Oberfranken mit Bamberg und Fränkischer Schweiz – HeimatMomente - Jochen Müssig - E-Book

Oberfranken mit Bamberg und Fränkischer Schweiz – HeimatMomente E-Book

Jochen Müssig

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Beschreibung

Oberfranken steht ein wenig im Schatten von Unter- und Mittelfranken, bietet aber mit Weltkultur und Mittelalterburgen, Bergen und Wäldern, Bier und Bratwürsten wunderbare Anreize für eine Reise. Es gibt neben dem berühmten Bamberg eben auch Coburg, Kulmbach oder Kronach. Neben der fantastischen Fränkischen Schweiz auch den Frankenwald, Steigerwald und das Fichtelgebirge. Und neben dem bayerischen Staatsbad Bad Steben auch Bad Alexandersbad, Bad Berneck oder Bad Staffelstein. Allein: Die Wenigsten in Deutschland wissen das. Der Autor führt in das Fachwerkhaus, in dem der Vater aller Blue Jeans geboren wurde, zu dem Ort, wo die größten Schneemänner gebaut werden, es geht nach Little Berlin und ins erste Archedorf in Bayern. In Bayreuth ist er auf den Spuren von Richard Wagner, er geht dem Hinweis „Nach Adam Riese“ nach und bestellt eine Wurst beim Hofer Wärschtlamo. So entstand ein rundes Gesamtbild von Oberfranken mit seinen vielen schönen und bezahlbaren Familienbetrieben, ob in Hotellerie oder Gastronomie. Der Gast darf sich auf eine herzhaft- bodenständige Küche freuen. Die Tipps dazu sind handverlesen. 50 Ziele in Oberfranken und noch mehr Erlebnisse: Lassen Sie sich überraschen von diesem so schönen und häufig noch unbekannten Oberfranken, das für jeden recht nah liegt: nämlich in der Mitte von Deutschland.

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Jochen Müssig

Oberfranken

MIT BAMBERG UND FRÄNKISCHER SCHWEIZ

50

MIKROABENTEUER

ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN

IMPRESSUM

Oberfranken – mit Bamberg und Fränkischer Schweiz

50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN

Jochen Müssig

© 2023 360° medien

Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann

360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Elke Gräfe

Gedruckt und gebunden:

LD Medienhaus GmbH & Co. KG I Van-Delden-Str. 6-8 I 48683 Ahaus

www.ld-medienhaus.de

Bildnachweis: siehe Seite 288

ISBN: 978-3-96855-444-0

Hergestellt in Deutschland

360grad-medien.de

Vorwort

„Wos is’n dou los?“ Oberfranken seien etwas verschlossen, heißt es häufig. Aber neugierig sind sie schon! Den Leuten ist tatsächlich zuweilen gar nicht so einfach beizukommen. Und je abgelegener, um so schwieriger wird es. Aber bei einem Seidla Bier wird der Fremde dann doch zum Kumpel. Nach der Eingangsfrage „Ja, wo kommt er denn her?“ will der Oberfranke jedoch erst ein wenig erobert sein, ehe seine Schutzhülle fällt. Schickimickis haben dabei wenig Chancen, ein bisschen verratzt und nicht so perfekt sein ist schon besser. Das erste „Is’ mir doch wurschd“ kann nämlich heißen: „Eigentlich traue ich mich nur nicht zu sagen, was ich möchte“. Andererseits: „Die Franken sind ja eigentlich total brutal“, meint der fränkische Kabarettist Volker Heißmann. Mit dem kleinen Zusatz: „Sie sind brutal ehrlich ...“.

Das beste Wirtshaus steht (fast) immer bei der Kirche. Dort werden Bratwürste aufgetischt und Braten mit „Soß‘ und Kloß, denn damit wern die Kinner groß“. In Coburg heißen die Kartoffelklöße Rutscher, weil sie gar so weich, glitschig und supergut sind. Oberfranken hat noch zahlreiche Inhaber geführte Bäckereien und Konditoreien, Metzgereien sowie Klein- und Kleinst-Brauereien. Es wird ein wenig ausgiebiger gefeiert, weil die Oberfranken ein heiteres (Genuss-)Völkchen sind. Nur beim Bier verstehen sie keinen Spaß: Da muss es das Beste sein. Es muss heimisches Bier sein. Denn das Bier ist der kleinste gemeinsame Nenner in Oberfranken.

