NACHLASS-BRIEFE an: - Ruth Broucq - E-Book

NACHLASS-BRIEFE an: E-Book

Ruth Broucq

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Beschreibung

Sie war eine Macherin, zu fast jedem Risiko bereit. Ihr ganzes Leben hatte sie auf die Familie und deren Wohlergehen ausgerichtet. Ruth hatte sich für die Menschen abgerackert, die sie liebte. Auch bei ihren Erfolgen kamen die, die mit ihr lebten, für sie immer an erster Stelle, sodass sie selbst oft auf der Strecke blieb. Nicht Alle haben das so gesehen und die Wenigsten haben es ihr gedankt. Allen schrieb sie Nachlass-Briefe, um ihnen nach ihrem Tode einmal die ganze ungeschminkte Wahrheit zu sagen oder zu danken.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ruth Broucq

NACHLASS-BRIEFE an:

1. Die mich liebten oder hassten

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Die mich liebten oder hassten

Impressum

Lass die Toten ruhen

Meine Kinder – das Erste

MEIN NACHLASS-BRIEF AN REGINA

Meine Kinder – das Zweite

MEIN NACHLASS-BRIEF AN ROGER

Meine Kinder- das Dritte

MEIN NACHLASS-BRIEF AN REBECCA

MEIN NACHLASS-BRIEF AN SEBASTIAN

MEIN NACHLASS-BRIEF AN RAISSA

MEIN NACHLASS-BRIEF AN ROMY

MEIN NACHLASS-BRIEF an meine 3 Enkelsöhne

MEIN NACHLASS-BRIEF an meine Schwester

MEIN NACHLASS-BRIEF an meinen Schwager

MEIN NACHLASS-BRIEF an meine Nichten und meinen Neffen

MEIN NACHLASS-BRIEF an meinen ehemaligen Schwiegersohn

Lass die Toten ruhen

Meine Kinder- das Erste

MEIN NACHLASS-BRIEF AN REGINA

Meine Kinder – das Zweite

MEIN NACHLASS-BRIEF AN ROGER

Meine Kinder- das Dritte

MEIN NACHLASS-BRIEF AN REBECCA

MEIN NACHLASS-BRIEF AN SEBASTIAN

MEIN NACHLASS-BRIEF AN RAISSA

MEIN NACHLASS-BRIEF AN ROMY

MEIN NACHLASS-BRIEF an meine 3 Enkelsöhne

MEIN NACHLASS-BRIEF an meine Schwester

MEIN NACHLASS-BRIEF an meinen Schwager

MEIN NACHLASS-BRIEF an meine Nichten und meinen Neffen

MEIN NACHLASS-BRIEF an meinen ehemaligen Schwiegersohn

Impressum neobooks

Die mich liebten oder hassten

Nachlass-Briefe an:

Meine Familie

Impressum

Copyright by: Ruth Broucq

42699 Solingen

[email protected]

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin (oder Erbin) unzulässig.

Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Einleitung: am 14. Dezember 2022

Nach einem mehr oder weniger erfüllten- eigentlich langen- Leben möchte ich Allen- mit denen ich eine Gemeinsamkeit hatte- sei es- Verwandtschaft- Freundschaft- Bekanntschaft- ebenfalls Zusammenleben- oder kurze gemeinsame Wegstrecken- einmal ehrlich sagen, was ich von ihnen gehalten habe.

Was sie mir waren- oder ob sie mir eigentlich völlig egal waren- wie ich ihre Angewohnheiten- Charakterzüge- Fehler oder Vorteile- wirklich sah!

Obwohl ich eigentlich ein ehrlicher Mensch bin/war- möchte ich einmal mit aller Ehrlichkeit - Härte oder echter Zuneigung- das sagen- was ich Zeit meines Lebens, aus Taktgefühl, verschwiegen habe.

Dies mache ich hier und heute zwar als Roman in aller Öffentlichkeit- da hier jedoch nur die Vornamen der Betroffenen geschrieben stehen- und ich unter einem Autoren-Namen firmiere- dürfte es keine rechtlichen Probleme geben.

