Parson- und Jack Russell Terrier - Christiane Jantz - E-Book

Parson- und Jack Russell Terrier E-Book

Christiane Jantz

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Beschreibung

Mit dem Parson (Jack) Russell Terrier ist ein alter Jagd- gebrauchshundeschlag in Mode gekommen. Wunderschöne Fotos ergänzen den informativen und unterhaltsamen Text zu einem umfassenden Bild seiner Talente und illustrieren die unterschiedlichen Russelltypen, die heute unter verschiedenen Namen gezüchtet werden. Kombiniert mit Tipps und praktischen Ratschlägen zu Alltag und Erziehung verhilft dieses Buch zu einem erfüllten Leben von Mensch und Terrier und gehört in jeden Bücherschrank von echten Rassefans.

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Seitenzahl: 146

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(Foto: K. Köntopp)

(Foto: K. Köntopp)

Haftungsausschluss:

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Copyright © 2013 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Gestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, Verden

Lektorat der Originalausgabe: Madeleine Franck

Coverfoto: Christiane Jantz, kleines Foto: Antje Heller

Fotos im Innenteil: M. Clerc, K. Döpp, R. Eberts, M. Franck, A. Glück, K. Guhrmann, J. Haase, A. Heller, C. Jantz, A. Jurrack, K. Köntopp, B. Kosariova, K. Mutzbauer, C. Platzer, F. J. Reeb, P. Redeker, S. Schürmann, C. Seemann, R. Stumpe

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6337-2

INHALT

VORWORT

 

LICHT INS DUNKLE: WAS IST EIN JACK, EIN PARSON JACK UND EIN PARSON RUSSELL TERRIER?

Die Ursprünge der Rasse

Es gibt mehrere Russells?

Die Zucht des Parson/Jack Russell Terriers

                     Zuchtbuchführende Vereine für den Parson/Jack Russell Terrier

Der Rassestandard

                     Der Originalstandard des Jack Russell Terriers

                     Vergleich Original- und FCI-Standard Parson Russell Terrier

                     Unterscheidung Originalstandard/Niederläufer Jack Russell Terrier

Die verschiedenen Typen des Russells

                     Exkurs: Farbenlehre

GROSSE HUNDE IN KLEINEM KÖRPER : DAS WESEN DER RUSSELLS

Woher er kommt: Die Baujagd

Der Seelenhund – was ihn auszeichnet

Die Highlights – Die unverwechselbaren Eigenschaften des Russells

Der Parson/Jack Russell Terrier und seine Grenzen

DER GROSSE SCHRITT: DIE ANSCHAFFUNG

Für wen eignet sich der Russell?

Parson/Jack Russell Terrier – Anfänger- und/oder Familienhunde?

Beim Russell-Züchter

Welcher Parson-/Jack-Russell-Welpe passt zu mir?

Einer geht noch – der Trend zum Zweit-Russell.

PFLEGE UND GESUNDHEIT

Seine Gesundheit im Allgemeinen

                     Auffälligkeiten

Erberkrankungen

                     Patellaluxation (PL)

                     Erbliche Augenerkrankungen

                     Ataxie

                     Taubheit

Exkurs: Die Aujeszkysche Krankheit (AK)

Die Fütterung

                     Grundsätzliches zum Thema

                     Der Staubsauger-Russell

                     Der Mäkel-Russell

Ein haariges Thema: die korrekte Fellpflege

                     Das Trimmen

                     Trimmausstattung

DAS LEBEN MIT EINEM RUSSELL

Der Terror-Russell: Vorurteile beim Namen genannt

Der glückliche Russell

                     Die Bedürfnisse eines Russells

                     Der frei laufende Parson/Jack Russell Terrier

                     Der Stadt-Russell

                     Exkurs zum Thema Hundebox

                     Zusammenleben unter einem Dach

                     Indoor-Beschäftigung

                     Der Russell und andere Haustiere

Was tun in der gemeinsamen Freizeit?

                     Hundeschule oder Hundesportverein?

