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Beschreibung

Wenn heute in der Öffentlichkeit von "Kirche" gesprochen wird, dann geschieht dies in der Regel vor der Folie einer wie auch immer gearteten (männlich dominierten) Amtskirche. Was Kirche wirklich meint, vor allem in welchen Bereichen Christinnen und Christen selbstverständlich Tag für Tag engagiert sind, gerät dabei vielfach aus dem Blick. Heft 4/2021 möchte dieses Kirche-Sein explizit ins Wort heben: Kirche – Nahe bei den Menschen.

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Inhaltsverzeichnis

ThPQ 169 (2021), Heft 4

Schwerpunktthema:

Nahe bei den Menschen

Ines Weber

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Katja Boehme

Sakramentalität der Laien. Das Beispiel Madeleine Delbrêl

1 Zur Biografie Madeleine Delbrêls

2 Laien als ‚Art Sakrament‘

Stefanie Hinterleitner

#TeamNächstenliebe. Diakonische Jugendarbeit im Lockdown

Ralph Rebholz

„Mittendrin“. Schulpastoral in der Erzdiözese Freiburg

Gabriela Sonnleitner

magdas HOTEL in Wien. Wo Gäste zu Gastgeber*innen werden

1 Eine gute Ausbildung erleichtert die Integration in den Arbeitsmarkt

2 Wir machen das Beste daraus. Nur besser.

Christian Winkler

Solidarität und Nächstenliebe

1 Arbeit und Arbeitslosigkeit als Herausforderung christlicher Praxis

2 Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz

Herbert Haslinger

Diakonisch Kirche sein

1 „Diakonische Kirche“ – eine trügerische Formel

2 Diakonisch-Sein unter Berufung auf den Unendlichen

3 Diakonisch-Sein unter Berufung auf Jesus Christus

4 Kennzeichen einer – wirklich – diakonischen Kirche

Jürgen Werbick

Für eine menschenfreundliche Kirche. Fundamentaltheologische Vorüberlegungen zur ekklesiologischen Option „Nahe bei den Menschen“

1 Zwiespältige Nähe

2 Nähe und Ferne

3 Teilnehmen

4 Selbstvergessen?

5 Diakonisch und solidarisch

Sabine Demel

„Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss“ (Weish 12,19). Zu einem Kirchenrecht nahe bei den Menschen

1 Recht als notwendiger Schutz der Liebe und Barmherzigkeit

2 Kirchliche Strafen als äußerstes Schutzmittel und Appell an die Gesinnung

3 Die Liebe und Barmherzigkeit Gottes als Letztkriterium für das kirchliche Recht

Christian Spieß / Katja Winkler

Die „Nähe zu den Menschen“ als theologisch-sozialethische Programmatik bei Papst Franziskus?Spurensuche zwischen Machtkritik und Inklusion

1 Neuer Papst – neue Soziallehre?

2 Machtkritik

3 Inklusion

4 Inklusion und Machtkritik als Elemente einer neuen sozialethischen Programmatik?

Abhandlungen

Predrag Bukovec

Das Hochgebet für Gehörlose

1 Entstehung des Eucharistischen Hochgebets

2 Änderung der gesellschaftlichen Kontexte und Desiderat einer reflektierten Anthropologie

3 Textanalyse des Hochgebets für Gehörlose

4 Die Rezeption des Hochgebets und pastorale Errungenschaften

5 Künftige Herausforderungen

Literatur

Das aktuelle theologische Buch

Das aktuelle theologische Buch

Besprechungen

Eingesandte Schriften

Katholische Privat-Universität Linz. Studienjahr 2020/21

Register (Printausgabe). Theologisch-praktische Quartalschrift – 169. Jahr – 1. – 4. Heft

Aus dem Inhalt des nächsten Heftes

Redaktion

Kontakt

Anschriften der Mitarbeiter

Impressum

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Altarretabeln und Deckenfresken, figürliche Darstellungen innerhalb der Kirchen oder an Kirchenportalen, Bebilderungen in Handschriften und Drucken sowie Kunstwerke aller Art zeigen sie über die Jahrhunderte hinweg zuhauf: Menschen – einfache Christinnen und Christen genauso wie professionalisierte Personen und Institutionen –, die sich ihrer Nächsten annehmen, Armen Kleidung, Nahrung oder Geld als Almosen spenden, Kranke versorgen, Obdachlose aufnehmen, Gefangene befreien, Tote bestatten. In Anlehnung an die sieben Werke der Barmherzigkeit ist solches Handeln, das wir heute als caritativ, als diakonisch bezeichnen, Ausdruck eines Lebens in der Nachfolge Jesu und Mitwirken an der Auferbauung des Reiches Gottes. Indem sich Menschen helfend denen zuwenden, die Not leiden, die außerhalb der Gesellschaft stehen oder marginalisiert sind, die nicht zu Wort kommen, keine Beachtung finden, sich selbst nicht oder nur bedingt Recht verschaffen können, wird Nächstenliebe mit Gottesliebe verbunden. Bei einem solchen Nahe-bei-den-Menschen-Sein geht es jedoch nicht einfach um Mitleid, um herzloses Geben und schon gar nicht um das Ansammeln von Verdiensten. Im Gegenteil ist allein die selbstlose Hingabe um der anderen willen, das sich ganz und gar Einlassen, das sich Hinwenden von ganzem Herzen Ausdruck des Bekenntnisses zu Christus.

