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Eine gezielte Berufsplanung gehörte nie zu Felicitas' Leben. Das soll sich nach ihrem Umzug auf die Baleareninsel Mallorca ändern. Sie ist entschlossen, ihren Job in dem malerischen Landhotel S'Olivera verda tadellos zu erledigen. Doch das ist schwieriger als gedacht, denn dort trifft sie immer wieder auf den attraktiven Celestino. Und der ist ausgerechnet mit Felicitas’ Chefin verlobt. Am Fuße des Tramuntana-Gebirges beginnt für Felicitas ein Ringen zwischen Verstand und Herz.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Olivenhain und Meeresrauschen
Über das Buch
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Nachwort und Danksagung
Eine gezielte Berufsplanung gehörte nie zu Felicitas’ Leben. Das soll sich nach ihrem Umzug auf die Baleareninsel Mallorca ändern. Sie ist entschlossen, ihren Job in dem malerischen Landhotel S’Olivera verda tadellos zu erledigen. Doch das ist schwieriger als gedacht, denn dort trifft sie immer wieder auf den attraktiven Celestino. Und der ist ausgerechnet mit Felicitas’ Chefin verlobt. Am Fuße des Tramuntana-Gebirges beginnt für Felicitas ein Ringen zwischen Verstand und Herz.
Über die Autorin
Rana Wenzel wurde 1971 im Ruhrgebiet geboren, wo sie auch heute noch lebt. Zusammen mit ihrem Ehemann arbeitet sie als Anwältin in ihrer eigenen Kanzlei. Daneben geht sie seit einigen Jahren ihrer zweiten Leidenschaft nach: dem Schreiben von Büchern. Ihre beruflichen Erfahrungen inspirieren sie regelmäßig zu fantasievollen Krimis und spannenden Liebesgeschichten. Rana Wenzels Romane spielen häufig auf spanischen Inseln, zu denen sie nach einigen Auslandsaufenthalten eine besondere Fernwehbeziehung hat. Sie veröffentlicht für unterschiedliche Verlage und im Selfpublishing unter verschiedenen Pseudonymen.
Es gibt Menschen, die betreten einen Raum und man selbst möchte ihn sofort verlassen.
Unschön wird die Situation, wenn es sich dabei um ein Vorstellungsgespräch handelt und bei der Person um die zukünftige Chefin.
Also blieb Felicitas mit einem festgefrorenen Lächeln auf den Lippen sitzen. Sie brauchte den Job als Sportanimateurin in diesem Nobelhotel. Die Bezahlung war gut und ihren Vermieter interessierte es nicht, dass sie ihre vorherige Arbeitsstelle ohne eigenes Verschulden verloren hatte. Dennoch beschlich Feli bereits nach dem ersten Blickwechsel die Ahnung, dass der Weg zu der umgebauten Finca vergebens gewesen wäre.
Bei dem Hoteldirektor Carlos Bosc hätte sie vielleicht noch punkten können. Er war ein Mann unbestimmten Alters jenseits der 50, der sie höflich und ansonsten ohne jede erkennbare Emotion begrüßt hatte. Während sie warteten, wechselten sie einige Worte, ohne dass Feli Ablehnung spürte. Doch leider wurde das ›S’Olivera verda‹ von einer Doppelspitze geführt, die gemeinsam über die Neueinstellungen zu befinden hatte. Deshalb stolzierte soeben die Hotelmanagerin Anastasia Duval durch das Büro, traumwandlerisch sicher auf Absätzen, auf denen Feli nach maximal drei Schritten gestrauchelt wäre.
Anastasia Duval gehörte zu jener Sorte perfekt gestylter, adretter Vorzeige-Karrierefrauen, die allen Menschen mit Geringschätzung begegneten, die nicht in dieser Liga spielten.
Felicitas fiel offensichtlich nicht in die genehmen Kategorie. Zwar hatte sie sich anstelle ihrer üblichen Jeans oder Sportbekleidung sogar in eine schmale Baumwollhose gezwängt, doch war die vom Hinweg auf dem Fahrrad zerknautscht und die Spuren des Straßenstaubs auf dem dunklen Stoff würden kritischen Augen nicht entgehen. Verstohlen wischte Feli über die Beine, aber als sie in die Mienen der Hotelleitung blickte, sah Feli förmlich Anastasias innerliches Naserümpfen. Sie hatte nicht damit gerechnet, als Sportanimateurin wie eine Angehörige der oberen Zehntausend gekleidet sein zu müssen. Die Frau ihr gegenüber war offenkundig anderer Meinung. Felicitas fühlte sich unter diesem Blick in dem Haus ungefähr so willkommen wie Kakerlakenbefall.
Die Klingen der Herablassung schnitten tief, trotzdem versuchte Feli, die Situation mit einem gewinnenden Lächeln zu retten. Sie konnte doch nicht schon wieder aufgeben. Aber Anastasia Duval reagierte lediglich mit einem abfälligen Schürzen der Lippen. Das Spiel war verloren.
Ein kläglicher Rest an Stolz flammte in Felicitas auf. Sie würde zumindest hocherhobenen Hauptes untergehen. Sie straffte ihre Haltung, hob das Kinn und lächelte stoisch, während sie auf das endgültige Urteil wartete.
Anastasia erwiderte den Blick unbeeindruckt.
Sekunden verstrichen, in denen sich eine unangenehme Stille ausbreitete. Eine Frau wie Anastasia erwartete wohl, dass Felicitas den Kopf senkte oder wenigstens zur Seite sah, doch diesen Gefallen würde Feli ihr nicht tun. Sie hatte eine Schwester von ähnlichem Kaliber und somit lebenslanges Training. Meistens gelang es ihr ganz gut, eine Fassade aufrechtzuerhalten.
Irgendwann räusperte sich Carlos Bosc, der sich bisher als Beobachter hinter seinem Schreibtisch verschanzt hatte. Auf dieses Signal hoben sich die akkurat gezupften Augenbrauen der Hotelmanagerin wie in Zeitlupe, die einen Atemzug später wenig überraschend verkündete, sie wäre nach Durchsicht der Bewerbungsunterlagen zu dem Ergebnis gekommen, dass Felicitas den Anforderungen leider nicht genügte. Mit einem knappen Kopfnicken verließ sie das Büro.
Der Hoteldirektor sah sich immerhin noch zu einem kurzen Dank für ihr Kommen bemüßigt, dann fand sich Feli im Vorzimmer wieder, das laut Namensschild von einer Paula Sanchez gehütet wurde, die jedoch gerade nicht an ihrem Platz war.
Auf dem Flur atmete Feli tief durch. Die Erleichterung darüber, nicht mit dieser unangenehmen Person zusammenarbeiten zu müssen, wich schnell der Ernüchterung. Erneut hatte sie versagt.
Mit einem Mal fühlte sie sich so minderwertig, wie es Anastasias Miene ausgedrückt hatte. Klein, bedeutungslos, unzureichend.
***
Die hellblauen Augen starrten sie anklagend an.
