Mystery Files - Rufe aus dem Jenseits - R.S. Graham - E-Book

Mystery Files - Rufe aus dem Jenseits E-Book

R.S. GRAHAM

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Beschreibung

Die Reise-Bloggerin Sophia und ihre beste Freundin Denise sind mitten auf einem Road-Trip durch Florida, als ihr Laptop den Geist aufgibt. Um an ihrem Blog weiterschreiben zu können, kaufen sie kurzerhand ein gebrauchtes Gerät, auf dem sie eine verstörende Datei entdecken: ein Video, das offenbar den brutalen Mord an einer jungen Frau zeigt. Nach dem ersten Schock sind Sophia und Denise fest davon überzeugt, dass es sich nur um ein Fake-Video handeln kann. Doch eine Mail ohne Absender erschüttert diese Überzeugung mit einem einzigen Satz: »Findet mich!« Ist es der Geist der ermordeten Frau, der sich aus dem Jenseits meldet?

MYSTERY FILES - Unerklärliche Ereignisse, mysteriöse Geschichten und paranormale Erlebnisse. Gibt es für das Übernatürliche eine logische Erklärung? Oder ist mehr da draußen, als wir alle ahnen? Für alle Fans von »Akte X« und »X-Factor - Das Unfassbare«.

Weitere Folgen der Serie:
Mystery Files - Rufe aus dem Jenseits
Mystery Files - 14 Stunden Angst
Mystery Files - Wächter des Feuers
Mystery Files - Insel der Schrecken
Mystery Files - Der Geist von Lilywhite Manor
Mystery Files - Stadt ohne Gedächtnis
Mystery Files - Galerie der Angst
Bereits erschienen unter »Die Webcam war Zeuge« (2012)

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

Epilog

Über den Autor

Weitere Titel des Autors

Impressum

Leseprobe

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Über dieses Buch

Die Reise-Bloggerin Sophia und ihre beste Freundin Denise sind mitten auf einem Road-Trip durch Florida, als ihr Laptop den Geist aufgibt. Um an ihrem Blog weiterschreiben zu können, kaufen sie kurzerhand ein gebrauchtes Gerät, auf dem sie eine verstörende Datei entdecken: ein Video, das offenbar den brutalen Mord an einer jungen Frau zeigt. Nach dem ersten Schock sind Sophia und Denise fest davon überzeugt, dass es sich nur um ein Fake-Video handeln kann. Doch eine Mail ohne Absender erschüttert diese Überzeugung mit einem einzigen Satz: »Findet mich!« Ist es der Geist der ermordeten Frau, der sich aus dem Jenseits meldet?

R.S. Graham

Rufe aus dem Jenseits

1. Kapitel

»Na, das ist ja großartig«, grummelte Sophia, als sie hinter dem Wagen stand und die Bescherung betrachtete. Denise hatte beim Zurücksetzen in die Parklücke einen Pfosten übersehen, der im Gegensatz zur Stoßstange und zur Heckklappe von Sophias Wagen beim Kontakt kein bisschen nachgegeben hatte.

»Da lasse ich dich einmal in meinem Pacer ans Lenkrad, und prompt fährst du ihn mir zu Schrott!«

»Tut mir leid«, erwiderte Denise betrübt, während sie nach einer Erklärung suchte, wie das hatte passieren können. »Ich weiß auch nicht, Sophia, aber dieses Auto ist total unübersichtlich. Und außerdem gibt's hier nicht mal eine Einparkhilfe.«

»Ja, ja, und ein Navi hat mein Wagen auch nicht, und trotzdem haben wir den ganzen Weg bis nach Florida geschafft, ohne uns ein einziges Mal zu verfahren«, zischte sie. »Ich liebe dieses Auto, und das weißt du. Seit mein Onkel ...«

»Dir das kleine rote Modellauto geschenkt hat, als du fünf warst«, fiel Denise ihr ein wenig ungehalten ins Wort, »wolltest du einen Pacer haben. Ich weiß, ich weiß. Warum konnte dir dein Onkel nicht einen kleinen Rolls-Royce schenken? Dann würden wir heute wenigstens wie die Scheichs auftreten. Oder einen Mercedes. Dann wären wir so wie die Ewing-Frauen aus ›Dallas‹. Pam und ... Hey, wie hieß die andere noch mal?«

Sophia schüttelte den Kopf. »Meinst du, das interessiert mich im Moment?«

Denise hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut, schon gut. Ich wollte nur für ein bisschen bessere Laune sorgen.«

