Ohrfeige für die Seele - Bärbel Wardetzki - E-Book

Ohrfeige für die Seele E-Book

Bärbel Wardetzki

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  • Herausgeber: Kösel
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Verletzte Gefühle

Werden wir gekränkt, reagieren wir meist verletzt und fühlen uns in unserem Selbstwertgefühl getroffen. Kritik, Zurückweisungen und Ablehnung erleben wir als Abwertung unserer Person, wir fühlen uns nicht respektiert, wertgeschätzt, angenommen und verstanden. Daraus resultiert eine tiefe Verunsicherung, verbunden mit Gefühlen von Ohnmacht, Wut und Selbstzweifeln. In unserer Gekränktheit wenden wir uns trotzig von unserem Gegenüber ab und sinnen häufig auf Rache und Vergeltung. Bärbel Wardetzki interessiert vor allem die Frage, wann wir besonders verletzbar sind. Anhand vieler Beispiele zeigt sie, dass Kränkungen auch eine Chance sind, unsere unfertigen Geschichten zu Ende zu bringen. Wir haben die Wahl, ob wir uns als Opfer der äußeren Umstände definieren und in dem Gefühl des Gekränktseins verharren, oder ob wir beginnen, verantwortlich zu handeln und uns gegen Kränkungen zu schützen.

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Seitenzahl: 261

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Für meine Schwester Petra

Inhaltsverzeichnis

WidmungEinleitung und DankAlltagsphänomen Kränkung
Kränkungen – Verletzte GefühleWas macht Kränkungen aus?Ich nehme alles gleich persönlichProjektion: Wer will mir Böses?Kränkung und NarzissmusZurückweisung und KritikBloßstellung – Beschämung – VerlegenheitKränkungswut, Rache und MajestätsbeleidigungDer Schmerz der Verletzung
Das persönliche Kränkungsthema
Der »wunde Punkt«Introjekte – einverleibte ÜberzeugungenAktivierte Ängste und BedürfnisseTraumatische ErfahrungenEmotionale Ausbeutung»Kollaps der Kontaktfunktionen«Sensibilität für KränkungenKränkung macht krank – Krankheit kränkt
Kränkungen als Beziehungsgeschehen
Der Kränkende und der Gekränkte – Zwei, die sich brauchen»Opfer-Täter«: Ein MachtspielKränkungen in der PartnerschaftWenn die Liebe ins Leere fälltKränkungen in der TherapieDie Rolle des KränkendenKränkungen im BerufKränkungen in InstitutionenNeid, Eifersucht und RivalitätKränkungen in FreundschaftenKränkungen durch das LebenSelbstkränkungen
Umgang mit Kränkungssituationen
Das Phasenmodell der KränkungDas Eingeständnis von KränkungenDistanz statt BeziehungsabbruchErkennen des eigenen psychologischen ThemasAus dem »Spiel« aussteigenDas Selbstwertgefühl stabilisierenDer Schlüssel für die Veränderung ist KontaktDie Dinge anders sehenDer Körper hilft durch BewegungTherapie der KränkungMitgefühl und VersöhnungHoffnung und Gelassenheit
AnmerkungenLiteraturCopyright

Einleitung und Dank

Wenn Sie dieses Buch jetzt ungelesen zur Seite legen und ich sehe das, weil ich neben Ihnen stehe, könnte ich gekränkt sein, weil Ihnen mein Werk anscheinend nicht so wichtig ist, dass Sie sich länger damit beschäftigen. Vielleicht würde ich mir Gedanken machen, woran das wohl liegen mag. Möglicherweise spricht es Sie nicht an, oder Sie lehnen es sogar ab. Wenn ich ein kränkbarer Mensch wäre, liefe ich Gefahr, die Ablehnung auf mich zu beziehen, und machte mir Vorwürfe, ein schlechtes Buch geschrieben zu haben. Ich wäre in meinem Selbstwertgefühl gekränkt und würde mich beschämt zurückziehen und mich Ihnen nicht zu erkennen geben. Ich käme in meiner Kränkung sicher nicht auf die Idee, bei Ihnen die Gründe zu suchen, warum Sie das Buch zurückgelegt haben. Obwohl es davon sicher viele gäbe. Vielleicht lesen Sie nie psychologische Bücher oder Ihnen gefällt der Titel nicht oder das Thema berührt Sie so tief, dass Sie sich nicht trauen, etwas darüber zu lesen. In meiner Kränkung käme ich nicht auf diese Gedanken, sondern stellte mich in Frage. Vielleicht würde ich anfangen, Sie aus meiner Kränkungswut heraus abzuwerten, als jemand, der keine Ahnung hat und nicht weiß, was er versäumt, wenn er ein solches Buch einfach beiseite legt. Ich würde Sie für die Ablehnung meines Buches als inkompetent verurteilen und Ihnen aus Rache vielleicht wünschen, dass Ihnen auf dem Nachhauseweg die U-Bahn vor der Nase wegfährt. Auf jeden Fall wäre meine gute Laune dahin und ich wäre verletzt.

