in die Eingangshalle folgt. Dass er mich innerlich auslacht, bemerke ich trotz seiner unbewegten Miene. Gemeinsam mit Mummy betrete ich das nächste Abteil der Drehtür und gebe den Versuch, Nixons Pokerface zu imitieren, auf, als ich mich selbst in der Scheibe sehe. Ich sehe aus, als hätte ich in eine Zitrone gebissen. Gut, vielleicht hat er recht damit, mich auszulachen.
Bevor ich meinen Gesichtsausdruck einigermaßen korrigiert habe, schiebt Mummy mich bereits in die Eingangshalle.
»Mr.Franklin! Schön, dass Sie da sind! Dann können wir Ihre Rede ja noch mal durchgehen!« Ein Mann im Anzug schüttelt Daddy die Hand.
»Nicht nötig! Meine Söhne werden mich heute dabei unterstützen. Und sie freuen sich wahnsinnig darauf. Nicht wahr, Nixon?« Mein Bruder nickt begeistert, während mich der Drang überkommt wegzurennen.
»Cayden?« Schon wieder der tadelnde Blick meines Vaters. Mir wird abwechselnd heiß und kalt. Deshalb nicke ich schnell, auch wenn sich mir allein bei dem Gedanken, vor der gesamten Firma eine Rede zu halten, während sich Nix heimlich über meine Aussprache lustig macht, der Magen umdreht.
Die nächste Stunde verbringen wir damit, eine Unmenge Leute zu begrüßen. Na, jedenfalls Dad, Mum und Nixon. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, meinen Anzug durchzuschwitzen und nicht vor lauter Aufregung auf den Marmorboden zu kotzen. Zwischendurch flüstert mir Mummy immer wieder die zwei, drei Sätze zu, die ich sagen soll, wenn mein Dad mir das dämliche Mikrofon reicht.
Jedes Mal, wenn Nixons Blick mich streift, sehe ich das amüsierte Funkeln darin. Er weiß ganz genau, wie viel Angst mir diese blöde Rede macht. Und er hat auch noch Spaß dran.
Als wir auf die Bühne gerufen werden, will ich nichts lieber, als mich zu verstecken und zu hoffen, dass mich niemand je wiederfindet. Aber Nixon packt mich am Ellbogen und grinst mich an. »Komm schon, du willst doch später mal der Boss werden, dann musst du das hier lernen.«
Ich schlucke hart. Will ich das denn? Wenn ich so etwas dafür tun muss? Das ist unfair! Ich will wirklich, wirklich nicht da rausgehen! Unter gar keinen Umständen. Da starren mich nur alle so an, und Nixon lacht hinterher eh wieder über mich. Ich zappele im Griff meines Bruders, aber er packt zu wie ein Schraubstock und treibt mir damit auch noch die Tränen in die Augen.
Bevor ich mich beschweren kann, zischt Nixon bereits warnend und schiebt mich vor sich auf die Bühne. Und gerade, als wir vor die zahllosen Angestellten treten, die uns alle anstarren, kneift Nixon mich fest in den Arm. Er bohrt die Fingernägel in meine Haut und trifft mich an einer Stelle, die mir einen sengenden Schmerz durch den gesamten Körper jagt.
Egal, wie sehr ich mich dagegen wehre, ich kann trotzdem nicht verhindern, dass mir die Tränen aus den Augen kullern. Kaum eine Sekunde auf der Bühne, und schon heule ich. Na klasse. Nixon lacht leise.
»Dad«, sagt er und deutet mit dem Kinn auf mich. »Cayden schafft das nicht. Vielleicht sollte er wieder nach unten gehen.« Ohne den bösen Blick meines Vaters abzuwarten, drehe ich mich um und will zurück zu Mummy flüchten, die neben der Bühne auf uns wartet. Dabei bleibe ich an etwas hängen und lande der Länge nach auf der Bühne. Hinter mir klicken Kameras.
Erst dann wird mir klar, was passiert ist. Ich schaue auf und starre entsetzt in ein breites Grinsen. Mein Bruder hat mir ernsthaft ein Bein gestellt! Der halbe Saal bricht in schallendes Gelächter aus. Am lautesten lacht mein Bruder.
Das Stroboskoplicht macht mich nervös. Die Musik brennt mir förmlich die Gehörgänge weg, so laut ist sie aufgedreht, und jemand rempelt mich an.
»Was stehst du denn da so rum?« Eine meiner Kolleginnen greift an mir vorbei und hält ein Glas unter den Zapfhahn.
Von der anderen Seite angelt Joey, der attraktive, unglaublich nette Barkeeper, nach einer Flasche hinter mir. Das bunte Discolicht zaubert mystisch wirkende Lichtflecken in sein schönes, ebenmäßiges Gesicht und malt farbige Flecken in das wilde dunkle Haar. Joey zwinkert einer Kundin zu und entlockt der jungen hübschen Frau damit ein strahlendes Lächeln, während er gleich drei Drinks auf einmal mischt. Ja, Joey ist der geborene Barkeeper. Ich dagegen zücke mein Smartphone, das brummend den Eingang einer Nachricht anzeigt.