»Denkst du, mir ist im Moment nach besserer Laune?«, fuhr Sophia sie an und fuhr sich mit der Hand durch ihre langen rotblonden Haare, die ihr der vom Golf kommende Wind immer wieder ins Gesicht wehte. »Hast du eine Ahnung, was das kostet, diese Beule rauszukriegen?«

»Nö«, meinte Denise mit einem Schulterzucken. »Aber ich werd's bezahlen, keine Panik.«

Schnaubend drehte sich Sophia zu ihr um und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Also weißt du ...«

»Ach, komm schon, Sophia«, fiel Denise ihrer Freundin abermals ins Wort. »Wenn du jetzt für den Rest unseres Urlaubs wegen einer dämlichen Beule auf mich sauer sein willst, dann sag es mir lieber jetzt sofort. Dann nehme ich mir nämlich ein Taxi und lasse mich zum Flughafen fahren, damit ich nach Hause fliegen kann. Lieber sitze ich zu Hause rum, als mir deine Vorwürfe anhören zu müssen.« Sie sah sie abwartend an. »Also?«

»Also was?«

»Willst du weiter sauer auf mich sein?«

Sophia verzog den Mund, da sie sich ein Lächeln nur schwer verkneifen konnte. Denise war einfach eine unverbesserliche Optimistin. »Aber du setzt dich nicht noch mal ans Steuer, damit das klar ist«, murmelte sie und ging in die Hocke, um sich das Kofferraumschloss anzusehen. »Oh weh.«

»Was heißt ›oh weh‹?«, wollte Denise wissen und hockte sich ebenfalls hin.

»Der Poller hat das Schloss nach innen gedrückt. Keine Ahnung, ob die Heckklappe noch aufgeht.«

»Oje«, stimmte Denise ihr zu. »Das ist allerdings übel.«

Mit einer Hand schob Sophia den Schlüssel ins Schloss und bewegte ihn vorsichtig hin und her, mit der anderen versuchte sie die Klappe anzuheben – jedoch ohne Erfolg. »Zu dumm, dass die Rückbank nur vom Kofferraum aus umgeklappt werden kann, sonst könnten wir wenigstens von drinnen an unser Gepäck.«

»Dann müssen wir wohl eine Werkstatt suchen«, überlegte ihre Freundin. »Hoffentlich kennen die sich mit dem Wagen aus und können uns helfen.«

»Notfalls müssen die eben die Rückbank rausreißen, wenn gar nichts anderes hilft.«

»Oh Mann, das wird aber ein teures Vergn...«, begann Denise, bemerkte aber Sophias unmissverständlichen Blick und verstummte mitten im Satz. Sie schluckte und dachte mit Grausen daran, welche Kosten damit auf sie zukamen. Wahrscheinlich hätte sich Sophia für das gleiche Geld auch einen anderen Wagen kaufen können ... einen übersichtlicheren ... einen mit Einparkhilfe ...

»Pass auf«, sagte Sophia und richtete sich auf. »Du versuchst von hier, die Klappe zu öffnen, ich klettere auf die Rückbank und drücke von innen gegen die Heckscheibe.«

»Alles klar.« Sie ging in Position, während ihre Freundin in den Wagen stieg und die Hände gegen die Scheibe legte.

»Drei ... zwei ... eins ... jetzt!«, rief Sophia von drinnen, und dann versuchten sie gleichzeitig, die Heckklappe zu öffnen, doch es rührte sich nichts.

»Noch mal«, forderte Sophia sie auf und setzte zum nächsten Anlauf an. Abermals passierte nichts, und sie schüttelte frustriert den Kopf. »Das bringt nichts.«

»Komm, lass es uns wenigstens noch einmal versuchen«, gab Denise zurück. »Wie heißt das Sprichwort? Aller guten Dinge sind drei?«

Ihre Freundin verzog den Mund, stemmte sich aber erneut mit aller Kraft gegen die Scheibe, während sie von außen die Kante der Heckklappe ergriff und mit dem Daumen das Schloss eindrückte. Sie zog so kräftig sie konnte, aber die Klappe bewegte sich nicht einen Millimeter ... bis sie auf einmal förmlich hochgerissen wurde und Denises Gesicht nur knapp verfehlte.

