Nerdikon - Stefanie Mühlsteph - E-Book

Nerdikon E-Book

Stefanie Mühlsteph

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Beschreibung

Was ist überhaupt ein Nerd und worin unterscheidet er sich vom Geek? Wozu sind Hexadezimalzahlen und Binärcodes gut, wie klingt Nerdcore und wieso verehren Geeks und Nerds Yoda, Mr Spock und p? Weshalb tragen Nerds Hornbrille und Rollkragenpullover, während Geeks auf T-Shirts mit unverständlichen Aufdrucken stehen? Und was zum Teufel hat Zoidberg aus FUTURAMA mit diesem Cthulhu zu tun? Stefanie Mühlsteph hat während ihres Studiums der Elektro- und Informationstechnik die Bekanntschaft zahlreicher Exemplare der Nerd- und Geek-Spezies gemacht. Die Autorin kennt sich also bestens aus in der Welt der Streber. Mit ihrem Nachschlagewerk Nerdikon will sie zu mehr Verständnis für jene etwas sonderbare, aber durchaus liebenswerte Form Mensch, die wir gemeinhin Nerd nennen, beitragen. So werden hier nicht nur die wichtigsten Fachbegriffe erklärt, sondern auch Hintergrundinformationen zum Leben der Freaks geliefert. Höchst informativ und amüsant - ein Muss für alle Normalbegabten!

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Stefanie Mühlsteph

NERDIKON

Die fabelhafte Welt der Nerds und Geeks

VORWORT

NERDS SIND WIE ROCK‘N‘ROLLER – NUR OHNE MUSIK, RUHM UND SEX

Nerds – jeder hat schon einmal einen im Fernsehen gesehen oder von einem gehört. Sie scheinen überall zu sein, und doch bekommt man nur selten eines dieser scheuen Wesen direkt zu Gesicht. Versteckt in ihren dunklen Kellergewölben, die nur durch das schummrige Licht eines Bildschirms erhellt werden, sitzen sie vor unzähligen Zeilen wild durcheinandergemischten Zahlen- und Buchstabensalats und ernähren sich von lauwarmer bis kalter Pizza, wahlweise auch von Chips, die mit einem großen Schluck Cola hinuntergespült werden. Nur wenn seine Nahrungsquellen versiegt sind, wagt sich der gemeine Nerd aus seiner sicheren Umgebung – oder wenn er andere Nerds im Rahmen ritueller Treffen besucht (LAN-Partys genannt).

Nerds sind meist schmächtig und besitzen eine fast schon leuchtende Kellerbräune, tragen Hornbrille (das inoffizielle Erkennungsmerkmal der Freimauer-Nerds) und sind unvorteilhaft gekleidet (mit Cordhose und kariertem Pullunder über dem gestreiften Hemd).

Es wird vermutet, dass ihr bizarres Aussehen der Grund dafür ist, dass Nerds über keinerlei soziale Kontakte, außer zu anderen Nerds, verfügen – es könnte aber auch an ihrer Unfähigkeit liegen, verständliche Sätze zu formulieren.

So – oder so ähnlich – könnte eine karikierende Beschreibung der Spezies Nerd aussehen. Doch wie immer ist auch hier ein Quäntchen Wahres dran, denn Nerds sind alles andere als Normalos. Sie kleiden sich nicht nur sonderbar, sondern besitzen auch eine eigene Art, zu sprechen und sich auszudrücken. Nerds sind einfach Sonderlinge, die nicht ins Weltbild passen. Oder vielleicht doch? Irgendwie?

Begeben wir uns zurück zu den Ursprüngen: In den Siebzigern verkörpern zwei Charaktere der US-Comedyserie Happy Days erstmals den gemeinen Nerd: die Zwillinge Eugene und Melvin Belvin, die dem heutigen Nerd erst sein Gesicht verpasst haben. Beide sind Brillenträger, werden von ihren Mitschülern gequält und haben keine Chance, bei den Mädchen zu landen, mit denen sie gerne ausgehen würden. Außerdem müssen beide in schöner Regelmäßigkeit Witze auf ihre Kosten einstecken.

