8,99 €
Endlich: Zwei Nele Abenteuer im Doppelband
Endlich Sommerferien! Doch Großtante Adelheids grandioser Plan, Urlaub auf dem Ponyhof zu machen, hat einen Haken: Ausgerechnet Neles Erzfeindin Josefine reitet dort auch.
Danach kommt Klara zu Besuch bei Nele. Gemeinsam mit Neles neuen Freunden gehen sie zelten. Als dabei etwas ganz Unheimliches passiert, gründen sie die Bande der Schwarzen Rächer – einer für alle und alle für einen!
Enthalten sind die Einzelbände „Nele auf dem Ponyhof“ und „Nele und die wilde Bande“.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 163
Veröffentlichungsjahr: 2014
Usch Luhn
Sommerspaß und Ponyglück
Mit Illustrationen von Franziska Harvey
Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. 1. Auflage 2014
© 2014 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Alle Rechte vorbehalten
Dieser Sammelband besteht aus den Einzeltiteln
© 2011 »Nele auf dem Ponyhof« und
© 2011 »Nele und die wilde Bande«.
Umschlagbild und Innenillustrationen: Franziska Harvey
Umschlagkonzeption: schwecke.mueller Werbeagentur GmbH, München
jk · Herstellung UK
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Reproduktion: Reproline Mediateam, München
ISBN 978-3-641-14203-2V002www.cbj-verlag.de
Inhalt
Nele auf dem Ponyhof
Das erste Kapitel: Es regnet Hunde und Katzen!
Das zweite Kapitel: Plemplem!
Das dritte Kapitel: Endlich Ferien!
Das vierte Kapitel: Ausgerechnet Josefine!
Das fünfte Kapitel: Neue Freunde!
Das sechste Kapitel: Hoch zu Ross!
Das siebte Kapitel: Totales Herzklopfen!
Das achte Kapitel: Um Kopf und Kragen!
Das neunte Kapitel: Allerhöchste Gefahr!
Das zehnte Kapitel: Ende gut, alles gut!
Aus Neles Tagebuch
Nele und die wilde Bande
Das erste Kapitel: Juchuh, Klara!
Das zweite Kapitel: Was ist hier eigentlich los?
Das dritte Kapitel: Plemplem ist total cool
Das vierte Kapitel: Unter dem Sternenhimmel
Das fünfte Kapitel: Rache ist süß!
Das sechste Kapitel: Viermal Dschungelalarm!
Das siebte Kapitel: Einer für alle, alle für einen!
Das achte Kapitel: Freunde für immer und ewig
Aus Neles Tagebuch
Usch Luhn
auf dem Ponyhof
Das erste Kapitel
beginnt unerwartet nass jagt allen auf Burg Kuckuckstein einen ziemlichen Schrecken ein verpatzt Nele den erhofften Badespaß gründlich und alles nur aus einem einzigen Grund
Es regnet Hunde und Katzen!
Schon den ganzen Morgen schüttete es wie aus Eimern.
»Es regnet Hunde und Katzen«, sagte Großonkel Edward zu so einem Wetter immer. Er musste es wissen, denn er stammte schließlich aus Schottland. Dort war es auch immer sehr nass.
Nele öffnete ihr Zimmerfenster und steckte den Kopf missmutig hinaus. »Gemein«, meckerte sie mit den Regentropfen. »Ihr seid ja so gemein! Könnt ihr nicht anderen Leuten auf den Kopf tropfen?«
Schließlich war der erste Ferientag.
Nele hatte fest vorgehabt, mit ihrer Freundin Tanne im Waldsee schwimmen zu gehen. Ihr Badeanzug war nämlich superschick – knallgrün, mit gelben und roten Fröschen darauf. Deutlich sichtbar lag er auf ihrem Schreibtisch und verdeckte das Zeugnis, das sie gestern von ihrer Klassenlehrerin Frau Kussmund bekommen hatte. Es war richtig gut, obwohl sie neu an der Fichte-Schule war. Selbst ihr großer Bruder David musste das zugeben. Und der hatte sonst immer was zu stänkern. Er wäre dieses Schuljahr beinahe sitzen geblieben – wegen Englisch. Zusammen mit seinem besten Freund war er gleich nach dem Frühstück in ein Ferienlager abgedüst. Mit Englischnachhilfe! Nele kicherte. Geschah ihm ganz recht.
