Once She Dreamed – Für immer verliebt - Abbi Glines - E-Book

Once She Dreamed – Für immer verliebt E-Book

Abbi Glines

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Beschreibung

Der zweite und letzte Teil der neuen Novella von Spiegel-Bestseller-Autorin Abbi Glines: Prickelnd, romantisch und bitter-süß! Sammy Jos Traum geht weiter: Was als ein Abenteuer begann, entwickelt sich schleichend zu etwas ganz anderem. Denn eine Liebe, nach der sie nicht suchte, stellt sich als vergänglich heraus. Und dann ist da plötzlich jemand, den sie schon immer gekannt hat, der ihr wahrer Held sein könnte... Bei »Once She Dreamed – Für immer verliebt« handelt es sich um den zweiten Teil der zweiteiligen Novella »Once She Dreamed«. Teil 1 –  »Once She Dreamed – In Sehnsucht vereint« erscheint bei »Piper Gefühlvoll«.

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Übersetzung aus dem Amerikanischen von Lene Kubis

 

ISBN: 978-3-492-98429-4

© dieser Ausgabe, Piper Verlag GmbH, München 2018

© 2016 Abbi Glines

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Once She Dreamed«

Covergestaltung: Favoritbüro München

Covermotiv: Maridav/shutterstock und Babynin Aleksey/shuttersock

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

 

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Inhalt

Cover & Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

19. KAPITEL

20. KAPITEL

21. KAPITEL

22. KAPITEL

23. KAPITEL

EPILOG

1. KAPITEL

Meine Träume waren voller märchenhafter Begebenheiten. Ich reiste durch fremde Länder, besuchte aufregende Partys und besaß Unmengen schicker Klamotten. Als ich die Augen aufschlug, schämte ich mich richtig dafür, obwohl man sich ja nicht aussuchen konnte, was man träumte. Trotzdem kam es mir falsch vor, dass ich mich so viel damit beschäftigte, was mir Hale bieten konnte.

Ich mochte ihn. Er war mehr für mich als nur die Chance auf Luxus.

Aber würdest du ihn auch mögen, wenn er aus Moulton käme?

Mommas Stimme hatte sich in meinen Kopf geschlichen und holte mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Die Wahrheit war nun mal, dass ich auch eine oberflächliche Seite hatte. Ich war nicht in Hale verliebt, sondern einfach fasziniert von seinem Lebenswandel.

Das hier war nur ein Teil meiner Reise. Schließlich würde ich diesen Mann nicht heiraten. Er war mein Chef, und er hatte scheinbar doch andere, nicht rein geschäftliche Erwartungen. Punkt für Momma. Sie hatte diese Vermutung sofort gehabt. Ich wusste nicht recht, was ich damit anfangen sollte. Konnte ich mich in Hale verlieben? Würde mir das leichtfallen, weil er mir so viel ermöglichen konnte?

So habe ich dich aber nicht erzogen!, ertönte sofort wieder Mommas mahnende Stimme. Während ich versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, machte ich das Bett und zog mich an, bis Momma endlich verstummte. Die Bilder von Hale blieben. Die Sonne war gerade aufgegangen, und eigentlich hatte Felicity geschrieben, dass Hale normalerweise erst gegen acht Uhr aufstand und dann ein Frühstück und seine Zeitung auf der Dachterrasse erwartete. Aber weil ich wollte, dass alles perfekt war, stand ich lieber richtig früh auf. Außerdem brauchte ich dringend auch einen Happen zum Frühstück und dazu einen schönen starken Kaffee. Ich betrachtete mich selbst im Spiegel. Gestern Abend war meine Kleidung angekommen. Sie fühlte sich anders an als alles, was ich bis jetzt getragen hatte. Sie roch ja sogar schick!

