Noch mehr Ideen aus der Eltern-Trickkiste - Ute Glaser - E-Book
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Noch mehr Ideen aus der Eltern-Trickkiste E-Book

Ute Glaser

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Beschreibung

Der ganz normale Familienalltag bietet zahllose Gelegenheiten, bei denen Kinder ganz andere Vorstellungen haben als ihre Mütter oder Väter. "Die Eltern-Trickkiste 2" greift die typischen Problemzonen auf, in denen die häufigsten Konflikte im Leben mit Klein- bis Grundschulkindern lauern: beispielsweise Bad und Bett, Kinderzimmer, Schule, Hausaufgaben … Sie finden in diesem Buch über 200 praktische Tipps und Tricks, die sich in zahlreichen Familien bestens bewährt haben und die auch Ihnen helfen werden, künftig alle typischen Alltagssituationen gelassener, spielerischer und fröhlicher zu meistern. Zusätzlich lernen Sie viele praktische Ideen kennen, wie Sie Ihr Kind ganz nebenbei sinnvoll fördern können - und auch Anregungen, um Ihre Rolle als Erzieher zu stärken. Ungewöhnlich und modern gestaltet, ist das Buch auch ein schönes Geschenk für junge Eltern.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 243

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VORWORT

Liebe, Vertrauen und Respekt

ELTERN WÜNSCHEN SICH manchmal, ein paar wirkungsvolle Zaubertricks zu kennen. Doch waschfauler Nachwuchs verwandelt sich nicht mit einem Fingerschnippen in einen Badezimmerfan, auch gegen Hausaufgabenfrust lässt sich kein Zauberspruch finden. Die »Rezepte« zwischen diesen Buchdeckeln entsprechen vielmehr der Art von Tricks, wie sie jeder aus der Arbeitswelt kennt, ob Handwerker, Hausfrau, Büroangestellter oder Sternekoch: Kleine Kniffe machen die Arbeit leichter und das Ergebnis oft besser. Warum sich nicht auch den Erziehungsalltag so erleichtern? Aus dem wenig verlockenden »Resteessen« zum Beispiel wird mit exotischen Gewürzen ein »Gericht aus Tausendundeiner Nacht«. Statt ewig über einer Rechenaufgabe zu brüten oder sich die Lösung von Ihnen zu erbetteln, schafft Ihr Kind mithilfe von Murmeln womöglich selbst den Durchbruch.

Damit Eltern nicht all das neu erfinden müssen, was andere Mütter und Väter bereits erprobt haben, sind hier Tipps aus verschiedenen Bereichen des Familienlebens zusammengestellt. Allesamt mit dem Ziel, das Leben gelassener und fröhlicher zu gestalten.

Wer in die Trickkiste greift, sollte berücksichtigen, dass nicht alles immer gleich gut wirkt. Ein Kind ist ein Individuum und keine Maschine, und das gilt ebenso für Eltern. Ein Fenster lässt sich je nach Wetter besser oder schlechter putzen, und ein Kind lässt sich nicht immer für jedes Vorhaben gewinnen. Mit dem Alter nimmt außerdem die Gewitztheit zu, was das Anwenden simpler, spontaner Tricks erschwert. Strategisch durchdachte Tricks gewinnen dann größere Bedeutung.

Eins ist ohnehin Grundbedingung dafür, dass kleine Kniffe das Miteinander in der Familie »ölen«: gegenseitiger Respekt. Wenn Sie den kleinen Menschen in seiner Würde wahrnehmen, können Sie einiges verbieten oder durch Finessen erreichen, weil die Basis stimmt. Ihr Kind spürt das liebende Vertrauen von Mama und Papa und begreift, dass es Ihnen um sein Bestes geht, selbst wenn es den einen oder anderen Trick irgendwann durchschaut.

Ute Glaser

SPRACHE

In einer Familie wird vieles besprochen: Gedanken und Gefühle, Erwartungen und Wünsche, Sorgen und Freuden, aber auch so Alltägliches wie das Mittagessen, das Fußballtraining am Nachmittag oder eine gemeinsam angesehene Fernsehsendung. Damit ein Kind lernt, in der Welt zurechtzukommen, und seine Eltern versteht, kommt es beim Sprechen oft auf das Wie an. Wenn Sie als gute Gesprächspartner die Worte mit Bedacht wählen wollen, helfen ein paar Kniffe.

NAMENSRUF ALS SIGNAL

Damit die Botschaft ankommt

DER VORNAME EINES KINDES ist ungemein wichtig in der familiären Kommunikation. Mit ihm reden Eltern ihr Kind viele Male am Tag an und wenden sich ihm unmittelbar zu. Wenn es seinen Namen hört, weiß es seinerseits, dass es die Ohren spitzen sollte, weil die nun folgenden Worte eindeutig ihm gelten. Der eigene Vorname hat hohen Signalwert, ein Kapital, das Eltern hüten und nutzen sollten. Stattdessen wird es oft verschleudert, indem die Eltern den Namen des Sprösslings durch die Gegend schmettern, ohne eine Botschaft hinzuzufügen. »Marvin!« – weiter nichts. Soll Marvin jetzt sagen, wo er ist? Soll er herkommen? Soll er etwas tun oder etwas anderes lassen? Marvin hat keine Ahnung, was von ihm gewünscht wird.