Nele hatte in ihrem schlechtesten Fach Mathe sogar knapp eine Zwei ergattert. Dafür hatte sie rund um die Uhr gebüffelt und dreimal das Handball-Training sausen lassen. Zur Belohnung hatte Mama ihr den Badeanzug gekauft. So einen tollen besaß niemand in ihrer Klasse, nicht einmal ihre Erzfeindin Josefine. Und die war so eine richtige Klamottentussi.
Aber nun schien es, als würden ihre Pläne buchstäblich ins Wasser fallen. Sie seufzte betrübt.
Unten im Burghof, auf den alten Steinen, hatten sich bereits riesige Pfützen gebildet. Wie kleine Seen sahen sie aus. Normalerweise hätte Nele das lustig gefunden. Oder wäre sogar barfuß darin herumgepatscht.
Aber nicht heute.
Heute wollte sie viel lieber mit Tanne hinunter zum Waldsee radeln, mit Tannes süßem Hund Otto um die Wette schwimmen und den leckeren Marmorkuchen mampfen, den Papa extra für sie gebacken hatte.
»Verrückt! Verrückt!«, meldete sich Plemplem aus seinem Turmzimmer zu Wort. »Total verrückt! Du bist total verrückt.«
Nele nickte zustimmend. Ausnahmsweise hatte der Papagei mit seinem lauten Geschrei recht.
Plemplem war der eigentliche Burgbesitzer und bewohnte sogar ein eigenes Zimmer direkt unter den Turmzinnen. Neles reiselustige Großtante Adelheid hatte ihn geerbt, zusammen mit der Burg. Weil Großtante Adelheid keine Lust hatte, in einem alten Steinhaufen zu campen, wie sie naserümpfend sagte, sondern lieber mit Edward um die Welt reiste, war kurzentschlossen Familie Winter auf Burg Kuckuckstein eingezogen. Irgendjemand musste ja schließlich auf den Papagei aufpassen.
Nele fand es super, plötzlich auf einer Burg zu wohnen. Es gab so viele tolle Plätze, an denen sie sich verstecken konnte, wenn sie mal Ruhe haben wollte.
Sie hatte auch gleich eine neue Freundin gefunden. Tanne hieß in Wirklichkeit Tanja, aber der Name passte überhaupt nicht. Sie ging mit Nele in eine Klasse und war total in Ordnung.
In jeder freien Minute versuchten Nele und Tanne, dem Papagei Sprechen beizubringen. Leider war das viel schwieriger, als sie gedacht hatten.
Anfangs schrie er den lieben langen Tag nur seinen eigenen Namen: »Plemplem.« Doch seit Kurzem schmetterte er voller Begeisterung einen ersten vollständigen Satz: »Du bist total verrückt.« Das war leider nicht sehr viel besser als plemplem.
Manche Erwachsene, die zu Besuch kamen, fanden das nicht so witzig wie Nele und Tanne. Besonders ihr Schulleiter, Herr Direktor Zucker, war deshalb richtig eingeschnappt.
Er schrieb an einem wichtigen Buch über Gespenster und glaubte felsenfest, dass Graf Kuckuck in mondhellen Nächten immer noch über die Zinnen irrte. Deshalb trieb er sich ziemlich häufig auf der Burg herum und suchte im dunklen Kellerverlies zwischen Spinnweben und Mäusen nach Spuren.
Mama und Papa hielten das insgeheim für Unsinn, waren aber viel zu höflich, um dem Direktor ihre Meinung ins Gesicht zu sagen. Dazu war er einfach zu nett.
Auch Nele war skeptisch. Geister? Die gab es doch nur in Märchenbüchern.
Einzig Tanne war in Gespensterfragen mit ihrem Schuldirektor komplett einer Meinung. Wenn sie bei Nele übernachtete, traute sie sich nicht einmal alleine aufs Klo. Dabei war sie sonst viel mutiger als Nele.
»Du bist verrückt! Total verrückt! Du bist verrückt! Total verrückt! Du bist verrückt! Total verrückt! Du bist verrückt!«
Nele hielt sich die Ohren zu. So ein Papagei konnte manchmal ziemlich nerven. Der würde mit seinem Geschrei selbst das gruseligste Gespenst verjagen. Tanne brauchte sich gar keine Sorgen zu machen.
»Total verrückt! Verrückt! Verrückt!« Plemplem klang wie eine von Großtante Adelheids alten Schallplatten, wenn sie an einer kaputten Stelle hängen blieben. Irgendwie lustig.
