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Helena hat gerade eine Trennung hinter sich und da sie großes Fernweh hat, beschließt sie kurzerhand, nach Kefalonia zu fliegen. Eine gute Entscheidung, wie sich bald herausstellt, denn ein sehr ereignisreicher Urlaub bricht für sie an. Als sie den attraktiven Sirius kennenlernt, passiert etwas, mit dem sie vor ihrem Urlaub nicht gerechnet hätte. Als ihr dann auch noch ein Geistwesen, meist in Gestalt einer Schildkröte, im Traum erscheint, wird es eine phantastische Reise. Eine Geschichte voller Leidenschaft und Erlebnissen auf anderen Ebenen.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
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Neumond über Kefalonia
Novelle
Antonia Aurora
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Endlich war Helena auf der Insel angekommen – allein. Der abnehmende Mond ging gerade über dem Meer auf, er wirkte riesig und leuchtete in einem kräftigen Orange.
Sensationell dieser Anblick, so etwas hatte sie am Meer noch nie gesehen.
Sie nahm einen tiefen Atemzug. Helena fühlte in diesem Moment, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Der Mond, das Meer, die Sterne und die warme Luft, die ganz anders als zuhause duftete. Der Duft war eine Mischung aus Meeresbrise, Salz, Pinienbäumen und anderen undefinierbaren, aber guten Gerüchen.
Aus einem Haus auf der anderen Straßenseite kam moderne griechische Musik.
Sie kannte diese Musik nicht, aber sie klang schön. Etwas melancholisch und gefühlvoll. Es passte zur Abendstimmung.
Sie überlegte, ob sie sich einsam fühlte, jetzt, wo sie hier angekommen war. Sie kam zu dem Entschluss, dass sie sich entspannt und wohl fühlte, seit sie das Flughafengebäude verlassen hatte.
Obwohl sie erst seit ein paar Stunden hier war, hatte Helena das Gefühl, zuhause zu sein. In Griechenland war sie bereits öfter gewesen, aber nicht hier auf Kefalonia.
Kefalonia war die sechstgrößte Insel Griechenlands und die größte im ionischen Meer, so dass man nicht das Gefühl hatte, auf einem kleinen Eiland gefangen zu sein. Kefalonia hatte Helena bereits seit einigen Jahren fasziniert und sie wollte diese Insel unbedingt besuchen. Die Bilder der kleinen, steinigen Buchten und der langen, goldenen Sandstrände mit dem türkisblauen Wasser fesselten sie. Die karge, aber dennoch sehr grüne Landschaft mit den Bergen und Olivenhainen ebenso. Es war, als hätte die Insel sie gerufen.
Wenige Stunden zuvor hatte sie die Vermieterin ihres Apartments bei ihrer Ankunft herzlich empfangen.
Allerdings musste Helena auf ihre freundliche Frage, ob sie allein hier sei, fast losweinen.
Ihr schossen die Tränen in die Augen. An der Reaktion der Vermieterin, die Konstantina hieß, sah sie, dass dies natürlich nicht beabsichtigt war.
Konstantina sagte auch gleich: „Das tut mir leid, das wollte ich jetzt nicht. Dann wird es für dich ein ruhiger Urlaub, genieße es.“
Helena antwortete: „Dies werde ich auf alle Fälle machen. Kein Problem, ich bin nur etwas müde von der langen Anreise.“
Das Apartment war sehr modern und schön ausgestattet. Der Balkon mit der Aussicht auf das Meer, die Insel Zakynthos und auf der anderen Seite auf die Berge gefiel ihr sofort. Konstantina hatte ihr sogar Wasser und Obst bereitgestellt. Zuerst öffnete sie die Balkontür und trat hinaus. Von dort aus sah sie den orangefarben leuchtenden Mond über dem Meer.
Weit draußen auf der anderen Seite konnte sie nachts die Lichter vom Festland und rechts die Lichter von Zakynthos leuchten sehen.
Sie war inzwischen eigentlich sehr müde, aber sie beschloss, noch eine Runde durch den Ort zu laufen und dort den Abend ausklingen zu lassen.
Konstantina hatte ihr zuvor gesagt: „Es hat noch alles geöffnet, falls du heute etwas essen oder trinken gehen willst. Geh einfach die Straße geradeaus hinunter und dort findest du jede Menge Restaurants und Bars.“
Helena zog sich ganz kurz um, schnappte sich ihre kleine Tasche und ging los. Sie war erstaunt, dass noch so viele Leute auf den Straßen und in den Restaurants unterwegs waren, denn es war mittlerweile doch recht spät am Abend. Der Trubel, die vielen Touristen und Einheimischen gefielen ihr. Hunger hatte sie keinen mehr, aber sie beschloss, etwas trinken zu gehen. Sie schlenderte erst an allen Bars vorbei, um sich dann für die Bar mit der besten Musik zu entscheiden.
Das Lokal war gemütlich und hatte rundherum viele Pflanzen wie zum Beispiel Bananenstauden. Vorne war es überdacht und hinten konnte man im Freien sitzen. Die Kellnerin empfing sie sehr freundlich und sie bestellte sich ein Bier. Es waren fast nur Pärchen in der Bar, die im Schnitt 15-30 Jahre älter waren als sie. Sie hoffte insgeheim, dass es irgendwo auf der Insel auch Touristen in ihrem Alter gab.
