Oma spielt Amor - Gitti Gold - E-Book

Oma spielt Amor E-Book

Gitti Gold

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Beschreibung

Liebe Leserinnen und Leser, es erwartet Sie beste Unterhaltung! Rosalies und Salvatores Herzen wurden beide gebrochen. Doch eine turbulente italienische Großfamilie, eine neue Stelle in Konstanz, einige schräge Kolleginnen und Kollegen, eine patente Schwester, eine listige alte Dame aus dem sizilianischen Adel, eine Damenbridgerunde und der Bodensee sorgen für Abwechslung und Heilung. Finden Rosalie und Salvatore trotz ungünstiger Ausgangsbedingungen, einem gänzlich verpfuschten Start und den Intrigen seiner Ex zueinander? Viel Spaß und gute Unterhaltung! Ich freue mich auf Ihre Rezensionen, Ihre Gitti

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Seitenzahl: 384

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Zum Roman:

Die eigenen Erfahrungen der Autorin mit der Verwaltung und die Liebe der Autorin zum Bodensee und zu Konstanz dienten als Inspiration für die Wahl des Settings. Handlung, Personen und die meisten Schauplätze sind jedoch frei erfunden. Ähnlichkeiten mit der Realität rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Oma spielt

Amor

Ein Bodensee Roman

Gitti Gold

© 2023 Gitti Gold

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH

Heinz-Beusen-Stieg 5

22926 Ahrensburg

Deutschland

ISBN

ISBN Softcover: 978-3-347-93391-0

ISBN Hardcover: 978-3-347-93392-7

ISBN E-Book: 978-3-347-93393-4

ISBN Großschrift: 978-3-347-93394-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter:

tredition GmbH

Abteilung "Impressumservice"

Heinz-Beusen-Stieg 5

22926 Ahrensburg

Deutschland.

Für Mama

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

Konstanz, 14. September

Stuttgart, 14. September

Überlingen, 15. September

Stuttgart, 15. September

Brunndorf, 22. September

Konstanz, 19. Oktober

Konstanz, 21. Oktober

Stuttgart, 26. Oktober

Konstanz, 26. Oktober

Konstanz, 28. Oktober

Offenburg, 16. November

Konstanz, 19. November

Konstanz, 20. November

Konstanz, 23. November

Konstanz, 24. November

Konstanz, 25. November

Konstanz, 26. November

Konstanz, 30.November

Konstanz, 01. Dezember

Konstanz, 05.Dezember

Konstanz, 06. Dezember

Konstanz, 07. Dezember

Konstanz, 08.Dezember

Konstanz, 10. Dezember

Konstanz, 12. Dezember

Konstanz, 13. Dezember

Konstanz, 16. Dezember

Konstanz, 22. Dezember

Brunndorf, 23.Dezember

Stuttgart, 31.Dezember

Konstanz, 01.Januar

Brunndorf, 01. Januar

Konstanz, 05.Januar

Konstanz, 13. Januar

Konstanz, 19. Januar

Konstanz, 27. Januar

Konstanz, 14. Februar

Konstanz, 15. Februar

Danke!

Danksagung

Oma spielt Amor

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

Konstanz, 14. September

Konstanz, 15. Februar

Oma spielt Amor

Cover

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Konstanz, 14. September

Unendlich langsam hob sie die Spitzengardine an und spähte vorsichtig in den Hof hinunter. Ihr gutaussehender, charmanter und liebevoller Enkel half gerade seiner aktuellen Freundin in sein Auto. Warum durchschaute er diese launische, berechnende, eitle, falsche Katze nicht? Oh ja, diese Person empfand viel für ihren Enkel. Nämlich für sein Geld, seine gesellschaftliche Stellung, sein Prestige, vielleicht noch für seinen trainierten Körper. Aber nicht einen Deut für ihn als Menschen. Sie seufzte und fragte sich, warum junge Männer immer dieser Sorte Frau auf den Leim gingen. Äußerlich hübsch, innerlich das genaue Gegenteil. Nun ja, ihrem Enkel fehlte einfach ihr langes Leben voller Erfahrungen. Außerdem durchschaute man sein eigenes Geschlecht ja immer leichter. Das andere Geschlecht dagegen blieb einem lange ein Buch mit sieben Siegeln. Oh, wie sie ihm wünschte, dass er diese falsche Katze durchschaute, bevor es zu spät war. Die hatte ja so was von offensichtlich die Absicht, ihn sich dauerhaft zu angeln und nach Strich und Faden auszunutzen. Die alte Dame schnalzte ärgerlich mit der Zunge und wandte sich plötzlich entschlossen ab. Sie würde zur Heiligen Jungfrau Maria und der Heiligen Rosalia von Palermo um Hilfe beten!

Möge dieses blonde Biest schnell und deutlich ihren wahren Charakter zeigen und ihr Enkel ihn erkennen! Möge ihr Enkel eine liebevolle, treue und aufrichtige junge Frau finden!

Stuttgart, 14. September

Die ersten Takte von „Por una cabeza“ erschollen. Rosalie war sofort wach. Es juckte sie in den Füßen, aus dem Bett zu springen und einen flotten Tango hinzulegen. Dies war die einzig wahre Art, um sechs Uhr morgens aufzustehen. Leider weigerte sich ihr Freund standhaft, zu tanzen. Er wachte noch nicht mal auf, wenn ihr Wecker diese Melodie spielte. Rosalie drehte sich auf die Seite und streckte ihre Hand aus, um Kilian wach zu streicheln. Sie stutzte. Komisch, die Betthälfte neben ihr war leer. Aus der Küche drang Geklapper. Also war ihr Freund, der Langschläfer, schon aufgestanden, um sie mit einem Geburtstagsfrühstück zu überraschen. Wie süß! Rosalie hoffte auf Kilians köstlichen Grießbrei mit heißen Himbeeren oder ihren absoluten Favoriten, Pflaumenporridge mit Zimt. Sie schnupperte erwartungsvoll. Speckpfannkuchen! Rosalie zog die Nase kraus. Kilian liebte Speckpfannkuchen. Sie nicht. Warum merkte er sich das nie? Rosalie seufzte. Die gute Absicht zählte.

Sie beschloss, sich zuerst frisch zu machen. Dann hatte Kilian noch etwas Zeit, um den Geburtstagstisch vorzubereiten. Rosalie hüpfte aus dem Bett und tanzte ins Bad.

Zu den Klängen von „Bella Ciao“ schlüpfte sie schwungvoll in ihr übliches Outfit: XXL-Sweater und eine lockere Hose. Ihre Locken drehte sie wie immer zu einem lockeren Knoten zusammen. „Morto per la liberta!“, sang Rosalie die letzte Zeile ebenso schief wie laut mit. Ihr Magen knurrte hungrig. Auf zum Frühstück!

