Mystery Files - Insel der Schrecken - R.S. Graham - E-Book

Mystery Files - Insel der Schrecken E-Book

R.S. GRAHAM

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Beschreibung

Emily könnte ihre besten Freunde erwürgen! Ein Streich von Patricia, Stuart und Ronnie ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen - und jetzt sind sie zu viert auf einer einsamen Insel vor der Westküste der USA gestrandet. Und das Schlauchboot, das sie zu einer Party auf die Nachbarinsel hätte bringen sollen, ist vollkommen zerstört: Jemand hat die Gummihülle aufgeschlitzt! Ist die Insel doch nicht unbewohnt? Aber wer sollte die vier Freunde daran hindern, die Insel wieder zu verlassen? Und warum? Immer stärker befällt Emily das Gefühl, dass dort jemand ist, der sie aus dem dichten Urwald heraus beobachtet - und dann verschwindet auch noch Patricia! Emily rennt hinterher, sieht aber nur noch einen großen, dunklen Schatten im Gebüsch verschwinden. Genau dort findet sie Schleifspuren, wo jemand - oder etwas? - Patricia mit enormer Kraft weggezogen haben muss ...

MYSTERY FILES - Unerklärliche Ereignisse, mysteriöse Geschichten und paranormale Erlebnisse. Gibt es für das Übernatürliche eine logische Erklärung? Oder ist mehr da draußen, als wir alle ahnen? Für alle Fans von »Akte X« und »X-Factor - Das Unfassbare«.

Weitere Folgen der Serie:
Mystery Files - Rufe aus dem Jenseits
Mystery Files - 14 Stunden Angst
Mystery Files - Wächter des Feuers
Mystery Files - Insel der Schrecken
Mystery Files - Der Geist von Lilywhite Manor
Mystery Files - Stadt ohne Gedächtnis
Mystery Files - Galerie der Angst
Bereits erschienen unter »Insel der Schrecken« (2011)

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

Epilog

Über den Autor

Weitere Titel des Autors

Impressum

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Über dieses Buch

Emily könnte ihre besten Freunde erwürgen! Ein Streich von Patricia, Stuart und Ronnie ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen – und jetzt sind sie zu viert auf einer einsamen Insel vor der Westküste der USA gestrandet. Und das Schlauchboot, das sie zu einer Party auf die Nachbarinsel hätte bringen sollen, ist vollkommen zerstört: Jemand hat die Gummihülle aufgeschlitzt! Ist die Insel doch nicht unbewohnt? Aber wer sollte die vier Freunde daran hindern, die Insel wieder zu verlassen? Und warum? Immer stärker befällt Emily das Gefühl, dass dort jemand ist, der sie aus dem dichten Urwald heraus beobachtet – und dann verschwindet auch noch Patricia! Emily rennt hinterher, sieht aber nur noch einen großen, dunklen Schatten im Gebüsch verschwinden. Genau dort findet sie Schleifspuren, wo jemand – oder etwas? – Patricia mit enormer Kraft weggezogen haben muss ...

R.S. Graham

Insel der Schrecken

1. Kapitel

»Wow, ist das aufregend!«, freute sich Emily und strahlte ihre Freundin Patricia an. »Aber das muss dich doch ein Vermögen gekostet haben.«

Patricia winkte ab und schob sie weiter vor sich her über das Rollfeld des kleinen Flughafens im Süden von Los Angeles. »Du bist meine beste Freundin, du feierst nicht jeden Tag deinen achtzehnten Geburtstag, und du sollst dich ja schließlich auch noch in zehn Jahren an mein Geschenk erinnern«, meinte sie mit einem breiten Grinsen.

»Das werde ich ganz bestimmt. Einen Rundflug über den Pazifik hat mir noch niemand geschenkt.«

Sie gingen auf einen Hangar zu, vor dem eine zweimotorige Propellermaschine stand. Ein Mann stützte sich am Rumpf ab, und mit seiner braunen Lederjacke, dem Schlapphut und seinem Dreitagebart hätte er glatt für Indiana Jones durchgehen können.

»Mr Greenwood?«, fragte Patricia beim Näherkommen.

Der Mann nickte. »Ihr müsst Emily Grayson und Patricia Hambly sein.«

»Richtig, ich bin Patricia, das ist Emily«, bestätigte sie.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Emily«, gratulierte er ihr und schenkte ihr ein etwas schiefes, strahlendes Lächeln.