Sie genoss ihr erstes, frisch gezapftes griechisches Bier in diesem Urlaub und ging wieder zurück in ihr Apartment. Der erste Abend fand seinen Ausklang, doch Helena war bereits sehr schläfrig und wollte sich nur noch in ihr gemütliches Bett kuscheln, um zu schlafen.
Frühmorgens wurde sie wach, weil die Sonne trotz Vorhängen und Holzjalousien in ihr Zimmer schien. Sie stand auf, ging barfuß auf den Balkon, um die Aussicht zu genießen.
Im Tageslicht sah das Ganze ebenfalls sehr idyllisch aus: Der Blick übers Dorf und das Meer bis zur Insel Zakynthos. Es war bereits am frühen Morgen sehr warm.
Die Vermieterin klopfte eine Stunde später und brachte ihr ein leckeres Frühstück auf einem Tablett. Es war riesig, mit allem, was man sich vorstellen konnte: Frisches Brot, Obstsalat, Orangensaft, Käse, kleine Pitas, Tomaten, Gurken, selbstgemachte Marmeladen und Kuchen. Dies würde ihr bei dem warmen Wetter als ausreichende Grundlage bis zum Abend reichen.
Nach dem ausgiebigen Frühstück macht sie sich gut gelaunt auf den Weg zum Strand. Mit im Gepäck waren ihr Handtuch, zwei Bikinis, ein Buch und unterwegs kaufte sie sich noch eine große Flasche Wasser.
Der Strand war bezaubernd, es gab dort goldenen Sand und auch an manchen Stellen größere und kleinere Kieselsteine.
Das Meer zog Helena in ihren Bann und sie verspürte den Drang, sofort baden zu gehen. Das Wasser war sehr sauber, klar und für die Jahreszeit angenehm warm. Man konnte sogar ohne Brille und Schnorchel die Fische beobachten, so durchsichtig war es. Es war einfach nur traumhaft.
Die warmen Sonnenstrahlen trafen auf ihre Haut und schon nach kurzer Zeit war nicht nur die Haut, sondern auch der Bikini trocken. Was für ein Gefühl, nach zwei Jahren wieder am Strand zu liegen! Es war ein Gefühl, als ob jeglicher Kummer, alle Sorgen und jede Last von ihr genommen würde. Sie fühlte sich frei und voller Wärme.
Am Nachmittag verspürte sie den Impuls, den kleinen Weg vom Strand hinauf zur Strandbar zu gehen.
Helena hatte einen wundervollen Blick über den kilometerlangen Strand und das Meer. Sie setzte sich auf einen der äußeren Tische im Freien.
Sie entschied sich, einen Frappé zu bestellen. Frappé ist ein kalter Nescafé mit Eiswürfeln gemixt und dadurch erhält der Kaffee oben eine Schaumkrone. Er kann mit Milch und Zucker oder auch nur mit einer der beiden Zutaten bestellt werden. Kurz darauf kam auch schon ein Kellner, der ihre Bestellung aufnehmen wollte.
Sie dachte sich nur: „Wow, was für ein gutaussehender Mann.“
Er war schlank, relativ groß für einen Griechen, soweit sie das im Sitzen beurteilen konnte, hatte dunkle Haare und Augen und wohlgeformte, kräftige Hände. Dazu kam ein superschönes Lächeln und er fragte sie, was sie gerne bestellen würde. Sie hatte sich das mit dem Frappé bereits überlegt, aber sie war einige Sekunden irritiert, da er so hübsch war, so dass sie erstmal ins Stottern geriet. Der Kellner blieb freundlich und lächelte sie noch einmal mit seinem bezaubernden Lächeln an. Oh mein Gott, war der hübsch.
Natürlich wusste sie nichts über ihn. Helena überlegte kurz, ob er eventuell eine Freundin haben könnte.
Nachdem sie ihren Frappé getrunken hatte, ging sie wieder an den Strand zurück. Aber sie würde definitiv wieder in diese Strandbar kommen, wegen der Aussicht und dem süßen Kellner, dessen Namen sie noch nicht kannte.
Zurück am Strand war sie erneut begeistert, wie umwerfend die Wasserqualität war, so sauber und klar.
Helena schnappte sich ihr Buch und las noch eine Weile. Nach einiger Zeit fühlte sie sich beobachtet und schaute sich um. In einiger Entfernung lag ein junger Mann und schaute in ihre Richtung. Er war allein da. Da er jedoch ein Stück entfernt lag, konnte sie nicht ausmachen, wie alt er in etwa war. Er sah jedoch ein gutes Stück jünger aus als sie. Er schaute nach einiger Zeit wieder in eine andere Richtung und sie las weiter.
Am Ende des Tages traf Helena auf dem Rückweg vom Strand, als sie gerade die vielen in der Nähe Katzen beobachtete, eine Frau und zwei Männer. Das Trio war gerade ebenfalls von den vielen verschiedenen Katzen begeistert und so kamen sie schnell ins Gespräch. Alle vier mochten Katzen sehr gerne.
Die Frau fragte sie: „Bist du allein hier?“
„Ja, ich bin allein im Urlaub“, sagte Helena.
„Ach so, du bist allein hier. Wir wollten gerade in einer Bar hier in der Straße etwas trinken gehen, willst du nicht mitkommen?“
„Das klingt gut, sehr gerne!“, meinte Helena.
„Ich bin übrigens Samantha, das hier sind Steve und Michael“, sagte sie.
„Freut mich, euch kennenzulernen“, sagte Helena.
