Noch eine Hochzeit? - Friederike von Buchner - E-Book

Noch eine Hochzeit? E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Toni und Steffen waren fertig. »Mei, schau dir das an! Wir haben es geschafft, das gesamte Holz zu stapeln«, sagte Toni. »Danke, Steffen, für deine Hilfe!« »Nix zu danken, im Gegenteil. Es tat mir gut, etwas zu tun. Nach Heddys Gefühlsausbruch auf der Kuhalm gestern Abend gehen mir doch viele Gedanken durch den Kopf. Und heute Morgen hatte sie es sehr eilig zu verschwinden. Dabei hatte ich mich auf ein gemeinsames Frühstück gefreut«, sagte Steffen. »Wenn man den Kopf voller schwerer Gedanken hat, ist körperliche Arbeit immer gut.« Toni lächelte. »Das stimmt, Steffen. Das kenne ich nicht nur von mir, sondern auch von Anna und noch mehr von früher, als ich noch daheim war. Wenn meiner Mutter etwas Kopfschmerzen machte, stürzte sie sich in den Großputz.« Sie lachten beide. Zufrieden betrachteten sie den fast zwei Meter hohen Holzstapel, der sich an der Rückwand der Berghütte entlang zog. Nur die Fenster waren ausgespart. Dort war das Holz nur bis zur Fensterbank aufgeschichtet.

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Toni der Hüttenwirt Extra – 68 –Noch eine Hochzeit?

Das Bergtal kommt nicht zur Ruhe

Friederike von Buchner

Toni und Steffen waren fertig.

»Mei, schau dir das an! Wir haben es geschafft, das gesamte Holz zu stapeln«, sagte Toni. »Danke, Steffen, für deine Hilfe!«

»Nix zu danken, im Gegenteil. Es tat mir gut, etwas zu tun. Nach Heddys Gefühlsausbruch auf der Kuhalm gestern Abend gehen mir doch viele Gedanken durch den Kopf. Und heute Morgen hatte sie es sehr eilig zu verschwinden. Dabei hatte ich mich auf ein gemeinsames Frühstück gefreut«, sagte Steffen. »Wenn man den Kopf voller schwerer Gedanken hat, ist körperliche Arbeit immer gut.«

Toni lächelte.

»Das stimmt, Steffen. Das kenne ich nicht nur von mir, sondern auch von Anna und noch mehr von früher, als ich noch daheim war. Wenn meiner Mutter etwas Kopfschmerzen machte, stürzte sie sich in den Großputz.«

Sie lachten beide.

Zufrieden betrachteten sie den fast zwei Meter hohen Holzstapel, der sich an der Rückwand der Berghütte entlang zog. Nur die Fenster waren ausgespart. Dort war das Holz nur bis zur Fensterbank aufgeschichtet.

»Komm, Steffen, wir haben uns ein Bier verdient. Ich lade dich ein.«

»Danke, ich nehme lieber ein Wasser«, antwortete Steffen.

»Wie du willst«, antwortete Toni.«

Sie gingen nach vorn auf die Terrasse.

Sie war fast leer. Nur an einem Ende saßen zwei Wanderer an einem Tisch. Sie aßen Eintopf.

Anna stellte den Apfelstrudel als Nachspeise ab.

Sie trat kurz zu Toni und Steffen.

»Ich habe euch durchs Küchenfenster beobachtet«, sagte sie. »Mei, seid ihr fleißig gewesen!«

Sie wechselten noch ein paar Worte, bevor Anna in die Küche ging.

»Ziemlich ruhig«, bemerkte Steffen.

»Das ist oft so, wenn nachts dichter Nebel war. Da zögern die Leute mit den Wanderungen. Dabei ist es jetzt klar und sonnig. Die Hüttengäste sind früh aufgebrochen. Das sind echte Bergler und kennen die Spielarten des Wetters. Ich nehme an, zum späten Nachmittag wird es wieder voll. Dann kommen die Tagesgäste, die endlich dem schönen Wetter trauen und nur eine kleine Wanderung machen. Setz dich schon mal hin, Steffen«, sagte Toni.

Kaum dass Steffen saß, bimmelte sein Handy.

Er nahm das Gespräch an. Es war seine Mutter.

»Guten Morgen, Bub«, sagte Rosel.

Sie kam gleich zur Sache.