Mag diese innere Haltung auch in den bildlichen Darstellungen nur bedingt zum Ausdruck kommen, so spiegeln sie auf jeden Fall Predigten, Tugendkataloge, Stunden-, Haus- und Andachtsbücher. Wie voraussetzungsreich also und selbstreflexiv, wie radikal, weitreichend und konsequent ein solches Nahe-bei-den-Menschen-Sein verstanden und gelebt werden kann, ja vielleicht muss, wie mühselig und kräftezehrend, nicht selten verbunden mit einem Schwimmen gegen den Strom es ist, aber auch welche Gratwanderung diakonisches Handeln in sich birgt, damit es nicht selbstausbeuterisch oder den anderen vereinnahmend wird, will unser Heft in gewohnt vielfältiger Weise beleuchten.

Insoweit führt uns die Heidelberger Religionspädagogin Katja Boehme im ersten Beitrag mitten ins Thema hinein. Mit Madeleine Delbrêl bringt sie uns eine Frau nahe, die als Laie inmitten der marxistischen Umgebung des französischen Arbeiterpriestertums in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Gott selbst so ergriffen war, dass sie sich außerhalb jeglichen institutionalisierten Rahmens, ohne spezifische Beauftragung oder ein entsprechendes Amt liebe- und hingebungsvoll jedem Menschen unabhängig von seinem Glauben zuwenden konnte, weil ihr in ihm Gott selbst begegnete. An wie vielen Orten und in welch unterschiedlichen Kontexten sich auch heute Menschen in diesem Geist mit Herzblut – ehrenamtlich oder von Berufs wegen – für die Nächsten engagieren, zeigen vier eindrucksvolle Praxisbeispiele, die durchaus unter die Haut gehen: eine besondere Form des Krisenmanagements durch Jugendliche und junge Erwachsene, ein Schulseelsorgekonzept, das auch staatlich angestellte Lehrkräfte anzieht, ein Hotelbetrieb, der auf die Fähigkeiten und Talente von Flüchtlingen setzt, sowie eine ganzheitliche Form der Erwerbslosenhilfe. Dass ein solches Handeln schon allein aufgrund der dem Christentum zugrundeliegenden Anthropologie bedingungslos und zweckfrei, ja absichtslos geschehen muss, zeigt der Paderborner Pastoraltheologe Herbert Haslinger im darauffolgenden Beitrag. Die institutionalisierte Caritas und die kirchlichen Amtsträger durchaus kritisch in den Blick nehmend, benennt er letztlich vier Kriterien, die für ein diakonisches Handeln leitend sein müssen. Diesen Faden nimmt der ehemalige Münsteraner Fundamentaltheologe Jürgen Werbick insoweit auf, als auch er betont, dass Menschen sich ganz und gar in ihrer Einzigartigkeit annehmen und herausfordern lassen sollten. Zugleich räumt er ein, welch fordernde Spannung zwischen der hingebungsvollen Begegnung und der überfordernden Nähe zu den Nächsten besteht, um die befreiende Botschaft des Evangeliums erfahrbar zu machen. Dass selbst das Kirchenrecht nahe beim Menschen sein kann, zeigt die Regensburger Fachvertreterin Sabine Demel, wenn sie konstatiert, dass selbiges als von Liebe und Barmherzigkeit getragene Einzelfallentscheidungen erfordert sowie der Heilung und Rettung der und des Einzelnen in der Gemeinschaft dient. Die Linzer Christian Spieß und Katja Winkler führen schließlich vor dem Hintergrund der Analyse von Äußerungen Papst Franziskus’ aus der Perspektive der Christlichen Sozialwissenschaften inspirierend vor Augen, dass ein Eintreten für die Armen und Marginalisierten Dekonstruktion von Machtverhältnissen und Inklusion sein muss, jedoch im Sinne der Konstruktion eines Gesellschaftssystems, das nicht einfach einbezieht, sondern von den Bedürfnissen der Ohnmächtigen her geschieht.

Das Heft wird mit einem Beitrag von Predrag Bukovec abgeschlossen, der angesichts einer veränderten Anthropologie und Pastoral dringend eine Überarbeitung des Hochgebets für Gehörlose anregt.

Geschätzte Leserinnen und Leser!

Nahe bei den Menschen zu sein, erscheint nur auf den ersten Blick als leicht. Darin sind sich unsere Autorinnen und Autoren einig. Vielmehr fordert es die Handelnden in besonderer Weise heraus. Soll nämlich diakonisches Handeln auf der einen Seite nicht einfach Vereinnahmung oder Überformung sein und auf der anderen Seite zur Selbstausbeutung führen, bedarf es eines hohen Maßes an Selbstreflexion sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung, eines beständigen Hinterfragens der eigenen Handlungsmuster und der zugrundeliegenden Wertmaßstäbe, verbunden mit einem immer neuen Ausloten der Grenzen zum Gegenüber als Abbild Gottes.

Eine spannungsreiche Lektüre wünscht Ihnen

Ihre

Ines Weber

(Chefredakteurin)

Katja Boehme

Sakramentalität der Laien

Das Beispiel Madeleine Delbrêl

♦ Madeleine Delbrêl dürfte zu den eindrucksvollsten Gestalten der Christentumsgeschichte zählen, die ihr Christsein um Gottes und der Nächsten willen konsequent aus dem Herzen der Kirche und aus einer tief verwurzelten Spiritualität heraus bedingungslos gelebt hat. Inmitten des kommunistischen Arbeitermilieus Frankreichs der 1930er- bis 1960er-Jahre wandte sie sich als Frau allen Menschen unabhängig von Glauben bzw. Nicht-Glauben und bekennendem Atheismus zu. Im einfachen Dasein, in jeder noch so unbedeutend erscheinenden Handlung und jedem Gedanken bringt sie Gott konsequent in die Welt, in der er schon immer ist, weil er im Gegenüber begegnet. Wie sie selber Gottes-Dienst, Sakramentalität und Kirche-Sein in Worte fasst, berührt, geht unter die Haut, verändert. (Redaktion)

„Du hast uns heute Nacht

in dieses Café Le Clair de Lune geführt.