Ein Kind, dessen Name öfter solo erschallt, wird darauf irgendwann nicht mehr reagieren. Der Aufmerksamkeitseffekt verpufft. Das ist schade – und es kann sogar gefährlich sein, speziell wenn Eltern ihr Kind vor einer akuten Gefahr warnen wollen! Möchten Sie erreichen, dass Ihr Kind aufmerkt und hört, wenn Sie es bei seinem Namen rufen, dann setzen Sie unbedingt in aller Kürze hinzu, was Sie wollen. Zum Beispiel so: »Marvin! Komm mal bitte zu mir in den Keller!« oder »Klara! Bist du schon zu Hause?«.

Ich bemerkte ein etwa vierjähriges Mädchen, das in der Fußgängerzone mit seinem Vater unterwegs war. Die Kleine entdeckte ein öffentliches Telefon, lief hin und nahm den Hörer ab. »Lena!«, rief der Vater ihr nach – sonst nichts. Wollte er, dass sein Kind sich nicht mit dem Telefon beschäftigte? Wollte er, dass Lena nicht mit dem Hörer spielte oder dass sie flott zu ihm zurückkam? Das Töchterchen ahnte genauso wenig wie ich, was er ihr mit seinem Ruf sagen wollte, und tat entsprechend – nichts. Es spielte weiter mit dem Telefonhörer. Als der Vater schließlich weiterging, lief das Kind ihm nach und ließ den Hörer baumelnd hängen.

WORTVIELFALT

Zum Entfalten der Persönlichkeit

EIN KIND KANN SEIN ICH umso besser formen, je besser es sich auszudrücken lernt. Aus dem Wortschatz lässt sich schöpfen, um Beobachtungen, Gefühle und Erlebnisse zu beschreiben: Es ist ein Unterschied, ob ein Kind »Ich bin traurig« sagt oder ob es formulieren kann: »Ich habe Sehnsucht« (deshalb bin ich traurig). Fürs differenzierte Betrachten der Welt sollte der Nachwuchs »Meer«, »Teich« und »Stausee« unterscheiden können, statt alles »Wasser« zu nennen. Ein »Der Helge ist doof« ist weniger hilfreich als »Er hat mich beleidigt«. Schenken Sie Ihrem Kind ein großes Wortfeld, aus dem es ernten kann. Zeigen und erklären Sie ihm den Unterschied zwischen Heu und Stroh, Weißkohl und Wirsing, ängstlich und zurückhaltend, frech und boshaft.

Wer bis ins Grundschulalter viel vorliest, vergrößert spielerisch den Wortschatz seines Kindes. Erklärt der Vorleser Wörter wie Maultrommel und Gouvernante, lernt der kleine Zuhörer sogar nebenbei Neues – umso wichtiger, weil immer mehr Begriffe verloren gehen. So sagen viele Kinder nicht mehr »Wiese« und »Gras«, für sie ist alles »Rasen«.

SPIELERISCH FÖRDERN 1

HORIZONT ERWEITERN

»Die Jugend hat ja für nichts Interesse!«, jammern Erwachsene. Doch Interesse lässt sich wecken. Konfrontieren Sie Ihr Kind mit neuen, überraschenden Dingen. Geben Sie nicht klein bei, wenn es lieber zum x-ten Mal in den Zoo statt erstmals in den Wildpark will. Umso lehrreicher ist die Erfahrung, wenn sich etwas Unbekanntes als tolle Sache entpuppt. Gerade die Vielschichtigkeit unserer Welt ist es, die bildet. Oft wird in der Kindheit eine Saat gelegt, die erst Jahre später aufgeht.

SÄTZE STATT BROCKEN

Der Sprechfaulheit trotzen

FAULSEIN IST SCHÖN, und es ist den meisten Menschen von Natur aus angenehm. Kinder sind besonders oft sprechfaul. Sie kommunizieren gern in Brocken: »Durst!«, heißt es dann knapp, auch »Gib!«, »Das da!«, »Zwei Schöpflöffel!« oder »Mehr!«.

Solange gutmütige Eltern dem Kind geben, was es offenbar will, muss es sein Sprechverhalten nicht ändern. Doch in der Welt draußen ist es ein Nachteil, nicht in ganzen Sätzen zu sprechen. Satzbrocken sind missverständlich und wirken unbeholfen. Fordern Sie Ihrem Kind zuliebe, dass es in ganzen Sätzen redet.

Ruft Ihr Sprössling »Fleisch!«, fragen Sie nach: »Was möchtest du? Bitte sag es in einem ganzen Satz.« Warten Sie geduldig. Fällt Ihrem Kind die richtige Formulierung nicht ein, sprechen Sie notfalls vor: »Ich möchte noch etwas Fleisch.« Mit dem, was es will, beschäftigen Sie sich erst, wenn die korrekte Langversion Ihre Ohren erreicht hat.

