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Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Nach ihrem Diät-Frühstück, das Parker im Salon serviert hatte, fühlte sich Lady Simpson wieder allen Anforderungen gewachsen. »Welcher Tag ist heute, Mister Parker?« fragte sie, während der Butler zum Nachtisch ein Glas Champagner einschenkte. »Sonntag, der Tag des Herrn, sofern Mylady keine Einwände erheben«, teilte Parker in seiner ungemein höflichen Art mit. »Hatte ich heute nicht etwas Wichtiges vor, Mister Parker?« wollte die majestätische Dame wissen. »Mylady planten, die Schmuck- und Antiquitätenbörse in Chelsea zu besuchen, die vor einer Stunde eröffnet wurde«, antwortete der Butler. »Richtig«, nickte Lady Agatha. »Ich werde auch unverzüglich aufbrechen. Sonst entgehen mir noch die besten Sachen.« Ächzend ließ sich die Hausherrin von Parker aus dem Sessel helfen und reagierte ärgerlich, als in diesem Moment an der Haustür geläutet wurde. »Wer es auch ist, Mister Parker«, wies Mylady den Butler an, »Ich habe dringende Verpflichtungen und bin für niemand zu sprechen.« »Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte Parker, deutete eine Verbeugung an und lenkte seine Schritte in Richtung Diele. »Man erlaubt sich, einen möglichst angenehmen Morgen zu wünschen«, sagte er gleich darauf und ließ die Besucher eintreten.
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Nach ihrem Diät-Frühstück, das Parker im Salon serviert hatte, fühlte sich Lady Simpson wieder allen Anforderungen gewachsen. »Welcher Tag ist heute, Mister Parker?« fragte sie, während der Butler zum Nachtisch ein Glas Champagner einschenkte.
»Sonntag, der Tag des Herrn, sofern Mylady keine Einwände erheben«, teilte Parker in seiner ungemein höflichen Art mit.
»Hatte ich heute nicht etwas Wichtiges vor, Mister Parker?« wollte die majestätische Dame wissen.
»Mylady planten, die Schmuck- und Antiquitätenbörse in Chelsea zu besuchen, die vor einer Stunde eröffnet wurde«, antwortete der Butler.
»Richtig«, nickte Lady Agatha. »Ich werde auch unverzüglich aufbrechen. Sonst entgehen mir noch die besten Sachen.«
Ächzend ließ sich die Hausherrin von Parker aus dem Sessel helfen und reagierte ärgerlich, als in diesem Moment an der Haustür geläutet wurde.
»Wer es auch ist, Mister Parker«, wies Mylady den Butler an, »Ich habe dringende Verpflichtungen und bin für niemand zu sprechen.«
»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte Parker, deutete eine Verbeugung an und lenkte seine Schritte in Richtung Diele.
»Man erlaubt sich, einen möglichst angenehmen Morgen zu wünschen«, sagte er gleich darauf und ließ die Besucher eintreten.
Als Butler, der seine Pflichten ernst nahm, wäre es Parker nie in den Sinn gekommen, gegen eine Weisung seiner Herrin zu verstoßen. In diesem Fall fühlte er sich jedoch verpflichtet, eine Ausnahme zu machen, denn Mylady hätte es ihm vermutlich nicht verziehen, wenn er das junge Paar von der Tür gewiesen hätte.
»Ist Mylady schon mit dem Frühstück fertig, Parker?« fragte Anwalt Mike Rander, der seine ständige Begleiterin, die attraktive Kathy Porter, mitgebracht hatte.
»In der Tat, Sir«, bestätigte der Butler. »Allerdings dürfte der Hinweis genehm sein, daß Mylady im Begriff ist, kurzfristig zu einer Ausfahrt das Haus zu verlassen.«
»Wir wollten sowieso nicht lange bleiben, Mister Parker«, entgegnete die hübsche Kathy. »Aber wir haben etwas Neues zu berichten, das Mylady bestimmt interessiert.«
Rander, eine sportliche Erscheinung von etwa vierzig Jahren, hatte mit Parker etliche Jahre in den Vereinigten Staaten verbracht, wo die Männer eine Reihe aufsehenerregender Kriminalfälle lösten, ehe der Butler an die Themse zurückkehrte und in Agatha Simpsons Dienste trat. Einige Zeit später war der Anwalt gefolgt und hatte an der nahegelegenen Curzon Street eine Kanzlei eröffnet.