Gestern hatte ich mal wieder ein superschönes Date mit Louis, einem attraktiven Kommilitonen, der nicht nur ziemlich gut aussieht, sondern auch wahnsinnig witzig und klug ist. Bisher hatten wir fünf schöne, entspannte Dates und waren zwischendurch in der Mensa zusammen essen. So langsam dachte ich, es könnte was Ernstes werden. Genau genommen hatte ich sogar darüber nachgedacht, beim nächsten Date mit ihm zu schlafen, obwohl ich nie mit jemandem ins Bett gehe, bevor ich nicht ganz sicher bin, dass ich auch Gefühle für ihn habe. Also, ja: Für mich hatte diese Sache zwischen mir und Louis eindeutig Potenzial.
Allerdings scheint er das anders zu sehen, denn als ich freudig, mit glühenden Wangen und breitem Lächeln, mein Handy gezückt habe, erwartet mich keine neue Einladung.
Sorry, aber ich denke, das wird nichts.
Eine verdammte Nachricht über einen billigen Messenger. Einfach so. »Das wird nichts.« Mit zitternden Fingern tippe ich das Albernste zurück, was man in dieser Situation schreiben kann.
Aber warum denn?
Schon als ich auf »Senden« drücke, würde ich mich am liebsten dafür erschlagen. Trotzdem muss ich es einfach wissen. Bin ich nicht hübsch genug? Nicht klug genug? Und hätte er nicht verdammt noch mal wenigstens anrufen können? Die Tatsache, dass ich bei dem Lärm im Club mein eigenes Wort nicht mehr verstehen würde, geschweige denn Louis durch das Telefon, ignoriere ich geflissentlich.
Ich wollte das echt vermeiden. Ehrlich, ich will dich nicht verletzen, aber die Wahrheit ist: Du bist langweilig. Dieses durchgeplante, überstrukturierte Getue ist nichts für mich. Mal ernsthaft, Eve. Es gibt ein Leben außerhalb der Uni. Und damit meine ich nicht deinen fragwürdigen Job.
Die Worte versetzen mir einen so heftigen Stich, dass mir Tränen in die Augen steigen. Von wegen, er will mich nicht verletzen. Noch nie hat jemand etwas Gemeineres zu mir gesagt.
Aber er hat doch recht. Du bist langweilig, viel zu durchorganisiert und lebst nur für die Uni. Ein toller Typ wie Louis braucht mehr von einer Frau. Bestimmt geht er jetzt mit einem superspontanen Vamp aus.
Ich will mich gerade aus meiner Starre lösen und zu den Toiletten flüchten, damit ich in Ruhe ein paar Tränen vergießen kann, da brüllt Joey mich aus meinen Gedanken.
»Eve! Könntest du bitte mal …?« Der Rest seines Satzes geht im nächsten höllisch lauten Beat unter. Verdammt. Ich weiß jetzt schon, dass ich nachher halb taub sein werde. Deshalb hasse ich Nachtclubs. Warum ich dann ausgerechnet in einem arbeite? Tja, das hat sich irgendwie so ergeben.
Die Miete für die viel zu kleine Wohnung, die ich mir mit meiner besten Freundin teile, zahlt sich leider nicht von allein. Und egal, wie winzig Lindsays Bude ist: Es ist besser, als unter einer Brücke zu wohnen, weil meine Anmeldung für das Studentenwohnheim aus irgendwelchen Gründen untergegangen ist und daher nicht berücksichtigt werden konnte.
»Hey! Stehst du da nur rum, oder arbeitest du hier?« Huch! Was? Ich blinzele, hebe den Blick zum Ursprung der nicht sonderlich freundlichen Männerstimme. Hank, mein Boss, steht vor dem Tresen, verzieht die von tiefen Narben zerfurchte Visage und schüttelt schon wieder den Kopf. Scheint seine Lieblingsbeschäftigung zu sein, wenn er mich sieht.
»Hier!« Er wirft einen Zettel auf den polierten schwarzen Lack der Theke. Schnell greife ich danach und betrachte die krakeligen Buchstaben. Offensichtlich hat irgendwer etwa einen Liter Whiskey über den Bestellzettel geleert. Das Papier klebt mir an den Fingern, und ein paar Tropfen laufen mir über die Hand. Der sowieso bereits intensive Schnapsgeruch, der über der Bar schwebt, wird noch eine Spur beißender. Igitt! Ich gebe mir Mühe, meinen Ekel nicht offen zu zeigen, aber das scheint nicht wirklich zu funktionieren, denn Hank schüttelt schon wieder den Kopf.