Es war nicht leicht zu entscheiden, was ich heute anziehen sollte. Die zwei extravaganten Kleider, die ich direkt in den Schrank gehängt hatte, waren die aufregendsten Teile. Zu welcher Gelegenheit sollte ich die bloß anziehen? Gestern Abend war ich in die dazu passenden Schuhe geschlüpft und damit im Zimmer auf und ab gestöckelt. Ich kam mir vor wie ein Kind, das Verkleiden spielt.

Er hatte mir sogar Unterhosen und BHs liefern lassen. Warum es ihn wohl interessierte, was ich unter der Kleidung trug? Schließlich konnte niemand meine Unterwäsche sehen, und außerdem war das, was ich dabei hatte, völlig in Ordnung. Aber die neue Wäsche fühlte sich gut an. Sie war aus Satin und Seide. Als ich sie anzog, fühlte ich mich wie eine Prinzessin. Nachdem ich mich dreimal umgezogen hatte, war ich endlich zufrieden mit meinem Outfit. Ich trug kurze schwarze Leinenhosen und eine zarte ärmellose Bluse, die mir elegant genug als Alltagskleidung erschienen. Auch wenn die Klamotten sich alles andere als alltäglich anfühlten! Die Preisschilder waren entfernt worden, und ich hatte den Verdacht, dass die Sachen irre teuer gewesen waren.

Es machte mich fast schon nervös, in diesen Klamotten das Frühstück vorzubereiten. Hale hatte gesagt, dass ich meine Koffer nicht auspacken sollte, was wohl bedeutete, dass er wollte, dass ich nur das trug, was er bestellt hatte, und ich würde tun, was er von mir verlangte und versuchen, nicht darüber nachzudenken, was das alles gekostet haben mochte. Mein Haar flocht ich zu einem losen Zopf und ging dann durchs Wohnzimmer auf die Dachterrasse. Noch musste ich mich regelmäßig daran erinnern, dass ich wirklich hier war. Das würde wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben! Ich hatte nach wie vor Angst, dass ich eines Morgens aufwachte, und das hier alles nur ein Traum gewesen war. Dann stünde ich wieder in Moulton in der Bäckerei – und das wollte ich auf keinen Fall. Dieses Kapitel war ein für alle Mal abgehakt. Ich umarmte mich selbst und sah lächelnd hinab auf die Stadt, die voller Leben und so bunt und quirlig war. Leute eilten hektisch durch die Straßen, während andere riesige Koffer hinter sich herzogen. Dabei war es doch noch so früh! Selbst die Touristen waren schon unterwegs und knipsten eifrig Fotos für ihre Freunde in der Heimat.

Bald würde ich auch dazugehören. Hale würde mich mit zu den Partys und Abendessen nehmen, und ich würde in meinen schicken Klamotten durch die Straßen wandeln, ganz so, als wäre mein Leben ein Film, der nur für mich gedreht worden war. Ich grinste noch breiter, als ich mir ausmalte, wie mein zukünftiges Leben mit Hale aussehen würde. Ob er mich mit zu seinen anderen Wohnsitzen nehmen würde? Und ob wir zusammen mit seinem Flieger reisen würden? Ich war wirklich gespannt, welche Überraschungen er noch für Sammy Jo Knox aus Moulton auf Lager hatte.

Ich wollte noch so viel sehen! Erleben und ausprobieren. Allein in New York gab es unendlich viel zu entdecken, und ich wollte mir nichts entgehen lassen. Das war doch nicht größenwahnsinnig, oder? War mein Wunsch, meine Träume und Wünsche auszuleben, in Wirklichkeit nur ein arrogantes Kreisen um mich selbst? Diese bohrenden Fragen wollten und wollten nicht verstummen.