Die echten Briefe werden den betroffenen Personen nach meinem Tode ausgehändigt!

Inhaltsverzeichnis:

Lass die Toten ruhen

Meine Kinder – das Erste

Drei habe ich geboren- unter mehr oder weniger großen Schmerzen, nur Eines ist wirklich die Bezeichnung Kind wert- denn es ist ein Kind gewesen, wie ein Kind sein sollte.

Bei meiner ersten Geburt war ich selbst noch ein Kind. Denn zu der Zeit hörte das >Kind sein< viel später auf, als heutzutage. Auf jeden Fall viel zu früh- mit jungen 16 Jahren war die Geburt genauso leicht und schnell wie ich es meiner Mutter vorher gesagt hatte. Denn meine Mutter hatte mich wohl vorbereiten-warnen oder erschrecken wollen, mit den Worten: „Es kommt nicht so leicht heraus – wie es hinein gekommen ist. Denk daran!“

Meine leichtlebige aber sichere Antwort war: „Ach Mutti, solche Kleinigkeiten mach ich doch mit Links!“

Mit Links war es zwar nicht- aber dieses kleine mickrige Wesen war tatsächlich mit drei festen Presswehen so schnell raus geflutscht, dass die Hebamme entsetzt schrie: „Aber doch nicht so schnell, es kommt ja schon.“

„Können Sie sich mal entscheiden was Sie wollen? Sie haben doch eben noch verlangt, ich solle pressen. Was denn nun? Ich habe nur gemacht was Sie mir befohlen haben! tzzz!“ erwiderte ich schnodderig, dabei verbarg ich- dass ich froh war, das so schnell erledigt zu haben.

Als die Hebamme dann sagte: „Schön, Kind, herzlichen Glückwunsch, das Mädchen ist zwar klein aber gesund.“

Beschwerte ich mich empört: “Was? Nur ein Mädchen? Ich wollte doch einen Jungen!“

Und ehrlich gesagt, genau das war mein Problem, was unbeabsichtigt später zu meines ersten Kindes Problem werden sollte. Ein Mädchen!

Als ich das schrumpelige Wesen später im Arm hatte, überlegte ich angestrengt welche Gefühle dieses kleine Menschlein in mir hervor rief? Ehrlich gesagt: Keine!

Das sollte sich zwar bald ändern- aber in diesem Moment hatte ich keine Muttergefühle. Und das war kein Wunder. Denn der Erzeuger dieses Wesens hatte mir die ganze Schwangerschaft genauso wenig Freude gemacht, wie das Baby selbst.

Er soff sich die Seele aus dem Leib, und die Frucht in meinem Leib holte mir umgehend alles aus dem Magen was reinkam. Es war eine wahnsinnig stressige Zeit, diese Schwangerschaft.

Zu allem Überfluss konnte der Verantwortliche für meinen Zustand seinen Sexualtrieb nicht im Zaum halten, sodass ich ihn aus den unglaublichsten Ecken holen musste, in die er sich mit irgendeiner Tussi verzogen hatte!

In die Wirklichkeit zurück gerufen verlangte man einen Namen für das Mädchen. Oh jeh- ich hatte nur einen Jungennamen- an ein Mädchen hatte ich doch gar nicht gedacht!

Ich wollte meinen Sohn „Ralf“ nennen, weil unser beider Name mit R anfing. Nach kurzer Überlegung fiel mir ein: „Regina“!

„Ein schöner Name, wissen Sie denn wie das heißt? Das kommt aus dem Skandinavischen und bedeutet „Königin!“ klärte mich die Schwester der Anmeldung des Krankenhauses auf.

„Aha!“ erwiderte ich desinteressiert. Und dachte bei mir. >eigentlich wollte ich einen Prinzen- die Königin bin ich selbst- tzzz<.