„Guten Morge…eeeeä“ Rosalie entfuhr ein Keuchen. Sie blinzelte zweimal. Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld. Rosalie stieg hastig über einen pudrig weißen Berg Mehl am Boden, um die umgestoßenen Flasche Chiliketchup aufzurichten, aus der es stetig auf die Küchenfließen tropfte. Der Herd strotzte vor Fettspritzern und Teigkleksen. Mitten in dem Chaos aus schmutzigem Kochgeschirr und wüst verstreuten Zutaten erspähte Rosalie auf ihrem Platz einen Teller mit zwei Speckpfannkuchen, ertränkt in Chiliketchup. Rosalie hasste Chiliketchup, nur Kilian mochte es! Wo war er überhaupt? „Kilian!“, rief Rosalie. „Kilian, wo bist du?“ Ihr Blick fiel auf einen Zettel. Sie schob zwei klebrige Eierschalen beiseite und las: Bin schon los.

Kilian war wohl schon unterwegs zur Arbeit. Rosalie verspürte einen Stich der Enttäuschung. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag? Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke: Hatte Kilian etwa vergessen, dass sie heute Geburtstag hatte? Bei dieser Vorstellung begann ihr Herz wild zu klopfen. Doch dann erinnerte sie sich daran, wie Kilian sie letztes Jahr gefoppt hatte. Den ganzen Tag über hatte er so getan, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Abends hatte er ihr mit den Worten: „Für meine Schöne nur das Schönste!“ ein traumhaft schönes, weinrotes Wickelkleid aus Seide überreicht und grinsend hinzugefügt: „Ha! Du solltest mal dein Gesicht sehen! Du hast gedacht, ich hab deinen Geburtstag vergessen, stimmt’s?“ Dazu hatte er so süß gegrinst, dass Rosalie ihm nicht böse sein konnte.

Er liebte es eben, sie zu necken. Sicher war Kilian losgezogen, um noch irgendwas für seine diesjährige Geburtstagsüberraschung vorzubereiten.

Obwohl es erst Mitte September war, ging ein ungemütlich kalter Wind. Er heulte laut und strich mit seinen eisigen Fingern über ihre Haut. Rosalie zog die Kapuze ihres Sweatshirts tiefer in die Stirn und beeilte sich.

Sie war die Treppe zur doppelflügeligen Eingangstür des Stuttgarter Marie-Curie-Gymnasiums schon halb hinaufgeeilt, als sie abrupt stehen blieb. Was war das für ein Geräusch? Der Wind ächzte und seufzte, aber da war doch noch etwas? Sie lauschte, blickte sich suchend um. Dann rannte sie die Treppe zurück nach unten. Am Gartentor der Hausmeisterwohnung kauerte Flocke. Die braune Dackeldame war ebenso klein, kugelrund und freundlich wie ihre Besitzer, das alte Hausmeisterehepaar Kalle. Doch statt Rosalie mit ihrem üblichen, fröhlichen Bellen zu begrüßen, winselte Flocke herzzerreißend. „Hey, Flocke! Was hast du denn, meine Süße?“ Rosalie ging neben der Hündin in die Knie. Oh je! Das Gartentor stand einen kleinen Spalt offen. Flocke hatte wohl versucht, sich durch den Spalt zu quetschen und es dabei irgendwie geschafft, sich mit ihrem Halsband zu verfangen. „Schhh… ganz ruhig. Ich helf dir ja. Halt still, damit ich dich losmachen kann.“ Die Hündin wand sich und zappelte aufgeregt, aber schließlich schaffte Rosalie es doch, sie zu befreien. Flocke schleckte ihr dankbar die Hände ab. „Hey, meine Süße, ist ja gut!“ Rosalie streichelte die Hündin und flüsterte ihr tröstende Worte und Kosenamen ins Ohr, um das Tier zu beruhigen.

„Einen schönen guten Morgen, Frau Pfeiffer! Ich wünsche alles Gute zum Geburtstag! Na, schmusen Sie mal wieder eine Runde mit meiner Flocke?“, brüllte ihr jemand ins Ohr. Rosalie, die niemanden hatte kommen hören, zuckte zusammen.

Sie blickte hoch und erkannte das hutzelige Gesicht von Hausmeister Kalle, der sie breit anlächelte.

„Danke! Herr Kalle, ihre Flocke hat…“, setzte Rosalie zu einer Antwort an, doch der Wind verschluckte ihre Worte.

„Wie bitte?“, rief der alte Kalle und hielt seine Hand hinters Ohr, um sie besser verstehen zu können.

Lauter, Rosalie, du schaffst das, redete sie sich gut zu. Sie atmete tief durch und hob ihre Stimme.

„Danke! Flocke hat sich mit dem Halsband im Gartentor verfangen. Weil es nicht ganz zu war.“

Na also, sie konnte das!

Kalles Gesicht nahm einen bestürzten Ausdruck an. „Ja du liebe Güte! Wie konnte denn das passieren? Meine arme Flocke! Wie gut, dass Sie gerade da waren, Frau Pfeiffer! Vielen herzlichen Dank!“ Der Hausmeister bedankte sich ein ums andere Mal bei ihr. Rosalie trat verlegen von einem Bein aufs andere und spürte, wie sie rot anlief.

Als Rosalie kurz darauf das Schulsekretariat betrat, begrüßten ihre Kolleginnen Gabi und Betti sie mit einem fröhlichen, zweistimmigen: „Alles Gute zum Geburtstag, Rosalie!“

„Danke!“ Rosalie blinzelte überrascht. Gabi musste sich besondere Mühe gegeben haben. So freundlich klang sie sonst nicht.

Das Telefon auf dem langen Tresen klingelte.

