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Beschreibung

Johannes Bröcker ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit den Schwerpunkten Regionalökonomik und Wachstum. Michael Fritsch ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit den Schwerpunkten Unternehmensentwicklung, Innovation und wirtschaftlicher Wandel. Räumliche Aspekte des Wirtschaftens sind in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden. Daher hat sich das Gebiet der Ökonomischen Geographie als Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften dynamisch entwickelt. Ein wesentliches Motiv für die Beschäftigung mit räumlich differenziert ablaufenden Wirtschaftsprozessen sind oft regionale Wohlstandsunterschiede. Dementsprechend besteht ein wesentliches Ziel der Ökonomischen Geographie darin, räumliche Entwicklungsunterschiede zu erklären und hieraus politische Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Themen des Buches sind unter anderem: • Entwicklungstrends der Raumstruktur in Deutschland und Europa • Theorie der Raumstruktur • Regionales Wachstum • Die Rolle von Entrepreneurship und Innovation in der Regionalentwicklung • Infrastruktur • Regionalpolitik

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Zum Inhalt:

Johannes Bröcker ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit den Schwerpunkten Regionalökonomik und Wachstum. Michael Fritsch ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit den Schwerpunkten Unternehmensentwicklung, Innovation und wirtschaftlicher Wandel.

Räumliche Aspekte des Wirtschaftens sind in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden. Daher hat sich das Gebiet der Ökonomischen Geographie als Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften dynamisch entwickelt. Ein wesentliches Motiv für die Beschäftigung mit räumlich differenziert ablaufenden Wirtschaftsprozessen sind oft regionale Wohlstandsunterschiede. Dementsprechend besteht ein wesentliches Ziel der Ökonomischen Geographie darin, räumliche Entwicklungsunterschiede zu erklären und hieraus politische Handlungsmöglichkeiten abzuleiten.

Themen des Buches sind unter anderem:

Entwicklungstrends der Raumstruktur in Deutschland und Europa

Theorie der Raumstruktur

Regionales Wachstum

Die Rolle von Entrepreneurship und Innovation in der Regionalentwicklung

Infrastruktur

Regionalpolitik

Ökonomische Geographie

herausgegeben von

Johannes Bröcker

Professor für Volkswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität Kiel

Michael Fritsch

Professor für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

2., vollständig überarbeitete Auflage

VVorwort zur zweiten Auflage

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage unseres Lehrbuches sind räumliche Aspekte wirtschaftlicher Entwicklung immer stärker in den Fokus des allgemeinen Interesses gerückt. Gleichzeitig hat sich die wissenschaftliche Behandlung der vielfältigen Aspekte dieses Themenbereiches stetig weiterentwickelt. Aufgrund dieser Dynamik und nicht zuletzt angeregt durch Fachkollegen legen wir hiermit eine aktualisierte und in wesentlichen Teilen grundlegend überarbeitete zweite Auflage dieses Lehrbuchs vor.

In dieser zweiten Auflage sind die Kapitel 4 bis 6 zu den kanonischen Grundlagen der Standorttheorie bis auf redaktionelle Korrekturen weitgehend unverändert. In Kapitel 8 ist die wichtige Konvergenztheorie nun hoffentlich leichter zu verstehen als in der ersten Auflage. Alle anderen Kapitel wurden wesentlich überarbeitet und dabei auf den aktuellen Stand gebracht. Kapitel 3 über die „Grundzüge der Raumstruktur“ wurde gänzlich neu verfasst, um den zum Teil deutlich veränderten Entwicklungstrends der jüngeren Vergangenheit Rechnung zu tragen. Sämtliche empirischen Angaben sowie die Literaturhinweise sind auf dem aktuellen Stand.

Wie schon die erste Auflage stellt das Buch ein Gemeinschaftswerk von Fachleuten dar, die zu ihrem jeweiligen Spezialgebiet Beiträge verfasst haben. Neu hinzu gekommen sind in dieser Auflage Annekatrin Niebuhr als Ko-Autorin von Kapitel 3 und Dirk Dohse, der Kapitel 11 überarbeitet hat. Wir danken allen Mit-Autoren ganz herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit.

Bei der Überarbeitung des Buches haben wir umfangreiche Unterstützung erfahren. Rosemarie Mendler (Jena) hat die Karten zu den Kapiteln 9 und 10 überarbeitet. Ann Hipp (Bremen) und Maria Kristalova (Jena) haben wesentliche Verbesserungsvorschläge zu Kapitel 9 beigetragen. Peer Lasse Hinrichsen (Kiel) hat die Karte in Kapitel 7 erstellt und uns bei der Endredaktion unterstützt, Henning Meier (Kiel) hat bei der Datenaufbereitung für Kapitel 3 geholfen. Ihnen allen sei für ihre Unterstützung gedankt. Besonderer Dank gilt Nadine Blätgen vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) für die Hilfe bei der Bereitstellung von Beschäftigungs- und Bevölkerungsdaten auf Gemeindeebene.

Auch bei der Überarbeitung für die zweite Auflage haben wir sehr darauf geachtet, dass dieses Buch nicht nur in den Wirtschaftswissenschaften, sondern auch in anderen mit dem Gebiet befassten Disziplinen geeignet ist. Verbleibende Fehler und Defizite gehen selbstredend zu Lasten der Autoren und der Herausgeber.

Kiel und Jena im Januar 2020

Johannes Bröcker Michael Fritsch

VIIInhaltsverzeichnis

Vorwort zur zweiten Auflage

Abbildungsverzeichnis

Verzeichnis der Tabellen

Verzeichnis der Übersichten

1. Regionalwissenschaft, Regionalökonomik, ­ökonomische Geographie – Eine Einführung (Johannes Bröcker und Michael Fritsch)

1.1 Die Bedeutung des Raumes für die wirtschaftliche Tätigkeit

1.2 Stellung und Teilbereiche der ökonomischen Geographie

1.3 Überblick über die Beiträge

I. Daten und Fakten

2. Methoden der empirischen Regionalanalyse (Joachim Möller)

2.1 Einleitung

2.2 Der Marktpotenzial-Ansatz

2.3 Gravitationsmodell

2.3.1 Grundlagen

2.3.2 Transformation des Modells in einen Regressionsansatz

2.3.3 Dazwischen liegende Gelegenheiten (intervening opportunities)

2.4 Die Shift-Share-Analyse

2.4.1 Grundlagen: Die Einteilung der Wirtschaft in Sektoren

2.4.2 Die Grundidee der Shift-Share-Analyse

2.4.3 Unterschiede in der regionalen Wirtschaftsstruktur

2.5 Indizes der regionalen Spezialisierung und geografischen ­Konzentration

2.5.1 Spezialisierung und Konzentration

2.5.2 Einfache Beispiele

2.5.3 Spezialisierungsindizes

2.5.4 Konzentrationsindizes

2.5.5 Anwendung auf Daten für die Sektorstruktur

2.6 Spezielle Entwicklungen

2.6.1 Raumökonometrie (Spatial Econometrics)

2.6.2 Kausalität versus Korrelation

2.6.3 Geocodierte Daten

Literaturhinweise

3. Grundzüge der Raumstruktur (Johannes Bröcker, Annekatrin Niebuhr und Hayo Herrmann)

3.1 Urbanisierung – langfristige Trends und regionale Unterschiede

3.2 Städtehierarchie

VIII3.3 Siedlungsstruktur und Beschäftigung

3.4 Produktivität und Einkommen

3.5 Räumliche Interaktionen und das Gravitationsgesetz

3.6 Zusammenfassung

Literaturhinweise

II. Raumstrukturen

4. Grundlagen: Exogene und endogene Erklärungen (Johannes Bröcker)

4.1 Einleitung

4.2 Raumüberwindungskosten

4.3 Exogene Erklärungen der Wirtschaftslandschaft

4.3.1 Einzelwirtschaftlicher Optimalstandort

4.3.2 Standortfaktoren

4.4 Räumliches Gleichgewicht in der monozentrischen Welt

4.5 Endogene Erklärung der Wirtschaftslandschaft: Zentripetale und zentrifugale Kräfte

4.5.1 Economies of Scale

4.5.2 Nichtrivalität im Konsum

4.5.3 Risikomischung

4.5.4 Vermeidung von Marktmacht

4.5.5 Bereitstellung von Exit-Optionen bei asymmetrischer Information

4.5.6 Wissensspillovers

4.6 Zusammenfassung

Literaturhinweise

5. Endogene Erklärung der Wirtschaftslandschaft I: ­Zentrale-Orte-Theorie (Johannes Bröcker)

5.1 Der räumliche Markt für ein homogenes Gut

5.1.1 Das soziale Optimum

5.1.2 Marktgleichgewicht bei monopolistischer Konkurrenz

5.2 Das System Zentraler Orte

5.3 Zusammenfassung und Kritik

Literaturhinweise

6. Endogene Erklärung der Wirtschaftslandschaft II: Neue Ökonomische Geographie (Johannes Bröcker)

6.1 Der Grundgedanke des Zentrum-Peripherie-Modells

6.2 Das Zentrum-Peripherie-Modell

6.3 Gleichgewicht

6.4 Zentripetale und zentrifugale Kräfte

6.5 Weiterentwicklungen der Neuen Ökonomischen Geographie

6.5.1 Weitere zentripetale und zentrifugale Kräfte

6.5.2 Viele Regionen und stetige Räume

6.5.3 Mehrere moderne Sektoren

6.6 Zusammenfassung

Literaturhinweise

IX7. Stadtökonomik (Gabriel Lee und Joachim Möller)

