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"Morgan Rice hat es wieder geschafft! Mit den neuen starken Charakteren hat die Autorin eine neue magische Welt geschaffen. EHRE WEM EHRE GEBÜHRT ist voll von Intrigen, Verrat, unerwarteten Freundschaften und all den anderen wichtigen Bestandteilen, die jede Seite zu einem Genuss machen. Vollgeladen mit Action werden Sie dieses Buch wie auf heißen Kohlen sitzend lesen." -- Book and Movie Reviews, Roberto Mattos Von der Bestsellerautorin von DER RING DER ZAUBEREI Morgan Rice erscheint eine neue fesselnde Fantasy-Reihe. In NUR DEN TAPFEREN (Der Weg des Stahls – Buch Zwei) ist der 17-jährige auf der Flucht, denn nur so kann er frei werden. Er überzeugt die Bauern, sich ihm anzuschließen, um seine Brüder zu befreien und ein neues Leben in Freiheit zu beginnen. Genoveva erfährt unterdessen von einem furchtbaren Geheimnis, das den Rest ihres Lebens beeinflussen wird. Sie muss sich entscheiden, ob sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen will, um Royce zu retten – auch wenn dieser glaubt, dass sie ihn hintergangen hat. Der Adel macht sich auf eine Schlacht gegen die Bauern bereit, und nur Royce kann die Bauern noch retten. Doch Royce einzige Hoffnung liegt in seinen geheimen Kräften verborgen – Kräfte von denen er nicht einmal sicher ist, sie zu besitzen. NUR DEN TAPFEREN webt die epische Geschichte von Freundschaft und Liebsten, von Rittern und Ehre, von Verrat, Schicksal und Liebe. Als eine Geschichte von Tapferkeit zieht sie uns in eine Fantasy-Welt hinein, in die wir uns verlieben werden und die allen Generationen unabhängig welchen Geschlechts gefallen wird. Buch 3 der Serie – NUR DEN ERWÄHLTEN – kann ebenso bereits vorbestellt werden.
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Seitenzahl: 319
Veröffentlichungsjahr: 2019
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NUR DEN TAPFEREN
(DER WEG DES STAHLS – BUCH ZWEI)
Morgan Rice
Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fanatsy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONEgehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.
Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com
Ausgewählte Kritiken zu Morgan Rice
„Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu können, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen.“
--Books and Movie Reviews
Roberto Mattos
„Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anhängern von Christopher Paolinis DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction für Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“
--The Wanderer,A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen)
„Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteriösen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen über sich hinaus und leisten dabei Außergewöhnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action fündig werden. Vor einer lebhaften Kulisse wächst das verträumte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie für Jugendliche zu werden.“
--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)
„DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten für einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und Täuschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. Für jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.”
--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos
„In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 Bände umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-jährigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des Königs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“
Bücher von Morgan Rice
DIE INVASIONSCHRONIKEN
ÜBERMITTLUNG (Buch #1)
ANKUNFT (Buch #2)
STEIGFLUG (Buch #3)
DER WEG DES STAHLS
EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (Buch 1)
NUR DEN TAPFEREN (Buch 2)
NUR DEN ERWÄHLTEN (Buch 3)
EIN THRON FÜR SCHWESTERN
EIN THRON FÜR SCHWESTERN (Buch #1)
EIN GERICHT FÜR DIEBE (Buch #2)
EIN LIED FÜR WAISEN (Buch #3)
EIN KLAGELIED FÜR PRINZEN (Buch #4)
EIN JUWEL FÜR KÖNIGE (Buch #5)
EIN KUSS FÜR KÖNIGINNEN (Buch #6)
FÜR RUHM UND KRONE
SLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1)
SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2)
RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3)
REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (Buch 4)
SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5)
HELD, VERRÄTER, TOCHTER (Buch 6)
HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7)
SIEGER, BESIEGTER, SOHN (Buch 8)
VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN
DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1)
DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2)
DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3)
DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4)
EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5)
DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6)
DER RING DER ZAUBEREI
QUESTE DER HELDEN (Buch 1)
MARSCH DER KÖNIGE (Buch 2)
FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3)
KAMPF DER EHRE (Buch 4)
SCHWUR DES RUHMS (Buch 5)
ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6)
RITUS DER SCHWERTER (Buch 7)
GEWÄHR DER WAFFEN (Buch 8)
HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9)
MEER DER SCHILDE (Buch 10)
REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11)
LAND DES FEUERS (Buch 12)
DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (Buch 13)
DER EID DER BRÜDER (Buch 14)
DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15)
DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16)
DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17)
DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS
ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1)
ARENA ZWEI (Buch 2)
ARENA DREI (Buch 3)
GEFALLENE VAMPIRE
VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1)
DER WEG DER VAMPIRE
GEWANDELT (Buch 1)
VERGÖTTERT (Buch 2)
VERRATEN (Buch 3)
BESTIMMT (Buch 4)
BEGEHRT (Buch 5)
VERMÄHLT (Buch 6)
GELOBT (Buch 7)
GEFUNDEN (Buch 8)
Wusstet ihr, dass ich viele verschiedene Serien geschrieben habe? Wenn ihr sie noch nicht gelesen habt, klickt auf die folgenden Bilder und ladet euch euren Serienstarter herunter!
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Copyright © 2016 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie gemäß unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdrücklich gestattet, darf kein Teil dieser Veröffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte für jeden Rezipienten ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es käuflich erworben zu haben oder es nicht für Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Geschäftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenfälle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zufälliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Dmitrijs Bindemanis und werden unter der Lizenz Shutterstock.com verwendet.
