Permakultur konkret - Bill Mollison - E-Book

Permakultur konkret E-Book

Bill Mollison

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  • Herausgeber: pala
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Permakultur - so heißt das Konzept, für das Bill Mollison 1981 den alternativen Nobelpreis bekam. Inzwischen arbeiten Menschen in vielen Ländern der Erde an der Verwirklichung und Weiterentwicklung seiner Idee - dem Aufbau umfassender, sich selbst erhaltender Ökosysteme zum Wohl von Mensch und Natur. Dieses Buch enthält drei Vorträge, die Bill Mollison 1981 in den USA zu Grundlagen, Planung und Techniken der Permakultur hielt.

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Bill Mollison

Permakultur konkret

Entwürfe für eine ökologische Zukunft

Die Beiträge in diesem Buch sind einer fünfzehnteiligen Vortragsreihe entnommen, die 1981 in den USA gehalten wurde und in den USA als Schreibmaschinenskript unter dem Titel Permaculture Design Course Series bei Yankee Permaculture erschienen ist.

Permakultur – so heißt das Konzept, für das Bill Mollison 981 den Alternativen Nobelpreis bekam. Inzwischen arbeiten Menschen in vielen Ländern der Erde an der Verwirklichung und Weiterentwicklung seiner Idee – dem Aufbau umfassender, sich selbst erhaltender Ökosysteme zum Wohl von Mensch und Natur.

Dieses Buch enthält drei Vorträge, die Bill Mollison 1981 in den USA zu Grundlagen, Planung und Techniken der Permakultur hielt.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Vorwort zur deutschen Übersetzung

Vorbemerkung zur Neuauflage

Permakultur – was ist das?

Eine schreckliche Zeit

Strategische Hilfsmaßnahmen

Eine Permakultur entwerfen

Zur Übersetzung des folgenden Kapitels

Ethische Grundsätze

Die Aufgabe professioneller Designer

Geschäftspraktiken

Das Anfertigen von Berichten

Der Bericht

Grundlegende Fehler

Design-Arbeit

Zonen

Techniken der Permakultur

Planung in Zone 1

Lösungen für Energieprobleme

Das Gewächshaus

Futtersysteme und Tiere in Zone 2

Bienen

Viehfutter

Systeme zum Beschneiden von Bäumen

Zum Weiterlesen

Bill Mollison

Weitere Bücher

Impressum

Vorwort zur deutschen Übersetzung

1981 bekam Bill Mollison für seine Arbeit den von dem Schweden Jacob von Uexküll gestifteten »Alternativen Nobelpreis«, dem damals von der Öffentlichkeit noch genauso wenig Beachtung geschenkt wurde wie der von Mollison analysierten Krise unseres Planeten. Inzwischen werden sowohl der Alternative Nobelpreis als auch die Arbeit Mollisons ernster genommen. Doch an der ökologischen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, mit der sich Mollison beschäftigt, hat sich wenig geändert, die Situation hat sich zum Teil noch dramatisch verschlimmert, auch wenn mittlerweile mehr Menschen dafür sensibilisiert sind.

Ebenfalls aus dem Jahr 1981 stammen die hier vorliegenden Vorträge von Mollison, die er bei einem Permakultur-Planungs-Seminar in Wilton, USA, gehalten hat. In den hier übersetzten Vorträgen beschäftigt sich Mollison mit den Grundlagen der Permakultur, mit der Planung und den Techniken. Vieles von dem, was Mollison hier darstellt, lässt sich nicht unmittelbar auf deutsche Verhältnisse übertragen: Wenn der Australier Mollison einen Vortrag für amerikanische Permakultur-Interessenten hält, kommt es zwangsläufig zu einer Vielzahl von »Amerikanismen« oder »Australismen«. So sind sicherlich die Grundstücksgrößen und Landschaftstypen, von denen er redet, in Mitteleuropa kaum zu finden, die rechtlichen Voraussetzungen sind andere und viele der Pflanzen- und Tierarten sind bei uns nicht heimisch.

