New York Diaries – Claire - Ally Taylor - E-Book
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New York Diaries – Claire E-Book

Ally Taylor

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Beschreibung

Die New York Diaries: Träume, Liebe und Neuanfänge in der aufregendsten Stadt der Welt. Alles auf Anfang – mit Anfang dreißig. Als Claire nach einer katastrophal gescheiterten Beziehung aus London nach New York zurückkehrt, ist sie nicht nur wieder Single, sondern auch noch arbeitslos und viel zu pleite, um sich ein eigenes Appartement leisten zu können. Deshalb zieht sie kurzerhand in den begehbaren Kleiderschrank ihrer Freundin June, die im Knights Building wohnt – einem etwas heruntergekommenen, aber umso charmanteren Wohnhaus mitten in New York City. Dummerweise warten im Knights-Building neben dem heißersehnten Neuanfang leider auch noch zwei ziemlich gutaussehende Geister ihrer Vergangenheit: Danny - Junes Mitbewohner und Claires bester Freund aus Collegetagen, an dessen Schulter sie sich wegen ihrer verflossenen High-School-Liebe ausweinen konnte, und Jamie - eben jene verflossene High-School-Liebe, die Claire vor zehn Jahren nach allen Regeln der Kunst das Herz gebrochen hat. Alles scheint so zu sein wie früher, doch dann begreift Claire, dass alles anders ist – vor allem sie. Und so macht sie sich auf die Suche: nach sich selbst und dem großen Glück. Im Knights Building ist nicht nur Claire auf der Suche nach der großen Liebe und der Erfüllung ihrer Träume – entdecke auch die weiteren Bände der Liebesroman-Serie »New York Diaries« von Ally Taylor und Carrie Price: •New York Diaries – Sarah •New York Diaries – Phoebe •New York Diaries – Zoe

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Seitenzahl: 377

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Ally Taylor

New York Diaries – Claire

Roman

Knaur e-books

Über dieses Buch

Chaotisch, sexy und hochromantisch: Das sind die New York Diaries

Im Herzen von New York City steht das Knights Building, ein ziemlich abgelebtes Wohnhaus. Etwas schäbig und daher nicht ganz so teuer, ist es perfekt für Frauen, die frisch in die Stadt gekommen sind, um ihre Träume zu jagen oder vor ihrer Vergangenheit zu fliehen. Weg vom College oder der Universität, weg von der Familie, weg von der alten Liebe, die nicht gehalten hat … bereit für alles, was jetzt kommt.

Inhaltsübersicht

WidmungBeinahe back in the City. Samstag.Welcome at home.Run, Claire, run!Die Stadt, die niemals …We’ll meet again, don’t know where, don’t know when …A long way down.You & Me … Always – oder zwei Jahre.Verräter im Flur.Home Sweet Home.My Wandschrank is my castle.Die Geister, die ich rief.Wie man sich bettet.Sonntag. Acht Tage Single. Welcome to my Walk-in.Stairwell to hell.Auf Spurensuche.Freitag. Dreizehn Tage Single.Dear Diary.Please kill me.Claire de Lune.Das Erwachen.Laute Nacht, grausige Nacht.My next mistake?Love hurts.You gotta fight for your … sex?Kein Breakfast bei Tiffanys.Auf einem Dach vor unserer Zeit.Die Gemüselasagne.Cry me a river – or better yet, bake me a cheese cake.Zweimal ganze Wahrheit.Lie to me.Nicht wahrhaben wollen.Montagmorgengrauen.Spieglein, Spieglein …Friedenspizza mit Knoblauch.Einen Tag später. Dienstag.Flüsterpost meets Starlight Express.Immer noch Dienstag. Später Abend.Danny und Claire allein zu Haus.Wahrheit und Fiktion.Sie haben Ihr Ziel erreicht?Himmel und Hölle.Drei Tage später. Freitag.True Lies.Immer noch Freitag. Aber abends.I LOVE NEW YORKSchatz, ich bin zu Hause.Gerüchteküche.Big Brother.Let’s get it on.Hell’s Kitchen.Back in the Closet.Der Fall der Mauer.Während ich schlief.Führe ihn nicht in Versuchung.Without you.Run, Claire, run! Part 2.Real love.Happy End.PlaylistBonus-TracksDanksagung
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Widmung

Diese Geschichte ist allen Frauen gewidmet, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen stehen (aber trotzdem nie aufgehört haben, Disney-Märchen zu lieben).

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Beinahe back in the City. Samstag.

Das ist der Tiefpunkt. Ich erreiche die Talsohle an der Schwelle zu meinem alten Kinderzimmer in Elizabeth, New Jersey. Unendlich weit weg von dem Weg, den ich vor knapp achtzehn Monaten eingeschlagen habe …

Nein, das gerade ist kein Traum. Ich bin wirklich zweiunddreißig Jahre alt und ziehe wirklich wieder in mein altes Kinderzimmer. Die letzten drei Jahre hatte ich Jeremy und die Illusion einer Zukunft, jetzt habe ich nur noch pochende Kopfschmerzen und das Gefühl, völlig versagt zu haben. Ich dachte, ich wäre auf der Schnellstraße Richtung Erwachsenwerden, aber langsam habe ich den Eindruck, ich bin irgendwo falsch abgebogen. In der Hoffnung, doch noch aufzuwachen, kneife ich kurz die Augen zu, aber als ich sie wieder öffne, ist es leider noch immer wahr. Ich starre in mein Zimmer auf die vergilbten Poster von peinlichen Boygroups, die mich ziemlich plump darauf aufmerksam machen, wie lausig mein Musikgeschmack mal war. Bartlose Milchgesichter starren mich zweidimensional an. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie lachen mich aus. Aber mal im Ernst: Wer solche Frisuren hat, sollte besser nicht mit Steinen werfen.

Ich stehe im Türrahmen, noch halb im Flur. Als läge ein Fluch auf der Schwelle, den ich mir auf keinen Fall einfangen will. Ich seufze schwer, dann überwinde ich mich zu einem weiteren Schritt in die Vergangenheit und warte auf das altvertraute Knarren des Fußbodens. Da ist es. Ich kann nicht fassen, dass das gerade echt passiert. Dass ich gestern noch in London war und jetzt wieder hier bin. Hier. In Elizabeth, New Jersey. Ich hatte diese geniale Vorstellung von »Claire der Aussteigerin«. Doch diese Claire gab es letztlich nur in meiner Fantasie. Europa hat mich nicht in einen Schmetterling verwandelt. Ich bin als Raupe gefahren, und ich bin als Raupe zurückgekommen.