Die Recherche zu diesem Buch war eine wunderschöne Reise in meine Heimat und in meine Vergangenheit. Ich bin zwar in Würzburg (Unterfranken) geboren und habe in Nürnberg (Mittelfranken) das Abitur gemacht, aber die vielen Ausflüge ins Oberfränkische, in die Fränkische Schweiz, den Franken- und Steigerwald sowie ins Fichtelgebirge sind bis heute unvergessen. Ebenso die mächtigen Festungen von Coburg, Kronach und Kulmbach, das schwebende Haus in Bamberg sowie der erste Wagner auf den harten Holzklappstühlen im Bayreuther Festspielhaus …

Jochen Müssig

Blick auf Kloster St. Michael in Bamberg

Inhaltsverzeichnis

WILLKOMMEN IN OBERFRANKEN

TOP TEN DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN OBERFRANKEN

KURIOSES UND BESONDERHEITEN IN OBERFRANKEN

BAYREUTH

  1.Bayreuth: Wenn die Stadt bebt

  2.Bayreuth und Wagner: Diätfehler und Knochenschleifchen

  3.Museen in Bayreuth: „Oh du geliebtes Bayreuth …“

  4.Bad Berneck: Humboldts riskanter Versuch

  5.Bischofsgrün: prima Klima

  6.Pegnitz: Bratwurst, Brot und Bier

  7.Pottenstein: geheimnisvolle Unterwelt

  8.Waischenfeld: beim Brühtrogrennen

FORCHHEIM

  9.Forchheim: Wo unten oben ist

10.Fränkische Schweiz: Obelix im Druidenhain

11.Burgen in der Fränkischen Schweiz: Blick in Himmel und Hölle

12.Kletterparadies Fränkische Schweiz: die mit der Supernase

BAMBERG

13.Bamberg: Wie das große Rom …

14.Der Dom zu Bambeg: unbekannter Reiter

15.Bamberger Rauchbier: im Schlenkerla

16.Bamberger Land: Fränkische Toskana

17.Steigerwald: Da wird der Kopf frei

18.Buttenheim: Vater aller Blue Jeans

19.Ebrach: Kloster mit Knast

LICHTENFELS

20.Lichtenfels: Flechter und Tümpelschöpfer

21.Burgkunstadt: Da wird ein Schuh draus

22.Bad Staffelstein: Nach Adam Riese …

COBURG

23.Coburg, Altstadt: Gurken-Alex und die Tänzerinnen

24.Die Veste in Coburg: Fränkische Krone

25.Bratwürste aus Coburg: Es geht um die Wurst

26.Rödental: die junge Stadt

KRONACH

27.Kronach: in die Untere und Obere Stadt

28.Festung Kronach: nie bezwungen, nie erobert

29.Cranach in Kronach: Amor als Honigdieb

30.Ludwigsstadt: Ohrfeige mit Folgen

KULMBACH

31.Kulmbach: im Bad mit Agnes und Karl

32.Plassenburg Kulmbach: Am Konraditag ...

33.Bier aus Kulmbach: eine Lebensaufgabe ...

34.Wonsees: „Das ist ohnegleichen …“

35.Marktschorgast: auf der Schiefen Ebene

36.Stadtsteinach: Dîner in Weiß

HOF

37.Hof: kostenfreies Parken für Sieger

38.Frankenwald: das blaue Gold …

39.Frankenwald: durchs Grüne Band

40.Bad Steben: Radon mit Bling-Bling

41.Helmbrechts: Kleiderschrank der Welt

42.Mödlareuth: Little Berlin

43.Schwarzenbach: grübel, grübel und studier

WUNSIEDEL

44.Wunsiedel: ein Ständchen fürs Wasser

45.Fichtelgebirge: im Sechsämterland

46.Die Seen im Fichtelgebirge: Wenn der Sommer nicht mehr weit ist …

47.Bad Alexandersbad: Schampus der Natur

48.Marktredwitz: Besuch in Rawetz

49.Selb: Stadt, Space und Shuttle

50.Arzberg: Kleiner Johannes ganz groß

DAS KLEINE WÖRTERBUCH

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BILDNACHWEIS

Stadthaus Coburg

Hinweis::

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.

Willkommen in Oberfranken

Oberfranken gilt unter den drei fränkischen Regierungsbezirken in Bayern als der ländlichste, denn es gibt keine großen Städte wie Nürnberg in Mittel- oder Würzburg in Unterfranken, dafür viel Natur im Franken- und Steigerwald, im Fichtelgebirge und in der Fränkischen Schweiz sowie die höchste Brauereidichte weltweit. Willkommen im Bierland Oberfranken!