ADJEKTIVE RETTEN

Damit Sprache und Leben bunt bleiben

AUF DER LISTE der bedrohten Wortarten steht ganz oben das Adjektiv. Grundschüler reihen beim Sprechen oft nur kurze Hauptsätze aneinander, in denen Adjektive völlig fehlen. Das raubt der Sprache ihre Farbigkeit und reduziert die Möglichkeiten, Empfindungen und Beobachtungen verständlich und lebensnah auszudrücken.

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind erzählt: »Ich habe eine Frau gesehen, die einen Wagen mit Sachen zog.« Wie viel ausdrucksstärker wäre es, wenn es hieße: »Ich habe eine zerlumpte Frau gesehen, die einen wackeligen Einkaufswagen voller verrosteter Sachen zog.« Eltern sind Vorbilder – auch in sprachlicher Hinsicht. Wer Adjektive selbst oft gebraucht, schärft die Wahrnehmung seines Kindes und gibt ihm ein Sprachwerkzeug an die Hand, mit dessen Hilfe es nicht nur die Außenwelt, sondern auch seine Innenwelt differenziert beschreiben kann.

EINDEUTIGE BEGRIFFE

Je präziser, desto besser

GERADE WENN ELTERN etwas erreichen wollen, gilt: Sie sollten dafür eindeutige Begriffe wählen und genau sagen, welches Verhalten sie vom Kind erwarten. Mit so unkonkreten Aufforderungen wie »Sei lieb!« oder »Sei vorsichtig!« weiß das kleine Gegenüber oft nichts anzufangen. Womöglich hat es sogar eine ganz andere Vorstellung von dem, was beispielsweise »lieb sein« meint. Zudem bedeuten solche Aufforderungen je nach Situation unterschiedliche Dinge, die benannt werden wollen. So kann ein »Sei vorsichtig« in Bezug auf das Tischdecken heißen, dass der kleine Helfer die Schüssel mit den Kartoffeln beim Tragen gut festhalten soll. Beim Streicheln eines Babys fordert es dagegen die sachte Berührung und beim Radfahren das wachsame Beobachten des Straßenverkehrs.

Möchten Sie, dass Ihr Kind Sie versteht, dann wählen Sie eindeutige Begriffe für das, was Sie wünschen: Statt »Sei lieb!« sagen Sie konkreter »Tu das, was Oma sagt!«, statt »Sei vorsichtig!« präzisieren Sie »Halte dich beim Klettern gut fest!«.

Das etwa zweijährige Mädchen im Wartezimmer hielt seiner Mutter ein Spiel hin und redete dabei quengelnd auf sie ein. Die Mutter forderte unwirsch: »Rede anständig!« Aber was bedeutet »anständig«? Lauter, leiser, ruhiger? Das Mädchen hatte offenbar keine Ahnung und änderte seinen quengelnden Tonfall um keinen Deut. »Sprich bitte deutlich und freundlich mit mir«, wäre hier wahrscheinlich effektiver gewesen.

»BÖSE« GIBT’S NICHT

… oder nur im Märchen

»DU BIST BÖSE!« Ein Satz, den jeder lassen sollte, der sein Kind liebt. Mit »böse« heften Eltern ihrem Sprössling ein Etikett an, das er nicht genau erfassen kann und als beängstigend empfindet. Hexen und Zauberer im Märchen sind böse! Kinder begreifen, dass »böse« ein grundlegender Wesenszug ist, der die ganze Persönlichkeit beherrscht. Wer will im Glauben aufwachsen, so von den eigenen Eltern eingeschätzt zu werden? Denn in den Augen eines kleinen Kindes haben Mama und Papa immer recht.

In der Regel wollen sie damit nur sagen: »Du bist frech«, »Du gehorchst nicht« oder »Du bist ganz schön aufsässig«. Sagen Sie dies bitte auch so! Benennen Sie konkret, was Sie am Verhalten Ihres Kindes stört. Anschließend fügen Sie hinzu, was Sie erwarten: »Lass das! Ich erwarte, dass du hörst, wenn ich was sage« oder »Hör auf, deinen Bruder zu piesacken. Spiele friedlich mit ihm«.

POSITIVES HERVORHEBEN

Damit Gutes bewahrt wird

SOLL AUS IHREM KIND ein trauriger Pessimist werden oder ein fröhlicher Mensch, der glücklich durchs Leben geht? Das können Sie beeinflussen, indem Sie Ihr Kind möglichst oft auf Positives hinweisen und dadurch schöne, bereichernde Facetten des Lebens in sein Bewusstsein rücken: »Guck mal, wie wunderbar das Herbstlaub leuchtet« oder »Schau, wie liebevoll der Mann die alte Dame stützt«. Solche Dinge zu erkennen ist teils vielleicht in die Wiege gelegt, doch vor allem gelingt es, indem man die Wahrnehmung schult. Schlechte, ängstigende und deprimierende Gegebenheiten unserer Welt stehen meist im Vordergrund, aufgrund der Berichterstattung der Medien. Dagegen müssten Schönes und Gutes nicht extra erwähnt werden, glauben viele, denn diese Dinge seien selbstverständlich. Aber was empfindet ein Kind, wenn es aus dem Mund seiner Eltern zu 80 Prozent Seufzer, Rügen, Klagen, Verbote hört? Schlussfolgert es, dass seine Mutter und sein Vater in Wirklichkeit denken, das Leben sei etwas Wunderbares?