INHALTSVERZEICHNIS
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
Royce schnappte sich das erste Pferd, das er finden konnte und ritt davon. Die Rufe hinter ihm waren ihm egal. Kam ein Pfeil in seine Richtung geflogen, duckte er sich auf dem Rücken des Pferdes tief nach unten. Beim Gedanken an den Adligen, den er gerade mit einem Speer getötet hatte, rasten seine Gedanken beinahe so schnell wie sein Pferd.
Schlimmer waren jedoch die Bilder von Genoveva, die dort über dem Graben stand, mit dem Mann, für den sie ihn verlassen hatte. Diese Bilder konnte er nicht loswerden. Diese Gedanken waren so mächtig, dass er beinahe angehalten hätte, um den Männern hinter ihm die Chance zu geben, ihn einzuholen. Nur seine Wut trieb ihn jetzt noch an, und so gab er seinem Pferd die Sporen, sodass es noch schneller galoppierte.
Weitere Pfeile kamen von hinten geschossen. Sie prallten an den Steinwänden der umliegenden Gebäude ab oder bohrten sich in die Lehmfassaden der Fachwerkhäuschen. Die Menschen brachten sich vor dem galoppierenden Pferd in Sicherheit, und Royce tat sein Bestes, ihnen so gut er konnte auszuweichen. Das bedeutete einen Kampf mit den Zügeln. Er riss den Kopf des Pferdes in die eine Richtung, dann in die andere während die Hufe des Pferdes über das Kopfsteinpflaster donnerten.
Als die Reiter erschienen, die Royce verfolgten, mischte sich weiteres Hufgetrappel unter den Staccato-Chor. Einige von ihnen mochten Ritter sein, doch der Großteil von ihnen waren Wächter, die für den Adel den Kopf hinhielten während dieser aus sicherer Entfernung zusah.
„Ihm nach!“ schrie einer. „Tötet den Mörder!“
Royce wusste, dass es zu keiner friedlichen Einigung kommen würde, wenn sie ihn einmal gefangen hatten. Auf Mord stand bereits die Todesstrafe, und er hatte vor den Augen aller ihren Herzog abgeschlachtet. Sie würden erst aufgeben, wenn sie ihn gefasst hatten oder wenn sie sicher sein konnten, dass er ihnen durch die Lappen gegangen war.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als seinem gestohlenen Pferd zu vertrauen und durch riskante Manöver und Richtungsänderungen zu hoffen, weiterhin vorne zu bleiben ohne dabei vom Pferd zu fallen. Royce umklammerte das Kristallschwert in seiner Hand. Auch nicht nur für den Bruchteil einer Sekunde durfte er seinen Griff lockern.
Einer der Reiter hatte ihn fast eingeholt und machte sich bereit, einen Speer auf ihn zu schleudern. Royce hackte den Kopf der Waffe ab und schlug dann nach dem Mann, der ihn in der Hand hielt. Sein Verfolger fiel vom Pferd, und Royce setzte seine Flucht fort.
Doch viel zu viele waren ihm noch immer auf den Fersen. Seiner Stärke und seinen Fähigkeiten zum Trotz hatte Royce Zweifel, ob er es mit so vielen Männern auf einmal aufnehmen konnte. So setzte er seine Flucht auf dem gestohlenen Pferd fort, während er darüber nachdachte, wie er seine Verfolger jemals würde abhängen können.
Er floh aus der Stadt. Je länger Royce mit seinem Pferd in das offene Land ritt und durch die Täler und über die Kämme der weiten Fläche jagte, desto weiter rückte das Fort über ihm in immer größere Ferne. Kleine Stromschnellen lagen in den Tälern, und Royce suchte stets nach den schmalsten Stellen, sodass sein Pferd hinüber springen konnte anstatt jedes Mal durch das Wasser waten zu müssen. Jeder Schritt, den er verlor, machte die Reitergruppe – seine Verfolger – gut.
Er ritt nun auf die Umgrenzung eines Feldes zu. Sein Pferd sprang mühelos über den trockenen Stein, ohne ihn auch nur zu streifen. Als er einen Blick zurück warf, sah er, wie das Pferd eines Verfolgers an der Mauer hängenblieb, ins Straucheln geriet und seinen Reiter abwarf. Doch das war nicht genug.
Ein anderer Reiter hatte Royce eingeholt. Er warf sich halb zu Royce hinüber als hoffte er, auf diesem Wege Royce aus dem Sattel zu reißen. Doch Royce klammerte sich eisern an sein Pferd; es war schiere Stärke, die ihn ihm Sattel hielt, während der Soldat versuchte, ihn mit Ellbogen und seinem Kopf anzugreifen. Er sah einen Dolch aufblitzen und ahnte, dass der Mann versuchen würde, ihn von hinten zu erstechen. Royce drehte sich herum, nahm seine ganze Kraft zusammen und verpasste dem Mann einen ordentlichen Stoß.
Der Wächter fiel von seinem galoppierenden Pferd, fiel krachend zu Boden und blieb bewegungslos auf dem Boden liegen. Royce drängte sein Pferd weiter voran, doch die Lücke zwischen ihm und seinen Verfolgern war kleiner geworden.
Royce wusste, dass er nicht darauf hoffen durfte, den Männern einfach davonreiten zu können. Sie waren viel zu entschlossen, und er hatte keine Ahnung, ob sein Pferd länger durchhalten würde als die seiner Gegner. Doch selbst wenn es so wäre, so war es nur eine Frage der Zeit, bis der Pfeil eines Jagdbogens sein Pferd so schwer verwunden würde, dass es nicht weiterlaufen konnte.