Es waren ihre eigenen – reflektiert von der blank polierte Oberfläche des Kaffeevollautomaten hinter der Theke. Normalerweise mochte Felicitas ihre Augen, die durch diese ganz spezielle Farbe ihrer Iriden etwas Besonderes bekamen. Doch heute gefiel ihr der Ausdruck darin nicht.
Auf dem Weg zum Ausgang hatte sie einen Blick in die Bar erhascht. Edel, rustikal, stilvoll. Und ausgesprochen einladend.
Statt den Ort der Niederlage sofort zu verlassen, hatte Feli plötzlich das Bedürfnis verspürt, sich etwas Gutes zu tun. Ein teurer Cocktail in dieser feinen Umgebung sollte ihrem Ego wieder auf die Beine helfen. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie fühlte sich noch erbärmlicher, als sie all die Eleganz um sie herum in sich aufnahm, für die sie als zu unwürdig befunden worden war.
Schnell senkte Felicitas den Blick auf das Glas vor sich. Alkohol. Vormittags. In einer Bar. Ganz so wie die traurigen Gestalten in schlechten Filmen, die kurz darauf ein tragisches Ende nahmen. War sie auf dem besten Wege, zu einer von ihnen zu werden?
Sicher, sie saß nicht in einer Spelunke, sondern in dem edlen Ambiente eines der besten Hotels Mallorcas. Und statt billigen Fusels, stand vor ihr ein – vermutlich unbezahlbarer – »Cocktail nach Art des Hauses«, wie ihr der Barkeeper augenzwinkernd erklärt hatte.
Doch betrachtete man den Rest ihres Lebens, hätte sie gut zu den freudlosen Verlierern in den verqualmten Kneipen bei Schnaps und Bier gepasst. Wenn man darüber hinwegsah, dass sie Hochprozentiges nicht sonderlich mochte. Gedankenverloren zupfte Feli an der schillernden Dekopalme herum, die in einem Stück Ananas am Rand des Glases steckte und versank noch etwas tiefer in ihrem Weltschmerz. Seit ihrer Ankunft auf Mallorca lief alles schief. Nein, schon länger, schaltete sich eine fiese Stimme im Hinterkopf ein, die offenbar plante, ihrem angeknacksten Selbstbewusstsein endgültig den Rest zu geben. Ihr Leben war seit dem Abitur eine Aneinanderreihung von Fehlschlägen und enttäuschten Erwartungen. Uni abgebrochen, dann munter die Arbeitsstellen gewechselt und schließlich auf der Insel gelandet. Mit dem festen Vorsatz, es länger als ein paar Monate in einem Job auszuhalten. Vor allem wollte sie die Zeit dazu nutzen, ihr Leben zu ordnen und die Zukunft zu planen. Stattdessen ging es genauso ruhelos weiter wie in Deutschland.
Tief gefangen in dunklen Gefühlen seufzte sie auf, griff nach ihrem Cocktailglas und sog gierig an dem Strohhalm. Der ungewohnte Alkohol brannte in ihrer Kehle und prompt musste sie husten.
»Schön langsam«, ertönte eine warme Stimme mit leicht belustigtem Unterton neben ihr. Der kaum hörbare, aber dennoch vorhandene spanische Akzent machte sie noch reizvoller. »Jorges Mischungen sind berüchtigt.«
Felicitas drehte den Kopf und ihr Blick traf auf braune Augen, die amüsiert funkelten. Die Augen gehörten zu einem der drei Männer, die außer ihr die einzigen Gäste in der Hotelbar waren. Geschäftsleute vermutlich, denn zwei von ihnen trugen Anzug und Krawatte, nur der Mann neben ihr hatte darauf verzichtet. Seine beigefarbene Leinenhose in Kombination mit einem weißen Hemd und hochgekrempelten Ärmeln gaben ihm etwas Tatkräftiges und zugleich Lässiges. Die Gruppe hatte an einem Tisch in der Nähe der Glasfront gesessen und sich nun erhoben. Feli hatte sie beim Betreten der Bar nur am Rande registriert, zu sehr war ihr einziges Interesse darauf gerichtet gewesen, die Abfuhr der Geschäftsführerin in einem Cocktail weichzuspülen.
Unter normalen Umständen wäre ihr der Mann, dessen Mundwinkel sich zu einem sympathischen Lächeln nach oben bogen, sofort ins Auge gesprungen. Großgewachsen, auf eine athletische Art muskulös, volle, fast schwarze Haare und schöne, helle Zähne, die er nun aufblitzen ließ. Seiner abwartenden Miene nach zu urteilen, hatte er sie etwas gefragt.
Das war ihre Gelegenheit. Sie konnte ihm mit einer einzigen schlagfertigen Erwiderung klarmachen, welch intelligente und interessante Persönlichkeit er vor sich hatte. Eine, für die es sich lohnte, ihr mit diesem Lächeln den verkorksten Vormittag zu retten. Doch sie war einfach Feli: Eine Frau, Ende 20, die so erfolglos war, dass sie es nicht einmal schaffte, ihren Kummer in Alkohol zu ertränken, weil sie den nicht vertrug und sich deshalb gleich beim ersten Schluck hustend blamierte.
Also stierte sie ihn an wie eine Erscheinung und suchte nach Worten. Wenn das mal keine gelungene Art war, den einzigen Lichtblick des heutigen Tages zu vergraulen.
Der Lichtblick schien allerdings mit erstaunlicher Geduld gesegnet zu sein, denn noch immer lächelte er freundlich, wenngleich seine Mundwinkel ein klein bisschen amüsiert zuckten. »Sie sprechen aber Deutsch?«, erkundigte er sich.
»Ja.« Feli nickte. »Ja, ich spreche Deutsch. Und Englisch, Französisch und Spanisch, auch wenn all das hier niemanden interessiert. Und für gewöhnlich bin ich weder auf den Mund gefallen, noch besonders trinkfreudig. Ach ja, und verbittert eigentlich auch nicht«, fügte sie hinzu, um zu retten, was nicht mehr zu retten war. Was war bloß in sie gefahren? Der ungewohnte Alkohol forderte offenbar nach diesem einen Schluck bereits Tribut. Schade um die nette Bekanntschaft.
Ihr Gegenüber wirkte zu Felis Überraschung noch immer nicht verschreckt. Nur der Schalk schwand aus seinen Augen.
»Warten Sie einen Moment«, sagte er, als seine zwei Begleiter auf ihn zusteuerten, um sich zu verabschieden. Dann wandte er sich wieder Felicitas zu.
»Sie verstoßen gerade gegen eine wichtige Hotelregel«, informierte er Felicitas und reichte ihr Glas an den Barkeeper zurück, der diskret abseits gewartet hatte. »Jorge, mach uns bitte zwei Cortados«, bestellte er. Mit einem Nicken verschwand der Barmann mitsamt ihres Cocktails in den hinteren Bereich der Theke.
Felicitas wollte protestieren, als der Spanier ihr das Getränk entwendete, doch fiel ihr rechtzeitig auf, dass er sie elegant davor bewahrte, dieses Teufelszeug trinken zu müssen. Es hätte sie binnen kürzester Zeit umgehauen und ein Sturz mit ihrem Mountainbike wäre wahrhaftig die Krönung des verdammten Tages gewesen.