Was Oberfranken ausmacht

Etwas eigensinnig, vielleicht ein wenig stur, mitunter zu bescheiden, etwas wortkarg, scheu und ein bisschen provinziell: Das alles wird den (Ober-)Franken nachgesagt. Mag sein. Aber sie sind auch zuverlässig und ehrlich, gastfreundlich, haben das Herz auf dem rechten Fleck, sind weltoffen und heimatverbunden zugleich. Ein Franke macht nicht viel Aufhebens um die Dinge. „Und typisch Franken ist schon auch unsere Vielfalt“, sagt der fränkische Ministerpräsident von Bayern, Markus Söder.

Ländliches Ambiente in Oberfranken

Das Ländliche ist prägend, Bamberg kommt als größte Stadt gerade einmal auf 77.000 Einwohner und ganz Oberfranken hat zusammen weniger Einwohner als die bayerische Landeshauptstadt München. Natürlich gibt es Pizzerien oder thailändische Restaurants, aber das gutbürgerliche Wirtshaus in der Ortsmitte tischt in der Regel fränkische Küche auf: in feiner Qualität, mit reichlichen Portionen und einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Überkandideltes hat kaum Chancen.

Am deutlichsten hebt sich Oberfranken durch seine große Anzahl an Brauereien ab. Der Regierungsbezirk hat mit rund 200 Brauereien die höchste Brauereidichte weltweit und mehr Brauereien als jedes Land in Europa. Nur die Riesenländer USA, China und Russland haben mehr Brauereien.

Historie: Wie die Franken Bayern wurden

Stück für Stück wurde Oberfranken, wie ganz Franken, in das damalige Königreich Bayern eingegliedert. Bamberg wurde sofort bayerisch, Coburg dagegen erst 1920. Bayern stellte sich 1805 auf die Seite Napoleons, der Preußen mit seinen Truppen verheerende Niederlagen beibrachte, was zum Zusammenbruch Preußens im Krieg gegen Napoleon führte und das Ende der fränkischen Herrschaftsgebiete besiegelte, da Franken an Preußens Seite stand.

König Ludwig I. gelang es, Bayern und Franken zwar etwas näher zusammen zu bringen, indem er auf die Erhaltung regionaler Traditionen und Eigenarten setzte. Trotzdem kämpften und kämpfen die Franken seitdem und immer noch für mehr Unabhängigkeit und ein stärkeres politisches Gewicht im heutigen Freistaat Bayern. Die Bestrebungen, ein neues Bundesland Franken zu gründen, haben allerdings schon länger an Fahrt verloren.

Politik: schwarz ist Trumpf

Oberfranken wählt schwarz. Bei der letzten Bundestagswahl kam die CSU im Durchschnitt auf gut 40, die SPD auf rund 20 und die Grünen auf zehn Prozent, mit Ausnahme von Bamberg, wo 15 Prozent erreicht wurden. Die FDP pegelt sich mit knapp sechs Prozent auf Bundesniveau ein. Die Linke spielt mit zwei Prozent praktisch keine Rolle, die AfD hingegen kommt auf beachtliche zehn Prozent. Bei Kommunalwahlen zeigt sich aber immer wieder, dass in kleineren Städten und Gemeinden vielfach die Freien Wähler den Ersten Bürgermeister stellen.

Wirtschaft: das Weiße Gold

„Ich bin ein Porzellaner“, sagte Richard Rogler einmal. Der in Selb geborene Kabarettist wies damit auf die einst so wichtige oberfränkische Porzellanwirtschaft hin: „Rosenthal“ und „Hutschenreuther“ verhalfen der Region des Weißen Goldes zu Reichtum und weltweitem Ruhm, bieten aber jetzt kaum noch Arbeitsplätze. Nach der Teilung Europas in Ost und West versuchte der Staat die wirtschaftsgeografische Randlage Oberfrankens mit Beihilfen für Grenzlandwirtschaft, -Verkehr und -Kultur zu kompensieren. Doch nach 1990 wurde die Grenzlandförderung eingestellt, gleichzeitig kam die Konkurrenz aus Tschechien nebst billiger Arbeitskräfte und viele Firmen wanderten dorthin ab, wo es andere Fördergelder gab.