„Ich geh schon!“, zwitscherte Betti, eine redselige Rothaarige Anfang vierzig und hob ab. Sie schnitt eine Grimasse und flötete: „Guten Morgen, Frau Barnickel. Sie haben den Bus verpasst? Nein, nein, machen Sie sich keine Sorgen, das ist nicht schlimm, wenn Sie erst zehn Minuten später da sind! Natürlich, ich richte es Ihrem Onkel aus. Bis nachher dann!“

Gabi, die Chefsekretärin, eine ebenso diensterfahrene wie energische Dame Anfang sechzig, rollte mit den Augen und knurrte: „Hat sie schon wieder den Bus verpasst und meint, sie muss hier anrufen und sich entschuldigen? Sie muss heute erst zur zweiten Stunde da sein. Und außerdem ist sie Referendarin, keine Fünftklässlerin, Herr Gott noch mal! Irgendjemand müsste ihr das mal sagen.“

„Ich sag es ihr bestimmt nicht“, entgegnete Betti spitz. „Sie ist die Nichte des Direktors.“

In diesem Moment streckte besagter Direktor, ein freundlicher Herr um die Fünfzig, seinen kahlen Kopf durch die Verbindungstür herein. „Da ist ja unser Geburtstagskind! Alles Gute, Frau Pfeiffer! Wenn ich das bei dieser Gelegenheit sagen darf: Wir alle sind froh, Sie in unserem Team zu haben. Sie leisten hervorragende Arbeit!“ Er schüttelte ihr feierlich die Hand. Verflixt! Rosalie fühlte, dass sie schon wieder rot anlief. „Vielen Dank, Herr Direktor Barnickel!“ Sollte sie noch irgendetwas sagen? Ihre Kollegin Gabi nahm ihr die Entscheidung ab, denn sie wirbelte auf ihrem Drehstuhl herum und raunzte im Ton eines Feldwebels: „Guten Morgen, Herr Direktor! Ihre Nichte lässt ausrichten, dass sie den Bus verpasst hat und sich verspätet.“

„Meine Julia. Das kleine Schusselchen“, murmelte Direktor Barnickel mehr zu sich selbst, nahm die geöffnete Post vom Tresen und verschwand wieder in seinem Büro.

„Heute sind eine ganze Menge Unterlagen zu tippen, Rosalie“, verkündete Gabi im Kommandoton. „Ich hab sie auf deinen Schreibtisch gelegt.“ Das klang schon eher nach Gabi. Rosalie seufzte leise. Natürlich blieb die ganze Tipperei wieder an ihr hängen.

Um halb zehn schellte der Gong zur ersten Pause. Die Klassenzimmertüren flogen auf und sogleich brandete fröhliches Geschrei und Gelächter durch die Schule. Wegen des heftigen Regens, der vor zehn Minuten eingesetzt hatte, drängten sich die gut 700 Schülerinnen und Schüler lärmend drinnen in der Eingangshalle und auf den Fluren. Heute am Freitag waren sie angesichts des bevorstehenden Wochenendes besonders ausgelassen.

„Oh nein, schon Pause!“, stöhnte Gabi, blickte von ihrem Computer auf und runzelte die Stirn. Dann murrte sie: „Rosalie, wieso steht denn die Türe zum Flur auf? Um Himmels Willen, mach sie zu!“

Rosalie nickte und schloss die Tür. Gabi hasste nun mal Lärm. Rosalie hatte eigentlich nach Kilian Ausschau halten wollen, aber daraus wurde jetzt wohl leider nichts.

„Diese frechen Brüllaffen! Bin ich froh, wenn ich in fünf Jahren endlich in Rente gehe und die nicht mehr sehen muss!“, schimpfte Gabi. „Verflixt, den wollte ich doch noch draußen aufhängen, bevor der Höllenzirkus wieder losgeht.“ Missmutig sah Gabi auf den aktualisierten Vertretungsplan auf ihrem Schreibtisch.

Rosalie sah eine gute Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten und gleichzeitig nach Kilian Ausschau zu halten. Sie brauchte zwei Anläufe, bevor die Worte ihren Mund verließen: „Soll ich den Plan schnell für dich aufhängen? Das mach ich gerne.“ Sie hasste es, wie leise ihre Stimme dabei klang. Aber Gabis herrische Art schüchterte sie ein. Gabis Miene hellte sich sofort auf. Sie nickte zustimmend.

Mit dem ausgedruckten Vertretungsplan in der Hand bahnte Rosalie sich ihren Weg durch die Schülerschar. Im Gegensatz zu Gabi hatte Rosalie nichts gegen das lebhafte Gewusel auf den Fluren. Sie mochte die Kinder und die Kinder mochten sie. „Hallo, Frau Pfeiffer!“, tönte es von allen Seiten.

Rosalie balancierte auf den Zehenspitzen, um den aktualisierten Vertretungsplan auf der Anschlagtafel anbringen zu können. Der Plan von heute musste ganz nach oben. Rosalie streckte sich. Mit ihren knapp 1,63 kam sie gerade so hoch.

Da tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter. Rosalie wirbelte herum.

„Hallo, Rosalie. Gut, dass ich dich treffe“, sagte Kilian mit ernstem Gesicht, die Hände hinter dem Rücken.

„Hallo, Kilian! Sag mal, die Küche heute Morgen…“

Es hatte Rosalie eine Menge Zeit gekostet, die Sauerei zu beseitigen.

Kilian wich ihrem Blick aus und murmelte: „Ja, sorry, tut mir leid. Ich musste schnell los, hatte noch was zu erledigen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch seine dichten, schwarzen Locken. Seine wunderschönen, dunkelbraunen Augen waren auf ihre Schuhspitzen gerichtet. Er sah hinreißend aus, wenn er so zerknirscht dreinblickte. Sie konnte ihm nie lange böse sein.

„Aber hör mal, Rosalie…“

Rosalie blickte ihn erwartungsvoll an. Würde er ihr jetzt zum Geburtstag gratulieren und ein Geschenk hinter seinem Rücken hervorzaubern?

Kilian räusperte sich. „Pass auf, Rosalie. Ich habe lange nachgedacht und eine wichtige Entscheidung getroffen. Wir sprechen heute Abend darüber. Halte dir das Wochenende frei.“ Er sah Rosalie immer noch nicht an.

Wie süß, er genierte sich. Sicher hatte er etwas ganz besonders vor. Ob es das bedeuteten konnte, was sie hoffte? „Ja, Kilian. Mach ich doch gerne!“, trällerte Rosalie und warf ihm einen forschenden Blick zu. „Gib mir doch einen kleinen Hinweis!“ Aufgeregt drehte sie eine ihrer Locken um ihren linken Zeigefinger. Es klingelte zur dritten Stunde.

„Ich muss los.“ Kilian ging mit schnellen Schritten davon.

Rosalie blickte ihm versonnen nach. Was für ein Glück sie doch hatte! Vor wenigen Monaten hatte Kilian sein Referendariat am Marie-Curie-Gymnasium beendet und war für dieses Schuljahr als Lehrer angestellt worden. Rosalie liebte es, ihren Freund auch untertags zu sehen.

Ihr Handy klingelte. Rosalie schielte darauf. Vom Display strahlte sie ihre ein Jahr jüngere Schwester Tessa aus leuchtend grünen Augen an. Wie immer sah Tessa blendend aus, war nach der neusten Mode gekleidet und top gestylt. Kein Wunder, dass sie so erfolgreich in ihrem Beruf als Stylistin war. „Hi, Rosi! Alles Liebe zu deinem Geburtstag!“, flötete Tessa.