Zudem besteht die Gefahr, dass wir etwas Gutes ahnungslos über Bord werfen, wenn wir es nicht mehr bewusst wahrnehmen. Vielleicht malt ein Kind für Papa kein Bild mehr, weil er bisher nie gesagt hat, dass er sich freut.

Sprechen Sie über Positives. Loben Sie Ihr Kind, wenn es etwas gut gemacht oder etwas Schlechtes gelassen hat. Was es als schön, gut und notwendig erkennt, kann es bewusst beibehalten, hüten und bewahren.

KEINE UNTERSTELLUNGEN!

Sie kränken und machen wütend

MANCHMAL MACHEN WIR unser Kind wütend oder traurig, ohne dass wir es merken. Dann nämlich, wenn wir ihm etwas unterstellen, weil wir Erwachsenen meist meinen, den Durchblick zu haben. Dann heißt es: »Du hörst ja gar nicht zu«, weil Töchterlein bei Mamas Rede mit dem Anorakbändel spielt. Oder: »Warum hast du so getrödelt?«, wenn der Filius später als gedacht mit den Hausaufgaben fertig geworden ist.

Nicht jedes Kind ist selbstbewusst genug, um zu verkünden »Natürlich höre ich zu!«, weil der Bändel nur die Hände, aber nicht den Geist beschäftigt. Nicht jeder kleine Zuspätkommer erklärt mit Entschiedenheit: »Ich habe nicht getrödelt. Sven hat angerufen, damit ich ihm Mathe erkläre.« Hört ein Kind wiederholt, dass seine Eltern Negatives unterstellen, also schlecht von ihm denken, kränkt es das sehr. Besonders dann, wenn es um seinen Charakter und seine Gefühle geht (siehe >).

Viel besser ist es, wenn Sie Ihre Empfindung sachlich äußern: »Ich habe das Gefühl, dass du mir gar nicht zuhörst. Lass bitte den Bändel los und sieh mich an.« Oder fragen Sie nach: »Warum bist du denn erst jetzt mit Hausaufgaben fertig geworden, gab es ein Problem?«

KOMMENTARE LASSEN

Wut braucht kein Echo

EIGENTLICH KLINGT ES SO EINFACH, und doch ist es oft so schwierig: Wenn ein Kind meckert und mault, sollten Eltern am besten erst einmal gar nichts sagen. Wenn es schimpft und motzt, sollten sie erst mal schweigen. Wenn es seinem Ärger Luft macht oder von dem erzählt, was es so wütend macht, können sie zuhören, vielleicht ein teilnehmendes »Aha« äußern oder auch zum besseren Verständnis nachfragen.

Es ist deshalb so schwer, sich Kommentare zu verkneifen, weil Erwachsene viele Zusammenhänge ganz anders durchblicken und ihr größeres Wissen einbringen möchten. Oder weil das Gehörte sie animiert, Selbsterlebtes zum Besten zu geben. Oder weil sich ihnen die Nackenhaare sträuben und sie Kontra geben wollen. Oder weil sie glauben, sich rechtfertigen zu müssen. Oder auch weil sie Angst um ihren kleinen Schatz haben und ihn vor Gefahren behüten möchten. Zudem leben wir in einer Leistungsgesellschaft, die im Nu alles bewertet, und diesem Mechanismus können sich auch Eltern kaum entziehen.

Natürlich können und sollen Eltern aus all den oben genannten Gründen ihre Sicht der Dinge darlegen – doch immer in Maßen. Auch wenn das Familienleben wesentlich vom Miteinanderreden lebt, braucht ein Kind doch in erster Linie jemanden, der ihm liebevoll zuhört und bei seinen kleinen und großen Sorgen und Ärgernissen mitfühlt. Jemanden, dem es sich öffnen und dem es sich anvertrauen kann.

Das tut es aber nur dann, wenn es weiß, dass es sich frei äußern kann – ohne dafür sofort einen schlauen Kommentar zu ernten. Das gilt besonders, wenn ein Kind wütend ist: Dann will es sich nur Luft machen und braucht einen Blitzableiter – ganz ohne Echo (siehe auch Kasten >).

Die achtjährige Isa wütete zu Hause herum und war außer sich, weil ihr in der Schule ein anderes Kind »blöd gekommen« war. Ihre Mutter fragte sie entnervt, was sie denn da nun machen solle. »Gar nichts«, sagte Isa. »Ich will jetzt einfach nur wütend sein!«

FRAGEN ERDULDEN

»Wer nicht fragt, bleibt dumm«

DIE »WARUM?«-PHASE ist legendär. In dieser Zeit, mit drei bis fünf Jahren, fragt ein Kind seinen Eltern Löcher in den Bauch, um den Geheimnissen des Lebens, des Alltags und der ganzen Welt auf die Spur zu kommen. Wimmeln Sie Ihr Kind nicht als Quälgeist ab und sagen Sie nicht: »So eine dumme Frage!« Denn das macht ein Kind mundtot, verleidet ihm das Fragen und das Lernen. Besser für seine Entwicklung ist das Motto: »Wer nicht fragt, bleibt dumm!«

Bleiben Sie geduldig, wenn auf ein Warum das nächste folgt. Antworten Sie einfach! Erstens wird ein selbstbewusstes Kind vorher ohnehin keine Ruhe geben. Zweitens können Sie so Ihrem Kind ganz entscheidend dabei helfen, die Welt zu verstehen. Auf Wissen kann es neues Wissen aufbauen, weil es schon Anknüpfungspunkte hat.