»Bitte.« Er berührte Felicitas am Ellbogen, und machte eine einladende Geste hinaus auf die Terrasse. »Dort können wir unseren Kaffee in Ruhe genießen.«
Felicitas fragte sich nicht einmal, warum sie plötzlich mit einem völlig fremden Mann in einem ebenso fremden Hotel einen Kaffee trinken würde. Das machte den Tag allenfalls noch ein bisschen seltsamer, doch damit konnte sie leben, solange kleine Lachfältchen um warme braune Augen dabei eine Rolle spielten. Ihre Beine folgten der Aufforderung des Mannes ganz automatisch und bald saß sie mit ihm in einer Nische auf der Terrasse.
Das Ambiente war ein Traum. Palmen und Kübelpflanzen schafften nicht nur Struktur, sie spendeten darüber hinaus genügend Halbschatten, sodass die Temperaturen trotz des nahenden Hochsommers angenehm blieben. Die Zipfel der weißen Tischdecken bewegten sich sachte in jedem Windhauch, einige Spatzen stritten sich lautstark um ein paar Krümel, wurden jedoch sofort durch einen Kellner verjagt, der mit einem Handfeger herbeieilte. Kurz darauf war die Stelle ebenso klinisch rein wie der übrige Steinboden auch. Etwas zu viel Sauberkeit nach Felicitas’ Geschmack. Zu diesem ländlichen Umfeld hätte ein wenig rustikaler Schmutz gepasst. Die Gebäude atmeten trotz aller Vornehmheit noch etwas Grundsolides aus. Eine Ahnung ihres Daseins als Bauernhof, bevor Geld und Luxus hier Einzug gehalten hatten.
Die Hänge des Tramuntanagebirges schienen zum Greifen nah. Graubraune Höhenzüge rahmten die Anlage von West bis Nordost ein. In den übrigen Richtungen umgaben weite Felder das Anwesen. Eine ehemalige Finca, spezialisiert auf Olivenanbau, wie Feli wusste. Sie hatte sich im Internet über das Luxushotel informiert, bevor sie sich beworben hatte. Genutzt hatte die Vorbereitung nichts.
»Und schon verstoßen Sie wieder gegen diese Hotelregel«, riss ihr Gegenüber sie aus ihren Gedanken und Felicitas lächelte schuldbewusst zurück.
»Welche Regel meinen Sie?«, fragte Feli. Nicht, dass es wichtig gewesen wäre. Wenn sie das Hotel nach dem Kaffee verließ, würde sie es vermutlich nie wieder betreten. Neugierig war sie dennoch.
»Ihre Augen. Sie blicken traurig. Kein Gast darf hier so traurig gucken.«
»In dieser Hinsicht kann ich Sie beruhigen«, erwiderte Feli lächelnd. »Ich bin kein Gast des Hotels. Ich bin …« Sie brach ab und biss sich auf die Lippe. Ihr Scheitern ging den Kerl schließlich nichts an.
Der schenkte der abgeschnittenen Erklärung keine weitere Beachtung. »Kein Gast also.« Er nickte bedächtig, als habe er gerade ein Rätsel gelöst und schmunzelte. »Das erklärt, warum Sie mir noch nicht aufgefallen sind. Ich stromere derzeit viel durch die Flure und Räume.«
»So große Langeweile?«
Der Spanier lachte laut auf. »Wenn es nur so wäre.« Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, dann seufzte er. »Im Gegenteil. Das Hotel soll umgebaut werden. Alles. Zunächst die Zimmer, danach die übrigen Räume, wie Speisesaal, Bibliothek und so weiter. Parallel geht es an die Außenbereiche.« Missmutig verzog er das Gesicht. »Wir können den Zeitplan jetzt schon nicht einhalten, weil jeder hier eine andere Auffassung davon hat, wie das Hotel zukünftig aussehen soll. Wenn ich in den nächsten Tagen nur einen einzigen weiteren Krawattenträger treffe, der mir eine neue Idee unterbreiten möchte, trete ich jeden einzelnen Farbeimer im Haus persönlich um und verlasse die Insel, besser noch das Land.« Auf seiner Stirn zeigte sich eine tiefe Furche.
»Hört sich an, als hätten Sie meinen Cocktail nicht an Jorge zurückgeben, sondern selbst trinken sollen.«
Sofort glätteten sich die Züge des Mannes. »Entschuldigung, ich sollte Sie nicht mit meinen Sorgen belasten. Es macht mich nur allmählich wahnsinnig, dass ich ein Projekt leiten soll, in das mir jeden Tag ein anderer Mensch hereinredet.«
»Schon in Ordnung. Scheint, als hätte nicht nur ich einen schlechten Tag erwischt.«
»Das kann man so sagen.« Er beugte sich zu ihr hinüber und streckte ihr die Hand hin. »Übrigens, ich heiße Celestino, aber die meisten nennen mich Cel. Wir Leidensgenossen sollten uns doch wenigstens beim Namen kennen.«
»Felicitas oder Feli.« Sie ergriff die Hand und schüttelte sie. Seine Finger umschlossen ihre angenehm fest.
»Nun Felicitas, wenn Sie kein Gast in diesem Hotel sind, was hat Sie dann an diese Bar geführt?«
Jorge, der auf einem Tablett zwei Tassen Kaffee balancierte und einen Ordner unter den Arm geklemmt hatte, bewahrte sie vor einer Antwort. Er drückte Celestino die Mappe in die Hand, nachdem er die Getränke serviert hatte. »Du hast das hier in der Bar liegenlassen.«
»War womöglich ein Versuch, den Dingern zu entkommen«, brummte Celestino unwillig und warf die Kladde achtlos auf den Stuhl neben sich. Plötzlich hellte sich seine Miene auf.
»Vielleicht hat Sie ja heute das Schicksal zu mir geführt«, sagte er zu Feli. »Sagen Sie mir doch bitte, was Ihnen besser gefällt.« Mit diesen Worten griff er nach dem Ordner, der sich als Mustermappe entpuppte, in dem sich Farbkarten, Stoffproben und Tapetenstreifen ein Stelldichein gaben. An etlichen Stellen klebten Markierungen und überhaupt sah die Mappe bereits ziemlich abgegriffen aus.
»Ich sagte ja, hier kann sich niemand auf irgendetwas einigen«, erklärte Celestino, dem Felicitas Blick offenbar nicht entgangen war. »Und das ist nur die Zusammenstellung für die Zimmer. Für den übrigen Innenbereich gibt es noch weitere Ordner.« Er verdrehte die Augen.
»Und ich soll die Schiedsrichterin spielen?« Felicitas lachte trocken auf. »Ich glaube nicht, dass mein Rat hier besonders gefragt wäre.« Enttäuschung zeigte sich in seiner Miene und sie schob hinterher: »Aber ich kann es ja versuchen.«
Die Erleichterung, die sich daraufhin in Celestinos Gesicht abzeichnete, ließ sie schmunzeln. Er musste wirklich verzweifelt sein.