Ich rolle meinen Koffer neben mir her und lasse mich wenig später seufzend auf mein altes Bett plumpsen. Stolze neunzig Zentimeter. Die Matratze legt sich um mich wie ein Hotdog-Brötchen um sein Würstchen. Claire das Würstchen. Das trifft es ziemlich gut. Mein Blick wandert vorbei an den Milchgesichtern an der Wand, zu superkitschigen Postkarten aus Florida und Frankreich und weiter zu Fotos von vier viel zu stark geschminkten Mädchen in Cheerleader-Röckchen mit endlosen nackten Beinen. Eigentlich kein Wunder, dass Jungs an der Highschool nur an Sex denken. So viel Nacktheit ist für so ein in Testosteron getränktes Teenager-Hirn auch nur sehr schwer zu verkraften. Ich betrachte diese sehr fremde, jüngere und erschreckend pinke Version von mir. Wie konnte ich damals so auf solche Farben abfahren? Das ist ja ekelhaft. Jetzt würde man mich nicht einmal unter Androhung von Folter dazu bekommen, so etwas anzuziehen. Ich trage Schwarz. Und zwar ausschließlich. Weil es immer passt. Außer bei Hochzeiten. Aber da meine Freunde genau solche Versager sind wie ich, war ich bisher noch auf keine eingeladen. Und ich hoffe, dass das so bleibt.

Mein Blick wandert weiter zu Melissas Urlaubsgrüßen und bleibt dann an einem Foto mit vielen Knicken und kleinen Rissen hängen. Jamie. Dieses Bild ist alles, was von uns übrig ist – und ich bin nicht einmal mit drauf. Nachdem er mit mir Schluss gemacht hat, habe ich es zusammengeknüllt und in den Müll geworfen, nur um es dann eine Stunde später wieder herauszufischen, liebevoll glattzustreichen und aufzuhängen. Und ja, ich weiß selbst, dass das peinlich ist, aber mal ehrlich, ich war siebzehn und er der Leim meines Lebens. Ohne Jamie hatte nichts mehr einen Sinn. So, als wäre meine Existenz an sein Lächeln gekoppelt.

Ich betrachte das Foto. Jamie im Profil, sein Haar das übliche dunkelbraune Chaos. Er lehnt an seinem Spind in unserer alten Schule. Eigentlich ist es nur ein blöder Schnappschuss, und Jamie schaut noch nicht einmal in meine Richtung, aber das spielt keine Rolle. Ich habe es in den ganz schlimmen Phasen so lange angestarrt, bis ich schließlich die Barriere zwischen Wirklichkeit und Traum überwunden habe. Plötzlich war ich wieder in dem Flur. Ich stand genau da, wo er hingesehen hat. In dieser Parallelwelt hat er mich noch geliebt. Wir sind zusammengeblieben und haben die Highschool unbeschadet überlebt. Danach sind wir zusammen ans College gegangen und dann zusammen nach New York. Und dort lebten wir dann glücklich bis an unser Lebensende, und wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir noch heute. In der Realität sind wir gestorben. Bei mir war es ein qualvoller, langsamer Tod und der ist lange her.

Jamie war meine erste große Liebe. Mein erster Schritt ins Verderben. Er ist der Beginn meines roten Fadens. Jede Beziehung, die ich jemals hatte, ganz egal, wie lang oder kurz sie gehalten hat, war im Grunde nur eine Wiederholung dieser Beziehung mit James Witter. Ich schließe einen Moment die Augen, und da ist er. Er kommt auf mich zu. Überirdisch lässig. Geschmeidig wie ein Raubtier. Ich sehe ihn vor mir. In Zeitlupe. Mit Windmaschine. Vermutlich ist der Jamie-Gang in meinem Kopf viel toller, als er es wirklich war – immerhin dachte ich damals auch, er wäre ein Mann. Eine Tatsache, die mich aus heutiger Sicht (und an einem Nicht-Tiefpunkt-Tag) bestimmt zum Lachen bringen würde.

Ich lehne mich zurück und lasse mich von der Matratze verschlucken. Das Bettzeug riecht vertraut. So haben meine Sachen früher alle gerochen. Blumig und sauber. In diesem Bett haben Jamie und ich unsere Unschuld verloren. Es war eine heiße Sommernacht, und die Luft hat nach Liebe gerochen. Die Erinnerung sticht mich unvermittelt in die Seite. Wir waren zwei Jungfrauen ohne jeden Plan. Zitternd und total scharf aufeinander. Gott, ich war ein Wrack. Und so verliebt. Ich atme den Waschmittelgeruch ein und denke an den seines Körpers. Hör auf, Gehirn … hör auf damit! Die Stimme in meinem Kopf hat einen wütenden Unterton. Ich konzentriere mich mit aller Macht auf die Blumen. Auf die Chemiebombe, die so tut, als wäre sie eine Sommerwiese. Zum Duft der Blumen mischt sich der des Abendessens. Er dringt durch den Fußboden und mit ihm die Stimmen meiner Eltern. Ich schließe die Augen. Das Kissen knistert unter meinem Kopf. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie mein Dad am Tresen neben dem Kühlschrank lehnt, die Knöpfe des Übergrößenhemdes spannen am Bauch, in der Hand hält er eine Dose Bier, während Mom die Bratensoße abschmeckt und in einem tragenden Flüstern sagt: »Ich habe von Anfang an gesagt, dass dieser Jeremy nicht gut für sie ist.«

Woraufhin Dad schwer seufzt und nickt. »Ja, das hast du, Schätzchen.«

Mom wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab. »Ich verstehe immer noch nicht, wie sie seinetwegen nach London gehen konnte«, sagt sie und schüttelt energisch den Kopf, was ihre Locken hüpfen lässt. »Ein Musiker«, sagt sie abschätzig. »Das ist wieder so typisch für Claire.«

»Sei nicht zu hart mit ihr, Elaine«, brummt Dad und nimmt noch einen Schluck Bier. »Ich glaube, sie ist ganz schön durch den Wind.«

Mom schnaubt, während sie einen prüfenden Blick zu ihrem perfekten Braten in den Ofen wirft. »Claire trifft einfach keine guten Entscheidungen.«

»Komm schon, Schätzchen.«

»Ich sage das nicht, weil ich gemein bin, Henry, sondern weil es so ist … Und das weißt du.«

Sie hat recht. Ich möchte immer das, was ich nicht haben kann, und habe das, was ich nicht will. Ich bin nie die Nummer eins, aber immer einen Versuch wert – nur dass der dann leider scheitert. Ich bin wie diese Droge, die die meisten Männer wenigstens ein Mal ausprobieren wollen, dann aber bemerken, dass sie ihnen nicht guttut. Oder nicht reicht. Ich bin wie eine Fantasie, die in der Realität dann viel zu anstrengend ist. Die netten Männer meines Lebens haben mich zu Tode gelangweilt, und die Arschlöcher haben mich wie Arschlöcher behandelt. Und der eine, von dem ich mir sicher war, dass er kein Arschloch ist, hat sich im Nachhinein als das größte von allen entpuppt. James hat damals den Anfang gemacht, und Julian hat sein Werk vollendet. Julian hat mich vollends vernichtet. Wer weiß, vielleicht sind es ja die Namen mit »J«?

Es klopft an der Tür, und ich öffne die Augen. »Claire?«, sagt Dad leise und drückt die Klinke nach unten. »Kann ich reinkommen?«

»Klar.« Ich setze mich auf.