»Was bin ich froh, dich zu erreichen! Das war ein Saunebel heute Nacht. Man konnte die Hand kaum vor den Augen sehen. Du bist nicht heimgekommen die ganze Nacht. Wir haben uns Sorgen gemacht, besonders, da du auch heute Vormittag nicht gekommen bist, und jetzt ist es schon bald Mittag. Wo bist du?«

Steffen lachte laut.

»Du bist eine richtige Glucke, Rosel. Ich bin mehr als dreimal sieben alt. Nur weil ich in Waldkogel bin, musst du dich nicht sorgen. Wenn ich auf Expeditionen bin, tust du es doch auch nicht. Dann kam es öfter vor, dass wir länger keinen Kontakt hatten, weil ich mich gerade irgendwo in einem Funkloch befand.«

»Das steht jetzt nicht zur Diskussion«, erwiderte Steffens Mutter hart.

»Ich habe es nicht so gemeint, Rosel. Du bist eine ganz Liebe. Keine Sorge, mir geht es gut. Ich bin auf der Berghütte. Ich werde wahrscheinlich den ganzen Tag über noch bleiben, vielleicht auch länger. Falls ich länger bleibe, melde ich mich. Also, mir geht es gut. Du kannst beruhigt sein.«

»Ja, man macht sich als Mutter eben Sorgen. Es ist nicht so, als wollte ich dich kontrollieren. Das darfst du nicht missverstehen, Steffen.«

»Ich habe das nicht missverstanden. Es ist alles in Ordnung. Schön, dass du dir Gedanken um mich machst. Also, ich muss jetzt auflegen. Toni kommt.«

»Steffen, gib Bescheid, wenn du kommst! Dann koche ich dir etwas Gutes.«

»Kann ich mir aussuchen, was du kochst?«

»Klar kannst du das«, lachte Rosel.

»Gut, ich werde es mir überlegen«, antwortete Steffen.

Er kannte seine Mutter gut und wusste, wie sie abzulenken war.

»Du musst dich rechtzeitig melden«, sagte Rosel. »Vielleicht muss ich dann noch einkaufen gehen.«

»Das mache ich, versprochen und jetzt pfüat di, Rosel!«

»Pfüat di und Grüße an Toni und Anna!«

»Ich werde es ausrichten. Jetzt muss ich Schluss machen.«

Sie legten auf.

Steffen seufzte hörbar. Dann lächelte er.

»Meine liebe Mutter«, sagte er. »Rosel macht sich keine Gedanken, wenn ich mal wieder in der Ferne unterwegs bin, auch wenn sie mal eine Woche oder länger von mir keine Nachricht bekommt. Kaum bin ich wieder hier, fällt sie in ihr Gluckengehabe zurück. Bub, wo gehst du hin? Steffen, wann kommst du? Steffen, wo bist du gewesen? Steffen, warum hast du dich verspätet?«

Er grinste.

»Okay, ich bin noch nicht lange von meiner letzten Expedition zurück. Weißt du, Toni, das ist in den ersten Wochen meines Heimaturlaubs immer so.«

»Nimm es ihr nicht krumm! Sie hat dich lieb und hat dich gern bei sich, wenn du daheim bist. Anders kann sie es nicht ausdrücken. Du bist erwachsen, Steffen. Sie kann dich nicht einfach in den Arm nehmen und herzen, wie sie es bestimmt gemacht hat, als du noch ihr kleiner Herzbube gewesen bist.«

»Ja, das weiß ich. Ich sehe es ihr auch nach. Am liebsten hätte sie es, wenn ich ständig bei ihr wäre. Jetzt habe ich erst mal meine Ruhe. Ich habe ihr gesagt, dass ich heute und wahrscheinlich einige Tage länger bei dir auf der Berghütte verbringe.«

»Willst du wirklich einige Tage hier Quartier nehmen?«, fragte Toni.

»Das werde ich sehen. Aber vor allem muss ich sehen, wie das mit Heddy wird«, antwortete Steffen.

»Wenn man vom Teufel spricht«, witzelte Toni. »Dort kommt Heddy.«

Steffen dreht sich um.

Heddy kam über das Geröllfeld. Sie winkte.

Steffen stand auf, streckte beide Arme hoch in die Luft und winkte zurück. Heddy warf ihm Handküsse zu. Sie ging schneller.

Er lief ihr entgegen.

Sie trafen unterhalb der Stufen aufeinander, die auf die Terrasse der Berghütte führten.