„Hi, Tess. Danke sehr! Lieb, dass du an mich denkst.“

„Du klingst ja fröhlich. Gute Neuigkeiten?“

„Ach, Tess, ich bin ja so glücklich! Du glaubst nicht, was gerade passiert ist. Stell dir vor, Kilian möchte heute Abend etwas Wichtiges mit mir besprechen und ich soll mir das Wochenende freihalten. Er war ganz ernst und verlegen. Ich glaube, er will mir einen Antrag machen.“

„Naja, das wird langsam auch Zeit. Wie lange seid ihr jetzt zusammen? Sechs Jahre? Sieben? Seit ihr euch kennt, hat sich der Kerl schamlos von dir aushalten lassen. Und dabei noch gebummelt. Die Regelstudienzeit für Gymnasiallehramt beträgt doch nur…“

Rosalie wusste, was jetzt kam. Sie hörte Tessas Einwände gegen Kilian nicht zum ersten Mal.

„Ach, Tess, lass uns nicht schon wieder darüber diskutieren“, unterbrach sie ihre Schwester daher. „Ich weiß, du willst mich nur glücklich sehen. Und niemand könnte mich glücklicher machen als mein Kilian!“

Tessa schnaubte. Dann lenkte sie ein: „Na, Gott sei Dank traut er sich endlich. Ich freu mich für dich! Ich dachte schon, der Schisser kriegt das nie auf die Reihe.“

Rosalie musste sich insgeheim eingestehen, dass an Tessas Worten etwas dran war. Kilian war nicht gerade mutig. Aber Rosalie fand, dass es ihr nicht zustand, ihm das anzukreiden. Schließlich gab es kaum jemanden, der ängstlicher und schüchterner war als sie selbst. Rosalie protestierte daher: „Tessa! Hack doch nicht immer so auf dem armen Kilian rum. Du sprichst immerhin vom künftigen Vater deiner Nichten und Neffen!“

„Das wird sich noch zeigen. Ich bezweifle, dass er dafür genug Eier in der Hose hat!“, grummelte Tessa halblaut.

Rosalie beschloss, diese Bemerkung zu überhören. Heute sollte der schönste Tag ihres Lebens werden. Den würde sie sich von niemandem verderben lassen, auch nicht von ihrer wohlmeinenden Schwester. „Tess, ich brauche deine Hilfe!“, platzte es aus Rosalie heraus. „Die erste Frage: Was soll ich bloß anziehen?“

Es war schon 20 Uhr. Wo blieb Kilian nur? Da Rosalie nicht wusste, wie Kilian sich den Abend vorstellte, wartete sie seit Stunden herausgeputzt auf ihn. Sie fühlte sich unwohl in dem tief ausgeschnittenen, weinroten Wickelkleid. Es war wunderschön und saß perfekt, aber unter normalen Umständen trug sie nie so enge Kleidung. Doch für Kilian hatte Rosalie sich überwunden und das figurbetonte Kleid angezogen, das er zu ihrem Geburtstag so liebevoll für sie ausgesucht hatte. Es war das schickste Stück, das sie besaß. Ausnahmsweise einmal wollte Rosalie blendend aussehen. Leider hatte Tessa ihr dabei heute kaum helfen können, da sie beruflich in Berlin unterwegs war. Doch ihre Schwester hatte für Rosalie einen Termin im Beauty Paradise, Tessas Lieblingssaloon, ausgemacht. Dort hatte Rosalie sich bei Giselle eine elegante Hochsteckfrisur und ein glamouröses Make-up gegönnt. Vor vier Stunden hatte Rosalie phantastisch ausgesehen. Aber nun war das Kunstwerk aus Locken, Haarspray und 104 Haarnadeln in Auflösung begriffen und ihr Make-up floss mit ihrem Schweiß davon. Rosalie wusste nicht, wie sie den Zauber aufrechterhalten sollte. Da, die Haustür. Endlich kam Kilian! Mit angespannter Miene betrat er den Raum.

Rosalie wollte ihn zur Begrüßung umarmen, doch er wehrte unwirsch ab.

„Sag mal, wie siehst denn du aus?“, fragte er irritiert. Rosalie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. „Heute ist doch mein Geburtstag. Ich dachte, du wolltest mit mir feiern“, rechtfertigte sie sich.

„Dein Geburtstag?“ Kilian wirkte kurz aus dem Konzept gebracht. Rasch fing er sich wieder. „Dann auch von mir alles Gute!“

Kilian hatte ihren Geburtstag vergessen! Rosalie konnte die Tränen fast nicht mehr zurückhalten.

„Du hast dir doch trotzdem das Wochenende freigehalten, wie ich dir gesagt habe, oder?“, fragte Kilian.

„Ja, habe ich“, rang sie sich ab. Offenbar hatte er doch etwas für das Wochenende vorbereitet.

„Das ist gut. Rosalie, ich muss zugeben, du hast mich immer umsorgt.“ Kilian räusperte sich.

Kam jetzt sein Antrag?

„Aber ich habe entschieden, dass ich nicht länger mit dir zusammen sein will.“

Was? Was sagte Kilian da bloß? Rosalie musste sich verhört haben.

Doch Kilian fuhr fort: „Das mit uns passt einfach nicht mehr für mich. Ich muss in die Zukunft blicken.“

„Nein“, wimmerte Rosalie „das kann nicht wahr sein. Du machst Scherze.“ Sie musste sich setzen. Was um Himmels Willen sagte er da? Das konnte sie nicht glauben. Die Welt verschwamm vor ihren Augen. „Aber Kilian!“, presste sie hervor.

„Ich möchte dich bitten, dass du gleich ausziehst. Das macht es für uns beide leichter. Ich verbringe das Wochenende bei meinen Eltern, dann hast du die Wohnung solange für dich allein.“

Rosalie spürte ihr Herz in tausend Stücke brechen. Sie glaubte, den Schmerz nicht ertragen zu können. Unkontrollierbares Schluchzen schüttelte sie. Kilian trat ihre Liebe mit Füßen. Wie konnte er ihr das antun?

„Aber Kilian, wir lieben uns doch! Warum willst du das alles wegwerfen?“, brachte sie schließlich hervor.

„Ganz einfach. Ich liebe dich nicht.“

Was war nur in ihn gefahren? Erst vor kurzem hatten sie noch Zukunftspläne geschmiedet. Rosalie konnte nicht akzeptieren, dass plötzlich alles vorbei sein sollte.

