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In einer Bar wird Nora von einer Fremden namens Alex angesprochen, die ihr Sternzeichen wissen will. Doch weil Nora ein Steinbock ist und die angeblich untreu sind, will Alex gleich wieder verschwinden. Es kommt zwar dennoch zu einer gemeinsamen Nacht, aber Nora kann Alex nicht zum Bleiben überreden, denn die bleibt bei ihrem astrologischen Urteil. Nach ein paar Tagen steht sie aber dann doch wieder vor Noras Tür und bietet eine Freundschaft mit Extras an – Noras Herz greift sofort zu, während Noras Verstand herauszufinden versucht, wie sie Alex den Sternzeichen-Unsinn austreiben kann ...
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Aus der ReiheZärtliche Stunden
© 2018édition el!es
www.elles.de [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-95609-266-4
Coverillustration: © Mariia Pazhyna – Fotolia.com
Ein Tippen auf ihrer Schulter veranlasste Nora, sich umzudrehen und erstaunt die Luft anzuhalten. Ihr stand eine blonde Schönheit mit smaragdgrünen Augen gegenüber. Volle, sanft geschwungene Lippen lächelten ihr zaghaft entgegen.
»Entschuldigung, ist hier noch frei?« Sie deutete auf den Barhocker neben Nora.
Nora erkannte die Frau, die ihr schon zuvor einige Blicke zugeworfen, aber immer verstohlen weggesehen hatte, wenn Nora sie bemerkte.
Die Antwort auf die Frage kennt sie doch schon. Sie hat mich schließlich lange genug beobachtet.
Nora nickte, da sie für einen Moment nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Normalerweise war sie diejenige, die den ersten Schritt machte. Dass sich nun umgekehrt eine Frau für sie interessierte und das auch ziemlich direkt zeigte, brachte sie ins Stolpern. »Natürlich. Nehmen Sie Platz«, kam es automatisch aus ihrem Mund.
Das offene Lächeln der Fremden, als sie sich auf dem Hocker niederließ, fand Nora sehr charmant. Sie musterte die Frau genauer, was von ihr nicht unbemerkt blieb. Ein leichter Rotton erschien auf den Wangen ihres Gegenübers, der die zarte Haut noch zauberhafter aussehen ließ. Glücklicherweise war das Licht in der Kneipe nicht zu dämmrig, sonst wäre er Nora glatt entgangen.
»Darf ich Sie auf ein Getränk einladen?«, fragte Nora.
Die Frau nickte. »Gern. Was nehmen Sie denn?«
Nora zeigte auf den Tresen vor sich, auf dem ein halbleeres Bierglas stand. Das Glas war bereits mit Kondenswasser überzogen.
Die Fremde folgte ihrer Geste und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nichts für mich. Ich nehme lieber eine Weißweinschorle.«
Nora gab die Bestellung auf, und es dauerte nur einen Augenblick, bis der Barmann das Glas vor der Fremden auf den Tresen stellte.
»Danke sehr.« Erfreut schlug sie die Augen nieder. Sie griff nach dem Glas und nahm einen Schluck. »Lecker. Ein guter Wein. Sie haben Geschmack.«
Nora schmunzelte. »Das war vielmehr der Barkeeper.« Sie atmete tief durch, während sie überlegte, ob sie einen Vorstoß wagen sollte. »Aber ich denke, ich kann das Kompliment erwidern.«
Fragend schaute die Fremde Nora an. »Wieso?«
»Weil Sie sich neben mich gesetzt haben«, erklärte Nora mit einer Geste. »Das zeugt von gutem Geschmack bei Frauen.«
Die Frau errötete erneut und fuhr sich durch die langen Haare. Nora nippte an ihrem Bier und nutzte die Gelegenheit, die Fremde ein weiteres Mal genauer in Augenschein zu nehmen. Ein schwarz-weiß gemustertes Oberteil betonte das Dekolleté der Fremden. Der Saum steckte in engen, schwarzen Jeans, die die Vorzüge ihrer Beine betonten. Farblich passende Pumps rundeten das Bild ab.
Nora hielt ihr die Hand hin. »Ich bin übrigens Nora.«
Der verlegene Ausdruck im Gesicht der Fremden war richtig niedlich. »Alex. Eigentlich Alexandra. Aber alle meine Freunde sagen Alex. Den langen Namen mag ich gar nicht so sehr.« Sie verzog das Gesicht. »Alexandra hieß es immer nur, wenn ich was angestellt hatte.«
Als sich ihre Hände berührten, glaubte Nora, einen leichten Stromschlag zu spüren, der wie ein angenehmer Schauer über ihren Körper zog. Sie strich sich ihre Bluse glatt und krempelte die Ärmel hoch. Das Bier kühlte zwar, die Luft im Lokal wurde aber zunehmend wärmer, was wohl daran lag, dass immer mehr Gäste hereinkamen.