»Wie geht’s dir, Liebling?«

Was soll ich sagen? Ich stehe kurz davor, mir das Leben zu nehmen? Ein Sprung aus dem Fenster, und es wäre endlich vorbei? Was in meinem Fall noch nicht einmal stimmt, weil ich nur im ersten Stock bin. Bei meinem Glück würde ich mir nur den Fuß brechen. »Es geht mir gut, Dad.«

»Tut es das?«

Ich zucke mit den Schultern. »Nein, aber das wird es.« Irgendwann.

»Natalie kommt zum Essen.«

»Juhu …« Ich seufze. »Lass mich raten, mit Bill und den Kindern?« Er nickt. »Ganz toll«, sage ich wenig begeistert.

»Deine Schwester freut sich sehr, dich zu sehen … und die Mädchen sicher auch.«

»O ja, und wie.«

Ich weiß jetzt schon, wie es laufen wird. Hazel und Millicent werden mit strahlenden Kinderaugen fragen, ob ich ihnen etwas aus London mitgebracht habe, und ich werde den Kopf schütteln und nein sagen, und dann werden sie schauen wie der gestiefelte Kater bei Shrek. Große, schwarze, enttäuschte Blicke. Und dann wird Nat in ihrer beschissenen Mutter-Teresa-Stimme sagen, dass Tante Claire eben keine Kinder hat und es deswegen nicht besser weiß. Dass Tante Claire gerade verlassen wurde und sich fühlt, als wäre sie von einem Schnellzug erfasst worden, ist nebensächlich.

»Schätzchen? Alles okay?«

Ich räuspere mich. »Kommt Josh auch?«

Dad nickt und lächelt. »Er bringt seine neue Freundin mit.«

»Typ eins oder Typ zwei?«, frage ich grinsend.

»Ist das eine ernstgemeinte Frage?«

Eigentlich nicht. Mein Bruder Josh ist nach meiner Definition ein Arschloch. Ein Vollblutarschloch. Wie ein reinrassiger Zuchthengst. Und wie sollte es anders sein – ich finde ihn großartig. Josh ist witzig, sieht gut aus und hat Geld. Die Stadt liegt ihm zu Füßen. Er will gar keine Typ-eins-Frau, auch wenn Mom sich einredet, dass er einfach noch nicht die Richtige gefunden hat. Ich glaube ja, Josh geht ihr gezielt aus dem Weg. Also, nicht unserer Mom, sondern der richtigen Frau. Warum sollte er sich auch mit nur einer zufriedengeben, wo er sie doch alle haben kann? Er ist der Typ: groß, dunkelhaarig, breite Schultern. Es gibt Männer, die verstecken sich in Anzügen, und es gibt Männer, die füllen sie aus. Josh lebt in seinen. Um es kurz zu machen, er ist die drei »Gs«: gutaussehend, geistreich, gebildet – wenn es nach unserer Mom geht, sogar brillant. Mein Bruder hat eine riesige Wohnung im Financial District, und sogar die Tatsache, dass er sie mit »Blutgeld« bezahlt hat – so nennt unser Dad Spekulationsgewinne –, kann Moms hohe Meinung von Josh nichts anhaben. Er ist und bleibt ein guter Junge.

Josh hatte nur ein einziges Mal eine echte Freundin. Lesley Cooper. Das war auf dem College. Seitdem gab es nur noch Typ-zwei-Frauen. Sogenannte »Josh-Freundinnen«. Ein Running Gag bei uns in der Familie. Josh-Freundinnen sind Frauen, bei denen es sich nicht wirklich lohnt, sich den Namen zu merken, weil sie beim nächsten Familientreffen ohnehin nicht mehr dabei sein werden – was beachtlich ist, denn Josh besucht Mom und Dad im Schnitt ein Mal die Woche zum Essen. Das ist noch so etwas, das Josh zu einem guten Jungen macht. Er hat so viel zu tun, aber er nimmt sich immer die Zeit, uns zu besuchen. Ist er nicht toll? Er taucht auf, und alle sind glücklich. So stelle ich es mir vor, ein Flaschengeist zu sein.

Um zu verstehen, wie genial mein Bruder wirklich ist, muss man sich einfach nur diese Abendessen etwas genauer anschauen. Er schafft es, das Eigennützige mit dem Praktischen und Sinnvollen zu verbinden. Er besucht seine Eltern, wovon Mom total begeistert ist und was ihn vor Julia, Rachel und wie sie sonst alle heißen, gut dastehen lässt, weil er damit beweist, dass er ein totaler Familientyp ist und sie ihm wichtig genug, dass er sie seinen Eltern vorstellt. Er ist also nicht nur ein guter Junge und ein toller Bruder, er ist auch noch der perfekte Freund. Alles, was er dafür tun muss, ist auftauchen. Und als wäre das noch nicht genug, bekommt er obendrein auch noch ein richtig gutes Essen – das natürlich fertig ist, wenn er mit seiner obligatorischen fünfminütigen Verspätung – es war wieder so viel Verkehr – eintrifft.

Mom hat recht. Er ist wirklich brillant.

»Liebes?« Mein Dad legt seine Hand auf meine. »Ich bin froh, dass du wieder zu Hause bist … ich habe dich wirklich vermisst.« Mit diesem Satz steht er auf und durchquert mit nur zwei Schritten das winzige Zimmer. »In zehn Minuten gibt es Essen.«

[home]

Welcome at home.

Claire …« Meine Schwester Nat kommt auf mich zu und umarmt mich, als wäre ich eine teure Vase. »Schön, dass du wieder da bist.« Es ist nett, dass sie das sagt. Schade nur, dass sie es nicht meint. »Du siehst ziemlich mitgenommen aus.« Jep, das meint sie schon viel eher.

»Es war ein langer Flug«, antworte ich und zwinge mich zu einem Lächeln, weil Mom es garantiert mir vorwerfen würde, wenn der Abend noch vor dem Essen zu einem Desaster wird. Ich sehe schon den unterkühlten Blick, der sich hinter einem bedauernden Lächeln versteckt und der mir sagt: Also solange du weg warst, ist so etwas nie vorgekommen, Schätzchen. Wirklich nie.

Meine Mom ist eine Meisterin, wenn es darum geht, Vorwürfe so zu verpacken, dass nur wir sie bemerken. Sie schaut dann wie ein sterbender Schwan, der der Grausamkeit der Welt hilflos ausgeliefert ist, und tätschelt einem dabei auch noch die Hand. Mom wird nicht laut. Nie. Sie besiegt einen in Zimmerlautstärke.

»Hier, du kannst dich nützlich machen«, sagt Nat und reicht mir ein Tablett mit Gläsern. »… außer natürlich, du bist zu müde.«

Nat hat sich kein bisschen verändert. Aber wieso sollte sie auch? Sie hat schließlich alles erreicht: Sie wurde geheiratet und hat zwei wundervolle Kinder geboren. Als wäre es so eine verdammte Leistung, wenn ein Mann in einer Frau ejakuliert. Okay, das war fies. Aber nicht ganz unwahr.

Ich nehme meiner Schwester das Tablett ab und wende ihr den Rücken zu, bevor der Jetlag mich die Dinge laut aussprechen lässt, die ich eigentlich nicht mal denken sollte.