»Da bist du, Heddy«, sagte Steffen. »Ich habe dich vermisst.«

»Ja, da bin ich wieder. Ich habe dich auch vermisst.«

Sie umarmten und küssten sich.

»Konntest du alles erledigen?«

»Ja, alles ist gut. Tut mir leid, dass ich so davonrennen musste. Ich war spät dran. Außerdem wollte ich bei Wendy auf der Ziegenalm duschen und mir etwas Sauberes zum Anziehen leihen.«

»Das hat wohl nicht geklappt«, sagte Steffen und betrachtete Heddy von oben bis unten. »Du hast noch die gleichen Sachen an.«

Heddy rollte die Augen.

»Typisch Mann! Ich trage eine andere Bluse.«

Steffen wurde verlegen.

»Das ist mir nicht aufgefallen. Entschuldige!«, sagte er kleinlaut.

»Steffen, du musst dich nicht entschuldigen. Ich weiß, dass du mir mehr in die Augen schaust, als auf mein Äußeres achtest.«

»Ja, so ist es.«

Sie küssten sich wieder.

»Was machen wir mit dem Rest des Tages?«, fragte Heddy.

»Was würdest du den gern tun?«, fragte Steffen.

»Toni kann uns ein bisserl Proviant geben. Wir wandern den Pilgerweg hinauf und verbringen die Zeit oben auf dem Plateau. Die Aussicht ist dort sehr schön«, antwortete Heddy.

»Ich kümmere mich darum«, antwortete Steffen.

Er legte den Arm um Heddys Schultern, und sie gingen die Stufen zur Terrasse hinauf.

Toni kam.

»Grüß Gott, Heddy!«, sagte Toni.

»Wir sind ein Paar, Toni«, sagte Heddy. »Nur falls du es noch nicht weißt.«

»Ich weiß es. Steffen hat es mir gebeichtet«, lachte Toni. »Gut schaut ihr zusammen aus.«

»Hoffentlich hat Steffen nicht zu viel erzählt«, rutschte es Heddy heraus.

»Für ein langes und ausführliches Gespräch hatten wir noch keine Gelegenheit. Ich musste das gehackte Brennholz aufstapeln. Steffen war so freundlich und hat mir geholfen. Wir haben uns gerade zusammengesetzt und wollten etwas trinken. Komm, setz dich zu uns! Was magst du essen und trinken?«

»Danke, Toni, aber ich habe weder Hunger noch Durst«, antwortete Heddy.

»Ich weiß schon. Verliebte leben von Luft und Liebe«, schmunzelte Toni.

Steffen bat Toni um Proviant und sagte, dass Heddy und er eine Wanderung machen wollten.

»Ich richte euch etwas her. Es dauert nicht lange«, antwortete Toni. »Klar, dass ihr allein sein wollt.«

Toni eilte in die Küche.

Es dauerte nicht lange, dann kam er mit einem Beutel voller Proviant zurück.

Steffen schulterte seinen Rucksack und hing sich die Umhängetasche aus Stoff über die Schulter.

Anna kam heraus auf die Terrasse. Sie wechselten noch einige Worte, dann verabschiedeten sich Steffen und Heddy.

Hand in Hand gingen sie über das Geröllfeld. Oben bogen sie links ab auf den schmalen Pfad, der am Erkerchen vorbei auf den breiteren Pilgerweg führte. Auf dem schmalen Pfad gingen sie hintereinander.

Auf der Bank am Erkerchen saß niemand.

Sie traten ans Geländer des kleinen Felsenvorsprungs und schauten über das Tal.

»Heddy, wahrscheinlich wirst du es nicht wissen«, sagte Steffen. »Seit vielen Generationen ist das Erkerchen der Treffpunkt der Verliebten aus Waldkogel. Ich bin sicher, jedes Paar aus Waldkogel hat hier innige Küsse ausgetauscht.«

»Klingt romantisch! Ich bin hier schon oft vorbeigegangen. Aber das wusste ich nicht. Wieder habe ich etwas über Waldkogel dazugelernt«, sagte Heddy.

Sie schmiegte sich an Steffen. Sie hob den Kopf und schaute ihm in die Augen.

»Wollen wir uns setzen und damit der ungeschriebenen Tradition folgen?«, fragte Steffen leise.