7.1 Einleitung: Grundfragen der Stadtökonomik

7.1.1 Definition: Was ist eine Stadt?

7.1.2 Warum gibt es überhaupt Städte?

7.2 Empirische Grundtatbestände

7.2.1 Welcher Anteil der Bevölkerung lebt in Städten?

7.2.2 Stadt und Land im Vergleich: Einige Fakten für Deutschland

7.3 Die ökonomischen Vorteile urbaner Siedlungsräume

7.3.1 Worauf beruht die Attraktivität von Städten?

7.3.2 Städte und Cluster

7.3.3 Vorwärts- und Rückwärtskoppelungen

7.3.4 Die urbane Lohnprämie und die erhöhte Produktivität in Städten

7.3.5 Humankapitalansätze

7.3.6 Theorien der optimalen Stadtgröße

7.4 Theorie der Mietstruktur und Wohnortwahl in der Stadt

7.4.1 Die Theorie des Mietgebots

7.4.2 Wohnortwahl bei vorgegebenen Marktmieten: Die Muthsche Bedingung

7.4.3 Die Marktmietenkurve bei identischen Haushalten

7.4.4 Die Marktmietenkurve bei unterschiedlichen Haushalten

7.5 Fazit

Literaturhinweise

III. Raumentwicklung

8. Theoretische Grundlagen: Räumliche Wachstumstheorie (Johannes Bröcker)

8.1 Einleitung: Regionales Wachstum und seine Ursachen

8.1.1 Das Wachstumsphänomen

8.1.2 Was heißt Wachstum, und ist hohes Wachstum erstrebenswert?

8.1.3 Ursachen des Wachstums

8.2 Solows Wachstumstheorie

8.2.1 Wachstum in einer geschlossenen Region

8.2.2 Wachstum in offenen Regionen

8.2.3 Konvergenz der Technologie

8.3 Endogene Erklärung des technischen Fortschritts

8.3.1 Innovation

8.3.2 Wachstum durch Wissensakkumulation: Geschlossene Region

8.3.3 Wachstum und Imitation: Offene Regionen

8.4 Zusammenfassung

Literaturhinweise

9. Innovation und Regionalentwicklung (Michael Fritsch)

9.1 Die Bedeutung von Innovationen für die Wirtschaftsentwicklung

9.2 Was ist eine Innovation?

X9.3 Charakteristika von Innovationsprozessen

9.3.1 Das verkettete Modell des Innovationsprozesses

9.3.2 Arbeitsteiligkeit von Innovationsprozessen, Innovationssysteme

9.3.3 Information, Wissen und Probleme des Wissenstransfers

9.3.4 Arten von Wissen und Innovationsprozessen

9.4 Empirische Befunde und Hypothesen zur Bedeutung der regionalen Dimension von Innovationsprozessen

9.4.1 Mögliche Ursachen räumlicher Unterschiede von Innovationsaktivitäten

9.4.2 Wie wichtig sind Agglomerationseffekte und Cluster für Innovations­aktivitäten?

9.5 Theorien regionaler Innovationsaktivitäten

9.5.1 Regionale Innovationssysteme

9.5.2 Der Netzwerk-Ansatz

9.5.3 Das Konzept der innovativen Milieus

9.5.4 Die lernende Region

9.5.5 Der Triple Helix–Ansatz

9.5.6 Gemeinsame Grundaussagen der verschiedenen Erklärungsansätze

9.6 Innovationspolitik und Regionalentwicklung

9.6.1 Konzepte regionaler Innovationspolitik

9.6.2 Mögliche Ansatzpunkte zur Verbesserung regionaler Innovations­bedingungen

9.6.2.1 Verbesserungen der Ausstattung des Innovationssystems mit innovativen ­Akteuren

9.6.2.2 Verbesserung des Zusammenspiels der Elemente des Innovationssystems

9.6.3 Konzentration von Innovationsförderung auf bestimmte Branchen und Fragestellungen?

9.7 Zusammenfassung und offene Fragen

Literaturhinweise

Anhang zu Kapitel 9: Glossar wesentlicher Begriffe

10. Entrepreneurship und Regionalentwicklung (Michael Fritsch)

10.1 Die Bedeutung von Entrepreneurship für die ­Regionalentwicklung

10.2 Definition und Arten von Entrepreneurship

10.3 Überblick über das Gründungsgeschehen in Deutschland

10.4 Stylized Facts zur Entwicklung junger Unternehmen

10.5 Welche Faktoren begünstigen regionale Gründungsaktivitäten?

10.6 Welche Faktoren begünstigen den Erfolg von Gründungen?

10.7 Wirkungen von Entrepreneurship auf die regionale Entwicklung

10.8 Ziele und Rechtfertigung der Gründungsförderung

10.9 Ansatzpunkte für die Gründungsförderung

10.10 Einige wirtschaftspolitische, insbesondere regionalpolitische Schlussfolgerungen

10.11 Zusammenfassung und offene Fragen

Literaturhinweise

IV. Region und Staat

XI11. Infrastruktur und regionale Wirtschaftsentwicklung (Dirk Dohse und Helmut Seitz)

11.1 Einleitung und Überblick

11.2 Zum Begriff der Infrastruktur

11.3 Grundlegende Probleme und Fakten der Infrastrukturpolitik

11.4 Effekte von Infrastruktur: Theoretische Ansätze und empirische Befunde

11.4.1 Der Produktionsfunktionsansatz

11.4.2 Der Kostenfunktionsansatz

11.4.3 Der Gewinnfunktionsansatz

11.4.4 Die Berücksichtigung der Finanzierungskosten der Infrastruktur

11.4.5 Infrastruktur und interregionaler Wettbewerb

11.4.6 Regionalpolitische Implikationen

11.4.7 Ausgewählte empirische Befunde zu den Infrastruktur­effekten

11.5 Schlussfolgerungen

11.6 Zusammenfassung

Literaturhinweise

12. Regionale Wirtschaftspolitik (Helmut Karl)

12.1 Was ist regionale Wirtschaftspolitik?

12.2 Ordnungspolitischer Ansatz für Regionale Wirtschaftspolitik

12.2.1 Ordnung der Allokation privater ökonomischer Aktivitäten

12.2.2 Ordnung für den Standortwettbewerb zwischen Gebietskörperschaften

12.3 Prozesspolitischer Ansatz für Regionale Wirtschaftspolitik

12.3.1 Effizienzanliegen

12.3.2 Ausgleichsanliegen

12.3.3 Wachstumsanliegen

12.3.4 Stabilisierungsanliegen

12.4 Instrumente Regionaler Wirtschaftspolitik

12.4.1 Öffentliche Investitionen: Infrastrukturhilfen

12.4.2 Investitionsbeihilfen für Unternehmen

12.4.3 Lohnzuschuss und Humankapitalförderung

12.4.4 Grundstücks- und Flächensubventionen

12.4.5 Unternehmensbesteuerung

12.4.6 Beihilfenkontrolle

12.4.7 Innovationsförderung

12.4.8 Cluster- und Netzwerkförderung

12.4.9 Nachfrageförderung

12.5 Zusammenfassung

Literaturhinweise

XIIÜber die Autoren

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

XIIIAbbildungsverzeichnis

Abbildung 2.1:

Austauschbeziehungen zwischen den Orten A und B unter dem Einfluss von intervening opportunities in C und D

13

Abbildung 2.2:

Schematischer Wandel der wirtschaftlichen Bedeutung der drei Sektoren im Zeitablauf

15

Abbildung 2.3:

Der Zusammenhang zwischen dem Struktureffekt und dem Regionaleffekt auf der Ebene der Bundesländer

22

Abbildung 2.4:

Regional-, Struktur- und Standortfaktor für das Beschäftigungswachstum der 16 Bundesländer im Zeitraum 2006 bis 2016

23

Abbildung 2.5:

Spezialisierung nach Krugman-Index und Gini-Koeffizient 2000 vs. 2017 für die 16 Bundesländer

33

Abbildung 2.6:

Konzentrationsindex nach Krugman für fünf zusammengefasste Wirtschaftsabschnitte 2000 bis 2017

34

Abbildung 2.7:

Konzentrationsmaße auf Basis des Gini-Koeffizienten für fünf zusammengefasste Wirtschaftsabschnitte 2000 bis 2017

34

Abbildung 3.1:

Bevölkerung und Stadtbevölkerung in Europa seit dem Jahr 1000

45

Abbildung 3.2:

Urbanisierung in ausgewählten Weltregionen

46

Abbildung 3.3:

Darstellung der Ranggrößenregel für deutsche Städte 2017

48

Abbildung 3.4:

Darstellung der Ranggrößenregel für europäische Städte 2005

49

Abbildung 3.5:

Geographische Verteilung der Städte in Europa

52

Abbildung 3.6:

Räumliche Verteilung der Bevölkerung in Deutschland 2017

53

Abbildung 3.7:

Regionsgliederung RegioStar, 5 Stufen, ergänzt um Montanregionen

54

Abbildung 3.8:

Regionale Bevölkerungsverteilung in Deutschland 2017

56

Abbildung 3.9:

Wachstum und Schrumpfung der Bevölkerung, 1995 bis 2017

58

Abbildung 3.10:

Bevölkerungsentwicklung nach Regionstypen, Westdeutschland, 1995 bis 2017

59

Abbildung 3.11:

Beschäftigungsentwicklung nach Regionstypen, Westdeutschland, 1997 bis 2017

60

Abbildung 3.12:

Bevölkerungsentwicklung nach Regionstypen, Ostdeutschland, 1995 bis 2017

62

XIVAbbildung 3.13:

Beschäftigungsentwicklung nach Regionstypen, Ostdeutschland, 1997 bis 2017

63

Abbildung 3.14:

Konvergenz der Produktivität in Deutschland. 1996 bis 2017

67

Abbildung 3.15:

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Europa 2016

70

Abbildung 4.1:

Das Launhardt-Weber-Problem

90

Abbildung 4.2:

Optimalstandort im Launhardt-Weber-Problem

90

Abbildung 4.3:

Eckenlösung im Launhardt-Weber-Problem

91

Abbildung 4.4:

Optimale Bebauungsintensität

93

Abbildung 4.5:

Rentenkurve

94

Abbildung 4.6:

Thünensche Ringe

94

Abbildung 4.7:

Trade-off Stückkosten gegen Diversifikation

97

Abbildung 4.8:

Nichtrivalität

98

Abbildung 5.1:

Kosten- und Nachfragefunktion

106

Abbildung 5.2:

Transportkosten

107

Abbildung 5.3:

Soziales Optimum

107

Abbildung 5.4:

Marktgebiet und Preis

110

Abbildung 5.5:

Marktnetze von Industrien mit verschiedenen k-Faktoren

113

Abbildung 5.6:

Überlagerung von Industrien mit k-Faktoren 1, 3, 4 und 7

114

Abbildung 6.1:

Gleichgewichte

119

Abbildung 6.2:

Einkommens-Ausgaben-Kreislauf

122

Abbildung 6.3:

Reallöhne im kurzfristigen Gleichgewicht

123

Abbildung 6.4:

Tomahawk-Diagramm

123

Abbildung 6.5:

Gleichgewichte zwischen Break- und Sustainpoint

123

Abbildung 6.6:

Linkage-Effekte

126

Abbildung 6.7:

Doppel-Tomahawk

129

Abbildung 6.8:

Ei-Diagramm

130

Abbildung 7.1:

Prozentanteil der Stadtbevölkerung in Westeuropa von 1500 bis 2010

137

Abbildung 7.2:

Städtischer Raum und Ländlicher Raum nach der Abgrenzung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2019

140

Abbildung 7.3:

Zahlungsbereitschaft und Marktmietenkurve im Gleichgewicht (identische Haushalte)

153

Abbildung 7.4:

Gleichgewichtige Mietgebotskurven für einen reichen und einen armen Haushaltstyp

154

Abbildung 7.5:

Marktmietenkurve im Gleichgewicht in einem Modell mit einem reichen und einem armen Haushaltstyp

155

Abbildung 8.1:

Solow-Modell

166

Abbildung 8.2:

Absolute und bedingte Konvergenz

168

XVAbbildung 8.3:

Konvergenz und Divergenz bei endogenem Wachstum

176

Abbildung 8.4:

Bedingte Konvergenz bei endogenem Wachstum

176

Abbildung 9.1:

Das „verkettete“ Modell des Innovationsprozesses

181

Abbildung 9.2:

Zeichen Daten, Informationen und Wissen

183

Abbildung 9.3:

Patente pro 1.000 FuE-Beschäftigten in Deutschland 2010–2014

187

Abbildung 9.4:

Wesentliche Akteure des regionalen Innovationssystems

190

Abbildung 10.1:

Durchschnittliche jährliche Gründungsraten in Deutschland 2015–2018 (private Wirtschaft ohne Landwirtschaft)

207

Abbildung 10.2:

Gründungsgeschehen und Marktprozess

212

Abbildung 11.1:

Ausgaben für staatliche Sachinvestitionen in Prozent des BIP

228

Abbildung 11.2:

Produktionsfunktionsansatz – Effekte einer Erhöhung

230

Abbildung 11.3:

Kostenfunktionsansatz – Kosteneffekt eines Anstiegs

231

Abbildung 11.4:

Kostenfunktionsansatz – Auswirkungen einer Erhöhung

231

Abbildung 11.5:

Gewinnfunktionsansatz – Ausweitung der Produktionsmenge

232

Abbildung 11.6:

Interregionaler Wettbewerb mit Infrastruktur und Steuersätzen

235

Abbildung 12.1:

Regionale Effekte von Investitionszulagen bei räumlich divergierenden Kapitalgrenzproduktivitäten

252

Abbildung 12.2:

Regionale Effekte der Gewinnbesteuerung

256

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 2.1:

Erwerbstätige in Deutschland 1991, 1998, 2008 und 2018 nach Sektoren

15

Tabelle 2.2:

Erwerbstätige in Deutschland 1998, 2008 und 2018 nach zusammengefassten Wirtschaftsabschnitten

16

Tabelle 2.3:

Anteil des verarbeitenden Gewerbes an den Beschäftigten für Deutschland insgesamt, für ausgewählte Regionen sowie nach Landesteil und Stadt/Land

19

Tabelle 2.4:

Shift-Share-Analyse für die Erwerbstätigen am Beispiel der Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen

21

Tabelle 2.5:

Spezialisierungsindikatoren nach Herfindahl und Krugman für die fiktiven Beispiele (i) bis (v)

29

Tabelle 2.6:

Alternative Spezialisierungsindizes für die 16 Bundesländer 2000 versus 2017

32

Tabelle 3.1:

Bevölkerungsdichte und Bodenpreise

55

XVITabelle 3.2:

Bevölkerungsentwicklung nach Regionstypen, 2000 bis 2017

57

Tabelle 3.3:

Beschäftigungsentwicklung nach Regionstypen, 2000 bis 2017

61

Tabelle 3.4:

BIP pro Erwerbstätigen, 1997 bis 2017, Abweichung vom Bundesmittel in %

65

Tabelle 3.5:

Ungleichheit zwischen Kreisen, Sigma in %, ausgewählte Jahre

66

Tabelle 3.6:

Verfügbares Einkommen pro Kopf, 2000 bis 2016, Abweichung vom Bundesmittel in %

69

Tabelle 3.7:

Ungleichheit des BIP pro Kopf zwischen NUTS3-Regionen, EU27 (ohne Kroatien) plus Norwegen, Anteile am Theil-Index für alle Regionen von 1997 in v.H.

71

Tabelle 7.1:

Weltbevölkerung in städtischen und ländlichen Räumen nach Entwicklungsstand der Länder (2018)

138

Tabelle 7.2:

Vergleich wirtschaftlicher und sozioökonomischer Indikatoren städtischer und ländlicher Gebiete in Deutschland (2016–2018)

141

Tabelle 7.3:

Lohnprämie der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten in Städtischen gegenüber Ländlichen Räumen nach Alter und Bildungskategorie in Prozent (2016, nur Vollzeitbeschäftigte in Westdeutschland)

142

Tabelle 10.1:

Sektorale Struktur der Gründungen in Deutschland 2015–2018

206

Verzeichnis der Übersichten

Übersicht 7.1:

Aufgliederung der Skaleneffekte bei Agglomeration

144

Übersicht 11.1:

Die Komponenten der Kerninfrastruktur

255

11. Regionalwissenschaft, Regionalökonomik, ­ökonomische Geographie – Eine Einführung

Johannes Bröcker und Michael Fritsch

1.1 Die Bedeutung des Raumes für die wirtschaftliche Tätigkeit

Alle unsere Handlungen haben eine räumliche Dimension. Wir befinden uns an einem bestimmten Ort, legen beim Laufen, Fahren oder Fliegen räumliche Distanzen zurück und kommunizieren via Telefon oder Internet mit Menschen an anderen Orten. Wir machen Urlaubsreisen in ferne Länder und erwerben Güter, die in weit entfernten Regionen produziert worden sind, und erzeugen damit Verkehrsströme. Besonders spürbar wird die räumliche Dimension unseres Handelns durch die Notwendigkeit persönlicher Kontakte von Angesicht zu Angesicht, die nicht durch Mittel der Telekommunikation substituierbar sind und räumliche Mobilität etwa in Form von Pendeln, Reisen zu Projekttreffen, Konferenzen oder Kundenbesuchen erfordern. Die Bedeutung des Raumes und regionsspezifischer Gegebenheiten schlägt sich in regionalen Unterschieden von Lebensbedingungen und ökonomischen Aktivitäten nieder. So legen Phänomene wie die räumliche Konzentration wirtschaftlicher Aktivitäten in Städten, regionale Unterschiede der Wirtschaftsstruktur oder der Innovationsleistung und insbesondere auch unterschiedliche regionale Wohlstandniveaus beredtes Zeugnis von der Wirksamkeit solcher räumlichen Faktoren ab.

Die große Bedeutung regionsspezifischer Gegebenheiten hat wesentliche Implikationen für die Politik. Zum einen können Unterschiede der regionalen Lebensverhältnisse, insbesondere unterschiedliche Wohlstandsniveaus, eine ausgleichsorientierte Politik notwendig machen. Zum anderen erfordern unterschiedliche regionsspezifische Gegebenheiten häufig auch eine „Regionalisierung“ der Politik, also eine Ausrichtung der Maßnahmen auf diese regionalen Besonderheiten. Will die Politik beispielsweise das Wachstum in einer Region fördern, dann erfordert eine wirksame Entwicklungsstrategie die Kenntnis der jeweiligen Engpässe und Potenziale.