Auf dem Weg zum Esszimmer klirren die Gläser, als hätten sie Angst, dass ich sie jeden Moment fallen lasse, was sehr gut möglich wäre, wenn man bedenkt, wie ungeschickt ich manchmal bin. Ich gebe der Tür einen sanften Tritt, und sie schwingt langsam auf. Dieser Raum ist das Herzstück des Hauses. Deswegen hat er vermutlich auch die meisten Blumen abbekommen. Sie schmücken die Wände, die beiden Ohrensessel am Ende des Zimmers und die stocksteifen Dekorkissen, die wie ausgestopfte Tiere auf der Fensterbank stehen. Der ovale Tisch thront stolz in der Mitte. Er ist ein Familienerbstück, und ich würde wetten, dass keine andere Tischplatte im gesamten Bundesstaat New Jersey so oft geölt wird wie die von Urgroßmutter Mildred. Im Moment kann man es nicht sehen, weil Mom bereits alles fürs Essen eingedeckt hat und die weißen Tischläufer aus Spitze da unweigerlich dazugehören. In einem weniger geblümten Raum würden sie vielleicht sogar ganz hübsch aussehen. Hier sind sie wie Schlagsahne auf einem Eiskaffee: Geschmackssache.

Ich verteile die Gläser, stelle eines an jeden Sitzplatz und achte akribisch darauf, die fein säuberlich gefalteten Papierservietten nicht umzustoßen – hätten wir wirklich Klasse, wären sie aus Damast, aber immerhin hat Mom das gute Geschirr aus dem Schrank geholt – das tut sie nur zu besonderen Anlässen. Kurz frage ich mich, ob sie es vielleicht meinetwegen getan hat und bin sofort genervt von meinen Gedanken. Wie liebesbedürftig kann man bitte sein?

Als ich das letzte Glas plaziert habe, schaue ich mich um. Es ist grauenvoll. Von allem zu viel. Ich würde das meiner Mutter natürlich niemals sagen, aber dieses Esszimmer ist ein so erbärmlicher amerikanischer Versuch, britischen Landhausflair zu imitieren, dass ich am liebsten kotzen würde. Ich stelle mir vor, wie es aussehen könnte. Doch die Realität ist davon ungefähr genauso weit entfernt wie ich von meinem Traumleben. Trotzdem mag ich dieses Esszimmer. Es ist warm und auf eine seltsame Art gemütlich. Ich fühle mich geborgen.

Vielleicht ist das genetisch. So eine Art Gnaden-Filter, den das Gehirn auf die ganze Geschmacklosigkeit legt, weil es schließlich um die eigenen Eltern geht und man sie liebhat. Oder weil ich es nicht anders kenne. Mom und Dad haben dieses Haus gekauft, als Josh unterwegs war. Hier hatten wir eine behütete und geblümte Kindheit. Das Haus ist nicht gerade groß, aber mein Bruder, meine Schwester und ich hatten jeder ein eigenes Zimmer. Joshs war das größte – angeblich, weil er der Älteste war, aber ich glaube, es hatte mehr mit dem Y in seinem Chromosomenpaar zu tun. Jeder von uns hatte seine eigene kleine Welt – meine war die kleinste –, aber beim Abendessen sind wir in diesem Zimmer aufeinandergeprallt. Hier haben wir geredet und gelacht und lauthals gestritten. Es kam zu hitzigen Diskussionen, von denen einige in Heulkrämpfen und mit laut ins Schloss scheppernden Türen endeten – aber immer erst nach dem Essen. Niemals davor. Das ist ein ungeschriebenes Gershwin-Gesetz. Eine Regel, die meine Mutter aufgestellt hat, ohne sie je laut auszusprechen. Ja, Essen hat bei uns immer eine wichtige Rolle gespielt. Vielleicht bin ich deswegen Food-Kritikerin geworden. Wie heißt es so schön? Die, die es können, tun es, die, die es nicht können, schreiben darüber. Ich schüttle den Gedanken ab und betrachte die dunkelrote Kristallvase auf dem Sideboard. Sie ist von Granny und steht nur in unserem Esszimmer, damit Dad nicht sagen kann, dass meine Mutter seine nicht leiden kann. Obwohl es so ist. Granny und Mom sind das typische Schwiegermutter-Schwiegertochter-Klischee. Granny war Mom immer ein Dorn im Auge, weil jeder sie mag, weil sie herzlich und lustig ist, aber ich glaube vor allem, weil sie mir so wichtig war. Granny und ich haben eine ganz besondere Beziehung. Die hatten wir immer.

»Hey, Schwesterherz!« Josh? Mein Blick folgt der Stimme, und die Tatsache, dass er pünktlich ist, macht mich so fassungslos, dass ich einen Moment wie angewurzelt neben dem Tisch stehen bleibe. »Jetzt komm schon her!«

Auch wenn es schwer zu glauben ist, Josh sieht tatsächlich achtzehn Monate besser aus als das letzte Mal, als wir uns gesehen haben. Der Anzug sitzt wie ein Handschuh, und das zierliche Wesen neben ihm steht ihm hervorragend. Josh grinst mich breit an, geht auf mich zu und nimmt mich in die Arme. Er drückt mich so fest an sich, dass ich kurz befürchte, meine Rippen brechen zu hören. Dann lässt er mich los, tritt einen Schritt zurück und mustert mich wie ein Kenner den Rotwein. »Du trägst die Haare wieder kurz … Finde ich gut … wenn es nach mir geht, steht dir das am besten.«

»Danke«, sage ich und streiche mir verlegen über meinen kinnlangen schwarzen Bob.

»Wann hast du sie schneiden lassen? Nein, halt! Sag es nicht!«, unterbricht er sich selbst. »Unmittelbar nach dem Schlussstrich, richtig?«

»Als ob das eine Überraschung wäre«, sagt meine Schwester gelangweilt, während sie mit zwei Schüsseln an uns vorbeigeht und sie auf dem Tisch abstellt. »Das tut sie schließlich jedes Mal.«

Kam mir das nur so vor, oder hat sie das jedes Mal betont?

»Nur weil du seit deinem zwölften Lebensjahr immer denselben Haarschnitt hast, müssen das doch nicht alle tun, oder?«

Sie schaut mich giftig an.

Okay, ich bin in diesem Punkt wirklich berechenbar. Auf jeden Mann folgt die Schere. Vielleicht mussten meine Haare deswegen so oft daran glauben, weil ich sonst den jeweiligen Mann damit angegriffen hätte. Ja, ich bin gestern Abend auf dem Weg zum Flughafen noch schnell zum Friseur gegangen. Als wollte ich unbedingt meine kaputten Spitzen zusammen mit Jeremy zurücklassen. Genauso wie alles andere, das mich auch nur im Entferntesten an ihn erinnert hätte. Es war ein sauberer Schnitt. So gesehen, hat Nat recht mit dem, was sie sagt, aber muss sie so darauf herumreiten? Ich lasse ihr doch auch ihren langweiligen Lebenslook, sage nichts zu ihren Sommerkleidern im Iowa-Stil und halte mich seit mindestens zehn Jahren zurück, ihr eine Pinzette zum Geburtstag zu schenken – Nats Augenbrauen sind ein Alptraum.

