Pells Stern - - Carolyn J. Cherryh - E-Book

Pells Stern - E-Book

Carolyn J. Cherryh

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Beschreibung

Der Company-Krieg beginnt

Die raumfahrende Menschheit hat sich entlang des Spiralarms der Galaxis ausgebreitet. In immer größerer Entfernung von der Erde werden Planeten besiedelt, und große Raumstationen dienen als Haltepunkte bei den langen Reisen. Eine davon ist die Station Downbelow, die Pells Stern umkreist. Als die Siedlerwelten jenseits von Pell sich zu einer Union zusammenschließen und gegen die Erdkompanie in den Krieg ziehen, gerät Downbelow in Bedrängnis: Die geschlagene Kompanieflotte zieht sich ins Pell-System zurück. Ihr folgt ein Konvoi aus Frachtschiffen, vollgepfercht mit Flüchtlingen, oft mit mehr Leichen an Bord als Überlebenden. Die Militärs nehmen darauf allerdings keine Rücksicht. Downbelow droht zwischen die Fronten zu geraten, wenn nicht bald etwas passiert …

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C. J. CHERRYH

PELLS STERN

Roman

Das Buch

Die raumfahrende Menschheit hat sich entlang des Spiralarms der Galaxis ausgebreitet. In immer größerer Entfernung von der Erde werden Planeten besiedelt, und große Raumstationen dienen als Haltepunkte bei den langen Reisen. Eine davon ist die Station Downbelow, die Pells Stern umkreist. Als die Siedlerwelten jenseits von Pell sich zu einer Union zusammenschließen und gegen die Erdkompanie in den Krieg ziehen, gerät Downbelow in Bedrängnis: Die geschlagene Kompanieflotte zieht sich ins Pell-System zurück. Ihr folgt ein Konvoi aus Frachtschiffen, vollgepfercht mit Flüchtlingen, oft mit mehr Leichen an Bord als Überlebenden. Die Militärs nehmen darauf allerdings keine Rücksicht. Downbelow droht zwischen die Fronten zu geraten, wenn nicht bald etwas passiert …

Der Autor

Titel der Originalausgabe

DOWNBELOW STATION

Aus dem Amerikanischen von Thomas Schichtel

Überarbeitete Neuausgabe

Copyright © 1981 by C. J. Cherryh

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Das Illustrat

Satz: Thomas Menne

1. Die Erde und nach draußen: 2005–2352

Die Sterne waren, wie alle Unterfangen des Menschen, offenkundig eine unpraktische Zielsetzung, eine so hastige und wenig aussichtsreiche Ambition wie das erste Hinauswagen des Menschen auf die großen Ozeane der Erde oder in die Luft oder den Weltraum. Die Sol-Station hatte es auf einige Jahre einer gewinnbringenden Existenz gebracht; Ansätze beim Bergbau, der Industrieproduktion und Energieerzeugung im Weltraum machten sich langsam bezahlt. Die Erde hielt sie so schnell für selbstverständlich wie all ihre anderen Bequemlichkeiten. Von der Station ausgehende Missionen erforschten das System, ein Programm, das weit über das Verständnis der Öffentlichkeit hinausging, aber es begegnete keiner starken Opposition, da es die Behaglichkeit auf der Erde nicht störte.

So flog in aller Ruhe und Selbstverständlichkeit die erste unbemannte Sonde zu den beiden nächstliegenden Sternen, um Daten zu sammeln und damit zurückzukehren, eine an sich sehr komplizierte Aufgabe. Der Start von der Station fand noch geringes öffentliches Interesse, aber Jahre waren eine lange Zeit, um auf Ergebnisse zu warten, und so verschwand die Sonde ebenso rasch aus dem Interesse der Medien wie aus dem Sonnensystem. Bei ihrer Rückkehr fand sie weit mehr Aufmerksamkeit, Nostalgie auf Seiten jener, die sich an ihren Start vor mehr als einem Jahrzehnt erinnerten, Neugier auf Seiten der jungen Leute, die wenig von ihren Anfängen wussten und sich fragten, worum es überhaupt ging. Das Unternehmen war ein wissenschaftlicher Erfolg und brachte genug Daten ein, um die Analytiker auf Jahre hinaus zu beschäftigen … jedoch fand man keine glatte und gewandte Erklärung der vollen Bedeutung der Entdeckungen in Laienbegriffen. Als Werbung für eine interstellare Raumfahrt war die Mission ein Fehlschlag; die Öffentlichkeit, die nach einem Verständnis in eigenen Begriffen suchte, erwartete materiellen Gewinn, Schätze, Reichtümer, dramatische Funde.

Was die Sonde gefunden hatte, war ein Stern mit brauchbaren Möglichkeiten für die Erhaltung von Leben; ein Gürtel aus Trümmern, Planetoiden, irreguläre Brocken von weniger als Planetengröße, mit interessanten Folgerungen für die Bildung des Systems, und ein planetarer Begleiter mit einem eigenen System aus Trümmern und Monden … ein öder Planet, ausgedörrt und abschreckend. Er war kein Eden, keine zweite Erde, nicht besser als das, was es auch im Sonnensystem gab, und es war eine weite Reise gewesen, um das herauszufinden. Die Presse setzte sich mit Fragen auseinander, die zu verstehen ihr selbst nicht leicht fiel, suchte nach etwas, das sie ihrem Publikum bieten konnte, verlor aber dann schnell das Interesse. Wenn überhaupt etwas, dann gab es Fragen nach den Kosten, vage und aussichtslose Vergleiche mit Kolumbus, und so wandte sich die Presse wieder überaus schnell einer politischen Krise im Mittelmeerraum zu, viel verständlicher und weit blutiger.

Das wissenschaftliche Establishment auf der Sol-Station seufzte erleichtert auf und investierte mit gleicher stiller Vorsicht einen Teil seines Budgets in eine bescheidene bemannte Expedition, mit einem Gefährt, das auf eine fliegende Miniaturausgabe der Sol-Station hinauslief, und mit dem Auftrag, eine Zeitlang am Ziel zu bleiben und im Orbit um jenen Planeten Beobachtungen anzustellen.

Und um insgeheim die Bauprinzipien der Sol-Station noch weitgehender zu imitieren, die Herstellungstechniken, mit deren Hilfe schon der zweite große Satellit der Erde gebaut worden war, zu erproben – diesmal unter fremden Bedingungen. Die Sol-Kompanie leistete einen großzügigen Zuschuss, denn sie war von einer gewissen Neugier erfüllt, besaß Erfahrung im Bau von Stationen und davon, welche Gewinne von deren Entwicklung erwartet werden konnten.

Das war der Anfang.

Dieselben Prinzipien, die der Sol-Station praktische Nützlichkeit ermöglicht hatten, machten die erste Sternstation lebensfähig. Sie benötigte nur ein Minimum an Biostoff-Vorräten von der Erde – überwiegend jedoch Luxusgüter, die das Leben für die wachsende Zahl von Technikern und Wissenschaftlern und Familienangehörigen, die dort stationiert waren, angenehmer machten. Die Station betrieb Bergbau, und mit dem Zurückgehen des eigenen Bedarfs schickte sie den Überschuss seltenen Metalls zur Erde zurück … damit war das erste Glied der Kette fertig. Keine Notwendigkeit, überhaupt keine Notwendigkeit bestand – so hatte es diese erste Kolonie bewiesen –, dass ein Stern eine menschenfreundliche Welt besaß; es war nicht einmal erforderlich, dass der Stern selbst sonnenähnlich war. Gebraucht wurden nur der Sonnenwind und die begleitenden Trümmer aus Metallen, Gestein und Eis. Sobald die Station erst einmal errichtet war, konnte ein Stationsmodul zum nächstliegenden Stern befördert werden, egal zu welchem. Wissenschaftliche Basen, Fertigung: Basen, von denen aus der nächste verheißungsvolle Stern erreicht werden konnte; und wieder der nächste und so weiter und so fort. Die von der Erde nach außen gerichtete Erforschung entfaltete sich in einem engen Vektor, einem kleinen Fächer, dessen breites Ende freilich wuchs.

Die Sol-Kompanie, über ihren ursprünglichen Zweck hinaus angeschwollen und jetzt im Besitz von mehr Stationen als nur der im Sol-System, wurde zu dem, als das sie die Sternstationbesatzungen bezeichneten: zur Erdkompanie. Sie verfügte über Macht – mit Gewissheit über die Stationen, die sie über die großen Entfernungen hinweg leitete, Jahre entfernt im All; und auch Macht auf der Erde, wo ihr zunehmender Vorrat an wertvollen Metallen, medizinischen Grundstoffen und ihr Besitz an Patenten enorm gewinnbringend war. So langsam das System zu Beginn auch funktionierte, das fortdauernde Eintreffen von Waren und neuen Ideen, wie lange zuvor sie auch auf die Reise geschickt worden waren, so bedeutete es doch Profit für die Kompanie und demzufolge Macht auf der Erde. Die Kompanie schickte in immer größerer Zahl Frachtschiffe aus: mehr brauchte sie nicht zu tun. Die Besatzungen, die diese Schiffe für die langen Flüge bemannten, entwickelten einen nach innen gerichteten und einzigartigen Lebensstil, forderten nichts außer Verbesserung der Ausrüstung, die sie mit der Zeit für ihr eigen hielten. Die Stationen wiederum boten Stützpunkte, brachten die Güter der Erde jeweils einen Schritt weiter zum nächsten Nachbarn, und der ganze kreisförmige Austausch endete wieder auf der Sol-Station, wo der größte Teil durch die hohen Kosten für Biostoffe und andere nur von der Erde produzierte Waren verlorenging.