Sollten Sie unsicher sein, wie die korrekte Antwort lautet, geben Sie das ruhig zu. Denn auch das muss der Nachwuchs lernen: dass Mama und Papa keine Allwissenden und nicht perfekt sind. Vielleicht forschen Sie ja gemeinsam im Lexikon oder im Internet nach der Lösung – dabei lernen Sie selbst auch noch dazu.

Woher der Strom komme, wollte der vierjährige Daniel wissen. Die Antwort lieferte er gleich mit: »Den macht der liebe Gott.« Nun glaubt seine Mutter zwar an den lieben Gott, aber so sei es nun doch nicht richtig, erklärte sie. Der Strom werde von Elektrizitätswerken erzeugt. Woraus, wollte Daniel wissen. Zum Beispiel aus der Energie von Talsperren-Wasser, erklärte seine Mutter. Woher das komme? Aus den Flüssen. Warum es die gebe? Die entstehen durch Regen. Und warum regnet es? Weil Wasser aus Talsperren und Meeren und Flüssen verdunstet und Wolken bildet. »Und warum ist das so?« »Das hat Gott gemacht.« Daniel frohlockte: »Habe ich doch gesagt: Der liebe Gott hat den Strom gemacht!«

KEINEN STEMPEL AUFDRÜCKEN

Das trifft mitten ins Herz

WENN EIN KIND IM GESPRÄCH besonders wütend und abwehrend reagiert, kann es sein, dass ihm gerade ein Verhalten oder eine Eigenschaft unterstellt wurde, in denen es sich nicht wiederfindet: »Du bist ängstlich« oder »Du bist halt unsportlich« oder »Du bist so gemein zu deinem Bruder!«.

Auf das Unterschieben solcher Charaktereigenschaften würden sicher auch Sie allergisch reagieren! Stellen Sie sich zum Beispiel mal vor, jemand beobachtete Sie und Ihr Kind beim eiligen morgendlichen Verlassen des Hauses und würde sagen: »Sie behandeln Ihr Kind aber sehr lieblos!« Dabei haben Sie es nur ausnahmsweise etwas ruppig zur Eile angehalten, damit es noch pünktlich beim Kindergarten ankommt.

Unterstellungen, ganz besonders wenn sie Wesenszüge betreffen, empfindet das Gegenüber als Angriff auf sein Ich. Deshalb verletzen sie und machen aggressiv. Statt etwas zu unterstellen (siehe auch >), sollten Sie höchstens Ihre Beobachtungen und persönlichen Eindrücke kundtun. Zum Beispiel so: »Das sieht für den Lehrer aus, als wärst du faul, wenn du nur das Rechenergebnis ohne Aufgabe ins Heft schreibst.« Oder: »Ich kenne dich doch, du kannst am Tisch auch ohne Kippeln ganz ruhig auf dem Stuhl sitzen«

Die Mutter des siebenjährigen Dennis gestand mir einmal: »Ich habe früher oft zu ihm gesagt: ›Du bist vielleicht doof!‹ Das war wohl nicht so gut.« – Stimmt, denn nichts ist für ein Kind schlimmer, als zu denken, dass seine Eltern nichts von ihm halten. Kinder verinnerlichen negative Unterstellungen sehr schnell und glauben dann, tatsächlich »eine Macke zu haben«.

Auch positive charakterliche Unterstellungen entfernen Ihr Kind von sich selbst: Wenn Sie es mit dem Satz »Du bist ja so hilfsbereit« loben, weil es gerade mal eine Kaffeetasse weggetragen hat, tun Sie ihm keinen Gefallen. Sagen Sie lieber, was Ihnen an seinem Verhalten konkret gefällt: »Das finde ich schön, dass du die Tasse abgeräumt hast.«

Damit Ihr Kind sich zu einer starken, selbstbewussten Persönlichkeit entwickelt, benötigt es Zutrauen zu sich selbst und zu seinen Fähigkeiten. Es ist schön, wenn Sie es unterstützen, indem Sie es realistisch einschätzen.

Nico beschwerte sich bei mir über den Grundschulpraktikanten Felix: »Der hat zu mir gesagt: ›Warum bist du so aggressiv?‹ Seit der Felix da ist, sagt der immer, ich bin aggressiv!« Das empfand der Achtjährige als zutiefst ungerecht, während er sachbezogene Kritik seiner Lehrerinnen, die er öfter einstecken musste, so gut akzeptierte, dass er mir davon noch nie extra erzählt hat.