Die Beiträge in diesem Buch geben eine Einführung in wesentliche Gebiete der ökonomischen Geographie, des Teilgebiets der Wirtschaftswissenschaften, das sich mit der räumlichen Dimension des Wirtschaftsprozesses befasst. Dabei geht es darum, die vielfältigen räumlichen Phänomene mit ökonomischen Theorien zu erklären und daraus Handlungsempfehlungen für die Politik abzuleiten. Unter ökonomischer Geographie verstehen wir nicht allein die Neue Ökonomische Geographie, die sich seit einer grundlegenden Arbeit von Paul Krugman in den letzten Dekaden entwickelt hat. Vielmehr umfasst der Begriff sämtliche, insbesondere auch ältere, heute als klassisch zu bezeichnende Theorieansätze, aus denen nach wie vor Vieles über die räumliche Wirtschaftsstruktur zu lernen ist.

21.2 Stellung und Teilbereiche der ökonomischen Geographie

Die ökonomische Geographie stellt einen Teilbereich im weiten Feld der Regionalwissenschaft dar. In einer allgemeinen Definition umfasst die Regionalwissenschaft alle Disziplinen, die sich mit raumrelevanten Fragestellungen menschlichen Handelns beschäftigen, wie etwa die Humangeographie, die Landschaftsplanung, die Verkehrswissenschaft, die Mobilitätsforschung, die Stadt- und Regionalsoziologie, die Handelstheorie, die Standorttheorie sowie die Föderalismustheorie. Diese Auswahl aus der Vielfalt von Themenstellungen, die unter dem Begriff der Regionalwissenschaft zusammengefasst werden, weist sehr deutlich auf die Notwendigkeit zur Interdisziplinarität in den Regionalwissenschaften hin. Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften hat sich hier insbesondere das Teilgebiet der Regionalökonomik herausgebildet, das seit einiger Zeit auch als ökonomische Geographie bezeichnet wird. Weitgehend parallel hierzu beschäftigt sich die Wirtschaftsgeographie, eine Teildisziplin der Geographie, mit sehr ähnlichen Fragestellungen, die dort aber tendenziell mit einer größeren Methodenvielfalt angegangen werden.

In den Wirtschaftswissenschaften hat sich eine klassische Unterteilung in Theorie der Raumstruktur und Theorie der regionalen Entwicklung (regionale Wachstumstheorie) herausgebildet. Die Theorie der Raumstruktur versucht, die Verteilung wirtschaftlicher Aktivitäten im Raum zu erklären, also beispielsweise zu ergründen, warum es Städte gibt, in welchem Verhältnis diese Städte zu anderen Teilräumen stehen und wie sich die Städte im Raum verteilen. Die Theorie der Raumstruktur hat zu relativ klaren Ergebnissen geführt, wobei sich neuere Arbeiten insbesondere auf die Theorie der Agglomeration, also die Erklärung der Häufung ökonomischer Aktivitäten im Raum, beziehen.

Demgegenüber ist die Theorie der regionalen Entwicklung noch relativ diffus und stärker im Fluss. Hier wurde auf einer relativ abstrakten Ebene die Rolle der Akkumulation von Ressourcen und insbesondere die Bedeutung von Wissen und Innovationen für wirtschaftliche Entwicklung herausgearbeitet. Die genauere Untersuchung einzelner wachstumsrelevanter Faktoren geschieht dann in diversen Spezialgebieten der Regionalwissenschaft wie zum Beispiel der Innovationsökonomik, der Infrastrukturtheorie, der Humankapital-Theorie oder der Entrepreneurship-Forschung.

Anknüpfungspunkt für regionalwissenschaftliche Untersuchungen stellen häufig empirische Phänomene dar. Oft handelt es sich dabei um besondere Problemlagen in einzelnen Teilgebieten, die politisches Handeln erfordern. Aus diesem Grunde kommt der Existenz eines regionalen Berichtssystems, das räumlich differenzierte Informationen zu wichtigen Sachverhalten bereitstellt, eine entscheidende Bedeutung für die regionalwissenschaftliche Forschung zu. Ein solches regionales Berichtssystem erlaubt es, räumliche Phänomene umfassend zu beschreiben und zu analysieren, die Gegebenheit in den einzelnen Teilräumen miteinander zu vergleichen, Problemfelder regionaler Entwicklung und Problemregionen zu identifizieren sowie Empfehlungen für die Politik abzuleiten.

31.3 Überblick über die Beiträge

Der vorliegende Band versucht, der Vielfalt der Fragestellungen im Bereich der ökonomischen Geographie Rechnung zu tragen. Die beiden Kapitel von Teil I (Daten und Fakten) geben einen Überblick über die Methoden der Regionalanalyse (Joachim Möller) sowie über die Grundzüge der Raumstruktur und deren Entwicklung (Johannes Bröcker, Annekatrin Niebuhr und Hayo Herrmann).

Gegenstand von Teil II (Raumstrukturen) ist die Verteilung wirtschaftlicher Aktivitäten im Raum. Dabei geht es insbesondere um die Erklärung der räumlichen Konzentration von Ressourcen und ökonomischen Aktivitäten in Agglomerationsräumen, die Verteilung solcher Agglomerationen im Raum sowie um die Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Teilräumen, insbesondere auch zwischen Städten und weniger verdichteten Gebieten. Die drei von Johannes Bröcker verfassten Kapitel zu Grundlagen (Kapitel 4), zur Zentralen-Orte-Theorie (Kapitel 5) sowie zur Neuen Ökonomischen Geographie (Kapitel 6) werden durch ein Kapitel zur Stadtökonomik (Kapitel 7; Gabriel Lee und Joachim Möller) ergänzt.

Gegenstand von Teil III (Raumentwicklung) ist die Theorie der regionalen Entwicklung. Hier fasst zunächst Johannes Bröcker die Grundlagen der räumlichen Wachstumstheorie zusammen. Dabei wird sowohl auf die herkömmliche Wachstumstheorie, in der technische Fortschritt unerklärt bleibt, als auch auf neuere Theorien endogenen Wachstums eingegangen (Kapitel 8). In den beiden nachfolgenden Kapiteln gibt Michael Fritsch einen Überblick über zwei wesentliche Einflussfaktoren regionaler Entwicklung, nämlich Innovation (Kapitel 9) und Entrepreneurship (Kapitel 10).

Teil IV behandelt wirtschaftspolitische Einflussmöglichkeiten auf die regionale Entwicklung. Zunächst behandeln Dirk Dohse und Helmut Seitz die Bedeutung der Infrastruktur für die regionale Wirtschaftsentwicklung (Kapitel 11). Anschließend gibt Helmut Karl einen Überblick über Ziele, Träger und Instrumente der Regionalpolitik (Kapitel 12).

Sämtliche Kapitel enthalten jeweils am Ende Hinweise auf weiterführende Literatur.

5I. Daten und Fakten

72. Methoden der empirischen Regionalanalyse

Joachim Möller

2.1 Einleitung

Die empirische Regionalanalyse gewinnt vor allem aus drei Gründen an Bedeutung. Erstens trägt hierzu die Wiederentdeckung der Raumdimension in der modernen Volkswirtschaftslehre bei, die etwa in der Neuen Ökonomischen Geografie (Krugman 1991a; Fujita, Krugman und Venables 1999) zum Ausdruck kommt. Zweitens werden immer mehr Datensätze verfügbar, die die explizite Untersuchung der Raumdimension gestatten. Und drittens schließlich eröffnet die Regionalisierung von empirischen Untersuchungen neue Möglichkeiten. Während beispielsweise zur Untersuchung der Beziehungen zwischen Konsum und verfügbarem Einkommen auf gesamtwirtschaftlicher Ebene nur jeweils eine Zeitreihe zur Verfügung steht, kann zur Analyse dieses Zusammenhangs bei Verwendung von Datensätzen etwa auf Bundesländerebene auf jeweils 16 Zeitreihen zurückgegriffen werden. Die zusätzliche Streuung der Beobachtungswerte in der räumlichen Dimension führt zu einer Zunahme des Informationsgehalts und damit letztlich zu einer besseren Absicherung der Schätzergebnisse.

Wissenschaftsgeschichtlich ist interessant, dass sich die empirische Regionalforschung einerseits der Verfahren bedient, die auch ohne Raumbezug eingesetzt werden (z. B. die Regressionsanalyse). Andererseits hat die räumliche Gliederung der Daten und die Notwendigkeit, den Einfluss von Lage und Distanz zu berücksichtigen, eigene methodische Entwicklungen innerhalb der Regionalökonomie hervorgebracht. Zu nennen sind hier beispielsweise das Gravitationsmodell, die räumlichen Konzentrations- und Spezialisierungsmaße sowie die in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewinnende räumliche Ökonometrie.

Dass dieses Kapitel nicht eine umfassende Darstellung aller Methoden der empirischen Regionalforschung geben kann, versteht sich aus Platzgründen von selbst. Ausgewählt werden einige der bekanntesten Ansätze. Begonnen wird mit dem Marktpotenzial-Ansatz (Abschnitt 2.2) und dem Gravitationsmodell (Abschnitt 2.3), und es wird dann die Shift-Share-Analyse vorgestellt (Abschnitt 2.4). Abschnitt 2.5 ist dann den räumlichen Konzentrations- und Spezialisierungsmaßen gewidmet. Am Schluss des Kapitels wird noch auf einige spezielle Aspekte der räumlichen Ökonometrie eingegangen (Abschnitt 2.6).