»Danke, Mr Greenwood.«

»Rick«, sagte er nur.

»Okay. Danke ... Rick.«

Er sah sie beide an. »Bereit, um in die Lüfte aufzusteigen?«

Emily und Patricia tauschten einen kurzen Blick aus, dann nickten sie beide. »Wir sind bereit.«

Greenwood ging um die Tragfläche herum, öffnete die Tür und hielt sie auf, bis die zwei eingestiegen waren, dann begab er sich auf die andere Seite der Maschine und nahm hinter dem Steuerknüppel Platz. Während Emily fasziniert zusah, ging Greenwood seine Checkliste durch, startete die Motoren und ließ sich vom Tower die Starterlaubnis erteilen.

Ein paar Minuten später waren sie bereits aufgestiegen, und weder Emily noch Patricia konnten sich von dem Anblick losreißen, wie das gigantische Los Angeles immer kleiner wurde und hinter ihnen zurückfiel, während die Maschine hinaus aufs offene Meer flog.

»Haben wir ein bestimmtes Ziel?«, fragte Emily nach einer Weile.

»Mh-mh«, verneinte ihre Freundin. »Wir machen einfach einen Rundflug. Erst mal ein Stück weit übers Meer, dann nach Norden und einmal rund um L.A.«

»Einfach toll«, begeisterte sich Emily. »Das ist echt was ganz anderes, als wenn man mit einer Linienmaschine fliegt. Hier habe ich das Gefühl, dass ich ... dass ich ...« Ihr wollten die passenden Worte nicht einfallen. »... ach, ich weiß nicht. Dass ich richtig in der Luft bin. Sonst wird man durch so viele Sachen abgelenkt ... die Stewardessen, die alle fünf Minuten vorbeikommen ... die Getränke, das Essen ... das Kino, das Radio an Bord. Da vergisst man irgendwann, dass man sich wer weiß wie hoch in der Luft befindet. Aber hier ... hier kann einen gar nichts ablenken.«

»Ich dachte mir, dass dir das gefällt«, entgegnete Patricia. »Das einzige andere Geschenk, das ich sonst gehabt hätte, wär ein Gutschein für eine DVD gewesen.«

»Darüber hätte ich mich auch gefreut. Solange mir niemand einen Besuch auf der Beauty Farm spendiert, so wie dein dämlicher Bruder letztes Jahr bei dir.«

»Hör bloß auf«, stöhnte Patricia und bemerkte den fragenden Blick des Piloten. »Wissen Sie, Rick, mein Bruder hat sich mit seinen Freunden zusammengetan und mir einen Zwanzigerpack Gutscheine für die Glendale Beauty Farm geschenkt. Dann hat er mir vor allen meinen Freunden und meiner Familie lautstark erklärt, dass sie mir jetzt jedes Jahr so was schenken würden, damit ich in zehn bis zwanzig Jahren hoffentlich einigermaßen passabel aussehe.«

Greenwood schüttelte amüsiert den Kopf. »Nicht sehr nett von deinem Bruder.«

»Na, du hast dich aber auch angemessen revanchiert«, wandte Emily ein, dann erklärte sie dem Piloten: »Sie hat an seinem Geburtstag einen Typ auf seine Party eingeladen, der als Sanitäter verkleidet war und mit einer Kühlbox ankam, in der ein täuschend echt aussehendes Gehirn lag. Und ein Zettel mit der Aufschrift: ›Endlich mal ein Geschenk, das du garantiert nicht schon hast!‹«

Der Pilot musste laut lachen. »Touché«, sagte er dann anerkennend. »Und dein Bruder?«

»Oh, der hat sich wenigstens noch selbst blamiert«, erzählte Patricia zufrieden. »Als er das Gehirn sah, hat er mich ganz im Ernst gefragt: ›Was soll ich denn damit?‹ Die anderen haben sich fast totgelacht!«

Emily sah wieder aus dem Fenster und bemerkte eine Inselgruppe, die einige Meilen vor ihnen lag. »Was sind das für Inseln?«, fragte sie Greenwood.