Das waren die großen und guten Tage für diejenigen, die diesen Reichtum verkauften: Vermögen wuchsen und schmolzen dahin, Regierungen formierten sich und verschwanden wieder; Gesellschaften häuften immer mehr Macht an, und die Erdkompanie sammelte immense Gewinne in jeder Form und steuerte die Belange ganzer Nationen. Es war ein Zeitalter der Ruhelosigkeit. Neu industrialisierte Bevölkerungsgruppen und die Unzufriedenen aller Nationen machten sich auf diese lange, lange Reise, um Arbeit, Wohlstand, die Verwirklichung privater Freiheitsträume zu suchen, folgten der alten Lockung der ›Neuen Welt‹ – menschliche Verhaltensmuster, rekapituliert jenseits dieses neuen und größeren Ozeans in fremden Ländern.

Die Sol-Station wurde zu einem Startgelände, das nicht mehr exotischer Natur war, sondern ein sicherer und bekannter Ort. Die Erdkompanie gedieh, saugte den Wohlstand der Sternstationen auf, wieder ein Luxus, den die Empfänger mit der Zeit als selbstverständlich erachteten.

Und die Sternstationen klammerten sich an die Erinnerung von dieser lebendigen, abgelegenen Welt, die sie entsandt hatte, Mutter Erde mit einem neuen und emotionsbefrachteten Beiklang, sie, die wertvolle Stoffe schickte, damit es ihnen gutging, damit sie Luxus genießen konnten, der sie in einem verlassenen Universum daran erinnerte, dass es zumindest ein einziges lebendiges Staubkorn gab. Die Schiffe der Erdkompanie waren der Rettungsanker – und die Sonden der Erdkompanie waren die Romanze ihrer Existenz, die leichten und schnellen Forschungsschiffe, die es ihnen erlaubten, bezüglich der nächsten Schritte immer wählerischer zu werden. Es war das Zeitalter des Großen Kreises, der überhaupt kein Kreis war, sondern der Kurs, den die Frachter der Erdgesellschaft ständig flogen, dessen Anfang und Ende die Mutter Erde verkörperte.

Stern auf Stern auf Stern … neun davon – bis Pell entdeckt wurde und sich herausstellte, dass er von einer Leben ermöglichenden Welt begleitet wurde und selbst Leben beherbergte.

Und das machte alle Wetten zunichte und zerstörte das Gleichgewicht für immer.

Pells Stern und Pells Planet, benannt nach dem Sondenkapitän, der ihn ausfindig gemacht hatte – wobei er nicht nur eine Welt entdeckt hatte, sondern auch Eingeborene.

Es dauerte lange, bis die Nachricht davon den Großen Kreis durchreist hatte und auf der Erde eintraf; weniger Zeit, um die nächsten Sternstationen zu erreichen – und mehr als nur Wissenschaftler kamen zu Pells Planet geströmt. Lokale Stationsgesellschaften, die sich in der Ökonomie der Sache auskannten, eilten zu diesem Stern, um nicht hinter anderen zurückzubleiben. Auch Siedler kamen, und zwei Stationen, die um weniger interessante Sterne in der Nähe kreisten, wurden gefährlich entblößt – um schließlich ganz zusammenzubrechen. Inmitten des Wachstumsausbruchs und der Umwälzung, eine Station bei Pell zu errichten, warfen ehrgeizige Leute bereits Blicke auf zwei weitere Sterne jenseits von Pell und kalkulierten mit kühler Voraussicht, denn Pell war selbst eine Quelle für erdähnliche Güter und Luxusgegenstände – eine potentielle Störung in der Richtung von Handel und Versorgung.

Als mit ankommenden Frachtern die Nachricht auf der Erde eintraf … bemühte man sich dort eifrig, Pell zu ignorieren. Das fremde Leben erzeugte Schockwellen in der Gesellschaft und löste moralische und politische Debatten aus, uneingedenk der Tatsache, dass die Nachricht bereits zwei Jahrzehnte alt war – als ob man noch Einfluss nehmen könne auf die Entscheidungen, die dort im DRAUSSEN getroffen wurden. Alles war außer Kontrolle. Anderes Leben. Das zerstörte die dem Menschen teuren Ideen von kosmischer Wirklichkeit. Es warf philosophische und religiöse Fragen auf und präsentierte Realitäten, angesichts derer manche lieber Selbstmord begingen, als ihnen ins Gesicht zu blicken. Kulte entstanden. Aber, wie weitere eintreffende Schiffe berichteten, die Außerirdischen von Pells Planet waren weder außerordentlich intelligent noch gewalttätig; sie bauten keine Häuser und wirkten eher wie Primaten als irgendetwas anderes, braunpelzig und nackt und mit großen, verwirrten Augen.

Ah, seufzte der erdgebundene Mensch. Das auf den Menschen und die Erde konzentrierte Universum, an das die Erde immer geglaubt hatte, war zwar erschüttert worden, brachte sich aber selbst rasch wieder in Ordnung. Die gegen die Kompanie opponierenden Isolationisten gewannen als Reaktion auf den Schrecken an Einfluss und Zahl – und es kam zu einem plötzlichen und merklichen Einbruch im Handel.

Die Kompanie geriet in ein Chaos. Es dauerte lange, Instruktionen zu schicken, und Pell wuchs, ganz außerhalb ihrer Kontrolle. Neue, nicht von der Kompanie autorisierte Stationen entstanden bei noch ferneren Sternen, Stationen mit den Namen Mariner und Viking; und sie wiederum brachten Russells Station und Esperance hervor.

Zu dem Zeitpunkt, als die Anweisungen der Erdkompanie endlich am anderen Ende eintrafen und bereits entvölkerten näheren Stationen befahlen, diese und jene Maßnahme zur Stabilisierung des Handels zu ergreifen, waren die Befehle längst offenkundiger Unsinn.

Tatsächlich hatte sich bereits ein neues Muster des Handels entwickelt. Pell verfügte über die erforderlichen Biostoffe. Es lag den meisten Sternstationen näher. Und Sternstation-Gesellschaften, die einmal die Erde als geliebte Mutter betrachtet hatten, sahen jetzt neue Gelegenheiten und ergriffen sie. Weiterhin wurden neue Stationen errichtet. Der Große Kreis war durchbrochen. Manche Schiffe der Erdkompanie stahlen sich davon, um mit dem NEUEN DRAUSSEN Handel zu treiben, und es gab keine Möglichkeit, sie daran zu hindern. Der Handel wurde fortgesetzt, wurde aber niemals mehr das, was er einmal gewesen war. Der Wert der Erdwaren sank, und folgerichtig kostete es die Erde immer mehr, die frühere Freigiebigkeit der Kolonien weiterhin zu erfahren.

Ein zweiter Schock erfolgte. Eine weitere Welt lag im DRAUSSEN, entdeckt von einem wagemutigen Kauffahrer: Cyteen. Neue Stationen entwickelten sich – Fargone und Paradise und Wyatts Station, und der Große Kreis wurde wiederum vergrößert.

Die Erdkompanie traf eine neue Entscheidung: ein Rückzahlungsprogramm, eine Warensteuer, um die jüngsten Verluste auszugleichen. Sie argumentierte gegenüber den Stationen mit der Gemeinschaft der Menschheit, der moralischen Schuld und der Dankbarkeit.

Einige Stationen und Kaufleute zahlten die Steuer. Andere lehnten sie ab, besonders die Stationen jenseits von Pell und Cyteen. Die Kompanie, so behaupteten sie, habe keinen Anteil gehabt an ihrer Entwicklung und besäße demzufolge keinen Anspruch auf sie. Ein System von Zöllen und Visa wurde eingerichtet und Inspektionen gefordert, bitter abgelehnt von den Kaufleuten, die ihre Schiffe als ihr Eigentum betrachteten.

Und mehr: die Sonden wurden zurückgezogen, die stillschweigende Feststellung, dass die Kompanie dem weiteren Wachstum des DRAUSSEN einen offiziellen Dämpfer aufsetzte. Die schnellen Forschungsschiffe waren bewaffnet, seit eh und je schon, bestand doch ihre Aufgabe darin, sich in das Unbekannte zu wagen. Aber jetzt wurden sie einem neuen Nutzen zugeführt, um Stationen zu besuchen und sie in Reih und Glied zu zwingen. Das war am bittersten, dass die Mannschaften der Sonden, einst die Helden des DRAUSSEN, nun die Büttel der Kompanie wurden.

Kaufleute bewaffneten sich nun selbst und ihre Frachter, die nie für den Kampf gebaut worden waren und nicht in der Lage, enge Kurven zu fliegen. Aber es kam zu Scharmützeln zwischen den zweckentfremdeten Sonden und aufständischen Kaufleuten, wenn auch die Mehrheit der Kaufleute widerwillig ihr Einverständnis zur Steuer erklärte. Die Rebellen zogen sich zu den äußersten Kolonien zurück, die für Zwangsmaßnahmen am ungünstigsten lagen.