Diesen Namen bemängelte die Mutter des Erzeuger gleich mit der Bemerkung: „Regina? Der Name gefällt mir aber gar nicht. Wer hat den denn ausgesucht? Ich hätte gerne eine Barbara oder Bärbel gehabt!“

>Dann mach dir doch selbst Eine< dachte ich ketzerisch, sagte es allerdings nicht laut. Sondern erklärte höflich den R-Grund, was die Dame nur achselzuckend belächelte.

Begeisterung der Großeltern der kleinen Regina sah sicher anders aus, denn als die Kleine am Fenster der Säuglings-Station der Familie gezeigt wurde, ließ sich weder ein Raunen des Staunens hören noch ging ein Lächeln der Bewunderung über deren Gesichter.

Die kleine „Königin“ schien von den Besichtigern auch nicht begeistert zu sein, denn sie verzog ihr Gesichtchen zu einer missmutigen Fratze und gähnte gelangweilt. Alle lachten laut, bis auf meinen Stiefvater, über dessen Gesicht kleines, kurzes Lächeln huschte. Darauf achtete Niemand, aber ich hatte das gesehen und wunderte mich über seine liebevolle Reaktion!

Dass ich mich noch mehr über den stillen schüchternen Mann wundern würde, den ich nur als brummigen, griesgrämigen Sofalieger kannte, ahnte ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht, denn er hatte mir ja nichts Gutes angedroht.

Während der ganzen Schwangerschaft hatte der missmutige Kerl mir gedroht, mich samt Kind rauszuwerfen. Er wolle keinen >Schreihals< im Haus!

MEIN NACHLASS-BRIEF AN REGINA

Dass du kein „gewolltes Kind“ warst, wirst du sicher verstehen können, auch wenn du mich ansonsten NIE verstanden hast. Woran das lag?

Ich habe es in meinem Leben nie wirklich verstanden, obwohl ich es immer im Unterbewusstsein geahnt habe. Irgendwann habe ich allerdings begriffen, dass du mich nicht als Mutter, sondern als Konkurrentin gesehen hast. Vielleicht war ich das auch zum Teil selbst schuld, aber ohne jede Absicht.

Dass ich viel zu jung war, und durch Unwissenheit und Unaufgeklärtheit schwanger wurde, und dein Erzeuger ein leichtsinniger Hormon -gesteuerter -ebenfalls zu junger –Bengel war, liegt auf der Hand.

Nun, da es zur Zeit deiner Entstehung noch keine Pille gab, war es kein Wunder, dass ich -kaum dass ich deinem Erzeuger zu Willen war- schwanger wurde. Schwangerschafts-Unterbrechungen – so wie heutzutage- gab es damals noch nicht. Aber selbst dazu wäre es zu spät gewesen, als ich die Bestätigung meines Zustandes bekam.

Deine Geburt war leicht und schnell- das entschädigte mich für die üble Schwangerschafts- Zeit ein wenig. Aber das lag auch daran das du ein „Leichtgewicht“ warst. Mit nur 2250 Gramm hattest du noch nicht die erforderlichen 2500 um mit mir entlassen zu werden. Also musstest du noch in Haan in der Klinik bleiben, als ich nach 8 Tagen nach Hause gehen durfte.

Ab dem Tag hatte ich die Aufgabe, täglich Milch abzupumpen und zu der Klinik zu bringen. Das machte ich eine Woche lang, bis du das erforderliche „Entlassungsgewicht“ hattest.

Zu meiner Freude und Erleichterung durfte ich dich mit nach Hause bringen, was mein Stiefvater bis zu deiner Geburt energisch abgelehnt hatte. Aber der stille Mann hatte dich, beim ersten Anblick, in sein Herz geschlossen, und zu seinem Liebling erkoren. Das blieb so, bis deine kleine Schwester zur Welt kam, die lief dir dann den Rang ab. Ungewollt und ungeahnt!

So ist das vermutlich im Leben, wir fokussieren uns immer auf die „Kleinen“, weil die unseren „Beschützer-Instinkt“ hervor rufen!

