Unterfranken mit Würzburg und den Weindörfern am Main – HeimatMomente - Jochen Müssig - E-Book

Unterfranken mit Würzburg und den Weindörfern am Main – HeimatMomente E-Book

Jochen Müssig

0,0

Beschreibung

Unterfranken gehört zu den attraktivsten Regionen in Deutschland. Es gibt Weltkultur und verträumte Dörfer, wunderbaren Wein, die besten Bratwürste. Und die Menschen sind so herrlich geradeheraus und bodenständig, gleichzeitig aber auch liebenswert und gastfreundlich. Doch nur die wenigsten in Deutschland wissen das. Manche kennen von Unterfranken nur Würzburg, vielleicht noch Bad Kissingen wegen der Kur oder Volkach wegen seines Weines. Der Autor führt aber auch zu versteckten Schlössern im Wald und zu fein getrimmten Rokoko-Gärten, zeigt natürlich die Weltkulturerbestadt Würzburg sowie die kleinste Stadt in Bayern, Rothenfels. Die hübsch herausgeputzten Weindörfer werden besucht, aber auch Obernburg: Dort steht eine Stadt auf ihrer Vorgängerstadt. Auf zwei Schichten. Das ist in dieser Form einzigartig. Das touristische Angebot in Unterfranken, das auch Mainfranken oder Weinfranken genannt wird, ist voller Überraschungen und kulinarisch darf sich der Gast auf eine herzhaft-deftige Küche freuen. 50 Ziele in Unterfranken und noch mehr Erlebnisse: Lassen Sie sich überraschen von diesem so schönen und häufig noch unbekannten Unterfranken, das für jeden recht nah liegt: in der Mitte von Deutschland.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 207

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jochen Müssig

Unterfranken

MIT WÜRZBURG UND DEN WEINDÖRFERN AM MAIN

50

MIKROABENTEUER

ZUM ENTDECKEN UND GENIEßEN

IMPRESSUM

Unterfranken – mit Würzburg und den Weindörfern am Main

50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN

Jochen Müssig

© 2023 360° medien

Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann

360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über­setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Marc Alberti

Gedruckt und gebunden:

Himmer GmbH Druckerei & Verlag I Steinerne Furt 95 I 86167 Augsburg

www.himmer.de

Bildnachweis: siehe Seite 288

ISBN: 978-3-96855-430-3

Hergestellt in Deutschland

360grad-medien.de

Vorwort

„Bratwürste, Bier und Wein. Tiepolo, Weltkultur und Mainschleife“, sagte ein guter Freund bei einem Schoppen, als ich ihm von diesem Reiseführer erzählte. „Das haben wir alles! Wem es bei uns langweilig wird …“ – Pause – „der ist doch selber Schuld!“ Das sollte auch heißen: Der Reiseführer schreibt sich doch eigentlich wie von selbst, so viel Schönes bietet unser Unterfranken.

Nun, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Aber die Recherche zu diesem Buch war eine wunderschöne Reise in meine alte Heimat und in meine Vergangenheit. Ich bin in Würzburg geboren, besuchte im Steigerwald die Schule und war in den Sommerferien immer bei meiner Oma in Heidenfeld bei Schweinfurt oder bei meiner Tante in Bad Kissingen. Das Abitur habe ich zwar in Nürnberg (Mittelfranken) gemacht, aber dennoch sage ich immer: „Ich komme aus Unterfranken“. Dahemm is dahemm, daheim ist halt daheim!

In vielen Orten flackerten Erinnerungen an vergangene Zeiten auf, einige andere überraschten mich, aber manchmal dachte ich auch: Da hat sich doch gar nicht viel verändert! Gut, in Dettelbach gab es damals noch kein Silvaner-Eis im Eiscafé in der Falterstraße. Und der wunderbare Brückenschoppen auf der Würzburger Alten Mainbrücke war noch nicht geboren. Aber die Weinfeste, die sind heute noch so, wie sie früher auch waren. Denn Weinfeste sind wie die Franken selbst: direkt und herzlich – auch wenn es manchmal ein wenig länger dauert, bis der Fremde akzeptiert wird und noch viel länger, bis man einen Franken zum Freund hat.