2.2 Der Marktpotenzial-Ansatz

Das Konzept des Marktpotenzials geht auf die Arbeit von Harris (1954) zurück. Es verknüpft wie auch der weiter unten behandelte Gravitationsansatz die wirtschaftliche 8Bedeutung von Räumen mit der (ökonomischen) Entfernung. Das Marktpotenzial bietet eine Möglichkeit, die Qualität von Standorten im Hinblick auf die für diesen Standort relevante Kaufkraft zu beschreiben. Ausschlaggebend ist dabei, wie viel Kaufkraft in welcher Entfernung um einen Standort herum vorhanden ist. Wir können uns dabei vorstellen, dass wir Ringe um einen Standort herum bilden. Die Kaufkraft eines Ringes hängt dabei von der Bevölkerungsdichte und dem pro Kopf verfügbaren Einkommen in diesem Ring ab. Natürlich ist aber die in einem weiter entfernt liegenden Ring vorhandene Kaufkraft für einen betrachteten Standort weniger relevant ist als die gleiche Kaufkraft in unmittelbarer Nähe. Daher kommt es wiederum entscheidend mit auf die Distanz an.

Das Marktpotenzial eines Standorts kann als Summe der mit steigender Distanz abnehmend gewichteten Gesamtkaufkraft in den Ringen um diesen Standort herum definiert werden. Daher misst sie die „zugängliche“ Kaufkraft für diesen Standort. Das Konzept impliziert, dass Distanz ein Hindernis für wirtschaftliche Transaktionen ist. Man denke beispielsweise an eine Person, die auf der Suche nach einem bestimmten Möbelstück ist. Unter sonst gleichen Bedingungen wäre ein Kauf bequemer, wenn das Geschäft in der Nähe liegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Kauf in einem 40 oder 50 Kilometer entfernten Geschäft kommt, ist deutlich geringer.

Der Widerstand der Distanz, ihre „Abschreckungswirkung“ sozusagen, lässt sich durch eine Funktion beschreiben, die sicherstellt, dass ceteris paribus die Interaktionen zwischen zwei Punkten im Raum mit zunehmender Entfernung abnehmen. Diese Funktion wird als Widerstands- oder auch als Abschreckungsfunktion der Entfernung (im Englischen: distance deterrence function) bezeichnet. Eine solche Funktion erzeugt einfach abnehmende Gewichte für die weiter entfernte Kaufkraft.

Es sei dij die (ökonomische) Distanz zwischen den räumlichen Punkten i und j, die beispielsweise in Fahrtzeiten gemessen wird. Dann lässt sich die Abschreckungsfunktion allgemein formulieren als mit . Für die konkrete Spezifikation gibt es verschiedene Möglichkeiten. Harris (1954) hatte die folgende Formulierung gewählt:

 

(2-1)

Alternativ bietet sich die Exponentialfunktion mit negativem Parameter γ an:

 

(2-2)

Sind Daten für die Bevölkerung und die Kaufkraft pro Kopf in den verschiedenen Ringen um einen Standort herum ebenso verfügbar wie die mittlere ökonomische Distanz der Ringe von diesem Standort, so lässt sich nach Wahl einer Funktion das Marktpotenzial dieses Standorts leicht berechnen. Je größer der Parameter γ, desto geringer sind die Beiträge entfernter Kaufkraft zum Marktpotenzial. Grundsätzlich gilt, dass der Parameter γ umso kleiner ist, je spezieller die Güter und Dienste sind, die im jeweiligen Anwendungsfall betrachtet werden. Für Allerweltsprodukte wie Brot, Milch oder Pizza ist der Widerstandsparameter hingegen relativ groß. Kaum jemand wird für ein solches Produkt eine längere Fahrt auf sich nehmen. Durch Untersuchungen über die Kundenfrequenz in Abhängigkeit von der 9Entfernung in Räumen mit homogener Bevölkerungs- und Einkommensstruktur lassen sich Information über die konkrete Höhe von γ gewinnen.

Formal kann das Marktpotenzial eines Standorts i in einer Region J dann definiert werden als

 

(2-3)

Hier ist Kj die gesamte Kaufkraft in einem Ring j, die sich als Produkt aus Pro-Kopf-Kaufkraft und Bevölkerung in diesem Ring ergibt. Wird im konkreten Fall das Marktpotenzial für alle in Frage kommenden Standorte in einem Wirtschaftsraum berechnet, so ist unter sonst gleichen Bedingungen der ökonomisch vorteilhafteste Standort derjenige mit dem höchsten Marktpotenzial.

2.3 Gravitationsmodell

2.3.1 Grundlagen

Mit dem Marktpotenzial-Ansatz eng verwandt ist eines der erfolgreichsten regionalökonomischen Modelle, das Gravitationsmodell. Für dieses Modell wurde eine Anleihe aus der (Astro-)Physik gemacht. Im Jahr 1686 erkannte Isaac Newton, dass die Planetenbahnen ebenso wie ein vom Baum fallender Apfel auf die gleiche Weise beschrieben werden können, nämlich durch das allgemeine Gravitationsgesetz. Dieses Gesetz besagt, dass sich zwei Körper i und j mit einer Kraft anziehen, die proportional ist zum Produkt ihrer Massen mi und mj sowie umgekehrt proportional zum Quadrat ihres Abstandes. Es sei die Anziehungskraft mit aij bezeichnet, die Masse der beiden Körper mit mi und mj sowie der Abstand mit dij. Das Gesetz von Newton lautet also:

 

(2-4)

wobei der Proportionalitätsfaktor γ eine Naturkonstante ist.

Wie lässt sich dieses Modell auf regionalökonomische Fragestellungen übertragen? Die Analogie liegt auf der Hand. Auch in der Alltagssprache reden wir davon, dass z. B. eine Stadt, ein Einkaufszentrum oder ein touristisch interessanter Ort eine „Anziehungskraft“ entfaltet. Gemeint ist damit, dass diese Destinationen eine große Anzahl von Besuchern anlocken. Um den Bezug zum Gravitationsmodell herzustellen, ist eine genauere Betrachtung notwendig.

Zunächst lässt sich die Gesamtzahl der Besucher in Besucherströme zerlegen, die jeweils durch einen Ausgangs- und einen Zielort gekennzeichnet sind, sowie durch eine sich auf einen Zeitraum beziehende Maßzahl wie z. B. Personen pro Tag. Es bietet sich an, die Anziehungskraft mit Hilfe dieser Stromgrößen zu messen. Ein Besucherstrom, der im Ort i seinen Ausgang nimmt und im Ort j endet, sei mit tij bezeichnet. Wie in der Physik geht es nun darum, die durch tij erfasste Anziehungskraft zwischen i und j zu erklären.

Beim Newtonschen Gravitationsgesetz werden dafür die Massen und die Distanz herangezogen. Letzteres erscheint zunächst einfach übertragen werden zu können, 10da sich die Distanz auch im regionalökonomischen Kontext leicht bestimmen lässt (z. B. als Entfernung in Kilometern). Die Luftlinie zwischen zwei Orten ist aber bei genauer Betrachtung vielfach kein ideales Maß. So können zwei Orte, die durch einen Fluss getrennt sind, zwar eine geringe Luftliniendistanz aufweisen, die tatsächliche Entfernung kann aber sehr hoch sein, wenn die nächstgelegene Brücke 10 Kilometer flussauf- oder -abwärts gelegen ist. Weiterhin kann die Überwindung einer bestimmten Entfernung auf einem gut ausgebauten Verkehrsweg mit geringeren Kosten (einschließlich der Zeitkosten und Unannehmlichkeiten der Reise) verbunden sein, als die Fahrt auf einer viel kürzeren, aber schlecht ausgebauten Strecke. Anstelle der Luftliniendistanz ist deshalb der ökonomische Entfernungsbegriff zu bevorzugen, der die angesprochenen Aspekte berücksichtigt. Damit wird versucht, die monetären und nicht-monetären Kosten der Entfernungsüberbrückung zu erfassen, etwa durch die Opportunitätskosten des Zeitverlustes oder die Unannehmlichkeiten der Fahrt.

Die nächste Frage ist, was dem physikalischen Massenbegriff in der Regionalökonomie entspricht. Die gesuchte Größe muss mit der „Bedeutung“ von Ursprungs- und Zielort zu tun haben. Dabei lassen sich im Unterschied zur Physik auch unterschiedliche Maße von Ausgangspunkt und Destination wählen. Denkbar sind z. B. für den Ursprungsort Größen wie die Einwohnerzahl in Personen, die Einwohner einer bestimmten Alters- oder Zielgruppe, die Kaufkraft dieser Gruppe usw. Für den Zielort kommt z. B. die Zahl der Geschäfte oder deren Geschäftsfläche, die Zahl der Arbeitsplätze, der öffentlichen Einrichtungen, der Sehenswürdigkeiten usw. in Frage. Welcher Indikator jeweils der sinnvollste ist, hängt neben der Verfügbarkeit der Daten von der gewählten Fragestellung ab. Sollen etwa Pendlerströme, also Fahrten zwischen Wohn- und Arbeitsort, analysiert werden, so wäre die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ein plausibler Indikator für die Bedeutung des Ursprungsortes, während die Bedeutung des Zielortes sinnvoll durch die Zahl Arbeitsplätze gemessen wird. Geht es um Warenströme, so wäre ein Indikator für die Wirtschaftskraft von Ursprungs- und Zielort wie das Bruttoinlandsprodukt geeigneter. Bei der Erklärung von Kaufkraftströmen beim Möbelerwerb könnte für den Ausgangsort das verfügbare Einkommen der Einwohner und für den Zielort die gesamte Geschäftsfläche der Möbelmärkte herangezogen werden.