Wir haben uns trotz dieser Einschränkungen zur Herausgabe dieser Vorträge, die im Original nur als Schreibmaschinen-Skript vorliegen, in Buchform entschlossen, weil sie für uns zum Besten und Spannendsten gehören, was in den letzten Jahren zu diesem Themenkomplex geschrieben und gedacht worden ist.

Aus zwei Gründen erscheint uns eine Übersetzung ohne große Kürzungen und »Eindeutschungen« möglich und sinnvoll: Zum einen geht es bei der Permakultur nicht um das Nachmachen von Einzelheiten, es geht um das Verständnis von Prinzipien (Kapieren statt Kopieren!). Gerade deshalb ist es wichtig, Mollisons Gedanken und Ideen nicht aus ihrem Gesamtzusammenhang zu reißen.

Zum anderen denken wir, dass Mollisons Vorträge auch von ihrer Lebendigkeit leben. Das Weglassen von Beispielen, die für Deutschland nicht relevant sind, würde zwar vielleicht ein »besseres Sachbuch« ergeben, aber vieles von der Atmosphäre, die uns wichtig erscheint, aus dem Buch nehmen.

Seit der Veröffentlichung der ersten Permakulturbücher von Bill Mollison 1981 auf Deutsch sind einige Jahre vergangen und auch die Bücher von Masanobu Fukuoka, der – auch wenn er aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt – zu ähnlichen Ergebnissen wie Mollison kommt, haben hier einen großen Leserkreis gefunden. Doch noch immer steckt die Permakulturbewegung in Europa in den Anfängen, noch immer ist die Permakultur ein Außenseiter-Thema, das noch nicht die ihm eigentlich gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat.

Wer sich mit der Permakultur in Deutschland oder auch mit diesem Buch beschäftigt, wird einen deutlichen Mangel feststellen: Noch gibt es zu viel übersetzte Literatur aus der »Neuen Welt« zu diesem Thema und zu wenig europäische. Wir werden uns bemühen, diese Lücke zu schließen, und versuchen, auch deutsche Publikationen zur Permakultur zu verlegen. Doch dazu sind wir auf die Hilfe derer angewiesen, die hier bei uns praktische Arbeit leisten und Erfahrungen sammeln. Diese Arbeit steckt vielfach noch in den Anfängen. Und solange das noch so ist, sind wir darauf angewiesen, von Bill Mollison und all denen zu lernen, die mehr Erfahrungen haben als wir.

Wolfgang Hertling, September 1989

Vorbemerkung zur Neuauflage 2016

Die in diesem Buch gesammelten Vorträge von Bill Mollison sind inzwischen 35 Jahre alt, die deutsche Übersetzung ist über 25 Jahre alt.

Die Welt hat sich in diesen Jahren mit zunehmendem Tempo verändert. »Grüne« Themen und auch die permakulturellen Ideen haben inzwischen eine viel größere Verbreitung gefunden, vieles von dem, was 1981 noch als alternative Spinnerei galt, ist inzwischen Allgemeingut geworden und selbst in den Wahlprogrammen konservativer Parteien zu finden.

Vieles, was Mollison 1981 prognostiziert hat, ist eingetreten und auf erschreckende Weise aktuell. Die Umweltzerstörung ist rasant fortgeschritten. Die zunehmenden Waldbrände und Buschfeuer in Mollisons Heimat Australien und in den USA, die Häufung von Unwetterkatastrophen und Überschwemmungen in verschiedenen Teilen der Welt zeigen, wie recht Mollison mit seinen Thesen hatte und hat.

Deshalb haben wir uns erneut für eine Neuauflage dieses Buchs entschieden, zumal Mollisons Konzepte, seine Erläuterungen der grundlegenden Gedankengänge der Permakultur zeitlos aktuell sind.