»Der Tradition soll man folgen«, sagte Heddy. »Ich finde Traditionen gut. Sie geben dem Leben eine Richtung, finde ich. Man kann sich daran orientieren. Sie geben Halt.«

»Aber nur, wenn sie nicht zu starr sind«, widersprach Steffen. »Das bezieht sich jetzt nicht auf die Tradition des Erkerchens.«

»Wie könnte man eine solche romantische Tradition auch ablehnen. Steffen, ich habe einmal einen schlauen Satz gelesen. Er lautete: Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme. Das sagt doch alles aus. Traditionen können, sollen, müssen gegebenenfalls der jeweiligen Zeit angepasst werden. Dabei ist es notwendig, den Kern zu bewahren.«

»Das ist gut gesagt, Heddy. Klar, die Welt dreht sich weiter. Manche Traditionen passen nicht mehr so ganz. Es ist gut, wenn man sie ein bisserl anpasst. Heddy, wie du schon gesagt hast, das trifft jedoch nicht auf die schöne romantische Tradition des Stelldicheins am Erkerchen zu. Die Großeltern und die Eltern erzählen es den Kindern und den Enkeln. Ich habe es oft erlebt, wie davon geschwärmt wurde, von romantischen Augenblicken unter dem Sternenhimmel.«

»Dann stammt deine Familie auch aus Waldkogel? Du hast doch gesagt, ihr seid hergezogen, als deine Eltern in Markwasen gebaut haben.«

»Das stimmt. Aber meine Großeltern sind von hier. Später verkauften sie den Hof und zogen nach München. Als mein Vater meine Mutter in München kennenlernte, stellte sich heraus, dass sie auch aus Waldkogel stammte. Sie fuhren oft her. Als Markwasen eingemeindet wurde, beschlossen sie zu bauen und heirateten. Ich bin ein echter Waldkogeler Bub.«

»Das ist eine schöne Geschichte. Deine Eltern zog es zu den Wurzeln«, sagte Heddy.

»So kannst du es sehen. Komm, wir setzen uns«, sagte Steffen.

Steffen ließ den großen Rucksack von den Schultern gleiten und stellte ihn zusammen mit dem Stoffbeutel neben die Bank. Heddy stellte ihren kleineren Rucksack, den sie auch als Handtasche benutzte, ans Ende der Sitzbank.

Sie setzten sich nebeneinander und rutschten eng zusammen. Sie kuschelten sich aneinander und küssten sich. Die Küsse waren innig und ihre Herzen waren sich sehr nahe.

»Ich liebe dich, Heddy«, flüsterte Steffen.

Sie schauten sich tief in die Augen.

»Und ich liebe dich«, flüsterte Heddy,

Sie küssten sich wieder.

»Steffen, ich hatte nie an einen Burschen gedacht, noch mir viele Gedanken über die Liebe gemacht. Ich hatte so gar keine Vorstellung davon. Ich dachte, irgendwann in einigen Jahren lerne ich jemanden kennen. Alle meine Gedanken richteten sich auf meine berufliche Zukunft und wie ich alles organisiere. Da kam Liebe nicht vor, auch nicht im Entferntesten. Und dann sind wir uns in der Nähe der Klamm begegnet. Du kamst aus der einen Richtung und ich aus der anderen Richtung. Wir waren Fremde, Wanderer in der Natur. Es war ganz normal, wie es eben ist, wenn sich zwei fremde Menschen begegnen. Man schaut sich im Vorbeigehen kurz an, lächelt vielleicht oder ruft sich einen Gruß zu. Doch als unsere Blicke aufeinandertrafen, da geschah etwas mit mir.«

»Genauso war es. Was hast du empfunden?«, fragte Steffen.

»Das wollte ich dir doch gerade erzählen, Steffen. Es war magisch. Es ist kaum zu beschreiben. Auf einen Augenblick zum andern hatte sich die ganze Welt um mich herum verändert. Es war, als gäbe es nichts mehr um uns herum. Da gab es nur noch dich und mich im unendlichen Universum. Als wären wir zwei Planeten, die irgendwie abgedriftet waren auf der Suche nach ihrem Zwillingstrabanten, um sich für den Rest der Zeit zu umkreisen.«

»Mei, hast du das schön gesagt, Heddy!«, hauchte Steffen ergriffen. »Dafür muss ich dich küssen.«

Ihre Lippen fanden sich zu einem langem, einem sehr langen und innigen Kuss. Sie schauten sich tief in die Augen.