„Aber … aber“, stottere sie. „Was ist denn mit unserem Silvesterurlaub? Den habe ich doch erst letzte Woche gebucht, wie du gesagt hast.“

„Ach. Der Urlaub. Stimmt. Stornier den. Ich zahle dir die Hälfte der Stornokosten.“

„Warum um alles in der Welt bist du auf einmal so, Kilian? Was ist mit dir los?“

„Hab ich dir doch schon gesagt: Ich kann mir mit dir keine Zukunft vorstellen“, entgegnete Kilian ungehalten. „Und jetzt muss ich wirklich los. Wirf deinen Schlüssel einfach in den Briefkasten, wenn du fertig bist. Ich habe unserem Vermieter schon gesagt, dass du ausziehst. Mach‘s gut.“

Überlingen, 15. September

Salvatore! Wie bist du nur auf diese blöde Idee gekommen! Es ist eiskalt und meine Füße tun weh!“, stieß Alessia hervor. Salvatore, von Freunden und Familie meist Salva genannt, wollte seiner Freundin fürsorglich sein marineblaues Jackett von Armani um die Schultern legen.

Doch Alessia schubste ärgerlich seinen Arm beiseite und rief: „Du weißt doch, dass ich keine Männerkleidung trage! Lass das!“

Salvatore entfuhr ein genervter Seufzer. Seit einer halben Stunde flanierten sie die belebte Überlinger Seepromenade entlang. Auch im September grünte und blühte die Uferbepflanzung noch üppig. Von den geschwungenen, weißen Bänken hatte man freien Blick auf den See. Der kalte Wind kräuselte das Wasser und trug den Geruch von See und Rosen mit sich. Alessia fror in ihrem engen, weißen Minikleid und den metallicfarbenen Stilettos mit Absätzen von gut 15 cm – beides aus der aktuellen Kollektion von Viktor & Rolf, wie sie ihm stolz erklärt hatte. Die ganze Zeit schon bemühte sich Salvatore, Alessia zum Anziehen seines Jacketts zu bewegen.

Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und fuhr ihn an: „Salvatore! Du weißt doch, dass ich bei meinem Job immer phantastisch aussehen muss! Wer gibt einem Model schon Aufträge, wenn es wie eine deutsche Kartoffel aussieht? Du verstehst einfach nicht, was für ein Druck auf mir lastet!“

Salvatore bereute sein mangelndes Einfühlungsvermögen. Er hasste es, mitansehen zu müssen, wie Alessia sich quälte und sich für ungenügend hielt. Seine wunderschöne Alessia! Und seine Aufgabe als ihr Freund war es doch, dafür zu sorgen, dass sie sich schön und begehrenswert fühlte.

„Amore mio!“, rief er aus, „Du bist immer wunderschön, egal was du trägst! Es gibt keine schönere Frau als dich! Aber wenn du das Jackett nicht anziehen willst, dann natürlich nicht, mein Engel. Obwohl du verdammt sexy damit aussehen würdest. Aber setzen wir uns doch auf die Bank da drüben und genießen den Blick auf den See, bis es deinen Füßen wieder bessergeht. Da sind wir auch raus aus dem Wind.“

Alessia stampfte mit dem Fuß auf, was Salvatore an ihr enorm mochte. Sie sah immer so putzig aus, wenn sie wütend wurde. Dann funkelten ihre aquamarinblauen Augen auch besonders hell.

„Mein Kleid soll weiß bleiben!“, verkündete sie empört. Galant breitete Salvatore sein Jackett auf der Bank aus, geleitete Alessia hinüber und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. Er war froh, dass sie sich schon wieder Gedanken über die Farbe ihres Kleides machte. Offenbar zürnte sie ihm nicht länger. Frauen waren im Allgemeinen ja sehr empfindlich, was Kritik an ihrem Äußeren anging, aber Alessia als Model natürlich ganz besonders. Nie hätte er ihr gesagt, dass sie seiner Meinung nach nicht ganz passend gekleidet war für einen Bummel am Bodensee. Er wollte sie schließlich nicht verletzen.

Im Gegenteil, er hatte diesen Ort ausgewählt, weil sie sich hier das erste Mal begegnet waren. Alessia hatte damals ein Fotoshooting für Garbor und Salva hatte während einer Fahrt mit seinem Ruderboot dort angelegt, um sich einen Espresso zu genehmigen. Er hatte die Augen von seinem Engel nicht mehr abwenden können.

Salvatore sammelte seinen Mut. Nervös fuhr er sich durch sein volles, schwarzbraunes Haar, ließ die Schultern kreisen und fasste kurz in die rechte Tasche seines Jacketts. Er kniete vor Alessia nieder und räusperte sich.

„Amore mio“, begann er und blickte ihr tief in die Augen, während er ihre Hände zart mit den seinen umfasste.

„Du bist die Frau meiner Träume, die Frau, die ich liebe und die Frau, mit der ich mein Leben verbringen möchte. Alessia, mein Engel, willst du meine Frau werden?“ Salvatore zog das Etui aus der Tasche seines Jacketts, klappte es auf und beobachtete Alessia aufgeregt. Zu seiner Bestürzung sammelten sich Tränen in ihren wunderschönen, aquamarinblauen Augen und ihre Unterlippe begann zu zittern.

Er sah bereits seine Welt einstürzen, als sie piepste: „Nur ein Aquamarin?“. Eine Träne kullerte über ihre Wange. „Bin ich dir keine Diamanten wert? All meine Freundinnen werden mich auslachen! Du liebst mich nicht!“, stieß sie hervor und schluchzte auf.

„Doch, natürlich, mein Engel!“, beeilte sich Salvatore zu versichern. Er bemühte sich, sie zu trösten. Sanft strich er ihr eine Strähne ihres langen, glatten blonden Haares zurück und trocknete die Tränenspur behutsam mit seinem Daumen. Innerlich empfand er Bestürzung, ließ sich aber nach außen hin nichts anmerken. Das sollte der glücklichste Tag ihres bisherigen Lebens werden und er hatte sie zum Weinen gebracht. Sie war ja noch so jung, gerade einmal 22 Jahre alt, und stammte – anders als er - nicht aus vermögenden Verhältnissen. Salvatore schalt sich in Gedanken. Natürlich wünschte sie sich da einen großen Diamanten, den sie stolz vor ihren Freundinnen herumzeigen konnte. Darauf hätte er von selbst kommen können.