„Du warst doch heute am Strand vor uns gelegen, unter diesem großen Pinienbaum“, sagte Steve.
„Stimmt, irgendwann habe ich euch heute gesehen“, antwortete Helena.
Sie streichelten noch ein paar Katzen und machten sich auf den Weg zur Bar.
Die vier landeten wieder in der Bar, in der Helena bereits gestern Abend allein gewesen war.
„Ach lustig, dass ihr diese Bar meint, hier war ich bereits gestern Abend“, sagte sie.
„Uns hat es hier auch gut gefallen, wir waren auch schon am Nachmittag hier“, meinte Michael.
Es wurde sehr lustig mit den Dreien. Sie lachten viel und sie verstanden sich auf Anhieb fabelhaft.
Als es später am Abend war und etwas kühler wurde, meinten sie, ob Helena nicht mit zum Essen zu ihrem Apartment kommen wollte. Sie kauften auf dem Weg dorthin ein paar Sachen im Supermarkt: Oliven, Pitabrot, Tsatsiki, Hummus und ein paar Getränke. Es war weiterhin sehr unterhaltsam mit ihnen und Helena tat irgendwann schon der Bauch weh vor Lachen. Samantha oder kurz auch Sam, wie sie genannt wurde, war ein Energiebündel und hatte eine Menge zu erzählen. Und auch die Art, wie sie Geschichten erzählte, war humorvoll und amüsant.
Helena hatte sich für den nächsten Tag bei einer Tauchschule im Ort für einen Tauchgang angemeldet und wäre gerne noch länger bei Sam, Michael und Steve geblieben, aber irgendwann sagte sie: „Ich muss nach Hause. Ich will fit sein für den Tauchgang am nächsten Morgen.“
Sie verabschiedete sich von ihnen und alle vereinbarten, sich am nächsten Abend wieder zu treffen.
Der Tauchgang am nächsten Tag war wunderbar. In nur wenigen Metern Tiefe gab es hunderte von antiken Amphoren, Amphoren-Stücke und verschiedene Fische zu bewundern. Dies hatte sie so noch nirgends gesehen. Das war wirklich erstaunlich und das Wasser war klar und warm. Die Tauchlehrer und die anderen Teilnehmer waren auch angenehme Begleiter an diesem Tag.
Als alle mit dem Boot am Strand in der Nähe der Tauchschule angekommen waren, hieß es erst einmal die ganze Ausrüstung vom Boot über den Strand zur Tauchschule zurückzutragen. Dort angekommen, machten sie sich daran, das ganze Zubehör zu waschen und zu verstauen oder zum Trocknen aufzuhängen. Die Teilnehmer trugen die Daten des Tauchgangs in ihre Logbücher ein und ließen sich den Stempel und die Unterschrift der Tauchschule geben. Helena unterhielt sich noch mit einigen Teilnehmern, die aus Großbritannien und aus den Niederlanden waren. Danach machte sie sich auf den Rückweg.
Die Straße führte direkt am Strand entlang, zurück zur Hauptstraße, an deren Ende ihr Apartment war.
Sie sah auch die Strandbar, in der sie gestern den attraktiven Mann das erste Mal gesehen hatte.
Helena überlegte gerade, dort gleich noch auf ein Getränk vorbeizugehen. Vielleicht war er wieder da und die Bar lag nur wenige Meter vor ihr.
In dem Augenblick hielt auf einmal ein Auto neben ihr an. Konstantina, ihre Vermieterin, saß darin und lachte: „Wo läufst du denn überall in dieser Hitze zu Fuß herum? Willst du mit zum Apartment fahren?“
„Ja gerne, dann muss ich den Berg nicht zu Fuß hochlaufen“, sagte Helena und stieg auf der Beifahrerseite ins Auto.
„Wie geht’s dir? Wo kommst du her?“, fragte Konstantina interessiert.
„Ich komme gerade von der Tauchschule Blue Ocean Diving und war mit ihnen beim Tauchen.“
„Wow, nicht schlecht. Ich kenne den Besitzer der Tauchschule“, sagte Konstantina.
Konstantina setzte sie am Apartment ab, sie hatte dort noch etwas zu tun.
Helena war ganz froh, dass sie doch erst nach Hause gefahren war, als sie im Spiegel ihre vom Wind zerzausten Haare sah. Etwas frisch machen und schminken konnte nicht schaden. Sie beschloss auch kurz zu duschen und neue Sachen anzuziehen. Dies war bestimmt besser, auch wenn es immer noch so heiß war, dass sie wohl in einigen Minuten draußen gleich wieder durchgeschwitzt sein würde.
Nach der Dusche und in frisch gewaschenen neuen Kleidern fühlte sie sich besser und sie ging zu Fuß zurück zur Strandbar. Ihr Platz vom Vortag war wieder frei und sie setzte sich wieder dorthin, da ihr die Aussicht gut gefiel. An diesem Platz war es auch nicht so windig, da man nicht direkt von den ganzen Ventilatoren, die in der Bar installiert waren, angeblasen wurde. Das konnte sie jetzt nach dem Tauchgang sowieso nicht gebrauchen, ihre Ohren waren immer etwas empfindlich nach dem Tauchen.
Der hübsche Kellner von gestern war auch wieder da und kam zu ihr an den Tisch. Er lächelte sie wieder an und fragte sie: „Was darf es sein? Brauchst du eine Karte?“
Diesmal war sie nicht mehr so nervös. Er gefiel er heute immer noch sehr gut.