Sie machte einen Satz nach hinten, um nicht von der Blechkante getroffen zu werden, stieß gegen den hinter ihnen geparkten Wagen und fiel rücklings auf dessen Motorhaube. Gleichzeitig verlor Sophia auf der Rückbank den Halt, kippte auf die dünne Kunststoffabdeckung über dem Kofferraum und riss die Plastikstifte aus den Scharnieren, sodass die Abdeckung auf dem Gepäck landete und dann durch die Wucht von Sophias Aufprall nach draußen gedrückt wurde.

Dass dabei mit der Abdeckung etwas aus dem Kofferraum rutschte, konnte keine von ihnen sehen, dafür hörten sie den anschließenden Knall nur zu deutlich. Es klang danach, dass etwas Schweres in einer Plastikhülle auf dem Asphalt aufschlug.

Sophia riss vor Schreck die Augen auf. Etwas Schweres in einer Plastikhülle, das im Kofferraum ganz zuoberst gelegen hatte ... das konnte eigentlich nur eines bedeuten ...

»Mein Laptop!«, rief sie panisch und versuchte, aus dem Zweitürer auszusteigen, verhedderte sich aber im Sicherheitsgurt, sodass sie fast aus dem Wagen gefallen wäre.

Denise lag auf der Motorhaube des Wagens hinter ihnen und hielt sich den Kopf.

»Hast du dir wehgetan?«, fragte Sophia besorgt und vergaß für einen Moment den Grund für ihr Entsetzen.

»Nein, nein, geht schon«, beteuerte Denise und stützte sich auf, damit sie sich umdrehen konnte. »Sieh mal, die Haube hat keine Beule abbekommen, also kann's nicht so schlimm gewesen sein.«

»Oh, gut, dann bin ich ja beruhigt«, sagte Sophia, nachdem sie tief durchgeatmet hatte, und half ihrer Freundin vom Wagen herunter. »Lass mich trotzdem mal nachsehen. Dreh den Kopf ... nein, immerhin blutest du nicht«, stellte sie einigermaßen beruhigt fest, nachdem sie ihre Haare an verschiedenen Stellen geteilt und die Kopfhaut gesehen hatte. Als sie sich dann umwandte, sah sie die Bescherung.

Es war tatsächlich ihr Laptop, der aus dem Kofferraum gefallen und auf der Straße gelandet war – und das so unglücklich, dass ein Teil des Gehäuses zersplittert war. Sie bückte sich und wollte den Computer hochnehmen, da sah sie, wie eine Handvoll Tasten aus dem leicht geöffneten Gerät rutschten und zu Boden fielen. Mit zitternden Fingern öffnete sie den Laptop und ließ entmutigt die Schultern sinken, als sie sah, dass der Monitor einen Riss abbekommen hatte. »Das darf doch nicht wahr sein. Ich muss mein Blog schreiben, ich brauche meinen Laptop! Und dabei soll der einen Fall aus zwei Metern Höhe unbeschadet überstehen«, murmelte sie ungläubig.

»Vermutlich nur, wenn er auf einer Luftmatratze landet«, konterte Denise, dann fügte sie leiser hinzu: »Entschuldige, dass ich deinen Laptop nicht aufgefangen habe.«

Sophia winkte abwehrend. »Dafür kannst du doch nichts, das kommt doch nur dadurch, dass ich die Abdeckung versehentlich aus dem Wagen befördert habe – und mit ihr den Rechner.« Sie verzog missmutig den Mund. »Ich muss unbedingt irgendwo Ersatz herbekommen. Meine Zeitung will heute Abend die neuen Fotos von mir geliefert bekommen.«

»Hast du keine Telefonnummer vom Hersteller?«, fragte Denise. »Vielleicht können die dir ja sagen, wo sich deren nächste Filiale befindet.«

»Die haben keine Filialen, das ist ja das Besondere«, machte Sophia ihr klar. »Das Händlernetz verschlingt unglaublich viel Geld, und wenn alles online geregelt wird, dann hat man immer günstigere Preise als die Konkurrenz.«

»Ich habe das Prinzip noch nie begriffen«, entgegnete sie, »dass dein PC sich bei einem Problem selbstständig mit dem Hersteller in Verbindung setzen soll, um nach einer Lösung zu suchen.«

»Wieso? Das ist doch richtig genial. Die können online eine Fehlerdiagnose durchführen und sofort ein Programm installieren, um den Fehler zu beheben«, erklärte Sophia.