»Hast du denn in Geografie gar nicht aufgepasst?«, warf Patricia ein. »Das da sind die Gilligans.«

Der Pilot schüttelte den Kopf. »Sorry, wenn ich dich korrigieren muss. Die heißen nicht Gilligans, sondern Milligans.«

Patricia zuckte mit den Schultern. »Immerhin war ich ziemlich nah dran«, rechtfertigte sie sich. »In welchem Beruf muss ich denn wissen, wie irgendwelche Inseln mitten im Pazifik heißen?«

»Zum Beispiel, wenn du Pilotin wirst und jemand will von dir zu den Milligans geflogen werden«, hielt Emily dagegen. »Dann bist du nämlich aufgeschmissen.«

»Okay«, meinte ihre Freundin. »Erstens sind die Chancen ziiiiiemlich gering, dass ich Pilotin werde, und dann sind die Chancen noch viiiiiiiel geringer, dass sich jemand von mir zu den Milligans fliegen lassen will.«

»Das kannst du so nicht sagen.«

»Na klar kann ich das. Ich werde dann nämlich nur im Landesinneren fliegen, womit das Problem gelöst wäre.«

Emily schüttelte den Kopf und begann zu lachen, als sie sah, wie Patricia bei diesen Worten grinste. »Ich hätte gedacht, in einer Maschine wie der hier müsste es viel lauter sein, weil die Motoren so dicht am Rumpf sitzen.«

»Ältere Maschinen sind auch etwas lauter, aber man kann sich immer noch ganz gut verständigen. Wenn das hier ein Hubschrauber wär, dann sähe die Sache schon wieder anders aus«, erwiderte Greenwood.

Kaum hatte er ausgesprochen, kam es Emily so vor, dass es jetzt sogar noch etwas leiser geworden war. Das machte sie stutzig, zumal dieser Eindruck seltsam einseitig war, als würde sie von einem Moment zum anderen auf einem Ohr schlechter hören.

Sie sah nach links und ... ihr Atem stockte! Der linke Propeller hatte aufgehört sich zu drehen! Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz stehen bleiben, sie riss den Mund auf, doch ihre Kehle war vor Entsetzen wie zugeschnürt, sodass sie kein Wort herausbringen konnte. »Da-da ... da ist was ... ausgefallen!«, stotterte sie schließlich.

»Verdammt!«, hörte sie den Piloten fluchen. »Das darf doch nicht wahr sein!«

Patricia bewunderte die Aussicht rechts von der Maschine und hatte von dem Vorfall noch gar nichts mitbekommen. Als Emily sie anstieß, drehte sie sich nichtsahnend um und schaute ratlos in das entsetzte Gesicht ihrer Freundin.

»Was ist los?«, fragte sie verwundert.

»Da!«, rief Emily und zeigte nach links.

»Was ist denn da?«, wollte Patricia wissen, reckte den Hals und schaute hinunter aufs Meer. »Du siehst ja aus, als würde da unten Godzilla aus dem Wasser steigen.«

»Der Motor! Der Propeller! Sieh doch!«

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Patricia verstand, was ihre Augen erfassten. Der linke Motor war ausgefallen! »O nein!«, keuchte sie.

»Kein Grund zur Panik«, meldete sich Greenwood zu Wort. »So was kommt schon mal vor. Aber wir können auch mit nur einem Motor weiterfliegen, also kein Problem. Zur Sicherheit werde ich allerdings kehrtmachen.«

Die Maschine flog einen Halbkreis, dann waren sie auf dem Weg zurück in Richtung Küste. Zumindest hoffte Emily, dass irgendwo dort vor ihnen die Küste war, denn sehen konnte sie sie noch nicht. Das einzige Land weit und breit war die Inselgruppe, die sie vor ein paar Minuten überflogen hatten – die Milligans.

»Können wir nicht da landen?«, fragte sie den Piloten, aber Greenwood verneinte sofort.

»Das sind Dutzende von Inseln, die meisten davon sind unbewohnt und völlig überwuchert. Da gibt es nichts, was als Landebahn herhalten könnte. Und zu den bewohnten Inseln kommt man nur mit einem Wasserflugzeug «, machte er ihnen klar und fügte sofort an: »Ihr müsst aber keine Angst haben. Wir schaffen das zurück zum Flughafen.«

Emily beugte sich vor und sah dem Mann über die Schulter, weil sie einen Blick auf die Instrumententafel werfen wollte. Die Anzeigen sahen alle ganz normal aus, jedenfalls so, wie sie sich normale Anzeigen vorstellte. Sie kannte das nur aus Filmen und Serien, wenn ein Flugzeug Probleme hatte und der Höhenmesser und alle möglichen Instrumente verrücktspielten. Das Einzige, was ihr auffiel, war eine blinkende rote Kontrollleuchte, über der ›Motor 1‹ geschrieben stand.