„Gott sei Dank, ich bin a Frank‘!“ – Ja, wir Franken sind stolz auf unsere Heimat. Und wenn der Franke mit rollendem R erst einmal ins Reden kommt, der Paul zum Baul und die Tür zur Dür werden, dann ist der Franke weder wortkarg noch unzugänglich, was man ihm ja nachsagt. Dann wird’s eher richtig lustig! Kommt eine Frau ins Geschäft: „Hob’der an Dilldo?“ – „Naa suwos hamma ned“, sagt die Verkäuferin. Darauf die Frau enttäuscht: „Schod, i wöllad heut an Gurggnsalood machen und däd an Dill dazu braugn …“

Jochen Müssig

Weinberg bei Volkach

Inhaltsverzeichnis

WILLKOMMEN IN UNTERFRANKEN

TOP TEN DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN UNTERFRANKEN

KURIOSES UND BESONDERHEITEN IN UNTERFRANKEN

WÜRZBURG

  1.Festung Marienberg: Main ist dein ganzes Herz

  2.Alte Mainbrücke: beim Brückenschoppen

  3.Residenz: der größte Tiepolo

  4.Julius- und Bürgerspital: „Helfen und Heilen“

  5.Röntgen-Gedächtnisstätte: die berühmten Strahlen

RUND UM WÜRZBURG

  6.Randersacker: Balthasars Badewanne

  7.Eibelstadt: Lügen haben kurze Beine

  8.Sommerhausen: Tor, Turm und Theater

  9.Ochsenfurt: die Bierstadt im Weinland

10.Veitshöchheim: Frankens schönster Garten

11.Gramschatzer Wald: Sinneswandeln

SCHWEINFURT UND UMGEBUNG

12.Schweinfurt: Kugellager und Kunst

13.Schonungen: sieben Buchten

14.Gerolzhofen: der Rohrstock an der Wand

15.Wipfeld: gemischter Satz

REGION ASCHAFFENBURG

16.Aschaffenburg: „der Ascheberscher Arsch“

17.Aschaffenburg: die Geschichte vom Maulaff

18.Alzenau: das Alz in der Suppe

19.Spessart: Wo die Büchse knallt

20.Mespelbrunn: echte Ritter-Romantik

MILTENBERG UND UMGEBUNG

21.Miltenberg: Das Bier bleibt hier

22.Bürgstadt: Burgund am Main

23.Stadtprozelten: mit Pfeil und Bogen

24.Obernburg: die Stadt auf der Stadt

25.Klingenberg: ab in die Hecke

26.Amorbach: Keine Panik!

27.Wertheim: baden-württembergisches Franken

MAIN-SPESSART

28.Karlstadt: Stadt des freien Mannes

29.Gemünden: die Vier-Flüsse-Stadt

30.Lohr: Schneewittchens Heimat

31.Rothenfels: die kleinste Stadt in Bayern

32.Marktheidenfeld: Die Mess‘ gehört dazu

BAD KISSINGEN UND UMGEBUNG

33.Bad Kissingen: Flanieren, Dinieren, Zocken

34.Hammelburg: die älteste Weinstadt

35.Bad Brückenau: mit sieben Quellen

36.Bad Bocklet: Indien in Franken

37.Rhön: in Bayern ganz oben

38.Sternenpark Rhön: „Sternenhimmel“

RUND UM BAD NEUSTADT

39.Bad Neustadt: Ist das nicht herzig?

40.Bad Königshofen: die Stadt im Grabfeld

REGION HAßFURT

41.Hassfurt: der Hase im Nebel

42.Königsberg: Klöße statt Klopse

43.Haßberge: verborgene Schönheit

KITZINGEN UND UMGEBUNG

44.Kitzingen: Heiß, heißer, Kitzingen!

45.Volkach: Wein schöner Land

46.Dettelbach: eine Märchenkulisse

47.Münsterschwarzach: ora et labora

48.Iphofen: Bocksbeutel im XXL-Format

49.Marktbreit: am Malerwinkel

50.Steigerwald: zum Waldbaden

DAS KLEINE WÖRTERBUCH

REGISTER

BILDNACHWEIS

Hammelburg, Saaleck

Hinweise: Während der Recherche zu diesem Buch änderten Lokale und Besucherattraktionen aufgrund der Corona-Pandemie immer wieder ihre Arbeitsweise. Darum wurde bei den Service-Informationen auf die Angabe von Öffnungszeiten, Preisen etc. verzichtet. Allen Reisenden sei empfohlen, sich aktuell vor Ort bzw. auf den aufgeführten Internetseiten zu informieren.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.

Willkommen in Unterfranken

Frang’n is‘ hald doll

Franken ist eben toll, lautet die Übersetzung der Überschrift ins Hochdeutsche. Man hält sich an die Weisheit: „Wo Wein wächst, da kann man auch leben“. Sehr gut sogar, denn zum Schoppen kommt die herzhafte fränkische Küche zu bezahlbaren Preisen, herzliche Gastlichkeit und fränkische Gelassenheit. Willkommen in Weinfranken!