»Ruhe! Sofort ist Ruhe. Kann man nicht einmal in Ruhe arbeiten?« Das war Mamas Stimme. Sie klang ziemlich wütend.
Barbara Winter war Fotografin und hatte tolle Fotos von Plemplem und der Burg geschossen. Sie sollten schon bald in einer bekannten Zeitschrift veröffentlicht werden, zusammen mit einer lustigen Geschichte, die sie selber schreiben durfte. Seit Frau Winter an ihrem Artikel tüftelte, war sie ziemlich unter Dampf und niemand durfte sie stören.
»Verrückt! Verrückt! Verrückt!«
Nele kicherte. Plemplem war wirklich eine Nervensäge. Vielleicht sollte sie ihn nach den Sommerferien mal mit in die Schule nehmen.
Eine Tür knallte laut ins Schloss. Kurz danach hörte sie eilige Schritte näher kommen.
»Nele? Hast du etwa vergessen, Plemplem zu füttern? Der schreit sich heute Morgen ja die Seele aus dem Leibe! Ich kann mich gar nicht konzentrieren.« Ohne anzuklopfen stürmte Mama in Neles Zimmer. Sie hatte ganz zerraufte Haare und war noch im Schlafanzug.
Nele erschrak. Verflixt, das hatte sie tatsächlich total verschwitzt. Daran war nur der blöde Regen schuld.
»Tschuldigung, Mami!«, rief sie zerknirscht. »Ist schon so gut wie erledigt.« Sie raste auf Socken in die Küche und schnappte sich den gefüllten Futternapf. Wenn Plemplem seine kandierten Walnüsse nicht immer um die gleiche Uhrzeit bekam, wurde er total zickig und zwickte jeden in den Finger, der ihm zu nahe kam. Papa hatte extra einen Plemplem-Essensplan erstellt, damit der ganze Stress nicht an Mama hängen blieb. In der ersten Ferienwoche, bis Mama ihre wichtige Arbeit fertig hatte, war Nele dran.
In einem Affentempo rannte Nele über die schmale Wendeltreppe zurück und spurtete hinauf zum Turmzimmer. Dabei nahm sie gleich mehrere Stufen auf einmal.
Mama folgte ihr mit gerunzelter Stirn.
»Guten Morgen, mein Süßer, jetzt gibt es wieder deine Leckerlis, mmmmmh!« Vorsichtig öffnete Nele die Tür und streckte schon mal den Futternapf weit vor, um den Papagei zu besänftigen.
»Du bist verrückt! Total verrückt! Du bist verrückt! Total verrückt! Du bist verrückt! Total verrückt! Du bist verrückt!« Gereizt steuerte Plemplem auf Nele zu. Dabei streifte er den Futternapf mit seinen Krallen, sodass er ihr aus der Hand fiel und auf die Dielen polterte. Die Walnüsse verteilten sich überall im Zimmer.
Plemplem beachtete sie überhaupt nicht, sondern ließ sich schwer auf Neles linke Schulter fallen.
»Hatschi, hatschi, hatschi, hatschi, hatschi, hatschi, hatschi.« Er nieste siebenmal hintereinander.
Dann seufzte er laut auf und presste seinen Schnabel fest gegen Neles Wange.
»Was ist denn mit Plemplem los? Er ist ja pitschnass!«, rief Mama entsetzt.
Wohl wahr! Der Papagei hing wie ein trauriger Schluck Wasser auf Neles Schulter. Von seinem prachtvollen Aussehen war kaum mehr etwas übrig. Vielmehr schaute er so elend aus wie eine gebadete Maus. Aus seinen bunten Federn tropfte es wie aus einem Badeschwamm. Und um Neles Füße hatte sich bereits ein kleiner See gebildet. Aber nicht nur dort! Überall im Turmzimmer entdeckte sie jetzt Wasserpfützen.
»Mami, guck doch mal!«, rief Nele entsetzt. »Da ist bestimmt irgendwo ein Loch, durch das es reinregnet.« Sie suchte mit ihren Augen die Zimmerdecke ab. Im gleichen Augenblick klatschte ein dicker Regentropfen auf ihrer Nase.
»Iiiiih!« Sie sprang zur Seite und landete mitten in einer großen Pfütze. Jetzt waren auch Neles Füße nass. Sie wackelte mit den Zehen, weil die Socken unangenehm an ihrer Haut festklebten.