Er musste sich etwas anderes einfallen lassen.
Vor ihm erblickte er nun eine Schlucht, über die eine kleine Brücke führte. Royce ließ die Brücke links liegen und ritt auf eine Stelle zu, an der der Stamm eines mächtigen Baums über die Schlucht führte. Als er ein Kind gewesen war, waren er und seine Brüder immer über den Stamm gelaufen, um zu einem kleinen Stück Weideland, das auf der anderen Seite lag, zu gelangen. Royce wusste nicht, ob sein Pferd es schaffen würde.
Doch würde er eine bessere Gelegenheit wahrscheinlich nicht bekommen, und so führte er das Tier in Richtung des Baumstamms und zwang es, ohne Geschwindigkeit einzubüßen, diesen Weg einzuschlagen. Royce spürte, wie eines seiner Hufe abrutschte, und einen Moment lang stockte ihm der Atem, doch dann gelang es ihm, sein Pferd zurück auf das teilweise bereits morsche Holz zurückzuziehen.
Kaum hatten sie den festen Boden erreicht, zischten schon weitere Pfeile in ihre Richtung. Royce drehte sich herum und sah, dass die ihm nachjagenden Pferde scheuten als man sie zwingen wollte, das Holz zu überqueren. Royce hackte mit seinem Kristallschwert auf den Stamm ein, er spürte, dass er nachgab, und schließlich stürzte der Stamm hinab in den dort wartenden Fluss.
„Das wird sie nicht lange aufhalten“, flüsterte Royce seinem Pferd zu. Er drängte es, wieder Fahrt aufzunehmen während die Männer auf der anderen Seite kehrtmachten und auf die Stelle zustürmten, wo sich die kleine Brücke befand.
Zumindest ein oder zwei Minuten sollte ihm diese Aktion eingebracht haben, und Royce wusste, dass er diese Chance so gut er konnte nutzen musste, um sich davonzumachen. Gleichzeitig wusste er, dass er nicht einfach davonlaufen konnte. Das Davonlaufen hatte keinen Sinn. Es änderte nichts.
Er steuerte bei voller Geschwindigkeit auf einen kleinen Wald zu. Während er sich duckte, um den tiefhängenden Ästen auszuweichen und so außer Blickweite zu kommen, versuchte er, nachzudenken. Für kleinere Tiere und zwitschernde Vögel, für Stromschnellen und das Rauschen der Bäume waren die Wälder ein sicherer Ort. In unweiter Entfernung konnte er das Spiel der Zinnflöte eines Weidmanns hören. Royce hoffte, dass er die Soldaten nicht zu ihm führen würde. Er wollte niemandem Ärger bereiten.
Dieser Gedanke ließ ihn zwischen den Bäumen anhalten. Die Männer würden ihn bis in sein Dorf verfolgen, wenn er dorthin floh, doch wenn er nicht dorthin ritt, dann würde er keine Hilfstruppe zusammentrommeln können. Schlimmer wäre es jedoch, wenn die Männer des Herzogs trotzdem dorthin ritten und alle diejenigen mit großer Entschlusskraft bestraften, die mit dem Jungen, der den Tod des Herzogs zu verantworten hatte, in Verbindung standen.
Er musste einen Weg finden, sich Zeit zu kaufen, um alles Notwendige in die Wege leiten zu können und die Männer des Herzogs von seinem Dorf fernzuhalten.
Wieder drang der Klang der Zinnflöte an Royces Ohr. Er führte sein Pferd zwischen den Bäumen entlang in Richtung der Musik. Royce drängte es so schnell wie die Umgebung es zuließ voran. Ihm war nur allzu bewusst, wie wenig Zeit ihm das Wegfallen der Baumbrücke gebracht hatte, und so hatte er jetzt das Gefühl, dass er jede Sekunde brauchte, die er nur kriegen konnte.
Wenige Sekunden später entdeckte er ein Schwein, das im Dreck des Waldbodens herumschnüffelte und nach Obst oder Pilzen oder sonstigem suchte. Es befand sich in etwa auf Royces Hüfthöhe, wenn dieser nicht auf einem Pferd gesessen hätte, und schnüffelte als würde es Royces Gegenwart gar nicht bemerken.
Weitere Schweine tauchten zwischen den Bäumen auf. Sie schnüffelten und jagten nach allem, was sie irgendwie fressen könnten. Auf ihrer Haut prangten die Brandmale mehrerer Höfen. Die Musik der Zinnflöte war jetzt ganz nah, und durch das Erlendickicht konnte Royce nun die Umrisse eines jungen Mannes erkennen, der auf dem Stumpf einer gefällten Eiche saß.
„Grüß dich“, rief der junge Mann als er Royce erblickte. Er winkte ihm mit der Hand, welche die Flöte hielt, zu. „Reite nicht zu geschwind durch den Wald. Die Schweine sind unbekümmerte Wesen, doch wenn du sie erschreckst, sind sie durchaus in der Lage, dein Pferd anzugreifen und ins Stolpern zu bringen.“
„Männer sind auf dem Weg hierher“, sagte Royce, denn er vermutete, dass Direktheit an dieser Stelle der beste Weg war. Einem jungen Mann würde es ganz und gar nicht gefallen, wenn man versuchte, ihn hinters Licht zu führen. „Männer, die mich tot oder gefangen sehen wollen.“
Der Schweinehirte blickte bei diesen Worten etwas besorgt drein. „Und was hat das mit mir zu tun?“ fragte er. „Ich hüte hier draußen nur meine Schweine.“
„Glaubst du, dass das solche Männer interessieren wird?“ fragte Royce. Jeder Bauer wusste, zu was die Männer des Herzogs im Stande waren und wie gefährlich es war, ihnen im Weg zu stehen, wenn sie gerade ein Ziel verfolgten.