DIE WAHRHEIT ERFORSCHEN

Der Schein trügt bisweilen

EIN SPIELZEUG IST ZERBROCHEN, eine Freundin ist in Tränen aufgelöst, im Schulranzen fehlen Stifte: Dies sind Alltagssituationen, in denen die Gefahr groß ist, dem Kind etwas zu unterstellen (siehe >).

»Was hast du da nur wieder gemacht!« oder »Hast du wieder was verschlampt?«, so kommt es manchmal allzu schnell über Elternlippen. Solche Sätze stecken das Kind gleich in eine Schublade – und nutzen zudem gar nichts, denn: Passiert ist passiert. Viel besser ist es, die Wahrheit fragend zu erforschen. Zumal die elterliche Vermutung keineswegs den Tatsachen entsprechen muss. Wenn Mama in sachlichem Tonfall fragt »Wieso ist das Püppchen kaputt?«, erfährt sie vielleicht, dass Oma aus Versehen darauf getreten ist. Die fehlenden Stifte sind womöglich gar nicht verloren, sondern verliehen.

Bei nicht so leicht zu erkennenden Sachverhalten, die sich in Ärger, Streit, Tränen oder beleidigtem Schweigen äußern, können konkrete »Angebotsfragen« helfen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen: Hören Sie auf eine Frage wie »Warum feuerst du die Legosteine durch die Gegend?« nichts oder bekommen Sie nur ein »Keine Ahnung!« zur Antwort, können Sie anbietend nachhaken: »Bist du sauer, weil du nicht schwimmen gehen durftest?« Vielleicht schreit sich Ihr Kind dann mit einem »Jaa« erleichtert seinen Frust von der Seele. Oder es stellt sich etwas ganz anderes als Auslöser heraus, zum Beispiel, dass Sie ohne es zu wollen eine ungeschickte Bemerkung gemacht haben, die Ihr Kind verletzt hat.

ICH-BOTSCHAFTEN SENDEN

Eine Chance, das Du besser zu erreichen

ALLE ELTERN KENNEN DAS: Man ist sauer auf den Nachwuchs, weil er widerspenstig reagiert oder etwas angestellt hat. Schon fegt eine gefühlsgeladene Lawine über den Sprössling hinweg: »Du hast …« und »Du bist …«. Dabei ist die Gefahr verletzender Unterstellungen groß (siehe > und >).

Entschärfen Sie die Konfrontation, indem Sie statt Du-Botschaften lieber Ich-Botschaften formulieren. Ebenso sollten Sie Abstand von Verallgemeinerungen nehmen wie »Immer sagst du …« und »Nie tust du …«. Sprechen Sie stattdessen von sich selbst: »Ich kann mir vorstellen, dass du Angst hast« oder »Das beschäftigt mich sehr, weil ich das Gefühl habe, dass du deine Schwester anlügst«.

Mit solchen Ich-Botschaften stülpen Sie Ihrem Kind nichts über. Sie stellen Ihre Gedanken so in den Raum, dass es dazu gleichberechtigt Stellung beziehen kann. Es fühlt sich dann nicht »von oben herab« abgekanzelt, sondern ernst genommen. Das ist in jedem Gespräch, nicht nur mit Kindern, die Basis, um eine Sache auf konstruktive Weise zu diskutieren und eine für alle gute Lösung zu finden.

IRONIE KINDERSICHER MACHEN

Bitte nach Gebrauch enttarnen!

VIELE ERWACHSENE benutzen gern das sprachliche Stilmittel der Ironie. Doch Kinder verstehen diese nicht, denn sie nehmen jedes Wort für bare Münze. Dass eine Person etwas sagt, was sie gar nicht meint, ja, dass sie sogar das Gegenteil von dem meint, was sie sagt – das geht noch über den Horizont der kleinen Menschen.

Sagt Papa mit Blick in den Kochtopf »Oh, das ist ja mein Leibgericht«, kann selbst einem Erwachsenen nur die übertriebene Betonung oder Insiderwissen verraten, dass es ihm in Wahrheit nicht schmeckt. Fragt ein Kind spätabends »Gehen wir in den Park?« und erhält als Antwort ein ironisches »Natürlich gehen wir um die Uhrzeit noch los«, denkt es »Oh fein!« und zieht gleich mal seine Schuhe an. Erst wenn es freudig losstürmt, wird der Trugschluss entlarvt – und Ärger ist sicher.

Ironie ist ein feinsinniges, interessantes »Gewürz« der Kommunikation. Auch Kinder haben ihren Spaß daran, wenn sie es einmal begriffen haben. Am Anfang müssen Sie aber noch jedes Mal die »Auflösung« mitliefern. Setzen Sie nach einer kleinen Pause hinzu: »Das habe ich ironisch gesagt. In Wirklichkeit meine ich …« Das kennt Ihr Kind vom Aprilscherz, der sich mit »April, April!« als Unwahrheit entpuppt.

Das Tückische an ironischen Bemerkungen ist: Jeder spürt zwar intuitiv, dass an dem Gehörten etwas nicht stimmt – allerdings hat ein Kind meist keine Ahnung, was es ist, und das verunsichert, macht klein, gibt das Gefühl, dumm zu sein. Verschonen Sie Ihr Kind davon, indem Sie Ironie sein lassen oder postwendend erklären.

