Obsidian 4: Origin. Schattenfunke - Jennifer L. Armentrout - E-Book
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Obsidian 4: Origin. Schattenfunke E-Book

Jennifer L. Armentrout

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Beschreibung

Daemons Leben hat jeglichen Wert verloren, seit Katy von Daedalus festgehalten wird. Auch Katy ist verzweifelt. Täglich muss sie neue Experimente über sich ergehen lassen. Trotzdem beginnt sie zu ahnen, dass Daedalus nicht nur schlechte Seiten hat. Und sind die Lux wirklich so friedlich, wie sie es bisher immer annahm? Wer sind hier die Guten und wer die Bösen? Katy ist fest entschlossen, eine Antwort auf diese Fragen zu finden – doch dann könnte es bereits zu spät sein. Vor allem, wenn Daemon bis dahin nicht wieder an ihrer Seite ist … Dies ist der vierte Band der Obsidian-Serie von Jennifer L. Armentrout. Alle Bände der unwiderstehlichen Bestsellerserie: Obsidian. Schattendunkel Onyx. Schattenschimmer Opal. Schattenglanz Origin. Schattenfunke Opposition. Schattenblitz Shadows. Finsterlicht (Prequel) Alle Bände der dazugehörigen Oblivion-Serie: Oblivion 1: Lichtflüstern (Obsidian aus Daemons Sicht erzählt) Oblivion 2: Lichtflimmern (Onyx aus Daemons Sicht erzählt) Oblivion 3: Lichtflackern (Opal aus Daemons Sicht erzählt) Alle bisher erschienenen Bände der Spin-off-Serie »Revenge«: Revenge. Sternensturm Rebellion. Schattensturm Redemption. Nachtsturm

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Jennifer L. Armentrout: Origin. Schattenfunke

 

Aus dem Englischen von Anja Malich

Daemons Leben hat jeglichen Wert verloren, seit Katy von Daedalus festgehalten wird. Auch Katy ist verzweifelt. Täglich muss sie neue Experimente über sich ergehen lassen. Trotzdem beginnt sie zu ahnen, dass Daedalus nicht nur schlechte Seiten hat. Und sind die Lux wirklich so friedlich, wie sie es bisher immer annahm? Wer sind hier die Guten und wer die Bösen? Katy ist fest entschlossen, eine Antwort auf diese Fragen zu finden – doch dann könnte es bereits zu spät sein. Vor allem, wenn Daemon bis dahin nicht wieder an ihrer Seite ist …

Alle Bände der unwiderstehlichen SPIEGEL-Bestsellerserie:

Obsidian. Schattendunkel

Onyx. Schattenschimmer

Opal. Schattenglanz

Origin. Schattenfunke

Opposition. Schattenblitz

Wohin soll es gehen?

 

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  Leseprobe

 

 

Für meine Mutter,die mein größter Fan war. Niemand hat mich so sehr unterstützt wie sie. Ich vermisse dich und werde dich niemals vergessen.

Kapitel 1

Katy

Wieder einmal brannte es in mir wie Feuer. Es war schlimmer als die Krankheit nach der Mutation oder Onyx ins Gesicht gesprüht zu bekommen. Die mutierten Zellen rebellierten in meinem Körper, als wollten sie gewaltsam die Haut durchbrechen. Vielleicht war es ihnen sogar bereits gelungen. Mein Körper fühlte sich jedenfalls wie eine einzige große Wunde an. Und meine Wangen waren nass.

Es waren Tränen, wie mir nach und nach bewusst wurde.

Tränen des Schmerzes und der Wut – ein so rasender Zorn, dass ich einen Blutgeschmack in der Kehle verspürte. Vielleicht war es tatsächlich Blut. Womöglich ertrank ich gerade in meinem eigenen Blut.

Meine Erinnerungen an den Moment, nachdem sich die Türen geschlossen hatten, waren vage. Daemons letzte Worte, bevor wir getrennt wurden, verfolgten mich in jedem wachen Moment. Ich liebe dich, Katy. Schon immer und für immer. Dann hatten sich die Türen mit einem Zischen zugeschoben und ich war mit den Arum allein gewesen.

Ich glaube, sie hatten versucht mich zu verschlingen.

Jedenfalls war ich von der Dunkelheit übermannt worden und in einer Welt wieder erwacht, in der selbst das Atmen wehtat. An Daemons Stimme, seine Worte zu denken, beruhigte mich ein wenig. Doch sofort musste ich auch an Blake denken, an dieses Lächeln, als er uns die Opalkette in seiner Hand gezeigt hatte, bevor er verschwunden war – meine Opalkette, die mir Daemon umgelegt hatte, bevor wir zum zweiten Mal nach Mount Weather aufgebrochen waren. Wenig später waren die Sirenen losgegangen und die Türen hatten begonnen sich zu schließen. Sofort flammte wieder Wut in mir auf. Ich war gefangen und wusste nicht, ob Daemon gemeinsam mit den anderen hatte fliehen können.

Ich wusste gar nichts.

Ich zwang mich die Augen zu öffnen und blickte blinzelnd in die grellen Leuchten, die auf mich herunterschienen. Einen Moment sah ich nichts als das helle Licht. Alles hatte eine Aura. Doch schließlich klärte sich meine Sicht und ich sah eine weiße Decke hinter den Lampen.

»Du bist wach. Das ist gut.«

Trotz des tosenden Feuers in meinem Körper erstarrte ich, als ich die unbekannte männliche Stimme hörte. Ich versuchte mich umzudrehen, um zu sehen, woher sie kam, doch ein stechender Schmerz durchfuhr mich und ließ mich bis in die Zehen verkrampfen. Ich konnte weder Hals noch Arme oder Beine bewegen.

Eiskalt schoss es mir durch die Adern. Mit Onyx ummantelte Schellen umschlossen meinen Hals sowie Hand- und Fußgelenke. Panik stieg in mir auf und raubte mir den Atem. Ich musste an die Blutergüsse denken, die Dawson um Beths Hals gesehen hatte. Angst und Schrecken ließen mich erschaudern.

Schritte näherten sich und ein zur Seite geneigtes Gesicht schob sich vor das Licht und in mein Blickfeld. Es war das Gesicht eines älteren Mannes, Ende vierzig vielleicht, dessen kurz geschorenes dunkles Haar weiße Sprenkel aufwies. Er trug eine dunkelgrüne Militäruniform. Über der linken Brust prangten drei Reihen bunter Abzeichen und auf der rechten ein Adler. Obwohl mein Verstand vom Schmerz wie betäubt und ich vollkommen orientierungslos war, wusste ich, dass dieser Typ wichtig war.

»Wie fühlst du dich?«, fragte er ruhig.

Langsam blinzelte ich und überlegte, ob er es wirklich ernst meinen konnte. »Alles … alles tut weh«, krächzte ich.

»Das sind die Schellen, aber das weißt du wahrscheinlich.« Er deutete auf etwas oder jemanden hinter sich. »Wir mussten gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, während wir dich transportiert haben.«

Sie hatten mich transportiert? Fragend sah ich ihn an und mein Herz schlug schneller. Wo zum Teufel war ich? War ich noch in Mount Weather?

»Mein Name ist Sergeant Jason Dasher und ich werde dich jetzt losmachen, damit wir uns unterhalten können und du untersucht werden kannst. Siehst du die dunklen Punkte dort an der Decke?«, fragte er. Ich folgte seinem Blick und entdeckte kaum erkennbare Öffnungen. »Da kommt eine feine Mischung aus Onyx und Diamant raus. Du weißt, welchen Effekt Onyx hat, und wenn du dich wehrst, wird sich dieser Raum damit füllen. Deine Resistenz wird unmöglich ausreichen.«

Der ganze Raum? In Mount Weather war es lediglich ein Sprühstoß ins Gesicht gewesen. Kein endloser Schwall.

»Wusstest du, dass Diamant die höchste Lichtbrechung hat? Zwar verursacht er nicht so starke Schmerzen wie Onyx, aber bei ausreichender Menge und wenn Onyx mit im Spiel ist, kann er die Lux auslaugen, so dass sie die Quelle nicht mehr aufrufen können. Bei dir wird es genauso sein.«

Gut zu wissen.

»Der Raum ist zur Sicherheit mit Onyx ausgestattet«, fuhr Sergeant Dasher fort und richtete seine dunkelbraunen Augen wieder auf mich. »Falls du es irgendwie doch schaffst, die Quelle aufzurufen, oder auf jemanden von meinen Leuten losgehst. Bei euch Hybriden weiß man nie, wozu ihr in der Lage seid.«

Im Moment hatte ich das Gefühl, nicht einmal ohne Hilfe aufrecht sitzen zu können, und war weit davon entfernt, in Ninja-Manier auf jemanden losgehen zu können.