„Nein ich brauche keine Karte, ich weiß bereits, was ich möchte. Ein kleines Bier, bitte“, sagte Helena.
Das hatte sie sich nach dem Tauchen verdient und es war inzwischen bereits nachmittags.
Der Kellner schien auch irgendwie mit ihr zu flirten, seine Augen blitzten und er lächelte, während er mit ihr redete. Allerdings konnte Helena schwer sagen, ob er zu allen Gästen so charmant war. Vielleicht war es seine Art, oder er war zu ihr besonders freundlich, weil sie ihm gefiel. Schwer zu sagen, vielleicht fand sie es im Laufe der Zeit noch heraus. Intuitiv hatte sie das Gefühl, dass er sie ganz gut fand.
Auch als er ihr das Bier brachte, grinste er sie verschmitzt an. „Hier, bitte schön“, sagt er. „Danke sehr“, grinste Helena zurück. Sie wechselten noch ein paar Blicke und nachdem Helena ihr Bier ausgetrunken hatte, bezahlte sie und machte sich auf den Heimweg.
Abends ging sie wieder zu Sam und ihren zwei Begleitern und sie tranken ein paar Bier und aßen Oliven mit Brot-Sticks, Pita und Hummus. Sam und Steve mixten sich Bloody Marys, sie hatten bereits alles für den Cocktail eingekauft. Sogar die Worcestersoße, die man für den Cocktail benötigte, hatten sie in dem Supermarkt mit dem sehr kleinen Sortiment gefunden. Vielleicht hatten sie die Soße im Sortiment, weil es viele Touristen und ein paar Auswanderer aus Großbritannien hier gab.
Die nächsten Tage vergingen turbulent und sie hatte keine Möglichkeit, den gutaussehenden Kellner wiederzusehen, weil ein Strandbar Besuch zeitlich nicht in den Plan passte. Sam, Michael und Steve hielten sie auf Trab und tägliche gemeinsame Unternehmungen waren fest verplant.
Da es sehr lustig war mit den Dreien und sie in ein paar Tagen bereits nach Hause fliegen würden, ließ sie es sich nicht nehmen, die Zeit mit ihnen zu verbringen. Helena ließ sich einfach treiben, schließlich hatte sie Urlaub.
Am nächsten Tag schrieb ihr Sam, ob sie sich nicht in einer Poolbar treffen wollten. Es gab hier einige Poolbars, wo man gegen den Kauf eines Getränks den Pool nutzen konnte. Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur und sie genossen die Sonne und das warme Wetter. Sie schwammen, lachten und tranken. Sie blödelten herum, machten Witze und erzählten sich Geschichten.
Für den kommenden Tag hatten Helena, Sam, Steve und Michael zusammen einen Ausflug geplant. Sie ergatterten bei der zweiten Autovermietung den letzten Mietwagen. Immerhin war es ein großer und geräumiger Suzuki, in dem sie zu viert gemütlich Platz hatten.
Sie wollten so viel wie möglich sehen und waren den ganzen Tag unterwegs. Ihr Ziel war das idyllische Fiskardo, das nördlichste Dorf mit einem großen Yachthafen. Bis auf Fiskardo hatte das große Erdbeben1953 fast alle historischen Gebäude auf Kefalonia zerstört.
Fiskardo hat einen felsigen Untergrund und blieb daher weitestgehend vom Erdbeben verschont, somit war es das einzige Dorf auf der Insel mit alten Gebäuden. Der Hafen war malerisch, mit vielen Restaurants und Bars direkt am Wasser. Viele alte Ouzo-Kneipen mussten inzwischen modernen Bars weichen.
Im Hafen gab es alles, was das Herz begehrte, von kleinen alten Booten bis zu hypermodernen Luxusyachten.
Sie blieben noch auf einen Badestopp am Strand von Fiskardo, der nur einen Kilometer vom Hafen entfernt lag. Der Strand war eine verträumte, kleine Bucht mit Kiesstrand und sauberem Wasser. Man hatte von hier aus auch einen guten Blick auf die typischen Häuser mit bunten Fensterläden. Blau, grün, gelb und rot, ein schöner und farbenfroher Anblick.
Die vier erreichten nach einer guten halben Stunde Fahrt als nächsten Stopp das malerische Dorf Asos, das ebenfalls im Norden der Insel lag. Dort aßen sie in einem Restaurant direkt an einem kleinen Hafen zu Mittag. Die Aussicht war umwerfend.
Auf dem Rückweg fuhren sie über wilde, kurvige Bergstraßen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man den berühmtesten Strand der Insel sehen konnte: Myrtos Beach. Sie machten von oben einige Fotos von dem Strand mit den weißen Kieselsteinen und dem türkisblauen Wasser.
Sie waren insgesamt über zehn Stunden unterwegs gewesen und hatten sehr viel von der Insel gesehen, es war einfach ein traumhafter Tag.
Auf der Rückfahrt im Auto schlief Helena ein, da sie erschöpft war von den Erlebnissen an diesem Tag.
Helena hatte einen seltsamen Traum: Sie träumte von einem Wesen, das sich ihr als Geist der Insel vorstellte. Dieses Wesen sagte zu ihr: „Ich habe dich gerufen. Schön, dass du auf mich gehört hast und gekommen bist.“
„Wer bist du?“, fragte Helena verwirrt.