Du hattest das Verlangen danach, hier zu sein, Du, in uns,

für ein paar Stunden in dieser Nacht.

Durch unsere armselige Erscheinung,

durch unsere kurzsichtigen Augen

durch unsere liebeleeren Herzen

wolltest Du all diesen Leuten begegnen,

die gekommen sind, die Zeit totzuschlagen.

Und weil deine Augen in den unsern erwachen,

weil dein Herz sich in unserm Herzen öffnet,

fühlen wir,

wie unsere schwächliche Liebe in uns aufblüht wie eine ausladende Rose, sich vertieft wie eine grenzenlose und zärtliche Zuflucht für all die Menschen, deren Leben um uns herum pulsiert.

Das Café ist nun kein profaner Ort mehr,

dieses Stückchen Erde,

das dir den Rücken zuzukehren schien.

Wir wissen, dass wir durch dich

ein Scharnier aus Fleisch geworden sind,

ein Scharnier der Gnade …“1

Hier schildert Madeleine Delbrêl, eine einfache Christin, ihren nächtlichen Besuch in einem Pariser Vorstadtcafé. In diesem meditativen Text, den sie zwischen 1945 und 1950 verfasste,2 fährt sie damit fort, die Leute, die mit ihr diesen nächtlichen Ort teilen, zu beschreiben: den alten Pianisten, die geldgierige Geigerin, den die Treppe heruntertorkelnden Säufer und all die gelangweilt herumsitzenden Leute, die ihre Zeit totschlagen – und sie sitzt mitten unter ihnen. Näher kann diese Christin wohl kaum den Menschen sein, denen „Leid und Sünde […] unentwirrbar ins Gesicht geprägt“3 sind, als dadurch, dass sie dort ist, wo sie sind.

1 Zur Biografie Madeleine Delbrêls

Obwohl Sozialarbeiterin von Beruf, meint Madeleine Delbrêl keine caritative oder diakonische Nähe. Sie wird diesen Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft in diesem Café der Pariser Banlieu aufhalten, keine sozialen Hilfestellungen anbieten. Ein Oben und Unten zwischen ihr und den Leuten gibt es für sie, die posthum als „Modell des Christen der Zukunft“4 bezeichnet werden sollte, nicht.5 Sich Gott hinzugeben und ihm nahe zu sein, ist für sie gleichbedeutend dafür, auf „Tuchfühlung“6 mit den Mitmenschen zu gehen.

„Die wahre Weltoffenheit, die darauf beruht, die Welt zu kennen, weil man voll und ganz in ihr gelebt hat, die Augen und das Herz weit geöffnet: ich glaube, dass niemand sie jemals mutiger und ganzheitlicher gelebt hat.“7 – Mit diesen Worten beschreibt der zeitgenössische Theologe Louis Bouyer das Lebenszeugnis von Madeleine Delbrêl (1904–1964), die bis zu ihrem Tod über dreißig Jahre lang in Ivry, einem südöstlich von Paris gelegenen kommunistischen Industrievorort zusammen mit ebenso engagierten Frauen wie sie ein Leben nach dem Evangelium geführt hatte. Für ihr aufopferndes soziales Engagement unter der von den Kriegswirren erschütterten Bevölkerung während der deutschen Besatzung sollte sie mit dem Orden der Résistance ausgezeichnet werden. Diesen lehnte sie ab mit der Begründung, allein aus christlichen Motiven gehandelt zu haben.8

1.1 Lernort Atheismus

Doch in jungen Jahren deutete nichts darauf hin, dass die in einem gutbürgerlichen Milieu als einziges Kind ihrer Eltern aufgewachsene Madeleine, die sich für Kunst und Philosophie interessierte und schon in ihrer Jugend für einen Gedichtband einen hochdotierten französischen Literaturpreis erhielt, ihr Leben in einem militant marxistischen Arbeitermilieu verbringen werde.9 Als junge Frau durchlebte und durchdachte sie scharf und in aller Konsequenz den neuzeitlichen Atheismus: „Gott ist tot, es lebe der Tod …“10 – so heißt ein Text, den sie als Siebzehnjährige im Jahr 1922 schrieb. Doch aufgerüttelt durch die ‚Tatsache‘ von Kommilitonen, denen sie während ihres Literatur- und Geschichtsstudiums an der Sorbonne begegnete, die genauso lebten, arbeiteten, tanzten und diskutieren wie sie, aber die Existenz Gottes im 20. Jahrhundert durchaus nicht für absurd hielten, wurde in ihr die Frage nach Gott brennend.11 „Wenn ich aufrichtig sein wollte, durfte Gott, der nicht mehr strikt unmöglich war, nicht mehr so behandelt werden, als gäbe es ihn sicher nicht. Ich wählte deshalb, was mir am meisten meiner veränderten Perspektive zu entsprechen schien: Ich entschloss mich zu beten …“12 Und sie fährt fort:

„Lesend und nachdenkend habe ich Gott gefunden; aber indem ich betete, habe ich geglaubt, dass Gott mich findet und dass er die lebendige Wahrheit ist und dass man ihn lieben kann, wie man eine Person liebt.“13