„Nein“, sagte der Hirte. Er blickte zu Royce. „Warum jagen sie dich denn?“
Royce vermutete, dass dem Hirten die Wahrheit zu viel sein könnte. Doch was sollte er tun? Er konnte ja nicht so tun als wäre er ein Wilderer.
„Ich bin... ich habe den Herzog getötet“, sagte Royce, denn er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Er würde nicht um das bitten können, was er wollte, wenn er dem Jungen nicht erst die Wahrheit sagte. „Seine Männer jagen mich, und wenn sie mich kriegen, dann werden sie mich töten.“
„Also wirst du sie zu meinen Schweinen führen?“ fragte der Schweinehirte. „Und was passiert mit mir, wenn ich noch hier bin, wenn sie kommen?“
„Ich habe eine Idee“, sagte Royce. Er sprang von seinem Pferd und reichte dem Jungen seine Zügel. „Nimm mein Pferd. Reite weg von hier. Einen besseren Ausweg für uns zwei gibt es nicht.“
„Du willst, dass ich so tue als wäre ich du?“ fragte der Schweinehirte. „Nach dem was du getan hast? Das halbe Königreich würde nach mir suchen.“
Royce nickte. Die beiden sahen einander kaum ähnlich; Royce war viel größer und hatte eine stärker ausgeprägte Muskulatur, und selbst wenn sie beide blondes Haar hatten, das ihnen bis zur Schulter reichte, sah es sich keineswegs zum Verwechseln ähnlich. Auch ihre Gesichtszüge unterschieden sich: wo der Schweinehirte rund und unscheinbar war, hatte die erlebte Gewalt Royces Züge geprägt und kantig gemacht.
„Nicht lange. Du kannst reiten, oder?“
„Ja, mein Vater hat darauf bestanden, dass ich es lerne. Ich habe den Pferdewagen immer über das Feld gekantert.“
„Dieses Pferd ist weitaus schneller als ein Kanter“, versprach Royce, der ihm immer noch die Zügel entgegenstreckte. „Nimm das Pferd und reite eine Weile vor ihnen her. Steig irgendwann ab, wenn sie dich nicht sehen können. Sie werden niemals vermuten, dass du es warst, der auf dem Pferd saß, und sie werden weiter nach mir Ausschau halten.“
Royce war sich sicher, dass sein Plan aufgehen würde. Wenn der Schweinehirte es schaffte, sich nicht von den Feinden einholen zu lassen, dann wäre er in Sicherheit sobald er aus ihrem Blickfeld entschwunden wäre.
„Und mehr müsste ich nicht tun?“ fragte der Schweinehirte. Royce konnte sehen, dass er es sich tatsächlich überlegte.
„Halte sie nur von den Dörfern fern“, sagte er. „Ich muss in meines zurückkehren, und du kannst in deines zurücklaufen sobald du sie abgehängt hast.“
„Du suchst also nach einem Weg, um mit einem Mord davonzukommen?“ fragte der Junge.
Royce wusste, was er damit meinte. Der Schweinehirte wollte sich nicht zum Komplizen einer solch kaltblütigen Straftat machen. Doch das war nur ein Teil der Geschichte. Das war es schon in dem Moment gewesen als er den Speer geworfen hatte.
„Sie unterdrücken uns, wo sie nur können“, sagte Royce. „Sie nehmen und nehmen, und sie geben uns im Gegenzug nie etwas zurück. Der Herzog hat mir die Frau, die ich liebte, genommen und sie seinem Sohn gegeben. Er hat mich auf eine Insel verschleppt, wo ich mitansehen musste, wie Jungen in meinem Alter abgeschlachtet wurden. Ich musste im Graben um mein Leben kämpfen. Es ist Zeit, dass wir etwas daran ändern. Es ist Zeit, dass sich die Dinge zum Guten verändern.“
Er konnte sehen, dass der Junge mit der Entscheidung rang.
„Wenn ich es nicht in mein Dorf zurückschaffe, werden viele Menschen sterben“, sagte Royce. „Doch wenn ich es schaffe und sie mir folgen, dann wird daraus eine Bewegung. Ich brauche dazu deine Hilfe.“
Der Schweinehirte tat einen Schritt auf ihn zu. „Werde ich dafür bezahlt?“
Royce breitete seine Arme aus. Er trug nichts bei sich. „Wenn ich dich später wiederfinden kann, dann werde ich einen Weg finden, dir etwas zurückzuzahlen. Wie kann ich dich finden?“
„Ich bin Berwick aus Upper Lesham.“
Royce nickte, und das war dem Schweinehirten offenbar Versicherung genug. Er nahm Royces Pferd, stieg auf, gab ihm die Sporen und verschwand zwischen den Bäumen in eine Richtung, in der keines der Dörfer lag, die Royce kannte. Royce atmete erleichtert auf.
Doch die Erleichterung währte nicht lange. Er musste schließlich immer noch ein Versteck finden. Er zog sich in das Dickicht zurück und fand im Schatten eines Stammes eine Stelle im Laub, wo Farne wuchsen, die ihn verstecken würden.