Ihm geht es um das Verständnis der Prinzipien und Zusammenhänge, um das Erkennen und die umweltverträgliche Nutzung von Ressourcen. Und das ist heute noch genauso wichtig und richtig wie 1981.

Wolfgang Hertling, März 2016

Permakultur – was ist das?

Eine schreckliche Zeit

Ich glaube, noch niemand hat wirklich kurz zusammengefasst, was heute auf der Erde vor sich geht.

Damit wir unsere Lebensweise ändern, müssen wir anscheinend erst einmal gründlich erschreckt werden und alle möglichen Katastrophen vor Augen haben. San Francisco kann jederzeit in einem Erdbeben untergehen – daran können wir nicht viel ändern. Aber es gibt viele Dinge, für die wir Menschen persönlich verantwortlich sind. Das ist ein so großer Bereich, dass fast alles, was wir jetzt besprechen werden, damit zusammenhängt.

Die Systeme, die am Zusammenbrechen sind, sind die Nahrungskreisläufe, die Böden, die Wälder und die Atmosphäre – und verantwortlich dafür sind wir. Wir verursachen diesen Zusammenbruch. Wir haben (nirgendwo im Westen und wahrscheinlich auch sonst nirgends, außer in Stammeskulturen) keine Methoden der Land- und Forstwirtschaft entwickelt, die von Dauer sein können. Uns fehlt auf diesen Gebieten der systematische Ansatz.

Es hat sich herausgestellt, dass die Wälder für den Sauerstoffkreislauf viel wichtiger sind, als wir es bislang geahnt haben. Wir haben bisher immer angenommen, die Meere seien am wichtigsten – das stimmt aber nicht. Nur etwa acht Prozent des Sauerstoffs, der an die Luft abgegeben wird, stammt aus dem Meer, und dieser Prozentsatz nimmt ab: Wenn wir die Meere weiterhin mit Quecksilber verschmutzen, dann werden sie irgendwann Sauerstoff verbrauchen, anstatt welchen abzugeben. Das Gleichgewicht verschiebt sich. Es sind deshalb hauptsächlich die Wälder, die uns vor einem Zusammenbruch schützen.

Einige sind besonders wichtig. Dazu gehören insbesondere die immergrünen Wälder: die äquatorialen Regenwälder und die Nadelwälder kalter Klimazonen wie der russischen Tundra. Von entscheidender Bedeutung für den Sauerstoffkreislauf des atmosphärischen Systems sind die Regenwälder.

Die Wälder erzeugen auch einen großen Teil der Niederschläge. Wenn auf Bergkämmen die Wälder gerodet werden, fällt in diesem Gebiet zehn bis dreißig Prozent weniger Regen, das ließe sich ja vielleicht noch ertragen. Die Gesamtmenge der Niederschläge kann aber bis um die fünfundachtzig Prozent abnehmen, denn Regen und Schnee machen nur einen kleinen Teil der Niederschläge aus. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass in windstillen Nächten, wenn keine Wolken am Himmel sind und die Regenmessgeräte nichts anzeigen, in Wäldern größere Niederschlagsmengen (als Tau) anfallen. Besonders stark ist dieses Phänomen in maritimen Klimazonen, aber es tritt überall auf. Man kann deshalb eine Landschaft ganz rapide in eine Steppe verwandeln, wenn man die Wälder auf den Höhenzügen rodet. Und das geschieht zurzeit im großen Stil.

Wälder haben die Eigenschaft, ausgleichend zu wirken: Sie verhindern extreme Hitze und Kälte, entziehen der Luft industrielle Schadstoffe und speichern Niederschläge, wodurch sie in Bächen und Flüssen für einen relativ gleichmäßigen Wasserstand sorgen; durch die Rodung entstehen Extremzustände. Und in Wäldern wird Mutterboden gebildet – Wälder gehören zu den wenigen Humus erzeugenden Systemen auf der Erde.

