Namik nimmt Reißaus - Saskia Hula - E-Book

Namik nimmt Reißaus E-Book

Saskia Hula

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Beschreibung

Etwas Schlimmeres hätte Namik, dem königlichenGeschichtenerzähler, nicht passieren können: Keine einzige Geschichte fällt ihm mehr ein! Nicht einmal die allerkleinste! Allmählich wird es eng für Namik: Denn der König will seine Tochter mit einem Prinzen verhei-raten, und weil die Prinzessin nicht einmal im Traum daran denkt, muss die passende Geschichte her, um sie umzustimmen – aber genau die fällt dem armen Ge-schichtenerzähler eben nicht ein! Namik bleibt keine andere Wahl, als Reißaus zu nehmen – aber ob er damit weit kommt?

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Seitenzahl: 52

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Neue Rechtschreibung

© 2021 by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien

Lektorat: Regina Zwerger

Coverentwurf: Angelika Ullmann

Alle Rechte vorbehalten

Druck und Bindung: Finidr, s.r.o. Český Těšín, Tschechien

ISBN 978-3-99128-003-3

eISBN 978-3-99128-039-2

www.obelisk-verlag.at

Saskia Hula

Namik nimmt Reißaus

Illustrationenvon Angelika Ullmann

DIE AUTORIN

Saskia Hula

ist Kinderbuchautorin und Volksschuldirektorin.

Sie wurde 1966 geboren und lebt in Wien.

Mit besonders viel Witz und Einfühlungsvermögen schreibt sie Geschichten zu Themen, die Kinder wirklich berühren.

Ihr erstes Buch „Romeo und Juliane“ erschien im Jahr 2003.

Inzwischen gibt es schon eine ganze Menge von Büchern, die aus ihrer Feder stammen.

Weitere Informationen gibt es auf www.saskia-hula.at

DIE ILLUSTRATORIN

Angelika Ullmann,

geboren 1969, hat an der Fachhochschule Darmstadt Design studiert, Fachbereich Kommunikationsdesign. Seit 2004 ist sie als freiberufliche Illustratorin tätig. Arbeitsschwerpunkte: Info-Illustration, digitales Graphic Recording, Sketchnotes und Illustration.

www.angelika-ullmann.de

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

1.

Namik, dem Geschichtenerzähler, waren die Geschichten ausgegangen.

Nun saß er auf der alten Bank vor seinem Haus und dachte nach. Aber keine einzige Geschichte fiel ihm ein. Keine lange, keine kurze. Nicht einmal ein winzigkleiner Geschichtenanfang.

Die Sonne ging hinter den Rosenbüschen unter, die Rosen dufteten.

Vor Namik lag sein Hund und schlief. Hinter ihm saß die weißgraue Katze auf dem Fensterbrett und putzte sich. Im Apfelbaum zwitscherte ein Vogel.

So sollte es bleiben, dachte Namik. So schön, so still, so friedlich. Ich kann nur hoffen, dass heute niemand kommt, um eine Geschichte zu hören.

Aber natürlich kam doch jemand. Es war Prinz Wohlgemut , der um die Ecke kam, und zwar so schnell und ungestüm, dass er beinahe über Namiks Hund gestolpert wäre. In letzter Sekunde konnte er stehen bleiben.

„Namik!“, rief Prinz Wohlgemut, „Ich brauche eine Geschichte! Und zwar schnell!“

„Aha“, sagte Namik langsam, um möglichst viel Zeit zu gewinnen. „Was für eine Geschichte soll es denn sein?“

Wohlgemut wurde rot.

„Wenn du schon so fragst“, sagte er, „dann soll es eine Liebesgeschichte sein. Eine wunderschöne, romantische, leidenschaftliche Liebesgeschichte, die ich Prinzessin Rambazamba erzählen kann, damit sie endlich merkt, dass sie mich liebt! Oder noch besser: Damit sie endlich merkt, dass sie ohne mich nicht mehr leben kann!“

„Eine Liebesgeschichte“, wiederholte Namik und dachte nach.

Aber in seinem Kopf war nichts. Keine Liebesgeschichte, keine andere Geschichte. Nur ein kleiner, lästiger Gedanke, der in seinem Kopf herumsprang und meckerte.

Der Vogel zwitscherte im Apfelbaum, der Hund schnarchte, die Katze gähnte.

Prinz Wohlgemut stieg ungeduldig von einem Bein auf das andere.

„Also?“, fragte er schließlich.