„Ich bin Kefalinia, der Geist der Insel. Ich brauche deine Unterstützung und Hilfe.“
„Was soll ich tun?“, fragte Helena.
„Du musst nichts tun. Es reicht allein deine Anwesenheit hier auf der Insel“, sagte das Geistwesen.
„Aber ich verstehe nicht…?“, antwortete Helena Kefalinia ratlos.
„Du musst es nicht verstehen. Vielen Dank für deine Hilfe. Ich werde dich reichlich entlohnen.“
Auf einmal war Kefalinia wieder verschwunden. Helena wachte schweißgebadet auf. Was für ein komischer Traum! Doch am nächsten Morgen fühlte sie sich anders. Sie fühlte sich wesentlich besser und mit allem stark verbunden. Sie spürte eine große Liebe in sich und diese Verbindung umfasste alles: Die Tiere, die Menschen, die Insel, das Meer, die Bäume, den Strand, den Himmel – einfach alles. Es war ein unglaubliches Gefühl, dass sie so noch nicht kannte. Vielleicht ansatzweise, jedoch so ein starkes Verbundenheitsgefühl war ihr neu. Hatte es etwas mit dem Traum im Auto zu tun und dem Geistwesen, das sich ihr zeigte? Helena hatte darauf keine Antwort. War es vielleicht wirklich die Belohnung von Kefalinia, dass sie sich so großartig fühlte? Dieses Gefühl hielt auch noch über die nächsten Tage an und Helena freute sich sehr darüber.
Sam, Steve und Michael mussten leider nach fünf unbeschwerten Tagen, die Helena mit ihnen verbrachte, wieder nach Hause fliegen. Am Freitag war Helena erneut allein. Sie hatte einen Tag zuvor ein Schild an der Strandbar gesehen, dass dort eine Party mit Feuershow und DJ stattfinden würde.
Das wäre eine gute Gelegenheit, etwas zu feiern und neue Leute kennenzulernen. Vielleicht war der gutaussehende Kellner auch wieder dort. Nachdem sie sich auf den Balkon in ihrem Apartment ein kleines Abendessen zubereitet hatte, machte sie sich bereit für die Party. Sie zog sich ein hübsches Kleid an, schminkte sich und kämmte ihre Haare. Danach machte sie sich auf den Weg Richtung Strandbar. Dort angekommen, war sie eigentlich noch gar nicht in der Stimmung, auf eine Party zu gehen. Es tummelten sich bereits einige Leute auf der Tanzfläche und auch die Tische waren fast alle besetzt. Hauptsächlich waren ältere Leute anwesend, die nicht zu Helenas Altersgruppe passten, aber einige in ihrem Alter oder vielleicht noch etwas jünger konnte sie dann doch entdecken. Sie beschloss, sich erst einmal ein Bier an der Bar zu holen und setzte sich nach unten an den Strand auf eine Liege. Ihr war es oben zu viel Trubel und sie wollte lieber die Musik und die abendliche Stimmung vom Strand aus genießen.
Nach einer halben Stunde keimte in ihr der Wunsch auf, jetzt einfach zur Party hochzugehen, denn am Strand würde sie sicherlich keine neuen Menschen kennenlernen.
Also nahm sie ihr noch nicht restlos ausgetrunkenes Bier, ging wieder zur Strandbar und setzte sich auf einen Platz am Rande der Tanzfläche. „Ihr“ Tisch, den sie sonst immer auswählte, war heute besetzt.
Helena sah IHN schon von weitem auf sie zukommen. Er fragte sie: „Ist alles gut bei dir? Oder möchtest du etwas trinken?“
„Nein, alles gut, ich habe noch was“, sagte sie, da sie noch etwas Bier hatte und nach diesem tanzen wollte.
Die Tanzfläche war immer noch relativ voll. Nach einigen Minuten betrat sie diese aber doch und fing an zu tanzen. Inzwischen waren auch einige jüngere Leute mit dabei. Die Musik des DJs war ausgezeichnet und die Stimmung ausgelassen. Während des Tanzens kam sie nach einiger Zeit mit einem Pärchen ins Gespräch, das neben ihr tanzte und ebenso wie Helena sichtlich Spaß hatte. Die Frau kam aus England, ihr Freund aus Irland und sie verstanden sich alle auf Anhieb einwandfrei. Das war ein schönes Gefühl, denn so fühlte sich Helena nicht ganz so allein auf der Party. Im Gegensatz zu den Deutschen waren Engländer und andere Nationalitäten oft viel kontaktfreudiger. Wenn man als allein Reisende Frau auf Deutsche traf, wollten diese meistens unter sich bleiben im Urlaub. Bei den Touristen aus Großbritannien oder auch anderen Ländern war meistens das Gegenteil der Fall. Sie fragten Helena, ob sie allein hier wäre und waren zufrieden, wenn sie bejahte. Meist folgte dann die Aufforderung gemeinsam mit ihnen zu feiern.
Im Laufe des Abends kam auch der hübsche Kellner immer wieder vorbeigelaufen und warf ihr verheißungsvolle Blicke zu. Sie dachte sich, dass er vielleicht doch an ihr interessiert sein könnte. Gerade als sie am Rand der Tanzfläche am Tanzen war, steuerte er geradewegs auf sie zu, grinste und sagte zu ihr: „Fall beim Tanzen nicht über die kleine Mauer hinter dir.“
Sie musste lachen und schon war er auch wieder weg. Hinter ihr war nur eine kleine Mauer und dahinter ging es mit ein paar Sträuchern und Büschen übersät relativ steil circa drei Meter zum Strand einen Abgrund hinunter.