„Romantic but real!“, „ ist in einer Broschüre für englischsprachige Touristen in großen Lettern zu lesen. Romantisch, aber echt! Kein schlechter Slogan, denn so manches Weinörtchen könnte auch als Museumsdorf durchgehen. Da der Main Unterfranken durchfließt, wird die Region besonders von den Einheimischen als Mainfranken oder noch lieber als Weinfranken bezeichnet. Ein kleiner Überblick zu Main-, Wein-, Unterfranken:

Was Unterfranken ausmacht

Etwas eigensinnig, vielleicht ein wenig stur, mitunter zu bescheiden, etwas wortkarg, scheu und ein bisschen provinziell: Das alles wird den Unterfranken nachgesagt. Mag sein. Aber sie sind auch zuverlässig, gastfreundlich, haben das Herz auf dem rechten Fleck, sind weltoffen und heimatverbunden zugleich. Ein Franke macht nicht viel Aufhebens um die Dinge. „Und typisch Franken ist schon auch unsere Vielfalt“, sagt der fränkische Ministerpräsident von Bayern, Markus Söder.

Am deutlichsten hebt sich Unterfranken durch den Weinanbau von den anderen Regionen ab. Der Wein bestimmt vielerorts nicht nur den Tages-, sondern auch den Jahreszeitenrhythmus und ein Schoppen gehört (fast) überall dazu. Das Ländliche ist prägend, Würzburg die einzige Großstadt und ganz Unterfranken hat zusammen weniger Einwohner als München. Natürlich gibt es italienische oder thailändische Restaurants, aber das gutbürgerliche Wirtshaus in der Ortsmitte tischt in der Regel fränkische Küche auf: in guter Qualität, mit reichlichen Portionen, zu einem angemessenen Preis. Überkandideltes hat in Unterfranken kaum Chancen.

In der Häckerwirtschaft

Historie: Wie die Franken Bayern wurden

Stück für Stück wurde Unterfranken, wie ganz Franken, in das damalige Königreich Bayern eingegliedert. Bayern stellte sich 1805 auf die Seite Napoleons, der Preußen mit seinen Truppen verheerende Niederlagen beibrachte, was zum Zusammenbruch Preußens im Krieg gegen Napoleon führte und das Ende der fränkischen Herrschaftsgebiete besiegelte, da Franken an Preußens Seite stand. So wurden Würzburg und Schweinfurt sofort bayerisch, das Untermainland mit Aschaffenburg und Amorbach erst knapp zehn Jahre später. König Ludwig I. gelang es, Bayern und Franken zwar etwas näher zusammenzubringen, indem er auf die Erhaltung regionaler Traditionen und Eigenarten setzte. Trotzdem kämpften und kämpfen die Franken seitdem und immer noch für mehr Unabhängigkeit und ein stärkeres politisches Gewicht im heutigen Freistaat Bayern. Die Bestrebungen, ein neues Bundesland Franken zu gründen, haben allerdings schon länger an Fahrt verloren.

Politik: Schwarz ist Trumpf

Unterfranken wählt schwarz. Bei der letzten Bundestagswahl kam die CSU im Durchschnitt auf 40, die SPD auf knapp 20 und die Grünen auf gut zehn Prozent, mit Ausnahme von Würzburg, wo man mit fast 20 Prozent zweitstärkste Kraft vor der SPD wurde. Linke und AfD spielen kaum eine Rolle, die FDP pegelt sich auf Bundesniveau ein. Bei Kommunalwahlen zeigt sich aber immer wieder, dass in kleineren Städten und Gemeinden vielfach die Freien Wähler den Ersten Bürgermeister stellen.

Wirtschaft: in der Mitte der EU

Mit Schweinfurts Großindustrie, Würzburg als Wissenschafts-, Dienstleistungs- und Handelszentrum sowie Aschaffenburg mit führenden mittelständischen Unternehmen hat Unterfranken drei bedeutende Wirtschaftsstandorte in zentraler Lage: Der geografische Mittelpunkt der EU liegt schließlich in Unterfranken (siehe Tipp 10). Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Unterfranken stark landwirtschaftlich geprägt. Aus dieser Zeit behielt nur der Weinanbau eine tragende Rolle: Der Bocksbeutel fungiert dabei als Markenzeichen für Qualitätsweine und ist das Wahrzeichen der Region, die von fünf Millionen Gästen pro Jahr besucht wird, die zwei Milliarden Euro in Unterfranken lassen.

