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Jeder Regelt seinen NACHLASS anders, ich in Form von BRIEFEN. Die ich natürlich zu Romanen verarbeitete. Darin erzähle ich meine amüsanten, lustigen, prickelnden, sowie auch dummen oder negativen und schrecklichen Erinnerungen. Der erste Teil (an: die mich liebten oder hassten) enthält die Briefe an meine Familie, und dieser Roman ist eher melancholisch, vielleicht sogar stellenweise traurig. Die Briefe sind im Original bereit gelegt um an die Empfänger weiter geleitet zu werden. Der zweite Teil (an: die mich beglückten oder belasteten) enthält die Briefe an meine Beziehungen oder Affären, und dieser Roman ist amüsant, lustig, prickelnd und nachdenklich. Davon gibt es keine Originale, also auch keine Weiterleitung. Die Betroffenen können nur den Roman lesen, falls sie wollen und noch leben. Aber der Inhalt aller Briefe ist ehrlich und wahr.
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Seitenzahl: 201
Veröffentlichungsjahr: 2024
Ruth Broucq
NACHLASS- BRIEFE an:
2. Die mich beglückten oder belasteten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
NACHLASS-BRIEFE an:
Impressum
Abgeschworen
Erste Verliebtheit
Mein Nachlass Brief an Hilmar P.
Echo für Willi
Rock n Roll
Reiner
Frust oder Trost
Mein Nachlass Brief an Dieter M.
Reiner zum 2. Mal
Unbequeme Freiheit
Mein Nachlass Brief an Manfred D.
Mein Nachlass Brief an Manfred K.
Mein Nachlass Brief an Gerd D.
Reiner zum 3.ten Mal
Der Ausbruch
Mein Nachlass Brief an Walter W.
Mein Nachlass Brief an Walter V.
Mein Nachlass Brief an Manni S.
Reiner zum 4.ten Mal
Sekt oder Selters
Mein Nachlass Brief an Uwe G.
Unnötige Episode
Böse Falle
Aufmunterung
Mein Nachlass Brief an Murmel M.
10 Jahre auf Türkisch
Mein Nachlass Brief an Ossi T.
Freiheit
Dummer Fehler
Mein Nachlass Brief an Samy M.
Dümmer geht’s nimmer
Mein Nachlass Brief an Rabie K.
Abgeschworen
Erste Verliebtheit
Mein Nachlass Brief an Hilmar P.
Echo für Willi
Rock n Roll
Reiner
Frust oder Trost
Mein Nachlass Brief an Dieter M.
Reiner zum 2.ten Mal
Unbequeme Freiheit
Mein Nachlass Brief an Manfred D.
Mein Nachlass Brief an Manfred K.
Mein Nachlass Brief an Gerd D.
Reiner zum 3.ten Mal
Der Ausbruch
Mein Nachlass Brief an Walter W
Mein Nachlass Brief an Walter V
Mein Nachlass Brief an Manni S
Reiner zum 4.ten Mal
Sekt oder Selters
Mein Nachlass Brief an Uwe G.
Unnötige Episode
Böse Falle
Aufmunterung
Mein Nachlass Brief an Murmel M.
10 Jahre auf Türkisch
Mein Nachlass Brief an Ossi T.
Freiheit
Dummer Fehler
Mein Nachlass Brief an Samy M.
Dümmer geht’s nimmer
Mein Nachlass Brief an Rabie K.
Impressum neobooks
Nachlass-Briefe an:
2. Meine Beziehungen oder Affären
Copyright by: Ruth Broucq
42699 Solingen
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin (oder Erbin) unzulässig.
Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung:
Es gab viele Affären- die mehr oder weniger- interessant waren und mich eine kurze Zeit beglückten, aber es gab nur sieben Beziehungen, die von sehr wechselhaften Gefühlen und Ereignissen geprägt waren.
Manche beglückten mich, leider nur eine Zeit lang, aber alle belasteten mich, früher oder später oder sogar von Anfang an.