Porzellangässchen in Selb

Für viele dürfte überraschend sein, dass Oberfranken heutzutage trotzdem zu den Regionen mit der höchsten Industriedichte Europas gehören. Dem Mittelstand sei Dank: Die Kunststoffindustrie, der Maschinenbau, immer noch und schon wieder Keramik- und Glas- sowie Metallerzeugnisse und die Textilindustrie sind die wichtigsten Arbeitgeber. Der Tourismus spielt eine eher untergeordnete Rolle: Auf die 1,1 Millionen Einwohner in Oberfranken kommen etwa gleich viel Gäste (1,2 Millionen), die im Durchschnitt für 3,5 Millionen Übernachtungen sorgen. Lediglich 6,5 Prozent aller Gäste kommt aus dem Ausland. Universitäten haben nur Bamberg und Bayreuth.

Weltkultur: für zwei Rivalen

Auch aus Sicht der UNESCO sind Bamberg und Bayreuth spitze in Oberfranken. Mit der Bamberger Altstadt und dem Bayreuther Markgräflichen Opernhaus haben die beiden größten und rivalisierenden Städte Oberfrankens auch je eine Weltkulturerbestätte. Bayreuth musste allerdings bis 2012 warten. Bamberg wurde schon 1993 auserwählt.

Dialekt: die Endung „la“

Blöchla (ein Schmalzgebäck), Schwatzela (Marzipan-Makronen), Knöchla (Haxe), Gänsla (Gans) oder das beinahe auf jeder Speisekarte aufgeführte Schäufela (das Schulterblatt vom Schwein): Gerade an den Köstlichkeiten Oberfrankens kommt man an der im Alltagsdialekt häufig verwendeten Endung und Verkleinerungsform „la“ kaum vorbei. Typischer als das Madla (Mädchen) oder Gäula (Gaul, Pferd) sind (für ganz Franken) nur noch das harte und weiche B und D (hart für P und T) sowie das rollende „r“. Und der unbestimmte Artikel wird häufig auf einen Buchstaben verkürzt, wie bei a guts Essn und a Bier … Nur der Hofer Dialekt unterscheidet sich etwas, weil dort eine enge Verbindung zum Vogtländischen besteht.

Altes Schloss in Bayreuth

Info

Auskunft:regierung.oberfranken.bayern.de

Einwohner: 1,1 Millionen leben auf 7200 Quadratkilometern. 96 Prozent sind beinahe zu gleichen Teilen Katholiken und Protestanten.

Hauptstadt: Bayreuth

Lage: Oberfranken liegt im Nordosten Bayerns und grenzt an Tschechien, Sachsen, Thüringen, Unter- und Mittelfranken sowie an die Oberpfalz.

Kultur: Der Maler Lucas Cranach d. Ä., der Schriftsteller Jean Paul und der Komponist Richard Wagner, wenngleich in Leipzig geboren, aber dennoch hauptsächlich in Bayreuth wirkend, gehören zu den herausragenden Kulturschaffenden Oberfrankens.

TOP 10

DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN OBERFRANKEN

1Bamberg, Brückenrathaus: „Der Eulenspiegel war da. Der Faust war da. Der Dürer war da. Der Goethe war da. Aber geblieben ist keiner,“ sagt Gerhard Krischker, Mundartpoet aus Bamberg, über seine Geburtsstadt. Und das, obgleich es doch ein über dem Wasser schwebendes Haus gibt: Das Brückenrathaus von 1688, das ohne Fundament im Fluss felsenfest über die Regnitz erbaut wurde. Doch warum steht das Gebäude mitten in der Regnitz? Die Bürger wollten ein neues Rathaus bauen, bekamen aber kein Grundstück. Also wurde der wunderbare Fachwerkbau an das große, mehr als 200 Jahre ältere Rathaus angebaut. Heute ist es Bambergs schönster Profanbau. bamberg.info

2Bamberg, Kaiserdom: Die vier mehr als 75 Meter hohen Türme strahlen Selbstbewusstsein und Macht aus, als habe sich seit dem Mittelalter nichts verändert. Doch es ist nicht nur die äußerliche Fassade, sondern vor allem auch das Innere, das den Dom so bedeutend macht. Da ist das Kaisergrab des heiliggesprochenen Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde und das einzige Papstgrab in Deutschland: Clemens II. ist darin bestattet. Der Marienaltar von Veit Stoß zählt zu den herausragenden Arbeiten im Dom und der Bamberger Reiter, eigentlich recht unscheinbar, ist das erste lebensgroße Reiterstandbild seit der Antike und kunsthistorisch von größtem Wert. bamberger-dom.de

