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Neles erste Abenteuer im Doppelband
Neles Familie zieht in eine echte Burg! Obwohl sie sich sofort pudelwohl fühlt, hat Nele ein bisschen Bammel vor der neuen Klasse. In der fröhlichen Tanne findet Nele schnell eine Freundin und zu zweit ist selbst der vermurkste erste Schultag nur halb so schlimm.
Nele will ihren neunten Geburtstag mit einer großen Party feiern. Wie gut, dass Tante Adelheid eine super Party-Planerin ist. Und Neles größter Wunsch steht auch fest: Der süße Welpe Sammy. Jetzt muss nur noch Mama überzeugt werden ...
Doppelband in limitierter Auflage! Enthält die Bände: »Nele und die neue Klasse« und »Nele und die Geburtstagsparty«
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Seitenzahl: 170
Veröffentlichungsjahr: 2015
Usch Luhn
Mit Illustrationen von Franziska Harvey
Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. 1. Auflage 2015© 2015 cbj Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 München.Alle Rechte vorbehaltenDieser Sammelband besteht aus den Einzeltiteln© 2011 »Nele und die neue Klasse« und© 2011 »Nele und die Geburtstagsparty«.Umschlagbild und Innenillustrationen: Franziska HarveyUmschlagkonzeption: fruehling advertising, Münchenjk ∙ Herstellung: CFSatz: Uhl + Massopust, AalenReproduktion: ReproLine mediateam, MünchenISBN 978-3-641-18026-3V003www.cbj-nele.dewww.cbj-verlag.de
Inhalt
Nele und die neue Klasse
Das erste Kapitel: Typisch Nele!
Das zweite Kapitel: Eine faustdicke Überraschung auf Lager
Das dritte Kapitel: Plemplem...
Das vierte Kapitel: Ein richtiges Sommermärchen wartet
Das fünfte Kapitel: Total viel Spaß
Das sechste Kapitel: Zum Kuckuck mit dir!
Das siebte Kapitel: Dunkle Wolken stehen
Das achte Kapitel: Alle total plemplem!
Das neunte Kapitel: Ein echtes Wunder!
Das zehnte Kapitel: Jeder Menge Gespenstern
Aus Neles Tagebuch
Der große Freundinnen-Test
Nele und die neue Geburtstagsparty
Das erste Kapitel: Der frühe Vogel fängt den Wurm!
Das zweite Kapitel: Totales Ohrensausen
Das dritte Kapitel: Heiße Schokolade ist ...
Das vierte Kapitel: Vorfreude ist die beste Freude
Das fünfte Kapitel: Total verrückt sein können
Das sechste Kapitel: Nie wieder Geburtstag!
Das siebte Kapitel: Liebe auf den ersten Blick
Das achte Kapitel: Hunde: verzweifelt gesucht!
Das neunte Kapitel: Natürlich Sammy!
Das zehnte Kapitel: Hunde überall!
Das elfte Kapitel: Jaaa! Geburtstag! Total verrückt!
Aus Neles Tagebuch
Usch Luhn
Nele und die neue Klasse
Das erste Kapitel
räumt gründlich mit dem Gerücht auf, dass Nele eine echte Schlafmütze ist Freunde immer da sind, wenn man sie braucht Berner Sennenhunde besonders eitel wären Eltern alles voll im Griff haben Geschwister immer ein Herz und eine Seele sind aber zum Schluss kommt doch heraus, das ist alles
Typisch Nele!
Eigentlich war es ein ganz normaler Tag.
Aber als Nele morgens die Augen aufschlug, hatte sie dieses ulkige Gefühl.
Nicht Bauchweh oder Kopfschmerzen. Auch kein plötzlicher Schnupfen.
Sie war nicht einmal genervt, dass der Weckerhahn, der ihrem albernen Bruderherz David gehörte, ihr frühmorgens die Ohren vollkrähte. Vielmehr kribbelte es Nele überall wie kurz vor Weihnachten, oder zuletzt an ihrem achten Geburtstag.