»Verstehst du das?« Er hob das Kinn und wartete. »Wir wollen dir nicht wehtun, aber wenn du uns gefährlich wirst, werden wir dich außer Gefecht setzen. Hast du das verstanden, Katy?«

Ich wollte darauf nicht antworten, aber gleichzeitig die verdammten Onyx-Fesseln loswerden. »Ja.«

»Gut.« Er lächelte, aber es wirkte gezwungen und alles andere als freundlich. »Wir wollen dir keine Schmerzen zufügen. Darum geht es Daedalus nicht. Wir haben ganz andere Ziele. Das magst du im Moment vielleicht nicht glauben, aber wir hoffen, dass du mit der Zeit verstehen wirst, was uns wirklich antreibt. Die Wahrheit, wer wir und wer die Lux sind.«

»Im Moment irgendwie … schwer vorstellbar.«

Sergeant Dasher schien sich damit zufriedenzugeben und griff unter den kalten Tisch, auf dem ich lag. Ein lautes Klicken war zu hören und die Schellen öffneten sich, entfernten sich von meinem Hals und den Gelenken.

Zögernd atmete ich aus und hob langsam einen zitternden Arm. Einige Teile meines Körpers waren wie taub, andere hochsensibel.

Sergeant Dasher legte eine Hand auf meinen Arm und ich zuckte zusammen. »Ich tu dir nicht weh«, sagte er. »Ich will dir nur helfen dich aufzusetzen.«

Da ich nicht viel Kontrolle über meine bebenden Glieder hatte, war ich nicht in der Verfassung zu protestieren. Kurzerhand stellte mich Sergeant Dasher auf die Füße. Ich klammerte mich am Rand des Tisches fest, um mich aufrecht zu halten, und schnappte mehrfach nach Luft. Mein Kopf hing an meinem Hals wie eine zerkochte Nudel und das Haar fiel mir ins Gesicht, so dass ich einen Moment lang nichts sehen konnte.

»Wahrscheinlich ist dir ein bisschen schwindelig, aber das wird gleich vorbeigehen.«

Als ich den Kopf hob, sah ich einen kleinen, nahezu kahlköpfigen Mann in einem weißen Kittel an der Tür stehen, die so schwarz glänzte, dass sich der Raum darin spiegelte. In einer Hand hielt er einen Pappbecher, in der anderen etwas, das wie ein Blutdruckmessgerät aussah.

Langsam ließ ich den Blick durch den Raum wandern. Mit den vielen kleinen Tischen, auf denen Instrumente aufgereiht waren, und den schwarzen Schläuchen, die aus der Wand kamen, sah er aus wie die Praxis eines wunderlichen Arztes.

Sergeant Dasher winkte den Mann im Kittel heran und er trat an den Tisch. Behutsam führte er den Becher an meinen Mund. Ich trank gierig. Die kühle Flüssigkeit tat meiner wunden Kehle gut, doch ich trank zu schnell und bekam einen Hustenanfall, der nicht nur laut, sondern auch schmerzhaft war.

»Ich bin Dr. Roth, einer der Ärzte hier.« Er stellte den Becher zur Seite und griff in die Kitteltasche, aus der er ein Stethoskop hervorzog. »Ich höre mir nur die Herztöne an, okay? Und dann werde ich deinen Blutdruck messen.«

Ich zuckte ein wenig zusammen, als er mir das kalte Metall auf die Brust drückte.

Dann platzierte er es auf meinem Rücken. »Und jetzt tief einatmen.« Nachdem ich seine Anweisung befolgt hatte, wiederholte er sie. »Gut, und jetzt den Arm ausstrecken.«

Als ich es tat, fiel mir sofort der rote Striemen um mein Handgelenk auf. An meinem anderen Arm leuchtete ebenfalls einer. Ich musste schlucken und woanders hinschauen, weil ich kurz davor war auszurasten. Als mein Blick allerdings auf den des Sergeants traf, wurde das Gefühl noch schlimmer. Er wirkte nicht feindselig, aber er war mir fremd. Ich war vollkommen allein – unter Fremden, die wussten, wer ich war, und die mich aus einem bestimmten Grund gefangen hielten.

Mein Blutdruck war wahrscheinlich kurz davor, durch die Decke zu gehen, denn mein Puls hämmerte wie verrückt und das Engegefühl in der Brust konnte nichts Gutes bedeuten. Als sich die Manschette des Messgeräts um meinen Arm zusammenpresste, holte ich mehrmals tief Luft und fragte dann: »Wo bin ich?«

Sergeant Dasher legte die Hände hinter dem Rücken zusammen. »In Nevada.«

Ich starrte ihn an. Die strahlend weißen Wände – abgesehen von den schimmernden schwarzen Punkten – kamen immer näher. »In Nevada? Das ist … am anderen Ende des Landes. In einer anderen Zeitzone.«

Schweigen.

Plötzlich fiel der Groschen und ein gequältes Lachen entwich mir. »Area 51?«

Immer noch Schweigen, als wären sie außer Stande zu bestätigen, dass es diesen Ort gab. Area 51, verdammt. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.

Dr. Roth löste die Manschette. »Ihr Blutdruck ist ein bisschen zu hoch, aber damit war zu rechnen. Ich würde sie gern noch etwas genauer untersuchen.«

Augenblicklich sah ich Bilder von Sonden und allen möglichen unangenehmen Gerätschaften vor meinem geistigen Auge. Schnell rutschte ich vom Tisch und versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen mir und den Männern zu schaffen, auch wenn mich meine Beine kaum trugen. »Nein, das dürfen Sie nicht. Sie können nicht –«

»Doch, das können wir«, unterbrach Sergeant Dasher. »Laut dem ›USA Patriot Act‹ haben wir das Recht, jeden festzunehmen, umzusiedeln und gefangen zu halten, der eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt.«

»Was?« Ich stieß mit dem Rücken gegen die Wand. »Ich bin doch keine Terroristin.«

»Aber du stellst eine Gefahr dar«, entgegnete er. »Wir hoffen das zu ändern, aber du merkst, mit deiner Mutation hast du dein Recht auf Freiheit verloren.«

Meine Beine gaben nach. Ich sank an der Wand hinab und landete hart auf dem Hinterteil. »Ich kann nicht …« Mein Kopf weigerte sich das alles zu begreifen. »Meine Mom …«

Sergeant Dasher schwieg.

Meine Mom … o Gott, meine Mom wurde bestimmt gerade wahnsinnig. Sie war sicher total verzweifelt und megapanisch. Darüber würde sie nie hinwegkommen.

Ich presste die flachen Handflächen gegen die Stirn und kniff die Augen zusammen. »Das dürfen Sie nicht.«

»Was hast du denn geglaubt, was passieren würde?«, fragte Sergeant Dasher.

Keuchend öffnete ich die Augen.

»Hast du geglaubt, dass du in ein Regierungsgebäude eindringen und dann einfach wieder rausmarschieren könntest, als wäre nichts geschehen? Dass solche Aktionen ohne Folgen bleiben würden?« Er beugte sich zu mir herab. »Und dass eine Gruppe Teenager, ob nun Aliens oder Hybride, je so weit hätte kommen können, wie ihr gekommen seid, wenn wir es nicht zugelassen hätten?«

Ein eiskalter Schauer durchfuhr mich. Gute Frage. Was hatten wir eigentlich geglaubt? Wir hatten befürchtet, dass es eine Falle sein könnte. Ich hatte mich sozusagen mental darauf vorbereitet, aber wir konnten uns doch nicht abwenden und Beth dort drinnen verrotten lassen. Niemand von uns wäre dazu in der Lage gewesen.

Ich starrte Sergeant Dasher an. »Was ist mit den anderen … passiert?«

»Sie sind entkommen.«

Erleichterung machte sich in mir breit. Zumindest war Daemon nicht auch eingesperrt. Irgendwie tröstete mich der Gedanke.

»Ehrlich gesagt brauchten wir nur einen von euch. Entweder dich oder denjenigen, der dich mutiert hat. Wenn wir einen haben, löschen wir auch den anderen aus.« Er hielt inne. »Im Moment ist Daemon Black von unserem Radar verschwunden, aber das wird sich bald ändern. Aus unseren Recherchen haben wir gelernt, dass die Bindung zwischen einem Lux und der Person, die er oder sie mutiert hat, ziemlich eng ist, insbesondere, wenn es sich um männliche und weibliche Individuen handelt. Und wenn wir es richtig beobachtet haben, steht ihr beide euch extrem … nah.«

Ja, meine Erleichterung ging in Schall und Rauch auf und mir wurde angst und bange. Es war sinnlos, so zu tun, als wüsste ich nicht, wovon er sprach, aber ich würde niemals bestätigen, dass es Daemon war, der mich mutiert hatte. Niemals.

»Ich weiß, dass du verschreckt und wütend bist.«

»Ja, beides, und zwar ziemlich.«

»Das ist verständlich. Aber wir sind nicht so schlecht, wie du denkst, Katy. Wir hatten allen Grund, zu tödlichen Maßnahmen zu greifen, als wir dich gefasst haben. Wir hätten deine Freunde ausschalten können. Aber wir haben es nicht getan.« Er richtete sich wieder auf und legte abermals die Hände hinter dem Rücken zusammen. »Du wirst sehen, dass nicht wir hier die Feinde sind.«

Nicht? Und ob sie die Feinde waren – und zwar eine größere Bedrohung als eine ganze Armee Arum, weil sie die gesamte Regierung hinter sich hatten. Und weil sie einfach Leute wegschnappen und ihnen alles nehmen konnten – ihre Familien, ihre Freunde, ihr gesamtes Leben – und damit auch noch durchkamen.

Ich war so hinüber.