Meine Güte, bin ich froh, wenn ich endlich meinen Abschluss habe und keine Studentenjobs mehr machen muss. Dann sitze ich in einem schicken, sauberen Büro, und meine Arbeitskleidung ist etwas, was den Namen »Bekleidung« auch verdient, und kein halb transparenter Fetzen. Schnell zupfe ich den Saum meines knallroten Kleides ein wenig nach unten, was aber nichts daran ändert, dass so oder so gefühlt mein halber Hintern zu sehen ist. Angeblich gehört die nuttige Kostümierung der Barfrauen zum Image des »Nightshade« und trägt maßgeblich zum Erfolg des Clubs bei, zumindest behauptet mein Boss das.
»Bestellung der VIP-Lounge. Los, Maxwell, auf was wartest du?«
Ich unterdrücke ein Seufzen. Nicht nur, weil Joey meinen Namen auf die gleiche Art betont wie Hank, mein Boss, der mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagt, wenn er mich »Maxwell« nennt. VIPs. Da versteht Hank keinen Spaß.
»Wird sofort erledigt!«, sage ich schnell und versuche, die verschwommene Tinte auf dem Zettel per Gedankenkraft in lesbare Buchstaben zurückzuverwandeln. Chancenlos. Also muss ich entweder nachfragen oder raten. Beides keine guten Optionen. Als ich wieder aufblicke, ist Hank bereits in der tobenden und feiernden Menge aus Menschen verschwunden. Na wunderbar.
Also: raten. Die VIPs selbst fragen geht auf gar keinen Fall. Das würde Hank gar nicht gefallen. Schnell besehe ich mir die Schlieren auf dem Papier noch einmal, bevor ich auf Verdacht Drinks mixe und auf ein Tablett quetsche, um sie durch das wogende und grölende Partyvolk zu schleppen. Dabei weiche ich unzähligen tanzenden Körpern aus und kann nur knapp verhindern, dass mir irgendwer aus Versehen sein Getränk in den Ausschnitt kippt.
Wahrscheinlich war das Hanks Plan dabei, die VIP-Lounge am exakt anderen Ende des Clubs zu positionieren und ständig uns Angestellte hin und her laufen zu lassen. Das Einzige, was dieses Outfit noch unangenehmer machen würde, wäre, wenn das Ding klatschnass und deswegen vollkommen durchsichtig wird. Aber selbst die Aussicht darauf, jede Sekunde praktisch nackt mitten im Club zu stehen, reicht ja offensichtlich nicht, damit ich diesem Schnösel Louis spannend genug bin. Langweilig. Also wirklich! Langsam verwandelt sich meine aufkeimende Trauer in Wut. Dem werde ich es zeigen. Ich werde etwas echt Aufregendes tun, und dann habe ich bewiesen, dass ich eben keine Langweilerin bin. Jetzt allerdings muss ich erst mal diese Drinks heil in den VIP-Bereich bekommen.
Heute habe ich anscheinend Glück und kann eine Dusche in diversen Alkoholsorten umgehen, gleich habe ich es tatsächlich durch die Menge geschafft, ohne …
Jemand rempelt mich an. Huch, wo bitte kommt der denn her?
Bevor ich mich noch darüber wundern kann, kippt mein Tablett. Verzweifelt versuche ich, das Ding auszubalancieren. Oje! Ich sehe praktisch schon, wie sämtliche Gläser umkippen, mich, den gesamten Boden und diesen tollpatschigen Clubbesucher in bunten Drinks baden, da greift jemand nach dem Tablett und packt mich mit der anderen Hand an der Hüfte. Blinzelnd stelle ich fest, dass ich immer noch trocken und nicht aus den High Heels gekippt bin. Puh, das war knapp!
Die süße dunkelhaarige Frau zieht ihren Ausschnitt nach unten und drückt mir einen Kuss auf den Hals. Ich hasse es, wenn sie anhänglich werden. Deshalb schiebe ich sie sanft, aber bestimmt von mir. Allein der gierige Blick, den sie mir zuwirft und mich so praktisch um eine zweite Runde anbettelt, sorgt dafür, dass sich auch der letzte Rest meiner Lust in Luft auflöst.
Die zweite Schönheit, die an meinem anderen Arm hängt, kichert. Wow. Hätte ich nicht eigentlich ahnen müssen, dass die Chance darauf, dass diese Weibchen an mir kleben, als wäre ich ihr neues Lieblingsspielzeug, groß ist? Aber was habe ich erwartet, wenn ich so dumm bin, gleich zwei Frauen flachzulegen? Tja, für diese simple Rechnung hatte ich wohl eindeutig zu viel Whiskey.
Aber hey, ich arbeite hart und ständig. Da brauche ich ab und zu einen kleinen Ausgleich. Und wenn Sport hilft normalerweise. Wenn das nicht reicht, dann lasse ich mich ab und an auch mal dazu hinreißen, ein paar Damen zu beglücken. Besonders, wenn ich einen Deal über mehrere Millionen Dollar vergeige.
Wow. Super. Von wegen ablenken. Hat ja klasse geklappt. Schnell mache ich mich von den Frauen los, springe vom Bett, werfe mir im Eiltempo mein Sakko wieder über und schließe den Gürtel. Das Hemd lasse ich offen. Interessiert mich nicht. Die Ladys starren mir auf die Bauchmuskeln, als hätten sie nicht schon genug Gelegenheit dazu gehabt. Die hatten sie eindeutig, immerhin hatte ich gerade Sex mit den beiden. Manchmal ist es wirklich praktisch, dass die Wohnung meines Cousins direkt unter dem Nachtclub liegt, in dem er arbeitet.