Es kam zu einem Krieg, ohne dass jemand ihn Krieg nannte … bewaffnete Sonden der Kompanie gegen die Rebellenkaufleute, die im Dienst der weiter entfernten Sterne standen, ein Umstand, der möglich wurde, weil es Cyteen gab und nun nicht einmal mehr Pell unentbehrlich war.

Damit war die Grenze gezogen. Ohne die Sterne jenseits von Fargone begann der Große Kreis erneut, jedoch nie mehr so profitabel wie vordem. Der Handel über die Grenze hinweg wurde auf seltsame Weise fortgesetzt, denn steuerzahlende Kaufleute konnten fliegen, wohin sie wollten, und die Rebellenkaufleute durften es nicht, aber Frachtpapiere konnten gefälscht werden und wurden es auch. Der Krieg verlief träge, war eine Sache von Schüssen, die abgefeuert wurden, wenn einmal ein Rebell ein klares Ziel abgab. Die Schiffe der Kompanie konnten die unmittelbar hinter Pell in Richtung Erde liegenden Stationen nicht wiederbeleben; sie waren nicht mehr lebensfähig. Die Bevölkerungen wanderten nach Pell und Russells Station und Mariner und Viking ab, auch nach Fargone und noch weiter hinaus.

Im DRAUSSEN wurden ebenso wie Stationen auch Schiffe gebaut. Die Technologie war vorhanden, und die Kaufleute breiteten sich rasch aus. Dann wurde der Sprung entdeckt – eine im NEUEN DRAUSSEN auf Cyteen entstandene Theorie, die von den Schiffsbauern von Mariner auf der Seite der Kompanie rasch übernommen wurde.

Und das war der dritte große Schlag für die Erde. Die alte lichtgebundene Raumfahrt war überholt. Sprungfrachter tauchten in kurzen Etappen in das Dazwischen; aber die Zeit, die man von Stern zu Stern brauchte, verkürzte sich von Jahren zu Perioden von Monaten und Tagen. Die Technologie wurde verbessert. Der Handel verwandelte sich in eine neue Art von Spiel, und die Strategien im langen Krieg wurden verändert – die Stationen schlossen sich enger zusammen.

Plötzlich entstand daraus eine Organisation bei den Rebellen des entferntesten DRAUSSEN. Sie begann als eine Koalition von Fargone und seinen Minen; sie breitete sich nach Cyteen aus und verleibte sich Paradise und Wyatts Station ein, griff nach weiteren Sternen und den Kaufleuten, die ihnen dienten. Gerüchte kursierten – von gewaltigem Bevölkerungszuwachs, der schon seit Jahren unberichtet vonstatten ging; aufgrund einer Technologie, die einmal auf der Seite der Kompanie vorgeschlagen worden war, als es Bedarf gegeben hatte an Menschen, an menschlichem Leben, um das ungeheure dunkle Nichts zu erfüllen, um dort zu arbeiten und zu bauen. Cyteen hatte das in die Tat umgesetzt. Diese Organisation, diese Union, wie sie sich selbst nannte, verbreitete und vermehrte sich in geometrischer Progression, benutzte bereits in Betrieb befindliche Einrichtungen, die Geburtslabors. Die Union wuchs. Sie hatte im Verlauf von zwei Jahrzehnten enorm an Territorien und Bevölkerungsdichte zugenommen, und sie bot eine einzigartige, geradlinige Ideologie des Wachstums und der Kolonisation, eine gebündelte Ausrichtung dessen, was eine nichtorganisierte Rebellion gewesen war. Sie brachte abweichende Meinungen zum Schweigen, mobilisierte und organisierte und setzte der Kompanie hart zu.

Und letzten Endes, als eine aufgebrachte Öffentlichkeit Ergebnisse in dieser sich verschlechternden Situation verlangte, gab die Erdkompanie zu Hause auf der Sol-Station die Steuer auf und nutzte diese Gelder dazu, eine gewaltige Flotte zu bauen, die nur aus Sprungschiffen bestand, wie die Europe und die America und all ihre tödlichen Geschwister.

Desgleichen tat die Union, entwickelte spezialisierte Kriegsschiffe, änderte mit der Technologie auch den Stil. Rebellenkapitäne, die lange Jahre aus eigenen Gründen gekämpft hatten, wurden bei der ersten sich bietenden Gelegenheit der Nachgiebigkeit beschuldigt, und die Schiffe wurden in die Hände von Kommandanten mit der richtigen Ideologie und von größerer Rücksichtslosigkeit gegeben.

Für die Kompanie wurden Erfolge schwerer zu erringen. Die große Flotte, in der Minderzahl und vor die Aufgabe gestellt, ein riesiges Territorium abzudecken, brachte den Krieg nicht in einem und nicht in fünf Jahren zu einem Ende. Und die Erde wurde dieses leidig und ruhmlos gewordenen Konfliktes überdrüssig. Zieht die Sternenschiffe ab, lautete der Aufschrei, der durch die Finanzierungsgesellschaften ging. Zieht unsere Schiffe zurück und lasst die Bastarde hungern.

Es war dann natürlich die Flotte der Kompanie, die hungerte; die Union tat es nicht, aber die Erde schien das nicht einsehen zu können, und auch nicht, dass es nicht mehr um empfindliche, rebellische Kolonien ging, sondern dass dort eine gut genährte und gut bewaffnete Macht im Entstehen war. Dieselbe kurzsichtige Politik, dasselbe Tauziehen zwischen Isolationisten und der Kompanie, das zu Beginn schon die Kolonien entfremdet hatte, zog immer härtere Grenzen, während der Handel nachließ; der Krieg ging nicht im DRAUSSEN verloren, sondern in den Räumen des Senats und den Sitzungssälen auf der Erde und der Sol-Station, wo man sich auf den Bergbau innerhalb des Systems konzentrierte, der profitabel war, und den Teufel die Forschungsmissionen, die es nicht waren, holen ließ.

Unabhängig davon, dass sie jetzt den Sprung zur Verfügung hatten und die Sterne in der Nähe lagen. Ihr Denken wandte sich wieder den alten Problemen zu, ihren eigenen Problemen und ihrer eigenen Politik. Die Erde belegte weitere Auswanderung mit einem Bann, als sie erkannte, wie gefährlich die Flucht ihrer besten Geister war. Sie wälzte sich in wirtschaftlichem Chaos, und die Ausbeutung ihrer natürlichen Quellen durch die Stationen war ein leichter Brennpunkt für Unzufriedenheit. Kein Krieg mehr, sagten sie. Der Frieden war auf einmal gute Politik. Die Flotte der Kompanie, des Geldes beraubt in einem Krieg, der sie an einer langen Front beschäftigt hielt, besorgte sich Versorgungsgüter dort, wo es sich gerade bot.

Am Ende war sie nur noch Flickwerk, fünfzehn Trägereinheiten von einst stolzen fünfzig, zusammengeflickt auf Stationen, die ihnen nach wie vor offenstanden. ›Mazians Flotte‹ wurde sie genannt, in der Tradition des DRAUSSEN, wo es zu Anfang nur so wenige Schiffe gegeben hatte, dass Feinde einander mit Namen und Ruf kannten – was es jetzt nicht mehr in diesem Ausmaß gab, aber einige Namen blieben bekannt. Conrad Mazian von der Europe war einer, den die Union zu ihrem Bedauern kannte; und Tom Edger von der Australia war so einer, ebenso Mika Kreshov von der Atlantic und Signy Mallory von der Norway; und all die übrigen Kapitäne der Kompanie, bis hinunter zu jenen der Riderschiffe. Immer noch dienten sie der Erde und der Kompanie, während sie beider Liebe in stetig abnehmendem Maße genossen. Keiner aus dieser Generation war erdgeboren; sie bekamen nur wenig Ersatz, keinen von der Erde und auch keinen von den Stationen in ihrem Territorium, denn diese waren besessen von der Furcht um ihre Neutralität im Krieg. Kauffahrer waren ihre Quelle für ausgebildete Mannschaften und Truppen, und die meisten unfreiwillig.

Das DRAUSSEN hatte einmal mit den erdnahen Sternen begonnen, und jetzt begann es bei Pell, denn die ältesten Stationen waren alle stillgelegt, wo jetzt der Handel mit der Erde nicht mehr zeitgemäß und auch der Stil des Handels, wie vor der Sprung-Raumfahrt üblich, für immer dahin war. Die Hinteren Sterne waren nahezu vergessen und wurden nicht mehr aufgesucht.

Welten lagen jenseits von Pell, jenseits von Cyteen, und die Union besaß sie jetzt alle, wirkliche Welten der Sterne des fernen Dazwischen, die mit dem Sprung erreicht werden konnten, wo die Union Gebärlabors benutzte, um die Bevölkerung zu vergrößern und Arbeiter und Soldaten zu erzeugen. Die Union wollte das gesamte DRAUSSEN, um den Kurs der Zukunft des Menschen zu bestimmen. Die Union besaß das DRAUSSEN, alles außer dem dünnen Bogen von Sternstationen, die Mazians Flotte immer noch für die Erde und die Kompanie ohne jeden Dank von deren Seite hielt, weil sie einmal den Auftrag dazu erhalten hatte, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. In ihrem Rücken befand sich nur Pell … und die eingemotteten Stationen der Hinteren Sterne. Entfernter noch und isoliert … lag die Erde, eingesponnen in ihre inneren Kontemplationen und ihrer fragmentierten und komplizierten Politik.