Der Nerd war jedoch nicht immer der sonderbare Außenseiter, der für Lacher und witzige Szenen in einer TV-Serie sorgte, sondern wurde schon früher in Comics (und auch in Kinofilmen: 1940 The Green Hornet von Ford Beebe und Ray Taylor; dicht gefolgt von dem Zeichentrickfilm Superman: The Mad Scientist von Dave Fleischer) als Täuschung benutzt, um eine geheime Identität zu verdecken (Clark Kent alias Superman, Peter Parker alias Spider-Man). Oder er trat als Helfer in Erscheinung, der den Helden mit seinem technischen Verständnis und seiner Intelligenz unterstützt. Damals wurde jedoch der Begriff »Nerd« als solcher jedoch noch nicht benutzt.

In der realen Welt konstruieren Nerds weder Hilfsmittel für Superhelden, noch verkriechen sie sich in muffige Kellergewölbe, um sich leidenschaftlich unverständlichem Quellcode hinzugeben.

Der Nerd hat sich entwickelt. Er ist von einem Hänfling, den man in der Schulzeit an der Unterhose am Fahnenmast hisste, zu einem IT-Superhelden der Neuzeit geworden. Und einige Nerds haben sogar die Gegenwart, wie wir sie kennen, erschaffen.

DIE BERÜHMTESTEN NERDS

•Informatiker und Milliardär Bill Gates

•Apple-Gründer Steve Jobs

•Linus Torvalds, Programmierer und Urheber des Betriebssystems Linux. Zitat aus seinem Buch Just for Fun: »Ich war ein Freak. Ein Nerd. Ein Geek. Praktisch von klein auf. Ich habe meine Brille nicht mit Klebeband zusammengehalten, aber ich hätte es ebenso gut tun können, denn alle anderen Merkmale waren vorhanden. Gut in Mathe, gut in Physik, null soziale Kompetenz.«1

•Steve Urkel aus Alle unter einem Dach

•Facebook-Tycoon und Social-Media-Superhero Mark Zuckerberg

•Wil Wheaton, der schon in seiner Rolle als Wesley Crusher in der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert einen Nerd verkörperte und 15 Jahre später in The Big Bang Theory als Antagonist von Dr. Dr. Sheldon Cooper einen erneuten Popularitätsschub erfuhr, mit dem er wahrscheinlich selbst niemals gerechnet hätte.

•Sergey Brin und Larry Page, die Gründer der größten Suchmaschine der Welt: Google

•Top-20-YouTuber und Held aller Gamer, der Angry Video Game Nerd James Rolfe

Doch die Entwicklung des Nerds ist längst nicht abgeschlossen. Er wächst weiter und in mancherlei Hinsicht sogar über sich hinaus – er arbeitet sogar an seinem Kleidungsgeschmack.

Nerds der Neuzeit tragen zwar teilweise immer noch Rollkragenpullover und Cordhosen (auch werden gerne Outdoor-Marken genommen, da diese funktionell sind – und darauf kommt es dem Nerd an), jedoch gibt es inzwischen auch mit speziellen Sprüchen oder Formeln bedruckte T-Shirts, die dem Nerd aus der Seele sprechen und die er sogar nutzt, um sich als Nerd kenntlich zu machen.

Auch sitzt der Nerd nicht mehr die ganze Zeit im Souterrain oder abgedunkelten Zimmer und hackt 24/7 Quellcodes in den Rechner; der Nerd hat sich Hobbys zugelegt wie LARP, Geocaching, Pen-&-Paper-Rollenspiele, Paintball, Slacklining und noch vieles mehr – Hauptsache ungewöhnlich.

Langsam, aber sicher ändert sich etwas am Image der Nerds. Dies haben sie nicht nur Supernerds wie Bill Gates oder Linus Torvalds zu verdanken, sondern auch TV-Serien, die den Nerd »in Mode« kommen lassen.

Das beste Beispiel hierfür sind die beiden Serien The IT Crowd und The Big Bang Theory.

Die britische Sitcom The IT Crowd dreht sich um die IT-Abteilung des fiktiven Unternehmens Reynholm Industries. Diese besteht aus den beiden realitätsfremden Computerfreaks Moss und Roy, die aufgrund der ständigen Konfrontation mit den IT-Problemen ihrer technisch unfähigen Kollegen frustriert sind und dementsprechend zynisch und boshaft auf ihre Umwelt reagieren. Leiterin der Abteilung ist Jen, die von Technik keine Ahnung hat und nur dank ihres frei erfundenen Lebenslaufs eingestellt worden ist.