All das ist natürlich nicht passiert, da Sie ja mein Buch lesen und ich mit Ihnen und mir zufrieden bin. Aber ich hoffe, ich habe Ihnen demonstrieren können, was ich unter Kränkung verstehe. Kränkungen sind psychische Verletzungen, die das Gefühl der Minderwertigkeit, des Versagthabens oder der persönlichen Beleidigung auslösen. Sie berühren direkt unser Selbstwertgefühl, wir fühlen uns nicht respektiert, wertgeschätzt, angenommen und verstanden. Daraus kann eine tiefe Verunsicherung unserer Person resultieren, die entweder bewusst oder unbewusst auf Rache sinnt. Eine Kränkung ist wie eine Ohrfeige für die Seele. Sie ist wie ein Schlag ins Gesicht, der uns durch andere versetzt wird und uns einen tiefen seelischen Schmerz zufügt.

Die Auslöser für Kränkungsreaktionen reichen von kleinen Ereignissen wie dem geschlossenen Laden, obwohl wir doch dringend jetzt einkaufen müssen, über Unfreundlichkeiten anderer Menschen bis zur offensichtlichen Zurückweisung, wenn unsere Liebe nicht erwidert wird. In unserem Alltag begegnen wir vielen solchen Ereignissen, die wir gegen uns gerichtet erleben können. Sicherlich gibt es auch vorsätzliche Verletzungen, die uns jemand ganz bewusst zufügt und die uns kränken sollen. Doch auch in diesen Fällen haben wir die Wahl, ob wir die Entwertung und Verletzung zulassen oder ob wir sie abwehren. Denn wir sind Kränkungen nicht hilflos ausgeliefert, sondern wir gestalten sie aktiv mit. Um mich von Ihnen entwertet zu fühlen, weil Sie mein Buch zurückgelegt haben, muss ich meine Leistung und meine Person in Frage stellen. Und das mache ich aktiv. Tue ich das nicht, dann lasse ich die Verantwortung bei Ihnen und suche die Gründe für die Ablehnung meines Buches nicht bei mir persönlich.

Sicherlich kann ich nicht jeden dazu bewegen, mein Buch zu lesen. Doch ich kann meinen Blick verändern, indem ich mich über die bisherigen Leser freue und das als Anerkennung verbuche. Durch einen Perspektivenwechsel kann dasselbe Ereignis eine neue und für mich befriedigende Bedeutung bekommen.

Meine Ausführungen über Kränkungen, deren Hintergründe und Überwindungsmöglichkeiten illustriere ich anhand von Beispielen aus der Praxis und dem Alltag. Die Geschichten und die Namen der Betroffenen sind selbstverständlich so verfremdet, dass ein Rückschluss auf die jeweiligen Personen nicht möglich ist. Wo es um spezielle Darstellungen geht, habe ich mir die Erlaubnis der Betroffenen für die Veröffentlichung eingeholt.

An dieser Stelle möchte ich allen meinen Klientinnen und Klienten Dank sagen, ohne die ein solches Buch nicht gelingen würde. Zum einen habe ich von ihnen und anhand ihrer Erlebnisse gelernt, was Kränkung bedeutet und wie wir lernen können, damit umzugehen. Zum anderen bietet die Fülle an Geschichten das Material, das für ein solches Buch notwendig ist. Ich hoffe, ihnen mit diesem Buch etwas zurückgeben zu können.

Meine theoretischen Ausführungen und die therapeutischen Beispiele beziehen sich auf die Gestalttherapie und -theorie. Die Gestalttherapie ist eine für Laien recht unbekannte Therapieform und hier in Kürze natürlich nicht ausreichend zu erläutern. Deshalb nur einige wesentliche Hinweise. In der gestalttherapeutischen Arbeit ist das Ziel, den Klienten einen Zugang zu Teilen von sich zu ermöglichen, die sie »verloren« haben. Häufig handelt es sich dabei um Gefühle, Bedürfnisse und Stärken, die bisher nicht gelebt wurden und die ein Schattendasein fristen. Die gestalttherapeutische Arbeit betont den persönlichen Kontakt zwischen Therapeut und Klient und eignet sich daher besonders gut zur Bearbeitung von Kränkungsreaktionen. Denn diese sind ja immer an einen Kontakt gebunden und finden im Wesentlichen in Beziehungen statt. In der Regel zieht sich der Gekränkte nach dem Kränkungsereignis beleidigt zurück, statt sich mit seinem Gegenüber auseinander zu setzen. Lieber leidet er, als der Realität zu begegnen, die Versagungen zu akzeptieren und sie konstruktiv zu beeinflussen. Und diese konstruktive Auseinandersetzung kann in der Therapie stattfinden.