Manche schlugen und bedrohten mich, um mich gefügig zu machen. Aber wenn meine Gefühle vergangen waren, befreite ich mich, egal mit welchen Mitteln. Sachlich oder mit harter Gewalt, je nach Lage oder Partner. Mir war wohl kein Glück vergönnt.
Vermutlich werden einige gar nicht mehr leben, denn schließlich sind die fast alle im gleichen Alter, also Rentenalter, oder eben schon verstorben.
Wie dem auch sei, werde ich allen schreiben, die es mir mehr oder weniger wert sind/ waren.
Die meine Post nicht mehr erhalten können, weil sie es nicht mehr erleben, sehen mir vielleicht von oben zu, und werden wissen, dass ich Recht habe.
Ich war 13 und er 19, meine erste Jugendliebe, zu Beginn meiner Sturm und Drangzeit.
Er hieß Hilmar, war ein braungelockter, hübscher Kerl in Lederkleidung, denn er fuhr ein schweres Motorrad, BMW 250. Und ich wurde seine >Motor-Biene<.
Natürlich war es eine Kinder-Freundschaft, denn ich ging noch zur Schule, und war glücklich darüber, dass er keine sexuellen Wünsche hatte. Außer küssen passierte die ersten Monate gar nix, und Petting kam erst nach der dumm-dreisten Frage meiner großen Schwester, ob ich noch unschuldig sei!
Wir hatten uns auf der Kirmes kennen gelernt, als ich auf der >Raupe< fast in die fahrenden Gondeln gefallen wäre, und der hübsche Kerl mich in letzter Sekunde festhielt.
Es war Liebe auf den ersten Blick- beidseitig. Unsere liebevolle Freundschaft hielt fast zwei Jahre.
Zu echtem Sex ist es nie gekommen.
An die gemeinsamen Ausflüge mit dem Motorrad-Club erinnere ich mich noch heute gerne zurück. Ich fühlte mich fast erwachsen, aber zumindest anerkannt, von Leuten die um einige Jahre älter waren als ich. Niemand fragte nach meinem Alter, weil ich deine Freundin war. Und auch du gabst mir das Gefühl bei dir erwachsen, geachtet und sicher zu sein. Danke dafür.
Leider habe ich deinetwegen oft Ohrfeigen von meiner Mutter einstecken müssen, aber das war meine eigene Schuld, denn du konntest ja nicht wissen, dass ich regelmäßig meine Ausgangszeit überschritt. Denn die schönen Beerenwein-Abende in eurer Stamm-Kneipe, im Morsbachtal, zogen sich meist lang hin, sodass ich die vorschreitende Zeit einfach ausblendete.
Aber wie hätte ich dir auch sagen können, dass ich um neun Uhr abends zu Hause sein musste? Damit hätte ich mich geoutet, als das was ich ja war: >eine 13 jährige Schülerin<.
Du hast mich nie nach meinem Alter gefragt, vermutlich wolltest du es gar nicht wissen, weil es dein Gewissen belastet hätte? Egal. Dass ich noch zur Schule ging war eigentlich schon deshalb klar, weil ich dir aus meiner Norderney-Kur Briefe geschrieben habe.
Aber weil ja manche jungen Leute lange zur Schule gehen, z. B. bis zum Abi, konntest du mein wirkliches Alter auch nicht erraten.
Es war eine sehr schöne Zeit mit dir, die ich leider durch meinen Trotz und meine Vergnügungssucht beendet habe. Weil du nicht mitkommen wolltest, ging ich alleine zu der Party. Aber das du meine Mutter abgeholt, und am nächsten Morgen zu der >Matratzen-Party< gebracht hast, war kein schöner Zug von dir. Darauf war meine Reaktion meinem Charakter angemessen. Sorry dafür. Diese Behandlung hattest du trotzdem nicht verdient.