»Hoppla! Was ist denn mit mir los?«, rief Nele und guckte verwundert auf ihren Hundewelpenkalender, der genau auf ihrer Augenhöhe an der Wand hing.
Freitag, der 12. Juni!
Wahrhaftig kein Grund, sich großartig zu freuen.
Nele verabscheute Freitage.
Ein ewig langer Schultag mit zwei winzigen Pausen erwartete sie. Krönender Abschluss war eine Doppelstunde Mathe bei Frau Schramm mit um die Wette Rechnen, bis allen Schülern so richtig die Köpfe rauchten.
Seit ihre beste Freundin Klara weggezogen war, schleppte sich Nele durch die langweiligen Schulstunden. Mit Klara war alles viel lustiger gewesen. Die hatte es sogar geschafft, die strenge Frau Schramm zum Lachen zu bringen. Leider konnten sich Nele und Klara in Zukunft nur noch in den Ferien besuchen.
Total gemein.
Erst um zwei Uhr würde es Mittagessen zusammen mit Papa in der Schulkantine geben. Papa hatte den allerwichtigsten Job an ihrer Schule, fand Nele. Denn er war dort Hausmeister. Ihr Papa war bei allen Lehrern und Schülern gleich beliebt, selbst Herr Direktor Murrzahn war nett zu ihm. Der war sonst genauso, wie er hieß: mürrisch. Nele machte lieber einen großen Bogen um ihn.
Als Hausmeister verwaltete Herr Winter den Schlüsselbund mit allen wichtigen Schlüsseln. Wenn er Lust hatte, durfte er sich sogar mitten in der Nacht ins Lehrerzimmer setzen. Nur der Koch ließ sich von ihm nicht in die Töpfe gucken. Bestimmt gab es heute zum tausendsten Mal Fischstäbchen mit wässrigem Spinat und total matschigem Kartoffelbrei aus der Packung. Hilfe!
Nele machte sich nichts aus Fischstäbchen. Und Kartoffelbrei schmeckte ihr sowieso nur, wenn Mama ihn selber machte. Mit frischer Milch und Butter.
Aber Barbara Winter jobbte freitags immer im Fotolabor, obwohl sie eigentlich Fotografin war. Dann hatte sie keine Zeit zum Kochen. Viel lieber als im Labor zu stehen, wollte sie eine tolle Fotostory für eine Zeitschrift machen. Aber so etwas war ganz schön schwer.
Wie man es auch drehte: Der Freitag war wirklich kein besonders toller Tag.
Und trotzdem. Als Nele so in die warme Decke gekuschelt lag und sich streckte, wusste sie: Sie fühlte sich heute einfach – supergut.
»Ich weiß, dass was ganz Tolles passiert«, sagte sie zur dicken Bertha und drückte diese fest an ihre Brust. »Ich spüre es genau.«
Nele kam es vor, als ob die dicke Bertha zustimmend nickte – auch wenn sie nur ein Berner Sennenhund war und Neles liebstes Kuscheltier. Die dicke Bertha war älter als Nele selber und hatte früher einmal ihrer Großtante Adelheid gehört. Das Fell war schon ziemlich dünn und David hatte Bertha aus Wut einmal das linke Ohr abgerissen. Weil Mama nicht gut nähen konnte, hing das Ohr seitdem etwas verrutscht auf ihrem Kopf. Aber das fand Nele nicht besonders schlimm.
»Irgendwas passiert«, wiederholte Nele und gab der dicken Bertha schnell noch einen Kuss. Dann kletterte sie ohne das übliche Meckern die Stockbettleiter hinunter und sauste schnurstracks in die Küche.
»Morgen Mami, Morgen Papi, ich bin schon auf!«, rief sie ihren überraschten Eltern überflüssigerweise zu.