Im Folgenden soll zugelassen werden, dass es nicht nur mehrere Ursprungsorte gibt, sondern auch alternative Zielorte. Um das Gravitationsmodell der Regionalökonomie formal zu beschreiben, seien die Maße zur Charakterisierung der Bedeutung von Ursprungs- bzw. Zielort mit ui und zj bezeichnet. In genauer Entsprechung zum Newtonschen Gravitationsgesetz lässt sich dann formulieren:

 

(2-5)

wobei dij die (ökonomische) Distanz zwischen i und j bezeichnet und κ für einen Proportionalitätsfaktor steht.

Beispiel:

Sie wollen die Bahnreisen zwischen vier Großstädten Bayerns (Augsburg, München, Nürnberg, Regensburg) analysieren. Dazu soll ein Gravitationsmodell verwendet werden. Die Menge der Ursprungs- bzw. Zielorte ist {A,M,N,R}. Die Größe tij wäre 11demnach die Zahl der Bahnreisen pro Zeitperiode von i nach j. Beispielsweise entspricht t24 der Zahl der Reisenden von München nach Regensburg, t42 der der Reisenden in umgekehrter Richtung.

Es sei als Maß für das potenzielle Aufkommen von Reisenden am Ursprungsort die Wohnbevölkerung N gesetzt: ui = Ni. Der Einfachheit halber sei angenommen, dass die Wohnbevölkerung des Zielortes auch als Indikator für dessen Bedeutung herangezogen werden kann, sodass gilt zj = Nj.

Dem einfachen Gravitationsmodell zufolge müsste die Zahl der Reisenden von Regensburg nach München t42 pro Zeitperiode näherungsweise proportional sein

– zur Wohnbevölkerung von Regensburg (u4);– zur Wohnbevölkerung von M (z2);– zum Kehrwert der quadrierten Entfernung zwischen R und M, also zu .

Die direkte Übertragung des Newtonschen Gravitationsmodells auf regionalökonomische Fragestellungen ist jedoch in der Literatur kritisiert worden. So besitzt der Erklärungsansatz von Gl. (2-5) offenbar unrealistische Implikationen: Eine Verdoppelung aller ui und zj würde aufgrund der Modellstruktur zu einer Vervierfachung der tij führen, was wenig plausibel erscheint. Weiterhin ist in Zweifel zu ziehen, dass die Interaktionen zwischen zwei Orten gerade mit dem Quadrat der Entfernung abnehmen. Die Übernahme dieser astrophysikalischen Gesetzmäßigkeit auf regionalökonomische Zusammenhänge erscheint unbegründet. Insgesamt kann aus dieser Kritik der Schluss gezogen werden, dass Newtons Gravitationsmodell für die Beschreibung räumlicher Interaktionen zu restriktiv ist. Um diesen berechtigten Einwänden Rechnung zu tragen, ohne den Grundgedanken der Gravitationstheorie aufzugeben, lässt sich das einfache Modell durch die folgende allgemeinere Formulierung ersetzen:

 

(2-6)

wobei α, β und γ positive Koeffizienten sind, die neben der Konstante κ mittels empirischer Verfahren aus den Daten bestimmt werden müssen. Noch genereller ist der Ansatz

 

(2-7)

in dem die Funktion mit als Abschreckungsfunktion sicherstellt, dass ceteris paribus die Interaktionen zwischen zwei Orten im Raum mit zunehmender Entfernung abnehmen.

2.3.2 Transformation des Modells in einen Regressionsansatz

Um mit einem Ansatz wie Gl. (2-6) konkret arbeiten zu können, – beispielsweise um Prognosen über zukünftige Verkehrsströme zu erstellen, – ist es notwendig, die unbekannten Parameter α, β, γ und κ mit geeigneten empirischen Methoden zu bestimmen. Ein möglicher Weg dazu ist die Regressionsanalyse oder gewöhnliche Kleinst-Quadrate-Methode (im Englischen: method of ordinary least squares, OLS). Die OLS-Methode setzt eine in den Parametern lineare Schätzgleichung voraus. Das Gravitationsmodell nach (2-6) erfüllt diese Voraussetzung zunächst nicht. Durch 12logarithmische Transformation lässt sich das Modell jedoch auf eine einfache Weise linearisieren:

 

(2-7)

Nach Hinzufügen eines additiven stochastischen Störterms lautet die Schätzgleichung dann:

 

(2-8)

mit c = lnκ. Für die empirische Analyse werden Daten für die Transportströme tij sowie für die ui und zj, also die Maße der Bedeutung von Ursprungs- und Zielorten, benötigt. Erforderlich sind ferner Informationen über die Entfernung oder die Fahrtzeiten zwischen den Orten (dij). Liegen diese Daten für eine oder besser für mehrere Zeitperioden vor, so lassen sich aus der mit Hilfe der OLS-Methode geschätzten Gleichung (2-8) Schätzwerte für die unbekannten Parameter c, α, β sowie γ gewinnen. Durch Einsetzen der Schätzwerte können dann die durch das Modell prognostizierten logarithmischen Transportströme leicht bestimmt werden als:

 

(2-9)

wobei die geschätzten Parameter durch ein Dach gekennzeichnet sind.

Ein Anwendung dieses Ansatzes könnte wie folgt aussehen: Angenommen, es veränderten sich durch eine neue Schienentrasse die Distanzen bzw. die Fahrtzeiten zwischen den Orten im Raum. Mit Hilfe von (2-9) wird es möglich, die sich daraus voraussichtlich ergebenden Auswirkungen auf die Transportströme zwischen den Orten zu berechnen.

2.3.3 Dazwischen liegende Gelegenheiten (intervening opportunities)

Bei der Herleitung des Gravitationsmodells wurde bisher implizit unterstellt, dass zwischen den Orten A und B eine unbesiedelte Fläche liegt, die als Zielort außer Betracht bleibt, weil sie keinerlei ökonomische Möglichkeiten bietet. In der Realität ist diese Annahme natürlich in vielen Fällen verletzt. So würden die Verkehrsströme zwischen Kiel und Hannover natürlich durch die dazwischen liegende Metropole Hamburg beeinflusst. Die Vernachlässigung einer attraktiven Destination zwischen A und B kann somit zu gravierenden Verfälschungen der Analyse führen. Diese Erkenntnis ist in der Regionalökonomie spätestens seit der Arbeit von Stouffer (1940) bekannt. Stouffer hatte eine Art „Gesetz“ formuliert, das aber aufgrund der drin getroffenen strikten Proportionalitätsannahme obsolet ist. Wenn etwa Einkaufsfahrten zum Zweck eines Möbelkaufs betrachtet werden, dann sollten Stouffer zufolge z. B. die Zahl der Fahrten von A nach B positiv von der Verkaufsfläche der Möbelhäuser in B und negativ von der Verkaufsfläche der Möbelhäuser in A und der in allen Orten, die zwischen A und B liegen. Dieser Gedanke kann noch verallgemeinert werden. Um im Beispiel zu bleiben: Wird unterstellt, dass B genau nördlich von A liegt und die Entfernung 50 km beträgt, so wird auch ein Möbelhaus am Ort C, 20 km südlich von A gelegen, im verallgemeinerten Sinn eine „dazwischen liegende Gelegenheit“ sein. Dies würde auch auf alle Möbelhäuser zutreffen, die nicht in B 13gelegen sind, aber in einem Umkreis mit dem Radius von 50 km um A anzutreffen sind.

Stouffers Ansatz hat etwa in der wegweisenden Chicago Area Transportation Study Anwendung gefunden, die seit Mitte der 1950er Jahre geplant und danach mit enormen Aufwand durchgeführt wurde (siehe Black 1990). Der Kerngedanke ist richtig. Allerdings ergeben sich durch das in Abschnitt 3.5 beschriebene generalisierte Gravitationsmodell elegantere Möglichkeiten, dazwischenliegende Gelegenheiten in einem empirischen Ansatz angemessen zu berücksichtigen.

Beispiel: Ein Pendlerstrom-Modell mit intervening opportunities

Als Pendlerverkehr bezeichnet man die arbeitstäglichen Fahrten zwischen Wohn- und Arbeitsort. Die Analyse der Pendlerströme ist z. B. für die Raum- und Verkehrsplanung von erheblicher Bedeutung. Eine nicht unwichtige Aufgabe der empirischen Regionalökonomie besteht darin, diese Ströme zu beschreiben, zu erklären und – bei Änderungen der Gegebenheiten – die sich daraus ergebenden Effekte zu prognostizieren. Die Situation stelle sich wie folgt dar:

Abbildung 2.1: Austauschbeziehungen zwischen den Orten A und B unter dem Einfluss von intervening opportunities in C und D

 

Die Modellregion besteht aus vier Städten, A bis D, wobei sich die Städte C und D in gleicher Entfernung zu A befinden sollen (vgl. Abbildung 2.1). Durch die unterschiedlichen Durchmesser soll die unterschiedliche Größe der Städte dargestellt werden. Bei der Untersuchung der Pendlerströme von Ort A nach Ort B wäre es nicht korrekt, die Orte C und D zu vernachlässigen, da sie ebenfalls mögliche Zielorte für die Auspendler aus A sind. Angenommen sei, dass die Größe der Städte die Zahl der Arbeitsmöglichkeiten widerspiegelt. Der Pendlerverkehr zwischen A und C wird dann den zwischen A und D übersteigen, da C bei gleicher Erreichbarkeit mehr Arbeitsmöglichkeiten für die Auspendler aus A bietet. Die Stadt B ist schlechter als C und D von A aus zu erreichen, ist aber wegen ihrer Größe attraktiv. Zweifellos wird die Existenz der dazwischen liegenden Gelegenheit in D und insbesondere in C den Pendlerverkehr zwischen A und B reduzieren.