                     Hundesport mit dem Russell

                     Funsport und sonstige Beschäftigungsmöglichkeiten

                     Der Russell in jagdlichen Prüfungen

Besondere Termine

                     Festivals

                     Terrierrennen

AUSBLICK: ENTWICKLUNG DER RASSE

 

DANKSAGUNG

 

LITERATURVERZEICHNIS UND LESETIPPS

VORWORT

Als ich zu der Rasse des Parson/Jack Russell Terriers kam und meine uneingeschränkte und bedingungslose Liebe zu ihr entdeckte, stand am Anfang dieser großen Leidenschaft für mich die eine oder andere Überraschung.

Die erste und nachhaltig prägende erlebte ich, als ich mich im Jahr 1999 für einen Jack-Russell-Terrier-Welpen interessierte. Als ich den infrage kommenden Züchter das erste Mal besuchte, präsentierte man mir dort voller Stolz den Vater der Welpen, den damaligen Weltsieger „Vlietstede Dynamite Digger“. Ich wiederum saß auf der Hollywoodschaukel, hielt meine Tasse Kaffee gut fest und fragte mich intensiv, warum denn dieser Hund bloß so lange Beine hatte. Und nicht nur das, er sah auch komplett anders aus als die Jack Russell Terrier, die ich bisher gesehen hatte.

Dass meine Irritation nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel war, sollte ich im Lauf der Jahre noch öfter beobachten.

Damals brachte mich diese Überraschung dazu, intensiv zu forschen. Wie konnte das sein? Ein Name, zwei Rassen? Das Internet, soweit zu dieser Zeit schon möglich, und Bücher wurden befragt, und es folgten viele Gespräche mit Züchtern unterschiedlichster Charaktere und Zielsetzungen. Dadurch lernte ich nach und nach, dass es verschiedene Typen der Rasse, Verbände und Zuchtziele gab. So gut wie jeder erhob seine Philosophie zu der einzig richtigen, es war nicht immer leicht, den roten Faden im Auge zu behalten.

Aber zurück zu meinem kleinen Welpen: Als das Mädel, meine Hazel, bei mir einzog, sollte sich mein Leben komplett verändern. Sie stellte einfach alles auf den Kopf und infrage. War vor ihrem Einzug vieles reine Theorie, verknüpft mit einem Wunschbild, wie sich das Leben mit dem Knirps gestalten würde, verschwand dieses euphorische Gefühl mit jeder weiteren nicht durchschlafenen Nacht und wich echter Arbeit. Denn statt eines unkomplizierten gemeinsamen Lebens hatte ich einen kleinen Hund, der meinen Alltag durcheinanderwirbelte, überaus selbstbewusst agierte, Frauchens Entscheidungen ständig hinterfragte und sie nicht zwingend als sinnvolle Ergänzung ihres Lebensplans ansah – umgekehrt fand ich Hazel wirklich großartig, nur mit unserem Verständnis füreinander standen wir noch ziemlich am Anfang.

Das führte unweigerlich dazu, dass ich mich kurz darauf in einer Welpenstunde wiederfand, die von der kleinen Terrortüte ordentlich aufgemischt wurde. Hier kam ich dann erstmals mit dem Hundesport Agility in Kontakt, ebenso wie das vollkommen aufgelöste Bündel Hund, das eindeutig diese Dinge jetzt und sofort lernen wollte. Hier wurde der Grundstein für mein Engagement in Sachen Erziehung und Ausbildung von Parson und Jack Russell Terriern gelegt, das bis in die Gegenwart hineinreicht.

Immer auf Draht: Parson/Jack Russell Terrier – ob im Team oder einzeln. (Foto: S. Schürmann)

Mit diesem Buch erhalten Sie eine Lektüre, die Ihnen aktuelle Informationen über die Rasse, ihre Zuchtziele und Möglichkeiten aufzeigt, kombiniert mit den speziellen Aspekten, die sich für die Erziehung und Haltung ergeben, wenn man einen Parson oder Jack Russell Terrier in sein Leben holt. Ergänzend finden sich immer wieder auch Beispiele und Anekdoten aus unserem Leben mit zur Zeit fünf Parson Russell Terriern, die ganz praktisch aufzeigen, was es heißt, solch einen „großen Hund in kleinem Körper“ sein Eigen zu nennen.