3Bayreuth, Markgräfliches Opernhaus: Seit 2012 ist das Markgräfliche Opernhaus Weltkulturerbe. Wohl gemerkt: nicht das bekanntere Wagnersche Festspielhaus auf dem Grünen Hügel! Bauherrin von einem der schönsten Barocktheater Europas, in dem Zuschauerraum und Bühne eine Einheit bilden, war Markgräfin Wilhelmine. Wand an Wand zum Opernhaus wurde die heute älteste benutzte Synagoge in Deutschland gebaut und das Opernhaus avancierte so zum Retter: Die Nazis verschonten die Synagoge in der Reichskristallnacht, weil sie eben glücklicherweise direkt ans Markgräfliche Opernhaus angebaut wurde. Bei einem Schleifen wäre automatisch Schaden am „deutschen“ Opernhaus entstanden ... bayreuth-tourismus.de

4Fränkische Schweiz, Tüchersfeld: Wenn in der Fränkischen Schweiz roter Klatschmohn blüht, sich die Buchenwälder im Wind wiegen, Bienen summen und irgendwo jemand Holz hakt, wirkt alles ein wenig wie früher, heimeliger, kuscheliger als anderswo. Zu dieser wunderbaren Atmosphäre kommen mehr als tausend Höhlen und bizarre Gesteinsformationen, wobei das Felsendorf Tüchersfeld am imposantesten ist: Eine malerische Gemeinde, die zu Pottenstein gehört, und von steil aufragenden Felsen dominiert wird, die wirken, als seien sie modelliert. Auf den Ruinen einer Burg wurde der Judenhof erbaut, der als „das“ Fotomotiv der Fränkischen Schweiz gilt. fraenkische-schweiz.com

5Coburg, Veste: Drei Ringmauern, drei große Türme, zwei Höfe und vier Basteien: Die Veste, die 160 Meter über dem Coburger Stadtzentrum thront, ist gut sechs Jahrhunderte alt und gehört mit 135 mal 260 Metern zu den größten Burgen Deutschlands. Ihr zweiter Name lautet vielsagend: Fränkische Krone. Lucas Cranach d. Ä. und Martin Luther waren jeweils sechs Monate zu Gast. Heute beherbergt die Veste bedeutende Kunstsammlungen, darunter 35 Werke von Cranach sowie Arbeiten von Albrecht Dürer und Matthias Grünewald. Außerdem sind einige der ältesten Kutschen der Welt zu sehen, historische Waffen und Folterinstrumente. kunstsammlungen-coburg.de

6Kulmbach, Plassenburg: Als eines der imposantesten und größten Renaissancebauwerke Deutschlands war die Plassenburg lange Zeit ein Vorbild im Festungsbau. Aber die wehrhafte Burg mit ihren gewaltigen Bastionen war zugleich eine fürstliche Residenz, von Markgraf Georg Friedrich I. neu konzipiert als repräsentative Vierflügelanlage, die heute als eines der eindrucksvollsten historischen Bauwerke in Deutschland gilt. Besonders der Schöne Hof mit seinen reich geschmückten Arkadengängen ist ein Schmuckstück. In einem der vier Museen präsentiert das Deutsche Zinnfigurenmuseum die mit 300.000 Figuren größte Sammlung von Zinnfiguren weltweit. plassenburg.de

7Kronach, Festung Rosenberg: Sie ist ein Bollwerk mit mächtigen Bastionen, Wallgräben und der großen Wallbrücke, unterirdischen Gängen, den vor Artilleriebeschuss geschützten Kasematten und dem Dicken Turm im Zen­trum: die fünfeckige Festung Rosenberg, eine der schönsten und größten Festungsanlagen in Deutschland. Eine Burg, die nie gewaltsam eingenommen wurde! Die Schweden versuchten es im Dreißigjährigen Krieg mehrfach, hatten aber keinen Erfolg, was aber möglicherweise auch an den Kronacher Frauen lag. Einer der nordischen Angreifer soll gesagt haben: „Die Kronacher kämpfen wie die Teufel, aber ihre Weiber sind neunmal schlimmer!“ kronach.de

8Mödlareuth, Little Berlin: Die Mauer in Berlin kennt jeder, aber es gab auch eine in Oberfranken: 700 Meter lang, drei Meter hoch und bestens bewacht. Die menschenunwürdige Grenzziehung der DDR war für alle Deutschen schrecklich, doch für Mödlareuth noch brutaler, denn die Mauer verlief wie in Berlin durch die Stadt, mitten durch das Dorf und sie wurde wie das große Gegenstück in Berlin zum Symbol der deutschen Teilung. Sogar die heute zu sehenden Nachbildungen wirken beklemmend. Wie muss erst die echte Mauer auf die Menschen gewirkt haben? Einblicke geben Dokumentationen und die Exponate im Deutsch-Deutschen Museum im Ort. moedlareuth.de