Die bekanntere Serie ist allerdings The Big Bang Theorie – die mit den größten Klischees rund um Nerds spielt und sie eindrucksvoll zu inszenieren und zu feiern versteht: Die Figur des Physikers Dr. Dr. Sheldon Cooper, der mit 16 seinen ersten Doktortitel erhielt, ist der Abziehbild-Nerd schlechthin. Sheldon ist unbeholfen im Umgang mit anderen Menschen und äußerst überheblich, er fühlt sich allen anderen intellektuell überlegen – und zeigt ihnen das auch deutlich. Er hat – wie jeder ordentliche Nerd – ein ausgeprägtes Interesse an Videospielen, Science-Fiction und Comics. Zudem bewundert er Mr. Spock. Hingegen mangelt es ihm an Interesse für die »wirkliche Welt«, die in der Serie durch die Kellnerin Penny repräsentiert wird. So kann Sheldon zwar auf Anhieb komplexe mathematische Probleme lösen, doch er weiß weder, wer Madonna ist, noch kann er sich in Situationen, die er nicht kennt, zurechtfinden – und sorgt damit nicht nur für viele Lacher, sondern auch für ein besseres Verständnis des Nerds.

Der Physik-Nobelpreisträger George F. Smoot sagte über die Serie, dass er die sozialen Macken der Charaktere für »ein wenig überzeichnet«2 halte, aber bewundere, wie sie diejenigen vorstelle, deren Arbeit darin bestehe, schrankenlos zu denken. Und der Physiker und Astronom Phil Plait bestätigte, dass er Wissenschaftler kenne, die den fiktiven Charakteren »erschreckend ähnlich«3 seien.

Jede Fiktion enthält also ein Quäntchen Wahrheit – erst recht bei Nerds. Und das Nerdtum wird salonfähig. Wer hätte das 1970 gedacht?

Aber was ist eigentlich ein NERD? Hier einige Hinweise, woran man einen Nerd noch erkennen kann (außer an Geruch und Aussehen):

•Ein Nerd ist jemand, der die Zugangsdaten seines Call-by-Call Providers auswendig kennt.

•Ein Nerd ist jemand, der Klempner für hüpfende Italiener und Weyland-Yutani für einen Weltkonzern hält und der bis in die späte Nacht grübelt, ob ein Sternenzerstörer der USS Enterprise NCC-1701-J technisch überlegen wäre.

•Ein Nerd ist jemand, der alle Betriebssysteme installiert und ausprobiert, seien sie auch noch so abstrus.

•Ein Nerd ist jemand, der ohne regelmäßige Koffeinzufuhr Entzugserscheinungen bekommt.

•Ein Nerd ist jemand, der über C-/Java-/PHP-Witze lacht.

•Ein Nerd ist jemand, der am Hexcode eines JPGs erkennt, welches Playmate das Bild zeigt.

•Ein Nerd ist jemand, der sich im Chat besser ausdrücken kann (;-), :-), @---´---,--, :3, ^^‘ und so weiter) als in einem »echten« Gespräch.

•Ein Nerd ist jemand, der nachts von Deanna Troi, Lara Croft, Seven of Nine oder Prinzessin Leia im Slave-Outfit träumt.

•Ein Nerd ist jemand, der SMS tippen kann, ohne auf die Tastatur des Handys zu schauen.

•Ein Nerd ist jemand, der Lob und Anerkennung von anderen Nerds will – Lob von Normalos ist ihm hingegen gleichgültig.

•Ein Nerd ist jemand, der ein MacBook Air oder Sony Vaio so sexy findet wie ein Normalo Angelina Jolie, Jessica Biel, Scarlett Johansson oder Kate Beckinsale.

•Ein Nerd ist jemand, der seine Comichefte in Folie einschweißen lässt.

•Ein Nerd ist jemand, der Denial-of-Service-Attacken lame findet.

•Ein Nerd ist jemand, der alle 13 Namen der Zwerge aus Der Hobbit auswendig aufsagen kann, ohne sich zu verhaspeln.

•3in n3rd ist j3mand, d3r r3d3t nicht s0 1337 wi3 3in L33tsp3ker.

•Ein Nerd ist jemand, der Quellcode für Belletristik hält.

•Ein Nerd ist jemand, der den Namen des letzen Tals von Tatooine weiß, aber keine aktuelle Klamottenmarke erkennen könnte.