Auch für deinen Zusammenstoß mit meinem damaligen Freund, den hätte ich verhindern müssen, aber ich war mit der Situation überfordert, als du nach einem Jahr plötzlich vor mir standest. Vor allen Dingen deshalb, weil es der falsche Ort war mich zu treffen.
Ausgerechnet in dem Tanzclub, in dem mein Freund das >Sagen< hatte, wolltest du mich anbaggern. Tja, das ging leider übel für dich aus, denn mein Freund schlug immer sofort zu, wenn Jemand etwas tat, was ihm nicht passte.
Du warst viel zu arglos und ahnungslos, mit wem du dich anlegtest, nur weil du mich freudig begrüßtest. Den Überraschungs-Angriff konntest du nicht einmal ahnen. Du gingst beim ersten Schlag gleich zu Boden. Es tat mir leid. Entschuldige.
Viele Jahre später, als ich bereits geschieden war, sah ich dich zufällig wieder, als du in den OBus stiegst, auf dem ich Schaffnerin war.
Ob du mich erkannt hast, weiß ich nicht, denn der Bus war rappelvoll. Es war Feierabend-Verkehr, und du standest inmitten vieler Arbeiter. Zumindest zeigtest du nicht, ob du mich erkanntest.
Oh Schreck, wo war der hübsche, braungelockte tolle Kerl hin, in den ich mich damals verliebt hatte?
Warum ich dich nicht ansprach? War es falsche Scham oder dumme Arroganz? Tja, das frage ich mich heute auch. Eigentlich blöd.
Vielleicht weil ich sah, dass du in deinen Maurer-Klamotten, exakt dem Typ Mann ähneltest, den ich gerade hinter mir hatte? Ein grober, schmutziger Handwerker, die nach meiner Erfahrung, für mich, alle Säufer und Schläger waren?
Da fiel mir ein alter Song ein:
>Wo sind deine Haare? Hilmar, Hilmar-
Deine goldnen Jahre? Hilmar, Hilmar…
Vielleicht sprach ich dich nicht an, weil du alles andere warst, als der knackige Biker den ich kannte? Weil du alt, grau und müde aussahst, mit 26 schon Stirnglatze hattest, und wie ein müder Familien-Vater wirktest, der auf dem Weg zu seiner Familie ist?
Ich weiß es nicht! Und es tut mir leid.
Durch eine Freundin aus der Nachbarschaft, deren Freund im >Florett-Club< war, lernte ich Willi kennen.
Ein hübscher blonder blauäugiger Junge, der mir anbot mich auf seiner roten >Florett< mitzunehmen.
Meine Freundin Marianne, auch >Laufmaschen-Jenny< genannt, hatte mich auf den blonden Willi aufmerksam gemacht, denn er war der Einzige des Moped-Clubs, der solo war.
Ich war auch schon einige Zeit ohne Freund, und ich fand Willi echt süß. Verliebt war ich nicht wirklich, aber vielleicht würde das ja noch kommen.
Im Gegenteil zu meinem vorherigen Freund, Hilmar, war Willi wesentlich fordernder, was ich aber entschieden abwehrte. Ich fühlte mich noch nicht bereit sexuelle Handlungen zu dulden oder gar mitzumachen.
Eine Zeitlang akzeptierte Willi meine Ablehnung, bis er immer dreister wurde.
Er ging so weit, dass er echt ärgerlich wurde, wenn ich seine Hände stoppte, und mich >dummes Kind< nannte, das nicht wisse, was es >schönes< verpasse.
Als er mir ein Ultimatum stellte, entweder ich mache mit oder es sei >Schluss<, erwiderte ich: „Prima, dann hau ab, du Arschloch. Und steck dein Ding woanders rein. Ich lass mich nicht zwingen, auf etwas still zu halten, was ich nicht will! Und Tschüss, such dir ne Andere!“
Über das Ende dieser Affäre war ich nicht traurig, im Gegenteil. Mir wurde klar, dass ich für den Typen keinerlei Gefühle gehabt hatte, sondern dass er nur eine Fortbewegungs-Hilfe für mich gewesen war.