Von diesem Moment an war Madeleine von einem lebendigen, alle Bereiche ihrer Existenz umfassenden Glauben an einen Gott erfüllt, der den Menschen nahe sein will. Dem Zeugnis Jacques Loews zufolge – einem Arbeiterpriester, dem Madeleine nahestand –, bleibt „dieses unerhörte bestürzende Glück […] dreißig Jahre nach ihrer Bekehrung ebenso kostbar wie am ersten Tag“14. Sie selbst bekannte noch in ihrem letzten Vortrag kurz vor ihrem plötzlichen Tod im Jahr 1964 gegenüber ihren Zuhörerinnen und ihren Zuhörern: „Ich bin von Gott überwältigt worden und bin es immer noch.“15

1.2 Lernort Bekehrung

Ebenso wie von ihrer Bekehrungserfahrung, die sie an anderer Stelle sogar als ‚gewaltsam‘ bezeichnet, bleibt Madeleine Delbrêl von einer weiteren Erfahrung aus ihrer Jugendzeit ihr Leben lang geprägt: von der Tragik eines Lebens ohne Gott. Noch Jahrzehnte später wird sie von Christen das Bewusstsein verlangen,

„dass für den Ungläubigen schon das Leben selber vom Tod erschlagen wird. […] Der innere Halt des Seins stürzt in allem, was lebt, zusammen. Was immer man lieben mag, man liebt etwas, das sterben muss. Das Leben wird zur Vollendung des Todes, alles ist vom Nichts und von der Absurdität befallen.“16

Diese Dialektik zwischen dem bedrückenden Dunkel des Atheismus, den sie in ihren Jugendjahren existenziell durchlebt und durchlitten hatte, und dem Dunkel eines von der Gegenwart Gottes Geblendetseins, durchzieht wie ein roter Faden das Denken und Leben Madeleine Delbrêls und bleibt Zeit ihres Lebens Motivation ihres christlichen Zeugnisses.

Um den Glauben an Gott als „ungeheures, umwerfendes Glück“17 und als „Befreiung von der Sinnlosigkeit einer Welt ohne Gott“18 zu vermitteln, setzt Madeleine Delbrêl weder auf pastorale Methoden oder Konzepte, noch geht sie über institutionelle Einrichtungen oder kirchliche Verbände, auch engagiert sie sich nicht in entsprechenden kirchlichen Gremien. Der Glaube an Gott kann ihr zufolge letztlich nicht durch Methoden vermittelt werden, sondern wird an Menschen sichtbar, an denen die ‚Tatsache‘ der Existenz Gottes abgelesen werden kann:19

„Die Tatsache und Wirklichkeit des Glaubens – das sind die Christen, die durch ein unerschütterlich treues alltägliches Handeln dieses ‚Phänomen‘ in ihrem Leben sichtbar machen.“20

1.3 Ort der doppelten Liebe

Als „Scharnier aus Fleisch“ und zugleich als „Scharnier der Gnade“21 bilden die Gläubigen ein lebendiges Bindeglied zwischen göttlicher Gegenwart und der menschengemachten Ablehnung Gottes – und das mit einer Nähe, die Madeleine Delbrêl in ihrer Meditation als hautnahe, als haftende22 Bindung beschreibt:

„Wir binden uns an dich

mit der ganzen Kraft unseres dunklen Glaubens,

wir binden uns an sie

mit der Kraft eines Herzens, das für dich schlägt,

wir lieben dich und sie,

auf dass mit uns allen ein Einziges geschehe. Durch uns zieh alles zu dir …“23

Diese doppelte Nähe des Christen zu Gott und zum Nächsten ist für Madeleine Delbrêl untrennbar, sie ist die „indivisible amour“24. Da ‚Welt‘ für Madeleine Delbrêl den im Sinne der johanneischen Theologie den Gott abgewandten, Gott ablehnenden und daher sündigen Ort menschlicher Existenz bezeichnet (vgl. 1 Joh 1,16), während ‚Himmel‘ für sie die im Hier und Jetzt präsentische Gegenwart Gottes charakterisiert, verortet sie die Christen als lebendige Scharniere genau zwischen diesen beiden Wirklichkeiten:

„Im sündigen Abgrund der Welt hast du mit ihnen ein Rendezvous abgemacht;

Angeheftet an die Sünde erleben sie mit dir einen Himmel, der sie an sich zieht, was sie zerreißt.“25

2 Laien als ‚Art Sakrament‘

Als solch existenzielle ‚Scharniere aus Fleisch und der Gnade‘ spricht sie den Christen, die in der Welt leben, sakramentalen Charakter zu. In einem ihrer bekanntesten Texte ‚Missionnaires sans bateaux‘, mit dem sie – und das als Frau und als Laie! – bereits Anfang der 1940er-Jahre einen wesentlichen Einfluss auf die Arbeiterpriesterbewegung nehmen sollte, schreibt sie von den Laien, dass „wir Missionare ohne Priestertum wie eine Art Sakrament“ sind.26 In ihrer Meditation greift sie diesen Gedanken wieder auf und betont: „In uns vollzieht sich das Sakrament deiner Liebe.“27

Es ist erstaunlich, wie sehr das poetische Talent Madeleine Delbrêls die klassisch-theologische Definition von Sakrament in meditativen Bildern wiederzugeben und zugleich auf die Christinnen und Christen zu deuten vermag. Die Begriffsbestimmung von Sakrament hatte sie vermutlich während ihres autodidaktischen Theologiestudiums in den 1920er-Jahren dem Werk des – von Johann Adam Möhler beeinflussten – Jesuiten Jean Baptiste Terrien SJ entnommen.28 Hier wird Sakrament als materiales Handlungselement definiert, das die innere Gnade der wirksamen Nähe Gottes vermittelt und von Christus eingesetzt wurde.29