»Ja, das schon«, meinte Denise. »Aber was ist, wenn du gar nicht online gehen kannst – so wie jetzt? Wer will dir dann was beheben?«

Sophia zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Na ja, von einem solchen Totalschaden gehen die wohl nicht aus. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als nach einem Laden zu suchen, der uns weiterhelfen kann.«

»Ich frage mich nur, ob es hier in Aldenshore einen Laden gibt, der uns weiterhelfen kann.« Dabei ließ sie ihren Blick über die Strandpromenade schweifen, die von Boutiquen, Cafés und Restaurants gesäumt wurde.

Es war ein sonniger Nachmittag im Juli, der vom Meer kommende Wind sorgte genau für die richtige Abkühlung. Am Strand und in den Geschäften tummelten sich die Urlauber, Kinder tobten ausgelassen im Sand, spielten Ball oder bauten Sandburgen. In einiger Entfernung war der Wachturm der Rettungsschwimmer zu erkennen, die darauf achteten, dass im Wasser niemand in Gefahr geriet.

»Weißt du was?«, sagte Sophia nach kurzem Überlegen. »Geh du in den Geschäften fragen, ob jemand hier einen Computerladen kennt, ich versuche in der Zwischenzeit die Heckklappe provisorisch zu schließen.« Mit diesen Worten griff sie nach dem Verbandskasten, nahm ein paar Mullbinden heraus und begann die um das Schloss und die Stoßstange zu wickeln, damit sie wenigstens weiterfahren konnten.

Eine halbe Stunde später standen sie vor einem Geschäft fast am anderen Ende von Aldenshore, über dem das Schild J.B.‹s 2nd Hand Computer hing. Im Schaufenster, das wohl seit Jahren nicht mehr aufgeräumt worden war, stapelten sich alte Computer, Monitore, Tastaturen und andere Geräte, die so klobig waren, dass man sie bestimmt nur zu zweit tragen konnte. »Das wär wohl in einem Computermuseum besser aufgehoben«, meinte Denise, als sie sich zu Sophia umdrehte.

»Und trotzdem ist der Laden unsere einzige Hoffnung«, entgegnete sie, hielt die Überreste ihres Laptops an sich gedrückt und ging in Richtung Tür. Als sie die öffnete, begann eine altmodische Glocke zu läuten, dann gelangte sie in einen beengten Raum, der noch erdrückender wirkte, weil sich in den Regalen links und rechts weitere Rechner stapelten, riesige alte Monitore dicht an dicht standen und jede Lücke mit Kartons vollgestellt worden war, aus denen alle möglichen Kabel quollen.

Ein spindeldürrer Typ mit Vollbart und langen, zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren kam aus einem Raum hinter dem Ladenlokal. Trotz der Temperaturen draußen und auch hier im leidlich gekühlten Laden trug er eine Baseballkappe.

»Hallo«, begrüßte er die beiden. »Was kann ich für Sie tun?« Sein Tonfall war ein wenig skeptisch, als sei er der Meinung, dass Sophia und Denise sich im Laden geirrt hatten und eigentlich in die Parfümerie drei Häuser weiter wollten.

Als Sophia ihren beschädigten Laptop auf die Theke legte, hellte sich seine Miene sofort auf, und er ließ ein leises »Oha« vernehmen.

»Ich nehme an, das bedeutet nichts Gutes, wie?«, fragte Sophia zögerlich.

»Den kann ich nicht reparieren«, erklärte er ohne Umschweife. »Den können Sie nur an den Hersteller zurücksenden.«

»Wieso?«, wunderte sich Denise.

»Weil nur der die Baupläne hat«, sagte der Mann. »Es gibt keine autorisierte Werkstatt, und wenn was defekt ist, muss das Gerät zurückgeschickt werden. In der Anschaffung sind die Dinger unschlagbar günstig, aber wenn Sie den reparieren lassen wollen, können Sie sich auch gleich zwei ganz neue Computer kaufen.«

Sophia ignorierte den vielsagenden Blick, den Denise ihr daraufhin zuwarf. »Sehen Sie Mr ...«, begann sie.