Als mir richtig bewusst wurde, in welcher Situation ich mich befand, begann mein beharrliches Bemühen, mich zusammenzureißen, zu wanken, bis es schließlich ganz einbrach. Die nackte Panik ergriff mich und brachte einen wilden Mix an Emotionen hervor, der von Adrenalin noch befeuert wurde. Mein Instinkt übernahm – ein Instinkt, mit dem ich nicht geboren worden war, sondern der sich erst herausgebildet hatte, seit ich von Daemon geheilt worden war.

Ich sprang auf. Meine Muskeln meldeten schmerzend Protest an und mein Kopf drehte sich durch die schnelle Bewegung, doch ich hielt mich auf den Beinen. Der Arzt wich zur Seite und tastete nach der Wand. Er war aschfahl geworden. Sergeant Dasher hingegen zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er fürchtete sich nicht vor mir.

Die Quelle aufzurufen hätte mir angesichts der heftigen Emotionen, die mich aufwühlten, leichtfallen müssen, doch der Kick, den man ganz oben in der Achterbahn verspürt, kurz bevor man in die Tiefe rauscht, blieb aus, nicht einmal ein elektrisch aufgeladenes Kribbeln auf der Haut nahm ich wahr.

Es geschah nichts.

Durch den Schrecken und die Panik, die meine Gedanken vernebelten, drang ein kleines bisschen Verstand und mir fiel wieder ein, dass man sich die Quelle hier drinnen nicht zu Nutze machen konnte.

»Herr Doktor?« Sergeant Dasher wandte sich dem Arzt zu.

Ich brauchte dringend eine Waffe, deshalb machte ich schnell einen Schritt um den Sergeant herum auf den Tisch mit den zierlichen Instrumenten zu. Ich wusste nicht, was ich tun würde, wenn es mir gelingen würde zu fliehen. Und es war gut möglich, dass die Tür verschlossen war. Doch ich dachte nicht weiter als bis zu diesem Moment, in dem ich einfach nur rausmusste. Sofort.

Bevor ich den Tisch erreichte, schlug Dr. Roth mit der Handfläche gegen die Wand und im nächsten Moment wurde mehrfach das mir bereits vertraute, grässliche Puffen hörbar. Ansonsten gab es keine Warnung. Keinen seltsamen Geruch. Auch die Luft fühlte sich nicht anders an.

Doch die kleinen Öffnungen an Decke und Wänden hatten zur Waffe gewordenes Onyx versprüht, dem ich nicht entrinnen konnte. Das Entsetzen überwältigte mich und ich schnappte nach Luft, während ein glühend heißer Schmerz von meinem Kopf in den ganzen Körper ausstrahlte. Als wäre ich mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt worden, loderte ein Feuer auf meiner Haut. Meine Beine gaben nach und meine Knie schlugen mit einem dumpfen Geräusch auf dem Fliesenboden auf. Die mit Onyx geschwängerte Luft brannte mir in der Kehle und versengte meine Lungen.

Ich rollte mich zusammen und suchte krampfhaft mit den Fingern im Boden Halt. Mein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei und ich zuckte unkontrolliert, während Onyx in jede einzelne Zelle meines Körpers drang, ohne dass ein Ende in Sicht wäre. Denn ohne Daemon, der immer eine Lösung parat hatte, gab es keine Hoffnung, dass die züngelnden Flammen erstickt werden könnten. Lautlos rief ich seinen Namen, immer wieder, doch es kam keine Antwort.

Es gab nichts als den Schmerz und etwas anderes würde es auch nie mehr geben.

Daemon

Einunddreißig Stunden, zweiundvierzig Minuten und zwanzig Sekunden waren vergangen, seit sich die Türen geschlossen und Kat und mich voneinander getrennt hatten. Einunddreißig Stunden, zweiundvierzig Minuten und zehn Sekunden, seit ich zum letzten Mal einen Blick auf sie hatte erhaschen können. Seit einunddreißig Stunden und einundvierzig Minuten war Kat in den Händen von Daedalus.

Jede Sekunde, jede Minute und jede Stunde, die vergangen war, hatte mich wahnsinnig gemacht.

Sie hatten mich in einer kleinen Hütte eingesperrt, nicht mehr als eine Zelle, die mit allem ausgestattet war, was einem Lux das Leben schwer machte, doch es hatte mich nicht aufhalten können. Ich hatte die Tür und den Lux, der mich bewachen sollte, in eine andere Galaxie katapultiert. Bitterer Zorn rauschte durch mich hindurch, während ich immer schneller werdend an der Reihe Hütten vorbei und im großen Bogen um die Ansammlung von Häusern herum direkt auf den Wald zuraste, der die am Fuß der Seneca Rocks lebende Lux-Kolonie verbarg. Ich hatte nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als ich einen weißen Strahl geradewegs auf mich zukommen sah.

Sie versuchten also mich aufzuhalten? Keine Chance.

Rutschend kam ich zum Stehen und das Licht sauste an mir vorbei, machte dann aber kehrt. Es hatte menschliche Konturen und stand jetzt direkt vor mir. Der Lux strahlte so stark, dass er die Bäume hinter sich zum Leuchten brachte.

Wir wollen dich nur schützen, Daemon.

Genau wie Dawson und Matthew geglaubt hatten, es würde mich schützen, mich in Mount Weather bewusstlos zu schlagen und dann einzusperren. Mit den beiden hatte ich ein winzig kleines Hühnchen zu rupfen.

Wir wollen dir nicht wehtun.

»Wie schade.« Ich blickte um mich. Hinter mir hatten sich weitere Lux versammelt. »Ich habe nämlich kein Problem damit, euch wehzutun.«

Der vor mir stehende Lux streckte die Arme aus. Es geht auch anders.

Nein, es ging nicht anders. Aus meiner menschlichen Erscheinungsform zu schlüpfen war wie ein zu enges Kleidungsstück abzustreifen. Ein rötlicher Schimmer legte sich wie Blut über das Gras. Bringen wir es hinter uns.

Keiner von ihnen zögerte.

Auch ich nicht.

Der Lux ging auf mich los. Ich sah seine leuchtenden Gliedmaße durch die Luft wirbeln, duckte mich unter seinen Armen hindurch und richtete mich hinter ihm wieder auf. Ich packte ihn an den Handgelenken und rammte ihm den Fuß in den gebeugten Rücken. Doch kaum lag er am Boden, als auch schon der nächste auf mich losging.

Ich sprang zur Seite und ließ ihn gegen meine ausgestreckte flache Hand laufen, was ihn zu Fall brachte. Dann duckte ich mich abermals und wich knapp einem Tritt aus, der mir gegolten hatte. Die Körperlichkeit des Kampfes gefiel mir. Jedes bisschen Wut und Verzweiflung wurde in einen Schlag oder Tritt umgesetzt. Schnell schaltete ich drei weitere Lux aus.

Plötzlich durchschnitt ein pulsierendes Licht die Dunkelheit und kam geradewegs auf mich zu. Ich bückte mich und rammte eine Faust in den Boden. Erde stob auf und eine Schockwelle brachte die Umgebung zum Beben. Sie erfasste den Lux, der hoch in die Luft segelte. In einem Kranz aus gleißendem Licht, das die Nacht kurzzeitig zum Tag werden ließ, sprang ich hoch und packte ihn.

Ich drehte mich um die eigene Achse und schleuderte ihn fort wie einen Diskus. Er prallte gegen einen Baum und fiel zu Boden, war aber sofort wieder auf den Beinen. Abermals ging er auf mich los. Dabei zog er einen weißen Lichtstreifen mit einer leichten Blautönung wie einen Kometenschweif hinter sich her. Er stieß einen wilden Kampfschrei aus und feuerte ein Energiebündel von atomarer Sprengkraft ab.

Ah, so wollte er es also haben?

Ich lehnte mich zur Seite, das Geschoss rauschte an mir vorbei und verpuffte. Nachdem ich einen Schritt zurückgewichen war, rief ich die Quelle auf und ließ Energie in mir aufsteigen. Ich stampfte mit dem Fuß auf und ein Krater bildete sich, während die Erde abermals bebte, was den Lux aus dem Gleichgewicht brachte. Ich streckte den Arm vor und ließ der Quelle freien Lauf. Sie jagte aus meiner Hand wie ein Pistolenschuss und traf ihn mitten in die Brust.

Er ging zu Boden, noch am Leben, aber am ganzen Körper zuckend.

»Was tust du da, Daemon?«

Als ich Ethan Smiths feste Stimme hörte, drehte ich mich um. In menschlicher Erscheinungsform stand der Ältere einige Meter von mir entfernt mitten zwischen den Gefallenen. Mein Körper bebte vor überschüssiger Kraft. Sie hätten nicht versuchen sollen mich aufzuhalten. Niemand hatte das Recht dazu.

Ethan verschränkte die Hände vor sich. »Du solltest für einen Menschen nicht deine eigenen Leute in Gefahr bringen.«

Ich war kurz davor, ihn mit Schwung ins Jenseits zu befördern.

Sie ist nicht irgendein Mensch und ich werde mit dir nicht über sie diskutieren.