Helena feierte ausgelassen mit den beiden anderen und sie holten sich zusammen Getränke an der Bar. Der Kellner suchte immer wieder Helenas Nähe. Für Helena war dies offensichtlich, denn einmal tanzte er sogar kurz mit ihr. Es war sehr lustig, aber er sagte: „Ich muss leider gleich weiterarbeiten. Wie heißt du?“
„Ich bin Helena, und wie heißt du?“, antwortete Helena.
„Ich heiße Sirius“, sagte er und war wieder weg.
Immer wieder warf er ihr im Vorbeigehen Blicke zu, wenn er auf dem Weg zu Gästen am anderen Ende der Tanzfläche war. Sie tanzte indessen weiter. Etwas später am Abend fragte er sie, ob sie seinen Namen noch wüsste. Sie sagte: „Klar, du heißt Sirius.“
„Dass du das noch weißt, nicht schlecht“, verkündete er. Er freute sich sichtlich, das konnte sie an seinem Gesichtsausdruck ablesen. Natürlich hatte sie sich seinen Namen gemerkt. Sie hatte zwar teilweise bei mehreren neuen Namen ein schlechtes Namensgedächtnis, aber seinen Namen würde sie nicht nach einer Stunde vergessen.
Etwas später am Abend kam Sirius bei Helena vorbei und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich finde, du siehst wunderschön aus.“
„Danke“, antwortete Helena kurz. Dann war er auch schon wieder weg.
Helena gab sich weiterhin dem Treiben der Party hin. Sie tanzte viel und unterhielt sich gut mit dem Pärchen. Inzwischen hatten sie noch ein anderes Pärchen aus England kennengelernt, die auch gerne und viel tanzten. Auch diese fünf Menschen waren sofort auf einer Wellenlänge und so hatten sie einen fantastischen Abend.
Zu einem späteren Zeitpunkt konnte Helena beobachten, dass Sirius Lea, die sie heute hier kennengelernt hatte, auch etwas ins Ohr flüsterte.
Lea kam daraufhin zu ihr und sagte: „Stell dir vor, er hat mir gerade gesagt, dass er dich sehr hübsch findet!“
Helena grinste Lea an, insgeheim freute sie sich und war natürlich auch in ihrem Gefühl bestätigt, das sie von Anfang an hatte. Sie stellte sich die Frage, ob Sirius dachte, dass ihre neuen Bekannten Freunde von ihr wären, was ihr aber ganz recht war, denn dann dachte er zumindest nicht, dass sie hier allein auf Kefalonia war.
Auch Lea fiel es mittlerweile mehr und mehr auf, dass Sirius ständig in Helenas Richtung schaute. Lea meinte zu Helena: „Er blickt immer wieder zu dir herüber, er scheint wirklich an dir interessiert zu sein.“
Helena antwortete: „Das scheint mir auch fast so. Ich finde ihn auch sehr attraktiv!“
Irgendwann wollten die beiden Pärchen nach Hause und sie fragten sie, ob sie mitkommen würde oder ob sie Helena nach Hause bringen sollten, damit sie nachts nicht allein den Rückweg antreten müsste.
Sie verneinte und antwortete: „Ich werde nochmal reingehen und schauen, ob sich mit Sirius vielleicht ein Gespräch ergibt, aber vielen Dank für das Angebot.“
Die fünf verabschiedeten sich auf der Straße voneinander. Die Frauen hatten untereinander bereits die Handynummern getauscht, so dass sie sich die nächsten Abende noch einmal verabreden konnten. Helena ging zurück in die Bar und bestellte sich zum Abschluss nochmal ein leckeres Getränk. Mittlerweile waren nur noch wenige Leute auf der Tanzfläche und Helena hatte irgendwie auch keine Lust mehr zu tanzen, nachdem sie an diesem Abend so viel getanzt hatte. Nach einigen Minuten schaute sie sich nach Sirius um und entdeckte ihn auf der anderen Seite der Bar, beim DJ an der Theke sitzend. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass der DJ auch gleichzeitig der Chef der Bar war.
Helena dachte sich: “Gut, jetzt oder nie, er hat mich heute Abend so oft angesprochen, jetzt gehst du einfach hin und versuchst mit ihm ins Gespräch zu kommen.”
Sie nahm ihr Getränk, schlenderte hinüber und setze sich auf einen Hocker in der Nähe von ihm.
Sie wusste nicht mehr, wer zuerst etwas sagte, aber sie kamen gleich wieder ins Gespräch und er meinte auf Englisch zu ihr:
„Sind deine Freunde heimgegangen?“
„Ja, aber ich bin eigentlich allein hier, ich habe sie alle erst kennengelernt“, sagte Helena.
Er antwortete: „Ach so, du reist allein.“
„Ja genau.“
„Ich finde das gut, ich war auch schon oft allein unterwegs. Man trifft nicht so oft auf Leute, die auch allein reisen. Es gibt auch wenig Frauen, die sich sowas trauen, das finde ich sehr cool“, sagte er.
Das Gespräch nahm seinen Verlauf und Sirius erzählte Helena, wo er schon überall herumgereist war und dass er unter anderem in New York, Griechenland, Norwegen und in den Niederlanden gearbeitet hat. Es war sehr spannend ihm zuzuhören. Er selbst war gebürtiger Grieche und aus Athen. Helena konnte nur einige Wörter griechisch und er kein Deutsch, aber beide sprachen gut Englisch.