»Hatschi, hatschi, hatschi, hatschi, hatschi, hatschi, hatschi.« Plemplem schüttelte sein nasses Federkleid so heftig, dass die Tropfen in alle Richtungen spritzten.
»Der arme Vogel ist ja total erkältet!«, sagte Mama schockiert. »Papa muss schleunigst herausfinden, was hier los ist.«
Behutsam wischte sie mit ihrem Stofftaschentuch über Plemplems Federn und hielt ihm eine Nuss vor den Schnabel. Er ließ es ohne Widerstand geschehen. »Probier mal, mein Schätzchen, lecker«, zwitscherte sie.
»Verrückt! Verrückt! Verrückt!«, antwortete Plemplem leise und wackelte trübsinnig mit dem Kopf. Die Walnuss verschmähte er.
»Er hat ja gar keinen Hunger!«, rief Nele alarmiert. »Bestimmt hat er Fieber.« Mama nickte besorgt. »Ich rufe gleich mal den Tierarzt an.«
Während Nele mit dem dick in ein Badetuch eingepackten Plemplem auf dem Küchenstuhl saß und zum Trost seinen Kopf kraulte, telefonierte Mama mit dem Tierarzt Doktor Engel. Zum Glück kannte er Plemplem bereits und versprach, sofort vorbeizukommen. Mit niesenden Papageien, sagte er, war nicht zu spaßen!
Nele streifte ihre nassen Socken ab und kickte sie unter den Küchentisch.
»Glaubst du, Mama, dass wir Plemplem trocken fönen dürfen?«
Frau Winter guckte skeptisch. »Lieber nicht«, antwortete sie. »Doktor Engel wird jede Minute hier sein. Ich suche inzwischen Papa.« Sie verließ eilig die Küche.
Nele blieb mit Plemplem alleine zurück und schaukelte ihn wie ein kleines Baby auf ihren Knien.
»Mein armer, kranker Plemplem«, flüsterte sie zärtlich. »Doktor Engel macht dich bestimmt wieder ganz gesund.« Sie fütterte ihn mit winzigen Walnusshappen, damit er sie leichter hinunterschlucken konnte. Bestimmt hatte er auch Halsweh.
Der Papagei gurrte zufrieden wie eine Taube und machte es sich in dem Badetuch gemütlich.
»Verrückt, verrückt. Total verrückt«, flüsterte er heiser. »Alle total verrückt!« Und dann zwickte er Nele liebevoll mit seinem Schnabel in den Finger.
Das zweite Kapitel
beginnt mit einer echten Hiobsbotschaft stellt klar, dass Papageien keine Wasserratten sind Schweizer Käse auf einem Burgdach nichts verloren hat schickt einen rettenden Engel vorbei und hat eine Idee auf Lager, die findet Nele wirklich total
Plemplem!
Neles Papa, der in seiner Werkstatt gerade einen großen Küchentisch zimmerte, ließ erschreckt alles stehen und liegen, als er hörte, dass der Papagei krank war. Todesmutig kraxelte er über die Feuerleiter auf das Schieferdach der Burg. Er wollte so schnell wie möglich herausfinden, warum es dem armen Plemplem auf den Kopf getropft hatte.
Gerade als der Tierarzt Plemplem mit seinem Stethoskop abhorchte und ihm sogar unter die Kopffedern guckte, was Plemplem mit einem schnellen Biss in Dr. Engels Ohrläppchen quittierte, tauchte Neles Papa in der Küche auf.
»Das Schieferdach über dem Turmzimmer ist so löchrig wie Schweizer Käse«, rief er aufgeregt. »Es muss schleunigst repariert werden, bevor die halbe Burg unter Wasser steht. Ich rufe gleich mal den Dachdecker an. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Barbara Winter guckte erschrocken. »Das ist ja eine Hiobsbotschaft. Ist so eine Reparatur teuer? Dann musst du so schnell wie möglich Tante Adelheid um Erlaubnis fragen.«
Seit einem Monat tuckerte Neles Großtante Adelheid auf einem riesigen Kreuzschiff kreuz und quer durch die Südsee. Ab und zu flatterten den Winters hübsche Ansichtskarten mit bunten Briefmarken ins Haus. Dann guckte Nele auf dem Globus nach, wo sich ihre Großtante gerade befand.