Sie eroberte die Eckbank direkt vor der dampfenden Kanne Kakao. Das war der absolut beste Platz. Normalerweise saß bereits David dort, wenn Nele in die Küche schlurfte, weil er morgens viel wacher war. Nele musste man sonst erst dreimal rufen, bis sie endlich aus ihrem gemütlichen Federbett gekrochen kam.
Gerade trottete David herein. Er fläzte sich mürrisch auf einen Küchenstuhl.
»Guten Morgen, David!«, begrüßte ihn Nele munter und goss unaufgefordert Kakao in seine Batman-Tasse. Erst danach füllte sie ihren eigenen Trinkbecher.
»Hast du was ausgefressen?«, fragte Mama verblüfft und legte Nele eine mit Butter bestrichene Scheibe Toast aufs Frühstücksbrett.
David musterte seine jüngere Schwester stirnrunzelnd. Man sah ihm an, wie angestrengt er nachdachte. »Du warst heimlich an meinem Computer«, rief er alarmiert. »Gib’s zu, ist was kaputt?«
Nele tippte sich an ihre Stirn. »Nö. Ich bin doch nicht lebensmüde«, antwortete sie fröhlich und schmierte sich fingerdick Honig auf ihren Toast.
»Fällt heute etwa Mathe aus?«, mischte sich Papa ein und starrte sie neugierig an. Irrtümlich rührte er sich einen Löffel Orangenmarmelade in seinen Kaffee.
»Das wäre total super. Aber leider nicht.« Nele verschlang hungrig ihren Toast und schlürfte den heißen Kakao.
»Also, was ist dann mit dir los?«, riefen Mama und Papa im Chor.
Nele strahlte ihre Eltern an. »Irgendwas passiert heute«, verkündete sie wichtig. »Etwas ganz Tolles. Ich spüre es in meinem linken Ohrläppchen.«
David lachte belustigt auf. »Typisch Nele. Spinnt mal wieder rum.«
Nele streckte ihrem Bruder die Zunge raus. »Dreimal darfst du raten, wer hier schon wieder spinnt.«
Mama schüttelte ungehalten den Kopf. »Müsst ihr euch immer gleich streiten?«
Sie nahm sich eine zweite Tasse Kaffee. »Ich fände es auch toll, wenn heute was passiert. Vielleicht kauft endlich ein Verlag meine Fotos«, sagte sie versonnen. »Die Arbeit im Labor ist todlangweilig.«
David machte ein finsteres Gesicht. »Nele sagt das doch nur, um sich mal wieder wichtig zu machen. Ich halte mich knallhart an Fakten.«
Nele kicherte. »Kommen die aus deinem Computer? Melanie aus meiner Klasse hat erzählt, dass du heimlich mir ihrer Schwester Julia chattest!«
David wurde plötzlich knallrot. »Warum hat der liebe Gott bloß nervige Schwestern erfunden?«, stöhnte er.
»Jetzt ist aber Schluss«, griff Herr Winter ein und stand vom Frühstückstisch auf. Er nahm einen raschen Schluck Kaffee im Stehen und verzog das Gesicht.
»Ich glaube, im Kaffee ist eine bittere Bohne, Barbara«, sagte er und leerte den Rest ins Spülbecken. »Packt eure Pausenbrote ein, wir müssen los. David, dein Bus kommt in zehn Minuten.«
David war bereits zwölf und ging seit fast zwei Jahren in die Gesamtschule.
Und darauf bildete er sich überflüssigerweise jede Menge ein, fand Nele.
Seit er mit seinen Freunden einen geheimen Computerclub gegründet hatte, hängte er jedes Mal ein riesiges Schild no sisters an ihre gemeinsame Zimmertür, wenn seine coolen Kumpels zu Besuch kamen.
Wie doof war das denn?
Deshalb wünschte sich Nele sehnsüchtig ein eigenes Zimmer. Aber eine größere Wohnung konnten sich Papa und Mama nicht leisten. In diesem Sommer war nicht einmal ein klitzekleiner Urlaub drin.