»Du gehörst zu uns, Daemon.« Er trat einen Schritt vor. »Du musst hierbleiben. Hinter diesem Mädchen herzulaufen wird nur –«

Mein Arm schoss vor und ich packte den Lux, der sich angeschlichen hatte, an der Kehle. Ich drehte mich ganz zu ihm um und wir nahmen beide unsere menschliche Erscheinungsform an. Seine Augen weiteten sich voller Panik. »Echt jetzt?«, knurrte ich.

»Mist«, murmelte er.

Ich griff den Dreckskerl fester am Hals, um ihn hochzuheben und dann mit voller Wucht in den Boden zu rammen. Sand und Steine stoben auf, während ich mich aufrichtete und mich wieder Ethan zuwandte.

Dieser war blass geworden. »Du bekämpfst deine eigenen Leute, Daemon. Das ist unverzeihlich.«

»Ich will auch nicht, dass du mir verzeihst. Ich will überhaupt nichts von dir.«

»Du wirst ausgestoßen«, drohte Ethan.

»Weißt du was?« Ich entfernte mich, ohne allerdings den am Boden liegenden Lux, der langsam anfing sich zu rühren, aus dem Auge zu lassen. »Das ist mir scheißegal.«

Ethan war anzusehen, wie zornig er war. Der ruhige, fast sanftmütige Gesichtsausdruck war verschwunden. »Glaubst du, ich weiß nicht, was du mit dem Mädchen gemacht hast? Was dein Bruder mit dem anderen gemacht hat? Das habt ihr beide euch selbst zuzuschreiben. Deshalb lassen wir uns nicht mit ihnen ein. Menschen bringen nichts als Ärger. Du bringst Ärger, weil du ihre Aufmerksamkeit auf uns lenkst. Das können wir nicht gebrauchen, Daemon. Du riskierst viel für einen Menschen.«

»Wir befinden uns immer noch auf ihrem Planeten«, erwiderte ich und überraschte mich selbst mit dieser Feststellung, aber sie war richtig. Kat hatte es einmal zu mir gesagt und ich wiederholte nur ihre Worte. »Wir sind hier zu Gast, Mann.«

Ethan verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Noch.«

Unwillkürlich neigte ich den Kopf. Man musste kein Genie sein, um die Drohung darin zu hören, doch im Moment war ich mit den Gedanken woanders. Bei Kat. »Lasst mich in Ruhe.«

»Daemon –«

»Ich meine es ernst, Ethan. Wenn du oder irgendjemand sonst hinter mir herkommt, werde ich euch nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen.«

»Ist sie dir so viel wert?«, höhnte er.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ohne die Unterstützung der Lux-Gemeinschaft wäre ich auf mich allein gestellt und würde in keiner der Kolonien mehr aufgenommen werden. Es würde sich schnell herumsprechen, dafür würde Ethan schon sorgen. Dennoch zögerte ich keine Sekunde.

»Ja«, antwortete ich. »Sie ist mir mehr wert als alles andere.«

Ethan sog scharf die Luft ein. »Für uns bist du in dem Fall erledigt.«

»Dann soll es so sein.«

Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte in den Wald hinein in Richtung unseres Hauses. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich hatte keinen genauen Plan. Nichts Konkretes, aber mir war bewusst, dass ich dringend einige Dinge brauchte. Unter anderem Geld. Und ein Auto. Den ganzen Weg nach Mount Weather zu laufen war unmöglich. In unser Haus zurückzukehren würde schwierig werden, weil ich wusste, dass Dee und Dawson dort waren – und sie würden versuchen mich zurückzuhalten.

Obwohl … Ich war so auf hundertachtzig – sollten sie es ruhig versuchen.

Doch nachdem ich die felsige Steigung erklommen hatte und immer schneller wurde, kamen mir Ethans Worte wieder in den Sinn und bremsten meinen Aktionismus. Das habt ihr beide euch selbst zuzuschreiben. Hatte er Recht? Die Antwort war einfach und wie eine schallende Ohrfeige. Sowohl Dawson als auch ich hatten die Mädchen, allein weil wir uns für sie interessierten, in Gefahr gebracht. Keiner von uns hatte gewollt, dass ihnen etwas zustieß oder dass sie durch unser Heilen zu einem Hybriden zwischen Mensch und Lux wurden, aber wir hatten um die Risiken gewusst.

Insbesondere ich.

Deshalb war ich Katy gegenüber zu Beginn auch so abweisend gewesen und hatte alles getan, um sie von Dee und mir fernzuhalten. Zum Teil hatte es mit Dawsons Schicksal zu tun gehabt, aber auch mit den vielen anderen Risiken. Und doch war Kat meinetwegen schließlich tief in diese Welt hineingeraten. Ich hatte sie praktisch an die Hand genommen und direkt dort hineingeführt. Und was hatte sie jetzt davon?

Es hatte anders laufen sollen.

Wenn schon alles schiefgehen und jemand von uns in Mount Weather zurückbleiben musste, hätte ich es sein sollen. Nicht Kat. Unter keinen Umständen.

Leise fluchend erreichte ich kurz vor dem Waldrand eine vom silbernen Mondlicht erleuchtete freie Stelle und wurde unwillkürlich langsamer.

Mein Blick ging sofort zu Kats Haus und mir wurde schwer ums Herz.

Im Haus war kein Licht und nichts regte sich, genau wie in den Jahren, bevor sie eingezogen war. Kein Leben, nichts als eine finstere leere Hülle.

Ich blieb neben dem Wagen ihrer Mom stehen und atmete stockend aus, ohne dass es mir Erleichterung in der Brust verschaffte. Immerhin wusste ich, dass man mich in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Wenn das VM oder Daedalus nach mir Ausschau hielten, würden sie mich nicht bemerken.

Ich schloss die Augen und konnte Kat aus der Tür treten sehen. Sie trug dieses alberne T-Shirt mit der Aufschrift MEIN BLOG IST BESSER ALS DEIN VLOG und diese Shorts … diese Beine …

O Mann, ich war so ätzend zu ihr gewesen, aber sie hatte sich davon nicht abschrecken lassen. Nicht eine Sekunde lang.

Bei mir zu Hause wurde es hell. Im nächsten Moment öffnete sich die Eingangstür und Dawson trat heraus. Der Wind trug sein leises Fluchen zu mir.

Ich musste zugeben, dass er im Vergleich zum letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte, tausendmal besser aussah. Die dunklen Ringe unter den Augen waren fast verschwunden und es schien mir, als hätte er sogar schon wieder etwas mehr Fleisch auf den Rippen. Wie zu der Zeit, bevor er in die Fänge des VM und Daedalus geraten war, konnte man uns, abgesehen von seinem längeren, wilderen Haar, kaum auseinanderhalten. Ja, er sah aus, als hätte er den Jackpot geknackt. Er hatte Bethany zurück.

Mir war bewusst, dass ich verbittert klang, doch es war mir egal.

In dem Moment, als ich die Stufen zur Veranda betrat, rollte eine so gewaltige Energiewelle aus mir heraus, dass sich Risse im Beton der Treppe bildeten und die Dielen knarrten.

Meinem Bruder wich die Farbe aus dem Gesicht, während er einen Schritt zurücktrat. Genugtuung machte sich in mir breit, auch wenn es abartig sein mochte. »So bald habt ihr mich also nicht erwartet?«

»Daemon.« Dawson stieß mit dem Rücken gegen die Tür. »Ich weiß, dass du sauer auf uns bist.«

Wieder brach Energie aus mir heraus. Die Balken der Verandadecke knackten und ein Spalt tat sich auf. Späne regneten herab. Während die Quelle Besitz von mir ergriff, verschwamm mein Sichtfeld, bis die Welt um mich herum weiß war. »Du hast ja keine Ahnung, Dawson.«

»Wir wollten nur, dass du in Sicherheit bist, bis wir wissen, was wir tun können – um Kat zurückzubekommen. Das ist alles.«

Ich holte tief Luft und ging dann auf Dawson zu. Ich blickte ihm tief in die Augen. »Und da hast du gedacht, es wäre das Beste, mich in der Kolonie einzusperren?«

»Wir –«

»Hast du etwa geglaubt, du könntest mich zurückhalten?« Abermals strahlte Energie von mir ab, die in die Tür hinter Dawson einschlug und sie aus den Angeln hob, so dass sie in den Flur kippte. »Ich würde die Welt niederbrennen, um sie zu retten.«

Kapitel 2

Katy

Frierend und bis auf die Haut durchnässt rappelte ich mich vom Boden hoch. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit der ersten Dosis Onyx vergangen war. Und seit der letzten eiskalten Ladung Wasser, die mich flach auf den Rücken geworfen hatte.

Klein beizugeben und sie tun zu lassen, was sie wollten, war mir zu Beginn gar nicht in den Sinn gekommen. Am Anfang war es den Schmerz wert gewesen, denn wer wäre ich, wenn ich es ihnen leicht gemacht hätte. Sobald alle Onyx-Reste von meiner Haut abgewaschen waren und ich mich wieder hatte bewegen können, war ich in Richtung Tür gerannt. Doch ich war nie weit gekommen und nach der vierten Dosis Onyx war ich erledigt.

Ich war schlicht und einfach erledigt.