Eine Weile probierten sie mit Mustern und Farben herum, bis Feli sagte: »Es ist schwierig, weil ich die Zimmer nicht kenne.« Sie reichte Celestino einen Farbfächer zurück. »Ich glaube, ich kann dir nicht weiterhelfen.« Sie waren nach Celestinos Hinweis, in Spanien sei einiges unkomplizierter als in Deutschland zum ›Du‹ übergegangen.
»Nun, das lässt sich regeln«, erwiderte Celestino und erhob sich. »Kommst du?«
»Wohin?«
»Zimmer angucken. Du sagtest doch gerade …«
»Ich glaube, das ist keine gute Idee.« Felicitas rührte sich nicht und Celestino setzte sich wieder.
»Aus welchem Grund?«
»Ich war hier für ein Vorstellungsgespräch. Sagen wir einfach, das ist nicht so gut gelaufen.«
»Was ist passiert?«
»Ich habe das Anforderungsprofil nicht erfüllt.«
Celestino hob fragend die Augenbrauen. »Als was hattest du dich denn beworben?«
»Sportanimation. Am Telefon habe ich mit einem Carlos Bosc gesprochen, der klang ganz interessiert, aber als dann der weibliche Teil der Geschäftsführung hinzukam, hat sich das Blatt gewendet.«
»Du meinst Anastasia Duval? Was hat ihr denn nicht gepasst?«
Felicitas zuckte mit den Schultern. »Hat sie nicht gesagt. Sie hat sich meine Bewerbungsunterlagen, die ich mitgebracht hatte, kaum angesehen. Stattdessen betrachtete sie mich wie ein besonders ekliges Insekt und teilte mir unumwunden mit, dass ich den Ansprüchen dieses Hauses nicht genüge.« Automatisch blickte Felicitas an sich herunter. Mehr Zugeständnisse als diese konservative Baumwollhose konnte sie kaum machen. Genauer gesagt erlaubte ihr Kleiderschrank keine weiteren Zugeständnisse.
Celestino sah Felicitas einen Moment mit unergründlicher Miene an. Dann erhob er sich abermals. »Und wenn schon, ich nehme es auf meine Kappe. Ich werfe mich todesmutig in den Weg, falls dich Anastasias messerscharfe Blicke zu erdolchen drohen.«
Er lächelte so schalkhaft, dass Felicitas nicht widerstehen konnte und ihm mit einer Spur Abenteuerlust folgte. An der Bar wollte sie anhalten, um zu zahlen, aber Celestino legte seinen Arm in ihren Rücken und schob sie weiter. Mit der anderen Hand winkte er in Richtung Theke. »Rechnung geht auf mich!«, rief er Jorge zu.
»Alles klar, Cel« gab der zurück und polierte ungerührt seine Gläser weiter. Als Barkeeper hatte er vermutlich bereits merkwürdigere Dinge erlebt, als einen Projektleiter, der mit einer abgelehnten Animateurin in Richtung Zimmer verschwand.
Auch wenn Celestino versprochen hatte, sie heldenhaft zu beschützen, war Felicitas froh, dass sie das Zimmer erreichten, ohne Anastasia Duval oder Carlos Bosc begegnet zu sein. Die einzige Angestellte in der Etage eilte mit einem grüßenden Nicken an ihnen vorbei und ließ sich nicht anmerken, falls sie sich wunderte.
Celestino zückte eine Key-Card und einen Augenblick später standen sie in einem prächtigen Raum.
»Wow«, entfuhr es Felicitas. Sie sah sich um. Schwere, weiß lackierte Holzmöbel. Glänzende Seidentapeten, edle Vorhänge und dazu ein Teppich, in dem der Fuß versank. Wie eine Kulisse aus einem alten Film. Und genau das war das Problem. Nachdem die Wirkung des Ersteindrucks verflogen war, wurde die Opulenz erdrückend. Der Pomp erschlug Feli förmlich und obwohl alles penibel sauber war, erschien das Zimmer verstaubt.
»So schrecklich?«, erkundigte sich Celestino, der ihr Mienenspiel verfolgt hatte.
»Es ist … also es wirkt … man könnte hier durchaus …« Sie brach ab, unfähig, die passenden Worte zu finden.
»Das ist die Suite Romantica. Vielleicht war sie sogar mal romantisch.« Celestino lachte. »Keine Sorge, die anderen Zimmer sind nicht ganz so schlimm, aber auch die sind in die Jahre gekommen und benötigen dringend eine Modernisierung.« Er drehte sich einmal um die eigene Achse. »Unglaublich, dass so etwas mal gefragt war.«
Felicitas pflichtete mit einem stummen Nicken bei.
Er lächelte sie verschmitzt an. »Es liegt nun an dir, das zu ändern.« Sein Lächeln vertiefte sich. »Also, was meinst du: Wird man hier wieder romantische Stunden verbringen können?«
Der Blick, den er ihr dabei schenkte, war so intensiv, dass Feli der Atem stockte. Flirtete er mit ihr? Doch nein, der Moment verflog und Celestino versenkte sich in einen Farbfächer.
Die Menge an Farbtafeln war Feli nicht geheuer. »Gibt es denn schon eine Vorauswahl?«, erkundigte sie sich vorsichtig. Zwar hatte sie heute nichts mehr vor und Celestinos Gesellschaft war durchaus angenehm, doch es würde Tage dauern, sich durch alle Karten zu arbeiten. »Irgendwelche bevorzugte Farbkonzepte?«
Celestino warf ihr einen mitleidheischenden Blick zu. »Genau das ist das Problem. Es gibt Vorlieben – und zwar bei jedem eine andere. Noch dazu gerne täglich wechselnd.« Er seufzte erbarmungswürdig und fuhr sich durch die Haare. »Wenn ich nicht bald eine Entscheidung höre, werfe ich hin und gehe auf eine lange Weltreise. Schade um das schöne Projekt. Ich hatte anfangs große Lust darauf. Das war allerdings, bevor ich ahnte, wie schwierig es würde.«
Felicitas ergriff beherzt den Ordner und blätterte durch. »Hatte ich vorhin nicht auch Möbelprogramme gesehen? Wie wäre es, erst einmal die Ausstattung auszuwählen? Dann findet sich der Rest mit Sicherheit einfacher.«
»Diese Zuversicht teile ich zwar nicht, aber du hast recht. Irgendwo müssen wir anfangen.« Er setzte sich neben Felicitas und seine Nähe war ihr irritierend bewusst. Er beugte sich zu ihr herüber, damit sie gemeinsam die Möbelfotos durchgehen konnten, und ein Kräuterduft streifte ihre Nase. Als er sich mit einer Hand über den Kopf fuhr, roch sie ihn noch intensiver. Sie schnupperte. Es war sein Shampoo. Gemischt mit einer männlichen Note.
»Das hier sind die Programme, die in die engere Wahl kommen«, erklärte er, während er nacheinander mehrere markierte Seiten aufschlug und Feli sich zwang, ihre Nase in den Abbildungen und nicht in seinem Haar zu versenken. »Wie soll ich die bloß unter einen Hut bekommen?«
Felicitas verstand das Problem. Von romantisch verspielt, verschnörkelt, geschnitzt bis hin zu klaren Formen und strengen Linien war alles vertreten.