Gerade als Nele und David sich hinter Herrn Winters Rücken gegenseitig zur Tür schubsten, während dieser hektisch seinen Autoschlüssel suchte, klingelte das Telefon.
»Tante Adelheid!«, rief Mama erfreut in den Hörer und warf Nele, David und Herrn Winter einen flüchtigen Abschiedskuss zu. »So eine Überraschung. Bist du wieder zurück aus Brasilien?« Sie verschwand mit dem Telefon ins Wohnzimmer.
So kriegte Nele leider nicht mehr mit, was Mama alles mit Großtante Adelheid bequatschte, obwohl sie genau das brennend interessierte.
Soeben fand Herr Winter seinen verschwundenen Autoschlüssel in der leeren Blumenvase. »Also Barbara!«, rief er empört Richtung Wohnzimmer.
Aber Neles Mama war bereits tief in ihr Gespräch mit Großtante Adelheid versunken. Energisch scheuchte Herr Winter seine beiden Streithälse hinaus ins Treppenhaus und zog die Tür mit Nachdruck hinter sich zu.
Das zweite Kapitel
beweist, dass es Schüler wirklich nicht immer leicht haben Nele sich überraschend gut benehmen kann auch Erwachsene ziemlich spontan sein können verrückte Hühner nicht zwangsläufig Vogelvieh sein müssen und hat schließlich
Eine faustdicke Überraschung auf Lager
Der Schulvormittag war genauso langweilig, wie Nele es vorausgesehen hatte. Mit einem unerwarteten Zwischenfall allerdings: Eine Handvoll Jungs aus der 4b nahmen Nele und Melanie johlend ihre Pausenbrote ab, als die Mädchen es sich gerade im Schatten einer Birke gemütlich machen wollten. Besonders der große Ingo mischte mit. Er hatte ein Mädchen aus der Parallelklasse vor einer Woche so ungestüm über den Haufen gerannt, dass dieses sich beide Knie blutig geschlagen hatte.
Deshalb verzichtete Nele darauf, ihr Brot zurückzuerobern. Lieber ging sie mit knurrendem Magen zu Mathe. Aber dann war sie die ganze Zeit so hungrig, dass sie im Wettrechnen sogar Letzte wurde.
Immer noch stinkwütend, lief sie in die Schulkantine. Papa wartete bereits vor der Essensausgabe auf sie. Wortlos verschlang Nele fünf Fischstäbchen hintereinander und stibitzte sogar noch eines von Papas Teller. Nur den Spinat ließ sie übrig.
»Oha«, rief Herr Winter. »Heute ist tatsächlich ein besonderer Tag, weil du Fischstäbchen isst.« Er rieb sich erstaunt die Nase.
Nele schüttelte den Kopf. »Nö, überhaupt nicht«, antwortete sie einsilbig. Eigentlich hatte sie keine Geheimnisse vor Papa. Aber von dem gemeinen Pausenbrot-Diebstahl erzählte sie ihm besser nichts. Über so etwas regte er sich immer furchtbar auf.
Herr Winter sah seine Tochter prüfend an.
Nele hatte plötzlich das Gefühl, dass er ohnehin längst wusste, was passiert war. Verlegen guckte sie weg.
Trotz des gemeinen Überfalls in der Pause hatte sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass etwas wirklich Tolles passierte. Zwar war das Kribbeln in ihrem linken Ohrläppchen während Mathe fast verschwunden gewesen, aber gerade ging es wieder los und wurde mit jeder Sekunde doller.
Papa fuhr extra einen Umweg mit seinem Lieferwagen und kaufte frischen Erdbeerkuchen mit Sahne vom Bäcker. Weil Freitag ist, sagte er lächelnd.
Neles Herz hüpfte.
Manchmal hatte sie ihren Papa wirklich ganz besonders lieb.