Wie gehen wir mit den Wäldern um? Wir stellen eine Menge Wegwerfprodukte aus ihnen her. Papier, insbesondere Zeitungspapier, wird in immer größeren Mengen produziert. Die Fläche, auf der Bäume gefällt werden, ist gegenwärtig jedes Jahr um eine Milliarde Hektar größer, als die, auf der Bäume neu gepflanzt werden. Das ist jedoch kein fest stehender Wert: Im letzten Monat hat sich diese Zahl zum Beispiel verdoppelt, weil im Tal des Mississippi große Waldungen für den Anbau von Sojabohnen gerodet wurden.

Von all den Wäldern, die es einmal gab, sind in Europa nur noch zwei Prozent übrig. Ich glaube, dass es richtigen Urwald in Europa nur noch in Naturschutzgebieten gibt. In Südamerika gibt es noch acht Prozent Urwald und in anderen Gebieten dürfte diese Zahl bei etwa fünfzehn Prozent liegen. Wir haben die Wälder also zum größten Teil schon zerstört und haben es jetzt mit den Überbleibseln zu tun. Die Geschwindigkeit, mit der Wälder vernichtet werden, ist von Gebiet zu Gebiet verschieden – aber selbst in den am besten gepflegten Wäldern haben wir im Allgemeinen eine ständige Verlustrate von vier Prozent im Jahr. Damit bleiben uns noch rund fünfundzwanzig Jahre. Aber in ganz Südostasien, in Südamerika und der sogenannten Dritten Welt und überall im Westen, wo der Wald multinationalen Konzernen gehört, wächst nach dem Abholzen kaum etwas nach. »Cut and Run« heißt die Devise.

Wir haben uns lange in Sicherheit wiegen lassen von Firmen, die uns versichern, dass sie für jeden abgesägten Baum acht neue pflanzen. Wirklich wichtig aber ist die Biomasse. Wenn man mehr als hundertfünfzig Tonnen aus dem Wald holt und dafür ein gutes halbes Pfund wieder hineinbringt, kann man wohl kaum behaupten, dass die Biomasse erhalten bleibt.

Wie nutzen wir die Wälder? Hauptsächlich zur Herstellung von Zeitungspapier und Verpackungsmaterial. Selbst die wenigen Urwälder, die es noch gibt, werden zu diesem Zweck abgeholzt. Wälder, in denen der Mensch bislang noch keine Spuren hinterlassen hatte, werden jetzt gerodet, um Zeitungen herzustellen. Zum Teil bestehen die Wälder aus Bäumen, die erst in hundert Meter Höhe ihren ersten Ast haben, gigantische Kathedralen – solche Bäume werden zu Holzspänen verarbeitet. Aus Bäumen, die viel größer als die amerikanischen Mammutbäume sind, werden Holzspäne und später Zeitungen gemacht. Die majestätischen Urwälder werden also größtenteils vernichtet, um etwas produzieren zu können, das sich auch aus minderwertigem Abfallholz herstellen ließe.

Der verschwenderische Umgang mit den Wäldern hat aber noch andere Folgen. Abfallprodukte aus Wäldern töten große Teile des Meeres ab. Der wesentliche Grund dafür, dass die Ostsee, das Mittelmeer und die Küstengewässer vor New York inzwischen mehr Sauerstoff verbrauchen, als sie erzeugen, liegt darin, dass wir den Meeresboden mit Produkten des Waldes zudecken.

Durch den Tod der Wälder werden jedes Jahr rund zwölf Billionen Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Wir brauchen die Wälder, um das Kohlendioxid festzuhalten – aber trotzdem zerstören wir das System, das uns helfen könnte. Dieses Zerstörungswerk ist schon weitgehend getan. Wir beschäftigen uns eigentlich nur noch mit den Resten der Wälder.