»Du lieber Himmel, wie viele Personen dürfen denn mitentscheiden?«
»Wenn es nach ihr ginge, nur Ana allein«, antwortete Celestino mit einem schiefen Grinsen. »Tatsächlich sind es jedoch ein paar Leute mehr, die das Konzept am Ende absegnen müssen. Das Hotel gehört zur Hotelgruppe »Seis Islas«, und die gesamte Chefetage will mitreden.«
»Und du bedauernswerter Mann hängst mitten drin, würdest gerne mit der Arbeit beginnen, aber sie lassen dich nicht«, fasste Felicitas sein Dilemma zusammen. »Doch ich sehe nicht, wie ich dir helfen könnte. Du hast am Ende nur eine Meinung mehr, schlimmstenfalls eine, die etwas völlig anderes bevorzugt.«
»Wäre das denn so? Hast du eine ganz neue Idee?«
»Hm-mm.« Felicitas beobachtete seine Reaktion. Wollte er wirklich einen weiteren Vorschlag? Sie las Interesse in seinem Gesicht. Und entdeckte außerdem goldene Sprenkel in seinen Augen.
»Ich höre.«
»Mir ist vorhin auf der Terrasse bereits der Gedanke gekommen, dass der ursprüngliche Charakter der Finca zu wenig betont, sondern von Pomp und Eleganz überlagert wird.«
»Ana würde sagen, die Gäste erwarten eben ein gehobenes Maß an Luxus.«
»Und ich würde sagen, ein Ort kann nobel ausgestattet sein, mit wertigen Möbeln und edlem Ambiente und trotzdem eine gewisse Ursprünglichkeit bewahren. Diese Gebäude haben eine Geschichte zu erzählen und ich finde, man sollte sie die Geschichte erzählen lassen. Man darf nicht das Besondere dieses Orts unter einem Haufen austauschbarer und nichtssagender Luxusgüter begraben.« Warum sich Feli so in Rage redete, konnte sie selbst nicht sagen. Vermutlich reichte die Erwähnung von Anastasias Namen bereits aus. Die Frau, die nicht nur Feli, sondern auch Gebäude falsch beurteilte.
Cel sah sie einen Moment lang verblüfft an, dann lächelte er. »Du siehst also auch, wie viel Potential in diesen alten Mauern steckt.« Seine Miene wurde nachdenklich. »Ich habe auch schon überlegt, dass man sich auf das Ursprüngliche besinnen sollte. Antonio – das ist der Leiter des Teams von Innenarchitekten und Ausstattern – pflichtet mir bei. Aber derzeit schlägt das Pendel in Richtung nach ›mehr Luxus‹ aus. Im Kampf Golfplatz gegen uralte Olivenbäume steht es derzeit eins zu null für den Golfplatz.« Es war nicht schwer zu erraten, wie er über diese Entscheidung dachte.
Felicitas runzelte die Stirn. »Ein weiterer Golfplatz ist genau das, was der Insel gefehlt hat«, kommentierte sie in einer Mischung aus Erschrecken und Empörung.
»Das Land dort«, er zeigte aus dem Fenster grob in Richtung Es Capdellà, »gehört zu diesem Anwesen, aber wird schon lange nicht mehr von der Finca bewirtschaftet. Einiges ist verpachtet, vieles liegt brach und verwildert. Da sanfter Tourismus im Kommen ist, würde ich das Land gerne in diesem Sinne nutzen. Unter Einbeziehung der Bäume eine Art Park gestalten, damit die Gäste dort umherwandern können. Mit einem Grillplatz und einer Hütte für Workshops. Inmitten der Natur, die Mallorca über Jahrhunderte prägte.«
»Das gefällt mir. Klingt so, als hättest du dir viele Gedanken darüber gemacht. Deinem Blick entnehme ich, dass es von der Geschäftsführung nicht begeistert aufgenommen wurde.«
Cel verzog das Gesicht zu einem halbherzigen Grinsen. »Eher nicht. Ana stand kurz davor, für mich einen Termin in Son Espases zu vereinbaren, weil sie einen Ausfall größerer Hirnregionen vermutete.« Er lachte humorlos auf. »Die Neurologie in dem Klinikum sei ausgezeichnet, teilte sie mir mit und damit war das Thema ›Erhalt der Olivenbäume‹ für sie erledigt.«
»Die Frau kann ganz sicher ein Biest sein«, murmelte Felicitas leise, aber nicht leise genug, denn Celestinos Grinsen vertiefte sich.
»Du ahnst gar nicht, wie sehr«, erwiderte er.
»Kannst du nicht gehen?«, platzte Felicitas heraus.
»Bitte?«
»Ich meine, das Projekt läuft nicht so, wie du möchtest und noch habt ihr offenbar nicht angefangen.« Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie womöglich zu weit ging. »Entschuldige, das geht mich natürlich nichts an. Ich dachte nur, auf der Insel wird so viel gebaut.«
»Ja?«
»Na ja, ich dachte, da wird bestimmt woanders auch ein Projektleiter für einen Umbau benötigt. Irgendwo, wo du dich vielleicht nicht über Menschen wie Anastasia Duval ärgern musst.« Feli zuckte mit den Schultern. »Aber ich fürchte, in Sachen Karriereplanung bin ich die schlechteste Ratgeberin überhaupt. Noch schlechter als in Farbberatung.«
»Projektleiter für einen anderen Umbau?« Cels Mundwinkel kräuselten sich eine Sekunde lang, dann wurde seine Miene ernst. »Lass es mich so sagen – ich hänge an diesem Projekt. Irgendwie werde ich eine Lösung finden.« Er nahm Feli den Ordner ab, stand auf und hielt ihr die Hand hin. »Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.«
»Auch wenn ich dir nicht helfen konnte.« Feli lächelte ihn entschuldigend an und ließ sich von ihm hochziehen.
»Aber das hast du doch!« Sein Blick ging ihr durch und durch. Ihre Hand fühlte sich leer an, als er sie losließ. »Du hast mir bestätigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dieses Gemäuer darf nicht noch einmal verbogen und unterdrückt werden. Es soll den alten Charme zurückbekommen.« Mit verzagtem Ausdruck rieb Celestino sich über den Nacken. »Fragt sich nur, wie ich das den anderen beibringe.«
Feli folgte Cel bis zur Zimmertür. Aus einem Impuls heraus legte sie die Hand auf seinen Arm. »Warte mal.«
»Ja?« Er drehte sich um.
»Müssen die Zimmer denn einheitlich eingerichtet sein?«
»Wie meinst du das?«
»Wie wäre es, jedes Zimmer unter ein anderes Motto zu stellen? Romantisch, ländlich, modern. Du könntest die verschiedenen Vorschläge zumindest teilweise berücksichtigten, auf diesem Weg deine eigenen Ideen dazwischen schmuggeln und vor allem irgendwann anfangen.« Felicitas strahlte Cel an, zufrieden mit ihrer Eingebung und gespannt auf seine Reaktion.