Uni Würzburg

Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist eine der ältesten Universitäten Deutschlands und eine der modernsten: Die Einrichtung des Studiengangs Nanostrukturtechnik um die Jahrtausendwende war europaweit einmalig. Insgesamt haben 14 Nobelpreisträger an der Würzburger Uni geforscht und gelehrt.

Weltkultur und Bratwurst

Neben Würzburgs Residenz (siehe Tipp 3) und Bad Kissingens Kurarchitektur (siehe Tipp 33) gibt es noch ein drittes Weltkulturerbe in Unterfranken. Kaiser Domitian hatte im 1. Jahrhundert die Idee dazu. Ein Schutzwall, der seine Römer gegen die barbarischen Germanen abschotten sollte. Der Limes bestand zum Teil aus Wall und Graben, hölzernen Palisaden oder Steinmauern. Auch der Main diente als nasser Limes zur Grenzziehung. Mit 900 Wachtürmen, mehr als 60 Kastellen und einer Gesamtlänge von 550 Kilometern ist der Obergermanisch-Raetische Limes das mit Abstand längste Bodendenkmal Europas und er verläuft auch einige Kilometer durch Unterfranken (siehe Tipp 24). 2005 wurde des Kaisers Idee als Meisterwerk des menschlichen Geistes, wie es in der UNESCO-Begründung hieß, zur Welterbestätte gekürt.

Fast könnte man meinen, dass die Bratwurst in Franken Weltkulturerbestatus hat. So weit ist es zwar nicht, aber der Stellenwert der Wurst ist enorm: Sie fehlt auf keiner Speisekarte und fast jeder Ort hat seine eigene Rezeptur. Meist ist die unterfränkische Bratwurst grob und wird als Paar zu Kraut, Brot und Senf gereicht. Weltweit einmalig ist die Meterbratwurst von Sulzfeld, auch wenn sie meist nur als halber Meter in Form einer Bratwurstschnecke auf den Teller kommt. Der Rekord beim Meterbratwurstessen liegt allerdings bei 5,73 Meter am Stück (siehe Tipp 44).

Fränkische Bratwürste

Info

Lage: Unterfranken liegt im Nordwesten Bayerns und grenzt an Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen sowie Ober- und Mittelfranken.

Hauptstadt: Würzburg

Einwohner: 1,3 Millionen Menschen leben auf 8500 Quadratkilometern. Sie sind zu 62 Prozent katholisch.

Website:regierung.unterfranken.bayern.de

Kultur: Der Minnesänger Walther von der Vogelweide, der Bildschnitzer Tilman Riemenschneider und der Baumeister Balthasar Neumann gehören zu den herausragenden Kulturschaffenden Unterfrankens.

Top 10

DER SEHENSWÜRDIGKEITENin UNTERFRANKEN

1Würzburg, Residenz: Weltkulturerbe seit 1982, das damals erst dritte in Deutschland. Eine der bedeutendsten Schlossanlagen des Barock in Europa, erbaut von Balthasar Neumann. Und Giovanni Battista Tiepolo schuf darin auf 18 mal 30 Metern eines der größten einteiligen Fresken, die je entstanden sind. Es ist Tiepolos Hauptwerk. Die Fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg ist aus kunst- und kulturhistorischer Sicht ohne Frage die wichtigste Sehenswürdigkeit in Unterfranken. Zum Entspannen geht man in den verzückenden Hofgarten mit Wasserbassin, kegelförmig geschnittenen Eiben und Laubengängen. residenz-wuerzburg.de

2Würzburg, Festung: Sie thront hundert Meter über dem Main und der größten Stadt in Unterfranken auf dem seit der Bronzezeit besiedelten Marienberg. Ab 1200 entstand die ungewöhnlich große Festung Marienberg, die von Weinreben umsäumt 500 Jahre von den Würzburger Fürstbischöfen bewohnt wurde. Vier markante Türme geben der Anlage Kontur. Im Randersackerer Turm waren oben Archiv und Schreibstube und unten der Kerker untergebracht. Berühmtester Insasse: Tilmann Riemenschneider als einer der Anführer eines Aufstands gegen die Bischöfe. 1945 brannte die Festung fast aus. Der Wiederaufbau dauerte bis 1990. wuerzburg.de