Ich ging zurück in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Mein Magen knurrte laut, und ich wusste, dass ich dringend etwas essen musste, um weiter nachzudenken zu können. Klar, wenn ich Momma fragen würde, würde sie bestimmt sagen, dass ich furchtbar gierig war. Aber gleichzeitig konnte Momma meine jetzige Situation auch gar nicht verstehen. Ihre Perspektive auf die Dinge war nun einmal eine völlig andere, was auch an ihrer Vergangenheit lag. Und ich wünschte mir etwas ganz anderes für meine Zukunft! Ich hatte eben eine Menge Träume und tat gleichzeitig alles dafür, dass sie eines Tages in Erfüllung gingen. Nein, ich würde mich nicht dafür schämen, dass ich im Leben etwas erreichen wollte. Wenn ich anders gestrickt wäre, hätte ich einen Typ aus Moulton heiraten können und hätte niemals diese Chance auf ein Leben in New York gehabt. Denn dann wäre ich schon vergeben gewesen, als Hale zum ersten Mal in der Bäckerei aufgetaucht war. Die Dinge geschahen nun einmal aus einem Grund, hatten einen Sinn. Daran glaubte ich ganz fest.

Das Wissen darum, dass etwas Größeres auf mich wartete, hatte mich schon mein ganzes Leben lang angetrieben. Ich liebte die Fantasiewelten, die ich in meinem Kopf entwarf. Dorthin konnte ich mich fortträumen, wenn mir die Wirklichkeit zu rau oder zu langweilig erschien.

Und jetzt war ich hier und lebte meine Fantasien wirklich aus. Ich stellte mir gern vor, dass Daddy vom Himmel aus auf mich herabblickte und stolz auf mich war. Er wusste, was ich wollte, und hatte mich nie davon abgehalten, meine Träume zu verwirklichen.

Genau das wünschte ich mir auch für meine Schwestern, selbst wenn ihnen selbst das vielleicht gar nicht klar war. Wenn ich ihnen zeigte, dass es außerhalb ihrer Heimatstadt ganz andere Möglichkeiten gab, dann würde ihnen das die Augen öffnen. Ich verstand, dass Momma in Moulton bleiben wollte. Trotzdem wollte ich ihr mehr ermöglichen. Wünschte ihr, dass sie sich nicht mehr ständig wegen des Geldes und der Bäckerei den Kopf zerbrechen musste. Sobald ich etwas gespart hatte, wollte ich unbedingt Geld nach Hause schicken.

Hale hatte mich hierhergebracht, um mich zu verändern. Ein Teil von mir wollte das auch, wollte zu dem Leben, das er führte, dazugehören. Aber gleichzeitig fürchtete ich mich davor. Das hier war der berühmte Sprung ins kalte Wasser. Irgendwie würde ich es schon hinkriegen.

2. KAPITEL

Noch ehe ich ihn sah, hörte ich seine Stimme. Er ging telefonierend den Flur entlang, an meinem Zimmer vorbei. Ich konnte sofort erkennen, dass es sich um ein Businessgespräch handelte. Er klang verärgert und entnervt und gestikulierte wild.

Ich eilte in die Küche und machte sein Frühstück fertig. Er wollte zwei pochierte Eier, dazu Grünkohlsalat ??? mit getrockneten Cranberries und Walnüssen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man davon wirklich satt wurde. Gott sei Dank musste ich nicht dasselbe essen! Mir war mein Müsli mit den Bananenstücken sehr viel lieber.

»Ich kann das Meeting nicht verschieben. Um sieben habe ich einen wichtigen Termin, und den werde ich auf keinen Fall absagen.« Hale kam in die Küche und sprach hektisch in sein flaches, silbernes Smartphone. Ich hatte ihm schon Kaffee in der French-Press-Kanne vorbereitet und war heilfroh, dass ich eine Anleitung für das Ding zur Hand gehabt hatte. So was hatte ich ja noch nie gesehen! Seufzend nahm er mir die Kanne ab.

»Das Einzige, was ich anbieten könnte, wäre ein Mittagessen hier bei mir. Ich bin um zwölf Uhr hier, so wie geplant. Sie können gern herkommen, ansonsten muss die Sache warten.«

Hale beendete den Anruf und schob das Telefon in seine Hosentasche. Dann lächelte er mich ein wenig angestrengt an und wünschte mir einen guten Morgen. Er wirkte ganz und gar nicht so, als fände er irgendetwas an diesem Morgen gut. Tja, wenn er ordentlich frühstücken würde, ginge es ihm bestimmt besser!