Celestino legte die Stirn in Falten, dann glätteten sich seine Züge und seine Mundwinkel bogen sich wie in Zeitlupe nach oben. Er breitete die Arme aus, als wollte er Feli an sich ziehen, bremste sich jedoch im letzten Moment. »Entschuldige, das war … es ist nur … Feli, die Idee ist großartig! Bisher trugen die Suites nur unterschiedliche Namen, aber warum sollten sie nicht auch jeweils ein eigenes Motto erhalten? Ich kann es förmlich vor mir sehen, die ›Suite Romantica‹ mit den verschnörkelten Schnitzereien, die Ana so gerne möchte. Das Zimmer mit dem Kamin dafür ganz im Stil einer alten Finca, vielleicht nennen wir es ›Cuarto Rustico‹.
Cels Augen blitzten vor Energie und Tatendrang und Felicitas ließ sich von seiner Freude anstecken, obwohl sie mit dem Projekt nichts zu tun hatte. Beide strahlten noch immer, als sie auf den Gang hinaustraten – und direkt in Anastasia Duvals Arme liefen.
Felicitas nahm die letzten Stufen der Außentreppe zu ihrem Appartement im ersten Stock. Es fühlte sich allmählich wie Nach-Hause-Kommen an, wenn sie die kleine Anlage betrat, die aus mehreren zweistöckigen Gebäuden bestand. Mit den ockerfarbenen Fassaden und den braunen Dachziegeln erinnerten die Häuser an die traditionelle mallorquinische Bauweise; das Ganze war umgeben von einer Mauer mit schmiedeeisernen Eingangstoren. Das Schönste war jedoch nicht die Anlage selbst, sondern die Lage am Rand von Paguera und die Nähe zum Meer.
Der Lauf war anstrengend gewesen. Hoch nach Cala Fornells und weiter bis zum alten Turm am Cap Andritxol. Zurück an der Küste entlang. Die Pfade waren steinig und schmal und machten das Trailrunning anspruchsvoll. Doch genau das hatte sie gebraucht, um den Kopf freizubekommen. Nun dachte sie nur noch an die Dusche und nicht mehr an das gelinde gesagt unterkühlte Zusammentreffen mit Anastasia Duval auf dem Flur. Hatte die Chemie zwischen ihnen bereits während des Vorstellungsgesprächs nicht gestimmt, hatten die dunklen Augen der Hotelmanagerin im Zwielicht des Korridors regelrecht Giftpfeile verschossen. Die Zeichen standen auf Unwetter.
Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, hatte Cel sie mit den Worten »Nicht jetzt, Ana« abgewürgt und Felicitas energisch an der übelgelaunten Geschäftsführerin vorbeigeschoben, bis in die Hotelhalle, wo sich Feli zu ihm umgedreht hatte.
Das Leuchten in Cels Augen war erloschen gewesen. Er hatte mit einem Mal müde und erschöpft ausgesehen. Und traurig. Vor allem traurig. Seine Mundwinkel schafften es nicht weit genug nach oben, um mehr als die Andeutung eines Lächelns zu sein.
»Viel Glück mit deinen Plänen«, hatte Feli ihm schnell zum Abschied gewünscht und war zu ihrem Fahrrad geeilt. Ganz so, als sei Anastasia Duval persönlich hinter ihr her.
Das lag nun zwei Tage zurück, aber ihre Gedanken kamen noch immer nicht zur Ruhe. Ständig blitzte unvermutet Celestinos Gesicht vor ihrem geistigen Auge auf. Wie leidenschaftlich er für dieses Projekt brannte. Er schien regelrecht Funken zu sprühen, nachdem er eine Möglichkeit gesehen hatte, das Hotel doch noch in seinem Sinne umzugestalten. Unwillkürlich fragte sie sich, wie es wäre, von einem solchen Mann geliebt zu werden. Ob er auch in dieser Beziehung voller Feuer wäre? Vermutlich schon, dachte sie und seufzte leise.
Schade, dass ihnen Anastasia über den Weg gelaufen war. Cel hatte ihre Laune vorgestern schlagartig verbessert. Die Leichtigkeit, mit der er lachte. Wie der Schalk in seinen Augen blitzte. Außerdem sah er verflixt gut aus. Zudem besaß dieser Mann Muskeln. Wahrscheinlich packte er auf seinen Baustellen mit an. Vorstellen konnte sie es sich. Er war der Einzige bei der Besprechung ohne Sakko und Krawatte gewesen.
Als sie dicht beieinander auf dem Sofa gehockt und die Köpfe zusammengesteckt hatten, war die Atmosphäre wie elektrisch geladen gewesen. Der Kerl mit diesen eindrücklichen Augen wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Vollmilchschokolade mit einem Hauch Zartbitter. Erneut entschlüpfte ihr ein Seufzen und das geriet so sehnsüchtig, dass sie über sich selbst den Kopf schüttelte.
Ob sie Juliana anrufen sollte? Sie hatte nach dem Vorstellungsgespräch nur kurz mit ihrer besten Freundin gesprochen und das Wichtigste – Cel – hatte Feli noch gar nicht erwähnt. Julie war wie immer im Stress gewesen und von den warmen Schokoaugen wollte sie nicht so nebenbei berichten. Das schrie nach Mädelsabend mit Wein und viel Zeit. Sie sah auf die Uhr. Wenn sie Glück hatte, war ihre Freundin gerade aus dem Büro raus. Als Feli ihr Handy aus der Handtasche angelte, klingelte das bereits. Gedankenübertragung? Doch auf dem Display stand eine fremde Nummer. 971. Jemand von der Insel.
»Sí, dígame«, meldete sie sich.
»Spreche ich mit Señorita Felicitas Felder?«
Die Stimme am anderen Ende kam ihr vage bekannt vor, ohne dass Feli sie einordnen konnte. »Sí, hier spricht Felicitas Felder.«
»Sehr gut. Carlos Bosc hier. Von der Finca ›Seis islas, S’Olivera verda‹. Sie hatten vorgestern in unserem Hause ein Vorstellungsgespräch. Wir haben uns Ihre Unterlagen noch einmal angesehen und sind zu dem Ergebnis gekommen, Ihnen ein Arbeitsverhältnis antragen zu wollen.«
Himmel, wo hatte der Typ so gestochenes Deutsch gelernt? Es war jedoch gut, dass Carlos Bosc in ihrer Muttersprache mit ihr redete, auf Spanisch hätte sie geglaubt, sich verhört zu haben. Auch so benötigte sie einen Augenblick, diese Neuigkeit zu verdauen.
»Hallo? Sind Sie noch am Apparat?«
Feli räusperte sich. »Ja, natürlich. Ich war nur etwas überrascht.«
»Das verstehe ich. Es tut mir leid, wenn der Vorschlag ungelegen kommt. Falls Sie bereits eine andere Tätigkeit …«
»Nein, kein Problem«, versicherte Felicitas hastig. »Ich meine, ich hatte etwas in Aussicht, aber noch nicht zugesagt.« Das war nicht einmal gelogen, dass es nur eine Aushilfstätigkeit als Bedienung in einer Snackbar war, musste Carlos Bosc ja nicht erfahren.