„Tesoro mio!“, versuchte er zu erklären. „Du bist mir alle Juwelen dieser Welt wert! Ich wollte dir damit eine Freude machen! Ich habe diesen Ring speziell für dich entworfen und extra in Florenz vom besten Goldschmied auf der Ponte Vecchio anfertigen lassen. Den Aquamarin habe ich gewählt, weil er die Farbe deiner Augen hat und ich diese so liebe.“

Alessias Unterlippe bebte noch immer, als sie flüsterte: „Wenn du mich liebst, warum schenkst du mir dann nicht den zauberhaften Diamantring deiner Mutter? Du weißt doch, wie sehr mir der gefällt!“

Salvatore räusperte sich verlegen und erklärte geduldig: „Mein Liebling, du weißt doch, dass ich dir alles schenken möchte, was dein Herz glücklich macht. Aber diesen Ring bekommt meine Schwester Francesca zu ihrem Studienabschluss. Sie vermisst unsere verstorbene Mutter so sehr und ihr bleiben nur materielle Andenken! Stell Dir vor, du würdest deine Mutter verlieren. Stell dir vor, du könntest nie wieder ihre Stimme hören.“

Alessia richtete sich kerzengerade auf und kräuselte unwillig ihre Nase. „Siehst du!“, brauste sie auf. „Du liebst mich gar nicht! Dir sind alle anderen wichtiger! Wie ich mich fühle, interessiert dich überhaupt nicht! Deine Familie hasst mich, sonst würde sie sich freuen, wenn ich den Ring akzeptiere.“

Bestürzt beteuerte Salvatore: „Amore, ti amo! Du bist meine große Liebe! Und meine Familie liebt dich auch!“

Er hatte zwar gewusst, dass Francesca und Alessia sich nicht sonderlich gut verstanden. Aber dass dies Alessia so sehr verletzte, war ihm nicht bewusst gewesen. Ihm kam ein rettender Einfall.

„Ich weiß, was wir machen!“, rief er aus. „Wir fliegen nach New York und du suchst dir bei Tiffany den schönsten Diamantring aus, den du findest! Aber bitte nicht mehr weinen, mein Liebling! Meine Familie braucht einfach noch etwas Zeit, bis sie dich so kennengelernt hat wie ich und deine schöne Seele und dein gutes Herz erkennt.“

Alessia sah ihn mit einem Gesichtsausdruck an, den er nicht so recht zu deuten wusste. Sie überlegte. „Dann will ich aber einen richtig großen Diamanten“, forderte sie schließlich.

„Was immer du willst, mein Liebling.“

Alessia schniefte noch einmal, dann hauchte sie: „Na gut, Salvatore Massimo Lucano. Ich gebe nach. Aber nur, weil ich dich so liebe!“

Sie beugte sich vor und küsste Salvatore stürmisch. Er vergaß alles um sich herum. Für ihn gab es nur noch Alessia.

Als Salvatore sich neben sie setzte und den Arm um Alessia schlang, kuschelte sie sich an ihn. Gemeinsam blickten sie auf den Bodensee, der in der Sonne vor ihnen glitzerte. Ein Schwanenpaar turtelte auf dem Wasser, weiter draußen kreuzten ein paar Segelboote, eine Schar Blesshühner paddelte laut rufend vorbei. Alessia schmiegte ihren Kopf an Salvatores Schulter und murmelte: „Coccolone, mein Kuschelbär, du hast mich gerade so glücklich gemacht! Und ich habe dich so verletzt mit diesem Ring. Es tut mir so leid.“

Salvatore drückte sie an sich und lachte. „Alessia!“ sagte er, „Wenn dir der Ring nicht gefällt, ist das nicht schlimm. Du hast eben einen ganz individuellen Geschmack. Sicher fasst du auch deshalb als Model so schnell Fuß.“

Eine Weile zögerte sie, dann streckte Alessia ihre langfingrige, perfekt manikürte Hand aus.

„Du darfst ihn mir anstecken, Salva“, hauchte sie. „Eigentlich trage ich keine Halbedelsteine. Aber für dich mache ich eine Ausnahme. Ich werde ihn vorübergehend tragen, weil er von dir ist.“

Überglücklich steckte Salvatore seiner Verlobten den Ring an. So war sie, seine Alessia. Ein Luxusweibchen. Aber für ihn war sie kompromissbereit. Salvatore wollte ihr ihren exquisiten Geschmack nicht zum Vorwurf machen. Schließlich hatte sie gerade deswegen ihn gewählt.

Stuttgart, 15. September

Rosalie kniete im Badezimmer auf dem Boden und packte im Schneckentempo ihre Toilettenartikel in einen Karton.

„Rosi, komm mal schnell rüber! Was meinst du, kann ich dein Bettzeug auch in einen Sack stopfen oder reißt uns der durch?“, rief Tessa. Rosalie ging zu ihrer Schwester ins Schlafzimmer.

„Schau, wir sind schon fast fertig“, sagte Tessa betont munter. „Ich schätze, das werden nicht mal vier Säcke. Du hast vielleicht wenig Klamotten! “ Tessa verknotete den großen, blauen Müllsack, in den sie offenbar gerade in Rekordzeit Rosalies gesamte Sommerkleidung gestopft hatte.

Gestern Abend, nachdem Kilian weg war, hatte Rosalie weinend ihre Schwester angerufen. Tessa, die nur einige Straßen weiter eine winzige Zweizimmerwohnung bewohnte, hatte Rosalie sofort angeboten, dass sie vorübergehend zu ihr ziehen könne. Rosalie hatte Tessas Angebot dankbar angenommen. Den Großteil der Nacht hatte sie schluchzend auf Tessas Sofa an ihre Schwester gekuschelt verbracht.

Heute Morgen waren sie früh mit Tessas VW Golf, einst Opa Heiners Wagen, losgezogen, um Rosalies Sachen aus der Wohnung zu räumen. Dank Tessas rasantem Tempo waren sie inzwischen fast fertig.

„Noch kannst du es dir anders überlegen!“, sagte Tessa. „An deiner Stelle würde ich ja nicht einfach ausziehen. Schließlich war das zuerst deine Wohnung und er wurde nur nachträglich mit in den Mietvertrag aufgenommen. Er kann dich also gar nicht aus der Wohnung werfen. Soll sich der Arsch doch selber eine neue Wohnung suchen!“

„Nein, ich ziehe aus“, entgegnete Rosalie traurig. „Sonst müssten wir hier gemeinsam wohnen, bis er eine neue Wohnung gefunden hat. Das packe ich nicht!“

„Und du willst auch wirklich nichts von dem anderen Kram mitnehmen?“, fragte Tessa. „Fernseher, Stereoanlage, Möbel, Küchengeräte…? Ich an deiner Stelle würde mich da nicht zurückhalten. Schließlich hast du das meiste davon bezahlt und nicht Kilian, dieser Filz!“

„Das ist mir egal. Ich will nichts, was mich an ihn erinnert!“, erwiderte Rosalie.

„Aber du könntest das Zeug ja auch verkaufen“, schlug Tessa vor, die wie gewohnt praktisch dachte.

„Nein, da müsste ich die ganze Zeit nur an Kilian denken“, brach es aus Rosalie heraus.

„Selbst, wenn ich das Verkaufen für dich übernehme?“, hakte Tessa nach.

„Auch dann! Lass mich einfach in Ruhe damit!“, entgegnete Rosalie wütend, die Arme trotzig verschränkt.