Noch während sie auf dieses Lämpchen starrte, bekam sie den nächsten Schreck, denn in genau diesem Moment ging gleich daneben eine zweite rote Leuchte an. ›Motor 2‹ war auf dem Plastikschild darüber zu lesen.

Sie wagte es kaum, aus dem rechten Fenster zu sehen, doch sie musste es wissen. Als sie dann den Grund dafür entdeckte, dass die Kontrolllampe angegangen war, stockte ihr abermals der Atem.

»Der andere Propeller!«, schrie sie und zeigte auf die Tragfläche. Gleichzeitig fiel ihr auf, dass es in der Maschine totenstill war, so als würden sie in einem Segelflugzeug sitzen.

Greenwood murmelte einen unverständlichen Fluch, dann begann er hastig, verschiedene Schalter umzulegen. Wieder fluchte er leise vor sich hin, dann wurde er ruhig und sagte über die Schulter: »Legt eure Fallschirme an, wir werden wohl aussteigen müssen.«

Emily sah zu Patricia, doch die war die Ruhe selbst, griff unter ihren Sitz und legte den in einer Art Rucksack verpackten Fallschirm so an, wie Greenwood es ihnen routinemäßig während der Startvorbereitungen erklärt hatte. Als sie sah, dass Emily immer noch wie erstarrt dasaß, holte sie auch deren Fallschirm heraus und half ihr, in anzulegen. »Keine Panik«, redete sie beruhigend auf sie ein. »Denk einfach an den Fallschirmsprung, den uns deine Schwester letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hat. Da ist uns auch nichts passiert.«

»Da hatte ich auch schreckliche Angst.«

»Vorher«, betonte Patricia. »Aber nach dem ersten Sprung konntest du gar nicht genug davon kriegen und hast mich noch zweimal in die Maschine geschleift, weil du immer wieder springen wolltest.«

»Da wollte ich das auch, da musste ich es nicht.«

Patricia drückte sie an sich. »Dann stell dir einfach vor, dass du es jetzt auch wieder willst.« Sie drehte sich zu Greenwood um. »Wir sind so weit.«

»Alles klar«, gab er zurück. »Ich werde die größere Insel da vorn ansteuern, da ist ein breiter Sandstrand zu sehen. Das macht die Landung etwas einfacher.«

»Und was ist mit Ihnen?«, wollte Patricia wissen.

»Wenn ihr beide ausgestiegen seid, ist die Maschine leichter. Mit etwas Glück schaffe ich es so zurück an Land. Wenn nicht, werde ich das Rettungsboot zu Wasser lassen und ebenfalls abspringen. Viel Glück, ihr zwei.«

»Viel Glück«, erwiderten die beiden Freundinnen gleichzeitig, dann umfasste Patricia den Türgriff und wartete auf das Signal des Piloten.

Die Sekunden, die in Wahrheit nur vergingen, kamen Emily wie eine Ewigkeit vor, bis der Pilot eine Hand hob und schließlich rief: »Jetzt! Springt jetzt!«

Patricia hatte Mühe, die Tür zu öffnen, da sie gegen den Fahrtwind ankämpfen musste. Dann endlich gelang es ihr, und einen Moment lang stand sie in der Türöffnung, als überlege sie, ob sie tatsächlich springen sollte.

Ehe sich Emily versah, war Patricia verschwunden, und diesmal zögerte sie keine Sekunde, sondern stürmte aus der Maschine und kniff dabei die Augen fest zu. Sie merkte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor, doch gleichzeitig kam es ihr vor, als würde sie in der Luft stehen, obwohl sie sich längst im freien Fall befand. Sie streckte alle viere von sich, bis sie sich orientiert hatte, dann sah sie unter sich das blaue Meer, das sich in alle Richtungen bis an den Horizont erstreckte. Ein Stück nach rechts befand sich die Insel mit dem Sandstrand, von dem der Pilot gesprochen hatte. Dort musste sie hin.