Unbewegt hockte er dort und wartete. Er wagte kaum zu atmen. Die Schweine um ihn setzten weiter ihre Futtersuche fort, und eines von ihnen trappelte in seine Nähe und schnüffelte an dem Laub, in dem er saß.
„Weg mit dir“, flüsterte Royce, denn er wollte, dass das Tier weiterzog. Er schwieg als er das Geräusch herannahender Hufe vernahm.
Männer tauchten auf. Sie alle trugen Rüstung und Waffen und sahen nun noch wütender aus als im ersten Teil ihrer Verfolgungsjagd. Royce hoffte aufrichtig, dass er den Schweinehirten in keine allzu große Gefahr gebracht hatte, indem er ihn zum Komplizen seiner Flucht gemacht hatte.
Das Schwein hatte sich nicht beirren lassen und schnüffelte immer noch vor seiner Nase herum. Royce glaubte, dass er sehen konnte, wie einer der Männer zu ihm blickte, und er erstarrte, sodass er nicht einmal mehr zu blinzeln wagte. Wenn das Schwein auf seine Gegenwart in irgendeiner Weise reagierte, dann würden die Männer über ihn herfallen und ihn töten, da war er sich sicher.
Dann wandte der Mann seinen Blick ab, und die Soldaten setzten ihre Verfolgung fort.
„Schnell jetzt!“ rief einer von ihnen. „Er kann nicht weit gekommen sein!“
Die Soldaten donnerten davon in Richtung des Weges, den der Schweinehirte eingeschlagen hatte und dessen Spuren sie vermutlich jetzt folgten. Auch nachdem sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, blieb Royce still in seinem Versteck sitzen und umklammerte den Griff seines Schwerts, denn er wollte sicher sein, dass es sich nicht um eine Falle handelte, die ihn aus seinem Versteck locken sollte.
Schließlich traute er sich hinaus und trat auf die Lichtung. Er schob die Schweine beiseite und nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich umzublicken. Er versuchte, herauszufinden, in welcher Richtung sein Dorf lag. Sein Täuschungsversuch hatte ihm einige Zeit gekauft und dennoch musste er jetzt schnell handeln.
Er musste es in sein Dorf schaffen bevor die Männer des Herzogs alle Bauern dort töteten.
Genoveva blieb nichts anderes übrig, als im großen Saal des Schlosses den Wutausbruch ihres Mannes still mitanzusehen. In den Momenten, in denen er nicht wütend war, war Altfor mit seinen längeren, gewellten braunen Haaren, den dinarischen Zügen und tiefdunklen Augen eigentlich ein gutaussehender Mann. Doch für Genoveva blieb er der rotgesichtige und tobende Mann, als hätte er keine andere Seite als diese.
Sie wagte es nicht, sich zu rühren oder seinen Zorn auf sich zu ziehen, und da war sie gewiss nicht die einzige. Er war umringt von den einstigen Dienern und Anhängern des Herzogs, die allesamt schwiegen und von denen niemand der erste sein wollte, Altfors Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Selbst Moira schien sich zurückzuhalten, auch wenn sie gut sichtbar in größerer Nähe zu Genovevas Ehemann stand als Genoveva selbst, und das in jeglicher Hinsicht.
„Mein Vater ist tot!“ schrie Altfor als hätten nicht alle Anwesenden bereits erfahren, was in dem Kampfgraben geschehen war. „Erst mein Bruder und jetzt mein Vater, ermordet von einem Verräter und keiner von euch hat Antworten für mich.“
Diese Wut fühlte sich für Genoveva gefährlich an, denn zu heftig und wirr versuchte sie, anstelle von Royce einen anderen Sündenbock zu finden. Sie wünschte, dass Royce jetzt hier gewesen wäre und gleichzeitig war sie froh, dass er es nicht war.
Ihr Herz war erfüllt von Schmerz, weil er nicht da war, und sie wünschte, dass sie etwas anderes hätte tun können als neben ihrem Ehemann zu stehen und ihm vom Rand des Grabens aus beim Kämpfen zuzusehen. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, jetzt bei Royce zu sein, und Genoveva wusste, dass sie diesen Teil Altfor auf keinen Fall sehen lassen durfte. Altfor war viel zu wütend, und sie hatte sehr klar gespürt, wie sich dieser Ärger ganz leicht gegen sie richten konnte.
„Wird in dieser Situation niemand etwas unternehmen?“ fragte Altfor.
„Genau das wollte ich gerade fragen, Neffe“, sprach er harte Stimme.
Der Mann der jetzt in den Raum trat, schürte in Genoveva den gleichen Drang, sich zurückziehen zu wollen, wie ihn Altfor hervorrief. In Altfors Fall wollte sie sich der Hitze seiner Wut entziehen, doch von diesem Mann ging eine Kälte aus, die so kalt wie Eis zu sein schien. Er war etwa zwanzig Jahre älter als Altfor und hatte lichtes Haar und eine schlanke Gestalt. Er bewegte sich mit etwas fort, das auf den ersten Blick wie ein Stock aussah. Doch dann erblickte Genoveva den Griff, der aus der Hülle ragte und erkannte, dass es sich dabei um ein noch in seiner Scheide steckendes Langschwert handelte. Etwas an der Art, wie er sich darauf stützte sagte Genoveva, dass es eine Verletzung und nicht sein Alter sein musste, die ihn dazu zwang.
„Onkel Alistair“, sagte Altfor. „Wir hatten... mit dir hatten wir nicht gerechnet.“
Die Ankunft des Neulings schien auch in ihm ein gewisses Unbehagen auszulösen, und das überraschte Genoveva. Er schien stets alles ganz und gar unter Kontrolle zu haben, doch die Gegenwart dieses Mannes schien ihn komplett aus der Fassung zu bringen.