Kein wirklich bedeutender Handel kam jetzt noch von Sol oder ging dorthin. Im Wahnsinn des Krieges befuhren freie Händler gleichermaßen die Seite der Union und die Sterne der Kompanie, kreuzten nach eigenem Gutdünken die Gefechtslinien, obwohl die Union diesen Verkehr durch subtile Schikanen zu entmutigen strebte, um die Belieferung der Kompanie zu unterbrechen.

Die Union breitete sich aus, und die Flotte der Kompanie hielt einfach nur durch, besaß keinen Planeten außer Pell, der sie ernährte, und die Erde, von der sie ignoriert wurde. Auf der Unionsseite wurden Stationen nicht mehr im alten Maßstab errichtet. Sie waren jetzt nur noch Depots für Planeten, und immer noch suchten Sonden nach weiteren Sternen. Ganze Generationen hatten die Erde nie gesehen – Menschen, für die die Europe und Atlantic nur Schöpfungen aus Metall und Schrecken waren, Generationen, deren Lebensstil die Sterne waren, Unendlichkeiten, grenzenloses Wachstum und eine Zeit, die in die Ewigkeit blickte. Die Erde verstand sie nicht.

Aber das taten auch die Stationen nicht, die der Kompanie treu blieben, und auch nicht die freien Händler, die diesen seltsamen Handel über die Grenzen hinweg weiterführten.

2.1. Anflug auf Pell: 2. 5. 52

Der Konvoi flog ein, als erstes der Träger Norway und dann die zehn Frachter – und noch mehr, als die Norway ihre vier Rider abstieß und sich die Schutzformation für den Anflug auf Pells Stern weit verteilte.

Dies hier war der Zufluchtsort, ein einzelner sicherer Platz, den der Krieg bislang nicht erreicht hatte, aber die Flut war im Anrollen. Die Welten des fernen DRAUSSEN schritten auf der Siegerstraße, und auf beiden Seiten der Front veränderten sich die Gewissheiten.

Auf der Brücke der ECS 5, des Sprungträgers Norway, herrschte hektische Betriebsamkeit an den vier Hilfskommandostellen für die Überwachung der Rider, an der langen Reihe der Bedienungsstellen für den Funkverkehr, den Scanner und die Steuerung des eigenen Schiffes. Die Norway stand in dauernder Funkverbindung mit den zehn Frachtern, und die über diese Kanäle hin und her gehenden Berichte waren knapp, enthielten nur Fragen der Schiffsführung. Die Norway war zu beschäftigt, um sich für menschliche Katastrophen zu interessieren.

Keinerlei Hinterhalt. Die Station von Pells Planet empfing das Signal und äußerte ein zögerndes Willkommen. Erleichtertes Flüstern lief von einem Posten des Trägers zum anderen, privat, nicht über Interschiff-Kommunikation. Signy Mallory, Kapitän der Norway, entspannte die Muskeln – und wurde sich dabei erst bewusst, wie angespannt sie gewesen waren, und sie ordnete an, den Geschützcomputer auf Bereitschaft herunterzuschalten.

Sie hatte das Kommando über die Flottille, war nach der Altersreihenfolge dritter Kapitän unter den fünfzehn von Mazians Flotte. Sie war neunundvierzig Jahre alt. Die Rebellion des DRAUSSEN war viel älter; sie war Frachterpilot gewesen, dann Riderkapitän, die ganze Skala, alles im Dienst der Erdkompanie. Ihr Gesicht zeigte noch die Jugend. Das Haar war silbergrau. Die Verjüngungsbehandlungen, die zu den grauen Haaren führten, hielten alles andere an ihr irgendwo in der Nähe eines biologischen Alters von sechsunddreißig. Und in Anbetracht dessen, was sie hier hereinführte und was das bedeutete, fühlte sie sich älter als neunundvierzig.

Sie lehnte sich in den Sessel zurück, von dem aus sie die sich hinaufkrümmenden engen Gänge der Brücke überblicken konnte, schaltete an der Armkonsole, um Funktionen zu überprüfen, starrte hinaus über die aktiven Sektionen und die Bildschirme, die zeigten, was Vid und Scanner aufnahmen. Sicherheit. Sie lebte noch, weil sie nie ganz an solche Einschätzungen glaubte.

Und durch Anpassung. Damit hielten es alle, alle, die in diesem Krieg gekämpft hatten. Die Norway war wie ihre Besatzung, Bergegut verschiedenster Art: Von der Brazil und der Italia und der Wasp und der verhexten Miriam B., und Teile von ihr konnten bis zu den Tagen des Frachterkrieges zurückdatiert werden. Sie nahmen, was sie kriegen konnten, gaben so wenig wie nur möglich auf – wie von den Flüchtlingsschiffen, die sie führte, die unter ihrem Schutz standen. Jahrzehnte zuvor hatte es eine Zeit der Ritterlichkeit im Krieg gegeben, der quichottschen Gesten von Feinden, die Feinde retteten und unter Waffenstillstand abzogen. Sie waren Menschen, und die Tiefe war groß, und sie alle hatten es gewusst. Nicht mehr. Aus den Reihen dieser neutralen Zivilisten hatte sie die Nützlichen für sich selbst ausgesucht, eine Handvoll, die sich vielleicht anpassen würde. Von Pell würde es Proteste geben, aber sie würden ihnen nichts nützen. Kein Protest würde das jemals, weder in dieser noch in anderen Angelegenheiten. Der Krieg hatte eine weitere Schwenkung vollzogen, und jetzt gab es keine schmerzlosen Entscheidungen mehr.

Sie bewegten sich langsam, mit dem Kriechtempo, das die Höchstgeschwindigkeit der Frachter im Realraum war, über eine Entfernung, die die Norway oder ihre Rider, sofern unbelastet, lichtschnell zurücklegen konnten. Sie waren gefährlich nahe an der Masse von Pells Stern hereingekommen, außerhalb der Ebene des Systems, hatten einen Sprungunfall und Zusammenstöße riskiert. Das war die einzige Methode, mit der diese Frachter Tempo machen konnten … und Leben hing davon ab, Zeit zu gewinnen.

»Empfangen Anfluginstruktionen von Pell«, benachrichtigte sie der Kom.

»Graff«, sagte sie zu ihrem Stellvertreter, »führ sie hinein!« Und indem sie einen weiteren Kanal einschaltete: »Di, versetze alle Truppen in Bereitschaft, volle Bewaffnung und Ausrüstung.« Sie wechselte wieder zum Kom: »Pell benachrichtigen, dass sie am besten eine Sektion evakuieren und abschließen. Konvoi informieren, dass wir jeden, der während des Anfluges die Formation verlässt, zerpusten. Sorgt dafür, dass sie es glauben!«

»Erledigt«, sagte der Kom-Dienstälteste und fügte nach angemessener Zeit hinzu: »Stationsleiter in Person.«

Der Stationsleiter protestierte. Das hatte sie erwartet. »Sie tun, was ich sage«, befahl sie ihm – Angelo Konstantin, einer der Konstantins von Pell. »Machen Sie die Sektion frei – oder wir tun es! Fangen Sie jetzt an, entfernen Sie alles, was Wert hat oder gefährlich ist, bis auf die nackten Wände! Und verschließen Sie die Türen und schweißen Sie die Eingangsplatten zu! Sie wissen ja gar nicht, was wir Ihnen bringen. Und wenn Sie uns aufhalten, habe ich vielleicht eine Schiffsladung Tote: das Lebenserhaltungssystem der Hansford funktioniert nicht mehr. Erledigen Sie alles, Mr. Konstantin, oder ich schicke die Truppen hinein! Und wenn Sie nicht alles richtig machen, Mr. Konstantin, dann werden Sie Flüchtlinge wie Schädlinge über Ihre ganze Station verstreut haben, alle ohne I.D.s und sehr verzweifelt. Vergeben Sie mir meine Unverblümtheit! Ich habe Leute, die in ihrem eigenen Dreck sterben. Wir haben siebentausend verängstigte Zivilisten auf diesen Schiffen, alles, was von Mariner und Russells Stern noch weggekommen ist. Sie haben keine Wahl mehr und keine Zeit. Und Sie werden mir nicht nein sagen, Sir!«

Über die Entfernung hinweg entstand eine Pause, dauerte länger, als eigentlich nötig. »Wir haben die Evakuierung der Sektionen Gelb und Orange Dock ausgerufen, Käptn Mallory. Der medizinische Dienst wird zur Verfügung stehen, soweit wir ihn erübrigen können. Die Notfallmannschaften sind unterwegs. Betreffs Versiegelung der entsprechenden Bereiche haben wir verstanden. Die Sicherheitspläne werden sofort in Kraft gesetzt. Wir hoffen, dass Ihre Sorgen um unsere Bürger entsprechend groß sind. Diese Station wird dem Militär nicht erlauben, sich in Operationen unserer internen Sicherheit einzumischen oder unsere Neutralität zu gefährden, aber Unterstützung unter unserer Befehlsgewalt würde begrüßt werden. Over.«

Signy entspannte sich langsam, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und atmete leichter. »Unterstützung wird gewährt, Sir. Geschätztes Anlegen in – vier Stunden, wenn ich diesen Konvoi soweit verzögere, wie ich es nur kann. Soviel Zeit kann ich Ihnen einräumen, um alles vorzubereiten. Haben Nachrichten über Mariner Sie bereits erreicht? Sie wurde gesprengt, Sir, Sabotage. Over.«

»Vier Stunden, verstanden. Wir haben Verständnis für die Maßnahmen, die zu ergreifen Sie uns drängen, und wir nehmen sie ernst. Wir sind bestürzt, von der Mariner-Katastrophe zu erfahren. Erbitten detaillierte Information. Des weiteren setzen wir Sie davon in Kenntnis, dass wir im Moment ein Team der Kompanie hier haben. Sie sind sehr bestürzt über diese Vorgänge …«

Sie flüsterte eine Obszönität in den Kom.