Also gut, dann musste ich halt wieder per Bus anstatt Moped zu meinen Vergnügungen fahren.
Kurze Zeit später traf ich auf der Kirmes die Leute vom >Florett-Club<, allerdings ohne Willi. Man berichtete mir, dass Willi sehr schlecht über mich gesprochen habe, er hatte wohl behauptet, ich sei beim Sex so unersättlich gewesen, dass er aus Sorge mich zu schwängern lieber mit mir Schluss gemacht hätte.
Weil mir klar war, dass jede Gegendarstellung sinnlos war, schwor ich mir im Stillen mich zu rächen.
Mein Tag kam einige Wochen später.
Auf dem Weg zur Kirmes ging ich diesmal einen anderen Weg und kam per Zufall an Willi´s Moped vorbei. Er hatte das wohl vorsichtshalber an einem Seitenweg abgestellt, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen.
Ohne groß nachzudenken nutzte ich die Gelegenheit, knackte das Lenkrad-Schloss mit einem kräftigen Ruck, schob die Karre an und der Motor schnurrte wie auf Kommando. Ich fuhr das Moped ein paar Straßen weiter und stellte es auf einem Seitenweg hinter einem Gebüsch ab.
Dann ging ich gelassen und schadenfroh zur Kirmes.
Zufrieden grinsend und voller Schadenfreude winkte ich dem >Lügner< auf der Raupe freundlich zu.
Dabei dachte ich >tja, mein Lieber, Rache ist süß. Wer mir auf den Zeh tritt, muss mit dem Echo rechnen, ich trete auf jeden Fall zurück. Aber auf den ganzen Fuß<!
Er musste lange suchen.
Zwar ahnte er, dass ich es war, konnte das natürlich nicht beweisen.
Und tatsächlich versuchte Willi sich bei meiner Mutter zu beschweren, und wollte Schadens-Ersatz, denn die Karre musste repariert werden, damit sie wieder abschließbar war.
Natürlich gab ich die Tat nicht zu.
Also glaubte meine Mutter mir – nicht ihm.
Geh zum Teufel, Willi!
Dieser Lügner ist kein weiteres Wort wert.
Mit meiner neuen Freundin, Ute, die leider kürzlich verstorben ist, (sie ruhe in Frieden) kam ich zum ersten Mal in einen Rock n Roll-Club.
Weil Ute und ich die gleiche Krankheit hatten- nämlich >Arbeits-Unlust<, lernten wir bei einem Tages-Stadtbummel ein paar junge Männer kennen, die uns zur >Olly< einluden. Sie sagten, das sei eine >klasse Rock n Roll-Kneipe<, da sei immer der Bär los.
>OLLY< Ja, das war ein toller Einstieg in die Club-Szene. Eine kleine Kneipe mit mittelgroßem Saal dahinter, und einer >Musikbox<, aus der die wilden Klänge des Rock n Roll erklangen.
Was heißt hier erklangen? Sie brüllten es raus, sodass es in den Ohren dröhnte, und man sein eigenes Wort nicht verstand. Aber es war einfach toll!
Einfach alles fanden wir toll, sogar Olly, die Wirtin, die so superhell blondiert und furchtbar grell geschminkt war, dass es in den Augen weh tat. Auch die fanden Ute und ich toll, weil ihre rauchige Stimme tatsächlich vom vielen rauchen kam, denn sie hatte immer, wirklich immer, eine Kippe im Mundwinkel kleben.
Tatsächlich war Olly mehr >Kerl< als ihr Ehemann, Günter, der sich aus Streitigkeiten unter den Jugendlichen lieber raus hielt. Dann ging Olly dazwischen, die schon mit ihrer >donnernden Stimme< und ihrer Furchtlosigkeit wieder Ordnung schaffte. Man respektierte sie!