Der Wind rauschte in ihren Ohren, aber für einen kurzen Moment meinte sie ein Motorengeräusch zu hören. Vielleicht ein anderes Flugzeug? Oder ein Hubschrauber? Der würde sie sofort nach der Landung an Bord nehmen können, wenn der Pilot mitbekam, dass sie sich auf die Insel zu retten versuchten. Sie sah sich um, konnte jedoch außer der kleinen Maschine nichts entdecken. Offenbar hatten ihre Ohren ihr einen Streich gespielt.

Sie suchte ihre Umgebung ab und machte Patricia aus, deren Fallschirm sich soeben öffnete. Ohne erst noch nachzudenken, griff Emily nach der Reißleine und zog mit aller Kraft daran. Als der Fallschirm aufging, bremste er ihren Sturz in die Tiefe mit solcher Wucht ab, dass sie glaubte, in die Höhe geschleudert zu werden. Die Gurte um Arme und Beine schnitten sich ins Fleisch, aber der Schmerz war erträglich, weil Emily gewusst hatte, was sie erwartete – ganz im Gegensatz zu ihrem ersten Sprung, bei dem sie noch geglaubt hatte, ihr würden Arme und Beine abgerissen.

Während Emily langsam tiefer sank, wurde die Insel unter ihr allmählich größer und größer. Vom Flugzeug aus hatte sie fast winzig gewirkt, so als benötige man für eine Umrundung zu Fuß nicht mehr als eine Stunde. Je näher sie kam, umso deutlicher wurden die wahren Ausmaße der Insel. Eine Umrundung würde wahrscheinlich mehrere Tagesmärsche dauern, was Emily mit Hoffnung und Schrecken zugleich erfüllte. Einerseits war davon auszugehen, dass ihre Retter die Insel zumindest schnell finden würden, sobald Greenwood an Land zurückgekehrt war und die Behörden informiert hatte. Andererseits konnten die gleichen Retter unter Umständen Tage mit der Suche nach ihnen zubringen, wenn sie die Insel von der falschen Seite erreichten. Emily wagte gar nicht erst darüber nachzudenken, was sein würde, wenn der Pilot es aus irgendeinem Grund gar nicht zurück an Land schaffte und niemandem davon berichten konnte, wo er sie hatte abspringen lassen.

Der Strand kam immer näher, was Emily mit großer Erleichterung aufnahm. Sie hätte keine Lust gehabt, im Wasser zu landen und an Land schwimmen zu müssen, wo sie dann den Rest des Tages in nassen Klamotten hätte verbringen dürfen. Wenigstens war es dem Piloten gelungen, sie genau an der richtigen Stelle abspringen zu lassen.

Patricia war bereits gelandet und legte das Gurtzeug ab, dann lief sie auf Emily zu, die im Laufschritt im weichen Sand aufsetzte, aber von ihrem eigenen Schwung mitgerissen wurde und der Länge nach am Strand landete.

Lachend half Patricia ihr, die Gurte abzulegen, dann zog sie auch diesen Fallschirm weiter an Land, damit er nicht von der Flut erfasst und ins Wasser gezogen wurde.

Unwillkürlich stimmte Emily in ihr Lachen und sagte keuchend: »Die Überraschung ist dir wirklich gelungen, Pat. Das Geburtstagsgeschenk werde ich garantiert nie vergessen!« Dabei fielen sie sich in die Arme und sanken in den Sand, wo sie erst eine Weile liegen blieben, um wieder zu Atem zu kommen.

Als sich Emily schließlich aufsetzte und den menschenleeren Strand betrachtete, wurde sie ernst. »Und wie kommen wir hier wieder weg?«, fragte sie.

Patricia zuckte mit den Schultern. »Dieser Greenwood hat bestimmt einen Notruf gesendet, nachdem wir abgesprungen sind, und unsere Position durchgegeben. Ein paar von den Inseln hier sind doch bewohnt, hat er gesagt. Ganz sicher kommt spätestens in ein paar Stunden jemand mit seinem Wasserflugzeug her, um uns abzuholen.«

»Meinst du?«

»Mensch, Emily. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, so was wie Robinson Crusoe kann heute nicht mehr passieren. Ich wette, die können uns anhand unserer Handys orten und wissen in ein paar Minuten, dass wir beide keinen Meter voneinander entfernt am Strand stehen. Vielleicht sollten wir mal winken, damit die uns mit einem ihrer Satelliten filmen können.«

»In dem Film mit Tom Hanks hat das aber auch nichts geholfen«, wandte Emily ein.