„Sicherlich nicht“, sagte der schlanke Mann. Seine Hand streifte über das Langschwert, auf dem er lehnte. „Da du mich nicht zu deiner Hochzeit eingeladen hast, hast du wahrscheinlich geglaubt, dass ich auf meinem Gutshof bleiben und die Stadt meiden würde, damit du unbehelligt nach dem Tod meines Bruders dein Unwesen treiben kannst.“ Er blickte zu Genoveva. Als hätte er die Augen eines Habichts, schien sein Blick sie sofort in der Menge auszumachen. „Glückwunsch zur Eheschließung, Mädchen. Es ist nicht zu übersehen, dass mein Neffe einen Sinn für das Stumpfsinnige hat.“
„Ich... so sprichst du nicht mit mir“, sagte Altfor. Er schien sich erst dann daran zu erinnern, dass er auch für Genoveva sprechen sollte. „Oder meiner Frau. Ich bin der Herzog!“
Alistair trat vor Genoveva, und jetzt zog er das Schwert aus der Scheide. Es sah ganz leicht in seinen Händen aus, breit und messerscharf. Genoveva erstarrte und wagte es kaum zu atmen als Altfors Onkel die Klinge in gefährliche Nähe zu ihrem Hals hob.
„Ich könnte diesem Mädchen den Hals durchschneiden und keiner deiner Männer würde mich daran hindern“, sagte Alistair. „Und du erst recht nicht.“
Genoveva brauchte gar nicht erst zu Altfor zu blicken, um zu wissen, dass er die Wahrheit sprach. Er gehörte nicht zu der Sorte Ehemann, die sich genug um ihre Frau scherte, um sie zu verteidigen. Keiner der Höflinge würde ihr helfen, und Moira... Moira blickte sie an als würde sie halb hoffen, dass Alistair seine Drohung wahr machte.
Genoveva musste sich selbst retten. „Warum würdet ihr mich umbringen wollen, mein Lord?“ fragte sie.
„Warum sollte ich das nicht?“ fragte er. „Ich meine ja, du bist hübsch: blondes Haar, grüne Augen, schlanke Gestalt, welcher Mann würde das nicht wollen? Doch sind Bauernmädchen nun wirklich nicht gerade schwer zu ersetzen.“
„Ich hatte geglaubt, dass meine Ehe mich über den Bauernstand gehoben hat“, sagte Genoveva mit fester Stimme trotz der Klinge vor ihrem Hals. „Habe ich etwas getan, dass Euch erzürnt hat?“
„Ich weiß es nicht, Mädchen, hast du das?“ fragte er, und seine Augen schienen in Genovevas nach einer Antwort zu suchen. „Eine Nachricht wurde auf den Weg gebracht. Sie sollte Auskunft darüber geben, welche Richtung der Junge, der meinen Bruder ermordet hat, eingeschlagen hat. Doch hat sie weder mich noch irgendjemand anderen erreicht bevor es zu spät war. Kannst du mir irgendetwas dazu sagen?“
Genoveva wusste genau, was geschehen war, denn sie selbst war es gewesen, die die Nachricht mit Verspätung weitergeleitet hatte. Das war alles gewesen, was sie hatte tun können, und dennoch fühlte es sich nicht genug an angesichts dessen, was sie für Royce empfand. Sie schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen und tat unschuldig, denn das war die einzige Verteidigung, die ihr jetzt blieb.
„Mein Lord, ich verstehe nicht, was Ihr meint“, sagte sie. „Ihr habt selbst gesagt, dass ich nur ein Bauernmädchen sei; wie sollte ich eine solche Nachricht abfangen können?“
Sie fiel instinktiv auf die Knie, langsam, sodass sie sicherstellte, sich nicht selbst aufzuspießen.
„Eure Familie hat mir die Ehre gegeben“, sagte sie. „Euer Neffe, der Herzog, hat mich erwählt. Ich bin zu seiner Frau geworden und habe einen höheren Rang erworben. Ich führe ein Leben, das ich mir niemals hätte träumen lassen. Warum würde ich das in Gefahr bringen? Wenn Ihr wahrhaftig glaubt, dass ich eine Verräterin bin, dann schlagt zu mein Lord. Schlagt zu.“
Genoveva trug ihre Unschuld wie ein Schutzschild, und sie hoffte, dass es genügen würde, den Schwerthieb abzuwenden, der andernfalls gleich folgen würde. Sie hoffte es und hoffte es nicht, denn ein Stich ins Herz wäre wohl all dem gleichgekommen, was sie angesichts dessen, was mit Royce schiefgelaufen war, empfand. Sie hob den Kopf und blickte Altfors Onkel direkt in die Augen. Sie würde den Blick nicht senken und ihm nicht den kleinsten Hinweis auf das, was sie getan hatte, geben. Er zog das Schwert zurück als wollte er zum finalen Hieb ausholen... dann senkte er die Klinge.
„Es scheint mir, Altfor, dass deine Frau mehr Mumm hat als du.“
Genoveva konnte endlich aufatmen. Sie erhob sich während ihr Mann auf sie zu schritt.
„Onkel, genug mit den Spielchen. Ich bin der Herzog hier, und mein Vater – “
„Mein Bruder war dumm genug, dir seine Ländereien zu vermachen, doch glaubst du doch nicht ernsthaft, dass dich das zu einem wahren Herzog macht“, sagte Alistair. „Das braucht Führungskraft, Disziplin und den Respekt deiner Männer. Nichts davon besitzt du.“
„Ich könnte meinen Männern befehlen, dich in den Kerker zu werfen“, zischte Altfor.