»Das freut mich, zu hören«, erwiderte der Spanier mit geschäftsmäßig freundlicher Stimme. »Ich darf Sie dann morgen früh zur Erledigung der Formalitäten hier erwarten? Sagen wir um halb neun?«
Diesmal ließ sie das Hotel auf sich wirken. Beim ersten Besuch war sie zu nervös gewesen. Nachdem sie ihr Fahrrad am Rand des Parkplatzes angeschlossen hatte, blieb sie mit Blick auf das imposante Haupthaus stehen. Ein Herrenhaus aus dem 13. Jahrhundert, mit modernen Elementen so raffiniert in Szene gesetzt, dass es keineswegs antiquiert wirkte. Die Sauberkeit des Natursteins verbarg sein wahres Alter. Zwei ausladende Palmen standen Spalier an einem dunkelroten Teppich unter dem geschwungenen Vordach. Die Glasfront mit ihren großen Türen ließ trotz der Pflanzen vor dem Hotel ausreichend Licht ins Innere, sodass die weißen Marmorfliesen auf dem Boden der Empfangshalle glitzerten wie frisch gefallener Schnee. Feli lenkte ihre Schritte in Richtung Hotelverwaltung. Heute war das Vorzimmer besetzt und Feli meldete sich bei Paula Sanchez an. Mit ihrem akkuraten Pagenschnitt und der randlosen Brille wirkte die Sekretärin ausgesprochen tüchtig.
Punkt halb neun befand sich Felicitas im Büro des Hoteldirektors Carlos Bosc. Er begrüßte sie freundlich, wenngleich ein wenig steif, und ging mit ihr routiniert Formulare und das Prozedere des ersten Tages durch. Keine Stunde später war alles erledigt und Carlos entschuldigte sich mit anderen Terminen. Luis, einer ihrer zukünftigen Kollegen, führte Felicitas zu dem Nebengebäude des Animationsteams.
Anastasia war zum Glück nicht zu sehen. Was sie wohl zum Umdenken bewogen hatte?
Auf dem Weg durch die Gartenanlage sah sich Felicitas um. Die Terrasse kannte sie bereits. Mit einem Anflug von Enttäuschung registrierte sie die leeren Plätze in ›ihrer‹ Nische. Natürlich war es Unsinn, zu denken, Cel könnte dort sitzen, doch ein winziges Fleckchen in ihrer Brust hatte gehofft, ihn trotz aller Unwahrscheinlichkeit an dem Tisch zu entdecken.
Ob Cel sich freuen würde, sie wiederzusehen? Nun, da sie eine Hotelangestellte war, würden sie sich vermutlich häufiger über den Weg laufen. Vor allem, falls Cel es tatsächlich schaffte, seine Ideen für die Außenanlangen durchzusetzen. Neue Freizeiteinrichtungen müsste er sicherlich mit dem Animationsteam abstimmen. Eine wohlige Gänsehaut rieselte über Felis Rücken bei dem Gedanken, Hand in Hand mit Cel Pläne für den Umbau zu schmieden.
Der Anblick der Poollandschaft holte Feli aus ihren Tagträumen zurück. Ein nierenförmiges Schwimmbecken von beeindruckender Größe passte sich dank der Einfassung aus Natursteinen perfekt in die Umgebung ein. Eine einzelne Frau zog ihre Bahnen durch das im Sonnenlicht glitzernde Blau. Saftig grüne Rasenflächen luden mit gemütlich wirkenden Liegestühlen zum Sonnenbaden ein, Kübelpflanzen, Büsche und Palmen dienten – ähnlich wie auf der Terrasse – als Sichtschutz und spendeten Schatten. Dazwischen verteilten sich Sitzgruppen, die fast alle belegt waren.
»Viele der Gäste nehmen ihren Kaffee nach dem Frühstück mit hinaus«, erklärte Luis. Jetzt bemerkte Felicitas, wie emsige Kellner diskret leere Tassen abräumten. Ihr wurde ein bisschen mulmig bei der Vorstellung, für welch anspruchsvolle Klientel sie demnächst tätig sein würde. Das hier war eine andere Welt als die, die sie kannte.
»Was guckst du denn so verzagt?«, ertönte in diesem Augenblick eine freundliche Stimme hinter ihr und sie drehte sich um.
Sie hatten das Gebäude des Animationsteams erreicht, wie ihr ein großes Schild verriet.
»Ich bin Freddy, Kurzform von Frederic«, sagte der Typ mit der freundlichen Stimme und streckte ihr die Hand hin, während sie aus blauen Augen unter blonden Haaren interessiert gemustert wurde.
»Feli. Kurzform von Felicitas.« Sie grinste zurück und ergriff seine Hand.
»Dachte ich mir schon. Carlos hat dich angekündigt, außerdem verbreiten sich Neuigkeiten hier immer rasant. Willkommen im Team.«
Luis verabschiedete sich mit einem Winken und Freddy geleitete sie in das Gebäude, das innen größer war, als es von außen wirkte. Er zeigte ihr die Umkleide und ihren Spind, drückte ihr die zukünftige Arbeitskleidung – einige edel wirkende T-Shirts und Blusen mit dem Hotelemblem – in die Hand, telefonierte zwischendurch unzählige Male und stellte sie im Vorbeigehen ein paar Kollegen vor, die sie freundlich, aber in aller Eile begrüßten.
»Wir machen das heute Abend in Ruhe«, sagte Freddy. »Gleich geht der Ansturm der Gäste los, da hat hier niemand Zeit.« Er hielt eine blonde Frau, die an ihnen vorbeihastete, am Arm fest. »Lisa, das ist Feli. Nimm sie mit zur Handtuchausgabe und weise sie ein.«
An Feli gerichtet fügte er hinzu: »Wenn Lisa dich nicht mehr braucht, komm in mein Büro. Viel Spaß!« Er schenkte ihr noch ein aufmunterndes Lächeln, dann hatte er bereits wieder sein Handy am Ohr, um irgendetwas zu regeln. Feli atmete durch. So viel Hektik hatte sie nicht erwartet.
»Kommst du?« Lisa wirkte ungeduldig. »Die ersten Gäste stehen bestimmt schon bereit, dabei öffnen wir offiziell erst um halb zehn.« Sie sah auf die Uhr. »Verflixt, das ist ja schon in einer Minute.« Sie spurtete los und Feli hinterher.
Der Servicepoint war ein länglicher Raum, bestückt mit einem PC auf einem kleinen Tisch, mehreren Regalen und einem Tresen zur Außenseite, an dem sie die Gäste bedienen würden.
Als sie die Fensterläden oberhalb des Tresens aufstießen, wartete davor tatsächlich bereits ein Dutzend Urlauber. Feli übernahm die Ausgabe der Handtücher, während Lisa sich den übrigen Wünschen widmete. Derer gab es viele. Einige wollten sich für Touren oder Kurse anmelden, andere Tennisplätze reservieren oder ein Fahrrad ausleihen. Und manch einer erkundigte sich nach dem Tagesprogramm, obwohl das in mehreren Sprachen und großen Lettern direkt neben ihrem Ausgabetresen angeschlagen war.