»… und sie verlangen, dass Sie alle zu irgendeiner anderen Station umgeleitet werden. Mein Stab versucht gerade, ihnen den Zustand der Schiffe und die Gefährdung des Lebens an Bord zu erklären, aber sie üben Druck auf uns aus. Sie halten die Neutralität von Pell für gefährdet. Berücksichtigen Sie das freundlicherweise bei Ihrem Anflug und bedenken Sie, dass die Agenten der Kompanie einen Kontakt zu Ihnen persönlich erbeten haben. Over.«

Sie wiederholte die Obszönität und stieß den Atem aus. Die Flotte vermied solche Begegnungen, wenn möglich, so selten sie im letzten Jahrzehnt geworden waren. »Sagen Sie ihnen, dass ich beschäftigt bin! Halten Sie sie von den Docks und unserem Bereich fern! Benötigen Sie Bilder von verhungernden Kolonisten, um sie zurückzuhalten? Böser Druck, Mr. Konstantin. Achten Sie darauf, dass sie uns nicht in die Quere kommen! Over.«

»Sie sind mit Papieren der Regierung ausgestattet. Sicherheitsrat. Diese Art von Kompanieteam. Sie haben Ränge, von denen sie Gebrauch machen können, und verlangen Beförderung tiefer in das DRAUSSEN. Over.«

Sie dachte sich eine weitere Obszönität aus und verschluckte sie wieder. »Ich danke Ihnen, Mr. Konstantin. Ich werde meine Empfehlungen für Verfahrensweisen mit den Flüchtlingen für Sie zusammenfassen; sie sind detailliert ausgearbeitet. Natürlich können Sie sie ignorieren, aber davon würde ich abraten. Wir können Ihnen nicht einmal dafür garantieren, dass das, was wir auf Pell ausladen, nicht bewaffnet ist. Wir sind nicht in der Lage, das herauszufinden. Bewaffnete Truppen können dort nicht hinein, verstehen Sie? So sieht das aus, was wir Ihnen bringen. Ich würde Ihnen empfehlen, die Burschen von der Kompanie völlig aus unserem Dockbereich fernzuhalten, bevor wir mit Geiselnahme konfrontiert werden. Verstanden? Ende der Übermittlung.«

»Verstanden. Danke, Kapitän. Ende der Übermittlung.«

Sie sackte in ihrem Sessel zusammen, funkelte die Bildschirme an und gab der Funkstation den Befehl, die Instruktionen für das Stationskommando durchzugeben.

Leute der Kompanie. Und Flüchtlinge von untergegangenen Stationen. Von der beschädigten Hansford kamen ständig Informationen herein, mit einer Ruhe von Seiten der Besatzung, die sie bewunderte. Strenge Maßnahmen. Sie waren am Sterben dort drüben. Die Besatzung war auf der Brücke eingeschlossen und bewaffnet, lehnte es ab, das Schiff aufzugeben oder sich von einem Rider ins Schlepptau nehmen zu lassen. Es war ihr Schiff. Sie blieben darauf und taten, was sie konnten, für die Leute an Bord, benutzten dabei Fernsteuerungen. Die Passagiere dankten es ihnen nicht, rissen vielmehr das Schiff auseinander – oder hatten es getan, bis die Luft verschmutzt war und die Systeme langsam den Dienst aufgaben.

Vier Stunden noch.

2.2.

Norway. Russells Station und Mariner waren untergegangen. Gerüchte liefen durch die Korridore der Station, wo die Verwirrung und der Zorn von Bewohnern und Gesellschaften kochte, die mit ihrem gesamten Eigentum hinausgeworfen worden waren. Freiwillige und eingeborene Arbeiter halfen bei der Evakuierung; Dockmannschaften benutzten die Verlademaschinen, um persönliche Habseligkeiten aus den für die Quarantäne ausgesuchten Bereichen zu entfernen, etikettierten Gegenstände und versuchten, sie nicht durcheinanderzubringen und keinen Diebstahl zuzulassen. Aus dem Kom hallten Durchsagen.

»Bewohner von Gelb Eins bis Eins Neunzehn werden gebeten, einen Vertreter zur Unterkunftsinformation für Notfälle zu entsenden. Auf der Hilfsstation befindet sich ein verlorenes Kind, May Terner. Würde ein Verwandter bitte sofort zur Hilfsstation kommen? – … Jüngste Schätzungen der Stationszentrale besagen, dass eintausend Unterkunftseinheiten im Gästebereich zur Verfügung stehen. Alle Nichtbürger werden zugunsten von dauerhaften Bewohnern der Station entfernt, die vorrangig durch Lotterie bestimmt werden. Durch Zusammenfassung besetzter Einheiten verfügbare Wohnungen: zweiundneunzig. Abteilungen, die zur Notumwandlung in Wohnraum verfügbar sind: zweitausend einschließlich öffentlicher Versammlungsbereiche und einem Haupttag/Wechseltag-Rotationssystem der Belegung. Der Rat der Station drängt hiermit alle Personen, die die Möglichkeit haben, Unterkunft bei Verwandten oder Freunden zu finden, dies sicherzustellen und die Information darüber frühestmöglich dem Computer einzugeben. Unterbringung durch private Initiative wird dem Unterbringungsgewährenden durch einen Betrag entgolten, der der Pro-Kopf-Ausgabe für anderweitige Unterbringung gleichkommt. Wir haben ein Defizit von fünfhundert Einheiten, das bei Unterkunft auf der Station einen Kasernenstil erforderlich macht oder zeitweise Verbringung nach Downbelow, sofern dieses Defizit nicht durch freiwillige Meldungen oder die Bereitschaft von Individuen, zugewiesenen Lebensraum zu teilen, ausgeglichen werden kann. Es sind sofort Pläne in Erwägung zu ziehen, Sektion Blau für Wohnzwecke zu nutzen, wodurch innerhalb der nächsten einhundertachtzig Tage fünfhundert Einheiten frei werden sollten … Wir danken Ihnen … Würde bitte ein Sicherheitsteam sich in Acht Gelb melden?«

Es war ein Albtraum. Damon Konstantin starrte auf die Flut der Ausdrucke und ging periodisch auf dem filzbedeckten Boden des Dockkommandos von Sektor Blau auf und ab, hoch über dem Bereich der Docks, wo Techniker versuchten, mit der Logistik der Evakuierung fertig zu werden.

Noch zwei Stunden.

Durch die Fensterreihe konnte er das Chaos über die gesamten Docks hinweg sehen, wo persönliche Habseligkeiten unter Polizeibewachung aufgehäuft worden waren. Jede Person und jede Einrichtung aus den neunten bis fünften Ebene der Sektionen Gelb und Orange war verlegt worden: dockangrenzende Geschäfte, Wohnungen, viertausend anderswo zusammengedrängte Leute. Der Zustrom ergoss sich an Blau vorbei, um den Rand herum nach Grün und Weiß, den großen Hauptwohnsektoren. Menschenmassen quirlten verwirrt und verzweifelt durcheinander. Sie begriffen die Notwendigkeit; sie zogen um – jedermann auf der Station unterlag gelegentlich solchen Umstellungen des Wohnraumes, wegen Reparaturen, aus Gründen der Neuorganisation … aber niemals auf eine derartige Aufforderung hin und niemals in diesem Maßstab, und niemals ohne zu wissen, welcher neue Platz ihm zugewiesen werden sollte. Pläne wurden nichtig, viertausend Leben aus dem Gleichgewicht gebracht. Kaufleute von den etwa vierzig Frachtern, die zufällig gerade im Dock lagen, waren grob aus ihren Schlafgelegenheiten geworfen worden, und die Sicherheit wollte sie nicht auf den Docks oder in der Nähe der Schiffe haben. Seine Frau Elene befand sich unten in einem Knäuel von ihnen, eine schlanke Gestalt in blassem Grün. Verbindungsoffizier zu den Kaufleuten – das war Elenes Beruf, und er saß in ihrem Büro und machte sich Sorgen darüber. Nervös beobachtete er das Verhalten der Kaufleute, aus dem Zorn zu lesen war, und dachte darüber nach, die Stationspolizei zu Elenes Schutz nach dort unten zu schicken; Elene jedoch schien Schrei auf Schrei mit ihnen fertig zu werden, alles verloren in der Geräuschisolierung und dem allgemeinen Summen von Stimmen und Maschinen, das schwach bis zu dem höherliegenden Kommandostand durchdrang. Plötzlich wurden Achseln gezuckt und reihum Hände geschüttelt, als hätte es überhaupt keinen Streit gegeben. Irgendeine Angelegenheit war entweder beigelegt oder verschoben worden, und Elene ging weg und auch die Kaufleute schritten durch die Massen der Vertriebenen hindurch davon, wenn auch mit Kopfschütteln und ohne erkennbare Freude. Elene war unter den schrägen Fenstern verschwunden – in Richtung des Aufzuges, um heraufzukommen, hoffte Damon. Anderswo, in der grünen Sektion, schlug sich sein eigenes Büro mit einem zornigen Bürgerprotest herum; und dann gab es noch die Delegation der Kompanie, die unruhig in der Stationszentrale saß und eigene Forderungen an seinen Vater stellte.