Irgendwann können Sie sicher gemeinsam mit Ihrem kleinen Sprachkünstler über ironische Bemerkungen lachen und neue ironische Sätze finden wie »Eis mag ich ja wirklich gar nicht!«.

SPIELERISCH FÖRDERN 2

DAS ICH STÄRKEN

Ein starkes Ich ist die wichtigste Voraussetzung, um in der Welt zurechtzukommen. Geben Sie Ihrem Nachwuchs von Anfang an die Chance, seine Kräfte und Fähigkeiten zu erproben und Situationen selbst zu meistern: auf den Stuhl klettern, sich mit Gleichaltrigen streiten, die Salatsoße allein anrühren, beim Schultheater mitspielen, eine Radtour durch den Park machen. Natürlich lassen Sie Ihr Kind nicht sehenden Auges in Gefahr geraten, doch halten Sie es aus, wenn es durch falsches Einschätzen einer Lage harmloses »Lehrgeld« bezahlt. Besser in jungen Jahren bei kleinen Dingen als später bei großen! Jede Situation, die Ihr Kind bewältigt, stärkt sein Ich ungemein.

NUR SELTEN LAUT WERDEN

Der Ton macht die Musik

WENN DER FILIUS die Ohren auf Durchzug stellt oder die kleine Prinzessin krakeelt, flippen Eltern schon mal aus: Sie werden laut. Ihre Wut oder Hilflosigkeit macht sich mit hoher Dezibelzahl Luft. Das ist verständlich. Allerdings ist es nur dann effektiv, wenn es Seltenheitswert hat. Ein kurzer Brüller, ab und zu losgelassen, kann den Nachwuchs aus seiner aktuellen Haltung reißen und ihm signalisieren: Genug! Zu weit gegangen! Solche Lautstärke-Ausreißer sind wirkungsvoll, um sodann das elterliche Anliegen in normaler Lautstärke vorzutragen und durchzusetzen.

Sehr ungünstig ist es dagegen, wenn Eltern ihr Kind häufig anbrüllen. Dann gewöhnt es sich an den höheren Lautstärkepegel, wie der Anwohner einer befahrenen Straße irgendwann den Autolärm nicht mehr hört. So erreichen diese Eltern mit ihrer erhöhten Lautstärke nichts mehr, sie vergiften lediglich die Atmosphäre. Anfangs wird das Kind zwar noch jedes Mal zusammenzucken, doch schließlich wird es sich entweder verängstigt und resigniert oder trotzig in sich zurückziehen. Denn es fühlt sich angegriffen und klein gemacht von den Worten, die da in großer Lautstärke auf seine Ohren einprasseln. »Wieso sieht das hier so aus? Das ist ja unmöglich! Komm sofort hierher, aber zack, zack!« Unter einem solchen Worthagel geht ein Kind automatisch in Verteidigungsstellung oder stellt seine Ohren schützend auf Durchzug. Beides macht ein partnerschaftliches Gespräch und die Suche nach Lösungen schwierig.

Aussichtsreicher ist es, Ruhe zu bewahren (siehe >), auch wenn Ihnen etwas extrem gegen den Strich geht!

Bedenken Sie außerdem, dass Mama und Papa Vorbilder für ihr Kind sind. Gehört für sie das Brüllen zum alltäglichen Umgangston in der Familie, färbt das unweigerlich auf Lisa oder Leon ab.

Es ist einen Versuch wert, in kritischen Situationen nicht laut, sondern leise zu werden: Senken Sie Ihre Stimme und sagen Sie Ihrem Kind konkret und ganz langsam, was es tun oder lassen soll. Gerade in einer aufgeladenen Situation verblüfft eine leise, ruhige Stimme. Der kleine Tunichtgut merkt auf und lernt bei Wiederholung: »Sobald Mama oder Papa so mit mir spricht, ist es ernst!«

SCHÖNE STIMME

»Hol sie mal raus!«

ZIMMERLAUTSTÄRKE einzuhalten ist für kleine Zweibeiner eine Herausforderung. Gerade »im Verbund« drehen Kinder auf. Sie wenden sich in hoher Lautstärke auch gern an ihre Eltern, um einen Wunsch oder eine Frage zu äußern, sich über ein anderes Kind zu beschweren oder etwas zu erzählen. Die Stimme droht sich manchmal zu überschlagen. Schön, wenn das erwachsene Gegenüber gelassen bleibt, den Inhalt des Wortschwalls zunächst ignoriert und stattdessen fordert: »Bitte hol mal deine schöne Stimme raus. Dann kann ich dich auch verstehen.« Das zeigt dem Kind, dass Gebrüll es nicht zum Ziel bringt. Zugleich begreift es, dass der Erwachsene ihm durchaus zutraut, es besser zu machen.