Mir erschließt sich nicht mal mehr vollständig, wie ich eigentlich hier gelandet bin. Oder was ich mir dabei gedacht habe. Habe ich wirklich geglaubt, mich so ablenken zu können?
Klasse Idee, Cayden!
Dabei wollte ich in den Club, um bei Joey an der Bar abzuhängen. Stattdessen habe ich zwei aufdringliche Weibchen mit in sein Apartment geschleppt. Ups.
Das war sicher nicht der Grund dafür, dass Joey mir für Notfälle seinen Schlüssel gegeben hat. Aber immerhin habe ich die Bude für ihn gekauft, von daher wird er sich schon nicht zu sehr darüber aufregen. Vielleicht sollte ich trotzdem so freundlich sein, ihn vorzuwarnen? Keine Ahnung!
So oder so, geklappt hat mein Ablenkungsmanöver ja eh nicht. Also wird es höchste Zeit, wieder zu meinem ursprünglichen Plan zurückzukehren und mir aus der Nähe anzusehen, wie es so ist, das schwarze Schaf der Familie zu sein. Wenn ich noch ein, zwei so große Deals in den Sand setze, kann ich vermutlich mit Joey gemeinsam Bier zapfen und mit mittelmäßig attraktiven Frauen für Trinkgeld flirten.
Ein eisiger Schauer jagt mir über den Rücken. Nein. So weit wird es nicht kommen. Immerhin bin ich gut in meinem Job, verdammt gut. Dafür habe ich genug investiert und alles gelernt, was ich lernen musste.
Jeden Tag habe ich ein weiteres Stück von mir aufgegeben, bin stattdessen in die Rolle des souveränen Bosses hineingewachsen, bloß um doch »nur« Mums Investmentfirma zu bekommen, während der tolle, vorbildliche Nixon Dads Imperium übernehmen durfte. Es ist nicht so, dass ich Mums Firma nicht lieben würde, echt nicht, Finanzen waren schon immer mein Ding, und Crane Investment vertritt Werte, die mir persönlich näher liegen als die von Franklin Finance.
Ja, wir haben nicht nur jeweils eins der konkurrierenden Unternehmen übernommen, sondern jeder auch den Nachnamen des entsprechenden Elternteils bekommen, und damit war quasi von Anfang an klar, wer meines Vaters Lieblingssohn ist. Dass sein Liebling aktuell im Silicon Valley rumhängt und Start-ups kauft wie eine ausgehungerte neunköpfige Familie Snacks im Supermarkt, interessiert mich überhaupt nicht. Auch nicht, dass er dabei mein vielversprechendstes Investment aufgekauft hat, obwohl er wusste, dass ich bereits in Verhandlungen mit den Eigentümern bin. Ist mir egal. Echt.
Klar, deshalb bist du zu Joey geflüchtet, wie früher, wenn Nix gemein zu dir war. Total logisch, Cayden.
Schnell schüttele ich den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, und spüre parallel, dass die Wirkung des Whiskeys einsetzt. Ja, das ist besser als der Versuch, mich mit diesen beiden Frauen abzulenken. Also: Mein nächstes Ziel ist klar. Mehr Whiskey. Trifft sich gut, dass ich sowieso zurück zu Joey in den Club wollte.
»Zieht einfach die Tür zu, wenn ihr geht, Ladys.« Dass die beiden vermutlich protestieren, nehme ich gar nicht mehr wahr. Es wird echt Zeit, dass ich meinen ursprünglichen Plan umsetze, denn immerhin hat diese kleine Abweichung nicht dafür gesorgt, dass ich mich besser fühle.
Du wirst dich erst recht nicht besser fühlen, wenn du dich mit Joey sinnlos zuschüttest, du Idiot!
Als ich durch Joeys Flur auf die Tür zueile, kann ich gerade noch einen Blick in den Spiegel daneben erhaschen. Verdammt, ich hätte mich wohl echt mal wieder rasieren sollen. Kein Wunder, dass ich den Deal nicht fixieren konnte. So hätte ich mir auch nicht über den Weg getraut. Das offen stehende Hemd macht den Anblick nicht besser. Hab ich da Lippenstift am Kragen? Ehe ich genauer hinsehen kann, bin ich schon durch die Tür. Ist sowieso egal. Heute habe ich keine Pläne mehr, bei denen mich meine Optik interessieren würde. Wenn ich bei Joey an der Bar rumhänge, ist es vollkommen unwichtig, wie ich aussehe.
