Nacht und Schimmel - Stanisław Lem - E-Book

Nacht und Schimmel E-Book

Stanislaw Lem

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Beschreibung

Nacht und Schimmel bietet einen Querschnitt durch Lems Schaffen der letzten 15 Jahre und durch die Vielfalt seiner Ideen und Stilmodalitäten. Das Spektrum reicht von frühen Grotesken wie »Gibt es Sie, Mister Johns?« bis zur »Neuen Kosmogonie«, einer originellen Anwendung der Spieltheorie auf kosmogonische Probleme.

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Stanisław Lem ist einer der meistübersetzten polnischen Gegenwartsschriftsteller und einer der bekanntesten SF-Autoren der Welt. Nachtund Schimmel bietet einen Querschnitt durch Lems Schaffen der letzten 15 Jahre und durch die Vielfalt seiner Ideen und Stilmodalitäten. Das Spektrum reicht von frühen Grotesken wie »Gibt es Sie, Mister Johns?« bis zur »Neuen Kosmogonie«, einer originellen Anwendung der Spieltheorie auf kosmogonische Probleme. Die Titelgeschichte zeigt Lem als Warner vor mißbräuchlicher Verwendung neuer Erkenntnisse. Den Höhepunkt bildet die Geschichte »Tagebuch«. Sie ist ein kybernetisch-philosophischer Exkurs, der den Leser zutiefst verunsichert, da er eine das anthropozentrische Denken verwundende und völlig originelle Deutung von Mensch und Gott darstellt. In »Tagebuch« gewinnen theologische Probleme in kybernetischer Verkleidung aktuellste Bedeutung: die Paradoxa dieser zwingend komponierten Erzählung erinnern an die besten Leistungen eines J. L. Borges.

Stanisław Lem wurde am 12. September 1921 im polnischen Lwów (Lemberg) geboren, lebte zuletzt in Krakau, wo er am 27. März 2006 starb. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Übersetzer und freier Schriftsteller. Er wandte sich früh dem Genre Science-fiction zu, verfaßte aber auch gewichtige theoretische Abhandlungen und Essays zur Kybernetik, Literaturtheorie und Futurologie. Stanisław Lem zählt zu den bekanntesten und meistübersetzten Autoren Polens. Viele seiner Werke wurden verfilmt.

Stanisław Lem

Nachtund Schimmel

Erzählungen

Aus dem Polnischen vonI. Zimmermann-Göllheim

Phantastische Bibliothek

Band 1

Suhrkamp

Originaltitel: Stanisław Lem, Opowiadania.

Wydawnictwo Literackie: Kraków 1969.

Copyright © Stanisław Lem 1969

Umschlagfoto:

© Arthur Tress /gettyimages

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Alle Rechte der deutschen Ausgabe: Insel Verlag

Frankfurt am Main 1971

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Insel Verlags, Frankfurt am Main

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-74332-4

www.suhrkamp.de

Inhalt

Nacht und Schimmel(Ciemność i pleśń)

Der Freund(Przyjaciel)

›Tagebuch‹(Pamiętnik)

Die Lymphatersche Formel(Formuła Lymphatera)

Die neue Kosmogonie(Nowa Kosmogonia)aus: Doskonała próżnia

Die Invasion(Inwazja)

Der Hammer(Młot)

Die Wahrheit(Prawda)

Zwei junge Männer(Dwóch młodych ludzi)

Gibt es Sie, Mister Johns?(Czy pan istnieje, Mr. Johns)

Nacht und Schimmel

1.

»Das ist schon der letzte, oder?« – sagte der Mann in der Regenhaut.

Mit der Schuhspitze stupste er Erdklümpchen vom Wall hinunter auf den Grund des Trichters, worin unter den gebückten Gestalten mit den unförmigen Riesenköpfen die Azetylenflammen knatterten. Nottinsen wandte sich davon ab, um die tränenden Augen abzuwischen.

»Verdammt, ich habe die dunklen Gläser irgendwo verlegt. Der letzte? Hoffentlich. Ich halte mich kaum mehr auf den Beinen. Und Sie?«

Der Mann im glänzenden Mantel, woran feine Wassertröpfchen herabliefen, steckte die Hände in die Taschen.

