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Menschen auf verlorenem Posten - der Amoklauf der Maschinen beginnt Mehr als 400 Jahre sind seit dem Tage vergangen, da Perry Rhodan mit der BASIS von einem der schicksalsschwersten Unternehmen in den Weiten des Alls in die Heimatgalaxis zurückkehrte und auf der Erde landete. Durch seine Kontakte mit Beauftragten der Kosmokraten und mit ES, der Superintelligenz, hat der Terraner inzwischen tiefe Einblicke in die kosmische Bestimmung der Menschheit gewonnen und in die Dinge, die auf höherer Ebene, also auf der Ebene der Superintelligenzen, vor sich gehen. In folgerichtiger Anwendung seiner erworbenen Erkenntnisse gründete Perry Rhodan dann Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht. Die Kosmische Hanse, als deren Leiter Perry Rhodan fungiert, besitzt jetzt, im Jahr 424 NGZ, ganze Flotten von Raumschiffen und planetarische und kosmische Stützpunkte in allen Teilen der Galaxis und darüber hinaus. Ein solcher Stützpunkt ist auch das Handelskontor auf dem Planeten Mardi-Gras. Als dort der Amoklauf der Maschinen beginnt, gibt es für die Eingeweihten keine Zweifel mehr: Seth-Apophis, der alte Gegner von ES, ist mit im Spiel. Die Superintelligenz hat ihre AGENTEN AUF MARDI-GRAS ...
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Veröffentlichungsjahr: 2012
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Nr. 1009
Agenten auf Mardi-Gras
Menschen auf verlorenem Posten – der Amoklauf der Maschinen beginnt
von ERNST VLCEK
Mehr als 400 Jahre sind seit dem Tage vergangen, da Perry Rhodan mit der BASIS von einem der schicksalsschwersten Unternehmen in den Weiten des Alls in die Heimatgalaxis zurückkehrte und auf der Erde landete.
Durch seine Kontakte mit Beauftragten der Kosmokraten und mit ES, der Superintelligenz, hat der Terraner inzwischen tiefe Einblicke in die kosmische Bestimmung der Menschheit gewonnen und in die Dinge, die auf höherer Ebene, also auf der Ebene der Superintelligenzen, vor sich gehen.
In folgerichtiger Anwendung seiner erworbenen Erkenntnisse gründete Perry Rhodan dann Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht.
Die Kosmische Hanse, als deren Leiter Perry Rhodan fungiert, besitzt jetzt, im Jahr 424 NGZ, ganze Flotten von Raumschiffen und planetarische und kosmische Stützpunkte in allen Teilen der Galaxis und darüber hinaus.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Chef der Kosmischen Hanse kommt nach Mardi-Gras.
Robert W. G. Aerts – Perry Rhodans krimineller Begleiter.
John Nack, Narom Kensaler und Olaf Porand – Agent von Seth-Apophis.
Alja Symens – Leiterin eines Hanse-Kontors.
Mimi
1.
»Willkommen auf Mardi-Gras, Perry Rhodan und Gast!«, erklang eine wohlmodulierte Computerstimme, kaum dass Rhodan mit seinem Begleiter den distanzlosen Schritt zu diesem Handelskontor auf der 24.480 Lichtjahre von Sol entfernten Welt getan hatte.
»Also, was immer ihr auch der Positronik vorwerft«, sagte Robert Aerts, den Rhodan mitgenommen hatte, »die guten Manieren hat sie nicht abgelegt.« Aerts blickte sich um. »Soll das hier das Hauptkontor des Handelsstützpunkts sein? Ich würde es eher für eine Gerümpelkammer halten.«
Rhodan sagte dazu nichts. Er war schon einmal auf Mardi-Gras gewesen, aber er erkannte das Handelskontor nicht wieder. Er hatte auch die Bekanntschaft der Kontorchefin und einiger ihrer Angestellten gemacht, doch sah er keine bekannten Gesichter. Die wenigen hier tätigen Frauen und Männer hatten ihr Auftauchen gar nicht bemerkt.