Entschlossen steige ich die schmale Treppe hoch und höre die Beats des Nachtclubs bereits, bevor ich das entsprechende Stockwerk erreiche. Warum Hank seinen Club hier eröffnet hat? Keine Ahnung, aber da er Joey beschäftigt, mache ich mir auch möglichst wenig Gedanken darum. Vermutlich liegt es daran, dass dieses Viertel sowieso nicht den besten Ruf hat. Dazu trägt Hank allerdings wohl seinen Teil bei. Soll mir recht sein, solange mein Cousin endlich einen Job hat, den er auch behalten kann.
Schon als ich einen Schritt in den Club mache, bin ich praktisch taub. Höllisch laut hier. Wie halten die Angestellten das nur aus? Ach egal, Hauptsache Whiskey! Ich wende mich zur Bar, begegne aber dummerweise Hanks Blick. Verdammt. Vorhin habe ich ihn hier nicht gesehen, und dass er heute aktiv mitten in der Menge steht, hat Joey gar nicht erwähnt. Mist! Wenn ich Glück habe, hat er mich gar nicht bewusst wahrgenommen, dann kann ich einfach …
»Crane! Wie schön, dass du meine bescheidene Hütte besuchst!«
Fuck! Ich halte in der Bewegung inne, hole tief Luft und fahre mir mit einer Hand durch die Haare. Eine alte Angewohnheit, die ich üblicherweise mittlerweile unterdrücke, weil sie absolut nicht zu meiner seriösen Fassade passt.
Komm schon, Cayden! Reiß dich zusammen!
»Hey Hank, Buddy.« In einer großen, ausholenden Geste klopfe ich dem Betreiber des Nachtclubs auf die Schulter und setze mein bestes Business-Lächeln auf.
»Was verschafft mir die Ehre?« Hank lacht und entblößt dabei einen peinlichen Goldzahn, der mit der dicken Kette um seinen Hals um die Wette blitzt. Der Typ sieht schon aus wie ein klassischer Zuhälter, wahrscheinlich liege ich mit dem Gedanken gar nicht mal so falsch. Hank ist … geschäftstüchtig. Die Möglichkeit, dass er absolut jeden Umsatz mitnimmt, ist also nicht unbedingt abwegig.
»Bin auf der Suche nach Joey«, sage ich, was bescheuert ist, weil mein Cousin in diesem Club in der Regel an relativ wenigen Orten zu finden ist. Entweder steht er hinter der Bar, oder er hängt in der Nähe der Toiletten herum. Was genau er da treibt, frage ich ihn besser nicht.
»Bar«, bestätigt Hank und deutet in die entsprechende Richtung. Ich nicke und will gerade an dem Clubbesitzer vorbeigehen, um nicht doch noch in ein unangenehmes Gespräch verwickelt zu werden, da hält Hank mich auf.
»Du wirst wohl nicht beim Pöbel am Tresen abhängen wollen, Cayden?« Eigentlich habe ich genau das vor. Ganz besonders, wenn er das so ausspricht. Die Art, wie er über den Großteil seiner Gäste spricht, gefällt mir nicht. Und ich hasse diesen lahmen, abgeschotteten VIP-Bereich. Gut, da fliegen einem immerhin nicht die Ohren weg, aber ich bin ja eigentlich wegen Joey hier und nicht, um Hanks Kasse klingeln zu lassen. Außerdem hatte ich heute schon genug reiche Säcke um mich herum, die sich gegenseitig mit ihrem Prunk übertrumpfen, da brauche ich nicht auch noch die anderen Gestalten, die üblicherweise in Hanks VIP-Lounge abhängen.
»Hab heute eine echt niedliche Kellnerin da, wenn du willst …«
Wow. Okay. Habe ich gerade noch vermutet, dass Hank seine Mädchen verkauft, bietet er sie mir jetzt an wie ein Marktschreier. Schnell schüttele ich den Kopf.
»Danke, nein.« Wie kommt der überhaupt darauf, mir das anzubieten? Sehe ich aus, als müsste ich für Sex bezahlen?
»Bist für heute schon bedient, was?« Hank lacht und klopft mir auf die Schulter. Woher …? Ach verdammt, der blöde Lippenstift. Ob ich den schnell aus dem Kragen waschen kann? Vermutlich nicht. Gezwungen erwidere ich sein Lachen.
»Werden wir sehen. Ich würde mich natürlich nicht wehren, wenn sich noch was ergibt.« Bemüht lässig schiebe ich die Hände in die Hosentaschen und zucke mit den Schultern. »Aber erst mal besuche ich Joey. Also …« Ich bin gerade dabei, mich zur Bar zu wenden, doch Hank hat mich schon wieder am Ellbogen gepackt und schiebt mich energisch in Richtung VIP-Lounge.
»Joey hat in einer halben Stunde sowieso Pause, dann schicke ich ihn nach hinten«, erklärt Hank. Also gebe ich mich seufzend geschlagen. Da drinnen kann ich mich wenigstens mit meinem Cousin unterhalten, ohne dass wir uns anbrüllen müssen.
»Ich schicke dir ein Mädchen mit einem Drink vorbei, mach’s dir schon mal gemütlich!« Hoffentlich meint er damit nicht die Frau, die er mir gerade schon so angepriesen hat.