Sobald ich wieder in der Lage war stehen zu bleiben, ohne gleich zusammenzusacken, schleppte ich mich langsam zu dem kalten Tisch. Ich war mir ziemlich sicher, dass er dünn mit Diamant beschichtet war. Die Kosten, einen Raum damit auszustatten, von einem Gebäude ganz zu schweigen, mussten astronomisch sein – kein Wunder, dass der Staat so hoch verschuldet war. Doch es gab viel wichtigere Dinge, über die ich mir Gedanken machen musste, auch wenn mein Gehirn durch zu viel Onyx offenbar einen Kurzschluss erlitten hatte.

Sergeant Dasher hatte den Raum immer wieder verlassen und war dann von Männern in Armeekleidung ersetzt worden. Ihre Barette verbargen einen Teil ihrer Gesichter, doch nach dem, was ich sehen konnte, waren sie nicht viel älter als ich, Anfang zwanzig vielleicht.

Im Moment waren zwei von ihnen mit mir im Raum, beide trugen Pistolen am Oberschenkel. Ein wenig überraschte es mich, dass sie noch keine Tranquilizer rausgeholt hatten, aber der Onyx-Schutz erfüllte seinen Zweck. Ein Typ mit dunkelgrünem Barett stand direkt neben einem Tastenfeld und beobachtete mich mit einer Hand an der Waffe, der anderen auf dem Knopf, der mir so viel Schmerzen verursacht hatte. Der zweite, mit khakifarbenem Barett, bewachte die Tür.

Ich stützte mich mit den Händen auf dem Tisch ab. Durch das nass herunterhängende Haar hindurch sahen meine Finger unnatürlich bleich aus. Mir war kalt und ich zitterte so sehr, dass ich mich schon fragte, ob ich womöglich einen epileptischen Anfall erlitt. »Ich … ich gebe auf«, krächzte ich.

Ein Muskel im Gesicht des khakifarbenen Baretts zuckte.

Ich versuchte mich auf den Tisch zu hieven, denn ich merkte, dass ich mich nicht mehr lange auf den Beinen würde halten können, doch ich schwankte vor lauter Zittern. Kurz drehte sich der Raum. Vielleicht hatte ich bereits dauerhaften Schaden erlitten. Ich musste fast lachen, denn wie sollte ich Daedalus nützen, wenn sie mich körperlich und seelisch brachen?

Dr. Roth hatte die ganze Zeit matt in der Ecke des Raums gesessen, doch jetzt erhob er sich mit dem Blutdruckmessgerät in der Hand. »Helft ihr auf den Tisch.«

Das khakifarbene Barett kam mit entschlossen vorgestrecktem Kinn auf mich zu. In einem aussichtslosen Versuch, ihn nicht zu nahe kommen zu lassen, strauchelte ich rückwärts. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Ich wollte nicht, dass er mich berührte. Niemand von ihnen sollte mich berühren.

Mit zitternden Beinen machte ich einen weiteren Schritt rückwärts, als meine Muskeln einfach den Geist aufgaben. Hart landete ich auf dem Hintern, war aber so benommen, dass ich den Schmerz gar nicht richtig spürte.

Als das khakifarbene Barett jetzt auf mich herabblickte, konnte ich aus meiner Position fast sein ganzes Gesicht erkennen. Er hatte die blauesten Augen, die ich je gesehen hatte, und auch wenn man merkte, wie genervt er von alldem war, glaubte ich so etwas wie Mitleid in seinen Augen durchschimmern zu sehen.

Ohne ein Wort zu sagen, beugte er sich zu mir hinab und hob mich hoch. Er roch nach Waschpulver, demselben, das meine Mutter benutzte, und mir schossen Tränen in die Augen. Bevor ich anfangen konnte mich zu wehren, was ohnehin zwecklos gewesen wäre, setzte er mich ab und entfernte sich. Ich umklammerte die Tischkanten und hatte das dumpfe Gefühl, dass nun alles von vorn anfing.

Und so war es.

Mir wurde ein weiterer Becher Wasser gereicht, den ich annahm. Dr. Roth seufzte laut. »Hast du jetzt verstanden, dass es zwecklos ist, sich zu wehren?«

Ich ließ den Becher auf den Tisch fallen und zwang mich die Zunge zu bewegen. Sie fühlte sich geschwollen an und war schwer zu kontrollieren. »Ich will hier nicht sein.«

»Natürlich nicht.« Abermals schob er das Stethoskop unter mein Shirt. »Das erwartet auch niemand in diesem Raum oder in diesem Gebäude, aber uns zu bekämpfen, bevor du weißt, wer wir überhaupt sind, wird dir teuer zu stehen kommen. Und jetzt atme tief ein.«

Ich holte Luft, doch sie blieb mir im Hals stecken. Die Reihe der weißen Schränke auf der anderen Seite des Raums verschwamm vor meinen Augen. Ich würde nicht weinen. Ich würde nicht weinen.

Mechanisch kontrollierte der Arzt erst meine Atmung und anschließend meinen Blutdruck, bevor er weitersprach. »Katy – darf ich dich überhaupt Katy nennen?«

Mir entwich ein kurzes, heiseres Lachen. Wie höflich. »Klar.«

Lächelnd legte er das Blutdruckmessgerät auf den Tisch, trat zurück und verschränkte die Arme. »Ich muss dich gründlicher untersuchen, Katy. Ich verspreche dir aber, dass es nicht wehtun wird. Es wird nicht anders sein als jede andere medizinische Untersuchung, die je bei dir gemacht wurde.«

Angst kroch in mir hoch. Fröstelnd umarmte ich mich selbst. »Das will ich aber nicht.«

»Wir können es noch ein wenig aufschieben, aber es muss sein.« Dann drehte er sich um, ging zu einem der Schränke und holte eine dunkelbraune Decke heraus. Damit kehrte er zu dem Tisch zurück und legte sie mir um die hängenden Schultern. »Sobald du wieder bei Kräften bist, werden wir dich in deinen Wohnbereich bringen. Dort kannst du dich waschen und etwas Frisches anziehen. Es gibt dort auch einen Fernseher, wenn du Lust darauf hast, oder du kannst dich einfach nur ausruhen. Es ist schon ziemlich spät und morgen steht dir ein wichtiger Tag bevor.«

Zitternd zog ich die Decke fester um mich. Er redete, als befände ich mich in einem Hotel. »Ein wichtiger Tag?«

Er nickte. »Wir müssen dir viel zeigen. Hoffentlich wirst du dann verstehen, worum es Daedalus wirklich geht.«

Wieder konnte ich ein Lachen nur mit Mühe unterdrücken. »Ich weiß, worum es Ihnen geht. Ich weiß, wer –«

»Du weißt nur, was man dir erzählt hat«, schnitt mir der Arzt das Wort ab. »Und was du weißt, ist nur die halbe Wahrheit.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Ich weiß, dass du an Dawson und Bethany denkst. Aber du kennst nicht ihre ganze Geschichte.«

Ich kniff die Augen zusammen und begann innerlich vor Zorn zu glühen. Wie konnte er es wagen, die Schuld für das, was Daedalus Bethany und Dawson angetan hatte, ihnen selbst in die Schuhe zu schieben? »Ich weiß genug.«

Dr. Roth blickte zu dem grünen Barett an dem Bedienfeld und nickte, worauf dieser lautlos den Raum verließ, so dass sich nur noch der Arzt und das khakifarbene Barett mit mir in dem Zimmer befanden. »Katy –«

»Ich weiß, dass sie mehr oder weniger gefoltert wurden«, unterbrach ich ihn und wurde immer wütender. »Ich weiß, dass Dawson Leute vorgesetzt wurden, die er dann heilen sollte, und wenn es nicht funktioniert hat, sind diese Menschen gestorben. Ich weiß, dass die beiden getrennt und Beth dann dazu benutzt wurde, Dawson zu dem zu zwingen, was Sie von ihm wollten. Sie sind echt das Allerletzte.«

»Du kennst nicht die ganze Geschichte«, wiederholte Dr. Roth ruhig und von meinen Anschuldigungen vollkommen unbeeindruckt. Er blickte zu dem khakifarbenen Barett. »Archer, du warst dabei, als Bethany und Dawson hier waren?«

Ich drehte mich zu Archer um und dieser nickte. »Als wir mit den Versuchspersonen zum ersten Mal Kontakt hatten, war es aus verständlichen Gründen schwierig, mit ihnen umzugehen. Nach der Mutation der weiblichen Versuchsperson war sie sogar noch gewaltbereiter. Sie durften zusammenbleiben, bis deutlich wurde, dass sie ein Problem für die Sicherheit darstellten. Deshalb wurden sie getrennt und schließlich an verschiedene Orte gebracht.«

Kopfschüttelnd zog ich die Decke noch fester um mich. Gern hätte ich noch viel lauter gebrüllt: »Ich bin nicht blöd.«

»Das glaube ich auch nicht«, erwiderte der Arzt. »Hybride neigen aber dazu, unbeständig zu sein, selbst diejenigen, die erfolgreich mutiert wurden. Beth war und ist instabil.«

Mir zog sich der Magen zusammen. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie seltsam sie damals in Vaughns Haus gewesen war. Als wir sie in Mount Weather gefunden hatten, war sie scheinbar normal gewesen, aber offensichtlich hatte es auch andere Zeiten gegeben. Waren Dawson und die Übrigen in Gefahr? Konnte ich überhaupt glauben, was diese Leute mir erzählten?