LICHT INS DUNKLE:Was ist ein Jack, ein Parson Jack und ein Parson Russell Terrier?

Ihr durchdringender Ausdruck – auch keen expression genannt – ist rassetypisch. (Foto: M. Franck)

Über die vielen Jahre der Entstehung und Verfeinerungdes Rassebildes haben sich verschiedene Zuchtvorstellungen und auch -verbände entwickelt, die dazu führten, dass es sich ergänzende, aber auch sich voneinander entfernende Trends gab und weiterhin gibt. So kennen heute viele Menschen einen Jack Russell Terrier und verbinden damit ein spezielles Äußeres, was ein Züchter so nie akzeptieren würde. Genauso ist der Parson (Jack) Russell Terrier in den Augen vieler Menschen einfach nur der hochläufige Bruder des Jack Russell Terriers. Wieder andere glauben fest daran, dass nur der „Reiterjackie“ der wahre Russell ist.

So kann es passieren, dass man selbst als Fan der Rasse oft nur Teile dieser Szenerie kennt, denn es herrscht schon ein vielfältiges Treiben in der Welt des Parson/Jack Russell Terriers – ohne dass dies negativ gemeint wäre. Deshalb gehen wir auf die Suche nach den grundlegenden Antworten auf viele, oft wiederkehrende Fragen, wie zum Beispiel: Woher kommt die Rasse, wo steht sie heute, wo können wir sie uns in vielen Jahren vorstellen?

Jack Russell Terrier „East Essex Satan“, tricolor, glatt, 35 cm nach Originalstandard gezüchtet. (Foto: A. Heller)

Die Ursprünge

DER RASSE

Parson und Jack Russell Terrier sind wahre Multitalente, ob bei der Jagd, im Sport, als Familien- oder Begleithund; sie zeichnen sich durch Intelligenz, Charme, Robustheit und ein großartiges Temperament aus. Klingt perfekt und ist es für bestimmte Menschen auch.

Aber woher kommt der Russell? Was war die Idee, einen solchen Hund zu züchten? Warum ist er so, wie er ist?

Ihren Ursprung hatte die Rasse, ebenso wie der Foxterrier, in den alten Working Fox Terriern. Dass beide Rassen auf dieselben Wurzeln zurückreichen, ist heute aufgrund ihres unterschiedlichen Äußeren nur noch schwer vorstellbar und ihre Entwicklung hätte unterschiedlicher kaum sein können. Während die Zucht des Foxterriers schon früh in Richtung Rassehund und Vereinheitlichung ging, blieb der kleine Bruder, der zu dieser Zeit lediglich Working Terrier genannt wurde, lange Zeit der unbekanntere Typ.

Zu Beginn dieser Entwicklung, Anfang des 19. Jahrhunderts, entstand der Wunsch, neben den vielen bereits vorhandenen spezialisierten Hunderassen, nach einem Stöberhund für die Jagd auf den Fuchs, Dachs oder auch Otter. Nach einem Hund, der dem Jäger das Wild im Bau stellen und verbellen sollte, um es so durch die Gänge ins Freie zu drängen, wo es dann von der Meute oder dem Jäger erwartet wurde.

Reverend John Russell, 1795–1883, mit seinen Hounds und einem Terrier. Die Working Terrier liefen bei der Jagd mit und kamen dann, ihrer Aufgabe entsprechend, zum Einsatz. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Blundell‘s School, UK)

Erstmalig namentliche Erwähnung fanden diese speziellen Hunde im Zusammenhang mit dem Vikar John (allgemein Jack genannt) Russell aus Swimbridge, einem leidenschaftlichen Jäger und auch Hundezüchter. Dieser begann um 1815 neben seiner erfolgreichen Foxhoundzucht einen Terriertyp zu züchten, der seinen Ursprung in einer kleinen weißen Hündin namens Trump (dt. „Trumpf“) hatte, die dem heutigen Parson/Jack Russell Terrier optisch schon recht nahekam und als Stammmutter der Rasse gilt.