Das Ziel der gestalttherapeutischen Arbeit ist die Übernahme von Eigenverantwortung, die es ermöglicht, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, statt zu hoffen, ein anderer täte es. In der Therapie werden jene Bereiche des Menschen wieder und neu entdeckt, die ihm Lebensfreude, Zufriedenheit, Kraft und Zuversicht geben. Fähigkeiten, die verschüttet sind, werden freigelegt, um sie nutzen zu können. Von Bedeutung ist auch die Lebensgeschichte des Menschen, da sie der Hintergrund ist, auf dem das gegenwärtige Erleben und Verhalten einen individuellen Sinn erhält. Das Wissen um den eigenen Hintergrund schafft nicht nur Verständnis für die Gegenwart, sondern ist oft Voraussetzung für Veränderungen.

Das Ziel der therapeutischen Arbeit mit Kränkungen kann nicht deren vollständige Überwindung sein, da Kränkungen immer zu unserem Leben gehören. Das Ziel ist, einen anderen Umgang mit Kränkungen zu finden, der weniger zerstörerisch für uns und die anderen ist.

Zum Schluss noch ein großes Dankeschön all den Menschen, die mich in der Zeit des Schreibens unterstützt haben und mir immer wieder Kraft gaben. Dazu gehören meine Lektorin, Dagmar Olzog, die ihre Gelassenheit und Geduld bewahrte, als ich sie brauchte; meine Mutter, die mein Manuskript kritisch und liebevoll korrigierte; Dr. Bernd Sprenger von der Klinik Schwedenstein in Pulsnitz danke ich für die kritische Auseinandersetzung und die vielen Anregungen; Inga Schumann-Sorge vom »Arbeitskreis Kritische Gestalttherapie München« danke ich für die freundschaftliche und fachliche Unterstützung; allen, die das Manuskript noch im Entstehen lasen, danke ich. Sie haben mir mit ihren Rückmeldungen Mut gemacht und Ideen zur Verbesserung gegeben. Ich bedanke mich bei allen, die mich mit ihrer Zuversicht unterstützten. Ich bedanke mich auch bei den Teilnehmern des Seminars auf der Tagung der Deutschen Vereinigung für Gestalttherapie DVG 1998, die mit ihrer Lebendigkeit, ihrer Neugier und ihrem therapeutischen Wissen viele wertvolle Gedanken zum Thema Kränkung und deren Überwindung lieferten.

Geschrieben ist dieses Buch sowohl für Männer als auch für Frauen. In einer Untersuchung1 wurde herausgefunden, dass bezüglich Kränkungsreaktionen kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen. Beide Geschlechter können durch dieselben Ereignisse gekränkt werden und erleben Kränkungen in ähnlicher Weise. Das bestätigt meine Erfahrung aus der therapeutischen Arbeit und ist Grundlage dieses Buches.

Alltagsphänomen Kränkung

Die Hoffnungbleibt immer das Leben.

Moritz von Uslar

Kränkungen – Verletzte Gefühle

Wer kennt das nicht? Wir gehen erwartungsvoll an die Theaterkasse und just die Person vor uns bekommt die letzten Karten. Im Büro werden wir von einer Kollegin zurechtgewiesen, wie uns ein solcher Fehler unterlaufen konnte. Unser Partner eröffnet uns, dass er eine andere Frau kennen gelernt hat und nun etwas Abstand von uns brauche. Im Briefkasten finden wir ein Schreiben, dass die Stelle, auf die wir uns beworben haben, leider mit jemand anderem besetzt wurde. Wir erfahren, dass eine uns gut bekannte Person ein Fest geplant hat, und wir sind nicht eingeladen. Wir warten vergeblich auf eine Antwort auf unser Päckchen an eine Freundin, der wir ein schönes Geschenk geschickt haben. Wir erleben Distanz zu einem uns vertrauten Menschen und vermissen die bisherige Zuwendung, die uns wichtig ist.

Diese und viele andere Situationen können zu Kränkungen führen. Kränkungen sind mögliche Reaktionen auf Ereignisse, durch die wir uns seelisch verletzt fühlen. Diese Ereignisse, die wir als Entwertung erleben, sind in der Regel Kritik, Zurückweisung, Ablehnung, Ausschluss oder Ignoriertwerden. Die Entwertung betrifft unsere Person, unsere Handlungen oder unsere Bedeutung für einen anderen Menschen. Entwertungen berühren direkt unser Selbstwertgefühl, da wir uns nicht respektiert, wertgeschätzt, angenommen und verstanden fühlen. Kränkungen verletzen unser Gefühl, uns als ganz und kohärent zu erleben. Daraus resultiert eine tiefe Verunsicherung unserer Person, verbunden mit Gefühlen der Ohnmacht, Selbstzweifeln, Enttäuschung, Schmerz, Wut und Verachtung. In unserer Gekränktheit wenden wir uns trotzig von unserem Gegenüber ab und sinnen häufig auf Rache und Vergeltung. In der Kränkung drücken wir aus: »So will ich das nicht haben, da mach ich nicht mehr mit.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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