»Okay«, sage ich mechanisch und nicke, bis Hank von mir ablässt und in Richtung Bar verschwindet. Bevor ich in diesen langweiligen VIP-Bereich gehe, sollte ich wohl besser doch meine übliche Fassade zumindest halbwegs wiederherstellen. Man weiß nie, wer in Hanks Hinterzimmer so abhängt, und bevor ich eventuell mit Lippenstift an unsäglichen Stellen auf einen Geschäftspartner treffe, sollte ich sichergehen, dass ich anständig aussehe.
Deshalb schlage ich den Weg zu den Toiletten ein, um wenigstens das Schlimmste notdürftig zu richten. Die Menge aus Leuten macht es mir nicht gerade einfach, mein Ziel zu erreichen, und ich habe mich kaum ein paar Meter durch die wogenden Leiber gekämpft, da rammt mich jemand unsanft.
Als ich die unhöfliche Remplerin entdecke, schaltet mein Hirn kurzfristig auf Stand-by. Könnte daran liegen, dass mein Blut sich ein bequemeres Plätzchen gesucht hat. Und das, obwohl ich doch gerade erst die Gelegenheit für wilden, dreckigen Sex genutzt habe.
Ihr schwarzes Haar fließt wie Seide über ihren Rücken, die dunklen Augen spiegeln die zuckenden Lichter. Hätte mir jemand angeboten, meine Traumfrau zu erschaffen, würde sie exakt so aussehen. Nicht nur ihre feinen Gesichtszüge sind perfekt, auch ihr Körper.
Das äußerst freizügige Kleid, das sie trägt, überlässt meiner Fantasie nicht mehr viel. Wobei die sich ohnehin gerade verabschiedet und sich in leuchtenden Farben Dinge ausmalt, die nicht mal ich mit einer Frau so öffentlich machen würde. Sie ist sowieso so gut wie nackt, wäre also recht einfach, ihr das letzte bisschen Stoff hochzuschieben, sie an die nächstgelegene Wand zu drängen und sie zu nehmen, bis ihr Stöhnen sogar die ohrenbetäubende Musik übertönt. Dabei könnte ich überprüfen, ob ihr Hintern und ihre Brüste sich so perfekt an meine Hände schmiegen, wie ich vermute. Ja. Das würde mir gefallen.
Vielleicht würde mich das von meinem beschissenen Tag ablenken? Ganz sicher würde es das.
Mein Blick fällt auf das Tablett, das sie in einer Hand balanciert. Ob das Hanks Mädchen ist, das er mir so unbedingt anbieten wollte? Wenn ja, hatte er damit verdammt recht. Denn ich bin tatsächlich echt scharf auf sie, obwohl ich für heute eigentlich bedient sein sollte. Was nur einen Schluss zulässt: Sie muss ich haben! Egal, wie. Und danach werde ich ein ernstes Gespräch mit Hank führen, um zu verhindern, dass er die gleiche Nummer beim nächsten Kunden versucht.
»Danke, Sie haben …«, beginne ich und sehe auf. In ein paar stahlblaue Augen, die mich sofort vergessen lassen, was ich sagen wollte. Selbst im diffusen Licht des Clubs ist dieser Kerl vor mir einfach umwerfend. Flüchtig registriere ich den Anzug, der schon von Weitem teuer aussieht. Sein Hemd steht halb offen und legt damit etwas frei, das ich sogar im Halbdunkeln als den Ansatz gut definierter Muskeln erkenne. Schnell zwinge ich mich, mich vom Anblick seiner nackten, gebräunten Haut loszureißen. Doch der Blick in sein Gesicht macht das hektische Trommeln in meiner Brust nicht leiser.
Dieser Mann ist eine Erscheinung. Er hat die Züge eines Filmstars und eine Ausstrahlung, die vermutlich den ganzen Club für ihn einnehmen könnte, würde er es darauf anlegen. Der Dreitagebart und die welligen blonden Haare, die ihm in die Stirn hängen, lassen ihn zwar in Kombination mit dem offenen Hemd und dem … Ist das roter Lippenstift da an seinem Kragen? Und pinker auf der anderen Seite am Hals? Du meine Güte! Was hat der denn angestellt?
Egal! Er mag ein klein wenig derangiert aussehen, das sorgt aber nur dafür, dass er noch heftigere Sexiest-Man-Alive-Vibes ausströmt. Plötzlich wird mir unter dem glühenden Blick seiner hellen Augen unglaublich warm. Und das, obwohl ich in dem überaus dünnen Kleid sonst eher friere. Kann man in einem Hauch von Nichts überhaupt schwitzen? Offensichtlich.
»Alles in Ordnung?«, fragt jemand. Und mein Gehirn braucht eine Sekunde, um zu begreifen, dass die Stimme zu dem atemberaubenden Kerl gehört. Apropos atemberaubend! Habe ich echt die Luft angehalten? Ja, habe ich. Hastig atme ich tief durch, weil meine Lungen schon langsam protestieren.