»Kam das denn oft vor?« fragte Nora.
Alex lachte auf. »Überhaupt nicht neugierig, wie?«
Nora erwiderte ihren Blick. »Ich bin von Berufs wegen neugierig.«
»So so.« Alex wiegte den Kopf hin und her. »Ich würde sagen, nicht öfter als sonst jemand.« Sie nippte an ihrem Wein. »Meine Schwester und ich waren nicht gerade Engel.« Mit langen Fingern strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Wie das eben bei Geschwistern so ist.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Da kann ich nicht mitreden. Ich habe keine Geschwister.« Nora griff nach einer der Schalen mit Nüssen, die überall herumstanden, steckte sich einige in den Mund und kaute genüsslich. Sie liebte den Mix aus Erdnüssen und Cashewkernen. »Willst du auch welche?«
Alex hob abwehrend die Hände. »Nein, auf gar keinen Fall. Ich bin allergisch.« Dann nahm sie den vorherigen Gesprächsfaden wieder auf. »Wenn du von Berufs wegen neugierig bist, was machst du dann?« Sie musterte Nora. »Polizistin oder Journalistin?«
»Nein. Ganz was anderes.« Nora grinste. Es war selten der Fall, dass jemand ihren Beruf erriet. »Die Auflösung will ich noch nicht verraten. Ist es nicht spannender, sich kennenzulernen, wenn noch ein Detail im Dunkeln bleibt?«
Alex legte einen Finger ans Kinn. »Hmmm, gehört zum Kennenlernen nicht viel mehr das Gegenteil? Dass man sich Dinge erzählt, anstatt sie für sich zu behalten?«
Aha, sie ist wohl ernster interessiert als nur an einem kleinen Flirt. Schön, das geht mir genauso. »Geheimnisse liebe ich. Ihnen könnte ich den ganzen Tag lang auf den Grund gehen.« Nora merkte, wie sie ins Schwärmen geriet.
»Du scheinst deine Arbeit ja sehr zu lieben.« Alex rückte näher an sie heran. »Gibt es sonst noch jemanden, den du so sehr liebst?«
Himmel, jetzt legt sie aber ein ganz schönes Tempo vor! Nora merkte, wie sich ihre Augen weiteten. »Du bist ziemlich direkt. Und nein, ich bin Single.« Der verführerische Duft von Alex stieg ihr in die Nase. Er löste ein angenehmes Gefühl in Nora aus.
»Na ja, ich klopfe die Möglichkeiten ab.« Alex zwinkerte ihr zu. »Außerdem ist es noch in der Schwebe, ob ich dich näher kennenlernen will. Bisher stehen die Chancen für eine Beziehung schon mal nicht schlecht.«
»Beziehung? Du denkst jetzt schon über eine Beziehung nach?« Nora sah Alex entgeistert an. Jetzt hat sie aber den Turbogang eingelegt. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Jetzt fühle ich mich ziemlich überfahren.« Aufgeregt klopfte ihr Herz in der Brust. Es hatte offensichtlich Gefallen an der Idee einer Beziehung mit Alex gefunden.
»Keine Sorge, ich will nicht sofort bei dir einziehen.« Alex’ Mundwinkel zuckten schelmisch. »Vorher gibt es nämlich eine Kleinigkeit, die für mich den Ausschlag dafür gibt, ob wir uns überhaupt näherkommen.« Sie nippte an ihren Wein und schaute auf den Grund des Glases vor ihr.
Obwohl Nora erstmal Alex’ Reden über eine Beziehung verdauen musste, fühlte sie sich, als wäre sie mit dieser Andeutung an den Haken der Neugierde geraten und würde dort jetzt zappelnd hängengelassen. Alex hatte sich nun einfach in Schweigen gehüllt. Sie sah nachdenklich aus. Nora hielt es schließlich nicht mehr aus. »Und was ist das?«
Alex sah zur Seite. »Vergiss bitte, was ich gesagt habe. Wir sollten es einfach bei einem unkomplizierten Abend belassen.« Sie wirkte plötzlich unsicher, als sie das Weinglas in ihren Fingern am Stil hin- und herdrehte. »Du lachst mich sicher aus, wenn ich dich frage.«
»Nein, das mache ich bestimmt nicht.« Aus einem Impuls heraus griff sie nach Alex’ freier Hand und drückte sie bestärkend. Das Kribbeln, das dabei wieder auftauchte, versuchte sie zu ignorieren, damit sie sich auf Alex konzentrieren konnte.