Ihr Bild hängt heute noch in der Sattelkammer des Schlosses Sandrigham und ist Eigentum der Queen. Diese Hündin wurde von E. W. L. Davies (vgl. Davies, 1902, Chapter III) in seiner Biografie A Memoir of the Rev. John Russell and his out-of-door life sehr detailliert beschrieben:

„Ich will versuchen, wie wenig perfekt auch immer, das Porträt zu beschreiben, wie es gerade vor mir liegt. Zu allererst, die Farbe ist weiß mit nur einem dunkelbraunen Fleck über jedem Auge und Ohr, während ein ähnlicher Punkt, nicht größer als ein Penny, den Rutenansatz markiert. Das Fell, welches dicht, anliegend und ein wenig drahtig ist, ist gut bemessen, um den Körper vor Nässe und Kälte zu schützen, hat aber keine Ähnlichkeit mit dem langen, rauen Fell eines Scotch Terriers. Die Beine sind gerade wie Pfeile, die Pfoten perfekt; die Lenden und der Körperbau des gesamten Erscheinungsbildes bezeichnend für Kühnheit und Ausdauer; während die Größe und Höhe des gesamten Tieres verglichen werden könnten mit der einer ausgewachsenen Füchsin.“

Überraschend ist, wenn man dies liest, wie nahe Trump damit schon dem heutigen Erscheinungsbild des Parson/ Jack Russell Terriers kam. In dieser Periode fand man von Landstrich zu Landstrich, überwiegend im Süden Englands, den jeweiligen Bedürfnissen der Jäger angepasste Terrierschläge. In Gebieten mit überwiegend engen Kaninchenbauen wurde eher mit kleineren Hunden gejagt, während andere Landstriche, die unwegsam und mit großen Bauen besiedelt waren, eher kräftigere Hunde erforderten. So nahmen verschiedene Terriermen mit viel Umsicht, Fachkenntnis und Freude an der Arbeit mit Hunden eine bemerkenswerte Selektion vor. Sie formten nicht nur das Äußere der Working Terrier, sondern auch ihren Charakter, eine genetische Prägung, die bis in unsere Zeit nachwirkt, denn ihr Wesen ist auch heute weiterhin das markanteste Merkmal der Russells.

Fox-Terrier um 1850, zu dieser Zeit waren Unterschiede zum Working Terrier und späteren Russell Terrier noch sehr gering. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Jane Harvey.)

Arbeitsterrier, circa 1890. Der Wunsch nach Vereinheitlichung führte bis heute zu deutlichen Unterschieden zwischen Fox und Russell Terriern, obwohl beide auf denselben Ursprung, den Working Fox Terrier zurückgehen. Während man bei dem rechten Hund schon an den heute bekannten Foxterrier-Typ erinnert wird, ähnelt der linke Hund stärker dem Typ, der von John Russell gezüchtet wurde. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Jane Harvey.)

Von diesem Charakter hatte man in der frühen Phase der Rasseentwicklung bereits recht genaue Vorstellungen. John Russell bezeichnete die gewünschten Eigenschaften als the gentlemanly characteristics (Merkmale eines Gentlemans) (vgl. Plummer, 1980, Geschichtlicher Hintergrund). Mirpersönlich schiebt sich dabei immer das Bild des höflichen Jack Russells vor mein inneres Auge, der dem Fuchs erklärt, dass es viel besser für ihn wäre, seinen Bau zu verlassen, als mit ihm in demselben zu verbleiben. Meine kleine Fantasie hat natürlich recht wenig mit der Realität zu tun, denn der Working Terrier ist weder damals noch heute ein wirklich feiner, übertrieben vorsichtiger Geselle.