•Ein Nerd ist jemand, der sich ohne Elektronik am Körper (Smartphone, Tablet, Laptop) nackt fühlt.

•Ein Nerd ist jemand, der immer und überall erreichbar sein muss – und ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn er sich in einem Funkloch befindet.

•Ein Nerd ist jemand, der sich einen Chewbacca-Pappaufsteller in den Flur stellt und sein Wohnzimmer der USS-Enterprise-Brücke nachempfindet.

2

UND DANN SCHUF GOTT DEN NERD, UND ER SAH, DASS ES W00T WAR

Die Bezeichnung »Nerd« ist von normal denkenden und handelnden Menschen meist abwertend und abwehrend gemeint, wird aber von Nerds selbst als Auszeichnung gesehen – mittels derer die Exklusivität des Nerd-Seins demonstriert wird.

Dabei wird der Nerd (nach Wikipedia: Sonderling, Streber, Außenseiter, Fachidiot) gerne auch mit dem Geek (nach Wikipedia: Streber, Stubengelehrter) gleichgesetzt.

Nur werden Geeks nicht gerne Nerd und Nerds nur ungerne Geek genannt. Geeks sind Geeks und Nerds sind Nerds. Doch stellt sich die Frage: Wenn diese beiden Unterarten des Fachidioten unterschiedlich aufzufassen sind – worin besteht der Unterschied? Was macht einen Nerd zu einem Nerd und einen Geek zu einem Geek?

Der Begriff des Geeks ist älter als der des Nerds – zumindest nach Wikipedia (und alle Internet-User wissen: Wikipedia ist dein Freund, auch wenn Schulen, Universitäten, Lehrer und Professoren etwas anderes predigen). Er geht auf das mittelniederdeutsche »geck« zurück und bezeichnete in früherer deutscher Wortgeschichte einen Narren oder Tor mit unstetem, flatterhaftem Verhalten. In Amerika wurden im 19. und 20. Jahrhundert Menschen Geeks genannt, die im Rahmen von spektakulären Beiprogrammen auf Jahrmärkten und in Zirkussen lebendigen Tieren den Kopf abbissen (Ozzy Osbourne wäre demnach ein Geek) – oder schlicht Menschen, die in Freak Shows auftraten (»Zwerge«, die »Frau mit Bart«, der »Zyklopenjunge«, die »Dame ohne Unterleib«, »Der stärkste Mann der Welt« und so weiter).4

Erst in den 1990ern wandelte sich der Gebrauch des Wortes »Geek«. Ein Geek ist seither jemand, der »was mit Computern« macht, im Gegensatz zum Nerd aber extrovertiert ist und nach Anerkennung sucht.

Um die Unterschiede zwischen Geeks und Nerds zu verdeutlichen, seien hier ihre typischen Charaktereigenschaften einander gegenübergestellt:

GeekNerdGehört zu den frühen Erstanwendern in Bezug auf Gadgets und Mode. Extrem interessiert an oder fasziniert von wissenschaftlichen Fächern.Ist eher extrovertiert.Ist introvertiert.Kann anmaßend und ausschweifend in seinen Erklärungen sein. Ist selbstironisch, was er durch entsprechende T-Shirt-Aufdrucke unter Beweis stellt. Ist sozial gehandicapt.Das Wissen reicht von Allgemeinwissen bis »Enzyklopädie auf zwei Beinen«. Aufgrund seines großen Interesses an Science-Fiction, Fantasy, Computerspielen, Computersoftware, Computerhardware, Natur- und Geisteswissenschaften, Serien und Filmen (wie »Battle Star Galactica«, »Star Wars« oder »Star Trek«), LARP, SecondLife, Schach, Programmiersprachen et cetera besitzt der Nerd ein umfassendes »unnützes« Wissen und Fähigkeiten, die sich kaum jemand freiwillig aneignet.Ist vom MacBook abhängig.Ist vom PC abhängig.

MAN KANN ALSO ZUSAMMENFASSEN:

•Geeks sind smarte Hipster mit einem Faible für teure Gadgets und T-Shirts, die immer ein Statement hinterlassen müssen.

•Der Nerd verfügt über ein umfangreiches Wissen, das er aber wegen seiner Unfähigkeit zur Interaktion nicht mit seinen Mitmenschen teilen kann.