9Frankenwald, Grünes Band: Wie eine hellgrüne Schlange aus Mischwiesen und Laubwald zieht sich das Grüne Band durch das Land, rechts und links eingerahmt von dunklen Fichtenwäldern, bestens sichtbar von Bergkuppen. Der Verlauf ist identisch mit dem Todesstreifen und seinen Stacheldrahtzäunen, die auf 1393 Kilometern durch Deutschland für Schrecken sorgten. Die Natur eroberte die Grenzlinie und es entstand ein Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen, wo man die Stille hört und den Wald riecht. Glücklicherweise darf man in diesem natürlich entstandenen Biotop heute wandern, Fahrrad fahren und Hirsche, Störche oder Feuerfalter beobachten. gruenesband.info

10Bad Staffelstein, Basilika Vierzehnheiligen:Unweit vomZentrum von Bad Staffelstein trifft man die Basilika Vierzehnheiligen von Balthasar Neumann mit einer Fassade, die als eine der imposantesten des Barock-Zeitalters gilt. Der Überlieferung zufolge erschien einem Schäfer um 1445 das Jesuskind im Kreise anderer Kinder, die sich als die 14 Nothelfer vorstellten und an diesem Ort eine Kapelle einforderten. Daraufhin verschwanden sie in den Wolken. Kurze Zeit später gesundete an der Erscheinungsstätte eine schwerkranke Frau, worauf bald die ersten Wallfahrer kamen und tatsächlich eine erste Kapelle errichtet wurde. Der Bau von Balthasar Neumann wurde 1772 vollendet.vierzehnheiligen.de

Kurioses und Besonderheiten

AUS OBERFRANKEN

Buttenheim und die Jeans

Jeans sind etwas uramerikanisches, aber es war ein Oberfranke, der sie erfunden hat! Sein Name: Levi Strauss, 1829 geboren als Löb Strauß in Buttenheim. Aus wirtschaftlicher Not wanderte die Familie 1846 nach San Francisco aus, wo Levi 1866 seine Firma „Levi Strauss & Co.“ gründete und ab 1871 strapazierfähige blaue Arbeitshosen entwarf, die 1873 patentiert, aber erst um 1920 Jeans genannt wurden. buttenheim.de

Schwarzenbach und das Comic Museum

Gähn, zitter, stöhn, lach – Walt Disneys fiktive Entenwelt um Donald Duck wurde für die deutschen Ausgaben von Übersetzerin Erika Fuchs in ihre oberfränkische Heimat verlegt. Die Episoden spielen am Ochsenkopf oder in Kleinschloppen, Schnarchenreuth und Schnabelwaid. Im einzigen Museum in Deutschland, in dem es ausschließlich um Comics geht, werden auch Inflektive wie grübel, grübel und studier erklärt … erika-fuchs.de

Donald Duck im Museum

Bad Staffelstein und Adam Riese

Ja, er lebte wirklich: Adam Riese, der Rechenmeister. Er gab dem einfachen Volk Einblick in die Bedeutung und Anwendbarkeit der Mathematik in den Bereichen des täglichen Lebens: einkaufen, verkaufen, vergleichen, etwa von Gewichtsmaßen, Fracht oder Löhnen. Denn Gott habe alles nach Maß, Gewicht und Zahl geordnet, so Adam Riese, der 1492 in Staffelstein geboren wurde. bad-staffelstein.de

Bayreuth und die Hundeschleifchen

Eine schlichte Granitplatte ohne Inschrift ziert Richard Wagners Grab: „Jeder weiß doch, wer da liegt“, sagt eine Fremdenführerin. Wie wahr, wenn es wirklich stimmt, dass nur über Christus und Napoleon mehr geschrieben wurde als über Wagner. Zwei Meter daneben ist sein Hund Russ begraben. Zur Festspielzeit liegen dort Knochen mit Schleifchen ... bayreuth-tourismus.de

Bischofsgrün und die Schneemänner

Jakob war 12,65 Meter hoch und hatte einen stattlichen Umfang von 29,80 Metern. Es war der bislang größte in Bischofsgrün gebaute Schneemann. Eingerahmt von den beiden höchsten Bergen Nordbayerns, dem Schneeberg mit 1053 und dem Ochsenkopf mit 1024 Metern, wundert es nicht, dass in Bischofsgrün das Schneemannfest gefeiert wird: jedes Jahr traditionell am Rosenmontag. bischofsgruen.de