FLÜSTERSTIMME BESCHWÖREN

Wenn’s leiser werden soll

KINDER SIND KEINE LEISETRETER. Schlagen die Phon-Wellen hoch, lässt sich mit dem Beschwören der »Flüsterstimme« wohltuende Ruhe einläuten. Flüstern, das weiß jedes Kind, geschieht mit gebremster Stimme. Dagegen verpufft die Anweisung »Sei leise« oft, weil das Kind von »leise« eine andere Vorstellung als seine Eltern hat. So war ich als Kind empört, wenn meine Eltern forderten, meine Musik leiser zu drehen, da ich sie bereits als viel zu leise empfand!

»Jetzt reden wir drei Minuten lang mit Flüsterstimme«, raunen Sie beim Aufräumen, »mal sehen, wer das schafft!« Das klappt auch beim Basteln, im Auto, im Restaurant. Die kurze Flüsterphase erfolgreich zu meistern macht stolz und motiviert für Wiederholungen.

HILFSMITTEL »GERÄUSCH-DINO«

Ein scheuer Fantasiegenosse

DER »GERÄUSCH-DINO«, so sollten Sie Ihrem Kind geheimnisvoll versichern, ist ein liebenswertes und scheues Wesen. Da er zudem neugierig ist und Kinder sehr mag, will er sich ihnen gern zeigen. Doch leider, leider: Krach macht ihm Angst! Auf laute Geräusche reagiert er allergisch, weshalb er nur höchst selten zu sehen ist. Mein Freund Bodo hat nach dem Fantasiewesen gemeinsam mit seinem Enkel, für den er es erschaffen hat, immer wieder Ausschau gehalten. Und manchmal meinte der fünfjährige Nils, er habe tatsächlich einen Zipfel des Dinosauriers erspäht!

BELEIDIGUNGEN SCHADEN

… außer dem Gegenüber auch den Eltern

JEDES KIND BELEIDIGT mal jemanden. Ihm sollte aber klar sein, dass dies gegen die Prinzipien seiner Eltern verstößt und keinesfalls einfach »durchgewunken« wird. Beleidigungen verletzen das Gegenüber. Sie sind inakzeptabel, und das schon bei den Kleinsten. Erklären Sie Ihrem Kind dies und erwirken Sie, dass es sich gegebenenfalls entschuldigt. Tut es das nicht, sollte es negative Konsequenzen zu spüren bekommen, etwa indem Sie (oder die beleidigte Person) deutlich zu ihm auf Distanz gehen.

Bei einem Kind im Schulalter können Sie die Einsicht noch mit einem Kniff fördern: Sagen Sie ihm, dass Beschimpfungen und unwirsches Verhalten nicht nur das Gegenüber beleidigen, sondern immer auch Sie als Eltern. »Die Leute denken dann, wir hätten dir mit dem Sprechen auch das Beschimpfen beigebracht! Immer wenn du andere beleidigst, beleidigst du damit also auch uns.«

Studien haben gezeigt, dass diese Botschaft wirkt, weil ihre Logik für Kinder plausibel und gut nachvollziehbar ist. Die Eltern beleidigen, das will selbst ein rauer Geselle nicht. Mit ihnen will sich jedes Kind tief in seinem Herzen gut stellen – ein archaisches Prinzip, das das Überleben sichert.

Dieser Kniff lässt sich übrigens auch auf Prügeleien, schlechte Tischmanieren, Unehrlichkeit, dauerndes Zuspätkommen und ähnlich unerwünschtes Verhalten anwenden.

Jannis war auf Oma sauer, weil sie ihm etwas verboten hatte. Am liebsten hätte der Erstklässler »Blöde Kuh« geschrien – doch instinktv wusste er, dass das nicht in Frage kam. Die Oma darf man nicht beschimpfen. So machte er seiner Wut heimlich in Buchstaben Luft. Als Oma ihm über die Schulter spähte, las sie in ungelenker Schrift: »Plöda«.

(SCHIMPF-)WÖRTER ERKLÄREN

Das führt zu Erkenntnis

KINDER LERNEN vom Hören und Sehen, sie kopieren und imitieren. So funktioniert Lernen. Dabei benutzen sie Worte nicht immer ihrem Sinn entsprechend, manchmal haben sie sogar keinen Schimmer, was sie bedeuten. Oder andersherum: Eltern verstehen einen Begriff nicht, der für ihren kleinen Liebling glasklar ist. So träumte zum Beispiel der kleine Achim davon, »Operierwagenfahrer« zu werden, was seine Eltern durch geduldiges Nachfragen als Mix aus Elektriker, Schreiner und Installateur entschlüsselten, der alles »operiert«, was im Haus kaputt geht. Fragen Sie also nach!

Besonders Schimpfwörter benutzt ein Kind oft, ohne ihre Bedeutung zu kennen. Anhand von Klang und Reaktionen reimt es sich etwas zusammen und wendet »Schwuli«, »Ficker«, »Spast« oder »Loser« entsprechend an. Haken Sie doch mal nach: »Was bedeutet das? Erklär mir mal das Wort!« Stimmt die Erklärung, kann sich ein Gespräch darüber anschließen, wie die Person sich fühlen mag, der dies an den Kopf geworfen wird. Oder wie sich Ihr Kind fühlen würde, wenn jemand es so beschimpfte.