Weil dein Vater eine Woche nach deiner Geburt seinen Dienst bei der Bundeswehr, Standort Idar-Oberstein, antreten musste, wofür er sich freiwillig für 4 Jahre verpflichtet hatte, war ich froh bei meinen Eltern bleiben zu können.

Die ersten beiden Jahre deines Lebens wohnten wir also bei meinen Eltern- auf recht beengten Verhältnissen, das heißt dein Bettchen stand in dem Zimmer das meine Schwester Anne und ich gemeinsam bewohnten.

Dennoch wurdest du geliebt und verwöhnt. Meine Mutter gab dir all die Liebe, die wir Töchter nie so deutlich erhalten hatten. Aber leider verzog deine Großmutter dich damit auch zu einem weinerlichen Querk. Wenn du nicht deinen Willen bekamst, zum Beispiel ein „Milchsüppchen“ anstatt Gemüse, quengeltest du so lange, bis sie dir das Gewünschte kochte.

Auch die Mutter meiner Mutter, meine Oma also- kam seit deiner Anwesenheit täglich zu uns, um dich durch die Wohnung zu tragen und zu unterhalten. Dann waren auch noch mein Stiefvater, meine Schwester und deren Freund Remo immer bereit dich zu schaukeln und zu verwöhnen. Du warst das neue „Spielzeug“ der ganzen Familie. Mit dem Ergebnis:

Wenn Alle deine Quengelei leid waren, besannen sie sich auf mich- deine Mutter, und forderten mich auf: „Kümmere dich mal um dein Kind. Was bist du nur für eine Rabenmutter?“

Meine Antwort war regelmäßig nur: „Was ihr verdorben habt soll ich gerade biegen? Nee- Leute- das könnt ihr mal vergessen. Ich habe euch von Anfang an gesagt: lasst das sein- ihr verzieht das Kind zu einem Quengel. Nun soll ich eure Fehler ausbaden? NEE! Amüsiert euch mal weiter mit ihr!“

Du wurdest exakt das Gegenteil von dem Kind das ich mir gewünscht hatte. Anstatt dunkles Haar und braune Augen- meinem Ebenbild- entwickeltest du dich zu einem kleinen dicken weißhäutigen, grünäugigen Blondinchen, was mich sehr enttäuschte.

Natürlich war mir klar, dass du darauf keinen Einfluss hattest- deshalb liebte ich dich trotzdem, wie man als junge Mutter eben ein Kind lieben kann. Denn dass du meine Freiheit einschränktest kreidete ich dir sowie deinem Vater an.

Der Einfluss der vielen Erwachsenen während deiner ersten Jahre machte sich schnell sehr positiv bemerkbar. Schon mit neun Monaten begannst du zu laufen, und die ersten klaren Worte zu sprechen. Sogar vollständige deutliche Sätze, mit knapp einem Jahr, zeigten uns, dass du dich zu einem klugen Kleinkind ohne Babysprache entwickeltest. Darauf war ich sehr stolz.

Als dein Vater nach 18 Monaten „unehrenhaft“ aus dem Dienst von der Bundeswehr entlassen wurde, kamen wir wieder zusammen und heirateten, als du gerade 2 Jahre alt warst.

Es hätte eigentlich alles schön sein können/ müssen, denn wir hatten das Glück ein kleines Holz-Fertighaus neben dem großen Mehrfamilienhaus, deines Urgroßvaters beziehen zu können, und fast die komplette Einrichtung aus dem Möbel-Bestand der englischen Kaserne zu bekommen. Als Häuserverwalter bei dem englischen Militär nutzte dein Opa Tom diese Möglichkeit für uns. Aber dein Vater war leider keinen Deut klüger /reifer geworden, sondern immer noch der egoistische vergnügungssüchtige Rabauke.

Der Alkohol schaffte es auch dieses Mal uns auseinander zu bringen. Wir waren noch nicht ganz 2 Jahre verheiratet als das Unglück geschah. Weil ich bei dir im Bett lag, um dem Säufer aus dem Weg zu gehen, drohte er sich umzubringen, wenn ich nicht zu ihm ins Bett käme. Als dein Vater sich aufgrund meiner Weigerung im Suff selbst verletzte, in dem er sich in die Brust schoss, floh ich mit dir zu meinen Eltern.