»Würde bitte ein medizinisches Team zu Sektion Acht Gelb kommen?«, fragte der Kom samtig. Irgendjemand war draußen in den evakuierten Sektionen in Schwierigkeiten.

Die Aufzugtüren öffneten sich zum Kommandozentrum. Elene gesellte sich zu ihm, das Gesicht noch von der Auseinandersetzung gerötet.

»Die Zentrale ist schier verrückt geworden«, sagte sie. »Die Kaufleute wurden aus dem Hospiz geworfen und bekamen die Anweisung, auf ihren Schiffen zu wohnen, aber jetzt steht Stationspolizei zwischen ihnen und ihren Schiffen. Sie wollen weg von der Station. Sie wollen nicht, dass ihre Schiffe bei einer plötzlichen Evakuierung von der Menge überfallen werden. Im Moment möchten sie am liebsten völlig aus der Nähe von Pell verschwinden. Mallory ist dafür bekannt, Kauffahrer mit vorgehaltener Waffe zu rekrutieren.«

»Was hast du ihnen gesagt?«

»Dass sie standhaft sein und auf einige Lieferverträge zählen sollen, die nötig sein werden, um mit diesem Zustrom klarzukommen. Aber es wird ihnen nicht gelingen, mit einem Schiff das Dock zu verlassen oder mit unserer Polizei aneinanderzugeraten. Und damit sind sie erstmal abgespeist, zumindest für eine Weile.«

Elene hatte Angst. Das war hinter der bröckeligen, geschäftigen Ruhe klar erkennbar. Sie alle hatten Angst. Er legte den Arm um sie; und ihrer umschloss seine Taille, und sie lehnte da und sagte nichts. Sie gehörte zu den Kauffahrern, diese Elene Quen, stammte vom Frachter Estelle, der unterwegs zu Russells Station und Mariner war. Damons wegen hatte sie diesen Flug ausgelassen, denn sie zog in Erwägung, seinetwegen für immer auf der Station zu bleiben.

Und jetzt war sie dabei gewesen, mit wütenden Besatzungen zu diskutieren, zu versuchen, mit Leuten, die sogar in ihren Augen wahrscheinlich recht hatten und vernünftig waren in dieser Situation, wo die Flotte auf ihrer Strecke unterwegs war. Damon betrachtete die Dinge mit einer kalten, ruhigen Panik nach Art der Stationsbewohner. Wenn auf einer Station etwas nicht mehr funktionierte, dann geschah das in bestimmten Quadranten und Sektionen, und ein gewisser Fatalismus war daraus entstanden: wenn man sich in einer sicheren Zone befand, dann blieb man dort ruhig sitzen; wenn man einen Job hatte, mit dem man helfen konnte, dann tat man es; und wenn es der eigene Bereich war, der Probleme hatte, saß man auch hier ruhig auf seinem Fleck – das war der einzig mögliche Heldenmut. Eine Station konnte nicht schießen, nicht weglaufen, konnte lediglich Schäden hinnehmen und sie reparieren, wenn dazu die Zeit blieb. Kaufleute huldigten einer anderen Philosophie und besaßen in Zeiten der Gefahr andere Reflexe.

»Ist schon in Ordnung«, sagte er und spannte kurz den Arm an. Er spürte ihren antwortenden Druck. »Bis hierher kommt es nicht. Sie bringen einfach nur Zivilisten weit hinter die Linien. Sie werden bleiben, bis die Krise vorüber ist, und dann zurückgehen. Wenn nicht … nun, wir hatten schon früher große Zuströme, als sie die letzten der Hinteren Sterne dichtgemacht haben. Wir haben Sektionen hinzugebaut. Wir machen das wieder, werden einfach größer.«

Elene sagte nichts. Schreckliche Gerüchte schwebten durch den Kom und die Korridore, und sie betrafen das Ausmaß der Katastrophe von Mariner. Die Estelle befand sich nicht unter den ankommenden Frachtern. Das wussten sie jetzt mit Sicherheit. Beim Eintreffen der ersten Nachrichten von dieser Ankunft hatte sie Hoffnung gehabt; und auch Furcht, denn es wurde von Schäden auf diesen Schiffen dort draußen berichtet, die sich mit dem langsamen Tempo von Frachtern fortbewegten, vollgepackt mit Passagieren, für deren Unterbringung sie nie entworfen worden waren, in einer Reihe kleiner Sprünge, die die beschränkte Reichweite von Frachtern erforderlich machte. Das addierte sich zu Tagen über Tagen im Realraum, bis zu dem Punkt, den sie jetzt erreicht hatten, und es bedeutete die lebende Hölle auf diesen Schiffen. Man hörte Gerüchte, dass sie nicht genügend Drogen gehabt hatten, um damit alle durch die Sprünge zu bringen, dass manche ohne sie durchgehalten haben mussten. Er versuchte, sich das vorzustellen – sich Elenes Sorgen auszurechnen. Das Fehlen der Estelle bei diesem Konvoi war gleichzeitig eine gute und eine schlechte Nachricht. Wahrscheinlich war sie von ihrem erklärten Kurs abgewichen, als sie von möglichen Schwierigkeiten erfuhr, und eilig anderswohin geflogen – immer noch Grund zu Befürchtungen angesichts des an der Front heißer werdenden Krieges. Eine Station – weg, gesprengt. Und aus Russells war das Personal evakuiert worden. Die Grenze der Sicherheit war auf einmal viel zu nahe, viel zu schnell.

»Es ist wahrscheinlich«, sagte er – wünschte sich, diese Nachricht für einen anderen Tag aufzusparen, aber sie musste es wissen –, »dass wir nach Blau verlegt werden, in vielleicht beengte Quartiere. Die Angehörigen des Abfertigungspersonals können dorthin verlegt werden, und es wird sich nicht vermeiden lassen, dass wir dazugehören.«

Sie zuckte die Achseln. »In Ordnung. Ist es bereits arrangiert?«

»Es wird.«

Ein zweites Mal zuckte sie die Achseln; sie verloren ihr Heim, und sie zuckte die Achseln, starrte zu den Fenstern hinaus auf die darunter liegenden Docks und Menschenmassen und Kauffahrerschiffe.

»Bis hierher kommt der Krieg nicht«, beharrte er, versuchte daran zu glauben, denn Pell war seine Heimat, in einer Weise, die wahrscheinlich kein Kauffahrer verstehen konnte. Die Konstantins hatten diese Station errichtet, waren schon seit den Tagen des Anfangs dabei. »Was die Kompanie auch verliert – nicht Pell.«

Und einen Moment später, durch das Gewissen bewegt, wenn nicht durch Mut: »Ich werde dort hinüber müssen, in die Quarantäne-Docks.«

2.3.

Die Norway glitt vor den anderen hinein, während der um eine Nabe angeordnete unansehnliche Torus von Pell sich schimmernd auf ihren Bildschirmen ausbreitete. Die Rider waren ausgefächert und hielten für den Moment noch die Frachter fern. Die Kaufmannsbesatzungen, die das Kommando über diese Flüchtlingsschiffe führten, hielten klugerweise die Position, bereiteten ihr keine Schwierigkeiten. Die blasse Sichel von Pells Planet – Downbelow{1} in Pells sachlicher Nomenklatur – hing hinter der Station, mit Sturmwirbeln überzogen.

Sie passten sich dem Signal von Pells Station an, gingen auf eine Ebene mit den blitzenden Lichtern des ihnen zugewiesenen Dockbereiches. Der Konus, der ihre Bugsonde aufnehmen würde, leuchtete beim Näherkommen blau auf. SEKTION ORANGE, verkündeten die verzerrten Buchstaben auf dem Vid neben einem Gewirr von Solarflügeln und -platten. Signy schaltete den Scanner ein und erkannte auf dem von Pell übernommenen Bild, dass die Dinge waren, wie sie sein wollten. Ständiges Gerede strömte von Pells Zentrale durch die Schiffskanäle und hielt ein Dutzend Techniker am Kom beschäftigt.

Sie begannen die letzte Anflugphase, verloren sanft an Schwerkraft, als der rotierende innere Zylinder der Norway, wie Eingeweide in den Rahmen geschlungen, langsamer wurde und in Anlegeposition stehenblieb, woraufhin alle Personendecks nach dem Oben und Unten der Station ausgerichtet waren. Eine Zeitlang spürten sie, wie andere Zugkräfte stärker wurden, eine Reihe von Reorientierungen. Der Konus wurde größer, ein leichtes Anlegen und die Greifer packten zu, eine zerrende Bestätigung des letzten Zuschlagens der Schwerkraft. Die Zugänge für Pells Docksmannschaften gingen auf. Das Schiff lag jetzt fest, war nun ein Teil von Pells Rotation.