Aerts' Vergleich war gar nicht so unzutreffend, im Hauptkontor ging es drunter und drüber. Es herrschte eine unbeschreibliche Unordnung. Auf den Pulten türmten sich Berge von Magnetbändern und Mikrofilmen. Die Angestellten eilten geschäftig hin und her, jeder von ihnen hatte einen Handcomputer, oder ein anderes Zusatzgerät. Dafür waren die Kontoreinrichtungen verwaist. Die Monitore liefen, aber niemand schien sie zu beachten.
Ein Angestellter schleuderte sein Handgerät zu Boden und fluchte.
»Verdammtes Ding! Albert scheint es angesteckt zu haben. Hat nicht jemand einen Abakus für mich?«
Ein junger Mann tauchte auf und bahnte sich einen Weg durch das Durcheinander. Rhodan kannte ihn von früher, wusste aber im ersten Moment nicht, wo er ihn einreihen sollte.
»He, Albert, wo ist denn nun Perry Rhodan?«, rief er. »Wenn das wieder so eine Falschmeldung war ...«
Er verstummte, denn jetzt hatte er Rhodan erblickt und kam freudestrahlend auf ihn zu.
Rhodan wurde sich erst bewusst, dass er das Auge immer noch in der Hand hielt, als der junge Mann mit ausgestreckter Hand vor ihn hintrat. Rhodan verstaute das Auge im Köcher, der von seinem Gürtel hing und ergriff die zum Gruß dargebotene Hand.
»Stefan Ragon«, stellte sich der junge Mann vor, und da wusste Rhodan wieder, wer er war.
»Du bist Alja Symens' Stellvertreter«, sagte Rhodan. Er deutete auf seinen Begleiter und sagte: »Das ist Robert Aerts, er ist mit mir mitgekommen.«
»Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wozu«, sagte Aerts, während er Ragon die Hand schüttelte. »Ich habe Perry einen kleinen Gefallen getan, und jetzt hält er mich für einen Wunderknaben.«
»Ach so?«, sagte Ragon irritiert. Er wandte sich Rhodan zu. »Tut mir leid, dass wir dir keinen anderen Empfang bieten konnten. Aber in diesem Chaos ist es schwer, den Überblick zu bewahren. Ich habe nach Alja Symens geschickt, aber vermutlich wurde sie auch schon von Albert über dein Kommen informiert. Albert ist übrigens unsere Positronik.«
Rhodan runzelte die Stirn.
»Aus den Meldungen, die im Hauptquartier eintrafen, mussten wir eigentlich schließen, dass das gesamte Computernetz zusammengebrochen ist. Mein erster Eindruck ist aber ein anderer.«
»Ich bin völlig in Ordnung«, meldete sich die Lautsprecherstimme der Positronik.
»Der Schein trügt«, sagte Ragon. »Am besten, ich informiere dich bis zu Aljas Eintreffen über die Situation. Es ist nicht so, dass das Computernetz völlig ausgefallen ist. Es funktioniert in gewissen Bereichen, jedoch ist die Fehlerquote sehr hoch, so dass wir Albert nur begrenzt einsetzen. Wir hätten die Positronik schon längst abgeschaltet, doch sie setzt sich dagegen zur Wehr.«
»Das muss ich tun, weil ihr das Kontor ohne mich nicht führen könnt«, erklang die Stimme der Positronik.
»Mischt sich euer Albert in alles ein?«, erkundigte sich Rhodan.
»Er gibt überall seinen Senf dazu – und mehr noch, er tut, was er will. Ich werde dir das anhand konkreter Beispiele demonstrieren.«
»Wo ist denn die Bar?«, erkundigte sich Aerts gelangweilt. »Ich werde mir inzwischen einen Drink genehmigen, während ihr miteinander palavert.«
»Wir haben den Notstand!«, erklärte Ragon. »Es gibt keinen Robotservice mehr.«
»Ich dachte schon, dass in dieser Richtung nichts mehr stimmt«, sagte Aerts verärgert. Er machte einen schnellen Schritt, der jedoch zu einem Sprung ausartete. Als er wieder auf dem Boden landete, musste er sich an einer Konsole abfangen. »Ist auch die Schwerkraftregelung von euren Einsparungsmaßnahmen betroffen? Und erst die Luft! Dieses Gemisch kann man doch nicht atmen!«
»Mardi-Gras hat eine Schwerkraft von 0,78 Gravos«, sagte Ragon ungehalten. »Dieser Wert gilt auch für das gesamte Kontor. Wir haben nie Schwerkraftregler eingesetzt. Und was die Atemluft betrifft, diesbezügliche Beschwerden nimmt Albert entgegen.«
»Wohin bin ich da geraten!«, stöhnte Aerts mit einem vorwurfsvollen Blick zu Rhodan. »Gibt es auf Mardi-Gras denn überhaupt keine Möglichkeit, sich zu vergnügen?«
»Du wirst schon noch auf deine Rechnung kommen«, sagte Rhodan zu seinem Begleiter. »Deine Anlagen kommen sicher noch zum Tragen.«
»Er meint meine kriminelle Veranlagung«, erklärte Aerts und verwirrte Ragon damit noch mehr.