Als „Scharnier aus Fleisch“ sind die Christinnen und Christen in der Welt dem materialen Handlungselement gleichzusetzen, durch deren liebende und betende Hingabe Gottes Nähe gegenwärtig wird: „Durch uns zieh sie zu dir hin, damit sie dir in uns begegnen.“30 Solchermaßen materialiter präsentischen ‚Tatsachen‘ von Menschen, die an Gott glauben, ist Madeleine Delbrêl in ihrer Jugendzeit begegnet, eine solche sakramentale ‚Tatsache‘ der Vergegenwärtigung Gottes will sie an diesem gottverlassenen Ort, wie es dieses nächtliche Vorstadtcafé ist, sein: „Weite unser Herz, damit es alle zu fassen vermag; präge sie in dieses Herz ein, damit sie dort für immer eingeschrieben sind.“31

Ihr zufolge sind die Handlungen der Christen daher keinesfalls als solche wirksam, sondern Zeichenhandlung für die Wirklichkeit der Nähe Gottes – und auch hierin folgt sie der klassischen Definition von Sakrament. Für Venise Gosnat, den kommunistischen stellvertretenden Bürgermeister von Ivry, mit dem Madeleine Delbrêl seit Mitte der 1930er-Jahre freundschaftlich verbunden war, war diese Haltung Madeleine Delbrêls Anlass, ihr vorzuwerfen, an einer Besserung der sozialen Bedingungen des Arbeitermilieus nicht interessiert zu sein.32 In ihrer Antwort betont Delbrêl, die während des Krieges in Vertretung der Kommunisten für Ivry die Verantwortung für die kommunale Sozialarbeit übernommen hatte, dass sie „mit allem, was in ihr ist, die ‚Umgestaltung der Gesellschaft‘“33 wünsche.

Aber auch wenn sie über den Christen in der Welt sagt, dass es „seine Pflicht sei, seinen Teil der Verantwortung dabei zu übernehmen“34, und die Christinnen und Christen kritisiert, dass ihnen „die Probleme des Mitmenschen nicht tief genug unter die Haut dringen“35, weist sie mit Nachdruck darauf hin, dass die Wirksamkeit der Christen keine „wirtschaftliche, politische, ja ideologische Effizienz innerhalb der gemeinsamen Organisation der Menschengesellschaft“36 ist, sondern dass die Christen für eine Realität arbeiten, die im übernatürlichen Leben wurzelt.37 Sie will daher „unsere religiöse Berufung von einer politischen Berufung und von einem Denksystem unterschieden“38 wissen.

Madeleine Delbrêl zufolge hat weltlicher Einsatz somit kein Ziel in sich selber.39 Ihren marxistischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, für die sich die Materialität und Realität ihrer Ideologie in den sichtbaren ‚Tatsachen‘ politischer Aktionen erweist, stellt sie den sakramentalen Zeichencharakter einer Christin entgegen:

„Menschen, welche die Gesetze der Geschichte aus Tatsachen ableiten und den Wert ihrer Lehre an Tatsachen messen wollen, muß Christus und seine Kirche eine Tatsache anbieten: eine Tatsache, die allein es uns möglich macht, Gott zu verkündigen: die brutale, lebendige, ungewöhnliche Tatsache eines Menschen, der an Gott glaubt.“40

Weltbegegnung bedeutet daher für die christliche Sozialarbeiterin aus Ivry, dass in jeder konkreten Handlung der einzelnen Christen die gesamte Botschaft des Evangeliums mit seinem universalen Anspruch sichtbar werden muss. Diese ‚Fleischwerdung Gottes‘ im gläubigen Christen ist für sie aber nur in einer dreifachen Vermittlung möglich: durch die Vermittlung des Evangeliums, der Kirche und einer immerwährenden Bekehrung.

2.1 Christologische Dimension

Ihre Nähe zur Welt, wie sie im hier vorgestellten Text in der Bezeichnung des Gläubigen als „Scharnier aus Fleisch“ zum Ausdruck kommt, ist von dem johanneischen Gedanken geprägt, die umfassende Realität des Wortes Gottes „in sich Fleisch werden zu lassen“ (vgl. Joh 1,14). Dieser Begriff der Inkarnation war zu ihrer Zeit auch unter den Arbeiterpriestern verbreitet, um die priesterliche Präsenz an den Fließbändern von Renault inmitten des Arbeitermilieus zu umschreiben. Anders aber als viele Arbeiterpriester, die den Begriff der Inkarnation eng mit ihrem Priestersein verknüpften, nimmt Madeleine Delbrêl den Inkarnationsbegriff auch für das allgemeine Priestertum in Anspruch.41 Sie meint damit aber nicht das missionarische Verhalten der Christinnen und Christen, sondern das Verhalten des Evangeliums in ihnen, also die „Fleischwerdung des Wortes Gottes in uns“42:

„Wenn wir unser Evangelium in den Händen halten, sollten wir bedenken, dass das Wort darin wohnt, das in uns Fleisch werden will, uns ergreifen möchte, damit wir – sein Herz auf das unsere gepfropft, sein Geist dem unsern eingesenkt – an einem neuen Ort, zu einer neuen Zeit, in einer neuen menschlichen Umgebung sein Leben aufs neue beginnen.“43