„Ach, Süße, natürlich!“ Tessa trat zu Rosalie und nahm sie fest in den Arm. Rosalies Unterlippe begann zu zittern. „Tess, ich verstehe das einfach nicht! Wie kann es nur sein, dass Kilian mich plötzlich nicht mehr liebt? Er war doch immer so aufmerksam und liebevoll!“ Wieder begannen die mühsam unterdrückten Tränen in Sturzbächen zu fließen.

Tessa schnaubte. „Von wegen. So hat dieser… dieser Halbdackel sich immer nur dann gegeben, wenn er etwas von dir wollte. Schon zu Beginn eurer Beziehung. Denk doch mal nach: Kilian wollte bei dir einziehen, damit er sich die Miete für sein Zimmer im Studentenwohnheim spart. Ihr kanntet euch erst ein paar Wochen, dir ging das eigentlich zu schnell. Aber Kilian hat dich mit ein paar schönen Worten und leeren Versprechungen rumgekriegt. Ich habe seine Sprüche noch genau im Ohr: ‚Ich möchte jede freie Minute mit dir verbringen. Ich möchte dich beim Einschlafen und beim Aufwachen sehen. Außerdem habe ich als Student kein Einkommen, aber mehr freie Zeit als du. Ich habe oft Leerlauf zwischen meinen Vorlesungen und ob ich in der Zeit den Haushalt für mich oder für uns beide mache, das ist kein großer Unterschied. Auf diese Weise musst du das nicht machen und so könnten wir noch mehr Zeit zusammen verbringen.‘ Bla bla bla. Und, was war das Ergebnis? Kilian ist bei dir eingezogen, was außerdem auch noch super praktisch für ihn war, weil du ganz in der Nähe der Uni gewohnt hast. Aber leider wurde sein Studium schon nach zwei Wochen so wahnsinnig arbeitsintensiv, dass es seine ganze Zeit und Kraft in Anspruch nahm, sodass im Ergebnis du allein den Haushalt für zwei machen musstest. Das Einzige, was der faule Baron gemacht hat, war, gelegentlich zu kochen, wenn ihm das Angebot der Mensa nicht zugesagt hat, und das auch nur, weil du so eine lausige Köchin bist.“

Tessa hatte schon oft an Kilian rumgemeckert. Rosalie hatte bei diesen Predigten bisher regelmäßig auf Durchzug geschaltet. Doch nun gestand sie sich zum ersten Mal ein, dass Tessa recht hatte, zumindest was den Haushalt anging. Der war tatsächlich immer an Rosalie hängen geblieben.

„Oder nimm zum Beispiel eure Urlaube“, fuhr Tessa fort. „Jedes Mal war Kilian einige Tage lang besonders aufmerksam und rücksichtsvoll. Allerdings nur solange, bis du zugestimmt hattest, dass ihr dort hinfahrt, wo er hin will und du den Spaß bezahlst. Ich habe dir das schon so oft gesagt, aber du wolltest ja nie etwas auf deinen Kilian kommen lassen.“

Rosalie dachte nach. Auch in diesem Punkt hatte Tessa recht. Eigentlich hatte Rosalie es auch schon lange gewusst. Trotzdem hatte sie sein Verhalten immer entschuldigt. Denn niemand war perfekt. Jeder hatte Fehler, auch Rosalie, auch Tessa. Und Kilian hatte doch sicher auch gute Seiten! Selbst wenn ihr gerade keine einfallen wollten.

„Aber das wunderschöne, rote Wickelkleid, das er mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hat“, wandte Rosalie schließlich ein. „Das war doch sehr aufmerksam von ihm!“

„Ich habe damals eigentlich versprochen, dir nichts zu erzählen. Aber ich denke, nun kann ich es dir ruhig sagen. Das rote Kleid war mein Geschenk für dich. Da du dich immer anziehst wie ein Kartoffelsack, fand ich, deine Garderobe könnte etwas Hübscheres vertragen. Ich habe stundenlang die Läden durchkämmt, bis ich endlich das richtige Kleid für dich entdeckt hatte. Aber dann rief Kilian mich an. Er hatte deinen Geburtstag vergessen und stand ohne Geschenk da. Ob ich ihm nicht helfen könne, er wolle dich nicht verletzen, er habe nur beruflich so viel Stress gehabt und da sei es irgendwie untergegangen. Und ich dumme Gans habe ihm aus der Patsche geholfen.“

Rosalie erinnerte sich, dass Tessa ihr letztes Jahr ihr Geburtstagsgeschenk mit einigen Tagen Verspätung überreicht hatte, angeblich, weil die Post so lange gebraucht hatte. Tessa hatte ihr cognacbraune Lederstiefel geschenkt, die nicht nur toll mit Rosalies Haarfarbe harmonierten, sondern auch perfekt zum dunklen Rot des Wickelkleids passten.

Rosalie schluchzte laut auf. Kilian hatte sie offenbar überhaupt nicht so geliebt wie sie ihn. Es tat so weh!

Brunndorf, 22. September

Tessa und Rosalie besuchten ihre Eltern in Brunndorf, einem beschaulichen Örtchen nahe Stuttgart. Da es angenehm warm war, saß die Familie zum sonntäglichen Kaffeetrinken draußen auf der Terrasse. Im Garten färbten sich die ersten Blätter zart bunt, es duftete nach reifen Äpfeln. Um Rosalie aufzumuntern, hatte ihre Mutter Marianne Bienenstich und Frankfurter Kranz gebacken, zwei von Rosalies Lieblingskuchen. Doch weder die vertraute Umgebung ihrer Kindheit noch die Köstlichkeiten ihrer Mutter vermochten Rosalie aufzumuntern. Genau vor neun Tagen hatte Kilian mit ihr Schluss gemacht, aber es tat noch genauso weh wie am ersten Tag. „Das Schlimmste ist, in der Schule muss ich jeden Tag mitansehen, wie er um Julia herumscharwenzelt“, schniefte Rosalie. „Am Freitagabend haben wir uns getrennt und am Montagmorgen hat er ihr schon in meiner Gegenwart Komplimente gemacht. Habe ich ihm denn überhaupt nichts bedeutet? Und dabei findet er Julia noch nicht mal hübsch. ‚Für diese Hackfresse braucht sie glatt einen Waffenschein‘, das waren seine Worte, als er sie zum ersten Mal sah!“

Tessa unterbrach sie: „Rosalie, du übersiehst den entscheidenden Punkt. Das war am ersten Schultag, als er noch nicht wusste, dass sie die Nichte des Direktors ist. Kilian interessiert sich nur für sich selbst. Er ist befristet auf ein Jahr als Lehrer angestellt und seine Bewertungen sind nicht besonders gut. Das hast du selbst erzählt. Ich wette, Kilian hat sich ausgerechnet, dass seine beruflichen Chancen als Julias Freund kräftig steigen würden. Deshalb hat er dich fallengelassen wie eine heiße Kartoffel und macht ihr den Hof.“

„Tessa! Es muss einen anderen Grund geben“, protestierte Rosalie schwach. Doch inzwischen glaubte sie selbst nicht mehr daran. Kilian hatte sie offenbar überhaupt nicht so geliebt wie sie ihn. Rosalie kamen die Tränen.