Ragon führte sie zu einer Wand mit Monitoren, von denen nur die Hälfte in Betrieb waren. Diese zeigten verschiedene Abteilungen des Handelskontors, und einige davon auch Bezirke der angrenzenden Stadt aus verschiedenen Perspektiven.
Dazu erklärte Ragon: »Wir haben keinen Einfluss mehr auf das Beobachtungsnetz. Wenn wir Informationen über einen bestimmten Sektor wünschen, kann es sein, dass wir sie bekommen oder auch nicht. Es passiert auch, dass Albert uns einen falschen Text zur Bildübertragung liefert, oder dass er uns überhaupt Falschinformationen gibt. Erst vor wenigen Minuten habe ich von Albert erfahren, dass es in einem Labor eine Katastrophe gegeben hat, bei dem sechs Menschen ums Leben gekommen sind. Fünf Angestellte des Kontors und ein Außendienstbeamter namens Kredo Harven, der nach Mardi-Gras geschickt wurde, um die Buchführung zu überprüfen.«
»Kredo Harven ist tot?«, entfuhr es Rhodan.
»Das ist eine dieser Falschmeldungen«, sagte Ragon. »Ich habe nämlich gleich darauf von einem Augenzeugen der Katastrophe erfahren, dass die sechs sich per Transmitter gerettet haben – obwohl die Positronik alles daransetzte, sie zu töten. Soweit sind wir schon! Alja Symens war übrigens auch an Ort und Stelle, sie kann dir die Hintergrundinformationen geben. Soviel ich weiß, wurde in dem Labor daran gearbeitet, die Fehlerquelle für Alberts Versagen zu finden. Und das hat Albert gar nicht gern.«
Rhodan nickte. Aus den Meldungen über die Vorfälle im Kontor von Mardi-Gras war hervorgegangen, dass die Positronik sich gegen Lebewesen gewandt und deren Sicherheit gefährdet hatte. Dies war der erste Fall dieser Art in der über vierhundertjährigen Geschichte der Kosmischen Hanse.
In jüngster Zeit hatte es zwar drei Parallelfälle gegeben, in denen es zu Übergriffen der Positronik gekommen war. Doch hatten sich die Vorfälle in diesen Handelskontoren in Grenzen gehalten, und inzwischen hatte sich die Situation dort beruhigt.
Im Kontor von Mardi-Gras war die Situation jedoch immer mehr eskaliert.
Rhodan erfuhr haarsträubende Dinge, über die man sich im terranischen Hauptquartier der Kosmischen Hanse noch kein richtiges Bild machte.
Der Raumhafenbetrieb des Kontors war längst schon lahm gelegt. Es war zu gefährlich geworden, Raumschiffe landen oder starten zu lassen. Seit die Positronik die Bruchlandung einer Kogge verursacht hatte, war es klar, dass das Leitstrahlsystem nicht mehr die erforderliche Start- und Landehilfe gab.
In einem anderen Fall hatte die Positronik den Start eines Schiffes verhindert, indem sie es mit Zugstrahlen auf dem Planquadrat festhielt, auf dem es geparkt war. Rhodan erfuhr, dass es sich um das Raumschiff des Buchhalters Kredo Harven gehandelt hatte.
Er hätte gerne erfahren, was Kredo Harven dazu bewegt haben mochte, diesen Krisenherd zu verlassen, obwohl sein Platz hier war. Doch wollte er solche Fragen nicht an den Kontor-Stellvertreter stellen, weil dieser wohl kaum eingeweiht war, dass Kredo Harven zu den Hanse-Spezialisten gehörte.