Auf diese Weise kann sich der objektive Anspruch des Evangeliums in den subjektiven und weltlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Christinnen und Christen verwirklichen, ohne an Sprengkraft zu verlieren. Das aktuelle Leben einer jeden Christin und eines jeden Christen lässt die Aktualität der Frohen Botschaft lebendig werden. Weltoffenheit und Evangelium gelangen so im Leben der Christinnen und Christen in einen dynamischen Prozess, in dem sich Welt und Evangelium wechselseitig herausfordern. Dieser Herausforderung, die Madeleine Delbrêl als „einen normalen Gewaltzustand“ bezeichnet, müssen sich die Christinnen und Christen täglich neu stellen.44

So verstanden sind die für das Evangelium verfügbaren Christen eine „Art Sakrament“45. Das aber ist kein statisches Sein, sondern ein dynamischer Prozess, denn alle Handlungen und Worte einer Christin und eines Christen werden so zu einem Lebenszeugnis des Evangeliums:

„Nirgendwo als in unserem Leben strömt, von morgens bis abends zwischen den Ufern unserer Häuser, Straßen, Begegnungen, das Wort, in dem Gott gegenwärtig sein will. Nirgendwo als in unserem Geist, der uns durch unsere Arbeit, Mühsal, Freude, Liebe hindurch auferbaut, will Gottes Wort wohnen. Jener Satz des Herrn, den wir während einer Frühmesse oder einer Fahrt in der Untergrundbahn dem Evangelium entrissen haben […will] befruchten, verwandeln, erneuern: den Händedruck, den wir heute zu geben haben, unsere Arbeitsleistung, die Art, wie wir den uns begegnenden Menschen anblicken, wie wir gegen unsere Müdigkeit ankämpfen, einen Schmerzanfall bestehen, in einer Freude erblühen. […] Es will wir selber sein, wo immer wir selber sind.“46

2.2 Ekklesiologische Dimension des Laien als Sakrament

Ein „Scharnier aus Fleisch und der Gnade“ sein zu können, ist für Madeleine Delbrêl zudem nicht von einer ekklesiologischen Dimension des Christseins zu trennen. Christsein und Kirchesein bilden für Madeleine Delbrêl eine Einheit. Sie liegt in der Taufe begründet. Diesem ursprünglich augustinischen Gedanken, dass die „Taufe uns zu ‚Christus‘ gemacht“47 habe, ist Madeleine Delbrêl schon bei der Lektüre von Terriens Werk La grace et la gloire begegnet.48 „Eingesenkt sein in die Kirche, Christus geworden sein“49 bedeutet ihr die „Zugehörigkeit zu Christus in der Kirche“50.

Jede Christin und jeder Christ ist durch die Taufe eine ekklesiologische Existenz:

„Stehend vor Gott und stehend vor der Welt, in Gott und in der Welt, ist er [der Christ] mit allen andern zusammen Christus. Der totale Christus, der Christus-[als]-Kirche: das ist der Tatbestand, an dem er nichts ändern kann.“51

Ekklesiologische Existenz zu sein, heißt für Christen, die Nähe Christi zu den Menschen stellvertretend sichtbar zu machen, denn die „aus uns zusammengesetzte Kirche hat den Auftrag, die Beziehungen Christi zu den Leuten, die nichts von ihm wissen, aufrechtzuerhalten“52. Die getauf­ten Laien sind Madeleine Delbrêl zufolge daher die ‚Fingerspitzen‘53 des Leibes Christi, welche die Aufgabe haben, die Kirche, wie das II. Vatikanische Konzil wenige Jahre später formulieren wird, „an jenen Stellen und in den Verhältnissen anwesend und wirksam zu machen, wo die Kirche nur durch sie das Salz der Erde werden kann.“ (LG 33) Am Beispiel Madeleine Delbrêl ist abzulesen, dass „eine Kirche, die im Gottesgeheimnis fest verwurzelt ist, […] auch heute für die Menschen interessant“54 bleibt.

2.3 Anthropologische Dimension

Von diesem fundamentalen Widerspruch zwischen der ‚Welt‘ als dem Ort der Ablehnung Gottes und dem ‚Himmel‘ als Ort der präsentischen Gegenwart Gottes sah sie sich selbst und jede Christin und jeden Christen durchdrungen:

„Wenn man sich ein Schema für unsere missionarische Situation ausdenken wollte, so müsste man eine Gratlinie zeichnen, die jeden Augenblick in uns und vor uns her sichtbar wäre. Spitz und schneidend, wird sie durch die Begegnung zweier Abhänge gebildet. Unter sich widersprüchlich, begegnen sie einander in uns. Der eine steigt auf aus der Verheißung Gottes, der andere sinkt ab bis zur Abweisung Gottes. […] Wir verstehen auch, dass, wenn beide Abhänge wie zum Kampf gegeneinander aufzusteigen scheinen, ihre Begegnung unseren eigenen Namen tragen wird, falls sie sich in uns vereinen. Unsere missionarische Situation wird entweder heißen: ‚Ich diene nicht‘ oder ‚Gott rettet‘.“55

Um den Mitmenschen nahe sein zu können, betonte Madeleine Delbrêl unermüdlich die Notwendigkeit einer ständig aktualisierten Bekehrung.56 Für sie ist die Konfrontation von Christentum und Welt zuallererst ein sich im Inneren jeder und jedes einzelnen Christen vollziehender Prozess. Dies nicht anzuerkennen, dass jede Christin und jeder Christ zunächst selbst von diesem Widerspruch durchdrungen ist, käme einer Projektion der eigenen unausgetragenen Spannungen auf die Außenwelt gleich. Daraus entstünde die Gefahr, sich gegenüber einer vermeintlich feindlichen Außenwelt abzuschirmen und sich in einen privat-religiösen Binnenraum zu flüchten, weil die Berührungsängste mit der Welt nicht durch eine entschiedene und täglich zu erneuernde Hinwendung zu Gott überwunden wurden. Daher macht Madeleine Delbrêl deutlich, dass sich die Auseinandersetzung zwischen Glaube und Unglaube nicht nur in der Gegenüberstellung von Christentum und atheistisch eingestellter Welt abspielt, sondern zunächst in jeder einzelnen Christin und jedem einzelnen Christen selbst zu suchen und dort auszufechten ist.57