»Ich bin das gewohnt. Schauen Sie nicht hin« – fügte der Mann hinzu, als er sah, daß Nottinsen wieder ins Innere des Trichters blickte. Die Erde dampfte und zischte unter den Brennern.

»Wenigstens die Gewißheit sollten wir haben« – brummte Nottinsen. Er blinzelte. »Wenn es hier so ist – können Sie sich vorstellen, wie es dann dort zugegangen sein muß?« Mit einer Kopfbewegung deutete er über die Landstraße hinaus, dorthin, wo über den umgestülpten Rändern des Kraters feinste Dampfstreifchen aufstiegen, violett erglühend im Strahl der selbst nicht sichtbaren Flammen.

»Da war er mit Sicherheit schon tot« – sagte der Mann im Regenmantel, drehte nacheinander beide Taschen nach außen um und schüttelte das Wasser heraus. Der feine Regen fiel immerzu.

»Er fand nicht einmal Zeit, zu erschrecken. Und spürte nichts.«

»Zu erschrecken?« sagte Nottinsen. Er wollte zum Himmel aufblicken, vergrub aber gleich den Kopf im Kragen, weil es so regnete. »Er?! Da haben Sie ihn nicht gekannt. Nun ja, freilich haben Sie ihn nicht gekannt« – besann sich Nottinsen. »Er hat daran vier Jahre gearbeitet; in jeder Sekunde dieser vier Jahre hätte das geschehen können.«

»Warum hat man ihm dann erlaubt, das zu tun?« – der Mann im nassen Mantel schielte mit gesenktem Kopf zu Nottinsen auf.

»Weil die nicht glaubten, daß es ihm gelingen werde« antwortete Nottinsen finster.

Die bläulichen, ätzend grellen Flammen leckten noch immerzu den Grund des Trichters.

»So?« sagte der andere Mann. »Ich ... hatte das ein wenig im Auge, als das gebaut wurde« – er blickte zu dem mehrere hundert Meter weit entfernten, schwach rauchenden Krater hinüber. »Muß ein hübsches Sümmchen gekostet haben ...«

»Dreißig Millionen« – räumte Nottinsen ein. Er trat von einem Bein aufs andere. Er hatte die Empfindung, die Schuhe seien durchnäßt. »Und? Was folgt daraus? Die hätten ihm dreihundert oder dreitausend gegeben, wenn sie die Gewißheit gehabt hätten ...«

»Das hatte etwas mit Atomen zu tun, nicht wahr?« sagte der Mann im wasserdichten Mantel.

»Woher wollen Sie das wissen?«

»Hab’ ich gehört. Im übrigen habe ich die Säule gesehen.«

»Die Feuersäule von der Explosion?«

»Und im übrigen, warum hätte man das sonst so weit weg gebaut, stimmt’s?«

»Das hat er so gewünscht« – entgegnete Nottinsen. »Deshalb hat er allein gearbeitet – seit vier Monaten, seit es ihm gelungen ist ...« Er schaute den anderen an, senkte den Kopf und setzte fort:

»Das sollte ärger werden als die Atome. Ärger als Atome!« wiederholte er.

»Was kann noch ärger sein als der Weltuntergang?«

»Man kann eine Atombombe abwerfen und aufhören« – sagte Nottinsen. »Aber eine Whisteria ... Eine würde genügen! Das hielte dann niemand mehr auf! He, ihr dort!« rief er und beugte sich über den Trichter. »Nicht so schnell!!! Beeilt euch nicht so! Die Flamme nicht wegrücken! Jeder Zoll muß ordentlich ausgeglüht werden!«

»Es geht mich ja nichts an« – sagte der andere. »Aber ... wenn das so etwas ist – was hilft dann ein bißchen Feuer?«

»Sie wissen, was das hätte werden sollen?« – fragte Nottinsen langsam.

»Ich verstehe nichts davon. Aldershot sagte, ich solle Ihnen helfen, mit der hiesigen Mannschaft. Und daß das ... daß der dort an irgendwelchen Atombakterien gearbeitet hat, oder so etwas Ähnliches.«

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