Doktor Engel war mit seiner sorgfältigen Untersuchung fertig und kramte aus seiner Arzttasche eine riesige braune Flasche hervor.
»Muss er ins Krankenhaus, Doktor?«, fragte Herr Winter mitfühlend. »Der kleine Kerl hat doch keine Lungenentzündung oder so?«
Dr. Engel schüttelte den Kopf. »Keine Sorge. Ihr Papagei wird sich bald erholen. Er hat nur einen starken Schnupfen. Aber passen Sie gut auf, dass er kein zweites Mal nass wird. Er muss sich jetzt gründlich auskurieren. Schließlich sind Papageien keine Wasserratten. Ich lasse Ihnen einen Erkältungssaft hier, davon müssen Sie ihm drei Teelöffel am Tag einflößen, am besten mit einer Babyflasche.«
Er räusperte sich. »Es wäre übrigens am besten, Sie würden ihn während der Dacharbeiten in unserem schönen neuen Tierheim einquartieren. Er darf auf keinen Fall den Baustaub einatmen und der Lärm ist sicher nicht gut für seine Nerven.« Er holte tief Luft und setzte ein wichtiges Gesicht auf. » … außerdem sollte Ihr Vogel dringend abspecken. Er ist in den letzten Monaten ja ein richtiges Dickerchen geworden. Wer ist denn für das Futter verantwortlich?« Er guckte streng in die Runde.
Alle drei Winters wurden gleichzeitig rot.
»Aber wenn Plemplem nun mal am liebsten die kandierten Walnüsse frisst«, sagte Herr Winter zerknirscht.
»Und alles andere spuckt er gegen die Wand. Das ist eine riesige Ferkelei«, ergänzte Neles Mama.
Dr. Engel nickte wissend. »Diese Walnüsse sind purer Zucker, liebe Frau Winter. Sonnenblumenkerne und ab und zu ein Stückchen frisches Obst wären viel gesünder. Der Kontakt mit anderen Vögeln wird ihm guttun. Er tanzt Ihnen ganz schön auf dem Kopf herum.«
Die ganze Zeit hatte Nele mucksmäuschenstill zugehört. Jetzt platzte es aufgeregt aus ihr heraus. »Ich glaube aber nicht, dass Plemplem mit doofen Kanarienvögeln in einen Käfig eingesperrt werden will«, rief sie laut. »Die piepen ihm doch nur den ganzen Tag die Ohren voll. Außerdem ist er ein Burgherr und braucht viel Platz! Bestimmt fallen ihm vor Heimweh alle Federn aus.« Sie brach vor Aufregung in Tränen aus.
Dr. Engel guckte eingeschnappt. »Ich meine es doch nur gut, mein Kind«, sagte er und packte seine Instrumente ein. »Schon die Baronin Kuckuckstein hat ihn viel zu sehr verwöhnt.«
Der Papagei legte den Kopf schief, als er den Namen Kuckuckstein hörte. »Plemplem! Plemplem! Total plemplem«, gurrte er zärtlich.
Dr. Engel nickte triumphierend. »Na, was sage ich: Nichts außer diesem albernen Wort hat die alte Dame ihm beigebracht. Andere Papageien können in seinem Alter ganze Geschichten erzählen.«
Plemplem nickte eifrig mit dem Kopf, als hätte er jedes Wort verstanden. »Plemplem! Plemplem! Total plemplem.«
Nele musste kichern. »Wir üben doch jeden Tag sprechen und machen schon ganz tolle Fortschritte«, nahm sie den Papagei in Schutz.
»Wir sollten vorher mit Großtante Adelheid über einen möglichen Aufenthalt im Tierheim reden«, sagte Barbara Winter beschwichtigend und legte den Arm um Neles Schulter. »Schließlich gehört der Papagei ihr. Sie weiß sicher, was für ihn am besten ist.«
Tierarzt Dr. Engel runzelte die Stirn. Anscheinend war er nicht derselben Meinung.
»Vielen Dank, lieber Herr Doktor. Wir schätzen Ihren Rat sehr«, mischte sich Neles Papa eilig ein und schüttelte dem Arzt zum Abschied herzlich die Hand. »Sie können sicher sein, dass wir nur das Beste für den Kleinen wollen.« Er begleitete den Tierarzt bis hinunter zum Burgtor und sah ihm nach, bis er mit seinem Auto um die Kurve verschwunden war.