3Aschaffenburg, Johannisburg: Aus rotem Buntsandstein erbaut, gehört die einstige Residenz der Mainzer Kurfürsten zu den schönsten Bauten der deutschen Renaissance. Monumental thront sie leicht erhöht über dem Mainufer, fast quadratisch und symmetrisch mit den Außenmaßen von 87 mal 86 Metern und vier jeweils 52 Meter hohen Türmen. Von der mittelalterlichen Vorgängerburg wurde nur der Bergfried als fünfter Turm übernommen. Im Ostturm erklingt dreimal täglich ein Glockenspiel mit 48 Glocken. Im Inneren beherbergt die Johannisburg das Schlossmuseum mit der bedeutendsten Lucas-Cranach-Sammlung weltweit. info-aschaffenburg.de

4Mespelbrunn, Wasserschloss: Noch heute besitzt die Familie Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn eines der romantischsten Schlösser Deutschlands: das Wasserschloss zu Mespelbrunn. Sie bewohnt den Südflügel, während der Nordflügel für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die versteckte Schönheit mit kleinem Weiher, umgeben von uralten Baumriesen liegt in einem schwer zugänglichen Tal mitten im Spessart. Einst war sie eine kleine Burg mit Mauern und Türmen zum Schutz gegen die Spessart-Banden. Der Film „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Liselotte Pulver erzählt davon und das Schloss war Drehort. schloss-mespelbrunn.de

5Volkach, Mainschleife: Sie gilt als eines der schönsten Fleckchen in Franken und die Einheimischen sagen: Bei uns dreht sich der Main im Kreis, weil er sich hier am wohlsten fühlt ... Die Mainschleife bei Volkach, einem dieser fränkischen Bilderbuch-Weindörfer, ist ein Schaustück der Natur und ein kontemplativer Ort zugleich, vor allem wenn man einen Picknickkorb und ein Fläschchen Volkacher Riesling dabei hat. Man kann die fünf Kilometer gut paddeln oder erwandern. Kultureller Höhepunkt ist die mitten in den Weinbergen liegende Wallfahrtskirche Maria im Weingarten, die hoch oben auf einem steilen Hügel liegt. volkach.de

6Bad Kissingen, Bäderarchitektur: Das neue Weltkulturerbe für Unterfranken: 2021 wurde Bad Kissingen die Ehre zuteil, weil sich in den letzten Jahrzehnten so wenig verändert hat. Denn ausgezeichnet wurden weder die Heilkraft der Quellen noch das Kur- oder Spa-Angebot, sondern das Historische: Geschlossene architektonische Ensembles, die bis heute von der Bäderkultur geprägt sind. Bad Kissingen wurde im Verbund zum Welterbe: zusammen mit Baden-Baden und Bad Ems als drei der „Great Spas of Europe“, einem Zweckbündnis von insgesamt elf traditionsreichen europäischen Kurorten. badkissingen.de

7Miltenberg, Marktplatz: Miltenberg ist zwar nicht groß, aber die mittelalterliche Fachwerkstadt hat es in sich: mit Stadtmauer, Tortürmen und dem historischen Marktplatz, ohne Zweifel einer der malerischsten Plätze in Deutschland. Windschiefe Fachwerkhäuser mit Vorbauten und Erkern, im Zentrum der Marktbrunnen, mit tanzenden Putten verziert, und der den Platz nach oben abschließende Schnatterlochturm geben dem Marktplatz ein wunderbares Gesicht. Die Häuser des Ensembles wurden vorwiegend im 16. und 17. Jahrhundert erbaut und präsentieren sich bestens erhalten und voller Stolz als Herzstück der Stadt. miltenberg.info

8Dettelbach, Stadtmauer: 30 gut erhaltene Türme und eine fast vollständige mittelalterliche Stadtbefestigung mit zwei Toren, das sucht selbst im mit Stadtmauern, Toren und Türmen gut bestückten Unterfranken seinesgleichen! Die Türme sind häufig in privater Hand und werden als Wohnungen oder auch als Ferienwohnungen genutzt. An manchen Stellen sehen die Türme und Häuser aus, als seien sie eigens für eine Märchenkulisse gemacht worden, aus der gleich ein paar Schlümpfe, Zwerge oder Kobolde heraustreten und für Unterhaltung sorgen … Binnen einer Stunde kann man den Weinort meist auf der Stadtmauer umrunden. dettelbach-entdecken.de