»Und genau deshalb muss ich dich gründlich untersuchen, Katy.«

Ich sah Dr. Roth an. »Wollen Sie damit sagen, dass ich instabil bin?«

Er antwortete nicht sofort und ich hatte das Gefühl, der Tisch würde unter mir fortgleiten.

»Möglich ist es«, antwortete er. »Selbst bei erfolgreichen Mutationen kann Instabilität auftreten, sobald der Hybrid die Quelle aufruft.«

Ich umklammerte die Decke so fest, bis das Gefühl langsam in meine Finger zurückkehrte, und versuchte mein Herz dazu zu bringen, langsamer zu schlagen. Es war zwecklos. »Das glaube ich Ihnen nicht. Ich glaube nichts von dem, was Sie sagen. Dawson war –«

»Dawson war ein trauriger Fall«, beendete Dr. Roth den Satz. »Und das wirst du auch noch verstehen. Was mit Dawson passiert ist, war nicht beabsichtigt. Wir hätten ihn auch wieder laufenlassen, sobald wir das Gefühl gehabt hätten, er wäre in der Lage gewesen, sich wieder einzugliedern. Und Beth –«

»Hören Sie endlich auf«, fuhr ich ihn an und war überrascht von meiner eigenen Stimme. »Ich will solche Lügengeschichten nicht länger hören.«

»Du hast ja keine Ahnung, wie gefährlich die Lux sind, Katy, und welche Gefahr diejenigen darstellen, die von ihnen mutiert worden sind.«

»Die Lux sind nicht gefährlich! Und Hybride wären es auch nicht, wenn wir in Ruhe gelassen würden. Wir haben niemandem etwas getan und hatten es auch nicht vor. Bis –«

»Weißt du, warum die Lux auf die Erde gekommen sind?«, fragte Dr. Roth.

»Ja.« Die Fingerknöchel taten mir weh. »Die Arum haben ihren Planeten zerstört.«

»Weißt du, warum ihr Planet zerstört wurde? Beziehungsweise, wie die Arum entstanden sind?

»Sie waren verfeindet. Die Arum haben versucht sich ihrer Fähigkeiten zu bemächtigen und haben sie umgebracht.« Das Alien-Einmaleins beherrschte ich. Die Arum waren das Gegenteil der Lux, mehr Schatten als Licht und sie nährten sich von den Lux. »Und Sie arbeiten mit diesen Monstern zusammen.«

Dr. Roth schüttelte den Kopf. »Wie bei jedem großen Krieg haben sich die Arum und die Lux so lange bekämpft, dass die meisten wahrscheinlich gar nicht mehr wussten, was der Auslöser gewesen war.«

»Sie behaupten also, die Arum und die Lux seien so etwas wie der intergalaktische Gazastreifen?«

Archer schnaubte vernehmlich.

»Ich weiß gar nicht, warum wir überhaupt darüber reden«, sagte ich barsch und war plötzlich so müde, dass ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt noch klar denken konnte. »Ist doch alles nicht wichtig.«

»O doch, es ist wichtig«, widersprach der Arzt. »Und es zeigt, wie wenig du darüber weißt.«

»Ich nehme an, dann werde ich jetzt aufgeklärt.«

Er lächelte und ich hatte nicht wenig Lust, ihm den herablassenden Blick aus der Visage zu schlagen. Dummerweise hätte ich dafür erst einmal die Decke loslassen und die Energie dafür aufbringen müssen. »Während ihrer Hochzeit waren die Lux die mächtigste und intelligenteste Lebensform des gesamten Universums. Doch wie bei jeder Spezies reagierte die Evolution entsprechend und schuf einen natürlichen Feind – die Arum.«

Ungläubig sah ich Dr. Roth an. »Was sagen Sie da?«

Er erwiderte meinen Blick. »Die Lux waren in diesem Krieg nicht die Opfer. Sie waren die Ursache.«

Daemon

»Wie bist du rausgekommen?«, wollte Dawson wissen.

Ich hatte all meine Willenskraft aufbringen müssen, um ihm nicht zur Begrüßung die Faust ins Gesicht zu rammen. Immerhin hatte ich mich inzwischen so weit beruhigt, dass ich wohl nicht das ganze Haus zum Einstürzen bringen würde. Ausgeschlossen war es jedoch noch immer nicht.

»Du solltest eher fragen, wie viele ich umgenietet habe, um hierherzugelangen.« Angespannt wartete ich ab. Dawson versperrte mir den Eingang. »Stell dich mir nicht in den Weg, Bruder. Du wirst mich nicht aufhalten können und das weißt du.«

Einen Moment lang sah er mich an, dann trat er fluchend zur Seite. Ich schob mich an ihm vorbei und blickte zur Treppe.

»Dee schläft«, sagte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Daemon –«

»Wo ist Beth?«

»Hier«, erklang eine leise Stimme aus dem Esszimmer.

Ich drehte mich um und sie erschien aus der Dunkelheit. Ich hatte ganz vergessen, wie zierlich sie war. Sie war gertenschlank, hatte eine dicke braune Haarmähne und ein spitzes Kinn, das ihr einen entschlossenen Ausdruck verlieh. Und sie war viel blasser, als ich sie in Erinnerung hatte.

»Hi Beth.« Auf sie war ich schließlich nicht wütend. Ich blickte wieder zu Dawson. »Hältst du es für schlau, dass sie hier ist?«

Er trat neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. »Wir haben vor wegzugehen. Matthew will uns etwas in Pennsylvania besorgen. In der Nähe der South Mountains.«

Ich nickte. Der Gebirgszug war mit einer ordentlichen Menge Quarzit durchsetzt. Soweit uns bekannt war, gab es dort jedoch keine Lux-Kolonie.

»Aber wir wollten nicht sofort gehen«, fügte Beth leise hinzu und ließ den Blick durch den Raum schweifen, ohne irgendwo länger zu verweilen. Sie trug ein T-Shirt von Dawson und eine Jogginghose von Dee. In beidem verschwand sie fast. »Es kam uns nicht richtig vor, Dee allein zu lassen.«

»Aber hier ist es nicht sicher für euch beide«, warf ich ein. »Matthew kann sich doch um Dee kümmern.«

»Uns geht es gut.« Dawson beugte sich zu Beth hinab und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er mich ernst ansah. »Aber du solltest dich nicht hier draußen aufhalten. Wir haben dich in die Kolonie gebracht, damit du in Sicherheit bist. Wenn die Polizei dich sieht oder das –«

»Die Polizei wird mich nicht sehen.« Der Einwand war berechtigt. Da Kat und ich als vermisst galten oder man vermutete, dass wir abgehauen waren, würde es viele Fragen aufwerfen, wenn mich jemand sähe. »Und Kats Mom auch nicht.«

Dawson schien nicht überzeugt zu sein. »Und was ist mit dem VM?«

Ich antwortete nicht.

Er schüttelte den Kopf. »Scheiße.«

Beth verlagerte neben ihm ihr geringes Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Du wirst versuchen sie rauszuholen, stimmt’s?«

»Einen Teufel wird er tun«, schaltete sich mein Bruder ein, und als ich darauf nichts sagte, fluchte er so ausgiebig, dass sogar ich beeindruckt war. »Daemon, verdammt noch mal, ich weiß besser als jeder andere, wie du dich fühlst, aber was du tust, ist Wahnsinn. Und jetzt mal ehrlich, wie bist du aus der Hütte in der Kolonie rausgekommen?«

Ich ließ ihn stehen und ging in die Küche. Es war seltsam, wieder hier zu sein. Alles sah noch aus wie zuvor – der graue Granittresen, die weißen Geräte und die grottenhässliche Deko im Landhausstil, mit der Dee die Wände und den schweren Eichentisch verziert hatte.

Ich starrte auf den Tisch. Wie eine Fata Morgana sah ich Kat dort vor mir auf der Kante sitzen. Es versetzte mir einen tiefen Stich. Mein Gott, wie sehr ich sie vermisste, und es brachte mich fast um, nicht zu wissen, wie es ihr erging und was sie mit ihr taten.

Allerdings konnte ich es mir ziemlich genau vorstellen. Immerhin wusste ich gut genug, was sie mit Dawson und Beth angestellt hatten, und es machte mich wahnsinnig.

»Daemon?« Dawson war mir gefolgt.

Ich hob den Blick vom Tisch und drehte mich um. »Spar dir deine Worte. Ich bin nicht in der Stimmung zu wiederholen, was ohnehin klar ist. Du weißt genau, was ich tun werde. Deshalb habt ihr mich doch in die Kolonie gesteckt.«

»Ich verstehe noch immer nicht, wie du da rausgekommen bist. Da drinnen war doch überall Onyx.«

In jeder Kolonie gab es Hütten, in denen Lux festgehalten wurden, die für ihre Mit-Lux oder für Menschen gefährlich geworden waren und die die Älteren nicht an die Polizei übergeben wollten.

»Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.« Ich lächelte, als er skeptisch die Stirn runzelte.