„Das könnte ich auch“, erwiderte Alistair. „Wem glaubst du, werden sie gehorchen? Dem verhassten Sohn meines Bruders oder dem Bruder, der Armeen angeführt hat? Demjenigen, der die Spur des Mörders verloren hat oder demjenigen, der die Todesfront bei Haldermark gehalten hat? Einem Jungen oder einem Mann?“
Genoveva konnte die Antwort auf diese Frage erraten, und ihr gefiel nicht, welche Wendung das Ganze zu nehmen drohte. Ob sie es mochte oder nicht, sie war Altfors Frau, und wenn sein Onkel entschied, sich von seinem Neffen zu trennen, dann machte sie sich keine Illusionen über ihr eigenes Schicksal. Sie trat rasch zu ihrem Ehemann und legte ihre Hand auf seinen Arm. Was nach außen wie eine Geste der Unterstützung aussah, sollte ihn eigentlich davon abhalten, überstürzt zu handeln.
„Dieses Herzogtum geht den Bach runter“, sagte Alistair. „Mein Bruder hat Fehler gemacht, und solange diese nicht behoben sind, werde ich dafür sorgen, dass alles seine Ordnung hat. Erhebt irgendjemand unter den hier anwesenden Männern Einspruch gegen diesen Anspruch?“
Genoveva bemerkte die Klinge in seiner Hand, die offensichtlich darauf wartete, dass der erste Mann den Mund auftat. Das musste natürlich Altfor sein.
„Ich soll dir Gefolgschaft schwören?“ fragte Altfor. „Du erwartest, dass ich vor dir niederknie nachdem mein Vater mich zum Herzog gemacht hat?“
„Man kann auf zwei Arten Herzog werden“, zischte Alistair. „Auf Befehl des Herrschenden oder durch eigene Kraft. Trifft eines davon auf dich zu, Neffe? Oder wirst du niederknien?“
Genoveva kniete sich noch vor ihrem Ehemann nieder. Sie zog an seinem Arm, um ihn nach unten neben sich zu ziehen. Sie sorgte sich nicht um Altfors Wohlergehen, nicht nach allem, was er getan hatte, doch gerade hing ihr eigenes Wohlergehen von seinem ab.
„Nun gut, Onkel“, sagte Altfor, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich werde gehorchen. Es sieht so aus, als hätte ich keine Wahl.“
„Nein“, stimmte Alistair zu. „Die hast du nicht.“
Sein Blick streifte durch den Raum, und alle anderen knieten nacheinander nieder. Genoveva sah, wie Höflinge und Diener auf die Knie gingen. Sie sah, wie selbst Moira auf die Knie fiel, und ein kleiner, wütender Teil von ihr fragte sich, ob ihre sogenannte Freundin ihr Glück versuchen würde, Altfors Onkel zu verführen, so wie sie es in Altfors Fall getan hatte.
„Schon besser“, sagte Lord Alistair. „Jetzt will ich, dass sich weitere Männer auf den Weg machen, den Mörder meines Bruders zu finden. Wir werden ein Exempel statuieren. Keine Spielchen dieses Mal, bringt ihm einfach den Tod, den er verdient.“
Ein Bote in der Tracht des Hauses kam hereingerannt. Genoveva konnte sehen, wie er zwischen Altfor und Lord Alistair hin und her blickte und offenbar Schwierigkeiten hatte, zu entscheiden, wem der beiden er seine Nachricht überbringen sollte. Schließlich traf er die für Genoveva offensichtliche Entscheidung und wandte sich an Altfors Onkel.
„Mein Lord, vergebt mir“, sagte er, „aber in den Straßen unten gibt es Aufstände. Die Menschen in den Ländereien des alten Herzogs erheben sich. Wir brauchen Euch.“
„Um Bauern abzuschlachten?“ fragte Lord Alistair mit einem Schnauben. „Na gut. Versammle die Männer, die wir bei der Suche entbehren können, und sag ihnen, dass sie mich im Hof treffen sollen. Wir werden diesem Pack zeigen, wozu ein echter Herzog im Stande ist!“
Er marschierte sich auf sein in der Hülle steckendes Langschwert stützend aus dem Raum hinaus. Genoveva wagte es, erleichtert aufzuatmen als er fort war. Doch ihre Erleichterung war voreilig. Altfor war dabei, wieder aufzustehen, und seine Wut war greifbar.
„Raus mich euch, alle raus!“ schrie er dem versammelten Hof entgegen. „Raus, und helft meinem Onkel, diese Revolte niederzuschlagen oder helft bei der Suche nach diesem Verräter, aber steht nicht hier herum und lasst euch von mir noch einmal bitten!“
Sie machten sich daran, hinauszugehen, und Genoveva erhob sich, um sich ihnen anzuschließen, doch da spürte die Altfors Hand auf ihrer Schulter, die sie zurückhielt.
„Du nicht, Frau.“
Während Genoveva wartete, leerte sich der Saal und ließ neben ihr nur ein paar Wachen und schlimmer noch Moira zurück. Diese stand in einer Ecke, und ihr Blick versuchte nicht einmal, Mitgefühl auszudrücken.