»Das war ja auch ein Film. Wenn die Tom Hanks sofort gefunden hätten, wär der Film nach einer halben Stunde zu Ende gewesen.«

Emily konnten diese Argumente nicht so ganz überzeugen, trotzdem nickte sie. »Ja, wahrscheinlich hast du recht.«

»Nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz sicher. Freu dich lieber, dass du ein paar Stunden Ruhe hast, bevor deine Party losgeht«, riet Patricia ihr. »Nur gut, dass ich ein paar Flaschen Wasser eingesteckt habe. Die können wir jetzt gut gebrauchen.«

Lächelnd zuckte Emily mit den Schultern und half ihrer Freundin, ihren Fallschirm an Land zu ziehen und auf dem Strand auszubreiten, damit ihre Retter sie leichter finden konnten. Wäre sie doch bloß so zuversichtlich wie Patricia.

2. Kapitel

Emily stand am Strand und schaute hinaus aufs Meer. Bislang war weder ein Schiff noch ein Flugzeug aufgetaucht, das auf dem Weg war, um sie zu retten. Allerdings durfte sie nicht vergessen, dass es erst eine Stunde her war seit ihrem rettenden Sprung aus Greenwoods Maschine. Sie waren fast so lange unterwegs gewesen, um diese Inselgruppe zu erreichen, also würde es mindestens zwei bis drei Stunden dauern, bevor Rettung eintreffen konnte – vorausgesetzt, der Pilot hatte es im Gleitflug überhaupt bis zum Flughafen geschafft.

»Jetzt hör doch auf, die ganze Zeit nur aufs Wasser zu starren«, rief Patricia ihr zu, die sich in den Sand gelegt hatte, um die Sonne zu genießen. Der Himmel war schon den ganzen Morgen strahlend blau gewesen, keine Wolke trübte den Anblick, und durch die leichte Brise herrschte eine angenehme Temperatur, die bei etwas über zwanzig Grad liegen musste.

Der Wind fuhr durch Emilys mittelblonde Haare, die ihr bis auf die Schultern reichten, und wehte sie ihr ins Gesicht, als sie sich zu ihrer Freundin umdrehte. »Ich verstehe nicht, wie du so ruhig sein kannst«, sagte sie, während sie ihr Haar zum Pferdeschwanz band. »Wir sitzen hier mitten im Nichts fest und wissen nicht, ob und wann wir gerettet werden.«

Patricia setzte sich auf, schüttelte sich den Sand aus ihrem fast schwarzen Haar, das zum Bubikopf geschnitten war. »Was soll ich denn machen? Wir können doch nur abwarten«, meinte sie achselzuckend. »Warum sollen wir aufgescheucht am Strand hin und her rennen, wenn wir uns genauso gut in die Sonne legen und es genießen können, dass wir hier absolut ungestört sind.« Sie machte eine ausholende Geste. »Sieh dich doch um. Hast du schon mal so viele Kilometer Strand ganz für dich allein gehabt?«

Emily schaute nach links und dann nach rechts, dabei wurde ihr klar, was Patricia meinte. Das hier war wirklich ein Traumstrand, den sie mit niemandem teilen mussten. Das einzige Problem war, dass sie hier nicht Urlaub machten, sondern gestrandet waren und sie keine Ahnung hatten, ob jemals irgendjemand herkommen würde, um sie zu retten.

»Und was ist, wenn Greenwood es gar nicht bis zurück an Land geschafft hat?«, fragte sie. »Vielleicht ist er unterwegs ins Wasser gestürzt und ertrunken. Und die Maschine ist untergegangen, und kein Mensch weiß, dass wir hier sind. Die werden an der Absturzstelle nach uns suchen, uns nicht finden und uns dann für tot erklären. Und das werden wir dann auch sein, weil ja niemand herkommt, um uns abzuholen!« Emily hatte sich selbst so in Rage geredet, dass sie erst einmal durchatmen musste.