Überwiegend war Rander jedoch damit beschäftigt, Lady Simpsons schwer zu bezifferndes Vermögen zu verwalten. Nachdem Parker den sympathischen Mann im Hause seiner neuen Herrin eingeführt hatte, war das tief verwurzelte Mißtrauen der passionierten Detektivin wie Schnee an der Sonne geschmolzen.
Sie hatte nicht mal etwas dagegen, daß Rander sich für ihre Gesellschafterin Kathy Porter interessierte.
Im Gegenteil: Lady Agatha wäre glücklich gewesen, wenn die »Kinder« sich vor dem Traualtar das Jawort gegeben hätten. Diesen Gefallen taten ihr die jungen Leute bisher allerdings nicht.
Mit ihren leicht mandelförmig geschnittenen Augen, den betonten Wangenknochen und dem Kastanienschimmer im dunklen Haar strahlte die attraktive Kathy Porter exotischen Reiz aus. Zierlich, wie sie war, hatte die junge Dame allerdings schon manchen schwergewichtigen Ganoven auf die Bretter geschickt.
Wer ihr zu nahe trat, erlebte, wie die hübsche Frau sich blitzartig in eine fauchende Pantherkatze verwandelte, die ihrem Gegner die Krallen zeigte. Dabei kam ihr zugute, daß sie lange Zeit mit Hingabe die hohe Kunst fernöstlicher Selbstverteidigung studiert hatte.
»Schade, daß ihr gerade jetzt kommt, Kinder«, empfing Mylady die Besucher in der weitläufigen Wohn« halle. »Ich bin nämlich im Aufbruch und habe überhaupt keine Zeit.«
»Darauf hat Mister Parker uns schon aufmerksam gemacht, Mylady«, entgegnete Rander. »Wir wollten Ihnen aber auch nur schnell etwas erzählen.«
»Wollt ihr nicht mitkommen?« schlug die ältere Dame vor. »Schmuck und Antiquitäten interessieren euch doch sicher auch. Es soll sagenhaft günstige Gelegenheiten geben, wie ich gehört habe.«
»Sie meinen doch nicht etwa die Börse in Chelsea, Mylady?« erkundigte sich der Anwalt.
»Doch, mein lieber Junge«, nickte die immens vermögende Dame. »Genau da wollte ich hin.«
»Aber da kommen wir gerade her, Mylady«, setzte Kathy Porter an, doch Agatha Simpson fiel ihr umgehend ins Wort.
»Dann sind die interessantesten Sachen schon weg?« fragte die Detektivin enttäuscht.
»Das kann man wohl sagen, Mylady«, bestätigte Rander und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Innerhalb von Minuten waren die wertvollsten Stücke aus dem Haus. Noch vor der Eröffnung!«
»Vor der Eröffnung, Mike?« wiederholte Agatha Simpson entrüstet. »Was sind denn das für Methoden? Da kann ich mir die Fahrt ja sparen.«
»Im Augenblick gibt es sowieso nichts mehr zu kaufen, Mylady«, wußte der Anwalt zu berichten. »Das ganze Gelände ist abgeriegelt, überall wimmelt es von Polizei.«
»Darf meine Wenigkeit Ihre Äußerungen so verstehen, daß die erwähnte Börse Ziel eines kriminellen Übergriffs wurde, Sir?« schaltete Parker sich ein, während die passionierte Detektivin interessiert die Ohren spitzte.
»Wie zu hören war, haben mehrere Bewaffnete zehn Minuten vor der geplanten Eröffnung durch einen Hintereingang die Halle gestürmt, in der die Börse stattfinden sollte«, erzählte Rander. »Da die Verkäufer ihre Ware schon ausgebreitet hatten, brauchten die Gangster sich nur zu bedienen.«
»Und die Polizei hat tatenlos zugesehen, Mike?« wunderte sich Mylady.