»Daemon …«

»Ich bin hier, um ein paar Sachen zu holen, und dann bin ich auch schon wieder weg.« Ich öffnete den Kühlschrank und nahm mir eine Flasche Wasser. Nachdem ich einen Schluck getrunken hatte, drehte ich mich zu ihm um. Da wir logischerweise genau gleich groß waren, konnte ich ihm direkt in die Augen sehen. »Ich meine es ernst. Lass mich einfach in Ruhe.«

Er wich zurück, suchte aber sofort wieder meinen Blick. »Und es gibt nichts, womit ich dich umstimmen könnte?«

»Nein.«

Er trat zurück und rieb sich mit der Hand über die Wange. Hinter ihm saß Beth auf einem Stuhl und hatte die Arme um sich geschlungen. Sie schaute in alle Richtungen, nur nicht zu uns.

Dawson lehnte sich gegen den Küchentresen. »Lässt du mir keine andere Wahl, als dich mit Gewalt gefügig zu machen?«

Beth hob ruckartig den Kopf und ich lachte. »Wie du das schaffen willst, möchte ich sehen, kleiner Bruder.«

»Kleiner Bruder«, schnaubte er, doch seine Lippen verzogen sich ein wenig zu einem Lächeln. Beth war die Erleichterung anzusehen. »Um wie viele Sekunden?«, fragte er.

»Genug.« Ich warf die Wasserflasche in den Müll.

Einige Momente später verkündete er: »Ich werde dir helfen.«

»Nie und nimmer.« Ich verschränkte die Arme. »Ich will deine Hilfe nicht. Keiner von euch soll etwas damit zu tun haben.«

Sein Ausdruck nahm einen entschlossenen Zug an. »Bullshit. Du hast uns geholfen. Allein ist es viel zu gefährlich. Wenn du aber so stur bist und ganz offensichtlich leugnest, dass du mich an der kurzen Leine gehalten hast, werde ich dich das hier nicht allein durchziehen lassen.«

»Es tut mir leid, dass ich dich so lange zurückgehalten habe. Jetzt, da ich weiß, wie du dich gefühlt hast, wäre ich noch in der Nacht, in der du nach Hause gekommen bist, in Mount Weather gewesen. Aber ich werde mir nicht von dir helfen lassen. Sieh dir an, was passiert ist, als wir alle dabei waren. Ich will mich um euch nicht sorgen müssen. Ich will, dass Dee und du so weit entfernt wie möglich von alldem seid.«

»Aber –«

»Ich werde darüber nicht mit dir diskutieren.« Ich legte die Hände auf seine Schultern und drückte sie. »Du willst helfen und das weiß ich zu schätzen. Aber wenn du wirklich helfen willst, dann versuch nicht mich zurückzuhalten.«

Dawson schloss die Augen und seine Miene verzog sich. »Dich das allein durchziehen zu lassen ist nicht richtig. Du würdest es bei mir auch nicht zulassen.«

»Ich weiß. Aber es wird schon klappen. Irgendwie komm ich immer durch.« Ich beugte mich vor und legte meine Stirn an seine. Dann legte ich die Hände um sein Gesicht und sagte leise: »Du hast Beth gerade wieder, da wäre es nicht richtig, mit mir abzuhauen. Sie braucht dich. Du brauchst sie und ich brauche …«

»Du brauchst Katy.« Er öffnete die Augen und zum ersten Mal, seit in Mount Weather alles den Bach runterging, sah ich Verständnis in seinem Blick. »Das verstehe ich. Wirklich.«

»Sie braucht dich auch«, wisperte Beth.

Dawson und ich traten auseinander. Er wandte sich ihr zu. Sie saß noch immer an dem Tisch und öffnete und schloss immer wieder mechanisch die Hände.

»Was hast du gesagt, Baby?«, fragte er.

»Kat braucht ihn.« Sie hob die Lider, und obwohl sie in unsere Richtung blickte, sah sie uns nicht an, nicht wirklich. »Erst erzählen sie ihr alles Mögliche. Sie wollen sie einwickeln, aber was sie dann mit ihr tun werden …«

Es war, als wäre dem Raum sämtlicher Sauerstoff entzogen worden.

Sofort war Dawson an ihrer Seite und kniete sich vor sie, so dass sie ihn ansehen musste. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Schon gut, Beth.«

Fast manisch folgte sie seinen Bewegungen, doch in ihren Augen war ein seltsamer Glanz zu sehen, als würde sie immer weiter entschwinden. Mir stellten sich die Nackenhaare auf, während ich auf sie zuging.

»Sie wird nicht mehr in Mount Weather sein«, sagte Beth und starrte über Dawsons Schulter hinweg. »Sie werden sie weit wegbringen und sie zu Sachen zwingen.«

»Was für Sachen?« Ich hatte die Worte ausgesprochen, bevor ich sie zurückhalten konnte.

Dawson sah mich über die Schulter hinweg an, doch ich tat so, als würde ich es nicht bemerken. »Du musst nicht darüber reden, Baby. Okay?«

Es dauerte eine Weile, bis sie sprach. »Als ich ihn mit euch gesehen habe, wusste ich sofort Bescheid, aber ihr habt so gewirkt, als wüsstet ihr auch Bescheid. Er ist gefährlich. Bei mir war er auch dabei.«

Ich ballte die Hände zu Fäusten, da ich mich an Beths Reaktion erinnerte, als sie ihn erblickte, wir sie aber nicht zu Wort kommen lassen hatten. »Blake?«

Sie nickte langsam. »Sie sind alle gefährlich. Ob sie es nun wollen oder nicht.« Ihr Blick wanderte zu Dawson und sie flüsterte: »Ich will auch nicht so sein.«

»Baby, du bist doch nicht gefährlich.« Er legte eine Hand auf ihre Wange. »Ganz und gar nicht.«

Ihre Unterlippe zitterte. »Ich habe schreckliche Dinge getan. Du hast ja keine Ahnung. Ich habe getö-«

»Das spielt keine Rolle.« Er rückte näher an sie heran. »Das spielt alles keine Rolle.«

Beth erschauderte, dann hob sie den Kopf und suchte meinen Blick. »Du darfst nicht zulassen, dass sie Katy so etwas antun. Sie werden sie verändern.«

Ich war wie gelähmt, konnte nicht einmal atmen.

Sie verzog das Gesicht. »Sie haben mich verändert. Sobald ich die Augen schließe, sehe ich ihre Gesichter vor mir – alle. Ich kann tun, was ich will, ich werde sie nicht los. Sie sind in mir.«

Um Himmels willen …

»Sieh mich an.« Behutsam drehte Dawson sie, bis sie wieder ihm in die Augen blickte. »Du bist hier, bei mir. Du bist nicht mehr dort. Das weißt du doch. Sieh mich immer weiter an. Sie sind nicht in dir.«

Heftig schüttelte sie den Kopf. »Nein, das verstehst du nicht. Du –«

Ich entfernte mich und überließ alles Weitere meinem Bruder. Mit sanfter Stimme redete er auf sie ein und sie schien tatsächlich ruhiger zu werden. Allerdings starrte sie nun mit großen Augen und offenem Mund ins Leere und wackelte langsam mit dem Kopf. Sie blinzelte nicht einmal und schien weder ihn noch mich wahrzunehmen.

Niemand zu Hause, stellte ich fest.

Während Dawson mit ihr darüber sprach, was sie quälte, packte mich das Entsetzen – das blanke, grausige Entsetzen – und mir wurde innerlich eiskalt. Der Schmerz in den Augen meines Bruders, als er ihr das Haar aus dem blassen Gesicht strich, fraß mich fast auf. Er sah aus, als wünschte er sich in dem Moment nichts sehnlicher, als mit ihr zu tauschen.

Ich hielt mich an der Tischplatte hinter mir fest und konnte den Blick nicht abwenden.

Nur zu gut konnte ich mich selbst an seiner Stelle vorstellen. Abgesehen davon, dass ich nicht Beth in den Armen halten und versuchen würde sie ins Leben zurückzuholen – sondern Kat.

In meinem Zimmer wollte ich mich nur kurz umziehen. Dort zu sein tat mir einerseits gut, andererseits war es schrecklich. Ich fühlte mich Kat hier aus irgendeinem Grund näher. Vielleicht hatte es damit zu tun, was wir in meinem Bett gemeinsam erlebt hatten, und mit all den Momenten, die dem vorausgegangen waren. Gleichzeitig drohte es mich zu zerreißen, weil ich sie nicht in den Armen halten konnte und weil sie nicht in Sicherheit war.

Ich wusste nicht, ob sie jemals wieder in Sicherheit sein würde.

Während ich mir ein sauberes Shirt über den Kopf zog, spürte ich meine Schwester, bevor sie noch etwas sagte. Leise seufzend drehte ich mich um und sah sie in dem bonbonrosafarbenen Pyjama im Türrahmen stehen, den ich ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte.

Sie sah so beschissen aus, wie ich mich fühlte. »Daemon –«

»Wenn du jetzt auch noch damit anfängst, dass ich abwarten und alles noch einmal durchdenken soll, kannst du es dir sparen.« Ich setzte mich aufs Bett und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Es wird nichts ändern. Ich weiß, was ich will.«

»Ich weiß auch, was du willst, und kann es dir nicht verdenken.« Zögernd betrat sie mein Zimmer. »Niemand will, dass dir etwas zustößt … oder Schlimmeres.«

»Schlimmer ist, was Kat im Moment durchmacht. Sie ist deine Freundin. Zumindest war sie es. Trotzdem ist es für dich in Ordnung, einfach abzuwarten? Zu wissen, was sie ihr antun könnten?«

Sie zuckte zusammen und ihre Augen leuchteten in dem schwachen Licht wie Smaragde. »Das ist nicht fair«, sagte sie leise.