9Schweinfurt, Kunsthalle: Mit dem Industriellenerben, Fotografen, Kunstsammler, Lebenskünstler, Playboy und Brigitte-Bardot-Ehemann Gunter Sachs bekam die graue Industriestadt Schweinfurt Platz in der Yellow Press. Und als auch seine Fotografien und gesammelten Kunstwerke ausgestellt wurden, kamen sogar die großen Feuilletons nach Schweinfurt. Was als Volksbad angefangen hat, ist seit 2009 die Kunsthalle: Sie gehört mit der Sammlung „Die deutsche Kunst nach 1945“, die seit 2019 als Dauerausstellung gezeigt wird, zu den wichtigsten Museen dieser Art im Freistaat Bayern. kunsthalle-schweinfurt.de

10Spessart: Von oben sieht der Spessart aus wie sanfte, eng aneinandergeschmiegte Büschel, die nur von Flusstälern und Ortschaften unterbrochen sind. Ein perfektes Gebiet für Wanderer, Fahrradfahrer und Mountainbiker. „Wenn Landschaft Musik macht: Dies ist ein deutsches Streichquartett“, beschrieb Kurt Tucholsky 1927 den Spessart. Kinzig, Sinn und Main schließen all den Spessart ein, besagt ein Merkvers über das knapp 600 Meter hohe Mittelgebirge, das weite Teile des Mainvierecks einnimmt. Es ist das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet in Deutschland. naturpark-spessart.de

Kurioses und Besonderheiten

AUS UNTERFRANKEN

Obernburg, Stadt auf der Stadt Von jeder Baustelle und aus jedem Loch, das man gräbt, „schaut ein Römer raus“, sagt der Direktor des Römermuseums. Weil die Altstadt genau auf ein Römerkastell gebaut wurde, das komplett erhalten ist, aber nicht ausgegraben werden kann, weil eben Menschen darauf wohnen. Das Pompeji am Main wurde einst mit einer 60 bis 200 Zentimeter dicken Schwemmlehmschicht begraben.

Obernburger Fund

Alzenau, Wandern im Sonnensystem Die Sonne findet man mit einem Durchmesser von 75 Zentimetern als Laternenkugel am Burgparkplatz und die Erde mit 50 Millimetern Durchmesser maßstabsgetreu 80 Meter weiter. Denn in Alzenau kann man unser Sonnensystem im Maßstab von 1:2 Milliarden auf dem Planetenweg kennenlernen. Für die letzten Planeten im Sonnensystem muss man 2,8 Kilometer nach Michelbach spazieren.

Amorbach, Sonderzug nach Pankow Wo steht eigentlich der Original-Sonderzug nach Pankow? Im Bahnhof Amorbach auf Gleis 1, mit Unterschrift von Udo Lindenberg! Der fuhr 1983 für ein Konzert mit der Bahn nach Ostberlin. Seinen Hit „Sonderzug nach Pankow“ durfte er allerdings nicht spielen. 20 Jahre später bemalte und beklebte Lindenberg unter dem Motto „Sonderzug nach Pankow“ eigenhändig die Lok eines Sonderzugs zum Tag der Deutschen Einheit. Es folgte regulärer Schienendienst und dann das Abstellgleis …

Udos Lok

Aschaffenburg, der „Ascheberscher Arsch“ Ein siebtes Wahrzeichen sollte her. Deshalb wurde der Magistrat zur Mauer an den Schlossberg geführt. Dort fand sich die steinerne Wiedergabe eines nacktes Körperteils: Der Ascheberscher Arsch, zwei wohlgeformte Vertiefungen in der Steinmauer, die an ein menschliches Hinterteil erinnern. Der AA wurde zum Wahrzeichen, geht heutzutage aber auch als Preßack oder Marzipan in AA-Form über die Theken.

Lohr, die Schneewittchenstadt Schneewittchen und die vier Gemeinden ist kein neues Märchen. Sondern ein Zankapfel: Denn das „Schneewittchen“ der Brüder Grimm hat ein Zuhause. Nur welches und wo? Lohr will die Heimat sein, Alfeld in Niedersachsen und zwei Gemeinden in Hessen ebenso. Forschungen zufolge handelt es sich bei Schneewittchens Vorbild um die 1725 in Lohr geborene Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal. Auch weitere Fixpunkte des Märchens sprechen für Lohr.