„Kind, so geht das nicht weiter“, schaltete sich ihre Mutter ein. „Jeden Abend heulst du dir die Augen aus dem Kopf wegen dieses Idioten.“

Rosalie funkelte Tessa vorwurfsvoll an. Sie schlief nun vorübergehend neben Tessa in deren Doppelbett. Sie hätte sich denken können, dass ihrer aufmerksamen Schwester ihre unterdrückten Schluchzer abends im Bett nicht entgangen waren. Aber das hätte Tess doch nicht gleich ihrer überfürsorglichen, bestimmenden Mutter weitererzählen müssen. Rosalie schielte unauffällig rüber. Marianne blickte sie durchdringend an. Ihre walnussbraunen, dauergewellten Haare waren wie immer sorgfältig frisiert und mit viel Haarspray fixiert, damit es bloß keine Strähne wagte, an den falschen Platz zu rutschen. Um ihren Mund lag ein energischer Zug, den Rosalie nur zu gut kannte. Mist!

„Kündige sofort!“, forderte Marianne. „Du willst dir doch nicht tagtäglich ansehen, wie Kilian dieser Julia den Hof macht, während du darauf hoffst, dass sie ihn irgendwann abweist und er zu dir zurückkommt.“

„Das hoffe ich gar nicht!“, widersprach Rosalie. Sie fühlte sich durchschaut.

„Außerdem, Mama!“, wandte sie ein, „Selbst, wenn ich irgendwann da kündige, dann doch nicht mitten im Schuljahr. Ich kann doch Gabi und Betti nicht mit der Arbeit alleine lassen. So schnell findet die Schule keinen Ersatz für mich.“

„Papperlapapp, natürlich musst du das tun. Wenn du nicht so empfindsam wärst, könntest du es dir vielleicht leisten, aus Solidarität bis zum Schuljahresende zu bleiben. Aber du gehst mir bis dahin vor Kummer doch ein! Und deine Kolleginnen werden schon nicht vor Überarbeitung zusammenbrechen, wenn sie zur Abwechslung mal was arbeiten müssen für ihr Geld. Sie werden schließlich nicht fürs Kaffeetrinken bezahlt.“

Rosalie seufzte. Dagegen fiel ihr kein Einwand ein.

„Rosi, könnte es vielleicht sein, dass du mal wieder Angst vor dem Unbekannten hast? So wie damals, als du dich ganz lange nicht getraut hast, deine Stelle bei der Studentenkanzlei zu kündigen, obwohl deine Vorgesetzte dir das Leben zur Hölle gemacht hat“, fragte ihr Vater Willi auf seine gewohnt bedächtige Art. Rosalie schluckte. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie dachte zurück: Als sie und Kilian sich kennen gelernt hatten, hatte sie in der Studentenkanzlei der Uni Stuttgart gearbeitet. Es war ihr erster Job gewesen und Rosalie hatte die Arbeit viel Spaß gemacht. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie eine neue Vorgesetzte bekam, ein richtiges Biest. Am liebsten wäre Rosalie gar nicht mehr zur Arbeit gegangen. Trotzdem hatte sie noch zwei lange Jahre dort weitergearbeitet, hatte sich nicht getraut, zu kündigen, aus Angst, woanders könne es noch schlimmer sein. Erst als Kilian nach Beendigung seines Studiums sein Referendariat am Marie-Curie-Gymnasium begonnen und von einer frei gewordenen Sekretärinnenstelle erzählt hatte, hatte sie sich dorthin wegbeworben.

„Kann sein, dass du Recht hast, Papa“, räumte Rosalie leise ein. Sie hasste es, dass sie so ein Angsthase war. So konnte es doch nicht weitergehen!

„Rosalie“, fuhr ihre Mutter fort, „überleg doch mal, ewig kannst du auch nicht bei Tessa wohnen. Sie hat doch so einen netten Freund.“

Tessa protestierte: „Mama, das lass mal meine Sorge sein! Der Udo kann sich hintenanstellen. Außerdem, so toll ist der Kerl auch wieder nicht. Ich überlege sowieso, mit ihm Schluss zu machen. Rosalie, du kannst sehr wohl bei mir wohnen, so lange du möchtest!“

Marianne nörgelte: „Tessa, sei doch nicht so wählerisch. Ich will endlich Enkelkinder!“ Sie fuhr fort: „Rosalie, du weißt ja, ich arbeite als Sekretärin für den Florian, unseren Bürgermeister. Gleich morgen spreche ich mit ihm. Meine Kollegin, die Christa Hilmer, geht in zwei Jahren in Rente. Aber so lange warten wir nicht. Der Florian soll dich einfach jetzt schon einstellen, dann können die Christa und ich dich perfekt einarbeiten. Das klappt schon, die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind so gut, das Gemeindebudget gibt ohne weiteres eine weitere Stele her. Ich überzeuge den Florian schon. Er kann sich glücklich schätzen, so eine tolle Kraft wie dich zu bekommen! Schließlich hast du deine Ausbildung zur Verwaltungsangestellten bei der Landeshauptstadt Stuttgart als Jahrgangsbeste mit Auszeichnungen abgeschlossen! Ach, das wird toll! Dann ziehst du wieder hier in deinem alten Zimmer ein. Ich war ja sowieso dagegen, dass ihr in die Stadt zieht. Stuttgart ist so weit weg, fast 30 km, wir sehen euch nur noch am Wochenende. Und ihr kommt noch nicht mal jede Woche vorbei. Rosalie, du wirst sehen, das wird schön! Natürlich werden wir dein Zimmer anders herrichten, du bist ja kein Kind mehr. Aber das… “

Die Schwestern tauschten einen alarmierten Blick. „Stopp, Mama!“, unterbrach Rosalie ihre Mutter schnell. „Ich will nicht wieder hier einziehen! Aber ich schätze, du hast recht. Ich sollte wirklich besser kündigen. Das mache ich sofort, bevor ich es mir wieder anders überlege. Von Stuttgart habe ich erst mal die Nase voll, am liebsten würde ich Kilian nie wieder über den Weg laufen. Aber deshalb muss ich noch lange nicht wieder zurück nach Brunndorf ziehen. Es gibt schließlich noch mehr Orte auf der Welt.“