Noch bevor er den Hausschlüssel ins Schloss stecken konnte, riss Mama die Wohnungstür von innen auf. Anscheinend hatte sie schon sehnsüchtig hinter der Tür gewartet.
»Barbara! Warum bist du nicht im Labor? Es ist doch nichts mit David passiert?« Herr Winter guckte beunruhigt in den Flur.
Mama strahlte ihn an. »Ach nein. Ich habe bloß meinen Dienst getauscht!«, rief sie. »Wo habt ihr denn so lange gesteckt? Wir haben ganz überraschend Besuch bekommen!«
Auf dem Sofa im Wohnzimmer saßen Großtante Adelheid und Sir Edward.
Nele stieß einen entzückten Schrei aus und stürzte ihrer Großtante jubelnd in die Arme. »Habe ich nicht gesagt, dass heute noch was ganz Tolles passiert?«, rief sie aufgeregt.
Großtante Adelheid war Mamas Patin und – wie Papa sie respektlos nannte – ein totalverrücktes Huhn. Obwohl sie schon fast siebzig Jahre alt war, reiste sie die meiste Zeit des Jahres quer über den Erdball. Mit den knallbunten Postkarten, die sie von den schönsten Plätzen der Welt geschickt hatte, hatten Nele und David bereits eine ganze Zimmerwand tapeziert.
Sir Edward war der Mann von Großtante Adelheid und ein echter schottischer Graf. Sie hatten sich höchst abenteuerlich auf einem Elefantenausflug in Indien kennengelernt und sich auf den ersten Blick ineinander verliebt. Seither waren die beiden unzertrennlich.
Nele drückte ihre Großtante so fest, dass diese heftig nach Luft schnappte.
»Loslassen!«, keuchte Adelheid. »Ich ersticke sonst, bevor ihr alle Neuigkeiten erfahren habt. Sag lieber erstmal Edward hallo.«
Nele ließ ihre Großtante augenblicklich los und gab Sir Edward die Hand.
»Hello, Sir!«, sagte sie und machte einen tiefen Knicks. Das hatte sie kürzlich in einem alten Film gesehen.
Edward schien das zu gefallen, denn er lächelte erfreut.
»Hello, Nele!«, sagte er. Er stand auf und verbeugte sich höflich vor ihr. »How are you, dear?«
Das hieß so viel wie Alles klar, Süße?, wusste Nele von ihrem Bruder. In Englisch hatte er eine Zwei.
Nele war für einen Moment unentschlossen, was sie darauf antworten sollte.
»Danke, cool!«, sagte sie schließlich. Mehr englische Wörter fielen ihr auf die Schnelle nicht ein.
Sie setzte sich vor Großtante Adelheid auf den Teppich und drückte aufgeregt auf ihrem Knie herum. »Was gibt es denn für Neuigkeiten, Tante Adelheid?«, hakte sie nach. Das Wort Neuigkeiten hörte sich sehr gut an. Vor allem aus Großtante Adelheids Mund. »Und hast du mir wieder was Tolles mitgebracht?«
Großtante Adelheid nickte. »Ich glaube schon«, sagte sie geheimnisvoll lächelnd. »Aber die Überraschung passte diesmal nicht in meine Handtasche und ist eigentlich für alle zusammen bestimmt. Wir müssen nur noch auf David warten. Dann machen wir gemeinsam einen netten, kleinen Ausflug und schauen es uns an.«
Nele guckte einen Moment enttäuscht.
Nach ihrer letzten Reise hatte Großtante Adelheid ihr ein total niedliches Lederarmband mit einem grünen Elefanten daran geschenkt. Etwas Kleines hätte auch gereicht, dachte sie heimlich. Ein süßer Ring oder so. Hoffentlich musste sie sich nichts mit ihrem Bruder teilen. Das gab bestimmt gleich wieder Zoff.