»Ich frühstücke draußen. Wo ist die Zeitung?«, fragte er und eilte aus der Küche. Ich griff nach der Zeitung, die ich vor der Tür aufgesammelt hatte, und folgte ihm mit dem Teller in der Hand. Das wollte er also? Jemanden, der ihm jeden Wunsch von den Lippen ablas? Ich hatte noch nie einen Mann kennengelernt, der eine echte Dienstbotin brauchte. Wenn Daddy Momma so behandelt hätte, hätte er sich eine schallende Ohrfeige eingefangen. Aber ich war nun mal seine Angestellte. Vielleicht war das einfach so bei den Reichen? Es gab noch eine Menge für mich zu lernen.

Der romantische Hale von gestern hatte sich in Luft aufgelöst und stattdessen verhielt er sich jetzt … so. Na, ich war ja auch nicht der Romantik wegen hier. Ab einem bestimmten Punkt musste man eine Grenze ziehen. Wahrscheinlich tat Hale das gerade.

Er nahm Platz, und ich wartete noch kurz ab, bis er es sich bequem gemacht hatte. Dann stellte ich den Teller vor ihm ab und legte die Zeitung links daneben.

»Brauchst du noch etwas?«

Er sah auf sein Essen und dann zu mir. »Alles perfekt, danke. Isst du nichts?«

»Ich habe vorhin schon etwas gegessen.«

Er deutete auf den Stuhl gegenüber. »Bitte, setz dich doch. Ich esse so ungern allein.«

Es gefiel mir hier draußen mit der brodelnden Stadt direkt zu meinen Füßen. Vielleicht war es auch gar nicht so übel, hier mit ihm zu sitzen und zu warten, bis er gefrühstückt hatte.

Ich nahm ihm gegenüber Platz, und er musterte mich eingehend.

»Besser«, sagte er dann. »Viel besser.«

Es kam mir blöd vor, mich für das Kompliment zu bedanken, da er mich ja eingekleidet hatte. Es ärgerte mich immer noch, dass meine eigenen Klamotten ihm nicht schick genug gewesen waren, aber ich sagte mir einfach, dass ich gerade eine Art Uniform trug. So sollte ich das wohl auch in Zukunft sehen. Vielleicht wusste er einfach, was das Beste für mich war, zumindest hier in New York.

»Ich wusste nicht genau, was ich beim Arbeiten tragen soll.«

Er lächelte mich amüsiert an. »Du hast eine gute Wahl getroffen. Hast du schon die Abendkleider anprobiert?«

Wahrscheinlich meinte er damit die zwei extravaganten Teile. Ich hatte mich noch nicht getraut, sie anzuprobieren.

»Nein«, erwiderte ich kopfschüttelnd.

»Dann schau mal, ob sie dir passen und gefallen. Du wirst sie bald brauchen!«

Ach ja? Er war schon bereit, sich mit mir in der Öffentlichkeit zu zeigen? Mein Herzschlag beschleunigte sich.

»Hast du denn heute ein Lunch-Meeting hier?«, erkundigte ich mich, um das Thema zu wechseln. Schließlich musste ich wissen, wie viele Gäste erwartet wurden und was ich kochen sollte.

Er nickte. »Ja. Wir werden zu dritt sein.«

Gut. Dann hatte ich bis dahin etwas zu tun. Ich hasste es, mich nutzlos zu fühlen.

»Du kannst mein Schlafzimmer und das Bad putzen. Ich bleibe hier draußen und erledige ein paar Anrufe. Hoffentlich ist mir auch nur ein Moment der Ruhe vergönnt, in dem ich einfach nur Zeitung lesen kann.«

Es gab also noch mehr zu tun. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ja, langsam sollte ich lernen, wie eine echte Haushälterin zu denken. Er hatte mich einfach total verwirrt, als er vom Ausgehen gesprochen hatte … Ich wusste gar nicht mehr, wer ich eigentlich war.