Die Zusammensetzung der Atmosphäre verändert sich. Sie verliert die Fähigkeit, Wetterschwankungen auszugleichen, und das hat Folgen für das globale Klima. Jeden Monat stellen wir in irgendeiner Hinsicht einen neuen Weltrekord auf. Meine Heimatstadt liegt gut geschützt zwischen Wald und Meer, aber wir hatten nacheinander den windigsten, den trockensten und den nassesten Monat seit zweihundert Jahren. Was passiert also mit unserem Klima? Es sind weder Treibhauseffekt noch eine neue Eiszeit; das Klima schwankt einfach so heftig, dass es völlig unvorhersehbar ist, welcher Rekord als Nächstes gebrochen wird. Wenn aber einer gebrochen wird, dann plötzlich und unter extremen Bedingungen. Wir werden in der Zukunft eine ungeheuere Wechselhaftigkeit in unserem Klima erleben.

Wir können mit dem Roden weitermachen und in ungefähr zwölf Jahren ist es dann vorbei mit den Wäldern (Anmerkung: Der Vortrag wurde im Jahre 1981 gehalten).

Da ist aber noch etwas anderes zu bedenken. Es würde schon ausreichen, wenn es nur die Rodungen wären, die die Wälder zerstören. Aber seit den zwanziger Jahren werden immer häufiger einzelne Baumarten durch Krankheiten oder Schädlinge ausgerottet. In Nordamerika fing es damit an, dass eine Trockenfäule die Esskastanien vernichtet hat. Diese Bäume haben in weiten Landstrichen achtzig Prozent des Waldes ausgemacht. Wenn eine einzige Art verschwindet, kann das also einen enormen Verlust an Biomasse und biologischem Potenzial bedeuten. Eine merkwürdige Sache dabei, die von den meisten Leuten nicht bemerkt wird, ist Folgendes: Die Bäume mit der größten Blattfläche sterben zuerst. Als Erstes waren die Esskastanien dran, die etwa fünfundzwanzig Hektar Blattfläche pro Baum haben – dann kamen die Ulmen mit rund sechzehn Hektar. Jetzt geht es an die Buchen und Eichen und in Australien und Tasmanien an die Eukalyptusbäume. In Japan sterben sogar die Nadelbäume – die Nadelwälder dort gehen in einem rasenden Tempo ein. Dasselbe passiert mit den Nadelwäldern in Kanada und in Russland.

Lasst mich zu einer Sache kommen, die man Schädlings-Verschwörung nennen könnte. Jeder Wald in jedem Land ist anders, insofern, als seine Ulmen, seine Kastanien, seine Pappeln und Fichten jeweils von unterschiedlichen Schädlingen angegriffen werden. Auf Insekten muss man irgendwie reagieren – die Amerikaner spritzen Gift; die Engländer fällen und verbrennen die befallenen Bäume; die Reaktion der Australier ist, zu sagen: »Ach, zum Teufel! Nächstes Jahr sind sie tot, was soll’s.«

Sind wirklich diese Schädlinge und Krankheiten für den Tod der Bäume verantwortlich? Was sind das für Krankheiten? Für den Tod der Eukalyptusbäume sind Phasmiden verantwortlich. Zimtbäume werden von einem Pilz angegriffen. Das Ulmensterben wird auf den Pilz Graphium ulmi zurückgeführt. Bei Pappeln und Fichten ist es ein Rostpilz. Meint Ihr wirklich, dass diese Krankheiten den Wald umbringen? Ich glaube, die Sache liegt anders: Der Wald ist ein sterbendes System und die Verwesungsorganismen beginnen, die Leiche zu zersetzen. Wer den Wald sehr gut kennt, weiß, dass es ausreicht, einen Baum mit einer Axt zu verletzen, mit einem Bulldozer zu streifen oder mit dem Auto dagegen zu fahren – man kann feststellen, dass innerhalb von drei Tagen Insekten, »Schädlinge« und andere Verwesungsorganismen die Wunde bevölkern und dass der Baum schon keine Chance mehr hat. Sie werden vom Geruch des sterbenden Baumes angezogen. Wir haben das in Australien ausprobiert. Wir haben einen Baum verletzt und die Phasmiden sind gekommen. Sie haben es gerochen. Der verletzte Eukalyptusbaum ist Nahrung für sie und sie kommen zum Fressen. Genauso ist es mit der Gypsy Moth. (Anmerkung des Übersetzers: ein Schmetterling, der im Osten der USA, wo dieser Kurs gehalten wurde, in Massen vorkommt – seine Raupen fressen Obst- und andere Laubbäume oft völlig kahl.) Sie kommt genau zur richtigen Zeit, um schwächliche Bäume abzuräumen und schnell zu zersetzen, sodass der Kreislauf des Lebens wieder neu beginnen kann. Aber wir spritzen Gift gegen die Gypsy Moth und das stört das ökologische Gleichgewicht.