»Natürlich nicht«, antwortet sie spitz, »du bist eben eher der … sagen wir … flatterhafte Typ.«

»Der flatterhafte Typ?«

»Aber, aber, kein Streit«, sagt Mom, als sie mit dem Braten das Zimmer betritt. »Es gibt Essen.«

Nat und ich sehen einander noch einen Moment böse an, dann schaut sie weg. Ha! Gewonnen!

»Josh, möchtest du uns nicht deine entzückende Begleitung vorstellen?«, fragt Mom süßlich, während sie alle zu ihren Plätzen dirigiert wie die dienstälteste Flugbegleiterin. »In dem ganzen Tumult ist das leider untergegangen.«

Sie wirft mir einen kurzen Blick zu. Das war so klar.

»Das ist Alison«, sagt Josh. »Alison Parker.« Er lächelt sie von der Seite an, dann sieht er zu Mom und Dad hinüber. »Und das sind meine Eltern Elaine und Henry.« Alisons Nicken hat etwas von einer kleinen Verbeugung. Schüchtern, aber würdevoll. An wen erinnert sie mich nur? Ich durchforste mein Bilder-Archiv nach der passenden Schauspielerin. Nein … nein … ha! Carey Mulligan. Derselbe tiefe Blick, die schweren Lider, das kindlich-sanfte Gesicht. Blass, große Augen, dunkles Haar. Süß, aber gleichzeitig sexy. »Und die beiden streitenden Ladys da drüben sind meine Schwestern …« Er grinst und zeigt auf uns. »Nat und Claire.«

Wir nicken und lächeln.

»Freut mich, dich kennenzulernen«, sagt Nat in einem leicht abgenutzten Tonfall, weil sie diesen Satz langsam selbst nicht mehr hören kann. Ich frage mich, wie oft sie ihn wohl in den vergangenen achtzehn Monaten sagen musste, als sie plötzlich weiterspricht: »Mein Mann Bill und die Kinder dürften jeden Moment hier sein.«

Ich verdrehe die Augen. Mein Mann Bill. Sie sagt das, als wäre er ein verdammtes Abzeichen. Ein Beweis für ihren Wert. Ich verkneife mir, sie nachzuäffen, aber mein von einem Seufzen begleitetes Kopfschütteln lässt sich nicht mehr aufhalten – was Alison natürlich sieht. Toll gemacht, Claire.

»Joshua hat erzählt, dass du gerade aus Europa zurückgekommen bist?«, fragt sie und lächelt zurückhaltend.

Joshua? Ich räuspere mich, aber bevor ich etwas sagen kann, antwortet Mom stellvertretend: »Ja, unsere Claire war eineinhalb Jahre in England.«

Wow. Unsere Claire. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie ist stolz.

»Ja«, ergänzt Nat abschätzig, »wegen einem Mann.« Sie sagt das, als wäre das der abwegigste Grund überhaupt umzuziehen und ich ein komplett hoffnungsloser Fall. »Aber es hat nicht gehalten …«

Ich atme tief ein.

»Und wo genau warst du?«, übergeht Alison Nats Kommentar.

»Gewohnt habe ich in London.«

»Ehrlich? Ich habe in Oxford studiert.« Ja, so sieht sie aus. »Es ist ein wirklich tolles Land.«

»Das ist es«, stimme ich ihr zu, während Dad alle mit Getränken versorgt.

»Man merkt dir an, dass du in Europa warst.«

Josh legt liebevoll seine Hand auf ihre. »Inwiefern?«

»Na ja, ich finde, sie sieht ein bisschen aus wie eine dieser Zwanziger-Jahre-Schönheiten.«

Nat unterdrückt ein lautes Auflachen, aber das ist mir egal. Ich mag Alison. Ich glaube, Menschen mit Stil erkennen einander. Und davon hat Nat keine Ahnung.

»Da hast du recht«, sagt Josh. »Claire hat ein Beauty-Gesicht. Das hatte sie schon immer.«

Vielleicht wird dieses Abendessen ja gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Wer weiß, vielleicht wird es sogar ganz nett?

[home]

Run, Claire, run!

Sie hat damit angefangen!«, schreit Nat und klingt wie ein trotziges Kleinkind.

»Als ob du es nicht darauf angelegt hättest!«, fauche ich zurück.

Millicent und Hazel schauen ungläubig zwischen ihrer Mutter und mir hin und her, während Bill nur auf sein Handy-Display starrt. Ich frage mich, wie er es schafft, das Gekreische auszublenden. Muss die Gewohnheit sein.

»Ich habe nicht vergessen, etwas für die Mädchen zu kaufen«, äffe ich Nats Tonfall nach, »es war mir einfach egal!« Entsetzte Augenpaare, die mir sagen: Wie kann sie nur? Als wäre noch ein bisschen mehr Plastik der ultimative Liebesbeweis. »Die beiden ersticken in Spielzeug!« Nat legt die Stirn in Falten und holt Luft, aber ich lasse sie nicht zu Wort kommen. »Abgesehen davon hatte ich echt andere Sorgen!«

»Es ist ja wohl nicht unsere Schuld, dass du nicht in der Lage bist, einen Mann zu halten!«

»Es reicht, Nat«, sagt Josh ernst.

»Wieso? Es ist doch wahr! Sie ist Anfang dreißig, hat keinen Job, keinen Mann und keine Familie.«

»Und sie ist hier, falls es dir noch nicht aufgefallen ist!«, sage ich und spüre, wie die Wut langsam in mir hochkocht.

»Wie könnte ich das vergessen? Es geht ja schließlich die ganze Zeit wieder mal nur um dich!«

»Nur um mich?« In welcher Parallelwelt lebt diese Frau?

»Claire wurde verlassen, Claire findet keinen Job, Claire wurde wieder verlassen, Claire geht mit einem Loser nach London … o nein, jetzt hat der sie auch verlassen …«

Ihre saunervige Stimme schneidet wie ein Messer in meine Unsicherheiten. »Mag ja sein, dass ich nicht viel erreicht habe in meinem Leben, Natalie, aber was hast du denn bitte vorzuweisen?!« Ihr Blick tötet mich, aber das darf er ruhig. »Du hast einen Mann gefunden, der dich geheiratet und zwei Mal geschwängert hat. Wow!« Ich schaue Nat an. Und sie mich. Genauso wie alle anderen – mit Ausnahme von Bill, der noch immer mit seinem Handy beschäftigt ist wie ein typischer Teenager mit seiner Spiele-Konsole. Ich bin mir sicher, dass Mom mich jeden Moment in mein Zimmer schicken wird, doch dann fällt mir wieder ein, dass ich zweiunddreißig bin, auch wenn sich das hier anfühlt wie ein Déjà-vu. Mom sagt nichts. Sie bestraft mich lieber mit diesem leidenden Schweigen, das laut schreit: Womit habe ich das nur verdient? Alles ist still. Da ist nur das sanfte Ticken der Wanduhr, Moms peinliche Berührtheit und das Meer aus Verletzungen, das uns unsichtbar umgibt. Ich presse die Lippen aufeinander und schiebe vorsichtig meinen Stuhl zurück. Ich versuche, dabei möglichst kein Geräusch zu machen, so als wollte ich mich klammheimlich davonstehlen – was total albern ist, weil mich noch immer alle anstarren. Erst als ich stehe, merke ich, wie meine Knie zittern.