»Bevor wir losfahren, essen wir erst einmal den leckeren Erdbeerkuchen«, unterbrach Mama. Sie hatte in der Zwischenzeit den Küchentisch festlich gedeckt und frischen Kaffee aufgebrüht. Sogar eine Kerze stand in der Mitte. Anscheinend hatte sie Papa in Adelheids Geheimnis eingeweiht, denn er strahlte mit Mama um die Wette.
»Aber wo genau fahren wir denn hin?«, rief Nele ungeduldig. »Und um was für eine große Überraschung geht es hier überhaupt?« Sie war ein wenig eingeschnappt. Schließlich war sie diejenige gewesen, die von Anfang an das richtige Gefühl gehabt hatte. Da wäre es nur gerecht gewesen, wenn sie auch erfuhr, was los war.
»Überraschung!«, wiederholte Mama. Sie wechselte einen Blick mit ihrer Patin und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Und dabei blieb es.
Das dritte Kapitel
lässt die Geschwister munter weiterzanken schickt Nele durch einen besonders finsteren Wald macht einen Abstecher zu Rapunzel beweist allen, wie wichtig der richtige Schlüssel ist aber dann kommt alles doch ganz anders, und schuld daran ist nur
Plemplem...
»Halt! Die dicke Bertha muss auch mit.« Nele sauste in Höchstgeschwindigkeit nach oben und kam mit ihrem Stoffhund zurück.
David verdrehte genervt die Augen und setzte sich gelangweilt nach hinten in den Lieferwagen. »Muss ich echt mitfahren?«, versuchte er Papa umzustimmen. »Ich bin später noch mit Julian verabredet. Wir wollten Chemie üben«, fügte er halbherzig hinzu.
»Daraus wird heute nichts«, sagte Papa knapp und warf seinem Sohn einen warnenden Blick zu.
Schmollend holte David seinen MP3-Player aus seiner Jackentasche.
Nele kicherte. »Ach, sag bloß. Julia-n wollte noch vorbeischauen?« Sie zog den letzten Buchstaben absichtlich in die Länge, damit der Name wie Julia klang. Sie kletterte breit grinsend zu ihrem Bruder auf die Rückbank.
David boxte Nele in die Seite.
»Aua!«
Nele kniff ihn nicht gerade zimperlich zurück.
»Ah! Du Biest.«
David nahm seine Schwester in den Schwitzkasten.
»Sofort aufhören!«, befahl Mama ungewohnt streng. »Macht Platz für Adelheid.« Sie hielt ihrer Patentante die Autotür auf und wartete, bis diese sich angeschnallt hatte. Danach quetschte sie sich selber auf den Notsitz im Laderaum.
Sir Edward setzte sich neben Papa und breitete umständlich eine Landkarte aus. Nele beobachtete neugierig, wie er mit rotem Filzstift eine lange Linie einzeichnete und sie für Papa zur Orientierung mit dem Zeigefinger nachfuhr.
»Ah!«, rief Herr Winter überrascht und drehte sich zu Großtante Adelheid um. »Das Kaff kenne ich ja sogar. Dorthin habe ich mal Möbel geliefert. Na, dann mal los.« Eigentlich war Papa nämlich Tischler. Das Stockbett, in dem David und Nele schliefen, hatte er ganz alleine gebaut.
Kaum hatte der Lieferwagen die Stadt verlassen, ging die Autofahrt über kurvige Landstraßen mitten hinein ins Grüne. Dabei kamen sie an riesigen Weizenfeldern vorbei, die in der Sonne goldgelb leuchteten. Aber schließlich wurde die Straße schmaler und lenkte sie direkt in einen dunklen Wald mit rauschenden Tannen. Ganz schön unheimlich. Nele war richtig froh, als sie endlich auf eine Lichtung kamen.