Rhodan hatte schon vor seinem Eintreffen von dem Brand gewusst, der in der an das Kontor grenzenden Stadt Hades stattgefunden hatte. Doch die wirklichen Ausmaße dieser Brandkatastrophe kannte er nicht, ebenso wie ihm neu war, dass der Brand von Einfamilienhäusern ausgegangen war, die vollautomatisiert und an die Kontorpositronik angeschlossen gewesen waren. Dieser ganze Stadtteil war in Schutt und Asche gefallen, und es war nur dem aufopfernden Einsatz des Katastrophenkommandos zu verdanken, dass das Feuer nicht auf andere Bezirke von Hades übergegriffen hatte.
Inzwischen war die Stadt evakuiert worden. Die Bewohner hatten sich in die Wildnis zurückgezogen und lebten dort unter primitivsten Bedingungen in einem Camp. Man konnte sie nur mit dem Allernötigsten versorgen, das gerade zum Überleben reichte.
Rhodan wusste, wie hart es für Lebewesen war, die an Robotkomfort gewöhnt waren, plötzlich auf sich selbst angewiesen zu sein. Dazu kam im Fall von Mardi-Gras noch der Schock, dass die Computer, die gestern noch hilfreiche Diener gewesen waren, plötzlich zu Feinden wurden.
Und besonders schlimm war dies in einer Welt des Wohlstands und des inneren Friedens, die keine Gewalttaten und Verbrechen mehr kannte. In einer Welt, in der jedermann sicher sein konnte, dass es keinen bösen Nachbarn gab und dass kein anderes Lebewesen ihm etwas anhaben wollte. In dieser Welt, wo das Vertrauen in die Mitmenschen höchstens von dem Vertrauen, das man zu den Automaten hatte, übertroffen wurde, in dieser Welt rebellierte plötzlich ein Computersystem gegen seine Erbauer.
Es genügte auf einmal nicht mehr, einen Wunsch nur auszusprechen, um ihn erfüllt zu bekommen. Auf einmal war es so, dass die selbstverständlichsten Dinge des Lebens zu unerfüllbaren Träumen wurden.
Sicher, viele Leute waren schon längst davon abgekommen, die Möglichkeiten der Robotisierung auch im Privatbereich voll auszunutzen. Man kehrte wieder zur »Vermenschlichung« des Alltags zurück, machte es sich zum Hobby, selbst zu kochen oder einen Haushalt zu führen. Es war in, auf Partys die Drinks selbst zu mixen und zu servieren, und schick war es seinen Wohnbereich mit handgefertigten Gegenständen zu bereichern.
Aber es war etwas anderes, die Gewissheit zu haben, dass man jederzeit auf robotische Hilfe zurückgreifen konnte, als plötzlich auf Selbsthilfe angewiesen zu sein und zu wissen, dass das Überleben davon abhing.
Auf Mardi-Gras war das noch nicht so schlimm. Aber Rhodan dachte weiter. Er stellte sich vor, wie es in Terrania sein würde, wenn das Computersystem zusammenbrach. Die Vorfälle von Mardi-Gras auf Terra übertragen – oder auf ein anderes Ballungszentrum der Zivilisation – das war sein eigentlicher Albtraum.
Das schien weit hergeholt, war es aber nicht. Denn für Rhodan stand es mit ziemlicher Sicherheit fest, dass hinter der Mardi-Gras-Katastrophe ein mächtiger Feind stand: die Superintelligenz Seth-Apophis.
Perry Rhodan musste sich zwingen, nicht mit seinen Gedanken abzuschweifen, sondern sich zuerst einmal auf die Gegebenheiten zu konzentrieren.
Die Stadt war evakuiert, der Raumhafen außer Betrieb und das Handelskontor praktisch lahm gelegt. An eine Geschäftsabwicklung war nicht im entferntesten zu denken. Alle Kräfte wurden darauf konzentriert, die Ursache für das Versagen der Positronik herauszufinden.
Im Zusammenhang mit den schrecklichen Vorfällen im Kontor fiel auch der Begriff »Amoklauf der Positronik«, und Rhodan konnte nicht umhin, ihn als treffend zu bezeichnen.