»Claire, warte …« Josh steht plötzlich ebenfalls auf. Stuhlbeine schrammen über den Fußboden und ziehen die Blicke von mir zu ihm. »Ich würde euch gern noch etwas sagen, und es ist mir wichtig, dass du dabei bist …«

Er macht eine kurze Pause, dann fügt er ein »Bitte« hinzu. Josh klingt seltsam offiziell. Sanft, aber bestimmt. So bestimmt, dass ich mich sofort wieder hinsetze. Alle Augenpaare sind nun auf ihn gerichtet. Und meines reiht sich ein. Wir sitzen da und starren ihn an. Eine Mischung aus erwartungsvoll und verständnislos.

Josh greift nach Alisons Hand. Sie lächelt und legt ihre Papierserviette zur Seite. Ich wette, bei ihr zu Hause gibt es nur Stoffservietten. Strahlend weiß und gestärkt. Alison steht auf.

»Ich habe den ganzen Abend auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, aber den scheint es in unserer Familie nicht zu geben.« Er lacht matt, dann sieht er Alison tief in die Augen, und bei diesem Blick weiß ich, was er gleich sagen wird. Aber das kann er nicht sagen. Unmöglich. Nicht Josh. »Alison und ich werden heiraten.«

»Was?«, platzt es aus Mom heraus wie eine plötzliche Ohrfeige.

»Alison und ich werden heiraten.«

Dieser Satz lässt Nats und meinen Streit vergessen. Er beendet alles.

»Hast du gehört, Henry?« Moms Tonfall klingt so triumphal, als hätte Josh gerade eröffnet, dass er es geschafft hat, den Klimawandel aufzuhalten. Und den Hunger der Welt. Und HIV. Und das ganz alleine. Nur der Ausdruck in ihrem Gesicht will nicht so recht zur Freude in ihrer Stimme passen. Sie sieht ein bisschen so aus, als wäre ihr übel. Als würde ihr diese Nachricht nicht nur das Abendessen, sondern das ganze Leben verderben. »Das ist … wundervoll …« Sie wendet sich Dad zu. »Ist das nicht wundervoll, Henry?«

Wenn Mom sagt, dass etwas wundervoll ist, sollte man hellhörig werden. Sie fand es nämlich auch wundervoll, als ich ihr eröffnet habe, dass ich mit Jeremy nach London gehen werde. Und auch, als ihre Mutter nach einem längeren Krankenhausaufenthalt für sechs Wochen bei uns einziehen wollte, bis sie sich wieder erholt hat. Und es war auch wundervoll, dass Tante Marybeth zum zweiten Mal geheiratet hat – etwas, das in der Welt meiner Mutter eine schreckliche Sünde ist.

»Jetzt sag du doch auch mal was, Henry.«

Dad starrt die beiden noch immer an. Er hat den Blick mit den großen leeren Augen, den er nur hat, wenn er heillos überfordert ist. Dann räuspert er sich. »Wow!«

»Das ist alles?«, fragt Mom. »Wow?«

Dad lächelt unbeholfen. »Was soll ich sagen, ich meine, wow … Herzlichen Glückwunsch.«

Mom wirft ihm einen spitzen Blick zu, dann schaut sie wieder zu Josh. »Ich … ich muss zugeben, dass ich etwas überrascht bin. Das kommt ziemlich plötzlich.«

»Ich weiß«, sagt Josh. Mehr sagt er nicht.

Alle schweigen. Aber auf diese laute Art und Weise. Als würden eine Million Gedanken wild durcheinanderreden. Nat schaut, als hätte Josh sie um eine Goldmedaille in ihrer Spitzendisziplin gebracht, Moms Gesichtsausdruck ist leer bis freundlich und hat etwas von einer betrogenen Ehefrau, und Dad scheint sich zu fragen, wie lange das zwischen den beiden wohl halten wird. Ich glaube ja, er denkt, dass Alison schwanger ist und Josh sie aus Pflichtbewusstsein heiratet. Ich sitze dazwischen und grinse, weil das, was ich für absolut unmöglich gehalten hätte, gerade wirklich passiert. Wenn sogar mein brillanter Vollblut-Arschloch-Bruder sich festlegen kann, gibt es ja vielleicht auch noch Hoffnung für mich.

Josh sieht meinen nicht schockierten Gesichtsausdruck und zwinkert mir zu, dann atmet er tief ein und sagt: »Ich glaube, wir sollten langsam mal los. Wir sind noch mit Freunden verabredet.«

»Aber es gibt noch Nachtisch«, sagt Mom in einem schwachen Flüstern. »Pumpkin-Pie …«

Das war klar. Natürlich gibt es seinen Lieblingskuchen. Macht ja nichts, dass ich eineinhalb Jahre lang weg war.

»Es tut mir leid, Mom, aber wir sind bereits spät dran.«

Dieser Satz ist seine Antwort auf ihre verbale Ohrfeige von eben. Mom überspielt sie mit einem verkniffenen Lächeln.

»Das verstehe ich natürlich«, lügt sie und schluckt, »dann eben ein anderes Mal.«

Also mich hätte sie spätestens jetzt angeschrien.

»Komm schon, Liebling …« Alison legt ihre Hand auf Joshs Unterarm. »Deine Mutter hat extra deinen Lieblingskuchen gemacht. Dann kommen wir eben ein bisschen zu spät zu Pete.«

Er zögert kurz, dann lächelt er. »Du hast recht, ich schreibe ihm kurz eine Nachricht.«

Alison ist gut. So richtig gut. Sie ist genau der Typ Frau, den ein Alphamännchen heiraten will. Intelligent, gebildet, schön, aber dabei kein bisschen billig. Kein Wunder, dass Mom sie nicht mag.

 

Vierzig Minuten und zwei Stücke Pie später ist mir fast schlecht. Die Stimmung ist so angestrengt fröhlich wie bei einem Kindergeburtstag, bei dem es zuvor richtig großen Streit gegeben hat, und die Vorstellung, wie sie erst sein wird, wenn die anderen gegangen sind, treibt mir jetzt schon Schweißperlen der Verzweiflung auf die Stirn. Nat sitzt da wie sediert, die Kinder spielen erstaunlich still auf dem Teppichboden, und Handy-Bill checkt Börsenkurse, während Dad sich mental schon einmal auf Moms Standpauke vorbereitet – er öffnet gerade sein drittes Bier.

»Der Kuchen war fantastisch, Mom«, sagt Josh und trinkt den letzten Schluck seines Kaffees.