Welche Konsequenzen besitzen intervening opportunities für die empirische Analyse? Eine Möglichkeit besteht darin, eine zunächst auf die Orte A und B beschränkte Untersuchung mit Hilfe des Gravitationsansatzes auf alle relevanten Orte des Untersuchungsraums 14auszudehnen. Falls die Zahl der Orte aber sehr groß ist, so könnte dies bei der praktischen Anwendung Probleme schaffen. Als Ausweg bietet sich an, die dazwischen liegenden Gelegenheiten zu gruppieren (z. B. nach solchen in einer Nah-, Mittel- und Fernzone) und sie dann in den Schätzansatz (2-8) mit aufzunehmen.

2.4 Die Shift-Share-Analyse

2.4.1 Grundlagen: Die Einteilung der Wirtschaft in Sektoren

Eine aussagekräftige Statistik setzt eine sinnvolle Einteilung der Wirtschaft voraus. Diese muss sich auch den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Sie hat sich deshalb im Laufe der Zeit immer wieder verändert und wurde gegenüber den Anfängen immer weiter verfeinert. In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Drei-Sektorenlehre entwickelt (Fisher 1939, Clark 1940, Fourastié 1949). Demnach umfasst der Primäre Sektor die Bereiche der Land- und Forstwirtschaft, der Fischerei sowie auch die Extraktion natürlicher Stoffe wie Bergbau und Abbau von Steinen und Erden wie die Energiegewinnung. Dem zweiten (oder Sekundären) Sektor sind Wirtschaftszweige der klassischen Industrie wie der Maschinen- oder Automobilbau, die Chemischen Industrie ebenso wie der Hoch- oder Tiefbau zugeordnet. Die Gesamtheit dieser Wirtschaftszweige wird unter der Bezeichnung „Produzierendes Gewerbe“ in der Statistik geführt. Der dritte (oder Tertiäre) Sektor schließlich ist der Dienstleistungsbereich. Dem Tertiären Sektor werden Handel, Gastgewerbe und persönliche Dienstleistungen ebenso zugerechnet wie Ausbildungseinrichtungen, das Gesundheitswesen, die öffentliche Verwaltung, Banken und Versicherungen sowie Ingenieurbüros. Anhand der Anteile an der Wertschöpfung, den Erwerbstätigen oder den Beschäftigten, die auf diese drei Sektoren zu einem Zeitpunkt entfallen, lässt sich die Wirtschaftsstruktur einer Region oder Volkswirtschaft bestimmen.

Die Sektorenlehre nimmt nun ein Phänomen in den Blick, für das es vielfach Belege gibt: Die Anteile der Sektoren verschieben sich im Entwicklungspfad einer Volkswirtschaft nach einem besonderen Muster. Abbildung 2.2 zeigt dieses Muster in einer schematischen Darstellung. In einer wenig entwickelten Wirtschaft – man denke an die europäischen Länder etwa um das Jahr 1800 herum – dominiert der Primäre Sektor. Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei sind die wichtigsten Wirtschaftszweige, in denen auch der Löwenanteil der Arbeitskräfte beschäftigt ist. Mit der Industrialisierung kommt es im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu massiven Veränderungen der Wirtschaftsweise, wobei der Sekundäre Sektor zu Lasten des Primären Sektors wesentlich an Bedeutung gewinnt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominiert dieser Sektor in Ländern wie Großbritannien oder Deutschland. Mit zunehmendem Wohlstand und veränderten Bedürfnissen wächst – zunächst im Schatten des Sekundären Sektors, dann immer stärker werdend – der Dienstleistungssektor. Nachdem der Sekundäre Sektor seinen Zenit überschritten hat, erlangt der Tertiäre Sektor schließlich die Überhand. In dieser Verschiebung der Sektoranteile kommt ein fundamentaler Wandel der Wirtschaftsstruktur zum Ausdruck.

15Abbildung 2.2: Schematischer Wandel der wirtschaftlichen Bedeutung der drei Sektoren im Zeitablauf

 

Tabelle 2.1 zeigt die Entwicklung in Deutschland im Zeitraum 1991 bis 2018 anhand der Erwerbstätigen. Insgesamt ist die Zahl der Erwerbstätigen von 38,4 auf 44,8 Millionen Personen gestiegen. Dies entspricht einem beachtlichen Wachstum von 16,75 Prozent. Zu bemerken ist, dass der Zuwachs im Zeitraum 2008 bis 2018 noch höher war als 1998 bis 2008. Dass der Prozess des Sektorwandels keineswegs abgeschlossen ist, zeigt die differenzierte Betrachtung. Entgegen dem Wachstum der Zahl der Erwerbstätigen insgesamt ist Beschäftigung sowohl im Primären als auch im Sekundären Sektor absolut und relativ zurückgegangen. Waren in Land- und Forstwirtschaft 1991 noch knapp 1,2 Millionen Erwerbstätige zu verzeichnen, so waren es 2018 gut 500 Tausend weniger. Der Anteil an den Erwerbstätigen in diesem Sektor fiel von 3,0 auf 1,4 Prozent, hat sich im betrachteten Zeitraum also mehr als halbiert. Das Produzierende Gewerbe mit dem Baugewerbe hat von 1991 bis 2018 in absoluten Zahlen etwa drei Millionen Erwerbstätige verloren. Der Anteil des Sekundären Sektors fiel somit um mehr als 10 Prozentpunkte von 35,7 auf 24,3 Prozent. Großer Gewinner war im betrachteten Zeitraum der Dienstleistungssektor, der einen Aufwuchs von fast 10 Millionen Erwerbstätigen verbuchen konnte und dessen Anteil an den Erwerbstätigen von 61,2 auf 74,4 Prozent angestiegen ist. Im Jahr 2018 sind also etwa drei von vier Erwerbstätigen dem Tertiären Sektor zuzurechnen. Dem Dienstleistungsbereich ist es offenbar gelungen, die schrumpfenden Erwerbstätigenzahlen in den beiden anderen Sektoren aufzufangen.

Tabelle 2.1:Erwerbstätige in Deutschland 1991, 1998, 2008 und 2018 nach Sektoren

 

Erwerbstätige in 1000 Personen (Anteile in Prozent)

 

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Produzierendes Gewerbe und Baugewerbe

Dienst­leistungen

Insgesamt

1991

1 174 (3,3)

13 856 (35,72)

23 760 (61,25)

38 790 (100)

1998

779 (2,3)

11 468 (29,86)

26 160 (68,11)

38 407 (100)

2008

670 (1,64)

10 322 (25,26)

29 864 (73,10)

40 856 (100)

2018

617 (1,38)

10 875 (24,25)

33 349 (74,37)

44 841 (100)

16Das geschilderte Phänomen des sektoralen Strukturwandels ist auch in anderen hochentwickelten Ländern in ähnlicher Weise zu beobachten. Hervorzuheben ist, dass Deutschland im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern noch einen vergleichsweise hohen Anteil des Sekundären Sektors aufweist. Etwa in Großbritannien oder den USA ist die Tertiarisierung der Wirtschaft noch deutlich weiter fortgeschritten.

Tabelle 2.2: Erwerbstätige in Deutschland 1998, 2008 und 2018 nach zusammengefassten Wirtschaftsabschnitten

 

Erwerbstätige

Anteile in Prozent

Veränderungen in Prozent

1998

2008

2018

2008/1998

2018/2008

2018/1998

Primärer Sektor (ohne Bergbau, Steine u. Erden)

A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

2,03

1,64

1,38

-13,99

-7,91

-20,80

Sekundärer Sektor (mit Bergbau, Steine u. Erden)

B-E Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe

22,01

19,63

18,61

-5,10

4,03

-1,28

– darunter: C Verarbeitendes Gewerbe

20,21

18,25

17,31

-3,92

4,10

0,03

F Baugewerbe

7,85

5,63

5,64

-23,71

10,00

-16,09

Tertiärer Sektor

G,H,I Handel, Verkehr, Gastgewerbe

23,32

23,18

22,70

5,74

7,45

13,62

J Information und Kommunikation

2,53

2,95

2,94

24,05

9,20

35,46

K Finanz- und Versicherungsdienst-leister

3,26

2,98

2,53

-2,71

-6,97

-9,50

L Grundstücks- und Wohnungswesen

1,03

1,17

1,06

20,45

-0,42

19,95

M,N Unternehmensdienst-leister

8,41

12,24

13,64

54,83

22,32

89,38

O, P, Q Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit

22,86

23,36

24,80

8,74

16,50

26,68

R-U Sonstige Dienstleister

6,70

7,21

6,71

14,42

2,17

16,91

 

in 1000 Personen

Veränderungen in Prozent

Erwerbstätige insgesamt

38 407

40 856

44 841

6,38

9,75

16,75

Anmerkungen: Jahresdurchschnitte; Erwerbstätige: Personen im Alter von 15 Jahren und mehr, die im Berichtszeitraum wenigstens eine Stunde für Lohn oder sonstiges Entgelt irgendeiner beruflichen Tätigkeit nachgehen bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen (Arbeitnehmer einschl. Soldaten und Soldatinnen sowie mithelfende Familienangehörige), selbstständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreiben oder einen freien Beruf ausüben. (Destatis); Wirtschaftsbereiche nach Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008.