In Wirklichkeit sind diese Schädlinge also nicht die Ursache des Waldsterbens. Die eigentliche Ursache setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Es ist angenehm, die Schuld auf jemanden schieben zu können, also geben wir dem »Schädling« die Schuld. Dass die Bäume eingehen, hat ganz andere Ursachen, nämlich grundlegende Veränderungen im Lichteinfall in den Wäldern und in der Qualität von Luft, Wasser und Boden.

Soweit es sich herausfinden lässt, haben wir bis zum Jahr 1950 die Hälfte des ursprünglich vorhandenen Mutterbodens verloren. Seit 1950 ist diese Verlustrate ziemlich gut gemessen worden und in dieser Zeit haben wir dreißig Prozent der Böden verloren, die wir damals noch hatten (Anmerkung: Der Vortrag wurde 1981 gehalten). Der Verlust von weiteren dreißig Prozent weltweit lässt sich nicht mehr aufhalten.

Im Jahr werden etwa zehn Tonnen Mutterboden pro Hektar neu gebildet, in trockenen Gebieten allerdings viel weniger. Dieser Boden entsteht durch den Regen und die Arbeit der Pflanzen. Die Neubildungsrate ist unterschiedlich, in Wüsten ist sie sehr niedrig, aber in feuchtem, gemäßigtem Klima sind es etwa zehn Tonnen. Wenn also zehn Tonnen Erde pro Hektar und Jahr verloren gehen, bleibt die Menge von Mutterboden auf Eurem Land konstant. Aber was passiert im Normalfall? In Australien verlieren wir auf Ackerland etwa siebzig Tonnen Erde pro Hektar und Jahr. Und in Amerika ist man uns noch weit voraus. In den Maisanbaugebieten gehen bis zu tausend Tonnen pro Hektar und Jahr verloren.

Auf Ackerland liegt der durchschnittliche Verlust bei etwa fünfzig Tonnen, aber er kann auch bei tausend und mehr Tonnen liegen. Auch in Kanada wird der Verlust an Humus gemessen, hier ergibt sich dasselbe Bild: Der Humus geht zur Neige. In den Getreideanbaugebieten Nordamerikas haben die Farmer mit guten, humusreichen Böden angefangen. Inzwischen bearbeiten sie den mineralischen Unterboden.

Das Folgende sollte uns alle interessieren: Jeder Mensch, der sich von Getreide ernährt – egal ob er im Westen oder in der sogenannten Dritten Welt lebt –, ist verantwortlich für den Verlust von zwölf Tonnen Mutterboden pro Jahr. So viel geht beim Getreideanbau durch Pflügen und die anschließende Erosion verloren. Solange wir pflügen, verlieren wir Mutterboden und zwar so schnell, dass in einem Jahrzehnt vielleicht kaum noch fruchtbare Böden vorhanden sein werden.

Aber wir verlieren noch aus einem anderen Grund Boden, und zwar durch Versteppung. Im Staate Victoria in Australien sind dieses Jahr allein dreihunderttausend Hektar Land so sehr versalzt, dass sie für die Landwirtschaft unbrauchbar geworden sind. Wir verlieren also nicht nur die Böden, die wir pflügen, sondern auch große Mengen an Land, das nicht gepflügt wird, aber aus anderen Gründen seine landwirtschaftliche Nutzbarkeit einbüßt.