Lange sah Alex in Noras Augen. Dann hatte sie wohl gefunden, was sie gesucht hatte, denn sie nickte und straffte die Schultern. »Nun gut. Ich . . . ich möchte gern wissen, welches Sternzeichen du bist.« Sie ließ Nora nicht aus den Augen, während sie den Satz formulierte.
Nora runzelte verwundert die Stirn. »Was spielt das denn für eine Rolle?«
»Es ist eben wichtig für mich.« Alex guckte sie ernst an.
»Wirklich? Das ist doch alles bloß Aberglaube.« Sie trank ihr Bier aus und stellte das Glas geräuschvoll auf dem Tresen ab. Mit Astrologie konnte sie nichts anfangen. Es gab keinen einzigen Beleg dafür, dass da was Wahres dran sein konnte. Nora liebte vielmehr die Biologie.
»Nenn es wie du willst, mir bedeutet es etwas.« Alex atmete tief durch. »Danke, dass du mich nicht auslachst«, sagte sie leise, aber noch laut genug, damit Nora es trotz der jazzigen Hintergrundmusik und dem Gewirr an Stimmen, das in der Luft hing, hören konnte.
»Auslachen?« Sie schüttelte den Kopf. »Es klingt zwar etwas komisch, was du da sagst, aber auslachen würde ich dich deswegen nicht.«
Hoffnungsvoll blickte Alex sie an. »Also, was bist du nun?«
»Wieso ist das so wichtig? Glaubst du, dass zwei Menschen sonst nicht zusammen sein können?«
»Schon. Nur kann eine Beziehung nicht funktionieren, wenn die Sterne dagegensprechen.« Alex biss sich auf die Unterlippe, ehe sie näherkam und in Noras Ohr flüsterte: »Weißt du, ich muss erst das Sternzeichen kennen, bevor ich mich auf jemanden einlassen kann.«
Nora spürte, wie ihre Knie weich wurden, als sie Alex’ Atem an ihrem Ohr fühlte, der warm und verheißungsvoll darüberstrich. Sie war froh, dass sie sich noch immer am Tresen aufhielt, der ihr Halt gab. Ihre Nase füllte sich mit einem blumigen Duft, der ihr die Sinne vernebelte. Alex sah nicht nur so aus, nein, sie roch auch nach Versuchung. Nora wurde mit einem Mal heiß, und sie bedauerte, dass Alex nicht länger so dicht vor ihr stand. Sie atmete tief durch, um sich zu sammeln, ehe sie antworten konnte. »Steinbock.«
Schlagartig verschwand das verheißungsvolle Lächeln von Alex’ Lippen. Ihre Miene verdunkelte sich. »Es tut mir leid, aber das geht nicht.« Sie drehte sich um und ging davon.
Für einen Moment stand Nora bewegungsunfähig da und sah Alex hinterher. Was hatte dieses merkwürdige Verhalten zu bedeuten? Nora war nie zuvor in so einer Situation gewesen. Konnte es tatsächlich Menschen geben, die ihr Leben nach den Sternen ausrichteten? Konnte so etwas funktionieren? War das nicht alles nur fauler Zauber?
Mit einem Mal war Alex noch faszinierender für Nora. Es gab etwas zu erforschen, und das sprach definitiv ihre Neugierde als Wissenschaftlerin an. Zwar erforschte sie sonst nur das Verhalten von Mikroorganismen, ein komplexer Mensch war aber nicht weniger reizvoll. Erst recht nicht, wenn er in einer so schönen Gestalt daherkam wie Alex.
Ich kann sie nicht gehen lassen, schoss ihr durch den Sinn. Erst recht nicht, wo sie gerade wieder Gefallen an der Gesellschaft einer Frau gefunden hatte.
Sie machte sich auf, um Alex einzuholen, die schon fast den Ausgang erreicht hatte.
Sie erwischte Alex an der Hand, die sie kurz berührte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Warte mal. Du kannst mich doch nicht einfach so stehenlassen.«
Alex drehte sich um. »Du siehst doch, dass ich es kann.« Sie wollte sich erneut abwenden.
»Erklär mit bitte, warum du mich einfach so zurücklässt. Ich möchte es gern verstehen.« Nora machte eine fragende Geste. »Du gibst mir keine richtige Erklärung. Was ist so schlimm an meinem Sternzeichen, dass du mich wie eine heiße Kartoffel fallenlässt?«
Alex sah sie einen Moment an, dann atmete sie tief durch. »Also gut. Aber nicht hier zwischen Tür und Angel.« Sie deutete mit dem Kopf auf das Kommen und Gehen der Gäste wie in einem Taubenschlag.