»Okay«, sagte ich, anstatt »Ja, Sir« zu sagen. Ob ihm das gefiel? »Brauchst du noch mehr Kaffee?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, gib mir noch eine Viertelstunde. Dann brauche ich noch eine Tasse.«

Ich sah auf meine Uhr. Seltsam, was für einen strengen Terminplan er sich da selbst auferlegte! »Ich bin drin und mache sauber, falls du etwas brauchst!«

Er legte den Kopf in den Nacken und sah mich an. Seine Augen waren schon etwas ganz Besonderes – er hätte ohne Probleme nebenbei als Model arbeiten können. »Gefällt es dir hier?«, fragte er mich.

Ich nickte. »Ja! Sehr.«

Er grinste. »Gut. Ich finde es schön, dass du hier bist.« Er griff nach meinem Handgelenk und streichelte es. »Dank dir werden Dinge, die mich vorher gelangweilt haben, wieder spannend.«

Ich hatte keine Ahnung, wie mir das gelang. Aber trotzdem röteten sich meine Wangen, und ich musste lächeln. »Das freut mich«, sagte ich ein wenig atemlos.

Er gluckste und zog seine Hand zurück. Ich eilte hinein, atmete tief durch und dachte noch einmal an das, was er gesagt hatte. Hale war wirklich ein sehr verwirrender Mann. Ich hatte die Befürchtung, dass ich ihn nie so richtig durchschauen würde. Klar, ich wollte ihm gefallen, aber irgendwie hatte ich auch Angst, dass ich mich dabei selbst verlieren könnte. Während ich sein Bett machte und frische Handtücher ins Bad legte, fiel mir noch einmal auf, in welch einer luxuriösen Umgebung er lebte. Ja, das war das Leben, das zu ihm passte. Und mir machte es Spaß, einen Eindruck davon zu bekommen, aber ich wusste nicht, ob ich je zu diesem Leben dazugehören würde. Gerade hätte ich zum Beispiel am liebsten meine abgeschnittene Jeans und ein Tanktop angezogen und mir das Haar zu einem losen Dutt zusammengebunden. Aber das ging hier nicht. Das hier war kein Bauernhof, sondern ein Ort, von dem ich immer geträumt hatte und an dem ich mir mit diesen Dingen eben viel mehr Mühe geben musste. Ich hatte mir dieses Leben ausgesucht, und jetzt würde ich versuchen, es zu meisten, ganz egal, wie viele Veränderungen dafür nötig waren. Hale hatte es riskiert, mich hierherzubringen, und ich wiederum hatte es auf den Versuch ankommen lassen, mein altes Leben hinter mir zu lassen. Vielleicht war ich diejenige, die sich verändern würde. Jeden Tag ein bisschen mehr.

3. KAPITEL

»Er hat deinen Kleidungsstil verändert. Mir hat es gefallen, was du vorher anhattest.« Als ich Ezras Stimme hörte, zuckte ich zusammen und drehte mich um. Er stand in der Küchentür, und ich antwortete ohne nachzudenken. »Er erwartet von mir nun mal ein bestimmtes Erscheinungsbild. Schon mal was Uniformen gehört?« Auch wenn das etwas harsch formuliert war, so freute ich mich doch über Ezras Kompliment. Er grinste, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen. »Ich hasse es einfach, wenn er das macht. An dir ist doch nichts verkehrt. Aber er wird dich noch vollkommen umkrempeln, wart’s nur ab.«

Ich wandte mich wieder dem Salat zu, den ich gerade vorbereitete. Es machte mich ein bisschen nervös, ihn da wie einen Cowboy auf einem Gemälde herumlungern zu sehen. Der Mann war heiß, daran gab es keinen Zweifel. Auf diese Texas-Cowboy-Art eben. Auch wenn ich natürlich wusste, dass das nur Show war. Schließlich arbeitete er für Hale.»Hale ist mit dem anderen Gast draußen.«

Auch wenn ich nicht zu ihm sah, wusste ich, dass sich Ezra nicht vom Fleck bewegt hatte.