17Die grobe Einteilung der Wirtschaft in drei Sektoren lässt sich natürlich noch weiter verfeinern. Die Wirtschaftsstatistik bietet heute eine sehr differenzierte Unterteilung an. Mit zunehmendem Detaillierungsgrad werden in der gängigen Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) sogenannte „Einsteller“ oder Wirtschaftsabschnitte bis „Fünfsteller“ oder Unterklassen unterschieden (siehe Destatis 2008).1Tabelle 2.2 zeigt für die Jahre 1998, 2008 und 2018 die unterschiedliche Entwicklung der Erwerbstätigen in den „Einstellern“. Diese sogenannten Wirtschaftsabschnitte werden mit den Buchstaben A bis U bezeichnet und sind in der Tabelle der Übersicht halber teilweise zusammengefasst.

Wiederum zeigt sich, dass die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftsabschnitten keineswegs einheitlich verlief. Obwohl als grobes Muster die von der Sektorenlehre postulierten Megatrends erkennbar sind, zeigt ein genauerer Blick wiederum große Unterschiede innerhalb der Sektoren. So war der Rückgang der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe in Prozent gemessen weniger stark ausgeprägt als in der Bauwirtschaft. Innerhalb des insgesamt stark gewachsenen Dienstleistungssektors gab es mit den Finanz- und Versicherungsdienstleistern (Wirtschaftsabschnitt K) eine Branche, deren Anteil an den Erwerbstätigen sogar deutlich geschrumpft ist. Die unternehmensnahen Dienstleister (Wirtschaftsabschnitte M und N), wozu die Ingenieurbüros ebenso zählen wie die Leih- oder Zeitarbeit, zeigen hingegen einen weit überproportionalen Aufwuchs. Dies gilt weniger stark ausgeprägt auch für die Information und Kommunikation (Wirtschaftsabschnitt J). Auch die Öffentlichen Dienstleister sowie Erziehung und Gesundheit (Wirtschaftsabschnitte O, P, Q) stechen mit im Zeitablauf deutlich höheren Anteilen hervor.

2.4.2 Die Grundidee der Shift-Share-Analyse

Wenn Wirtschaftsabschnitte absolut und relativ rückläufige Erwerbstätigenzahlen aufweisen, andere hingegen steigende, so liegt die Überlegung nahe, dass Regionen mit einem hohen Anteil wachstumsstarker Bereiche eine günstige, und solche mit einem hohen Anteil schrumpfender Bereiche eine ungünstige Prognose für die weitere Entwicklung aufweisen sollten. Lässt sich dies für eine Analyse der regionalen Wirtschaft und ihrer Zukunftschancen ausnutzen? Hier kommt die Shift-Share-Analyse ins Spiel.

Die Shift-Share-Analyse ist eine Methode, die in der Regionalökonomie eingesetzt wird, um die Entwicklung in einem betrachteten Wirtschaftsraum im Verhältnis zu einem Referenzraum zu charakterisieren. Typischerweise handelt es sich bei dem betrachteten Wirtschaftsraum um eine untergeordnete, bei dem Referenzraum hingegen um eine übergeordnete Gebietseinheit (z. B. Bundesland zu Bund, Regierungsbezirk zu Land oder Bund). Die Grundidee der Shift-Share-Analyse ist, dass sich die Einflüsse auf die ökonomische Entwicklung einer Region zum einen auf die Wirtschaftsstruktur, 18zum anderen auf die dort vorherrschenden Standortbedingungen zurückführen lassen. Beispielsweise könnte sich eine boomende Region deshalb im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen gut entwickeln, weil überdurchschnittlich viele Unternehmen vorhanden sind, deren Geschäftsfelder in Wachstumsbranchen liegen. Möglich wäre aber auch, dass die Unternehmen vor Ort deshalb expandieren, weil sie auf eine besonders gute Infrastruktur zurückgreifen können bzw. aufgrund anderer günstiger Standortbedingungen Kostenvorteile gegenüber Wettbewerbern aus anderen Regionen besitzen. Kostenrelevante Faktoren können unter anderem geringe Lohnstückkosten und Bodenpreise, günstiger Zugang zu Ressourcen oder niedrige Steuern und Abgaben sein. Auch die so genannten „weichen“ Faktoren, die eine Region für hochspezialisierte Fachkräfte und innovative Unternehmer attraktiv machen, können hierbei eine wichtige Rolle spielen. Dazu sind etwa der Freizeitwert, das kulturelle Angebot sowie andere Bedingungen zu zählen, die wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität an einem Standort haben und diesen somit für kreative und engagierte Personen attraktiv machen. So ist es durchaus denkbar, dass sich aufgrund günstiger Standortfaktoren Wirtschaftszweige in einer Region positiv entwickeln, die anderswo zu den Krisenbranchen gerechnet werden.

Die Grundfragen, die mit der von Dunn (1960) sowie Perloff et al. (1960) unabhängig voneinander entwickelten Shift-Share-Analyse zu beantworten versucht werden, sind:

– Wie lassen sich die Bestimmungsfaktoren für die regionale Entwicklung in einen Struktur- und einen Standorteffekt aufspalten?– Sind Unterschiede im Wirtschaftswachstum von Regionen eher durch Struktur- oder Standorteffekte bestimmt?– Können Informationen über Struktur- und Standorteffekte ausgenutzt werden, um regionale Entwicklungen vorherzusagen?

Diesen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden.

In der Sprache der Shift-Share-Analyse wird die Entwicklung einer Region durch den sogenannten Regionalfaktor beschrieben. Der Regionalfaktor ist dabei nichts anderes als das beobachtete Wachstum einer Indikatorgröße (z. B. der Wertschöpfung oder der Beschäftigung) in einer Region. In der einfachsten Form wird der Regionalfaktor in zwei Teileffekte zerlegt. Der eine bezieht sich auf die Wirtschaftsstruktur, der andere auf die Standortgüte. Die Grundgleichung der Shift-Share-Analyse lautet somit:

Regionalfaktor = Strukturfaktor + Standortfaktor.

Der Strukturfaktor gibt dabei die Antwort auf die fiktive Frage: „Wie wäre die Wirtschaft einer ausgewählten Region R in der betrachteten Zeitperiode gewachsen, wenn sich alle dort vorhandenen Sektoren bzw. Industriezweige genau so entwickelt hätten wie im übergeordneten Wirtschaftsraum A?“ Der Strukturfaktor lässt sich leicht aus einem gewichteten arithmetischen Mittel der sektoralen Wachstumsraten im Referenzraum A berechnen. Als Gewichtungsfaktoren finden dabei die Sektor- bzw. Branchenanteile der Region R im Ausgangszeitpunkt Verwendung. Der Standortfaktor ergibt sich dann als Abweichung des Regionalfaktors vom Strukturfaktor. Der Standortfaktor wird somit als eine Restgröße bestimmt.

Ein positiver Standortfaktor besagt, dass die Wirtschaftszweige in R im gewichteten Mittel eine bessere Wachstumsbilanz aufweisen als die entsprechenden Wirtschaftszweige in A (und umgekehrt). Ist der Strukturfaktor größer (kleiner) als die 19Wachstumsrate in A, dann sind in der Region R Wachstumsbranchen (bzw. Problembranchen) stärker vertreten als im Referenzraum A. Wenn die Wirtschaftsstruktur der Region ein genaues Abbild des Referenzraums ist, entspricht der Strukturfaktor genau dem Wachstum in A. Der Standortfaktor ist folglich Null, wenn sich die Wirtschaftszweige der Region genauso entwickeln wie in A.

2.4.3 Unterschiede in der regionalen Wirtschaftsstruktur

Im Vergleich zwischen den Regionen zeigen sich erhebliche Unterschiede der Sektorstruktur. Im Folgenden betrachten wir nicht mehr die Erwerbstätigen insgesamt, sondern deren mit Abstand größte Untergruppe, die der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der Grund dafür ist, dass für diese Gruppe auf kleinräumiger Ebene wesentlich präzisere Daten vorliegen als für die Gesamtheit aller Erwerbstätigen.

Tabelle 2.3: Anteil des verarbeitenden Gewerbes an den Beschäftigten für Deutschland insgesamt, für ausgewählte Regionen sowie nach Landesteil und Stadt/Land

Raumeinheit

Aggregat

2008

2017

Deutschland

insgesamt

31.5

28.1

Ausgewählte Regionen

 

31.5

28.1

Potsdam

kreisfreie Stadt

7.4

7.5

Bonn

kreisfreie Stadt

9.4

8.0

Frankfurt am Main

kreisfreie Stadt

10.7

10.7

Dingolfing-Landau

Landkreis

69.8

58.2

Wolfsburg

kreisfreie Stadt

58.9

61.3

Tuttlingen

Landkreis

64.2

61.9

Unterschiede nach Landesteil und Stadt/Land

Westdeutschland

insgesamt

32.7

29.1

Städtischer Raum

27.0

Ländlicher Raum

36.0

Ostdeutschland

insgesamt

26.5

23.8