Die Zeit bei Olly war der Beginn meines >Glücks und Unglücks<!
Dort lernte ich Reiner, (Gott hab ihn selig) meinen späteren Ehemann und Vater meiner ersten beiden Kinder kennen. Tja, Glück und Pech gleichzeitig, aber das sollte sich ja erst einige Jahre später heraus stellen.
Wer glaubt, der erste Gedanke oder Eindruck ist der Richtige, dem muss ich hier deutlich sagen: JA! Genau das habe ich im Leben mehrmals feststellen müssen.
Wäre ich doch bei meiner anfänglichen Ablehnung geblieben, dann hätte ich zwei Kinder weniger, die mir leider mehr Leid als Freude bereitet haben, und vielleicht noch einige schönere Jugendjahre gehabt.
Denn ich mochte diesen >Angeber< anfangs überhaupt nicht, obwohl er sich, zugegeben, schützend vor mich stellte.
Als ich mit einem der doofen Typen, die uns eingeladen hatten, aneinander geriet, ihn ohrfeigte, rettete Reiner mich vor dem Echo.
Der Typ hatte gerade zum Gegenschlag ausgeholt, als ein starker Arm ihn in der Luft stoppte, und ihm Prügel androhte, wenn er mich nicht in Ruhe ließe.
Reiner war wohl tatsächlich der >starke Mann<, oder eher ein gefürchteter Schläger. Jedenfalls zog der doofe Typ sofort den Schwanz ein und ging mir ab dem Moment aus dem Weg.
Dafür hatte ich meinen Retter an der Backe.
Trotzdem brauchte Reiner noch einige Zeit ehe ich mich von ihm erobern ließ.
Leicht machte ich es ihm nicht.
An Selbstvertrauen oder vielleicht eher Selbstüberschätzung haperte es dir nicht, mein lieber Reiner.
Zwar lebst du nicht mehr, was für mich sehr verwunderlich war, als ich die Todes-Nachricht erhielt. Auch wenn du das nicht mehr lesen kannst, muss ich dir einmal sagen, dass mein Leben ohne dich tausendmal besser war, als die Jahre mit dir. Oder vielleicht liest du es doch, von oben?
Nun ja, wir waren schon ewig geschieden und du zum zweiten, nein dritten Mal verheiratet, denn zweimal hatten wir ja geheiratet.
Dumm von mir, dich zum zweiten Mal zu heiraten, aber solche Dummheiten machen ja viele Menschen, Männer wie Frauen.
Die Frau, nach mir, die es so viele Jahre mit dir ausgehalten hat, kann ich nur bewundern. Ehrlich, deiner Witwe gebührt Respekt für diese Leistung. Aber vielleicht hattest du dich ja tatsächlich gebessert? Was ich mir aber nicht vorstellen kann, denn für mich warst du Alkoholiker. Schon in deinen jungen Jahren.
Für mich hast du dich >tot gesoffen<. Sorry.
Denn deine Vorfahren, Mütterlicherseits, sind alle sehr alt geworden, bis auf deiner Mutter Schwester, Tante Erna. Die hat sich ins Delirium gesoffen. Und soweit ich mich erinnere, war sie nicht einmal 60 als sie starb. Deine Mutter wurde 87, der Vater der beiden sogar 89.
Aber deine ganzen Erkrankungen in deinen letzten Jahren, kamen nicht von ungefähr, oder? Na ja, nicht böse gemeint, nur Überlegungen, zu denen mich mein jetziges Alter verleitet. Denn schließlich warst du nur ein Jahr älter als ich jetzt, als du das Zeitliche segnetest.
Du hast mir kein Glück gebracht. Nicht einmal beglückt hast du mich, ehrlich gesagt. Denn selbst in den ersten Jahren waren unsere sexuellen Gemeinsamkeiten immer eingeschränkt, weil ich mich vor manchen deiner Gelüste geekelt habe. Tja, war so. Deshalb war ich nicht einmal in solchen Momenten wirklich glücklich.