»Das ganze Essen war fantastisch«, fügt Alison hinzu. »Danke für die Einladung.«

Ich sehe Mom an, dass sie am liebsten Ich habe dich gar nicht eingeladen! kreischen würde, doch stattdessen lächelt sie ihr breitestes Mutterlächeln. »Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Ms. Parker.«

»Du kannst ruhig Alison zu ihr sagen, Mom« – Josh schiebt seinen Stuhl zurück –, »sie ist schließlich bald deine Schwiegertochter.«

Als er das sagt, fällt mein Blick wieder auf Mom, und bei diesem Ausdruck in ihren Augen überkommt mich der Wunsch, ganz schnell ganz weit wegzulaufen. Ich muss plötzlich an den Film Lola rennt denken und damit automatisch auch an Danny, weil wir diesen Film nach Petersons Seminar »Cineastische Glanzstücke Europas« im letzten College-Jahr so oft zusammen angeschaut haben. Und so wie jedes Mal versetzt der Gedanke an ihn mir einen heftigen Stich. Ich schüttle das Gefühl ab und sehe anstelle von Dannys Gesicht nur noch eine Version von mir mit knallroten Haaren und einer grünen Hose, die so schnell rennt, wie sie kann. Weg von hier. Raus aus der Gefahrenzone. Sobald nämlich die Tür ins Schloss gefallen sein wird, wird Mom in Tränen ausbrechen. Sie wird schluchzend den Abwasch machen, und wenn ich ihr meine Hilfe anbiete, wird sie diese Frage als Vorwand nutzen, mich anzuschreien, weil sie dafür doch nicht meine Hilfe braucht. Wenn ich sie ihr aber nicht anbiete, wird sie mir vorwerfen, dass ich total egoistisch bin, und dann werde ich trotzdem den Tsunami abbekommen, den eigentlich Josh verdient hätte. So oder so. Ich wäre der Kollateralschaden.

Wir stehen alle im Flur und verabschieden uns reihum. Das ist jedes Mal ein Theater, als würden wir uns für mindestens zehn Jahre nicht mehr sehen. Millicent will noch nicht nach Hause, Hazel ist eingeschlafen, und Bill sitzt schon im Auto. Josh hilft Alison in ihren Blazer.

»Könnt ihr mich in die Stadt mitnehmen?«, platzt es aus mir heraus.

»Was? Aber du bist doch gerade erst angekommen«, sagt Mom verständnislos. »Und wo willst du schlafen?«

»Bei June«, antworte ich, ohne nachzudenken. »Sie hat mir vorhin geschrieben und es mir angeboten.« Hat sie nicht, aber das spielt keine Rolle.

»Klar«, sagt Josh und nickt in Richtung Einfahrt. »Wir warten im Wagen.« Sein Tonfall ist kühler als sonst, aber ich glaube nicht, dass es etwas mit mir zu tun hat.

Als ich wenig später mit meinem kleinen schwarzen Koffer die Stufen hinunterkomme, sind Nat, Bill und die Kinder bereits weg. Meine Schwester hat sich natürlich nicht von mir verabschiedet. Aber das war zu erwarten.

»Du musst nicht gehen, Schätzchen«, sagt Mom mit glasigen Augen.

»Doch, das muss ich.«

»Aber wir sind doch noch gar nicht wirklich zum Reden gekommen …«

»Wir telefonieren einfach, okay?«

»Aber Schätzchen …«

»Ich melde mich. Versprochen.« Bevor sie noch etwas sagen kann, rufe ich noch schnell ein »Bye, Dad!« in Richtung Küche, dann werfe ich die Haustür ins Schloss. Einen Moment später stehe ich in der Dunkelheit und atme die sommerlich warme Nachtluft ein. Dann lächle ich.

New York, ich komme.

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Die Stadt, die niemals …

Mit jedem Meter, den das Lichtermeer näher kommt, hellt sich meine Stimmung weiter auf. Im Radio läuft Charlie Puth mit »Marvin Gaye«, und ich wippe voller Vorfreude mit den Beinen, während die Großstadt und ihr Lärm langsam greifbar werden. Ich glaube, dieser Anblick wird mich für immer sprachlos machen. Die Skyline, das Pulsieren, das Flirren. Ich sitze mit wild klopfendem Herzen auf dem Rücksitz und schmachte New York an wie ein verliebter Teenager.

»Gott, wie sie mich angeschaut hat«, sagt Alison in die Stille. Ich reiße mich von der Skyline los. »Sie kann mich nicht leiden.«

»Ich glaube, ganz so schlimm ist es nicht«, murmle ich lachend.

Alison dreht sich zu mir um und fragt: »Aber sie mag mich nicht, oder?« Und ihr Blick sagt: Bitte, bitte sag, dass ich mich täusche.

»Na ja, du hast ihr ihren guten Jungen weggenommen«, rutscht es mir heraus, bevor ich mich zurückhalten kann.

»Claire!«, sagt Josh aufgebracht.

»Jetzt komm schon, du weißt, dass es so ist«, antworte ich ein bisschen peinlich berührt, weil ich das eigentlich nur denken wollte. Alison schaut betreten auf ihre Knie. Sie ist es nicht gewohnt, nicht gemocht zu werden. Alison ist der Typ Homecoming Queen oder Captain vom Debattierclub. Oder beides. Sie hat Klasse und Verstand. Und Haare, die sogar in der Dunkelheit glänzen. Alison weiß, dass zu einer Ehe mit Josh unsere Mom irgendwie dazugehört, auch wenn das irgendwie eine eklige Vorstellung ist. Sie braucht unsere Mutter auf ihrer Seite. Und deswegen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, von ihr gemocht zu werden. Das wird ein hartes Stück Arbeit.

»Mach dir keine Gedanken, Süße, was auch immer das Problem meiner Mutter ist, es hat ganz sicher nichts mit dir zu tun.«

Alison seufzt. »Natürlich hat es das, Darling. Sie mag mich nicht.«

»Keine Frau wäre gut genug für Josh.« Ich beiße mir kurz auf die Unterlippe. »Also, ich meine, wenn es nach unserer Mom geht.«

»Es ist mir aber wirklich wichtig, dass sie mich mag.«

»Das wird sie auch. Wenn sie dich erst einmal besser kennt, wird sie dich lieben«, sagt Josh ernst.

Ich bin mir da nicht so sicher, zwinge mich aber, meine negativen Gedanken dieses Mal für mich zu behalten. Alison muss den Drahtseilakt bestehen, gut genug für Josh zu sein, aber gleichzeitig auf keinen Fall besser als unsere Mom. Ich kenne nicht viele, die das schaffen würden. Wenn ich ehrlich bin, kenne ich niemanden. Ich weiß nicht, wie sich das anfühlt, ich war schließlich weder verlobt noch musste ich ein Mutterherz für mich gewinnen. Die Mütter meiner Ex-Freunde haben mich allesamt geliebt – wahrscheinlich mehr als ihre missratenen Söhne. Wäre ich mit Jamies Mom zusammen gewesen, wäre ich inzwischen garantiert glücklich verheiratet.