»Nein, die kam erst später, nach dem Überfall«, verdeutlichte der Anwalt. »Der Veranstalter hatte zwar selbst ein paar Wachmänner engagiert, aber die hatten gegen eiskalte Unterweltprofis keine Chance.«
»Das kann ich mir denken, mein Junge«, warf Lady Agatha sich in die ohnehin voluminöse Brust. »Dazu braucht es eben eine Kriminalistin meines Formats.«
»Schade, daß Sie nicht dort waren, als der Überfall geschah, Mylady«, ließ Kathy Porter sich vernehmen. »Dann wäre sicher manches anders verlaufen«
»Wie auch immer, Kindchen«, gab die resolute Dame entschlossen zurück. »Das kriminelle Gesindel entgeht mir nicht!«
»Demnach vermutet man recht, daß Mylady im entstehenden Fall Ermittlungen aufzunehmen gedenken?« vergewisserte sich der Butler.
»Selbstverständlich, Mister Parker«, bestätigte Agatha Simpson. »Die Polizei wird mit Verbrechern dieses Kalibers ja doch nicht fertig.«
»Eine Feststellung, der man nicht um jeden Preis widersprechen mochte, Mylady«, sagte Parker. Die Geringschätzung, die seine selbstbewußte Herrin der staatlichen Ordnungsmacht entgegenbrachte, war ihm alles andere als fremd.
»Dann fahre ich jetzt also doch zur Schmuckbörse«, kündigte Mylady an. »Allerdings dienstlich. Ist der Wagen startklar, Mister Parker?«
»Jederzeit, Mylady«, erwiderte der Butler. »Allerdings dürfte der Hinweis erlaubt sein, daß Myladys Ermittlungen durch die Aktivitäten der Polizei empfindlich gestört werden könnten.«
»Darauf wollte ich Sie auch gerade hin weisen, Mister Parker«, behauptete die Detektivin umgehend. »Deshalb werde ich gleich noch ein Stündchen meditieren und mein Konzept ausarbeiten. Man soll nichts überstürzen.«
»Aber die Räuber haben jetzt schon einen Riesenvorsprung«, wandte die attraktive Kathy ein.
»Der wird ihnen nichts nützen, Kindchen«, zeigte Mylady ihre gewohnte Zuversicht. »Taktisch gesehen, ist die Falle schon fast zu. Doch davon später.«
Mit huldvollem Nicken verabschiedete sich die Hausherrin von ihren Besuchern und stieg über die geschwungene Freitreppe in ihre privaten Gemächer im Obergeschoß.
»Vergessen Sie nicht, mir noch ein Stärkungsmittel zu bringen, Mister Parker«, wies sie von der Galerie aus den Butler an. »Meditieren ist anstrengend.«
»Meine Wenigkeit eilt, Mylady«, antwortete Parker, entkorkte mit routinierten Handgriffen eine Flasche edelsten Cognac und stellte sie zusammen mit einem Schwenker von ansehnlichen Format auf ein silbernes Tablett. Anschließend folgte er der gewichtigen Dame in ihr mit allen Raffinessen ausgestattetes Studio.
Als der Butler wenig später in die Wohnhalle zurückkehrte, wären Mike Rander und Kathy Porter im Begriff zu gehen.
»Ich rufe heute abend mal an, Parker«, sagte der Anwalt. »Vielleicht gibt es dann schon was zu berichten.«
»Was eindeutig zu hoffen steht, Sir«, erwiderte der Butler, verneigte sich formvollendet und ließ die Besucher hinaus.
*
Es wurde früher Nachmittag, bis Mylady von der Versenkung in ihr innerstes Selbst genug hatte und am Kopfende der Treppe erschien.
»Mister Parker?« hallte ihr volltönender Bariton durch die geräumige Wohnhalle.
»Stets zu Diensten, Mylady«, kam postwendend die Antwort des Butlers.
»Was steht heute noch auf meinem Terminplan?« erkundigte sich die majestätische Dame und kam Schritt für Schritt die Stufen herab.