Vielleicht waren wir auch einfach zu jung um uns der Tragweite unseres Handelns bewusst zu sein. Ich war 15 und du 17 als wir uns kennen lernten, eigentlich noch Kinder.
Dummerweise war ich in sexuellen Dingen so unaufgeklärt, dass ich gleich schwanger wurde. Damit fing mein Unglück an!
Ob du aufgeklärter warst, weiß ich nicht, aber eines hast du mir bewiesen, du warst egoistisch und gewissenlos. Sonst hättest du dich anders verhalten.
Während dieser ersten Schwangerschaft, mit jungen 16 Jahren, hab ich gelitten wie ein geprügelter Hund. Unter euch Beiden. Unter deiner Sauferei und deiner Jagd nach anderen Weibern, und unter dem Fremdkörper in meinem Bauch, weil ich dauernd kotzen musste.
Deine Rücksichtslosigkeit ging sogar so weit, dass du eine Andere gebumst hast, während ich im Wochenbett lag. Danke
Als ich das erfuhr kam es zu unserer 1. Trennung. Weil du dich bei der Bundeswehr freiwillig für 4 Jahre verpflichtet hattest, musstest du deinen Dienst antreten, als unsere Tochter gerade 1 Woche alt war. Von ihrer Baby-Zeit hast du also nichts mitbekommen.
Allerdings auch deshalb, weil ich mich von dir getrennt hatte.
Gerade erst Mutter, war ich von dem Vater meines Babys so enttäuscht, dass ich mich gleich in die nächste Beziehung stürzte, nachdem ich mich von dem Untreuen getrennt hatte.
Dieter war ein lieber Kerl, und er hatte den Vorteil, dass er ein tolles Auto fuhr. Zwar gehörte der hellblaue Opel-Rekord 1700 seinem blinden Stiefvater, aber gerade diese Behinderung brachte Dieter den Vorteil, immer über das Fahrzeug verfügen zu können, ohne dass es ihn etwas kostete.
Er war zwar nett, der blonde Dieter, aber meine Gefühle für ihn hielten sich in Grenzen. Denn ich wollte ihn nur >Übergangsweise< benutzen. Vielleicht wollte ich mich irgendwie und an Irgendwem für die erlittene Schmach rächen? Da kam Dieters Anmache gerade recht.
Während ich meine Freiheit genoss, denn ich konnte endlich, ohne dicken Bauch feiern und tanzen, tanzen, tanzen, traf ich auf Dieter.
Auf einer Party, mit viel Alkohol und Musik griff ein Typ im Halbdunkeln nach mir und zog mich auf seinen Schoß. Ich wollte aufstehen, aber er hielt mich fest. Dreimal verlangte ich: „Lass mich los, ich will das nicht!“ worauf er aber nur seine Umklammerung verstärkte.
Als ich mir nicht mehr zu helfen wusste, biss ich ihn in den Arm. Sein Schmerzensschrei und das unangenehme Gefühl, etwas Blutiges im Mund zu haben waren das gleichzeitige Ergebnis. Aber er löste die Umklammerung und während ich aufsprang, spuckte ich das Etwas aus.
Der Typ sprang ebenfalls auf und schrie mit schmerzverzerrtem Gesicht: „Das Biest hat mir ein Stück aus dem Arm gebissen. Ruft einen Arzt!“
Als er mit dem unverletzten Arm nach mir greifen wollte, stand plötzlich Jemand zwischen uns, Dieter! „Das bist du selbst schuld, warum hältst du sie auch fest, wenn sie das nicht will? Also sieh alleine zu, dass du ins Krankenhaus kommst. Denk dran, ein Menschenbiss ist gefährlich.“
Dann wandte Dieter sich an mich und hielt mir seine Hand hin. „Komm, ich fahr dich nach Hause.“ Bot er mir an.