Namik seufzte. „Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen!“

„Was soll das heißen?“, rief Prinz Wohlgemut. „Ich brauche diese Geschichte unbedingt! Koste es, was es wolle!“

„Es geht nicht ums Geld“, sagte Namik. „Mir fällt nur im Moment keine Liebesgeschichte ein, die sich für eine Prinzessin eignet.“

„Dann nehme ich eine andere Liebesgeschichte!“, rief Prinz Wohlgemut. „Irgendeine!“

„Es tut mir leid“, sagte Namik. „Ich habe auch keine andere.“

Prinz Wohlgemut biss sich auf die Unterlippe.

„Sonst fällt dir aber immer etwas ein“, sagte er.

Namik nickte. „Komm morgen wieder“, schlug er vor. „Vielleicht ist mir bis dahin etwas eingefallen!“

Prinz Wohlgemut seufzte tief. Wenn man verliebt ist, ist es nicht so leicht, auf den nächsten Tag zu warten. Und wenn man noch dazu ein Prinz ist, ist man es auch gar nicht gewöhnt, auf den nächsten Tag zu warten, egal, ob es um die Liebe geht oder um Apfelkuchen.

Aber Prinz Wohlgemut sah ein, dass ihm nichts anderes übrig blieb, und ging.

Namik lehnte sich zurück.

Das ist noch einmal gutgegangen, dachte er. „Wenn jetzt nur nicht noch jemand kommt!“

Doch natürlich kam doch jemand.

Schon im nächsten Augenblick hörte Namik Hufgeklapper, und Prinzessin Rambazamba kam auf ihrem weißen Pferd um die Ecke galoppiert. Sie bremste in einer Staubwolke.

„Gut, dass du da bist!“, rief sie und schwang sich aus dem Sattel. „Ich brauche eine Geschichte!“

Das Pferd tänzelte nervös hin und her. Die Katze fauchte, der Hund knurrte. Nur der Vogel im Apfelbaum zwitscherte munter weiter.

„Aha“, sagte Namik langsam, um möglichst viel Zeit zu gewinnen. „Was für eine Geschichte soll es denn sein?“

„Die Geschichte einer starken Prinzessin!“, rief Prinzessin Rambazamba. „Die Geschichte einer Prinzessin, die ein ganzes Königreich allein regiert. Oder lieber gleich zwei! Ohne König, ohne Prinz. Diese Geschichte möchte ich meinem Vater erzählen, damit er endlich aufhört, einen Mann für mich zu suchen!“

„Das kann ich verstehen“, sagte Namik. „Lass mich nachdenken.“

Doch sosehr er auch nachdachte, es fiel ihm keine Geschichte ein. Keine Prinzessinnengeschichte, keine Königsgeschichte, überhaupt keine Geschichte. Nur der kleine, lästige Gedanke turnte durch seinen Kopf und jammerte: „Jetzt fällt dir schon wieder nichts ein! Wie peinlich!“

Namik schüttelte den Kopf, um den dummen Gedanken zu verscheuchen.

„Es tut mir leid“, sagte er zu Prinzessin Rambazamba. „Du musst morgen wiederkommen. Mir fällt gerade keine passende Geschichte ein.“

Prinzessin Rambazamba verzog das Gesicht.

„Dann nehme ich eben eine andere!“, rief sie. „Eine von einer starken Prinzessin, die auszieht, um einen Drachen zu besiegen! Oder von einer Prinzessin, die drei Riesen gleichzeitig überlistet! Oder von einer, die wenigstens ein Einhorn fängt!“

Namik zuckte mit den Schultern. „Im Augenblick fällt mir leider gar nichts ein“, sagte er. „Ich weiß auch nicht, warum.“

Prinzessin Rambazamba seufzte. Aber dann sah auch sie ein, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als auf den nächsten Tag zu warten, und so schwang sie sich auf ihr Pferd und galoppierte davon. Zurück blieb nur eine Staubwolke.

Namik nieste, der Hund und die Katze schüttelten sich den Staub aus dem Fell.

Hoffentlich ist jetzt endlich Schluss, dachte Namik.

Doch das war es natürlich nicht. Im Gegenteil.

Namik hatte sich noch nicht einmal den Staub von den Kleidern gebürstet, den Prinzessin Rambazambas Pferd aufgewirbelt hatte, da hörte er ein Schnauben, und die Kutsche des Königs bog um die Ecke.

Der Kutscher zog die Zügel an, die Pferde blieben stehen, der König sprang heraus. Seine Krone war verrutscht, sein silbernes Haar stand in alle Richtungen.

„Namik“, rief der König. „Ich brauche eine Geschichte!“