Nach zwei Stunden brummte Feli der Schädel und sie war froh, als der Ansturm allmählich nachließ. Sie hoffte auf eine Pause, doch Lisa kannte keine Gnade.
»Schnapp dir einen Stapel Handtücher, geh zum Pool und den Liegewiesen und biete sie den Gästen an. Unaufdringlich natürlich. Und lächelnd. Du wirkst etwas angestrengt. Regel Nummer eins: Egal, wie schlecht du dich fühlst, lass es den Gast nie merken. Du musst immer lächeln, es muss immer alles leicht wirken.«
Feli biss die Zähne zusammen und nickte. Dann besann sie sich auf die Anweisung und bog die Mundwinkel nach oben.
»Besser«, lobte Lisa und schickte sie mit einem Augenzwinkern auf den Weg. »Kopf hoch, man gewöhnt sich dran.«
Feli wurde nicht nur alle Handtücher los, sie musste zwischendurch sogar Nachschub holen. Einige Gäste fanden wohl, mehr als zwei Stunden könne man ein und dasselbe Handtuch unmöglich benutzen, andere hatten Kaffee oder Sonnenmilch verschüttet und ein paar waren schlicht zu faul gewesen, sich zum Gebäude der Animation zu begeben, und warteten in den Sitzecken, bis Feli mit den Handtüchern vorbeikam. Immer wieder beantwortete sie geduldig Fragen nach ihrer Person und dem weiteren Tagesprogramm, das sie sich in weiser Voraussicht vor ihrem Rundgang rasch eingeprägt hatte.
Als ihr die Mundwinkel vom angestrengten Lächeln allmählich weh taten, trat sie den Rückzug in Richtung Animationsgebäude an. Weit kam sie nicht, da drang eine Stimme an ihr Ohr. Die Stimme, die sie insgeheim schon den gesamten Vormittag über hatte hören wollen.
»Wie ich sehe, gewöhnst du dich bereits ein«, sagte Cel und kam aus einem Seitenweg auf sie zu. »Die Gäste mögen dich, das merkt man.«
»Ich habe ja auch so unaufhörlich gelächelt, mir tut das ganze Gesicht weh.« Wie zum Beweis zog Feli eine Grimasse, die tatsächlich schmerzte. Sie rieb mit den Händen über die Wangen und massierte ihre angespannte Kiefermuskulatur. »Kann man Muskelkater im Gesicht bekommen?«
Cel lachte laut auf. »Das wirst du morgen wissen.« Er wurde ernst. »Aber sonst ist alles gut? Bist du nett aufgenommen worden? Glücklich, dass es mit dem Job doch noch geklappt hat?«
»Ja, und wie.« Feli strahlte. »Ich wüsste zu gerne, was den Meinungsumschwung verursacht hat, aber ich habe mich nicht getraut, zu fragen. Anastasia Duval hat sich vorgestern keine fünf Minuten um meine Bewerbung gekümmert und plötzlich darf ich hier anfangen? Irgendwie seltsam.«
»Entgegen ihrer Auffassung hat Anastasia nicht immer und überall das letzte Wort.« Cel zuckte mit den Schultern, dann zwinkerte er Feli zu und beugte sich vertraulich näher. »Aber verrate ihr bloß nicht, dass ich das gesagt habe«, raunte er in ihr Ohr und sein Atem schickte einen wohligen Schauer durch Felis Körper.
Im besten Fall kann ich Anastasia bereits deshalb nichts verraten, weil ich sie nicht zu Gesicht bekomme, dachte Feli. Als sich im selben Moment Schritte näherten, rechnete sie allerdings in einem Anflug von Aberglauben damit, die Hotelmanagerin um die Ecke biegen zu sehen. Doch es war bloß Lisa, die einen Korb mit Handtüchern schleppte.
»Ach, hier steckst du, Freddy sucht dich schon. Los, pack mal mit an«, sprudelte sie los, bevor ihr Blick auf Cel fiel. »Oh.« Einen Moment lang sah sie stumm von Feli zu Cel und wieder zurück. »Guten Tag, Celestino. Ich wollte nicht … also ich wusste nicht. Ich sag Freddy, dass du später zu ihm kommst.« Sie eilte weiter und Feli sah ihr erstaunt hinterher.
»Was war das denn für ein Auftritt?« Sie blickte Cel fragend an. »Haben wir etwas Verbotenes gemacht?«
Celestinos Mundwinkel kräuselten sich. »Was sie wohl gesagt hätte, wenn sie uns wenige Augenblicke vorher beobachtet hätte?«
Ihm war also bewusst, wie nah er ihr gekommen war. Und wahrscheinlich hatte er auch ihre wenig ablehnende Reaktion registriert. Feli merkte, wie ihr Gesicht heiß wurde.
Sein Lächeln wurde breiter, sein Gesichtsausdruck intensiver. Kein Zweifel, die Art, wie er ihr in die Augen blickte – er flirtete. Eine Schar Schmetterlinge machte sich unverzüglich im Bauchraum bemerkbar.
»Ich gehe lieber, nicht dass ich noch Ärger bekomme«, murmelte sie, um ihre Verwirrung zu überspielen. »Ich muss ja nicht bereits am ersten Tag unangenehm auffallen.«
Celestino sah kurz aus, als wollte er etwas erwidern, aber dann nickte er nur und schenkte ihr einen letzten dieser eindringlichen Blicke, bevor er sich umdrehte und mit einem »wir sehen uns« davonschlenderte.
Feli starrte ihm hinterher, bis ihr auffiel, was sie tat und eilig in die andere Richtung lief, wo Freddy in seinem Büro bereits mit einer Liste weiterer Aufgaben auf sie wartete.
Die Tage vergingen wie im Flug. Feli, die am zweiten Arbeitstag tatsächlich einen Anflug von Muskelkater in den Wangen verspürte, gewöhnte sich an das ständige Lächeln und nahm sich jedem Anliegen der Gäste – und sei es noch so dumm – gutgelaunt an.
Freddy, ihr direkter Vorgesetzter und Ansprechpartner, erwies sich als geduldig und ebenso sympathisch wie das gesamte Team. Am Ende der Woche konnte Felicitas den morgendlichen Ansturm an der Handtuchausgabe nebst aller Reservierungen bereits allein meistern.
Anastasia bekam sie nicht zu Gesicht. Das Gleiche galt leider für Celestino, so sehr sie auch die Ohren spitzte, ob sie nicht doch irgendwo das sanfte Timbre seiner Stimme vernahm. Die Schmetterlinge im Bauch murrten zunächst, dann beruhigten sie sich allmählich. Schließlich war nichts passiert, abgesehen von einigen heißen Blicken, die vielleicht gar nichts bedeuteten. Ein Kerl, der so aussah, konnte womöglich überhaupt nicht anders, als unfassbar anziehend zu wirken, selbst wenn er das gar nicht beabsichtigte. Mit einem leichten Bedauern hakte sie das Thema Celestino also ab.
Ohnehin hatte sie so viel zu tun, dass keine Zeit blieb, um sich ausführliche Gedanken zu diesem Mann oder irgendetwas anderes als ihren Job zu machen.