Waldrodungen sind eine der Hauptursachen dafür, dass Land unbrauchbar wird – und meist handelt es sich dabei um Rodungen, die weit entfernt sind von den Gebieten, in denen dann die Böden versteppen. Das bedeutet, dass man nichts dagegen tun kann, wenn die Böden hier versalzen, weil die Ursachen irgendwo oben im Quellgebiet der Flüsse liegen, vielleicht tausend Kilometer entfernt. In Australien beginnen die Böden jetzt sogar schon in feuchten Klimazonen zu versalzen. Früher ist das nur in Trockengebieten passiert, aber jetzt geht es auch in feuchten, mediterranen Gegenden los. Wie es dazu kommen konnte?

Das ist zwar kein einfacher Prozess, aber er ist leicht zu verstehen. Der Regen fällt auf die Berge, durchnässt die Wälder und wird dann nach unten weitertransportiert. Wenn wir die Wälder abholzen, haben wir einen Verlust an Verdunstung. Wälder verdunsten sauberes Wasser in die Atmosphäre und sie geben sauberes Wasser nach unten ab. Dieses Sickerwasser ist angereichert mit den Salzen, die unweigerlich entstehen, wenn aus dem toten Unterboden die zehn Tonnen Mutterboden pro Hektar neu gebildet werden. Solche Salze werden normalerweise in tief liegenden Grundwasseradern transportiert. Regenwasser fällt auf den Boden und sickert dann nach unten. Selbst in Gegenden mit viel Regen ist das Tiefenwasser viel salziger als das Oberflächenwasser. Die Bäume wirken als Pumpen, die den Grundwasserspiegel niedrig halten. Das ist schon der ganze Prozess.

Wenn wir die Bäume roden, steigt das Grundwasser mit messbarer Geschwindigkeit an und das geschieht zurzeit auf riesigen Flächen in Amerika und Australien. Wenn das Grundwasser bis auf ungefähr einen Meter an die Oberfläche herangekommen ist, werden die Bäume von allen möglichen »Schädlingen« getötet. Steigt es bis auf einen halben Meter an die Oberfläche heran, dann bekommt man Schwierigkeiten mit der Landwirtschaft. Und wenn das Grundwasser an die Oberfläche kommt, beginnt es zu verdunsten und der Boden versalzt. Die australische Regierung stellt den Bauern dann kostenlos Pumpen zur Verfügung und sie pumpen das Salzwasser aus dem Boden. Wohin mit dem salzigen Grundwasser?

Als Nächstes wird Beton geliefert und man leitet Wasser aus den Flüssen auf die Felder, während das salzige Grundwasser ins Meer gepumpt wird. Das machen sie in Australien schon lange so – inzwischen brauchen sie eine Million Pumpen. Und die Regierung liefert nicht nur Pumpen an die Farmer, sondern gibt gleichzeitig der Trans-National Company noch neue Genehmigungen, Wälder für Zeitungspapier abzuholzen. Trans-National geht es sehr gut dabei – sie verkauft nicht nur Holzspäne, sondern auch Pumpen.

Den meisten Leuten geht es allerdings überhaupt nicht gut dabei. Wir verlieren fruchtbare Böden und die Wüste breitet sich mit einer erschreckenden Geschwindigkeit aus. Dabei wird in dieser Gegend noch nicht einmal der Boden gepflügt. Ihr wollt wissen, ob die Fachleute der multinationalen Firmen sich dieser Problematik bewusst sind? Nein – sie sind nur in Betriebswirtschaft, Wirtschaftswissenschaften und allen möglichen anderen irrelevanten Gebieten bewandert.