Erleichtert nahm ich seine Hand.
Meine Mutter, sowie meine Schwester waren von meinem neuen Freund begeistert, jedoch mein Stiefvater hielt sich zurück, was ja nicht ungewöhnlich war.
Dieter war Ablenkung und Vergnügen zugleich, und irgendwann glaubte ich, ihn zu lieben. Bis Reiner wieder in der Heimatstadt war.
Als ich mich wieder von Dieter trennen wollte, entpuppte sich der >liebe Dieter< zum gefährlichen >Klammerer<!
Anfangs wollte ich dich nur benutzen, dann begann ich dich zu mögen, und irgendwann glaubte ich dich zu lieben. Aber ich war immer noch viel zu jung um zu wissen, was Liebe ist.
Ob ich es jemals erfahren habe? Ich glaube nicht, dazu war ich viel zu selbstbewusst, selbständig und Freiheitsliebend.
Ja, meine Kinder, meine beiden Enkelinnen, sogar meinen Schwiegersohn, die habe ich wirklich geliebt, aber das ist ja nicht das Gleiche. Platonische Liebe kann sicher Jeder empfinden, aber zu der anderen Art war ich wohl nicht fähig. Oder ich war zu anspruchsvoll, und ob meine Gefühle, bei Enttäuschung durch den Partner, sofort erloschen? Ich weiß es nicht.
Heutzutage ist mir nicht klar welche Gefühle du mir entgegen gebracht hast. Oder war ich einfach nur die bequeme >Matratze< auf der du dich austoben konntest? Vielleicht?
Das mir unser Sex einen Krankenhaus-Aufenthalt bescherte, bei dem ich auch noch eine unschöne Narbe bekam, blieb mein unnötiges Souvenir von dir. Weil nämlich nach der >Ausschabung< mein Blinddarm rebellierte, verpasste man mir einen >Querschnitt<, weil man eine >Bauchhöhlen-Schwangerschaft< vermutete. Aber es war nur der Blinddarm, und ich hatte eine hässliche Narbe.
Ob du zum Jetzigen Zeitpunkt noch lebst, weiß ich auch nicht, aber du warst mir eh nicht wichtig genug, dir diesen Brief wirklich zukommen zu lassen. Aber du kannst den Brief ja in meinem Roman lesen. Sorry.
In den eineinhalb Jahren unseres Zusammenseins wechselten meine Gefühle für dich des Öfteren, tja, war halt so.
Die anfängliche Zufriedenheit mit unserer Beziehung war auf deiner familiären Art begründet. Du mochtest meine kleine Tochter, gingst mit ihr um, als sei sie dein Kind, fügtest dich in unser Familienleben ein, und warst immer zu Gefälligkeiten bereit.
Dass es dir bei uns besser gefiel, obwohl wir nur einen >ganz normalen< Arbeiter-Haushalt hatten, war klar. Denn deine Herkunft war um einige Stufen schlechter als meine.
Zwar hatten wir Beide Stiefväter, mit denen wir nicht gerade gut zurechtkamen, aber unsere Mütter unterschieden sich wie Tag und Nacht.
Meine Mutter war eine einfache Arbeiterin, die sich immer für ihre Kinder abgeschuftet hat, aber deine Mutter war wirklich das, was wir allgemein >einen dummen Bauerntrampel< nannten. Meine Güte, war die doof, fromm und schlampig. Und sie stammte auch noch aus >Ostpreußen<! Schlimmer geht’s nicht. Sorry.
Aber außer ihren beiden unehelichen Söhnen, dich und deinen Bruder, Peter, (der gerade einen längeren Aufenthalt im Jugendknast absaß), hatte sie mit deinem >Blinden Stiefvater< 4 Kinder.
Alles Jungs, Einer dümmer und schmutziger als der Andere. Diese kleinen Bengel im Alter zwischen 5 und 8, hatten leider deiner Mutter Dummheit geerbt.