»Sagen Sie einfach J.B.«, erwiderte der dürre Mann. »So wie's draußen auch dransteht.«

»Okay, J.B., sehen Sie, ich arbeite für eine Zeitung und soll ein Reiseblog führen, das mindestens dreimal täglich aktualisiert wird. Außerdem muss ich die Fotos ins Netz stellen, die ich während der Reise mache. Ich kann nicht eine Woche warten, bis ich vielleicht mit viel Glück ein neues Gerät bekomme. Und ich kann auch nicht dauernd irgendwo ein Internetcafé aufsuchen, weil ich erstens in Ruhe arbeiten möchte und weil ich nicht dreimal am Tag überhaupt erst nach einem Internetcafé suchen kann.«

J.B. sah sie an und nickte verständnisvoll. »Ist mir schon klar, aber wie gesagt, diese Geräte kann außer dem Hersteller niemand reparieren.« Nach einer kurzen Pause fügte er an: »Allerdings könnte ich Ihnen einen anderen Vorschlag machen, falls Sie interessiert sind.«

»Oh, meine Freundin ist ganz sicher interessiert«, warf Denise ein, da sie fürchtete, dass die frustrierte Sophia bald mit ihrer Geduld am Ende war.

Der Mann verschwand im Hinterzimmer, dann kam er mit einem pinkfarbenen Laptop zurück und legte ihn auf die Theke. »Den habe ich letzte Woche angekauft, Sie können ihn für ... sagen wir: hundertfünfzig Dollar haben.« Er klappte das Gerät auf. »Der ist durchgecheckt, Betriebssystem ist in Ordnung, und für fünfzig Dollar rette ich von Ihrem PC, was noch an Daten zu retten ist.« Er drehte den beschädigten Computer um, damit er ihn von allen Seiten betrachten konnte. »Falls die Festplatte nichts abbekommen hat, können Sie in Kürze wie gewohnt weiterarbeiten.«

Sophia atmete erleichtert auf. »Wunderbar. Können Sie ihn auch genauso einrichten? Wegen der Anschlüsse und so weiter. Ich muss die Speicherkarte aus der Kamera einstecken können und ...«

J.B. hob beschwichtigend die Hand. »Kein Problem, wird alles erledigt. Allerdings kosten die Anschlüsse dann extra.«

»Ja, ja, ist klar. Hauptsache, das Ding läuft und tut das, was ich will.«

»Okay.« Der Händler sah auf die Uhr. »Jetzt ist es kurz nach drei ... gut, sagen wir, so gegen acht, halb neun müsste alles fertig sein.«

J.B. hielt nicht nur Wort, was die vereinbarte Uhrzeit anging, er rief Sophia sogar bereits um kurz nach sieben an, um ihr zu sagen, dass der Ersatz-Laptop fertig war und abgeholt werden konnte. Gut eine Stunde später saß Sophia dann im Hotel und begann die Fotos vom Tag auf die Festplatte zu überspielen, um anschließend ihr Blog zu aktualisieren, für das sie ein paar handschriftliche Notizen gemacht hatte.

Sophia las soeben noch einmal den Text durch, ob ihr kein Fehler unterlaufen war, da kam Denise in ihr Hotelzimmer zurück und stellte eine Tasche neben die Tür. »Ich hab noch ein paar Flaschen Wasser mitgebracht«, verkündete sie und kam zu Sophia. »Und? Wie kommst du voran?«

»Ganz gut, aber du kannst mir gleich bei der Auswahl der Fotos helfen. Schließlich hast du von uns beiden den besseren Blick für die richtigen Motive. Willst du lesen?«

»Ich nehme an, du berichtest von unserer kleinen Laptop-Odyssee, richtig?«

Sophia nickte. »Ja, klar. Das muss rein, das macht mein Blog erst richtig interessant.«

»Musste das auch rein?«, grummelte Denise, als sie die Passage über den Unfall beim Einparken entdeckte.

»Ich habe ja nicht erwähnt, dass du gefahren bist«, machte Sophia ihr klar. »Außerdem muss ich erklären, wie es meinen armen Laptop dahingerafft hat.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und ein Foto von der Beule kommt auch mit ins Blog.«

»Wenigstens auch ein Foto von den Überresten deines Computers?«

Sophia grinste sie an. »Klar doch. Ich will schließlich nicht in Verruf geraten, ich hätte das Ganze nur inszeniert, um stattdessen am Strand zu faulenzen.«

»Was wir hoffentlich morgen machen können«, warf Denise ein. »Die Fahrt von Miami hierher war anstrengend genug, und dann noch die Lauferei wegen des Laptops ...«

»Natürlich, schließlich ist das hier in erster Linie unser Urlaub«, bekräftigte Sophia.