Doch damit ist dem Unterschied noch nicht Genüge getan, denn auch in der Berufswahl unterscheiden sich Nerds und Geeks voneinander. Geeks sind kreativer als Nerds und werden eher: Web-Designer, IT-Fachmann, Social Media Manager oder Berater, Grafikdesigner, Spieleentwickler, Barista bei Starbucks oder Barkeeper – oder sie gründen eine Ich-AG.

Nerds hingegen verstehen ihren Beruf als Berufung und werden deswegen: Raketenwissenschafter (am liebsten bei ESA oder NASA), schrulliger Professor, Anwendungssoftwareentwickler, Ingenieur oder Naturwissenschaftler (Physik, Informatik).

Auf Wikipedia wird zwischen zwei Geek-Typen unterschieden: dem puristischen Geek und dem Gadget-Geek.

•Der puristische Geek arbeitet am liebsten mit einer einzigen Kommandozeile – natürlich nur im Maschinencode – und setzt auf Open-Source-Mittel. Von allem, wofür man bezahlen muss, bekommt er Herpes und Hautausschlag.

•Der Gadget-Geek hingegen begeistert sich für grafische Benutzeroberflächen, arbeitet am liebsten mit seinem Mac und interessiert sich für »technische Spielzeuge« – wie zum Beispiel das iPhone, das iPad oder den iPod (Hauptsache, das i fehlt nicht).

Die Statistik derer, die »Nerd« genannt werden wollen, hingegen lässt sich schlicht – und nur mit einem Satz – zusammenfassen: Maximal 24 Prozent der Menschen fühlten sich damit wohl, »Nerd« genannt zu werden. Ein ernüchterndes Ergebnis.

VIVA LA NERDOLUTION!

Der 13. Juli ist etwas Besonderes. Nicht nur, weil an diesem Tag Jean Paul Marat im Zuge der Französischen Revolution erstochen (1793), die Emser Depesche veröffentlicht (1970) oder Carl Friedrich Hindenburg (1741) geboren wurde.

Nein – am 13. Juli wird der Sei-stolz-ein-Freak-zu-sein-Tag gefeiert. Diesen Tag feiern nicht nur Geekers und Nerdisten, sondern auch Nerdines, Geek Girls, Bücherwürmer, Bloggerinnen, Indie Chicks, Dorks, Dweebs und Weirdos. Einfach alle Mädels der Gattung »absonderliche Stubenhockerin«, die auch ihre eigene Geek-Heldinnenverehrung haben.

BESONDERS PRÄGENDE WEIBLICHE VORBILDER DER NERDINES UND GEEK GIRLS SIND:

•Daria – Zeichentrick-Geek Girl: ein ebenso übermäßig intelligentes wie zynisches Teenagermädchen aus einem amerikanischen Vorort.

•Willow Rosenberg – die rothaarige Superhexe und Informatikbraut aus Buffy – Im Bann der Dämonen.

•Die Schauspielerin Zooey Deschanel, die gern auch mal mit Star Wars-Zitaten um sich wirft.

•Tina Fey, Komikerin (berühmt geworden durch ihre Sarah-Palin-Persiflage) und bekennendes Geek Girl.

•Die US-amerikanische Bloggerin Tavi Gevinson, die ihre Nerdbrille liebt und mit den Jahren vom schrillen Super-Nerdmädchen zu einer wahren Mode-Nerd-Queen mutierte.

•Die Fernsehmoderatorin Rachel Maddow, die sich nicht nur durch ihre nerdige Brille und einzigartige Lache als Nerd zu erkennen gibt, sondern ganz klassisch auch dadurch, dass sie über einen Ph.D. verfügt.

•Die Schauspielerin und Oscar-Gewinnerin Jennifer Lawrence in ihren Rollen als Katniss Everdeen (The Hunger Games) und Mystique (X-Men: First Class).

•Die durch ihre freakige, RPG-thematisierende Webserie The Guild sowie ihre Auftritte bei Buffy, Dollhouse, Monk, Eureka und Supernatural bekannte Felicia Day. Sie ist nicht nur studierte Mathematikerin, sondern bekam auch den GreenLight Award, den YouTube Video Award und den Yahoo! Video Award für die beste Webserie. Auch in Dragon Age II: Mark of the Assassin kann man Felicia als mörderische Elbin entdecken. Ein echter New-Media-Geek!

•Die klingonisch sprechende Schauspielerin Rosario Dawson (Sin City).