Aber es zeigt, bildlich gesprochen, was seine grundlegende Aufgabe war und ist: Der Working Terrier sollte sich zum einen nicht auf zerstörerische Kämpfe unter der Erde einlassen, zum anderen sollte er über einen guten Laut und die nötige Cleverness und Schärfe verfügen, um das Wild ausdauernd zu bedrängen, damit es sein Heil in der Flucht aus dem Bau sucht.

Typvoller Working Terrier in seinem Element, aufmerksam und immer unter Spannung, denn er will sich nichts entgehen lassen. (Foto: K. Mutzbauer)

Der idealen Größe waren durch die Arbeit unter der Erde in entsprechend engen Bauen klare Grenzen nach oben, aber auch durchaus nach unten gesetzt. Ebenso vom Körperbau, denn wesentlich größer und kräftiger als ein Fuchs zu sein, wäre ein deutlicher Nachteil für den Hund. Auch die weiße Grundfarbe lässt sich schlüssig erklären, da man sich einen Hund wünschte, der sich deutlich von der Färbung der Beute abheben sollte, um ihn damit vor eventuellen Verwechslungen mit dem Wild zu schützen.

Namentlich hatte man sich lange nicht festgelegt, sondern sprach schlicht von Working Terriern; erst später etablierte sich die Bezeichnung Jack Russell’s Terrier, nach ihrem bekanntesten Züchter John Russell benannt.

So blieb dieser kleine Gentleman mit seinem ganz speziellen Arbeitswesen lange eine graue Maus und in der breiteren Öffentlichkeit eher unbekannt. Bei den Terriermen hingegen genossen Jack Russell(’s) Terrier einen erstklassigen Ruf, wurden hochgeschätzt als kleine tapfere Hunde, die gemäß ihres Einsatzgebietes, als Terrier (aus dem Lateinischen Terra = Land/Erde) weiter einzig auf Arbeitseignung, fern der Showringe, gezüchtet wurden – schön war, was dem Gebrauch diente.

Heute wie damals wird der Parson/Jack Russell Terrier zur Jagd eingesetzt. (Foto: K. Mutzbauer)

Die Arbeit unter der Erde ist die originäre Aufgabe des Parson/Jack Russell Terriers. (Foto: K. Mutzbauer)

So entstand vom Wesen und seiner Anatomie her ein Hund, der in der Lage war, selbstständig und in eigener Regie mit starkem Willen zu arbeiten, ein lebhafter, anpassungsfähiger und intelligenter Hund, ein feuriger (Solitär-) Jäger. 200 Jahre später sind diese kleinen, temperamentvollen Terrier populärer denn je, sie sind gefragte Spezialisten, vielseitige Jagd-, Sport- und/oder Familienhunde und haben eine große Fangemeinde. Mit dieser Entwicklung haben die damaligen Väter der Rasse sicher nicht gerechnet.

Es gibt mehrere

RUSSELLS?

Ja und nein.

Es gibt auf jeden Fall ein dickes Knäuel von Entwicklungssträngen, die sich nicht selten miteinander verheddern – deshalb lohnt es sich, einen Blick auf Standards und Namensgebungen zu werfen. Vielleicht ist es dem einen oder anderen Rasseinteressierten bereits aufgefallen: Spricht man von Parson/Jack Russell Terriern, gehen die Vorstellungen, von welcher Rasse mit welcher Optik gesprochen wird, sehr weit auseinander. Die Ursache liegt in der Entwicklung, die einerseits im Ursprungsland der Rasse ungefähr Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzte, aber auch daran, wie der Parson/Jack Russell außerhalb der Grünen Insel bekannt wurde.