Vielleicht nicht, und zu jeder anderen Zeit wäre ich mir für diesen Tiefschlag wie das letzte Arschloch vorgekommen, doch im Moment wollte sich bei mir einfach kein schlechtes Gewissen einstellen.

»Wir können dich auf keinen Fall verlieren«, sagte sie nach einigen extrem unbehaglichen Minuten des Schweigens. »Du musst verstehen, dass wir nur so gehandelt haben, weil wir dich lieben.«

»Aber ich liebe sie«, erwiderte ich, ohne zu zögern.

Ihre Augen weiteten sich, wahrscheinlich weil es das erste Mal war, dass ich diese Worte vor ihr laut ausgesprochen hatte – und es nicht um ein Familienmitglied ging. Ich wünschte, ich hätte sie öfter gesagt, besonders zu Kat. Komisch, dass es bei solchen Sachen immer so ist. Während man drinsteckt, sagt oder tut man nie, was man sagen oder tun sollte. Erst danach, wenn es zu spät ist, wird einem bewusst, was man hätte sagen oder tun sollen.

Doch noch konnte es nicht zu spät sein. Der Beweis dafür war, dass ich noch lebte.

Die Augen meiner Schwester füllten sich mit Tränen, als sie mit leiser Stimme sagte: »Sie liebt dich auch.«

Das Brennen in meiner Brust flammte auf und loderte bis in meinen Rachen.

»Ich habe immer gewusst, dass sie dich mag, lange bevor sie es mir oder sich selbst gegenüber eingestanden hat.«

Ich lächelte schwach. »Ja, war bei mir genauso.«

Dee drehte ihr Haar mit den Fingern zusammen. »Ich wusste, dass sie … dass sie perfekt zu dir passen würde. Dass sie es nicht hinnehmen würde, wie beschissen du dich ihr gegenüber benommen hast.« Dee seufzte. »Ich weiß, dass Kat und ich unsere Probleme hatten wegen … Adam, aber ich habe sie auch lieb.«

Ich ertrug es nicht länger – hier zu sitzen und über sie zu sprechen, als wären wir auf einer Beerdigung oder einer Gedenkfeier. Das war echt zu viel.

Kurz holte sie Luft, ein sicheres Zeichen, dass es gleich aus ihr herausplatzen würde. »Ich wünschte, ich wäre nicht so hart mit ihr gewesen. Ich musste sie spüren lassen, dass sie mir hätte vertrauen müssen, das schon, aber ich hätte eher wieder auf sie zugehen sollen, dann … na ja, du weißt, was ich meine. Das wäre für alle besser gewesen. Mir wird ganz übel, wenn ich daran denke, dass ich sie vielleicht –« Sie sprach nicht weiter, aber ich wusste, was sie hatte sagen wollen: dass sie Katy nie mehr wiedersehen würde. »Vor dem Abschlussball habe ich sie gefragt, ob sie Angst hätte, noch einmal nach Mount Weather zurückzukehren.«

Meine Brust war plötzlich wie zugeschnürt, als würde mich jemand viel zu fest an sich pressen. »Und was hat sie geantwortet?«

Dee ließ ihr Haar los. »Sie meinte, sie habe Angst, aber sie war so tapfer, Daemon. Sie hat sogar gelacht und ich habe ihr gesagt …« Sie blickte auf ihre Hände und verzog das Gesicht. »Ich habe ihr gesagt, dass sie aufpassen und dafür sorgen soll, dass Dawson und dir nichts passiert. Sie hat gesagt, das würde sie tun, und in gewisser Weise ist es so ja auch gekommen.«

Verdammt.

Ich rieb mir mit der Handfläche über die Brust, wo ich plötzlich ein faustgroßes Loch zu spüren glaubte.

»Aber vorher hatte sie versucht mit mir über Adam und all das zu sprechen und ich bin ihr mit dieser Frage ins Wort gefallen. Immer wieder hat sie versucht auf mich zuzugehen und ich habe sie immer wieder zurückgewiesen. Wahrscheinlich hat sie mich gehasst –«

»Nein, das hat sie nicht.« Ich schaute Dee tief in die Augen. »Sie hat dich nicht gehasst. Kat hat dich verstanden. Sie wusste, dass du Zeit brauchtest, und sie …« Ich stand auf und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, das Zimmer und das Haus so schnell wie möglich zu verlassen und mich auf den Weg zu machen.

»Noch ist es nicht zu spät«, sagte sie leise, fast flehend … und verdammt, das versetzte mir einen Stich. »Noch ist Zeit.«

Wut stieg in mir auf und ich musste mich sehr beherrschen, um sie nicht anzubrüllen. Mich in der Hütte einzusperren war reine Zeitverschwendung gewesen. Mehrfach holte ich tief Luft und stellte dann eine Frage, von der ich mir gar nicht sicher war, ob ich die Antwort wissen wollte. »Hast du ihre Mom gesehen?«

Ihre Unterlippe zitterte. »Ja, habe ich.«

Ich sah sie eindringlich an und sagte, ohne den Blick abzuwenden: »Erzähl mir alles.«

Man konnte ihr ansehen, dass es das Letzte war, wonach ihr der Sinn stand. »Die Polizei war bei ihr, den ganzen Tag nachdem … wir zurückgekommen sind. Ich habe erst mit den Polizisten und dann mit ihrer Mom gesprochen. Die Polizei glaubt, dass ihr beide abgehauen seid. Zumindest haben sie das ihrer Mom eingeredet, aber ich glaube, einer von ihnen war ein Spitzel. Er hat geradezu darauf bestanden, dass es die einzige Möglichkeit ist.«

»Natürlich«, murmelte ich.

»Ihre Mom glaubt es trotzdem nicht. Sie kennt Katy. Und Dawson hat sich zurückgehalten, wegen Beth und so. Jeder, der auch nur ein bisschen Verstand hat, würde sofort misstrauisch werden.« Sie ließ sich aufs Bett fallen und ließ die Arme in den Schoß sinken. »Es war wirklich schwer. Ihre Mom war so fertig. Klar, dass sie an das Schlimmste denkt, insbesondere nach Wills und Carissas ›Verschwinden‹«, fuhr Dee fort und zeichnete Anführungszeichen in die Luft. »Sie ist echt am Ende.«

Schuldgefühle drohten mich fast zu zerreißen. Kats Mom sollte nicht so leiden müssen – so viel Angst um ihre Tochter haben, sie vermissen und das Schlimmste befürchten.

»Daemon? Lass uns nicht allein. Wir finden einen Weg, um sie da rauszuholen, aber bitte geh nicht. Bitte.«

Schweigend sah ich sie an. Ich konnte ihr nichts versprechen, was ich ohnehin nicht halten würde, und das wusste sie. »Ich muss gehen. Das weißt du. Ich muss sie befreien.«

Ihre Unterlippe zitterte. »Aber was ist, wenn du sie nicht freibekommst? Wenn sie euch dann beide einsperren?«

»Dann wäre ich wenigstens bei ihr und könnte für sie da sein.« Ich ging zu meiner Schwester und nahm ihr Gesicht in meine Hände. Tränen rollten ihr über die Wangen und sammelten sich an meinen Fingern. Es war schrecklich, sie weinen zu sehen, aber was mit Katy geschah, war noch schrecklicher. »Mach dir keine Sorgen, Dee. Wir reden hier doch über mich. Und du weißt verdammt gut, dass ich in jeder Situation einen Ausweg finde. Du weißt, dass ich sie da rauskriege.«

Und nichts in der Welt würde mich davon abhalten können.

Kapitel 3

Katy

Ich war erstaunt, dass ich trotz allem, was in meinem Kopf vorging, überhaupt dazu in der Lage war, etwas so Normales zu tun wie mir frische Sachen anzuziehen – eine schwarze Jogginghose und ein graues Baumwollshirt. Alles passte mir so genau, dass es unheimlich war, sogar die Unterwäsche.

Als hätten sie gewusst, dass ich bald käme.

Als hätten sie in meiner Unterwäscheschublade gewühlt, um meine Größe herauszufinden.

Ich hätte am liebsten gekotzt.

Anstatt weiter darüber nachzudenken, was sicher dazu geführt hätte, dass ich ausgeflippt wäre und eine weitere Ladung Onyx und Eiswasser ins Gesicht bekommen hätte, konzentrierte ich mich lieber auf meine Zelle. Oh, Verzeihung, meinen Wohnbereich, wie Dr. Roth sie genannt hatte.

Sie war ungefähr so groß wie ein Hotelzimmer, an die dreißig Quadratmeter. Der Fliesenboden fühlte sich kalt unter meinen nackten Füßen an und ich hatte keine Ahnung, wo meine Schuhe waren. In einer Ecke stand ein Doppelbett, daneben ein kleiner Nachttisch, eine Kommode und über dem Fußende des Bettes war ein Fernseher montiert. An der Decke entdeckte ich wieder die grässlichen, schwarzen Öffnungen, aber Wasserschläuche gab es hier nicht.