Der Kerl lässt mich zwar los, kommt aber einen Schritt auf mich zu, sodass unsere Körper nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt sind.
Ein herber Männerduft hüllt mich ein. Einnehmend, dominant und faszinierend, wie sein Träger. Mir fällt auf, dass sich etwas Blumiges – vermutlich die Überreste des Parfüms der Lippenstift-Ladys – und der torfige Geruch eines teuren Whiskeys daruntermischen.
Dann neigt er den Kopf. Er muss sich ein wenig zu mir herunterbeugen, obwohl ich schwindelerregend hohe Schuhe trage. Seine Lippen streifen mein Ohr, und ein Schauer rieselt über meine Haut. Allein diese winzige Berührung löst etwas in mir aus, was mich völlig irritiert. Meine Knie fühlen sich plötzlich seltsam wackelig an, und in meinem Bauch flackert und glüht es.
»Pass auf, wo du hinläufst, kleine Kellnerin«, raunt er, und der weiche Klang seiner Stimme, kombiniert mit dem sanften, britischen Akzent, sorgt für den nächsten wohligen Schauer, der mir über die Haut rinnt. Mein ganzer Körper dreht völlig durch, und es fühlt sich an, als hätte er mir gerade etwas absolut Unanständiges gesagt. Schon wieder vergesse ich zu atmen.
»Wäre doch schade, wenn du dich verletzt, hm?«
Wie kann jemand nur eine so wahnsinnig erotische Stimme haben? Dunkle Flecken zucken durch mein Sichtfeld. Ich starre auf den Lippenstiftabdruck an seinem Hals und wünsche mir plötzlich, es wäre die Spur meiner Lippen.
»Nicht, dass du dir noch deine hübschen Beinchen brichst oder auf dem süßen Hintern landest.«
Süßer Hintern? Echt jetzt?
Von vorn kann er das wohl kaum beurteilen. Aber da mein Körper längst von selbst reagiert, ist ihm Logik vollkommen egal. Der Cocktail aus Hormonen, der spontan durch meine Adern schießt, macht mich ganz schwindelig.
»Vielleicht willst du ja eine kleine Pause einlegen. Dein Boss hat sicher nichts dagegen, wenn du dich mal kurz in einer dunklen Ecke intensiv bei mir dafür entschuldigen würdest, dass du mich beinahe umgerannt hast.«
Moment!
Was wird denn das? Hat er grade angedeutet …?
O nein! Nicht mit mir! Da kann er noch so sexy sein. Auf billige Anmachen stehe ich gar nicht. Und das ist das reduzierte Discounterprodukt unter den Anmachen. Ich will mich von dem Kerl lösen, ihn wegschieben, damit er seine widerlichen Sprüche für eine andere aufhebt. Oder zwei, wenn man von den unterschiedlichen Lippenstiftflecken ausgeht. Aber mein Körper gehorcht mir nicht, spielt stattdessen immer noch Hormonroulette, und ich muss all meine Selbstbeherrschung aufbringen, um nichts vollkommen Bescheuertes zu tun.
Er ist bestimmt ganz brauchbar im Bett. Und du könntest dringend mal wieder ein bisschen guten Sex gebrauchen. Lass dich darauf ein! Wenn der Kerl nicht das absolute Gegenteil von langweilig ist, dann weiß ich auch nicht. Sei einmal der supersexy Vamp, der den tollen Typen abbekommt, statt dem braven Mäuschen, das nur an die Uni denkt!
Ich hasse mich dafür, dass alles in mir danach schreit, ihm einfach nachzugeben und mich tatsächlich von diesem Kerl in einer dunklen Ecke oder notfalls sogar in der müffelnden Gasse hinter dem Club vögeln zu lassen. Allein der Gedanke jagt mir ein Kribbeln durch den Bauch und sorgt gleichzeitig dafür, dass es zwischen meinen Beinen heftig zieht.
»Ich wette, diese Lippen sind ganz hervorragend für Entschuldigungen geeignet.« Die Art, wie er das Wort »Entschuldigung« betont, lässt keinen Zweifel daran, was er sich darunter vorstellt. Aber statt ihm zu sagen, dass er sich das an den nicht vorhandenen Hut stecken kann, ziehe ich die Unterlippe zwischen meine Zähne. Seine blauen Augen verdunkeln sich. Dieser Schleier der Lust, der sich durch seinen Blick zieht … Wann habe ich den zuletzt so intensiv bemerkt? Wann hat mich je jemand so angesehen?
Das aufgeregte Kribbeln in mir wird stärker.
Mir entgeht nicht, dass er meine Lippen genau beobachtet. Er ist mir so nah, dass mir ganz schwindelig wird. Mein Hirn setzt einfach aus. Und meine ausgehungerte Libido hat überhaupt nichts dagegen. Sie würde sich am liebsten wie eine Katze schnurrend an seinem Bein reiben.
Komm schon, Eve. Du willst es sowieso. Was soll es bringen, dir das Gegenteil einzureden? Einmal. Sei nur einmal in deinem Leben unartig.