„Wie alt bist du?“, fragte er sie.
„Ich bin 33, und du?“, entgegnete sie.
„Ich bin 30. Du siehst viel jünger aus als 33“, sagte er.
„Danke dir. Ich dachte mir fast, dass du wahrscheinlich etwas jünger bist als ich, aber mit dem Bart ist es schwierig einzuschätzen“, sagte Helena. Sirius hatte einen etwas längeren Dreitagebart. Helena mochte eigentlich Bärte eher weniger, aber zu Sirius passte der Bart.
Der DJ, der erst an der Bar gesessen hatte, war nach einigen Minuten gegangen.
„Das ist mein Chef, er tritt auch alle paar Tage als DJ auf“, meinte er.
„Nicht schlecht, er hat sehr gut aufgelegt“, sagte Helena.
„Was machst du heute Abend noch?“, fragte Sirius.
„Ich weiß es nicht“, meinte Helena, „was machst du noch?“
„Nur noch hier die Bar abschließen und dann nach Hause und schlafen, ich habe morgen Frühschicht. Es ist jetzt schon fast 3.30 Uhr. Was machst du morgen Abend? Hast du Lust, mit mir was trinken zu gehen?“, fragte er.
„Wir können gerne morgen was trinken gehen, ich habe noch nichts vor“, sagte sie.
Nachdem Helena sich auf den Heimweg begab, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Sie hatte ihr erstes Date mit Sirius, was Glücksgefühle in ihr hervorrief und sie freute sich über einen gelungenen Abend und in Erwartung des bevorstehenden Treffens schlief Helena, später in ihrem Bett, mit einem Lächeln im Gesicht ein.
Helena und Sirius hatten vereinbart, sich am nächsten Tag gegen 21:15 Uhr vor der Strandbar zu treffen, um dann in einer anderen Bar etwas trinken zu gehen.
Helena war den ganzen Tag aufgeregt, dass sie mit diesem gutaussehenden Mann, der, wie sie jetzt wusste, Sirius hieß, abends ein Date hatte. Es lief sozusagen mehr als nur gut. Das hätte sie am Anfang ihres Urlaubs nicht erwartet. Um ehrlich zu sich selbst zu sein, musste sich Helena eingestehen, dass es zu Beginn ihres Urlaubes eh keinen Sinn gemacht hätte, da sie überhaupt nicht in Flirtlaune und auch gar nicht auf einen Urlaubsflirt aus war, denn der Frust und der Schmerz der fiesen Trennung in Deutschland, die sie kurz vor ihrem Urlaub erlitten hatte, steckte noch wie ein giftiger Skorpion-Stachel tief in ihrem Herzen.
Endlich wurde es Zeit, sich auf das Date vorzubereiten. Helena machte sich wieder schick, zog ein schwarzes, kurzes Kleid an und schminkte sich. Aufgeregt und mit einem Hauch von positivem Flattern im Herzen, ging sie die Treppe von ihrem Apartment nach unten und machte sich auf den Weg zum Strand. Sie war ein bisschen früher am vereinbarten Treffpunkt, da sie noch ein paar Minuten Zeit bei den Katzen verbringen wollte, die meist oben, an der Treppe zum Strand, faul herumlagen.
Viel Zeit mit den Katzen blieb ihr allerdings nicht, denn schon kurze Zeit später spazierte er in Richtung der Treppe zum Strand. Erst als er ein paar Stufen die Treppe hinunter gegangen war, bemerkte er Helena, weil sie ihm zurief.
Sie winkte ihm zu und rief: „Hey!“
„Hi, wie geht's dir?“, antwortete Sirius und kam näher.
„Gut und dir?“, entgegnete Helena.
Er kam die restlichen Stufen nach oben zu Helena und stellte sich dicht vor sie hin.
„Ich muss nur schnell meinem Kollegen in der Bar etwas vorbeibringen, ich habe was für ihn eingekauft. Danach komme ich gleich wieder und wir sehen uns“, sagte er.
„Okay super, bis gleich“, sagte Helena.
Er war wirklich ein paar Minuten später wieder da und fragte sie: „Was machen wir jetzt? Wo willst du hingehen?“
„Du kennst dich doch hier aus, zeig mir gerne was Neues, was ich noch nicht kenne!“, sagte Helena.
Sirius überlegte kurz und sagte „Ja gut, ich weiß da etwas, eine schöne Bar, die ist nicht an der Hauptstraße und etwas abseits vom Trubel.“
„Toll, das klingt gut, machen wir das“, bejahte Helena seinen Vorschlag.
Sie gingen zu Fuß zu der Bar, die sich in einer Seitenstraße zur Hauptstraße befand.
Dort angekommen bemerkte Helena, dass es wirklich eine wunderschöne Bar war. Außergewöhnliche Pflanzen im Garten, schöne Deko, Palmen und gemütliche Musik. In der Bar war zwar gut Betrieb, jedoch war es nicht allzu hektisch. Die Bar erinnerte Helena im Innenbereich eher an eine englische Kneipe als an eine griechische Bar. Sie setzten sich draußen an einen Tisch, bestellten Getränke und er fragte sie:
„Hast du einen Freund oder einen Mann?“
„Nein, habe ich nicht“, antwortete Helena.