Nora nickte und folgte Alex zu einem freien Tisch. Sie hatte ebenso wenig Lust, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Zudem hatte sie das Gefühl, dass sich bereits einige neugierige Blicke auf sie gelegt hatten.
Sie setzte sich Alex gegenüber und wartete auf die Erklärung.
»Eigentlich habe ich dir das alles schon gesagt. Es wird nicht gutgehen mit uns beiden.« Alex wirkte ein wenig verzweifelt, als wüsste sie nicht, was sie noch sagen sollte, so wie sie auf dem Stuhl saß und die Stirn in Falten legte. Sie seufzte und verschränkte die Arme locker vor der Brust. »Die Sterne sind gegen uns«, fügte sie leiser hinzu.
Nora traute ihren Ohren kaum, denn es klang fast so, als bedaure sie es. »Ehrlich gesagt, ist das keine Erklärung, die ich nachvollziehen kann. Kannst du das nicht noch etwas genauer ausführen?«, fragte Nora sanft. Wenn ich mehr weiß, kann ich sie vielleicht davon überzeugen, dass das alles Blödsinn ist.
Alex sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Wenn du es so genau wissen willst: Du kannst nicht treu sein. Und davon habe ich gehörig die Nase voll. Ich möchte eine Beziehung haben, in der beide treu sind und nicht eine sich noch woanders Aufmerksamkeit holt, weil ihr die Liebe von einer Frau nicht genug ist.«
»Das ist ja . . .« Nora blieb die Spucke weg. Sie schnappte ein paarmal nach Luft, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Wie kam Alex dazu, ihr so etwas einfach zu unterstellen? ». . . ungeheuerlich.«
Alex legte eine Hand auf die Hüfte. »Du wolltest doch den Grund wissen. Das ist er. Und was passt dir an der Wahrheit nicht?«
»Was mir daran nicht passt?« Nora gestikulierte mit den Händen und funkelte ihr Gegenüber böse an. »Dass es nicht die Wahrheit ist, zum Beispiel. Das passt mir ganz und gar nicht. Für solch eine These gibt es doch überhaupt keine Beweise.«
»Wenn du wirklich Steinbock bist, ist es die Wahrheit.« Alex klang bockig wie ein Kleinkind.
»Ist es nicht. Du kannst doch nicht alle Menschen, die ein und dasselbe Sternzeichen haben, über einen Kamm scheren. So einfach ist das nicht.« Nora schüttelte den Kopf. »Nehmen wir mal an, deine These wäre korrekt . . . du musst trotzdem immer davon ausgehen, dass es Abweichungen gibt. Die berühmte Ausnahme von der Regel.«
Für wenige Sekunden sah Alex perplex aus. »Oh doch, es ist so einfach. Die Sterne lügen nicht.«
Nora glaubte, mit einer Wand zu sprechen, denn Alex hob trotzig den Kopf in die Höhe. Daher setzte sie in einem Akt der Verzweiflung zum Gegenbeweis an. »Glaubst du, du bist die einzige, die man belogen und betrogen hat?«
Das war die einzige Vermutung, die für Nora Sinn ergab. Sie legte bewusst den Finger in die Wunde und versuchte, die Mauer, der sie gegenüberstand, mit schonungsloser Offenheit einzureißen, obgleich es sie Überwindung kostete. Der Schmerz saß bei Nora selbst tief, und sie sprach nicht gern darüber. Jedoch sah sie hier keine andere Möglichkeit, das Geheimnis namens ›Alex‹ ergründen zu können.
Sie räusperte sich und versuchte so sachlich wie möglich zu klingen. »Mir ist es in meiner letzten Beziehung genauso ergangen. Und wenn es stimmen würde, was du sagst, dann wäre ich fremdgegangen und hätte nicht meine Freundin mit einer anderen im Bett erwischt.«
Alex’ Augen weiteten sich. »Das ist dir passiert?« Ihre Stimme klang erstaunt. Sie überlegte einen Moment.
Grüne Augen musterten Nora eindringlich, und sie kam sich vor wie ein Objekt unter einem Mikroskop, anstatt diejenige zu sein, die hindurchsah.
»Aber dass deine Freundin eine Affäre hatte, heißt nicht, dass du nicht auch mit jemand anderem was hattest.«
Scharfer Verstand. Leider der falsche Schluss.