Plemplem legte den Kopf schief und seine kleinen Augen blitzten wie schwarze Stecknadelköpfe, als er aus voller Kehle loslegte: »Mein Engel, du bist verrückt! Du bist verrückt! Du bist total verrückt!«
Das dritte Kapitel
hat jede Menge Sonnenschein auf Lager treibt Nele damit richtig auf die Palme stellt richtig, dass Großtante Adelheid nicht auf Krokodilen reitet beweist, dass Busfahrer enorm nützlich sind und endet deshalb mit dem fröhlichen Juchzer
Endlich Ferien!
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne aus allen Knopflöchern. Aber Neles Badeanzug mit den bunten Fröschen blieb immer noch staubtrocken. Mama hatte sie nämlich dazu verdonnert, auf Plemplem aufzupassen, damit sie ohne Störung ihren Artikel fertig schreiben konnte.
So faulenzte Nele mit Plemplem auf ihrem Bett herum, anstatt mit Tanne und Otto im Waldsee zu plantschen, und bemühte sich, den verschnupften Papagei bei Laune zu halten.
Das war gar nicht so einfach. Denn Mama hatte sich die Ermahnung von Tierarzt Doktor Engel zu Herzen genommen und die zuckrigen Walnüsse gegen normales Vogelfutter ausgetauscht. Kein Wunder also, dass Plemplem total sauer war.
Er pfefferte wahllos alles, was ihm zwischen den Schnabel kam, durch Neles Zimmer und schrie dabei ohne Unterlass »Plemplem, plemplem, plemplem«. Schließlich kramte Nele ihr Märchenbuch hervor. Sonst wurde der Papagei immer mucksmäuschenstill, wenn Nele ihm Märchen vorlas. Aber heute kreischte er eigensinnig weiter.
»Du kannst einen echt auf die Palme bringen!«, schimpfte sie entnervt und machte einfach weiter.
Gerade als sie bei Der Wolf und die sieben Geißlein angelangt war und die passenden Geräusche dazu machte, stürmte Tanne herein.
»Meck, meck, meck«, rief Nele gerade und ahmte das Geißlein im Uhrkasten nach. Ihr meckmeckmeck klang täuschend echt und schien Plemplem zu gefallen.
Jedenfalls warf er sein Köpfchen in den Nacken und kreischte zum ersten Mal an diesem Morgen fröhlich: »Du bist total verrückt!«
Tanne blieb wie angewurzelt stehen und kicherte los. »Ich glaube, Plemplem hat recht«, gluckste sie. »Was soll der Quatsch?«
Sie betrachtete verwundert das Durcheinander in Neles Zimmer. »Warum hängst du bei dem super Wetter hier herum und machst dieses Chaos? Wir wollten doch schwimmen gehen!«
Nele schüttelte den Kopf. »Klappt heute leider nicht«, sagte sie betrübt. »Plemplem hat Schnupfen und Mama ist im Arbeitsstress!« Sie erzählte Tanne im Schnelldurchgang die Ereignisse des gestrigen Tages. »… und dann hat Herr Engel gesagt, Plemplem soll am besten eine Weile ins Tierheim ziehen, wegen dem ungesunden Baustaub und weil er zu dick ist«, endete sie anklagend.
Tanne machte ein empörtes Gesicht. »So ein Quatsch. Wollen deine Eltern das?«
Nele seufzte. »Glaube ich nicht. Aber wo kann er sonst hin?« Sie guckte ratlos. »Lukas kann er zwar gut leiden, aber auf dem Bauernhof seiner Eltern gibt es zu viele Hühner«, überlegte sie laut. »Auf andere Tiere mit Federn ist er nicht gut zu sprechen. Aber könntest du ihn nicht für eine Weile mit zu dir nach Hause nehmen?«
Tanne schüttelte heftig den Kopf. »Otto ist total eifersüchtig. Der rupft ihm jede Feder einzeln aus.«
Wie zur Bestätigung fing Otto unten im Hof zu bellen an.
Sofort kreischte Plemplem los: »Du bist verrückt! Du bist verrückt! Verrückt!« Er schlug aufgeregt mit seinen Flügeln.
Otto bellte immer lauter. Er hörte gar nicht mehr auf damit.
Tanne lief zum Fenster, um zu sehen, was da unten schon wieder los war.
Soeben rief eine muntere Stimme: »Hallo! Ist denn niemand zu Hause? Hallo!«