Denise verzog den Mund. »Na ja, um ehrlich zu sein, ich hatte mir den Urlaub etwas entspannter vorgestellt.«

»Also, wir hatten doch eine Rundreise durch Florida geplant, und genau das machen wir auch«, hielt sie dagegen.

Seufzend ließ sich Denise aufs Bett fallen. »Ich meine ja nur ... Weißt du, wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich eigentlich erwartet, dass wir das mit der Rundreise bleiben lassen, wenn wir einen Ort gefunden haben, an dem es uns so richtig gefällt.«

»Dann willst du also den Rest der Rundreise ausfallen lassen?«, fragte Sophia, während sie die von der Speicherkarte der Kamera kopierten Fotos aufrief und eine Vorauswahl traf.

»Versteh das nicht falsch, Sophia, aber ich finde das irgendwie ziemlich stressig, wenn ich mir vorstelle, dass wir die nächsten zwei Wochen damit verbringen werden, alle zwei Tage aus dem einen Hotel auszuchecken, um hundert Meilen zu fahren und dann im nächsten Hotel alles wieder auszupacken. Okay, wir sind zwar zusammen unterwegs, aber es geht so viel Zeit fürs Fahren und fürs Ein- und Auspacken drauf, dass wir eigentlich kaum Gelegenheit zum Reden haben.« Sie machte eine kurze Pause und stützte sich auf die Ellbogen auf, um ihre Freundin anzusehen. Die hatte ihr aber den Rücken zugewandt, sodass sie nicht ihr Gesicht betrachten konnte. »Bist du jetzt sauer?«

»Was?«, gab Sophia zurück, ohne den Blick vom Monitor zu nehmen.

»Hast du mir überhaupt zugehört?«

»Ja, ja, du willst lieber hier in Aldenshore bleiben, anstatt übermorgen weiterzufahren.«

Der Tonfall ihrer Freundin war seltsam distanziert ... oder ... gedankenverloren, so als würde sie sich mit etwas ganz anderem befassen. »Bist du deswegen sauer auf mich?«

Abrupt drehte sich Sophia zu ihr um. »Warum sollte ich sauer sein?«, entgegnete sie mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen. »Wenn ich ehrlich sein soll, ist mir das für einen Urlaub auch ein bisschen zu hektisch, aber ich dachte, dir gefällt's so.«

»Und ich dachte das Gleiche von dir«, meinte sie kopfschüttelnd. »Da hätte ich besser gleich den Mund aufgemacht. Aber erwartet deine Redaktion nicht von dir, dass du eine Rundreise durch Florida beschreibst?«

Sophia winkte ab. »Auf keinen Fall. Ich soll dreimal am Tag ein paar Zeilen schreiben, und wenn ich unseren Lesern erzähle, dass wir beschlossen haben, die restliche Zeit in Aldenshore zu verbringen, weil es uns hier so gut gefällt, dann entspricht das ja auch den Tatsachen. Florida ist eben kein Bundesstaat, durch den man hetzen kann, sondern einer, den man in Ruhe genießen muss. Damit wird mein Redakteur leben müssen, ob es ihm gefällt oder nicht.«

»Oh Mann, gut, dass wir das geklärt haben«, sagte Denise. »Und wieso warst du gerade so ... na ja, irgendwie weggetreten?«

»Ach so, ja, vorhin ...« Sophia beugte sich nach hinten über das Fußende des Betts und legte eine Hand auf Denises Schulter. »Das hatte nichts mit dir zu tun. Ich überlege nur, wo wir dieses Foto aufgenommen haben.«

Sie setzte sich hin, damit sie um Sophia herum auf den Monitor sehen konnte. Dort war ein Schäferhund zu sehen, der in der Luft zu stehen schien und nach einem Frisbee schnappte. Auf der Wiese waren in einiger Entfernung Leute zu sehen, die aber unscharf waren.

»Was ist denn das?«, wunderte sich Denise. »Wir waren doch den ganzen Tag zusammen unterwegs, und wir haben ganz sicher nirgendwo einen springenden Schäferhund fotografiert. Weder heute noch an einem anderen Tag.«

Sophia nickte bestätigend. »Das meine ich nämlich auch. Aber woher kommt das Foto dann?«

»Mal sehen«, murmelte sie, stand vom Bett auf und klickte das Foto an, dann öffnete sie das Fenster mit den Eigenschaften. »Seltsam ... guck mal da, die Datei ist fast sieben Jahre alt.«

»Vor sieben Jahren hatte ich noch keine Digitalkamera«, wandte Sophia ein.