•Die Moderatorin Olivia Munn, die laut eigener Aussage nur während einer ordentlichen Session Call of Duty oder Assassin’s Creed entspannen kann.

•Fantasy-Fan, Piratin und Autorin Marina Weisband, die nicht nur Vampire mag, twittert und bei Facebook aktiv ist, sondern auch ausgiebig Fußspuren im World Wide Web hinterlässt – ein modernes, digitales Geek Girl, das die öffentliche Transparenz lebt und liebt.

•Die Schauspielerin Mila Kunis, grünhäutige Hexe aus Die fantastische Welt von Oz und Flash-Gordon-Kanonen-Liebhaberin. Sie spielt nicht nur leidenschaftlich gern World of Warcraft, sondern gestand sogar der GQ (Ausgabe: August 2011): »Ich bin ein totaler Trekkie. Als Teenager fing ich an darauf zu stehen, so mit 18, 19, 20. So um die Zeit herum. Ich fing später damit an als die meisten. Aber ich will davon gar nicht in der Vergangenheitsform sprechen. Ich bin immer noch ein Star Trek-Fan. Man hört damit niemals auf. Ich ging zu Star Trek Experience in Vegas in etwa vor fünf Jahren. Dort hing ich mit einigen falschen Charakteren in Quark’s Bar ab. Es gab dort überall Schauspieler, die so taten, als ob sie verschiedene Charaktere von den einzelnen Sendungen seien. Ja, ich habe es geliebt.« Außerdem hat Mila ein originales Autogramm von Leonard Nimoy (Mr. Spock). Na, wenn das kein Geständnis ist, das Trekkies gerne hören?!

•Und last but not least ist Zoë Saldaña zu erwähnen (besser bekannt als Nyota Penda Uhura), die überaus stolz ist, ein Geek zu sein: »I am actually! I’m very proud to say I am a geek. But I’m kind of a cool geek. I grew up in a very sci-fi home so I’ve seen a lot of sci-fi movies, from Dune to Alien, 2001, E.T., Batteries Not Included … All these films I go crazy for. But never Star Trek.«5

Es gibt sie – die nerdigen, geekigen Girls. Und sie gehen wie die Nerds niemals mehr weg. Nie wieder.

3

NERDMÄDCHEN – EINE LIEBESERKLÄRUNG

Wenn ich sehe, welche Schönheitsideale die Medien uns suggerieren, kriege ich das kalte Kotzen. Da werden bei Model-Casting-Shows Klappergestelle über den Laufsteg gejagt, die man nicht vögeln, sondern füttern möchte.

Es werden Barbiepuppen zelebriert, die mit dem Wortschatz einer Fünfjährigen und der sexuellen Ausstrahlung eines Mettigels durchs Leben stöckeln und dabei von ganzen Rudeln testosterongesteuerter Mallorca-Säufer begafft werden, die so hohl sind, dass sie Schönheit in Körbchengröße messen.

Liebe Daniela Katzenberger.

Falls du das hier mal irgendwann liest oder hörst:

IN DIESEM GENPOOL IST KEIN PLATZ FÜR UNS BEIDE!

Du kannst dich gerne bei mir melden, wenn du gegoogelt hast, was »Genpool« bedeutet.

Nicht mal mehr Pornos kann ich gucken – und ja, ich bin ein Mann, und Männer brauchen verdammt noch mal Pornos! –, ohne dass mir dabei schlecht wird. Die Darstellerinnen wirken alle, als würden sie irgendwo auf dem Planeten Fistor so geklont, dass sie möglichst wenig Hirn, dafür aber umso ausgeprägtere Geschlechtsmerkmale aufweisen. In den Filmen werden dann ihre Körperöffnungen von Typen bearbeitet, die zu lange in Rinderwachstumshormonen gebadet haben und beim Sex ein Gesicht machen wie ich beim Kacken.

Also ich kann mich mit solchen Spackos nicht identifizieren. Und geil werde ich dabei schon mal gar nicht, ich bekomme höchstens Hunger auf Fleischwurst. Außerdem sehen Frauen im echten Leben niemals so aus wie in Pornos, und das ist auch gut so.