»Ich empfange, dass auf den Docks alles ruhig ist«, sagte Graff. »Die Polizei des Stationsleiters ist überall.«

»Botschaft«, sagte der Kom. »Pell Stationsleiter an Norway: Erbitte militärische Kooperation mit Ressorts, die eingerichtet wurden, um die Ihren Instruktionen entsprechenden Verfahrensweisen zu ermöglichen. Alle Vorgehensweisen erfolgen, wie von Ihnen gewünscht, mit den Empfehlungen des Stationsleiters, Kapitän.«

»Antwort: Hansford wird sofort hereinkommen mit Krise im Lebenserhaltungssystem und möglicherweise Aufruhrbedingungen an Bord. Halten Sie sich von unseren Linien zurück! Ende. – Graff, übernehmen Sie die Schiffsführung! Di, schicken Sie die doppelte Truppenstärke hinaus auf das Dock!«

Damit überließ sie die Dinge anderen, stand auf und schritt durch die engen, gekrümmten Gänge der Brücke zu dem kleinen Abteil, das ihr als Büro und häufig auch als Schlafquartier diente. Sie öffnete den Schrank dort, zog eine Jacke über und steckte sich eine Pistole in die Tasche. Es handelte sich nicht um eine Uniform. Vielleicht besaß niemand in der Flotte mehr eine gänzlich reguläre Uniform. So lange war die Versorgung schon so schlecht. Der Kapitänskreis an ihrem Kragen war das einzige, was sie von einem Kauffahrer unterschied. Die Truppen waren nicht besser uniformiert, wohl aber bewaffnet: das hielten sie in gutem Zustand, um jeden Preis.

Mit dem Lift eilte sie jetzt in den unteren Korridor hinab und arbeitete sich dort zwischen den eiligen Truppen vor, die Di Janz auf das Dock befohlen hatte und die gefechtsmäßig ausgerüstet waren, durch die Zugangsröhre hinaus in die riesigen kalten Dockhallen.

Das ganze Dock gehörte ihnen, die gewaltige, sich nach oben krümmende Perspektive, die Sektionsbögen, die durch die Decke abgeschirmt wurden, wo die Randkrümmung der Station sich dem allmählichen Horizont folgend nach links wand.

Rechts war ein Sektionsverschluss eingesetzt und hielt dort das Auge ab. Die Gegend war verlassen, abgesehen von den Docksmannschaften und ihren Signalbrücken, ebenso der Stationssicherheit und den Abfertigungsschaltern, welche sich ein gutes Stück abseits des Bereiches der Norway befanden. Eingeborene Arbeiter waren nicht zu sehen, nicht hier und nicht in dieser Situation. Abfall lag über das weite Dock verstreut, Papiere, Kleidungsstücke, kündete von eiligem Rückzug. Die Docksgeschäfte und -büros waren leer; der Neunerkorridor in der Mitte des Docks zeigte sich ebenfalls verlassen und abfallübersät. Das tiefe Brüllen von Di Janz hallte an den Metallträgern über ihnen, als er den Truppen befahl, sich rings um den Bereich aufzustellen, wo die Hansford hereinkam.

Pell-Docker strömten herbei. Signy beobachtete sie und kaute dabei nervös auf der Unterlippe, blickte kurz zur Seite, als ein Zivilist sich ihr näherte, ein ziemlich junger Mann mit dunkler Adlernase. Er trug einen Block Papier und wirkte sachlich in seinem ordentlichen blauen Anzug. Der Hörer, den Signy in einem Ohr trug, hielt sie über den Zustand der Hansford auf dem laufenden, ein konstanter Lärm aus schlechten Nachrichten. »Wer sind Sie?«, verlangte sie zu wissen.

»Damon Konstantin, Kapitän, aus dem Ressort für Rechtsangelegenheiten.«

Sie hatte einen zweiten Blick übrig. Ein Konstantin, durchaus möglich. Angelo hatte zwei Söhne gehabt vor dem Unfall seiner Frau. »Rechtsangelegenheiten«, sagte sie mit Widerwillen.

»Ich bin hier, falls Sie etwas brauchen – oder die Flüchtlinge. Ich habe eine Kom-Verbindung mit der Zentrale.«

Ein Krachen ertönte. Die Hansford legte unbeholfen an, knirschte durch den Leitkonus und krachte dröhnend an ihren Platz.

»Koppelt sie an und haut ab!«, brüllte Di die Docksmannschaften an. Er brauchte keinen Kom.

Graff organisierte die Dinge von der Kommandozentrale der Norway aus. Die Besatzung der Hansford würde zunächst auf ihrer Brücke eingeschlossen bleiben und das Ausschiffen per Fernbedienung durchführen. »Sie sollen raus«, hörte sie, von Graff übermittelt. »Jeder Ansturm auf die Truppen wird mit Feuer zurückgeschlagen.«

Die Kupplungen waren angebracht. Die Rampe wurde befestigt.

»Los!«, blökte Di. Die Docker rannten und drängten sich hinter die Linien der Truppen. Gewehre wurden angelegt. Die Luke ging auf, ein Krachen oben in der Zugangsröhre.

Gestank wälzte sich in die auf dem Dock herrschende Kälte. Innere Luken gingen auf, und eine lebendige Welle brandete heraus. Gestalten, aufeinander trampelnd und übereinander fallend. Sie kreischten und schrien und rannten wie die Verrückten, stolperten, als ein Feuersturm über ihre Köpfe brauste.

»Anhalten!«, schrie Di. »Setzen Sie sich an Ort und Stelle nieder und legen Sie die Hände auf den Kopf.«

Manche saßen bereits vor lauter Schwäche; andere sanken dem Befehl folgend zu Boden. Einige schienen zu benommen zu sein, um zu begreifen, kamen aber nicht näher. Die Welle hatte angehalten. An Signys Seite flüsterte Damon Konstantin einen Fluch und schüttelte den Kopf. Kein rechtlicher Einwand kam von ihm; Schweiß war auf seiner Haut zu sehen. Seine Station blickte dem Aufruhr ins Gesicht – dem Zusammenbruch der Systeme, dem zehntausendfachen Tod auf der Hansford. Es waren einhundert, vielleicht einhundertfünfzig, die noch lebten, auf dem Dock beim Kabelschlauchportal zusammengekauert. Der Gestank aus dem Schiff verbreitete sich weiterhin. Eine Pumpe arbeitete, stieß unter Druck Luft durch die Belüftungsschächte der Hansford. Eintausend waren auf diesem Schiff.

»Wir werden hineingehen müssen«, brummte Signy, und die Aussicht flößte ihr Übelkeit ein. Di trieb die anderen einzeln, brachte sie unter Gewehren in einen abgeschirmten Bereich, wo sie ausgezogen, durchsucht und desinfiziert werden sollten, um dann zu den Abfertigungsschaltern oder den Medics weitergereicht zu werden. Gepäck gab es bei diesen Leuten nicht, auch keine Papiere, die irgendeinen Wert besaßen.

»Ich brauche ein für einen vergifteten Bereich ausgerüstetes Sicherheitsteam«, unterrichtete sie Konstantin. »Und Tragbahren. Machen Sie eine Müllbeseitigungsanlage klar. Wir werfen die Toten in den Raum hinaus; mehr können wir nicht tun. Identifizieren Sie sie, so gut es geht, Fingerabdrücke, Photos, was auch immer. Jede Leiche, die unidentifiziert von hier verschwindet, ist ein weiteres Problem für Ihre Sicherheit.«

Konstantin sah schlecht aus. Das war soweit kein Fehler. Einigen von ihren Soldaten ging es genauso. Sie versuchte, den eigenen Magen zu ignorieren.

Ein paar weitere Überlebende hatten es bis zum Eingang geschafft, sehr schwach, fast nicht mehr in der Lage, die Rampe herabzukommen. Eine Handvoll, eine spärliche Handvoll.

Die Lila kam herein; die in Panik geratene Besatzung hatte mit dem Einflug begonnen, trotzte den Anweisungen und den Drohungen der Rider. Sie hörte, wie Graffs Stimme das berichtete, aktivierte das eigene Mikro. »Aufhalten! Schießen Sie einen ihrer Reflektoren ab, wenn es sein muss! Wir haben alle Hände voll zu tun. Und besorgen Sie mir einen Anzug!«

Sie fanden achtundsiebzig weitere Überlebende, die zwischen den verwesenden Toten lagen. Die übrige Arbeit bestand aus Saubermachen; keine weitere Bedrohung. Signy unterzog sich der Entseuchung, streifte den Anzug ab, setzte sich auf das nackte Dock und kämpfte gegen ihren revoltierenden Magen. Ein ziviler Arbeitshelfer wählte einen ungünstigen Zeitpunkt, um ihr ein Sandwich anzubieten. Sie stieß es weg, nahm etwas Kräuterkaffee und kam wieder zu Atem, während die letzten Überlebenden der Hansford abgefertigt wurden. Die Gegend stank jetzt nach antiseptischem Nebel.

Ein Teppich aus Körpern lag in den Korridoren, blutig und tot. Bei einem Feuer hatten sich die Notfallschotts der Hansford geschlossen. Manche der Toten waren dabei zweigeteilt worden. Manche der Überlebenden hatten gebrochene Knochen, weil sie in der Panik niedergetrampelt worden waren. Urin. Erbrochenes. Blut. Verwesung. Sie hatten die Systeme geschlossen gehabt, es nicht einatmen müssen. Den Überlebenden der Hansford war zum Schluss nichts mehr geblieben als der Notfallsauerstoff, und der war wahrscheinlich die Ursache für Morde gewesen. Die meisten Lebenden hatten sich in Bereiche eingeschlossen, wo die Luft weniger verschmutzt war als in den schlecht ventilierten Frachträumen, wo die meisten Flüchtlinge hineingestopft worden waren.