Vor ihnen lag ein sanfter Hügel, um den ein Landweg in Schlangenlinien herum führte. Am Wegesrand wuchsen bunte Wiesenblumen. Herrn Winters Lieferwagen schlich wie eine Schnecke vorwärts, damit die Reifen in den Schlaglöchern nicht kaputtgingen.
»Hier möchte ich echt keine Panne haben, Papa«, meldete sich David zu Wort. Er schaute skeptisch aus dem Fenster.
Ganz in der Nähe entdeckte Nele plötzlich die Zinnen einer alten Burg. Sie schrie begeistert auf.
»Gefällt es dir?«, fragte Großtante Adelheid gespannt. »Hinter der Kurve siehst du die Burg gleich besser.« Ihre Stimme klang aufgeregt. Sie nahm Neles Hand und zerquetschte sie fast.
»Dauert es noch lange? Ich hab Durst«, quengelte David dazwischen.
Großtante Adelheid lachte belustigt. »Wir sind gleich zu Hause. Dann gibt es kalte Limonade.«
»Zu Hause?«, rief Nele überrascht.
In diesem Augenblick tauchte die Burg in voller Größe vor ihnen auf.
Papa stieg kräftig auf die Bremse und hielt direkt vor einem gewaltigen Burgtor an.
»Da sind wir!«, rief Großtante Adelheid aufgeregt und kletterte ohne Hilfe aus dem Auto. »Willkommen in meinem neuen Heim.« Sie öffnete ihre Handtasche und holte einen riesigen Schlüssel hervor.
Nele fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Ganz selbstverständlich steckte Großtante Adelheid den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn mit beiden Händen herum. Erst nachdem sie kräftig daran ruckelte, sprang das Tor auf.
»Da muss dringend Nähmaschinenöl ran«, sagte Papa fachmännisch und half ihr, das Tor aufzuschieben. »Ich gucke gleich mal nach, ob noch ein Fläschchen in meinem Werkzeugkasten ist.«
»Und die Burg gehört wirklich nur dir alleine, Tante Adelheid?«, fragte Nele ein wenig später zum x-ten Mal ungläubig. Ihre Stimme hörte sich ganz heiser an vor Aufregung.
Tante Adelheid nickte geduldig. »Ja, Baronin Kuckuckstein hat sie mir einfach so vererbt. Deshalb will ich sie ja mit euch allen teilen. Was soll ich alte Frau denn mit so einem großen Kasten anfangen? Außerdem wollen Edward und ich zu meinem Siebzigsten unbedingt eine Weltreise in die Südsee machen. Da kommt die Erbschaft recht ungelegen.« Sie guckte irgendwie ertappt.
Nele starrte ihre Großtante hingerissen an. »In so einer Burg kann man bestimmt super Ritter spielen. Oder Burgfräulein. Das ist tausendmal besser als so eine langweilige Schnitzeljagd im Volkspark.« Sie umarmte ihre Großtante glücklich. »Du bist wirklich total lieb.«
Sofort begab sich Nele auf eine allererste Erkundungstour.
Wenn sie es genau überlegte, war diese Burg fast wie ein richtiges Schloss. Wenn auch ein etwas baufälliges. Einige Eimer Putz konnten die alten Mauern vielleicht gebrauchen, meinte Papa. Und oben in den Dachziegeln hatten es sich ganz schön viele Vögel gemütlich gemacht.
Aber über die grauen Zinnen rankten sich blühende Rosen wie bei Dornröschen.
Total schön.
Nele schaute gespannt nach oben zum Turmfenster. Vielleicht würde Rapunzel seinen Zopf herunterlassen und gucken, wer sich in ihrer Burg herumtrieb. Stattdessen tauchte dort plötzlich Mama auf. Sie war die vielen Stufen bis in den höchsten Turm hinaufgejoggt und winkte fröhlich herunter. »Von hier hat man einen super Blick«, rief sie begeistert. »Das müsst ihr euch einfach ansehen. Ich will das nächste Mal unbedingt meine Kamera mitbringen und eine Fotoserie machen.«