Für mich muss sich niemand auf Größe 36 runterhungern. Ich brauche kein Arschgeweih, keine Fingernägel mit Strasssteinen oder aufgemalten Insellandschaften. Ich will keine Tussi mit blondierter Ich-seh-von-oben-aus-wie-ein-Stinktier-Unisex-Frisur. Keine Sonnenstudio-Jüngerin. Keine Etepetete-Tante, die im Bad so lange braucht wie ein Faultierpärchen bei der Paarung. Ich will kein eingebildetes Modepüppchen, das sich nur über sein Aussehen definiert und beleidigt rumzickt, wenn ich ihm sage: »Dein Arsch kocht doch auch nur mit Wasser!«

Was ich will und wirklich verdammt sexy finde, sind Frauen mit Köpfchen. Ich will keine Vorzeigebarbie mit aufgepumpten Lippen und Plastiktitten, sondern ein Mädchen, das mich zum Lachen und zum Nachdenken bringen kann. Ich will Frauen mit Hornbrillen, Karohemden und Star-Wars-Shirts.

Frauen, die vor dem Schlafengehen Perry Rhodan lesen.

Frauen, die auf Wikipedia surfen und nicht auf Zalando.

Frauen, die auf DSDS scheißen und lieber ein paar Folgen Babylon 5 gucken.

Ich will mein eigenes kleines Nerdmädchen!

Eine Erste-Reihe-Sitzerin, die als Kind in der Schach-AG war und die, während andere Mädels das Schminken geübt haben, bei Shadowrun den Meister gemacht hat. Eine, die über meine Darth-Vader-Witze lacht und die weiß, dass man Gizmo nach Mitternacht nicht füttern darf.

Ich will ein Mädchen, das mit mir den ganzen Tag Playstation spielt, obwohl draußen schönes Wetter ist. Ein Mädchen, das jedes Mal, wenn ich bei Halo einem Gegner in den Kopf schieße, »Headshot« schreit und dabei süß kichert. Ein Mädchen, mit dem ich erst stundenlang The Next Generation gucken und anschließend leidenschaftlich Liebe machen kann. Ein Mädchen, das mit mir nach dem Sex über den gesellschaftskritischen Subtext von Starship Troopers philosophiert. Ein Mädchen, das weiß, warum die Antwort 42 lautet und dass man Firefly niemals hätte absetzen dürfen!

Sie soll Asimov, Gibson und Philip K. Dick gelesen haben und mir regelmäßig beim Star-Wars-Trivial-Pursuit den Arsch aufreißen. Sie soll sich extra für mich ein Leia-Sklavinnen-Kostüm kaufen, und wenn sie beim Vorspiel aus Deep Space Nine zitiert, bekomme ich einen vorzeitigen Samenerguss. Und sollten wir uns einmal streiten, dann nur darüber, ob die alte oder die neue Battlestar-Galactica-Serie besser ist.

Für mein kleines Nerdmädchen würde ich auf den Wüstenplaneten auswandern und dort eine Eisdiele eröffnen. Ich würde mir ihren Namen am offenen Herzen tätowieren lassen. Ich würde mich von Außerirdischen entführen lassen und sie an Bord ihres Mutterschiffs mit einem Teppichmesser dazu zwingen, ihren Heimatplaneten nach meinem Mädchen zu benennen. Ich würde für sie beim Sex sogar eine Jar-Jar-Binks-Maske tragen … Also nur, wenn es wirklich nötig ist … Unter Protest …

Ich würde für sie durch ein Wurmloch zurück in der Zeit reisen und mit meiner Digitalkamera den echten Untergang der Titanic filmen. Für sie würde ich den Konjunktiv abschaffen und nur noch Verbindliches von mir geben.

Und hat mein kleines Mädchen einmal einen schlechten Tag und meint, dass sie zu viel Speck auf den Rippen hat, oder findet sich nicht hübsch, dann nehme ich sie ganz fest in den Arm und sage ihr: »Du bist mein kleines Nerdmädchen, und verdammt noch mal – du bist schön!«

David Grashoff ist nicht nur ein bekannter, frech-frivoler Poetry-Slammer und Autor, sondern auch ein bekennender Nerd. Er schreibt lustige Texte über Pimmelbingo oder Darth Vaders Tagebuch und machte sich auch schon mit dem Versuch vertraut, sich mit Mon Chéri und Gummibärchen das Leben zu nehmen.

Mehr vom Autor sowie Interviews mit bekennenden deutschen Nerds wie Markus Heitz, Tommy Krappweis (dem Erfinder von Bernd das Brot) oder Hennes Bender findet man unter: www.david-grashoff.de.

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