Aber noch zögere ich. Egal, wie heiß der Typ ist, das hier ist mein Job. Ich kann doch nicht einfach mit ihm während meiner Arbeitszeit sonst wohin verschwinden und mich von ihm vögeln lassen. Dabei ist es unwichtig, wie sehr ich es will. Oder?
Die Schönheit zögert. Trotz des diffusen Lichts, das zuckende Schatten über die Tanzfläche jagt, kann ich es in ihrem Gesicht lesen. Genauso sehr kann ich darin allerdings erkennen, dass sie mich will. Also …
»Ich finde wirklich, du solltest dich anständig bei mir entschuldigen, Kleines«, wiederhole ich und bemerke selbst, wie rau und fremd meine Stimme klingt. Parallel werde ich allein beim Gedanken daran, wie ich mir ihre »Entschuldigung« vorstelle, hart. Ein bisschen wie ein Schuljunge, der seinen ersten Porno sieht. Verdammt. Wahrscheinlich bräuchte sie nur die vollen, sündigen Lippen um meinen Schwanz zu schließen, und ich würde praktisch sofort auf ihrer Zunge kommen.
Das wäre wohl ein bisschen peinlich. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, meine Vermutung zu überprüfen. Am liebsten will ich sie einfach packen und in Joeys Apartment schleifen.
Allerdings sind die beiden Frauen möglicherweise noch da, und das würde einen echt schlechten Eindruck machen. Dann kann ich den Blowjob meiner Träume abhaken. Und das kommt überhaupt nicht infrage. Schnell gehe ich in Gedanken den Club ab. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. O ja. Das wird funktionieren. Jetzt muss ich die Kleine nur noch überzeugen.
Leichteste Übung, Cayden! Los geht’s!
»Ich muss die hier servieren!«, sagt sie und deutet zu dem Tablett in ihrer Hand.
Da kommt mir eine Idee. Primitiv, aber vielleicht reicht es schon? Ich zwinkere ihr zu, schnappe mir das einzige der Gläser, bei dem ich vermute, dass es Whiskey enthält. Dann greife ich in die Sakkotasche, ziehe ein paar Scheine heraus, und bevor sie mich aufhalten kann, strecke ich die Hand aus und schiebe ihr das Geld in den Ausschnitt. Direkt in den BH.
Dabei streife ich aus Versehen ihre zarte Haut. Mir ist egal, dass das eine echt billige Nummer ist. Mein benebeltes Gehirn schnallt zu spät, dass ich diese Frau behandele wie eine Stripperin. Wow. Mein Hirn hat heute wohl wirklich Urlaub. Eigentlich bin ich kein Arschloch. Gut, doch, bin ich. Aber zumindest nicht so eins.
Bevor ich mit meiner Selbstanalyse weitermachen kann, packen zierliche Finger mein Handgelenk. Ihr Griff ist erstaunlich fest.
»Was wird das?« Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit, dass ihre Stimme plötzlich dunkler klingt. Statt meine Hand wegzuschieben, hält sie sie einfach an Ort und Stelle. So, dass ich praktisch die Finger in ihrem Ausschnitt liegen habe. Ein bisschen, als könnte sich die Schönheit nicht entscheiden, ob sie mich daran hindern will weiterzumachen oder daran, meine Hand wegzuziehen. So oder so: sehr gut.
Immerhin scheint sie mir die Aktion nicht übel zu nehmen. Also setze ich mein verführerischstes Lächeln auf und bringe die Lippen wieder neben ihr Ohr. Ihr ganzer Körper bebt. Ich spüre ihre abgehackten Atemzüge an meinem Hals. Die zarten Finger um mein Handgelenk lockern sich, sodass meine eigenen noch etwas tiefer in ihren Ausschnitt rutschen und eine ihrer prallen Brüste streifen.
»Was glaubst du, was das wird?«, raune ich. »Du hast deinen Job gerade erledigt. Und ich wette, dein Boss hat nichts dagegen, wenn du eine kleine Pause einlegst.«
Hoffentlich wirkt das nicht, als würde ich sie für Sex bezahlen wollen. Der Gedanke kommt mir viel zu spät. Weil mein Hirn eh schon nicht mehr richtig funktioniert, exe ich den Whiskey. Vielleicht sorgt der ja dafür, dass ich weniger Schwachsinn mache.
»Also …«, beginnt sie und scheint zu überlegen. Sie kann mich nicht abblitzen lassen! Das ertrage ich heute einfach nicht. Ich brauche ganz dringend einen Erfolg. Und ich habe entschieden, dass sie diese Ehre hat. Deshalb werde ich alles geben, um sie zu überzeugen.
So, wie du es bis jetzt getan hast? Riesenidee, du Idiot! Frag sie doch gleich nach ihrem Preis, das ist der einzige schwer romantische Move, den du noch nicht versucht hast. Trottel.
Ich ignoriere die Tatsache, dass meine innere Stimme verdächtig nach der meines Bruders klingt, und konzentriere mich wieder auf die Frau.