»Und auch keinen fliegenden Schäferhund«, ergänzte Denise. »Vielleicht sind ja noch alte Daten auf dem Laptop, und das Foto gehört dazu.«

»Dieser J.B. hat doch gesagt, dass er die Festplatte gelöscht und neu formatiert hat. Da dürfte nichts Altes mehr drauf sein.«

Denise zuckte mit den Schultern. »Das da ist eindeutig nichts, was er von deinem Laptop überspielt haben kann, also muss doch noch was Altes auf der Festplatte geblieben sein.« Sie zog den Computer zu sich heran und begann zu suchen, bis sie auf einmal »Oha« murmelte.

»›Oha, was haben wir denn da Schönes‹ oder ›Oha, das gefällt mir aber gar nicht‹?«

»Keine Ahnung, auf jeden Fall gibt es da ein verstecktes ›Y›-Laufwerk«, erklärte Denise schließlich. »Ein Laufwerk mit einem Verzeichnis und einem Haufen Dateien ... Bilder ... Texte ... Hey, was ist das: ›Hilfmir‹?«

»Hilf mir? Was meinst du?«

Denise sah sich das Dateiformat an. »So heißt die Datei. Das dürfte ein kurzer Film sein.«

»Ein Film? Lass sehen. Vielleicht erleben wir diesen springenden Frisbeefänger in Aktion.«

»Okay, es geht los.« Mit einem Doppelklick startete Denise den Videoplayer, dann begann der Film.

Eine junge Frau mit dunklen, zum Pagenkopf geschnittenen Haaren war zu sehen. Sie tippte auf einer Computertastatur, und wie es schien, wurde sie dabei von der Webcam ihres Laptops gefilmt. Ihr Blick wanderte immer wieder von der Tastatur auf den Bildschirm und von dort auf irgendetwas, das rechts von ihr auf dem Tisch liegen musste, vielleicht ein Buch, aus dem sie etwas abschrieb. Offenbar war sie völlig in ihre Arbeit vertieft, denn als sich auf einmal im unscharfen Hintergrund eine Tür öffnete, ließ sie keine Reaktion erkennen. Eine Person – der Statur nach ein Mann – näherte sich der Frau von hinten, während sie unbeirrt weiterschrieb. Der Mann stellte sich so hinter sie, dass die Webcam seinen Kopf nicht mehr erfassen konnte. Noch immer hatte die Frau ihn nicht bemerkt, allerdings zog sie plötzlich die Augenbrauen zusammen und unterbrach für einen Moment ihre Arbeit. Anscheinend war ihr aufgefallen, dass etwas anders war als noch ein paar Sekunden zuvor, dann jedoch schüttelte sie den Kopf und widmete sich wieder dem Text.

Im nächsten Moment zuckten die Hände des Mannes nach vorn, wickelten der Frau blitzschnell eine Schnur oder ein Kabel um den Hals und zogen zu. Die Frau riss die Augen auf, sie schnappte nach Luft und versuchte, ihre Finger unter das Kabel zu schieben, das ihr die Kehle zuschnürte. Ihr war die Panik deutlich anzusehen, der Kopf lief rot an.

Sie konnte sich nicht wehren. Der Mann ließ nicht los, sondern zog die Schnur nur noch fester um den Hals der Frau, bis die schließlich die Augen verdrehte und den Kopf nach vorn sinken ließ. Erst dann lockerte er das Mordwerkzeug und gab der Frau einen leichten Stoß gegen die Schulter, der genügte, damit sie von ihrem Stuhl fiel.

Einen Moment lang stand der Mann noch da, als wolle er sich davon überzeugen, dass sie wirklich tot war. Dann beugte er sich vor, doch bevor sein Gesicht von der Webcam klar und deutlich erfasst werden konnte, endete die Aufnahme abrupt und der Bildschirm wurde schwarz, ein Fenster öffnete sich und fragte, ob die Datei noch einmal abgespielt werden sollte.

Denise sah Sophia entsetzt an. »Oh Gott«, flüsterte sie.