Durch diese dreifache Vermittlung, durch das Evangelium, durch die Kirche und durch die eigene Bekehrung, können Christinnen und Christen stellvertretend für Christus und als ‚alter Christus‘ Gott und ihren Mitmenschen gleichermaßen nahe sein und als sakramentales ‚Scharnier aus Fleisch und Gnade‘ zwischen beiden vermitteln. Mit Christus vollziehen sie so eine Deszendenz- und Aszendenzbewegung (vgl. Phil 2,5 ff.), die ihnen eine Nähe und Hingabe zu Gott und zu den Menschen abfordert, von der sie bis ins Innere ihrer selbst durchdrungen werden:

„Während du in ihnen weiterhin die triste Erde besuchst,

steigen sie mit dir zum Himmel hinauf,

sie sind zu einer schwergewichtigen Himmelfahrt bestimmt,

umhüllt von Dreck, verbrannt von deinem Geist,

gebunden an alle,

gebunden an dich,

beauftragt, das ewige Leben einzuatmen,

wie Bäume ihre Wurzeln dort einzugraben.“58

Die Autorin:Dr.in theol. Katja Boehme, geb. 1961, Professorin für Katholische Theologie / Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg; Studium der Theologie, Germanistik und Kunstpädagogik in Freiburg i. Br., München, Weingarten; Promotion über die Theologie der Spiritualität Madeleine Delbrêls; nach der Tätigkeit als Gymnasiallehrerin in Fürstenwalde (1994–1997) in der Lehrerausbildung an den Pädagogischen Hochschulen Freiburg (1997–2009) und Heidelberg (seit 2009) tätig; Publikationen u. a.: Madeleine Delbrêl. Die andere Heilige, Freiburg, 32014; mit Thomas Herkert (Hg.): … lauter Sprungbretter in die Ekstase. Alltagsspiritualität nach Madeleine Delbrêl, Würzburg 2015; in Vorbereitung: Interreligiöses Begegnungslernen. Grundlegung einer interdisziplinären Didaktik, Freiburg i. Br.–Basel–Wien 2022; GND 115482415.

Weiterführende Literatur:

Noch immer bieten die von Jacques Loew und Christine de Boismarmin posthum ausgewählten und in den Ed. du Seuil herausgegebenen Texte ihrer Freundin Madeleine Delbrêl, die Hans Urs von Balthasar im Johannes Verlag der deutschen Leserschaft bekannt machte, einen authentischen und chronologisch geordneten Einblick in das Werk Madeleine Delbrêls, das im Verlag Nouvelle Cité (Paris) als Gesamtwerk (z. Zt. 17 Bände) erscheint. Als Lesebuch einer Auswahl ihrer spirituellen Texte ist zu empfehlen: Annette Schleinzer (Hg.), Madeleine Delbrêl. Deine Augen in unseren Augen. Die Mystik der Leute von der Straße – ein Lesebuch, München–Zürich–Wien 2014. Theologische Fundierung und Systematisierung des Denkens und Lebens Madeleine Delbrêls bieten v. a.: Marianne Heimbach-Steins, Unterscheidung der Geister – Strukturmoment christlicher Sozialethik. Dargestellt am Werk Madeleine Delbrêls (Schriften des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 31), Münster 22006; Katja Boehme, Gott aussäen. Zur Theologie der weltoffenen Spiritualität bei Madeleine Delbrêl, Würzburg 21999.

1 ‚Liturgie des sans-office‘, in: Madeleine Delbrêl, La joie de croire. Préface de Jean Guéguen, Avant-propos de Guy Lafon, Paris 1968, 229–232, hier: 229. Diese Meditation ist erstmals von Bernhard Matheis unter dem Titel „Liturgie der Aussenseiter“ ins Deutsche übertragen worden (in: Madeleine Delbrêl, Der kleine Mönch. Ein geistliches Notizbüchlein. Deutsche Übertragung und Zeichnungen von Bernhard Matheis, Freiburg i. Br.–Basel–Wien 81981, 83–87). Unter demselben Titel liegt eine Übersetzung von Annette Schleinzer vor (in: Annette Schleinzer [Hg.], Madeleine Delbrêl. Deine Augen in unseren Augen. Die Mystik der Leute von der Straße. Ein Lesebuch, München–Zürich–Wien 2014, 190–194. Annette Schleinzer hat über diesen Text veröffentlicht in: dies., Madeleine Delbrêl – Prophetin einer Kirche im Aufbruch. Impulse für Realisten, München–Zürich–Wien 2017, 89–96. Sofern nicht diese Ausgaben, sondern das französische Original als Quelle angegeben wird, handelt es sich unter Berücksichtigung der genannten Übertragungen um eine Übersetzung von Katja Boehme.

2Madeleine Delbrêl, La joie de croire (s. Anm. 1); im Folgenden zitiert als JC.

3Madeleine Delbrêl, Der kleine Mönch (s. Anm. 1), 86; im Folgenden zitiert als KM 86.