Ich schaue kurz aus dem Fenster und versuche, an nichts zu denken. Vor allem nicht an den »J-Faktor«. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Josh seine Hand auf Alisons Knie legt. Es ist ein zärtlicher Augenblick, von dem sie wahrscheinlich so viele haben, dass sie sie gar nicht wirklich wahrnehmen, und bei dem ich mich plötzlich entsetzlich einsam fühle.

»Jahrelang liegt Mom mir in den Ohren, dass sie so sehr hofft, dass ich endlich die Richtige finde, aber wenn ich sie ihr dann vorstelle, verhält sie sich, als wäre sie geisteskrank.«

»Also wirklich«, sage ich tadelnd, »wie kannst du nur so von unserer Mutter sprechen?«

Er wechselt die Spur, dann entgegnet er: »Wieso? Stimmt doch.«

»Vermutlich dachte sie wirklich, dass es sie freuen würde, wenn du die Richtige findest.«

»Aber?«

»Aber sie hat eben nicht damit gerechnet, dass sie das noch miterleben würde.«

»Haha, sehr witzig.«

»Ach komm, Josh, kannst du es ihr denn verübeln?«

Er schaut irritiert in den Rückspiegel. »Moment mal, du bist auf ihrer Seite?«

»Ähm, nein … wann waren Mom und ich bitte jemals auf derselben Seite?«

Ich erkenne das charakteristische Grinsen in seinen Augen. »Ich dachte schon …«

»Sie hat Angst, dich zu verlieren, das ist alles.«

»Aber das tut sie doch gar nicht!«, sagt er genervt.

»Doch, das tut sie.« Ich sehe Josh an, dass er mir widersprechen will, aber er tut es nicht. »Sie verliert den Platz in deinem Leben … ihren Stellenwert.« Josh seufzt. »Sie war immer die unangefochtene Nummer eins, die Konstante in deinem Leben und die Frau, die du um Rat gefragt hast. Sie war die Frau, die dir dein Lieblingsessen kocht und die vor allen anderen kam … und jetzt …«

Josh sieht einen Moment zu Alison hinüber, und sie sieht schuldbewusst in ihren Schoß. »… jetzt ist sie es nicht mehr«, beendet er meinen Satz.

»So ist es«, sage ich und seufze. »Aber keine Angst, Mom wird sich schon wieder einkriegen.«

»Denkst du?«, fragt Alison und dreht sich zu mir um.

»Ich bin mir sicher«, antworte ich, obwohl das gar nicht stimmt. Alison strahlt mich an. Sie lächelt sogar wie Carey Mulligan.

»Das würde ich ihr auch raten«, sagt Josh, atmet tief ein und stößt die Luft dann langsam wieder aus.

»Aber eins musst du zugeben«, sage ich, ohne nachzudenken, »es war wirklich nicht damit zu rechnen, dass der Tag einmal kommen würde, an dem du uns deine Verlobte vorstellst … Im Ernst jetzt, Josh, wir haben uns inzwischen doch nicht mal mehr die Mühe gemacht, uns die Namen von deinen ganzen Tanten zu merken.« Josh starrt mich einen Moment im Rückspiegel an, und dieser Blick macht mir schlagartig bewusst, dass ich das gerade wieder laut ausgesprochen habe. Muss am Jetlag liegen. Sonst bin ich eigentlich kein verbaler Trampel. »O mein Gott …«, fange ich unbeholfen an, aber ihr schallendes Lachen unterbricht mich. Josh und Alison biegen sich, und ich verstecke mein Gesicht in den Händen. »Es tut mir leid, ich bin total übermüdet …«, flüstere ich. »Ich …«

»Mach dir keine Gedanken«, sagt Alison noch immer lachend, »Josh hat mir alles erzählt.«

»Das war trotzdem völlig daneben …«

»Ehrlich, es ist kein Problem.« Sie lächelt, und ihr Blick fügt hinzu: Ich kenne seine dunklen Geheimnisse, und ich liebe ihn trotzdem.

»Oh, Claire«, sagt Josh noch immer lachend, »du hast mir so gefehlt.«

[home]

We’ll meet again, don’t know where, don’t know when …

Eine halbe Stunde später stehe ich auf dem Gehweg vor Junes Haus und sehe zu, wie Joshs Wagen vom New Yorker Verkehr verschluckt wird. Die Nacht ist fast tropisch. Es geht kein Lüftchen, und die Stimmung knistert elektrisch. Ich schaue die kopfsteingepflasterte Straße hinunter, die sich zwischen den hohen Backsteinbauten hindurchschlängelt wie ein Fluss. Sie ist gesäumt mit Geschäften, ein paar Restaurants und natürlich dem obligatorischen Irish Pub, den es in jeder zweiten Straße geben muss, ein bisschen so, als hätten die irischen Einwanderer bei ihrer Ankunft überall ihre Duftmarken hinterlassen. Sogar von hier aus kann man erkennen, wie beschlagen die Fensterscheiben des Dubliners von der Hitze der tanzenden und feiernden Massen sind. Vor dem Eingang stehen Tische und Stühle, auf denen die Leute sitzen, trinken und reden. Ich höre ein Gewirr aus Stimmen und lautem Gelächter, sehe das Flackern der Kerzen und spüre, wie viel Spaß alle anderen haben. Sie sind unterwegs mit Freunden. Sie haben ihren Platz. Nur ich nicht. So als bräuchte man fürs Leben eine verdammte Reservierung, und mir hat niemand etwas davon gesagt.

Ich wende mich dem ziemlich abgelebten Gebäude zu, vor dem ich stehe, und lege seufzend den Kopf in den Nacken. Das ist es also … das Knights Building. June hat mir damals alles darüber erzählt. Vor etwas über einem Jahr wollte ein Investor es kaufen, abreißen und durch Luxuswohnungen ersetzen. Doch dann kam es zu einem Rechtsstreit, weil ein Eigentümer, ein älterer Herr namens Ezra Knight, sich standhaft geweigert hat, seine Wohnung zu verkaufen. Er habe dort einen Großteil seines Lebens zusammen mit seiner Frau verbracht und würde niemals freiwillig gehen. Also zog er vor Gericht, und natürlich liebte die Presse den Fall. Sie titelte mit Schlagzeilen wie Siegt David gegen Goliath? oder Ein alter Mann und sein Haus – das große Tauziehen ums Knights Building. Diese Artikel gaben Mr Knight Rückenwind und dem Gebäude seinen Namen. June hat damals täglich mit der Kündigung gerechnet. Aber es kam nie eine. Ezra Knight ist inzwischen leider verstorben, aber seine Kinder prozessieren weiter. Ich mag diese Geschichte. Und ich kann gut verstehen, dass viele der Leute, die hier wohnen, stolz darauf sind. Hätte ich vor eineinhalb Jahren nicht Jeremys Lebensweg eingeschlagen, wäre ich vermutlich eine von ihnen. Ich hätte die Wohnung mit June und würde mich hier nicht fremd, sondern pudelwohl fühlen. June hat es damals schon gewusst. Sie hat gleich durchschaut, was ich mir nicht eingestehen wollte. Nämlich, dass so ein niedlicher, britischer Akzent unschuldig klingt, es der Besitzer dieses Akzentes aber deswegen noch lange nicht ist.