2. Kapitel

»Das ... das war irgendein kranker Scherz, würde ich sagen«, entgegnete Sophia, die auf den dunklen Bildschirm starrte. »Ein sehr kranker Scherz.« Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Kannst du das löschen?«

»Ich denke schon.« Denise tippte einen Befehl an, dann zog sie verwundert die Augenbrauen hoch. »Na, so was ... ich bin ›nicht autorisiert‹, um diese Datei zu löschen. Was soll denn das?«

»Geht's nicht?«

»M-mh«, machte sie. »Ich kann den Film nicht löschen.«

»Wieso nicht?«

»Keine Ahnung, so was hab ich noch nie erlebt.« Sie versuchte es weiter, aber immer mit dem gleichen Ergebnis. »Ich verstehe das nicht. Okay, ich bin kein Experte, aber dass man so eine Datei nicht löschen kann, ergibt keinen Sinn. Das ist schließlich kein Programm oder sonst irgendetwas, was noch benötigt wird.«

Sophia betrachtete nachdenklich den Laptop, schließlich fragte sie: »Was ist denn mit diesem Frisbeehund? Könntest du den löschen?«

»Mal sehen.« Sie schob die angeschlossene Maus hin und her, klickte hier und da, bis sie schließlich ihre Bemühungen abbrach. »Nein, und auch nichts von dem anderen Kram, der noch da drauf ist.«

Sophia schnaubte frustriert. »Dann müssen wir morgen ja schon wieder in den Computerladen«, stöhnte sie. »Ich dachte, ich hätte jetzt erst mal Ruhe.«

»Du kannst das alles auf dem Rechner lassen«, meinte Denise und setzte sich wieder aufs Bett.

»Auf keinen Fall!«, rief sie erschrocken. »Wer weiß, was außer diesem seltsamen Film noch alles auf dem Laptop geblieben ist!«

»Dann sollten wir ihn vielleicht besser zur Polizei bringen«, überlegte Sophias Freundin. »Die haben bestimmt Spezialisten, die sich den Film und diese anderen Dateien ansehen können.«

»Und dann werden sie meinen Laptop einkassieren und ich stehe schon wieder mit leeren Händen da! Kommt ja gar nicht infrage«, erklärte sie mit Nachdruck. »Wir gehen morgen früh zu J.B., der soll alles löschen, was er nicht von meinem alten Laptop kopiert hat. Ich will diesen Mist loswerden!«

Dann klickte sie das Fenster an, in dem der kurze Film zu sehen gewesen war, und die Szene begann von Neuem. Unmittelbar bevor der Mann die Schnur um den Hals der Frau legte, schloss sie das Programm.

»Das ist echt gruselig«, murmelte sie, dann schüttelte sie sich und drehte sich zu Denise um. »Komm und hilf mir, die Fotos fürs Blog auszusuchen. Ich will damit heute noch fertig werden.«

»Okay, dann zeig mir, was du nehmen willst, und ich sage dir, was ich davon halte.« Sie setzte sich auf und ließ sich von Sophia den Laptop reichen, platzierte ihn vor sich auf dem Bett und sah die Fotos durch. Von einem bestätigenden »M-hm« begleitet markierte sie die Motive, die den Text am besten illustrierten, bis sie auf einmal mürrisch den Mund verzog und sich mit der Hand durch ihr platinblond gefärbtes, extrem kurz geschnittenes Haar fuhr.

»Was ist?«, wollte Sophia wissen.

»Muss das mit dem Unfall wirklich sein?«, beschwerte sich Denise, während sie ein Foto betrachtete, das den ramponierten Wagen zeigte. Gleich darauf folgte als Motiv der Poller, der dem Heck zum Verhängnis geworden war.

»Hab ich dir doch gesagt. Sonst ist es nicht authentisch. Du weißt doch, kein Urlaub verläuft völlig ohne Probleme, es gibt immer irgendwas daran auszusetzen. Schlechtes Wetter, schlechtes Essen – oder eben der Poller, dem mein Wagen nicht gewachsen war.« Sophia lächelte sie an. »Außerdem hab ich ja gesagt, dass ich dich nicht erwähnen werde. Die Leser wissen, das ist mein Wagen, also werden sie auch annehmen, dass ich mir die Beule reingefahren habe.«

Als Denise nur mit einer skeptischen Miene reagierte, ergänzte Sophia: »Meinst du wirklich, ich würde öffentlich meine beste Freundin anschwärzen? Und mal davon ganz abgesehen, ich weiß gar nicht, was meine Versicherung mir erzählen würde, wenn da einer wüsste, dass ich nicht selbst gefahren bin.«

Denise wurde hellhörig. »Augenblick mal, als ich dich nach der Versicherung gefragt habe, da hast du mir doch gesagt, dass das kein Problem ist, wenn du mich fahren lässt.«