Hammelburg, geheimnisvolle Figuren Der Philosoph, eine junge Frau auf einem Felsvorsprung und eine Tänzerin mit Kind: Keiner weiß, wer diese schweren, lebensgroßen Figuren erschaffen und sie in das jeweils recht unzugängliche Gelände gebracht hat. Eine gute Marketing-Idee? Oder einfach nur ein bisschen schräg? Das kann jeder selbst entscheiden …

Randersacker, die goldene Badewanne Balthasar Neumann war ein großer Baumeister, Schöpfer der Residenz in Würzburg und zahlreicher weiterer Gebäude in Unterfranken. Ihm zu Ehren steht mitten im Dorf Randersacker eine goldene Badewanne auf Füßchen, wie man sie vielleicht in einem pompösen Schloss oder historischen Museum erwartet. Balthasars güldene Badewanne wird auch permanent eingelassen; sie ist ja ein Teil der Brunnenanlage.

Mitten im Dorf ...

Ochsenfurt, das Anziehkämmerle Das Greisinghaus in Ochsenfurt beheimatet das Trachtenmuseum der schönen Stadt. Selbst kostbare und prachtvolle Tracht kann man dort aber nicht nur anschauen, sondern auch mal persönlich probieren. Dafür ist das Anziehkämmerle vorgesehen. Auch eine Nähstube gibt es.

Der Ruhe die Ruhe lassen

Miltenberg, Jüdischer QR-Friedhof Das Wunderbare am nur 1700 Quadratmeter kleinen Alten Jüdischen Friedhof mit seinen gerade mal 136 sichtbaren Grabstellen: Er ist verwunschen, verwildert, aber nicht vergessen, denn der Friedhof ist den berühmten großen Pendants von Jerusalem oder auch Berlin und Prag durchaus voraus. Per QR-Code bekommt man Zugriff auf eine Dokumentation mit Lageplan und allen Grabinschriften. Jedes einzelne Grab wurde dokumentiert.

Tauberfranken, wer gehört zu wem? Tauberfranken, das sind die Städte Wertheim, aber auch Tauberbischofsheim oder Bad Mergentheim, an der Tauber in Baden-Württemberg gelegen, obgleich doch durch und durch fränkisch … Doch im Zuge der napoleonischen Neuordnungen Anfang des 19. Jahrhunderts erhielt auch Baden fränkische Orte.

Würzburg

Stadt, Schiff, Fluss

Würzburg

  1.Festung Marienberg: Main ist dein ganzes Herz

  2.Alte Mainbrücke: beim Brückenschoppen

  3.Residenz: der größte Tiepolo

  4.Julius- und Bürgerspital: „Helfen und Heilen“

  5.Röntgen-Gedächtnisstätte: die berühmten Strahlen

1Festung Marienberg

Main ist dein ganzes Herz

Würzburg prunkt nicht nur mit Weltkultur, Festung (Foto) sowie dem Glanz und Gloria vergangener Tage, sondern hat sich von einer konservativ-katholischen großen Kleinstadt zu einer liebenswerten kleinen Großstadt gemausert, mit lebendiger Atmosphäre und süffigen Schoppen. Bei denen wunderbar erzählt wird: über Kirchtürme und Napoleon, Stalingrad und Biebelried, Japaner und Basketball.

Die Residenz

Da steht der Japaner nun mit Sonnenhütchen nebst Selfie-Stange und wirkt ein wenig hilflos. Die Festung Marienberg im Rücken, sucht sein Blick rast- und ratlos das unten liegende Würzburg ab. Auf die Frage, ob man helfen könne, antwortet er kurz: „Where is the Weltkultur?“ Damit meint er die Fürstbischöflichen Residenz zu Würzburg (siehe Tipp 3), die von der Gartenterrasse der 1201 gegründeten Festung nur halb verdeckt zu sehen ist. Hiroto aus Otsu, eine der zehn internationalen Partnerstädte von Würzburg, ist ein wenig enttäuscht. Er wollte so gerne ein Selfie von sich, der Stadt und der Residenz im Hintergrund machen. Aber immerhin könne er ja vom Südgarten der Residenz mit dem von akkurat geschnittenen Eiben umstellten Wasserbassin wunderbar fotografieren, so der Tipp eines waschechten „Würzburchers“. Hiroto zeigt sich zufrieden und verabschiedet sich geradezu förmlich.