„Du“, sagte Altfor, „sag mit sofort, welche Rolle du in Royces Verschwinden gespielt hast.“
„Ich... ich weiß nicht, wovon du sprichst“, sagte Genoveva. „Ich war die ganze Zeit hier. Wie hätte ich – “
„Halt den Mund“, unterbrach Altfor sie. „Wenn ich dabei nicht wie ein Mann aussehen würde, der seine Frau nicht unter Kontrolle hat, würde ich dir eine Tracht Prügel dafür verpassen, dass du mich für so dumm hältst. Natürlich hast du etwas damit zu tun; niemand sonst hier steht dem Verräter so nah wie du.“
„Die Straße ist voll von Menschen, die das Gegenteil beweisen“, sagte Genoveva und sprang auf die Beine. Vor Altfor hatte sie weniger Angst als vor dessen Onkel.
Nein, das entsprach nicht der Wahrheit. Sie hatte Angst vor ihm, aber es war eine andere Art der Angst. Von Altfor fürchtete sie einen plötzlichen Ausbruch an Gewalt und Grausamkeit, doch klein beizugeben würde einen solchen Ausbruch auch nicht abwenden.
„Die Straße?“ fragte Altfor. „Willst du mich nun auch noch mit dem Mob verhöhnen? Ich dachte, du hättest deine Lektion gelernt, doch das ist offenbar nicht der Fall.“
Jetzt packte Genoveva tatsächlich die Angst, denn Altfors Augen versprachen, dass ihr etwas noch schlimmeres als Gewalt drohte.
„Du wähnst dich in Sicherheit, weil du glaubst, dass ich meiner Frau nichts antun werde“, sagte Altfor. „Doch habe ich dir bereits klargemacht, was geschehen wird, wenn du dich mir widersetzt. Deinen geliebten Royce wird man finden, und dann wir man ihn töten. Wenn es nach mir geht, wird es ein langsamer Tod werden, viel langsamer als alles, was mein Onkel sich vorstellt.“
Dieser Teil macht Genoveva keine Angst, auch wenn der Gedanke, dass Royce ein Leid getan wurde, sie wie ein physischer Schlag traf. Dass er sich Altfors Einfluss hatte entziehen können, dafür hatte sie gesorgt. Er oder Lord Alistair hatten keine Chance, ihn zu kriegen.
„Dann sind da noch seine Brüder“, sagte Altfor und Genoveva stockte der Atem.
„Du hast mir gesagt, dass du sie verschonen würdest, wenn ich dich heirate“, sagte sie.
„Aber jetzt bist du meine Frau, und zwar eine widerspenstige“, konterte Altfor. „Die drei sind sowieso schon auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung. Sie werden auf dem Todeshügel in kleinen Käfigen aufgehängt und ausgehungert werden bis man sie den Ungeheuren zum Fraß vorwirft.“
„Nein“, sagte Genoveva. „Du hast es versprochen.“
„Und du hast versprochen, eine folgsame Frau zu sein!“ rief Altfor ihr entgegen. „Doch was tust du? Du hilfst dem Jungen, den du schon lange hättest vergessen sollen!“
„Du... ich habe gar nichts getan“, insistierte Genoveva, denn es zuzugeben, hätte ihre Lage nur noch verschlimmert. Altfor war Teil des Adels, und er konnte ihr ohne Beweise und Gerichtsprozess nicht einfach etwas antun.
„Oh, du willst weiterhin dieses Spielchen spielen“, sagte Altfor. „Dann wird sich der Preis, den du dafür zahlst, noch erhöhen. Du interessierst dich viel zu sehr für das, was dort draußen in der Welt vor sich geht, also werde ich dir die Subjekte deines Interesse nehmen.“
„Was... was soll das heißen?“ fragte Genoveva.
„Deine Schwester war eine kurze nette Unterhaltung als du mir das erste Mal nicht gehorcht hast. Jetzt wird sie für das, was du getan hast, mit dem Leben bezahlen. Genauso wie deine Eltern und jeder andere in der Hütte, die du Zuhause nennst.“
„Nein!“ schrie Genoveva und griff nach dem kleinen Messer, das sie bei sich trug. Angesichts der schrecklichen Dinge, die ihr Mann vorhatte zu tun, fiel in diesem Moment alle Zurückhaltung und Vorsicht von ihr ab. Sie würde alles tun, um ihre Schwester zu beschützen. Alles.
Doch Altfor war schnell, seine Hand schloss sich über der ihren und schleuderte das Messer zu Boden. Er stieß sie grob zurück, sodass sie auf dem Boden landete während er über ihr thronte. Er blickte finster zu ihr hinab, und nur die Hand Moiras, die ihn zurückzog, hielt ihn davon ab, schlimmeres zu tun.
„Vergesst nicht, dass sie zum Adel gehört solange sie Eure Frau ist“, flüsterte Moira. „Wenn Ihr ihr etwas antut, dann wird man Euch wie einen Kriminellen behandeln.“
„Glaube nicht, dass du mir sagen kannst, was ich tun soll“, sagte Altfor zu Moira, die sich nun noch näher zu ihm beugte.
„Ich sage Euch nicht, was Ihr tun sollt, ich gebe Euch nur einen Rat, mein Lord, mein Herzog. Mit einer Frau und irgendwann einem Erben und dem Recht auf Eurer Seite könnt Ihr viel mehr erreichen.“
„Und warum sollte das für dich eine Rolle spielen?“ fragte Altfor und blickte zu ihr.
Wenn Moira diese Frage verletzte, dann zeigte sie es nicht. Der Blick, den sie der noch immer auf dem Boden liegenden Genoveva zuwarf, war vielmehr triumphierend.