Attraktion beim Schneemannfest

Waischenfeld und das Brühtrogrennen

Sie sind eckig und das Paddeln mit ihnen ist nicht einfach: So ein Brühtrog stammt ursprünglich aus der Schlachtung. Aber wenn der Wiesentrenner gegen den Schmierbachflitzer antritt, dann findet das Brühtrogrennen auf der Wiesent statt, in Nankendorf, einem Ortsteil von Waischenfeld. Ein kurioses und wunderbares Spektakel zugleich, mit Volksfest und Sau am Spieß zum Finale. nankendorf.de

Marktschorgast und die Schiefe Ebene

Mitte des 19. Jahrhunderts war ein Höhenunterschied von 348 auf 505 Meter für die Bahn noch unüberwindbar. Nicht jedoch für die Marktschorgaster, die mit einer Lokomotive am Ende des Zugs und einer Vorspannlok Eisenbahngeschichte geschrieben haben: Es war die erste Steilbahn in Europa! Die Zahnradbahn war ja noch nicht erfunden. Auf der Schiefen Ebene verkehren noch bis heute Züge. marktschorgast.de

Historische Bahn auf der Schiefen Ebene

Bad Alexandersbad und das Arche-Dorf

Es ist nicht die Arche Noah, aber der Versuch, seltene Nutztierrassen der Region zu erhalten. In Kleinwendern, ein Ortsteil von Bad Alexandersbad, züchtet man im ersten Arche-Dorf in Bayern Rotes Höhenvieh, Hermelinkaninchen, Sundheimer Hühner, Coburger Fuchsschafe und Bayerische Landgänse, damit auch in Zukunft heimische Eier, Bio-Rind- und Lammfleisch oder Martinsgänse zum Verzehr angeboten werden können. archedorf-kleinwendern.de

Sundheimer Hühner

Ebrach und der Waggon

Das „Blumenpflücken ist während der Fahrt verboten“ steht mahnend auf einem Schild und „Vorsichtig rangieren“ auf einem anderen. Beide Hinweise sind nutzlos, den der alte Mitropa-Speisewaggon mit 60 Sitzplätzen steht zwar noch auf einem Gleis am Alten Bahnhof von Ebrach, wird aber schon lange nicht mehr bewegt, ist aber dafür immer noch bewirtschaftet, fränkisch natürlich und bezahlbar …

gaststaette-zum-alten-bahnhof.de

Das Fichtelgebirge und die sechs Ämter

Sechsämtertropfen – wer kennt ihn nicht, den Likör aus Heilpflanzen, Beeren und Wurzeln. Ein Pharmazeut und Destillateur erfand das Getränk im Fichtelgebirge und es wurde tatsächlich nach den dortigen, im 15. Jahrhundert entstandenen sechs Verwaltungsbezirken, dem Sechsämterland, benannt. Der Kräuterlikör wurde 1895 erstmals verkauft. Den würzig-feinherben Geschmack prägt vor allem die Vogelbeere. schwarze-schlichte.de

Bayreuth

Vergoldete Quadriga mit Apollo auf dem Dach des Neues Schlosses

Bayreuth

1.Bayreuth: Wenn die Stadt bebt …

2.Bayreuth und Wagner: Diätfehler und Knochenschleifchen

3.Museen in Bayreuth: „Oh du geliebtes Bayreuth …“

4.Bad Berneck: Humboldts riskanter Versuch

5.Bischofsgrün: prima Klima

6.Pegnitz: Bratwurst, Brot und Bier

7.Pottenstein: geheimnisvolle Unterwelt

8.Waischenfeld: beim Brühtrogrennen

1 Bayreuth

WENN DIE STADT BEBT …

… sind keine Opernfestspiele. Dann sorgt das Afrika-Karibik-Festival dafür, dass die evangelische Stadt etwas von ihrer protestantischen Kühle verliert und sich der Lust geradezu hingibt. Bayreuth, die Hauptstadt von Oberfranken, hat zugelegt, sich gemausert, zeigt sich jung und aufgeschlossen.