Würzburg, sagen Spötter, habe mehr Kirchtürme als Häuser. Sie beziehen sich dabei auf ein Zitat von Napoleon Bonaparte, der meinte: „Würzburg – das größte Pfarrhaus Deutschlands.“ Und tatsächlich sieht man von der Festung Kirchturm um Kirchturm, von St.-Kilians-Dom bis Stift Haug. Die mächtige Hauger Kuppel mit der Kreuzigungsszene von Tintoretto wird oft für den Dom gehalten, der sich doch eher schlank gibt, obwohl er die viertgrößte romanische Kirche Deutschlands ist. Auf etwa gleicher Höhe wie die Festung, nur südlicher, liegt auf dem Nikolausberg das Käppele – offiziell Mariä Heimsuchung, erbaut von Balthasar Neumann –, der Platz für Wallfahrer, Ur-Würzburger und „Schützenhof“-Gänger, da der Landgasthof von 1862 ebenfalls am Nikolausberg beheimatet ist. Trotz der besten Beerenweine weit und breit, verirren sich dorthin nur selten die Touristen.

Für Fremde ist Würzburg ja ein niedliches Städtchen und Bahnknotenpunkt: Das bekommt jeder Schüler in Unterfranken in der ersten Erdkunde-Stunde beigebracht. Unterfrankens Hauptstadt liegt bahntechnisch im Herzen Deutschlands, feierte 2004 sein 1300-jähriges Stadtjubiläum, ist Bischofssitz und beheimatet die älteste bayerische Universität. Rund 30.000 Studenten sind eingeschrieben (bei insgesamt nur 128.000 Einwohnern!). Ansonsten kommt die kleine Großstadt nur selten in die Schlagzeilen. Was nicht heißen soll, dass es dort langweilig ist!

Das Käppele

In den Weinstuben ärgern sich die alten Würzburger, dass sich alles verändert habe. Während in den Studentenkneipen die Jungen lästern: Nichts tue sich in der unterfränkischen Provinz ... Wobei beide Seiten recht haben: Die allen Italien-Urlaubern, die nördlich des Mains leben, bekannte Autobahnraststätte gibt es immer noch. Sie thront wie die Festung über der Stadt (nur etwas versetzt), ist rund um die Uhr geöffnet und war früher ab Mitternacht der Treffpunkt der Jugend und Halbwelt, weil sonst nichts mehr offen hatte. Heute kann man in Würzburg auch noch nach Mitternacht ausgehen – ohne zur Autobahnraststätte fahren zu müssen. Würzburgs berühmtester Kabarettist Frank-Markus Barwasser, bekannt als Erwin Pelzig, provozierte einmal in einem seiner Programme: „Unsere Väter hatten Stalingrad, wir hatten das Biebelrieder Dreieck“. An der B8, in Richtung Biebelrieder Dreieck, eröffnete 1983 eine der ersten Großraumdiskotheken in Deutschland, das „Airport“. Und im Mainfrankenpark, direkt am Biebelrieder Dreieck, wartet die „Cineworld“ mit acht Kinosälen und modernster Technik auf junge Kundschaft.

Davon weiß natürlich kein Tourist etwas. Der nippt zufrieden an seinem Schoppen, in dem ein Würzburger Stein kredenzt wird, blickt von der Terrasse der Steinburg auf die Reben eben dieses Würzburger Stein, auf die Stadt mit den vielen Kirchtürmen, auf die Festung und der erste Eindruck trügt nicht: Die Besucher aus aller Welt scheinen recht glücklich in und mit dieser Stadt zu sein. Was einfach zu erklären ist. Die lebendige Frankenwein-Metropole liegt inmitten von Weinbergen, ist voll von Weinstuben, was die Kultur-Visite tagsüber bis in den Abend hinein verlängert. Denn in Würzburg gilt Wein als Kultur. Und es gibt auch jede Menge Kulturgeschichten dazu: etwa die vom bereits erwähnten Würzburger Stein, ein Riesling, der Johann Wolfgang von Goethes Lieblingstropfen war ... Schriftstellerkollege und Kabarettist Joachim Ringelnatz meinte dazu: „Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.“ Und in „Würzburch“ nimmt man am besten „a Bradworscht vom Margt“ oder frittierte „Meefischli“ dazu. Würzburgerischer geht’s nimmer …

Würzburger Wein

Dass es in der Innenstadt und Fußgängerzone inzwischen aussieht wie in allen anderen deutschen großen Kleinstädten und kleinen Großstädten, mit diesen „H&M“, „Rossmann“ und „Douglas“, dafür kann Würzburg ja nicht wirklich etwas. Aber immerhin klingen manche der austauschbaren Ketten in Würzburg goldiger – ähm „goldicher nadürlich“: „Dagläs“ ist doch besser wie „Douglas“, oder? Und bei „Dagläs“ muss man dem Fremden nicht mal klar machen, dass das mit normalem D geschrieben wird und nicht mit unterfränkischem D wie „Dür“ (also wie Tür).