Wir blieben bei meinen Eltern. Ich suchte mir einen gutbezahlten Job bei den Stadtwerken und ließ mich scheiden. Dein Vater brauchte lange um gesund zu werden, denn die Kugel hatte sich zwischen Herz und Lunge eingekapselt.

In der Zeit unserer Trennung starb deines Vaters Opa, und dein Vater erbte das Grundstück auf dem das kleine Haus stand in dem wir gewohnt hatten. Weil der Suff deinen Vater schnell wieder im Griff hatte, wollte er das ererbte Grundstück verkaufen. Dazu brauchte er allerdings meine Einwilligung, weil das noch vor unserer Scheidung als Zugewinn galt.

Ich wollte keinen Anteil haben, aber ich nahm ihm das Versprechen ab, dass er für dich ein Sparbuch mit eintausend Mark festlegen müsse. Er stimmte zwar zu, doch dieses Sparbuch wurde nie eingerichtet. Der Suff fraß alles auf! 24tausend Mark gingen für Alkohol und leichte Frauen drauf. Tja!

Als er pleite war erinnerte er sich meiner! Ja- und ich- genervt von der Enge der Wohn-Möglichkeit, und enttäuscht von den Männern und der Liebe- glaubte seinen Versprechungen, dass alles anders werde. Was soll ich sagen? Was sich änderte? Nichts! Oder doch- ich hatte reichlich damit zu tun- die entstandenen Scherben durch, deines Vaters Leichtlebigkeit, aufzufegen und seine Material-Schulden zu bezahlen.

Während er wegen „Trunkenheit am Steuer in Wiederholung“ drei Monate absitzen musste, suchte ich eine kleine Wohnung für ihn, löste seine möblierten-Haushalt auf- regelte seinen Umzug in seiner Abwesenheit, und schaffte ihm damit ein neues Zuhause.

In dieser Zeit musste ich eine Pillen-Pause einlegen, weil meine Periode seit Monaten ausgeblieben war- und dadurch Unfruchtbarkeit die Folge hätte sein können. Als dein Vater aus dem Knast kam- entstand die „Pillen-Pause“, dein Bruder.

Auch bei dieser zweiten Schwangerschaft war es für eine Unterbrechung viel zu spät- ob damals schon gesetzlich möglich- weiß ich gar nicht. Darüber machten wir uns keine Gedanken, sondern dass wir die Tortur- ein uneheliches Kind für ehelich erklären zu lassen, wie damals bei dir- nicht wiederholen wollten- und entschlossen uns- wieder zu heiraten. Welch ein Fehler!

Wieder mussten wir eine Wohnung finden- wo fanden wir die? Natürlich im Haus deiner Großeltern. Das große Mehrfamilien-Haus hatte deine Oma von ihrem Vater geerbt und dort bezogen wir vorerst 2 Zimmer. Zu dritt- und ich schwanger. Eine etwas enge, unbequeme Zeit! Denn wir mussten warten bis die 2 restlichen Räume frei wurden- die uns zugedacht waren.

In diesem großen alten Haus gab es im Anbau des Erdgeschosses nur eine Gemeinschafts-Toilette und noch extra ein Gemeinschafts-Bad, für die Mieter des Hauses. Tja- so war das früher.

Erst Jahre später ließ deine Oma einen Anbau hochziehen in dem auf jeder Etage zwei Bäder waren- für jede Wohnung eins. Auch die Heizung wurde erst während dieser Zeit auf das ganze Haus erweitert, denn zuvor war nur die Erdgeschoss-Wohnung mit Heizung versehen- die oberen Wohnungen hatten Kohle-Öfen.