»Mylady äußerten die Absicht, Ermittlungen aufzunehmen, falls man nicht sehr irrt.«
»Was für Ermittlungen, Mister Parker?«
»Fraglos dürften Mylady sich des Überfalls auf die Schmuck- und Antiquitätenbörse in Chelsea erinnern, von dem Miß Porter und Mister Rander zu berichten wußten.«
»Natürlich erinnere ich mich. Über nichts anderes habe ich nachgedacht. Ich wollte nur prüfen, ob Sie mitdenken und bei der Sache sind.«
»Meine Wenigkeit ist eingehend bemüht, falls die Anmerkung erlaubt ist, Mylady.«
»Manchmal sogar mit Erfolg, Mister Parker«, ließ Agatha Simpson sich zu einem für ihre Verhältnisse überschwenglichen Lob hinreißen. »Können Sie sich auch denken, mit welchem Schachzug ich die Jagd auf die Schmuckräuber eröffne?«
»Mylady dürften erwägen, zunächst das Gespräch mit Mister Blister zu suchen.«
»Richtig, Knister. So hieß der Lümmel doch. Wodurch hat das zwielichtige Subjekt meinen Verdacht erregt, Mister Parker?«
»Mister Harry Blister, den Mylady zweifellos zu meinen belieben«, korrigierte Parker auf seine stets höfliche Art, »dürfte bislang als unverdächtig gelten...«
»Unverdächtig? Warum will ich mich dann überhaupt mit diesem Mister Knister unterhalten?« fragte die Detektivin entgeistert.
»Man bittet um Nachsicht, Mylady. Der Name des Erwähnten lautet Blister, nicht Knister.«
»Nichts anderes habe ich gesagt, Mister Parker«, gab Lady Agatha pikiert zurück. »Sie haben sich verhört.«
»Eine Möglichkeit, die man grundsätzlich nie ausschließen sollte, Mylady.«
»Wie auch immer, Namen sind ohnehin Schall und Rauch. Was ist mit dem Lümmel, Mister Parker?«
»Bei Mister Blister handelt es sich um einen Antiquitätenhändler, der auf Plakaten als Veranstalter der Schmuck- und Antiquitätenbörse genannt wurde, Mylady.«
»Und der steckt mit den Räubern unter einer Decke, Mister Parker?«
»Sofern meine bescheidene Wenigkeit umfassend unterrichtet ist, haben Myladys Ermittlungen bislang keinerlei Hinweise erbracht, die einen derartigen Verdacht nahelegen könnten. Immerhin könnte Mister Blister als kompetenter Gesprächspartner Auskunft über den Tathergang geben.«
»Habe ich denn die Adresse dieses Menschen, Mister Parker?«
»Meine Wenigkeit war so frei, die Anschrift im Telefonbuch nachzuschlagen. Mister Blister wohnt in Kensington, Ilchester Road 12.«
Zwanzig Minuten später rollte Parkers hochbeiniges Monstrum im vierspurigen Stadtverkehr über die Kensington Road, vorbei am Hyde Park und den Kensington Gardens. Äußerlich wirkte der Wagen wie ein betagtes Londoner Taxi. Allerdings nur äußerlich.
Das schwerfällig wirkende Gefährt hatte tatsächlich mal als Kraftdroschke gedient. Aber seit der Butler den schwarzen Kasten erworben und nach seinen ganz speziellen Vorstellungen umgebaut hatte, war daraus nach Meinung von Freund und Feind eine »Trickkiste auf Rädern« geworden, um die selbst James Bond ihn beneidet hätte.
Neben schußsicherer Panzerung und einem hochbeinigen Spezialfahrwerk verfügte das Vehikel über ein bulliges Zusatztriebwerk, das ihm ungeahntes Temperament verlieh. Darüber hinaus hielt der Wagen ein breites Angebot unangenehmer Überraschungen bereit, die ausnahmslos der Abwehr von Verfolgern dienten und durch Kipphebel am Armaturenbrett ausgelöst wurden.