*
»Euer Albert ist ein regelrechter Killer«, sagte Robert Aerts. »Aber ihr solltet nicht den Fehler begehen, die Positronik zu verteufeln. Ich bin kein Computerfachmann, aber ich bin Spezialist auf einem anderen Gebiet. Du weißt, wovon ich spreche, Perry. Und du weißt, dass kein Computer in der Lage ist, von sich aus zu solch einer Mordmaschine zu werden. Dahinter steckt ein kriminell veranlagtes Gehirn. Hätte ich den Plan gefasst, die Kosmische Hanse um einige Milliarden zu erleichtern, dann wäre ich nicht anders vorgegangen. Ich hätte den Hebel auch bei einer Kontorpositronik angesetzt.«
»Wer ist dieser Mann?«, fragte Stefan Ragon unbehaglich.
»Ich bin der letzte Gangster in der sonst so heilen menschlichen Gesellschaft«, gab ihm Robert Aerts selbst die Antwort. »Du kannst mich deshalb verachten, es macht mir nichts. Ich selbst stufe mich nämlich als positiv ein, denn die Gesellschaft braucht Elemente wie mich. Wie sich gezeigt hat, wurde ich in dieser Meinung bestätigt. Und es würde mich nicht wundern, wenn meine Fähigkeiten wieder gebraucht würden.«
»Du behältst deine Ansichten besser für dich«, sagte Rhodan zurechtweisend. »Du stiftest damit nur Verwirrung.«
Aerts gähnte demonstrativ.
»Ich langweile mich. Gibt es denn für mich nichts zu tun? Ich komme sonst noch auf die Idee, ein Ding zu drehen.« Er verstummte plötzlich und stieß einen Pfiff aus. »Endlich kommt ein Sonnenstrahl in diese düstere Bude.«
Aerts war auf einmal wie verwandelt. Er straffte sich, strich sich über die leichten Wellen seines blonden Haares und über den kümmerlichen Oberlippenbart.
Rhodan wusste, was dieses Imponiergehabe bei Aerts zu bedeuten hatte. Er zeigte es stets, wenn ein weibliches Wesen auftauchte, und es wurde um so auffälliger, je reizvoller das Objekt seines Interesses war.
Nach Aerts Verhalten zu schließen, musste die Frau, die er diesmal ins Auge gefasst hatte, überaus attraktiv sein. Rhodan folgte seinem Blick und stellte fest, dass er sich nicht geirrt hatte.
Die Frau in der Hanse-Kombination war groß und schlank und gut proportioniert. Sie hatte das rote Haar kurz geschnitten und an den Kopf gebürstet. Ihr Gesicht war überaus ausdrucksstark. Sie wirkte hektisch und aufgeregt, aber als sie Rhodan entdeckte, erschien ein befreiendes Lächeln auf ihrem Gesicht.
»Ich dachte schon, dass Albert mich nur zum Narren halte, als er deine Ankunft meldete«, sagte Alja Symens zur Begrüßung und reichte Rhodan die Hand. »Die Positronik setzt so viele falsche Parolen in Umlauf, dass man ihr am besten gar nichts mehr glaubt.«
»Das ist eine Sache der Interpretation«, meldete sich die Positronik prompt. »Ich kann nicht lügen.«
»Ich wollte sofort kommen, als ich von euren Schwierigkeiten erfuhr«, sagte Rhodan. »Aber dann kam etwas dazwischen, das keinen Aufschub duldete. Bei diesem wichtigen Einsatz hat uns Robert Aerts wertvolle Dienste geleistet. Das ist er. Ich habe ihn mitgebracht, weil er vielleicht auch bei diesem Problem seine recht ungewöhnlichen Fähigkeiten ausspielen kann.«
Aerts machte eine galante Verbeugung und sagte: »Es wird mir ein Vergnügen sein, mit einem so bezaubernden Geschöpf zusammenzuarbeiten. Perry übertreibt nicht. Du wirst selbst bald herausfinden, dass ich der ungewöhnlichste Mann bin, dem du je begegnet bist. Man sagt mir nach, dass ich über Leichen gehe, aber ich kann auch charmant und zärtlich sein.«
Alja Symens musste lächeln, weil sie das für einen Scherz hielt. Sie wurde aber sofort wieder ernst und sagte: »Uns ist jede Hilfe willkommen. Die Lage ist sehr ernst.«