Denn obwohl die ehrwürdigen Terriermen ihren geliebten Working Terrier weiterhin nur auf Arbeitseignung züchten wollten, konnten sich die Züchter des Jack Russell Terriers nur schwer auf Dauer den verschiedenen gesellschaftlichen Einflüssen entziehen. In den schwierigen Zeiten der Weltkriege veränderte sich so das Bild des Jack Russell Terriers, weil von den Hunting Kennels ausgemusterte Russell Terrier mit anderen Rassen, zum Beispiel dem Corgi, Dackel oder Bullterrier, um nur einige zu nennen, gekreuzt wurden. Die daraus entstehenden Terriermischlinge etablierten sich als „Haus-und-Hof-Jackies“, die mit ihrem fröhlichen Wesen, ihrer Robustheit und ihrer Arbeit als Rattenfänger bei der Bevölkerung bald eine große Fangemeinde hatten. Namentlich machte man es sich leicht: Man nannte sie Jack Russell Terrier.

Vier sehr unterschiedliche niederläufige Jack Russell Terrier. Auch diese sollen gemäß Rassestandard immer gerade Vorderläufe haben.(Foto: A. Jurrack)

Kennel Rednock: Drei im ähnlichen Typ stehende Parson Russell Terrier, weiß-braun, rau, nach FCI-Standard gezüchtet. (Foto: S. Schürmann)

Das ursprüngliche Zuchtziel des Jack Russell Terriers drohte durch diese Entwicklung zunehmend zu verwässern, sodass in den 60er-Jahren ein Trend zur Vereinheitlichung der Rasse einsetzte und nach und nach die Saat für einen Rassestandard gelegt wurde (vgl. Plummer, 1980, S. 13). Dies geschah nicht, um die Rasse zu verbessern, denn sie war in ihrer ursprünglichen Form bereits ein perfekter kleiner Arbeitsterrier, sondern um sie so zu erhalten, wie sie war.

So wurde 1974 von einigen Terrierenthusiasten der Jack Russell Terrier Club of Great Britain (JRTC of Great Britain) gegründet und der Rasse ein Standard gegeben, der sich aus den Anforderungen an die Rasse für ihre Arbeitseignung ergab. Namentlich blieb alles beim Alten, man nannte sie weiterhin Jack Russell Terrier.

Damit blieb die Entwicklung aber nicht stehen, denn aufgrund der Sorge um die Veränderung der Rasse durch unkontrollierte Einkreuzungen gründeten einige Züchter 1983 den Parson Jack Russell Terrier Club (Parson Russell Terrier Club UK, 2008) und stellten Bestrebungen an, die Rasse im Kennel Club1 registrieren zu lassen.

1990 war es dann so weit, der Parson Jack Russell Terrier erlebte als Rassehund mit einem leicht zum Original abgewandelten Rassestandard im Kennel Club seine Geburtsstunde. Für viele Terriermen war dies keine gute Nachricht, denn sie hatten Sorge, dass die Arbeitseigenschaften der Rasse ruiniert würden (vgl. Plummer, 1980, S. 15). Andere wiederum waren begeistert, dass die Rasse damit endlich ihre offizielle Anerkennung fand.

Kennel Outlaw: Jack Russell Terrier nach Originalstandard gezüchtet, vorne ein glatter Tricolor-Typ, in der Mitte rau und weiß-braun. (Foto: A. Heller)

In der Folge (im Jahr 1999) strich man das „Jack“ aus der Rassebezeichnung, vermutlich damit die namentliche Ähnlichkeit zur bald darauf anerkannten FCI-Rasse des niederläufigen Jack Russell Terriers etwas gemildert wurde – trotzdem liegt im „Jack“ oder „Nicht-Jack“ großes Verwirrpotenzial.

So etablierten sich bereits in England verschiedene Zuchtverbände, deren Standards nicht mehr gänzlich einheitlich waren und die unter unterschiedlichen Rassebezeichnungen die Zucht fortsetzten. Der Jack Russell Terrier wurde anfänglich unter der Regie des JRTC of Great Britain sowie ab 1992 auch im British Jack Russell Terrier Club – BJRTC gezüchtet. Der Parson Russell Terrier bekam seine züchterische Heimat im PRTC UK, der dem Kennel Club und somit auch der FCI untergliedert ist.

Im fernen Australien gründete man, losgelöst von der Entwicklung in England und Europa, 1972 den Jack Russell Terrier Club