Die Ilchester Road, in die Parker bald darauf einbog, entpuppte sich als ruhige Wohnstraße von exklusivem Flair. Gepflegte Anlagen umgaben die Häuser, vor denen ausnahmslos chromblitzende Nobelkarossen parkten.
Das galt uneingeschränkt auch für das repräsentative Wohngebäude mit der Hausnummer 12, vor dem der Butler sein altertümliches Gefährt zum Stehen brachte. Erst nach dem dritten Läuten öffnete eine Bedienstete die Tür und erkundigte sich nach den Wünschen des skurrilen Paares.
»Mylady wünscht Mister Blister zu sprechen«, sagte Parker, nachdem er die steife Melone gelüftet und höflich einen angenehmen Nachmittag gewünscht hatte.
»Mister Blister hatte einen anstrengenden Tag und möchte auf keinen Fall gestört werden«, gab die junge Dame Auskunft und strich ihre weiße Spitzenschürze glatt.
»Darauf kann ich unmöglich Rücksicht nehmen, Kindchen«, schob sich Lady Agatha unüberhörbar in den Vordergrund. »Schließlich bin ich nicht zu meinem Vergnügen hier, sondern dienstlich.«
»Sie sind von der Polizei?« fragte ihr Gegenüber sichtlich überrascht.
»Ich von der Polizei? Das ist wohl eine Mißachtung meiner Kriminal-Erfolge, Kindchen«, entgegnete die temperamentvolle Dame.
»Mylady ist als Privatdetektivin tätig und genießt einen Ruf, den man nur als außerordentlich bezeichnen kann, Miß«, setzte der Butler sie ins Bild.
»Ich werde Mister Blister fragen, ob er Sie empfangen möchte«, lenkte das Mädchen ein und entfernte sich.
»Unerhört, eine Dame meines Standes einfach vor der Tür stehen zu lassen«, entrüstete sich Agatha Simpson und schritt kurz entschlossen hinterher.
*
Die geräumige Eingangshalle des Blisterschen Hauses glich einem Museum für europäische Wohnkultur der vergangenen Jahrhunderte. Allein die Mahagoni-Vertäfelung und die reich geschnitzte Treppe zum Obergeschoß stellten ein Vermögen dar, wie Parker bei einem flüchtigen Rundblick feststellte. Ganz zu schweigen von den kostbaren Stilmöbeln und Teppichen, mit denen der Raum ausgestattet war.
Bei dem schlanken, außerordentlich gepflegt wirkenden Mittfünfziger, den der Butler am entgegengesetzten Ende gewahrte, schien es sich um den Hausherrn zu handeln. Der Mann sprach gerade mit dem Dienstmädchen, unterbrach sich aber, als er das skurrile Paar aus Shepherd’s Market eintreten sah.
Mit raschen Schritten kam er näher, wobei seine flinken, grauen Augen die Ankömmlinge diskret taxierten.
»Sie wünschen?« erkundigte er sich kühl.
»Darf Mylady von der Annahme ausgehen, Mister Blister persönlich vor sich zu haben?« fragte Parker und verneigte sich andeutungsweise.
»Natürlich«, bestätigte sein Gegenüber ungeduldig. »Was kann ich für Sie tun?«
»Mylady würde Ihnen gern einige Fragen stellen, die den Ablauf des Überfalls auf die Schmuck- und Antiquitätenbörse betreffen, Mister Blister«, teilte der Butler mit.
»Sie sind Privatdetektivin?« wandte sich der Kunsthändler an Lady Agatha.
»Demnach haben Sie also schon von meinen Fähigkeiten gehört, junger Mann«, stellte Mylady geschmeichelt fest, doch Blister schüttelte den Kopf.
»Mein Hausmädchen hat es mir erzählt«, erklärte er. »Aber ich glaube nicht, daß ich Ihre Dienste in Anspruch nehmen werde.«
»Habe ich recht gehört? Sie schlagen mein großzügiges Angebot aus?« zeigte sich die ältere Dame eingeschnappt. »Sie sollten sich geehrt fühlen, Mister Knister.«
»Pardon, Mylady«, korrigierte der Hausherr. »Mein Name ist Blister, nicht Knister.«