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Verschiedene Märchen von der Natur mit Pflanzen, Tieren und Fabelwesen... Fantasievoll, lustig, traurig, lehrreich und zum Nachdenken. Mit Fotos von naturgeschützten Pflanzen und Tieren und viele bunte Bilder! Für Kinder und Erwachsene. Ab 6 Jahre!
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Seitenzahl: 32
Veröffentlichungsjahr: 2020
Ja – die Träume und Wünsche der Kinder sind manchmal etwas sonderbar, denn sie haben noch Fantasie, die uns Erwachsenen leider oft verloren ging.
Vielleicht sollten wir sie wieder finden!?
Andrea Stopper
Märchen, Zeichnungen, Fotos und grafische Bearbeitung: Andrea Stopper
Korrektur: Manuela Grazi, www.adlerauge.at
Der Wassermann vom Pichlinger See
Die Blümchen Vergissmeinnicht
Die Quelle der Weisheit
Das Fantasie-Schiff
Hexenkraut
Der magische Sommer
Die Goldfaden-Grotte
Das Klopf-Konzert
Das Märchen vom Anderssein
Der Schneckentöter
Früher gab es noch Dinge, die heute leider schon verschwunden sind, weil kein Mensch mehr an sie glaubt.
Da meine ich zum Beispiel die Naturgeister – das sind scheue Wesen, die in Wäldern, Wiesen, auch in der Luft, in der Erde und im Wasser leben. Sie wohnten vor langer Zeit mitten unter den Menschen und jeder hatte seinen Platz und seine Aufgaben. Das war früher ganz normal so.
Rund um Linz gibt es viele Seen: den Weikerlsee, den Au-See, den Pleschinger See, den Oedtsee und den schönen Pichlinger See und noch einige kleinere Seen.
Im Sommer, wenn es sehr heiß ist, vergnügen sich dort immer viele Badegäste. Auch früher liebten es die Menschen, in dem kühlen Nass zu schwimmen.
Im Pichlinger See lebte einst ein Wassermann, der diesen großen See beherrschte. Er wachte über alle Fische im See und auch über die Enten und Schwäne, die dort lebten. In diesem See gibt es Wasserpflanzen, wie das Raue Hornblatt, und wenn der Wassermann einmal an die Oberfläche des Sees kam, hingen ihm diese grünen Pflanzenteile in den langen Haaren. Das sah etwas gruselig aus.
Zu dieser Zeit erzählte man den Kindern, sich nicht zu weit in den See zu wagen, da ja viele nicht schwimmen konnten und Wassergeister nicht gerade die freundlichsten unter den Naturgeistern waren. Manche Menschen hatten schon ihr Leben verwirkt, indem sie einer sogenannten Nixe oder einem Wasserweibchen ins Wasser folgten. Diese schönen Wassergeister verführten besonders gerne Männer, die von ihrer Schönheit so geblendet waren, dass sie mit ihnen in den tiefen See hinabstiegen. Von dort ließen sie sie aber nicht wieder weg.
Hilde war ein junges Mädchen, das in der Nähe des Pichlinger Sees mit ihren Eltern in einem Bauernhaus wohnte. Wenn sie Zeit hatte, ging sie gerne dorthin und planschte mit ihren Füßen im Wasser – das machte ihr sehr viel Freude. Hilde konnte aber nicht schwimmen und so hob sie ihren Rock in die Höhe, sodass er nicht nass wurde und ging nur bis zur Hüfte in das kühle Nass.
Als das Mädchen wieder einmal beim See war und mit dem Wasser spritzte, tauchte der Wassermann vor ihm aus dem See auf. Hilde erschrak, doch der Wassergeist war sehr freundlich zu ihr und beruhigte das Kind. „Na", sagte der Wassermann zu ihr, „du hast aber viel Spaß!" – „Ja", antwortete Hilde, „ich liebe das Wasser, aber leider kann ich nicht schwimmen."
Die beiden verstanden sich gleich vom ersten Augenblick an gut und sie wurden sofort Freunde. Jeden Tag kam Hilde zum See. Einmal aber, als sie wieder einmal durch das Wasser planschte, war der Wind so stark, dass ein Windstoß das Mädchen ins Wasser schubste. „Hilfe, ich kann nicht schwimmen!", rief Hilde. Da tauchte sogleich ihr Freund, der Wassermann auf und trug das Mädchen in seinen Armen an das Ufer zurück. „Danke!", sagte Hilde erleichtert und gab ihrem Retter einen Kuss auf die Wange. „Jetzt wird es aber Zeit, dass du schwimmen lernst", sagte der Wassermann, „komm, ich zeige es dir." Er schwamm mit dem Mädchen in seinen Armen durch den See und Hilde gefiel es sehr. Die Fische des Pichlinger Sees waren sehr neugierig und beobachteten die beiden. „Schau, Hilde", sagte der Wassermann, „schau den Fischen zu, wie sie schwimmen."