4Victor Conzemius, Propheten und Vorläufer. Wegbereiter des neuzeitlichen Katholizismus, Zürich 1972, 304; Anpassungen direkter Zitate an die neue Rechtschreibung werden stillschweigend vorgenommen.

5 Vgl. Dorothee Steiof, Verherrlichung Gottes. Madeleine Delbrêl und alttestamentliche Texte (Praktische Theologie heute 131), Stuttgart 2013, 311, sowie die dortigen Ausführungen über das Demutsverständnis Madeleine Delbrêls.

6 KM, 86.

7Louis Bouyer, La décomposition du catholicisme (Présence et pensée), Paris 1969, 138.

8 Vgl. Katja Boehme, Madeleine Delbrêl. Die andere Heilige, Freiburg i. Br.–Basel–Wien 22005, 76.

9 Vgl. Annette Schleinzer, Die Liebe ist unsere einzige Aufgabe. Das Lebenszeugnis von Madeleine Delbrêl, Ostfildern 2001, 62–71. (Neuauflage als Topos plus Taschenbuch 2019).

10Madeleine Delbrêl, Nous autres, gens des rues. Textes missionaires, Paris 1966, 53–55; im Folgenden zitiert als NA; dt.: Madeleine Delbrêl, Wir Nachbarn der Kommunisten. Diagnosen (Theologia romanica 7), Einsiedeln 1975, 42–44; im Folgenden zitiert als NK.

11 Vgl. Madeleine Delbrêl, Ville marxiste terre de mission, rédigé à Ivry de 1933 à 1957. Mit einem Vorwort von Etienne Fouilloux, Paris 31995; im Folgenden zitiert als VM; dt.: Madeleine Delbrêl, Auftrag des Christen in einer Welt ohne Gott (Theologia romanica 24), Einsiedeln 32016, 193; im Folgenden zitiert als AdC bzw. in der Ausgabe von 1974: Madeleine Delbrêl, Christ in einer marxistischen Stadt, Frankfurt am Main 1974, im Folgenden zitiert als CmS.

12 AdC, 194.

13 Ebd.

14Jacques Loew, Einleitung, in: NK 25. ‚Conversion‘ wurde von der Verfasserin mit ‚Bekehrung‘ übersetzt.

15 NK (1964), 266.

16 NA (1960), 208 / NK, 174.

17 NA (1962), 280 / NK, 238.

18 Ebd.; vgl. Manfred Scheuer, Wider den kirchlichen Narzissmus. Ein spirituell-politisches Plädoyer, Innsbruck–Wien 2015, 175.

19 Vgl. Katja Boehme / Thomas Herkert, „Lauter Sprungbretter in die Ekstase“. Zur Einleitung, in: Katja Boehme / Thomas Herkert (Hg.), … lauter Sprungbretter in die Ekstase. Alltagsspiritualität nach Madeleine Delbrêl, Würzburg 2015, 11–16.

20 VM, 128 / vgl. CmS, 102. Vgl. Katja Boehme, Gott aussäen. Zur Theologie der weltoffenen Spiritualität bei Madeleine Delbrêl, Würzburg 21999, 186–188.

21 JC, 229.

22 Weiter unten im Text (JC, 232) heißt es über die Christen, sie seien in ihrer Mittlerfunktion „collés au péché“.

23 KM, 84.

24 Vgl. den Titel der von ihrer Equipe herausgegebenen Anthologie: Madeleine Delbrêl, Indivisible amour. Préface de Jacques Sommet, Paris 1991; im Folgenden zitiert als IA; dt.: Madeleine Delbrêl, Die Liebe ist unteilbar. Aus dem Französischen übertragen von Katja Boehme und Martha Gisi. Eingeleitet von Katja Boehme (Theologia romanica), Einsiedeln 42000; im Folgenden zitiert als LU.

25 JC, 232.

26 NK, 56.

27 KM, 84.

28 Vgl Jean Baptiste Terrien SJ, La grâce et la goire ou la filiation adoptive des enfants de Dieu étudiée dans sa réalité, ses principes, son perfectionnement et son courronement final, Paris 1901.

29 Vgl. DS, 1601, DS, 1606; vgl. Deutsche Bischofskonferenz (Hg.), Katholischer Erwachsenenkatechismus. Das Glaubensbekenntnis der Kirche. Bd. 1, Freiburg i. Br.–Kevelaer 31985, 318.

30 KM, 84.

31 JC (s. Anm. 1), 230.

32 Vgl. den Brief von Venise Gosnat an Madeleine Delbrêl vom 18. September 1957, in: AdC, 20–21.

33 AdC, 23.

34Madeleine Delbrêl, Communautés selon l’Evangile. Avant-propos de Guy Lafon, Paris 1973; im Folgenden zitiert als CE (1961), 177; dt.: Madeleine Delbrêl, Frei für Gott. Über Laien-Gemeinschaften in der Welt (Der neue Weg 4), Einsiedeln 21991; im Folgenden zitiert als FG, 147.

35 CE (1956/57), 141 / FG, 113. Vgl. auch ihre Aussagen in NA (1961), 274 / NK, 232.

36 CE (1961), 177 / FG, 147.

37 An ihre Equipe schreibt sie: „Wesen der Ewigkeit sind uns anvertraut, und wenn wir ihnen nur Wohlstand, Kultur vermitteln, sind wir wie eine Mutter, die ihrer Kinder Zukunft mit Babywäsche sichern wollte.“ Madeleine Delbrêl, Gebet in einem weltlichen Leben (Beten heute 4), Einsiedeln 82018, 23; im Folgenden zitiert als GwL.

38 VM, 135 / CmS, 107.

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