Bevor du zur Schule musstest, schickten wir dich, auf Raten des Amtsarztes, in Kur, weil du unterernährt warst. (Das war der Erfolg der Verhätschelung meiner Mutter). Du hast dich mit Händen und Füssen gewehrt in den Zug einzusteigen, gebrüllt als ob man dich abstechen würde, sodass die Begleiter des Jugendamtes und ich dich gemeinsam hineinheben mussten.

Als du nach 6 Wochen aus der Kur zurück kamst, hatten wir ein neues Kind! Dich! In abgeänderter Form. Plötzlich aßt du alles, hattest sogar einen gesegneten Appetit, dass es eine Freude war dir zuzusehen. Ich war sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Kur!

Über dein Brüderchen hast du dich sehr gefreut-du warst wie eine zweite Mutter zu ihm- und der niedliche Kleine mochte dich auch sehr. Roger war er ein ruhiges, liebes Baby, dessen Gesundheits-Zustand mir aber sehr viel Sorgen bereitete. Dennoch nahmst du mir sehr viel ab, indem du dich um den „Kleinen“ kümmertest.

Während du eingeschult wurdest und dein Bruder ein Säugling war, besuchte dein Vater die Meisterschule in Dortmund. Fast jeden Abend kam er angetrunken oder völlig dicht nach Hause, was oft mit viel Krawall von statten ging.

Du bekamst das alles mit, ohne dich dazu zu äußern, denn du hattest dich zu einem stillen, fast schüchternen Mädchen verändert. Deine schulischen Leistungen machten mir jedoch große Freude, denn du gehörtest zu den drei Klassenbesten!

Für uns eine finanziell sehr knappe Zeit, weil mein Gehalt recht mickrig war, denn ich konnte nur „Kurzdienst“ bei den Stadtwerken machen- also entweder in aller Frühe oder am frühen Abend auf den „Zusatzbussen“ meinen Schaffner-Dienst verrichten. Und das war schon problematisch weil dein Vater sehr unzuverlässig war, sich nicht darum kümmerte, dass er ja auch seinen Sohn betreuen musste, wenn ich arbeitete.

Auch in dieser unruhigen Phase warst du mir eine große Hilfe, denn du kümmertest dich liebevoll um deinen kleinen Bruder, passtest auf, wenn dein Vater mal wieder nicht erschien. In der Zeit machten mir die Probleme mit den Auswüchsen deines Vaters so viele Sorgen, dass ihr Kinder oft nebensächlich wart. Eure Versorgung mit Essen, Trinken, Kleidung sowie die stressige Arbeit nahmen mich so sehr in Anspruch, dass ihr Beide- Roger und du- euch viel näher wart, als ich es für euch sein konnte.

Zu allem Überfluss wäre die Meisterprüfung fast ins Wasser gefallen, weil in seinem Führungszeugnis drei Vorstrafen standen. 2 x Haftstrafen wegen Trunkenheit am Steuer und eine Jugendstrafe wegen Automatenknacken! Ich wollte das nicht hinnehmen und rannte bis zum „Regierungs-Präsidenten“ in Düsseldorf, den ich in einem Brief bat, einer jungen Familie nicht die Zukunft zu verbauen- und bat um die Erteilung eines „Eintragsfreien Führungszeugnisses zur Vorlage bei dem Prüfungs-Ausschuss der Handwerkskammer Dortmund“! Es klappte!

Dann fiel dein Vater bei der Meisterprüfung durch. Er konnte die zwar wiederholen aber er kam mit der Buchführung nicht klar. Also brauchte er ein halbes Jahr lang „Nachhilfe in Buchführung“. Das kostete zusätzlich!

In der Pause zwischen den beiden Prüfungen fuhr dein Vater lieber Taxi- anstatt als Malergeselle zu arbeiten, wofür ich Verständnis hatte. Allerdings waren ihm seine Verfehlungen mit der Trunkenheit am Steuer ein Hindernis- sodass er nur Mietwagen fahren durfte. Der Unterschied war, dass Mietwagen nur unter Aufsicht ab der Zentral fahren durften, während Taxen an den ganzen Standplätzen in der Stadt sowie unterwegs Fahrgäste aufnehmen durften.