„Was hat sie, was ich nicht habe?“ Diese Frage stellen sich zuweilen nicht nur eifersüchtige Frauen, sondern auch katholische Bamberger und evangelische Bayreuther. In Sachen Weltkultur konnten die Bayreuther 2012 endlich gleichziehen. Universitäten haben auch beide, ebenso Basketball-Bundesligisten. Beide sind mit rund 70.000 Einwohnern etwa gleich groß, aber Bayreuth ist Hauptstadt von Oberfranken. Während Bamberg Bischofssitz ist und Glück hatte: Die Stadt wurde im Krieg verschont, Bayreuth weitgehend zerstört. Deshalb ist Bayreuth großzügig angelegt und Bamberg verwinkelt. Und: „Wir sind warm, ihr seid kalt“ – das sagen beide Seiten von sich und über die anderen ... Neutrale meinen: Die Bamberger sind behäbig, gutmütig, warm und die Bayreuther auf zack, ehrgeizig und etwas kühler. Nur im Juli ist es anders: Wenn das Afrika-Karibik-Festival stattfindet, dann bebt Bayreuth! Das Festival im Juli ist ein mehrtägiges Straßenfest in der Innenstadt mit Musik aus Afrika und der Karibik, mit traditionellen Speisen aus diesen Regionen und Basar mit mehr als 50 Ständen, an denen landestypische Kunst und Handwerk feilgeboten werden. Das Motto über allem freilich lautet: Wakadjo – lass' uns tanzen ...

„Oh ja!“, sagt Jill O’Hare, „das waren immer die besten Tage im Jahr! Klasse Musik, Tanz, Party. Das war wow! Allerdings hieß es immer schon um 23 Uhr: Schluss mit lustig ...“ Was irgendwie typisch ist für Bayreuth, denn „ansonsten war Bayreuth immer langweilig, aber die Leute, die waren dafür sehr, sehr nett“. Jill hat inzwischen Karriere gemacht in London, in einem der besten Hotels der Stadt, dem „Mandarin Oriental“ am Hyde Park. Ihren Grundstein aber hat sie in Bayreuth gelegt: mit dem BWL-Studium an der Partneruniversität ihrer Heimatstadt Dublin. „In Bayreuth ging einfach alles zack-zack, geradlinig und organisiert. Das hat mir schon gefallen“.

Afrika-Festival hier, Wagner-Festspiele dort, die brodelnde heimische Party einerseits und der ritualisierte internationale Aufreger andererseits: Wegen letzterem wird Bayreuth gerne und regelmäßig medial verprügelt. Zu viel Wagner, zu wenig anderes! Ergo: Bayreuth bringt’s nicht. „Eine furchtbar stumpfsinnige Kleinstadt“, schrieb George Bernard Shaw. Der Satiriker Wiglaf Droste setzt noch einen drauf: „Ein Kuhdunghaufen, aus dem turnusmäßig Größenwahnfried quillt“. Wer war noch mal Wiglaf Droste? Kein Problem: Die Bayreuther sind so was gewöhnt, schütteln sich und ärgern sich über andere Dinge. So gilt die alte Regel, wenn der Vorhang aufgeht, sind die Löcher zu, seit ein paar Jahren nicht mehr. Baustellen während der Festspielzeit: Das ist ein Ärgernis! Wiglaf Droste? Nö, zu klein, zu neidisch, außerdem inzwischen, wie Shaw, gestorben. Mit dem zweifelsohne vorhandenen Neidfaktor wird so vieles vom Tisch gewischt in Bayreuth. Nur sie haben halt diesen Richard Wagner (siehe Tipp 2). Also: Basst scho!

Bayreuth ist im Tal des Roten Mains zwischen Fichtelgebirge (siehe Tipp 45) und Fränkischer Schweiz (siehe Tipp 10) gelegen. Wer die großzügig angelegte Fußgängerzone Maximilianstraße entlang spaziert, wird plätschernd von einem Zierbächlein begleitet. Man stößt auf das Alte Schloss, einst Regierungssitz der Markgrafen, heute die Heimat fürs Finanzamt … Ist Bayreuth doch langweilig? Aber nicht doch: Die Hauptstadt bietet ja auch Street-Art und Urban Art. Rund 35 Objekte, Skulpturen, Plastiken und Street-Art-Malereien gehören zur Open-Air-Galerie der Stadt, darunter Arbeiten bedeutender Künstler des 20. Jahrhunderts wie Alfred Hrdlicka oder Horst Antes. Kunst im öffentlichen Raum, gepaart mit Markgräflichem Opernhaus (siehe Foto vorn), dem Neuen Schloss mit Spiegelscherbenkabinett, Hofgarten, Sonnentempel und seinen von Statuen aus der Barockzeit gesäumten Wegen sowie natürlich die Eremitage. Der Markgräfler-Brunnen zeigt den Regenten, Markgraf Christian Ernst, als Herrn von vier Kontinenten: An Selbstbewusstsein mangelte es offenbar nicht …

Altes Schloss

Street-Art