»Ich weiß«, sagte er. »Ich hab’s nicht eilig, zu den anderen zu stoßen.«

Ezra war so wahnsinnig seltsam! Und ich wollte nicht, dass er sich in die Sache zwischen Hale und mir einmischte. Ich war nicht sicher, was für ein Verhältnis wir zueinander hatten, aber dieser Kerl war nun mal auch Hales Angestellter. Da sollte er sich wirklich nicht mit ihm anlegen. Wir hatten doch beide denselben Chef!

»Warum bist du denn hier bei mir, wenn draußen das Meeting stattfindet? Solltest du da nicht besser dabei sein?« Vielleicht schaffte ich es ja dieses Mal, ihn schneller zu verscheuchen. Aber wahrscheinlich war das sinnlos, weil er doch tat, was er wollte. Auf jeden Fall würde ich ihn in Zukunft genauso duzen wie er mich.

»Ich stehe nicht besonders auf die Meetings mit Hale. Manchmal halte ich mich echt lieber raus.«

Oh, alles klar. Ich wurde wirklich nicht schlau aus diesem Kerl. Mit jedem Treffen wurde er seltsamer. Ich wäre froh gewesen, wenn er mir vollkommen unsympathisch gewesen wäre. Aber gleichzeitig fand ich ihn sehr anziehend. Vielleicht lag das an seiner Persönlichkeit – er pfiff einfach darauf, was andere von ihm dachten. Seine Aura wirkte ein bisschen gefährlich – und genau das konnte auch sehr sexy sein.

»Ich muss jetzt die Appetizer servieren.« Ich hob das Tablett mit den Zucchini-Ziegenkäse-Tartes in die Höhe. Es war eines von Felicitys Rezepten gewesen, das mir einfach genug erschien. Ich wollte mich erst ein wenig sicherer fühlen, ehe ich mich an die aufwendigeren Rezepte mit mehr Zutaten heranwagte. Plötzlich merkte ich, dass Ezra mir das Tablett abnehmen wollte.

»Ich kann das rausbringen.«

Das war aber keine gute Idee! Er war immerhin ein Gast von Hale. Ein Gast und gleichzeitig ein Angestellter? Es wurde wirklich immer verwirrender.

»Ähm, das mache ich lieber selbst. Ist ja mein Job.«

Ezra musterte mich ein wenig zu lang. Es machte mich nervös, und ich hätte am liebsten zu Boden gesehen, aber ich hielt seinem Blick stand.

»Hast du Angst vor Hale?«, fragte er mich und senkte dabei seine Stimme. Es klang beinahe bedrohlich. Ich schüttelte perplex den Kopf. »Warum sollte ich?«

Plötzlich schien er sich wieder zu entspannen und gab mir das Tablett zurück. »Na, dann nimmst du es«, sagte er und ließ mich ohne weitere Erklärungen stehen. Ich holte tief Luft und versuchte, mich wieder auf meinen Job zu konzentrieren, ohne weiter darüber nachzudenken.

Ich ließ Ezra ein wenig Vorsprung und folgte ihm dann mit dem Tablett. Ich stellte mir vor, wie Momma reagieren würde, wenn sie das Essen sähe: »Himmel, das reicht doch niemals, um einen Mann sattzukriegen! Mach schnell noch einen Schmorbraten mit Kartoffeln und Soße dazu!«

Lächelnd servierte ich die Appetizer, wobei mich nur Ezra zu bemerken schien. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, während mir Hale nur kurz zunickte und derweil weiter mit dem anderen Gast redete. Scheinbar war ich wieder einmal entlassen.

Ende der Leseprobe