Auch Bergwerke sind ein wichtiger Faktor, der zur Versalzung der Böden beiträgt, in einigen Gebieten Westaustraliens und sicherlich auch anderswo sind sie ganz allein verantwortlich für den Verlust ausgedehnter Laubwälder. Beim Bergbau werden große Mengen salzhaltigen Wassers an die Oberfläche gepumpt, wo es dann verdunstet.

In Großbritannien ist der Straßenbau die wichtigste Ursache für den Verlust an Böden. Ich glaube, dort kommt auf jeden Quadratkilometer Land ein Kilometer Straße. Und es werden immer mehr Straßen gebaut, weil man glaubt, dass man den Boden nicht braucht, während ein erweitertes Straßennetz den Energieverbrauch und damit das Bruttosozialprodukt in die Höhe treibt. Durch Straßen- und Städtebau gehen Böden für immer verloren.

Elf Prozent der Erde sind gute landwirtschaftliche Böden und genau auf diesen Böden werden in der Regel die Städte gebaut. Kanada ist ein gutes Beispiel für ein Land, in dem die allerbesten Böden durch Städtebau vernichtet werden. In den letzten Jahren sind dort viele Bauern gezwungen worden, sich auf schlechteren Böden anzusiedeln. Obwohl immer weniger guter Boden zur Verfügung steht, wird von den Bauern verlangt, dass sie die Produktion aufrecht erhalten oder sogar steigern. Das ist aber ein Teufelskreis – denn der Verlust landwirtschaftlicher Böden ist weitgehend darauf zurückzuführen, dass zur Bearbeitung dieser Böden zu viel Energie verwendet wird, sowohl mechanische als auch chemische Energie. Wenn wir nun auf immer kleineren Flächen die gleichen Mengen produzieren wollen, dann wird immer mehr Energie in die Bodenbearbeitung gesteckt, und entsprechend steigt die Verlustrate an Mutterboden.

Es gibt noch andere Ursachen für den Verlust an Böden. Im trockenen Südwesten der USA wird eine »Cut and Run«-Landwirtschaft betrieben, bei der man landwirtschaftliche Kulturen mit salzhaltigem Wasser aus Tiefbrunnen bewässert. Nach vier Jahren ist der Boden an der Oberfläche so versalzen, dass der Bauer in eine andere Gegend umziehen muss, wo er dann einen neuen Tiefbrunnen anlegt. Auf diese Weise wird das Land Stück für Stück zerstört – man kann dabei zusehen. Zwei oder drei Jahre lang ist die Ernte gut, dann lohnt sich der Anbau nicht mehr. Die Erde ist dann so mit Karbonaten angereichert, dass der Bauer aufgeben muss. Der pH-Wert steigt pro Jahr etwa um zwei Einheiten (das heißt, der Boden ist hundertmal so basisch wie zuvor). Man fängt vielleicht bei pH 8 an und wenn man bei pH 11 angelangt ist, zieht man anderswohin.

Betrachten wir nun die Abtragung von Böden durch Winde. Sie hat dazu geführt, dass die Böden im Inneren von Nordamerika immer schlechter werden. Erde wird vom Wind bis nach Los Angeles getragen und fällt dort als roter Regen nieder. Von Grenzertragslagen in Zentral-Australien wird der Boden verweht und geht auf die Städte als feiner Staub nieder – dabei sind Verluste von dreißig Tonnen pro Hektar und Tag gemessen worden. Wind trägt ganz wesentlich zu den Bodenverlusten bei. Er spielt eine umso wichtigere Rolle, je trockener die Gegend ist. Um 1990 herum werden wir nicht mehr viele landwirtschaftliche Böden haben – und auf den wenigen noch nutzbaren Flächen wird sich eine hektische Aktivität entfalten.

Wir brauchen nur die Böden und die Wälder zu betrachten, um zu sehen, dass wir schon bald an die Grenzen unserer Welt stoßen werden. Ich glaube, wir können mit Bestimmtheit sagen, dass es nirgendwo in der Welt eine Land- oder Forstwirtschaft gibt, die sich dauerhaft durchführen ließe.