Patricia nutzte diese Zwangspause, um ihrerseits etwas zu sagen. »Du hast diesen Greenwood gesehen. Der ist nicht der Typ, der einfach ins Meer stürzt und mit seiner Maschine untergeht. Ich hab mich umgehört, bevor ich den Flug gebucht hatte. Greenwood ist ein ehemaliger Pilot der Air Force, der so ziemlich jede Maschine geflogen ist, die jemals gebaut wurde. Für die CIA war er in Südamerika im Einsatz und ist da mit alten Rostlauben unterwegs gewesen, um Drogenschmugglern auf die Spur zu kommen. Glaub mir, der hat es zurück an Land geschafft. Ganz sicher.«

Zwar wusste Emily nicht, woher ihre Freundin diese Zuversicht nahm, doch die eindringliche Art, mit der sie auf sie einredete, ließ sie tatsächlich ein wenig zur Ruhe kommen. Sie holte tief Luft und nickte schließlich. »Ja, okay, ich glaube dir, dass er ein guter Pilot ist. Ich reiße mich zusammen, versprochen. Aber es macht mich verrückt, hier am Strand zu stehen und zu warten, dass was passiert.«

»Dann lass uns doch ein bisschen die Insel erkunden«, schlug Patricia vor und griff nach ihrem Top, das sie für ihr Sonnenbad ausgezogen hatte.

»Sag mal«, wunderte sich Emily. »Wieso trägst du eigentlich ein Bikinioberteil und nicht wie üblich einen BH?«

Patricia stutzte kurz, als wäre ihr soeben aufgefallen, dass sie einen Fehler gemacht hatte, aber dann meinte sie beiläufig: »Ich hatte eigentlich vor, dich nach unserem Flug noch für ein paar Stunden an den Strand zu entführen.«

Jetzt ging Emily ein Licht auf. »Du meinst, ein paar Stunden, in denen ihr meine Überraschungsparty vorbereitet, richtig?«

Ihre Freundin reagierte mit einer vagen Kopfbewegung, die alles und nichts bedeuten konnte, die Emily dennoch als ein klares Ja deutete. »Hm, aus der Party wird ja wohl nichts werden.«

»Na ja, morgen ist auch noch ein Tag«, erwiderte Patricia. »Und das Essen wird bis dahin nicht schlecht. Allerdings sieht das für die Eisskulptur nicht so gut aus«, fügte sie mehr zu sich selbst hinzu.

»Eine Eisskulptur?« Emily war hellhörig geworden. »Was denn für eine Eisskulptur?«

»Nichts, gar nichts!« Abwehrend hob Patricia die Hände. »Vergiss, dass ich was gesagt habe.«

Emily machte daraufhin einen Schmollmund. »Ach, Mensch. Wenn die bis morgen sowieso geschmolzen ist, kannst du mir auch sagen, was das für eine Skulptur ist.«

»Nein, nein, nein. Die kann bestimmt wieder kaltgestellt werden.« Abrupt wechselte sie das Thema. »Komm, wir sehen uns mal um. Vielleicht ist das ja doch eine von den bewohnten Inseln, und hinter dem Dschungel da ist eine Ferienanlage verborgen.«

»Gute Idee«, stimmte Emily ihr zu und folgte Patricia in Richtung Dschungel. »Vielleicht werden wir ja schneller gerettet als erhofft.« Sie verspürte echte Begeisterung bei dem Gedanken, die Insel zu erkunden, was in jedem Fall besser war, als Stunde um Stunde am Strand zuzubringen und darauf zu warten, dass etwas geschah. Dann aber blieb sie stehen, da ihr etwas einfiel. »Warte mal. Was machen wir denn, wenn in der Zwischenzeit jemand herkommt, um uns abzuholen, und sie finden keine Spur von uns. Nicht, dass sie dann meinen, sie hätten die falsche Insel erwischt, und lassen uns dann doch hier sitzen.«

»Sieh mal«, sagte Patricia und zeigte auf den Strand, wo die beiden Fallschirme ausgebreitet lagen. »Die zwei da drüben verraten jedem Suchtrupp, dass wir auf der Insel sind. Wenn sie die Fallschirme sehen, wissen sie, sie sind hier richtig. Und dann werden sie entweder auch im Dschungel nach uns suchen oder darauf warten, dass wir an den Strand zurückkehren.«