Was ich aber absolut nicht verstehen konnte, dass diese Frau, die ja so fromm war, dass die sich mehr in der Kirche und auf dem Friedhof aufhielt, als sich um ihre Familie und den Haushalt zu kümmern. Und warum? Weil das einzige Mädchen, das sie geboren hatte, leider gestorben war. Kurz nach der Geburt.
Traurig, aber es nützt dem toten Mädchen absolut nichts, dass die Frau, in deren Bauch sie entstanden ist, ständig an ihrem Grab rumwurschtelt und ständig für sie betet. Was sollte das ändern? Nichts! Und das nach Jahren!
Für ein Grab vernachlässigte deine Mutter, ihre Kinder, Mann, Haushalt und sich selbst! Sie sah echt aus wie eine dicke Bäuerin, weil sie überhaupt keinen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte. Tja. Dass ich zu dieser Familie keinen Kontakt suchte, konntest sogar du verstehen! Danke dafür!
Warum auch immer, aber irgendwann wolltest du dich unbedingt verloben. Außer deiner Mutter hatte niemand Einwände, was dich natürlich nicht abhielt schöne Ringe zu kaufen. Ich war zwar nicht erpicht darauf, war mir auch gar nicht darüber im Klaren, was eine Verlobung bedeutet, aber der Ring überzeugte mich. Außerdem war ich ja noch nie verlobt, deshalb ließ ich die kleine Feier über mich ergehen. Eigentlich war es mir egal.
Als ich dann erfuhr, dass eine Verlobung ein >Eheversprechen< bedeutete, zuckte ich lediglich mit den Achseln. Jedes Versprechen kann gebrochen werden, oder muss einfach nicht eingehalten werden, wie es beliebt, war meine insgeheime Einstellung. Das würde mich nicht fesseln, wenn ich es nicht wollte, das war mir klar.
Du warst eigentlich immer gut zu mir, denn du trugst mich quasi >auf Händen<. Ich glaube, du liebtest mich wirklich. Aber irgendwann fand ich unsere Unternehmungen langweilig, empfand ich keine Freude mehr, wenn du mich abholtest. Auch das befreundete Pärchen, Rita und Frank, die ich durch dich kannte, fand ich elend langweilig. Es passierte nichts Neues in unserem Leben.
Dann aber erfuhr ich, dass Reiner wieder vom Bund zurück war, und schon fing er alle meine Gedanken ein. Ich konnte mich nicht gegen den Drang wehren, ihn zu sehen, also begann ich zu suchen.
Ich ging zu Reiners ehemaligen Freunden, suchte auch meine, in Vergessenheit geratene Freundin, Edda, auf, und bekam schließlich den Hinweis, wo er verkehrte.
Natürlich traf ich ihn in den angesagten Lokalen, von denen du mich bewusst fern gehalten hattest. Es war eher ein zaghaftes >aufeinander Zugehen, oder Aneinander vorbei gehen<, weil keiner von uns Beiden den ersten Schritt machen wollte.
Aber natürlich warst du ärgerlich über meine ständigen Ausreden, wenn ich eigene Wege gehen wollte, und es gab immer Streit. Ich aber wollte mich nicht einschränken lassen, weil ich mich Gefühlsmäßig schon lange von dir entfernt hatte. Du hattest mich die ganze Zeit viel zu viel belagert. Ja, belagert ist der richtige Ausdruck. Denn du hast mich, während unserer ganzen Beziehung nie einen Schritt alleine gehen lassen. Du warst immer bei mir. Zu oft- zu viel!
Bei einem heftigen Streit warf ich dir deinen Verlobungsring vor die Füße und sagte dir klar und deutlich, dass ich keine Lust mehr habe. Ich machte Schluss.
Damals gab es noch keine Handys, manche Haushalte hatten nicht einmal einen Festnetz-Anschluss, so wie meine Eltern auch.