»Nachricht vom Stationsleiter«, sagte der Kom in ihr Ohr. »Ersucht um frühestmögliche Anwesenheit des Kapitäns in den Stationsbüros.«

»Nein«, entgegnete sie kurz. Sie waren dabei, die Toten der Hansford hinauszubringen; eine Art religiöser Andacht wurde in Fließbandversion gehalten, eine Ehrenbezeugung für die Toten, bevor sie in den Weltraum geworfen wurden. Gefangen im Gravitationsschacht von Downbelow würden sie schließlich dorthin treiben. Signy fragte sich vage, ob die Toten beim Hinabfallen verbrennen würden; wahrscheinlich, dachte sie. Mit Planeten hatte sie nicht viel zu tun. Sie wusste nicht genau, ob sich irgendjemand je die Mühe gemacht hatte, es herauszufinden.

Die Leute von der Lila verließen ihr Schiff geordneter. Sie stießen und schoben zu Anfang, hörten aber damit auf, als sie sich den bewaffneten Truppen gegenübersahen. Konstantin mischte sich mit nützlicher Unterstützung durch den tragbaren Lautsprecher ein, sprach zu den erschreckten Zivilisten in Begriffen eines Stationsbewohners und warf ihnen die Logik eines solchen an den Kopf, die Drohung von Störungen in labilen Gleichgewichtszuständen, die Art von Drill- und Horrorgeschichten, die sie bereits ihre ganzen eingesperrten Leben lang gehört haben mussten. Signy rappelte sich während der Vorführung wieder auf, hielt noch die Kaffeetasse in der Hand und sah mit ruhigerem Magen zu, wie die von ihr entworfenen Prozeduren jetzt glatt funktionierten; die Leute mit Papieren in einen Bereich, und die ohne in einen anderen, um fotografiert und nach Aussage identifiziert zu werden. Der stattliche Bursche von den Rechtsbehörden erwies noch weiteren Nutzen, besaß eine Stimme von klangvoller Autorität, wenn es um ungültige Papiere oder verwirrte Stationsbedienstete ging.

»Die Griffin nähert sich dem Dock«, wurde sie von Graffs Stimme unterrichtet. »Die Station teilt mit, dass sie von uns fünfhundert Einheiten konfiszierten Wohnraums zurückhaben will, und begründet das mit den Hansford-Verlusten.«

»Negativ«, antwortete sie lustlos. »Meinen Respekt vor dem Stationskommando, aber dergleichen steht nicht zur Debatte. Wie sieht die Lage auf der Griffin aus?«

»Nervös. Wir haben sie gewarnt.«

»Wie viele fallen sonst noch auseinander?«

»Die Lage ist überall gespannt. Vertrauen Sie ihr nicht! Irgendein Frachter könnte jederzeit ausbrechen. Die Maureen hat einen Toten – Herzgeschichte – und einen Kranken. Ich leite sie als nächstes herein. Der Stationsleiter fragt an, ob Sie in einer Stunde für eine Konferenz zur Verfügung stehen. Ich habe erfahren, dass die Typen von der Kompanie die Forderung stellen, in diesen Bereich vorgelassen zu werden.«

»Halten Sie sie auf!« Sie trank den Kaffee aus und ging die Reihen vor dem Dock der Griffin entlang, wo sich alles einen Liegeplatz weiterbewegte, denn an dem der Hansford gab es nichts mehr, was noch einer Bewachung wert gewesen wäre. Bei den abgefertigten Flüchtlingen herrschte Ruhe. Sie waren damit beschäftigt, ihre jeweiligen Unterkünfte ausfindig zu machen und zu besetzen, und obendrein beruhigte sie die sichere Umgebung der Station. Eine fertig ausgerüstete Besatzung stand bereit, die Hansford hinauszufliegen; an diesem Dock gab es nur vier Liegeplätze. Signy maß mit den Augen den Raum, den ihnen die Station zugewiesen hatte, fünf Ebenen von zwei Sektionen und die beiden Docks. Es würde überfüllt werden, aber für eine Weile ging es. Kasernen wären hilfreich … vorübergehend. Eine Verknappung der Dinge war absehbar, und Luxusgüter standen nicht zur Debatte, das war sicher.

Und die Flüchtlinge hier waren nicht einmal die einzigen, die insgesamt kamen, sondern nur die ersten. Aber darüber hielt sie den Mund.

Die Dinah brach schließlich den Frieden; ein Mann wurde per Scanner mit Waffen erwischt, und ein Freund wurde bei seiner Festnahme unangenehm. Das Ergebnis waren zwei Tote und schluchzende, hysterische Passagiere. Signy beobachtete den Vorfall, spürte aber nur Müdigkeit, schüttelte den Kopf und befahl, die Leichen mit den anderen zusammen hinauszuwerfen, während Konstantin sie mit wütenden Argumenten anging. »Kriegsrecht«, sagte sie, beendete damit die Diskussion und ging weg.

Sita, Pearl, Little Bear, Winifred. Mit qualvoller Langsamkeit flogen die Schiffe herein, luden Flüchtlinge und ihre Habseligkeiten aus, woraufhin die Abfertigung ihren gemächlichen Verlauf nahm.

Signy verließ nun das Dock und ging zurück auf die Norway, wo sie ein Bad nahm. Sie schrubbte sich dreimal von oben bis unten ab, bevor sie langsam das Gefühl hatte, vom Geruch und den Bildern befreit zu sein.

Die Station war in den Wechseltag eingetreten; Beschwerden und Forderungen waren für mindestens einige Stunden verstummt.

Oder wenn noch welche erfolgten, wehrte das Wechseltagkommando der Norway sie von Signy ab.

Sie hatte einen Trost für die Nacht, so etwas wie Gesellschaft und ein Abschiednehmen. Auch er war ein Bergegut von Russells Station und Mariner – aber nicht für die Beförderung auf einem der anderen Schiffe, wo man ihn zerrissen hätte. Das war ihm klar; er besaß ein Verständnis von den Dingen.

Er fand seinerseits keinen Geschmack an der Mannschaft und verstand seine Lage.

»Du wirst mich hier verlassen«, sagte sie ihm und starrte ihn an, wie er neben ihr lag. Der Name spielte keine Rolle. Er vermengte sich in der Erinnerung mit anderen, und manchmal redete sie ihn mit dem falschen an, spät, wenn sie schon halb eingeschlafen war. Er zeigte keine Emotion auf diese Nachricht hin, blinzelte nur, Zeichen dafür, dass er die Tatsache aufgenommen hatte. Das Gesicht faszinierte sie: Unschuld, vielleicht. Kontraste faszinierten sie. Die Schönheit tat es. »Du hast Glück«, sagte sie. Er reagierte genauso wie auf die meisten Dinge, starrte einfach nur, leer und schön; auf Russells Station hatten sie an seinem Gehirn herumgespielt. Manchmal meldete sich eine Verworfenheit in ihr, ein Zwang, Wunden zuzufügen … begrenzten Mord, um die größeren Morde zu verdecken. Kleine Schrecken auszuteilen, um den großen Horror draußen auszulöschen. Manchmal hatte sie Nächte mit Graff, mit Di, mit jedem, der ihr Gefallen fand. Niemals zeigte sie dieses Gesicht denen, die sie schätzte, Freunden oder der Mannschaft. Nur manchmal gab es Flüge wie diesen, bei denen ihre Stimmung schwarz wurde. Es war eine bekannte Krankheit in der Flotte, den versiegelten Welten von Schiffen ohne Ausgang, bei denen, die dort die absolute Macht ausübten. »Macht es dir etwas aus?«, fragte sie; es machte ihm nichts aus, und vielleicht sicherte ihm das das Überleben.

Die Norway blieb als letztes Schiff im Quarantäneliegeplatz, die Truppen sichtbar auf den Docks aufgestellt. Dort brannten die Lichter noch im hellen Mittag über Reihen, die sich nur langsam bewegten und nur unter der Drohung der Gewehre.

3.1. Pell: 2W. 5. 52

Zu viele Eindrücke dieser Art. Damon Konstantin nahm eine Tasse Kaffee von einem der Helfer entgegen, der am Schreibtisch vorbeikam, stützte sich auf einen Arm, starrte hinaus über die Docks und versuchte, sich den Schmerz aus den Augen zu reiben. Der Kaffee schmeckte nach Desinfektionsmitteln, wie alles hier danach roch, in ihren Poren steckte, den Nasen und überhaupt überall. Die Soldaten hielten ihre Wache, sorgten dafür, dass dieser kleine Bereich des Docks gesichert blieb. In der Kaserne A war jemand erstochen worden. Niemand konnte erklären, wie es möglich war, dass die Waffe mit hereingebracht wurde. Man glaubte, sie stamme aus der Küche eines der verlassenen Restaurants vom Dock, ein Besteckteil, das jemand gedankenlos zurückgelassen hatte, jemand, der zu keinem Zeitpunkt die Lage begriffen hatte. Damon entdeckte, dass er zu erschöpft war, um noch richtig denken zu können. Er hatte keine Antworten; die Stationspolizei konnte den Täter in den Reihen der Flüchtlinge, die sich noch immer draußen ihren Weg über die Docks suchten, sich gemächlich auf die Unterkunftsschalter zubewegten, nicht finden.

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