„Ich kann es kaum glauben, dass du keinen Freund oder Mann hast. Wie kommt es, warum hast du keinen festen Freund?“, fragt er.
Helena sagte: „Ich habe erst vor einigen Wochen Schluss gemacht mit meinem Freund, ehrlich gesagt.“
„Okay, das kommt vor“, meinte er nur.
Sie stellte ihm auch die Frage nach seinem Beziehungsstatus und er sagte: „Ich bin seit eineinhalb Jahren Single. Davor hatte ich eine längere Beziehung, die sieben Jahre lang ging.“
„Tja, das verflixte siebte Jahr“, dachte sich Helena im Stillen.
Es klang soweit alles ganz gut, was er erzählte. Er war ein angenehmer Gesprächspartner und zeigte großes Interesse an Helena und an dem, was sie so machte, wenn sie nicht gerade im Urlaub wäre. Irgendwann rutschte er mit seinem Stuhl auf ihre Seite des Tisches und saß plötzlich neben ihr.
„Ich möchte näher bei dir sein“, grinste er sie mit seinem bezaubernden Lächeln an.
Die Kellnerin machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung, da er ihr den Weg versperrte, den sie immer entlang ging. Er setzte sich nach kurzer Zeit wieder auf seinen ursprünglichen Platz zurück. Es hatte sich gut anfühlt, als er neben ihr saß, fand Helena.
Sie unterhielten sich über das Reisen, das Arbeiten im Ausland und wo sie beide schon überall auf der Welt herumgekommen waren. Auch andere Themen wie Hobbys und ganz normale Sachen, die man sich am Anfang fragt, wenn man sich kennenlernt, waren Gesprächsthemen.
Nachdem jeder sein Bier ausgetrunken hatte, fragte er: „Willst du noch was trinken?“
Sie sagte: „Nein, ich brauche gerade nichts mehr zu trinken.“
„Also, was willst du machen?“, fragte er.
„Lass uns doch zum Strand gehen und dort vielleicht spazieren gehen“, wünschte sich Helena.
„Gute Idee, machen wir das!“, erwiderte er und bezahlte für beide Getränke.
Sie gingen den Weg zum Strand zurück. Dabei kamen sie auch an der Bar vorbei, in der Sirius arbeitete. Auf dem Strandabschnitt vor der Bar standen einige Liegestühle.
Er suchte zwei in der vordersten Reihe aus, die ganz außen standen. Am anderen Ende der Liegestuhlreihe saß eine Gruppe jüngerer Touristen, die in etwa so Anfang zwanzig waren. Helena hatte sie schon in den letzten zwei Tagen öfters am Strand gesehen, jedoch waren sie heute so weit weg, dass es nicht wirklich störte und Sirius und sie im Dunkeln eh nicht wirklich gut zu erkennen waren. Helena empfand den Abstand zwischen den jungen Leuten und ihnen in Ordnung, so hatten sie und Sirius genug Ruhe für sich. Helena und Sirius setzten sich jeder auf eine eigene Liege und betrachteten still das Meer. Es war wirklich romantisch mit dem Meeresrauschen, dem Sternenhimmel und der ganzen Atmosphäre. Die Musik der Strandbar klang leise zu ihnen herüber und auch die bunten Lichter der Strahler an der Bar, die sich abwechselnd bewegten, warfen verspielte Lichter auf den Strand. Helena bemerkte, wie Sirius sie für einen kurzen Moment von der Seite ansah. Ein verwirrendes Gefühl durchflutete sie und sie dachte im Stillen: „Was kommt jetzt?“
Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie einfach. Sie hatte zwar schon halb damit gerechnet, aber irgendwie doch nicht so richtig. Es war ein schöner Kuss, ganz sanft und ruhig und trotzdem voller Begehren.
Der Kuss wurde durch die Musikklänge „Higher Love“ von Steve Winwood untermalt, die an der Strandbar gespielt wurde und auch am Strand zu hören war. Fast zu kitschig, um wahr zu sein.
Eine gefühlte Ewigkeit später lösten sich Sirius und Helena voneinander und Sirius forderte sie auf, zu sich auf die Liege zu kommen. Er sagte: „Komm doch zu mir auf die Liege, dann bist du mir näher und wir können uns besser küssen.“
Sie setzte sich zu ihm auf die Liege und sie küssten sich wieder. Es war einfach phänomenal. Die Küsse wurden immer leidenschaftlicher und trieb die beiden in ungeahnte Sphären an Begehren, das nie enden sollte. Mit der Zeit wurde die Sitzposition doch ziemlich ungemütlich und sie setzte sich erst neben Sirius auf die Liege, um sich dann auf ihn zu setzen. Doch auch diese Position war äußerst unbequem und Sirius legte sich kurzerhand auf Helena. Er küsste sie hingebungsvoll und begann ihren Körper zu streicheln.
Es fühlte sich nur gut an, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren, seine Lippen auf ihren zu fühlen, ihn zu schmecken und dazu dieses berauschende Gefühl, das ihren gesamten Körper durchflutete. Dazu kam noch die einzigartige Atmosphäre mit dem Sternenhimmel und dem Meeresrauschen nachts am Strand, was ein ausgesprochen abenteuerliches Gefühl mit sich brachte, welches nicht besser hätte sein können. Eine bessere Ablenkung im Urlaub hätte sich Helena nicht vorstellen können. Sie mochte es, dass er sie so emotional küsste, und sie liebte es auch, ihn zu küssen und von ihm geküsst zu werden.