Perry Rhodan 1072: Karawane nach Magellan - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 1072: Karawane nach Magellan E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Spoodies für die Menschheit - ein Danaergeschenk Nach neuen Erkenntnissen und Einblicken in die kosmische Bestimmung der Menschheit gründete Perry Rhodan Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht. Gegenwärtig schreibt man das Jahr 425 NGZ, und die Hanse, die neben dem interstellaren Handel auch der kosmischen Verteidigung dient, fand sich schon mehrmals schweren Anschlägen der Superintelligenz Seth-Apophis ausgesetzt. Um mit Hilfe weiterer Erkenntnisse gegen künftige Anschläge besser gewappnet zu sein, hat Perry Rhodan nach seiner Rückkehr von Khrat eine großangelegte Expedition zum galaktischen Kugelsternhaufen M 3 gestartet, weil er dort die Porleyter, die Vorläufer der Ritter der Tiefe, zu finden hofft. Nach unbefriedigenden Resultaten und großen Schwierigkeiten, die in dem Verlust der DAN PICOT gipfeln, hätten andere ihre Suchaktion sicherlich längst aufgegeben. Nicht so Perry Rhodan! Der langersehnte Erfolg stellt sich ein, sobald der Terraner die Dargheten für seine Zwecke einsetzen kann. Hunderte von Porleytern wechseln nach äonenlanger Gefangenschaft in ihre Aktionskörper über und sammeln sich auf Orsafal. Während dies in M 3 geschieht, kommt es am Rand der Menschheitsgalaxis zu der entscheidenden Begegnung mit der KARAWANE NACH MAGELLAN ...

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Veröffentlichungsjahr: 2012

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Nr. 1072

Karawane nach Magellan

Spoodies für die Menschheit – ein Danaergeschenk

von Ernst Vlcek

Nach neuen Erkenntnissen und Einblicken in die kosmische Bestimmung der Menschheit gründete Perry Rhodan Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht.

Gegenwärtig schreibt man das Jahr 425 NGZ, und die Hanse, die neben dem interstellaren Handel auch der kosmischen Verteidigung dient, fand sich schon mehrmals schweren Anschlägen der Superintelligenz Seth-Apophis ausgesetzt.

Um mit Hilfe weiterer Erkenntnisse gegen künftige Anschläge besser gewappnet zu sein, hat Perry Rhodan nach seiner Rückkehr von Khrat eine großangelegte Expedition zum galaktischen Kugelsternhaufen M 3 gestartet, weil er dort die Porleyter, die Vorläufer der Ritter der Tiefe, zu finden hofft.

Nach unbefriedigenden Resultaten und großen Schwierigkeiten, die in dem Verlust der DAN PICOT gipfeln, hätten andere ihre Suchaktion sicherlich längst aufgegeben. Nicht so Perry Rhodan! Der langersehnte Erfolg stellt sich ein, sobald der Terraner die Dargheten für seine Zwecke einsetzen kann. Hunderte von Porleytern wechseln nach äonenlanger Gefangenschaft in ihre Aktionskörper über und sammeln sich auf Orsafal.

Während dies in M 3 geschieht, kommt es am Rand der Menschheitsgalaxis zu der entscheidenden Begegnung mit der KARAWANE NACH MAGELLAN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Sein Geschenk für die Menschheit erweist sich als Danaergeschenk.

Gesil – Die Sphinx im Ringen mit SENECA.

Tanwalzen – High Sideryt der SOL.

Anja Pygnell – Führerin einer Hanse-Karawane.

Sbarvor – Ein Chamaelier.

Randalf Hume

Prolog

Da denkst du ein Leben lang, du seiest nichts Besonderes. Du zeichnest dich weder durch außergewöhnliche Fähigkeiten aus, noch stichst du durch deine Erscheinung oder dein Charakterbild hervor. Die Hoffnungen der Jugend, hochgestellte Ziele zu erreichen, hast du längst begraben. Du hast dich damit abgefunden, nicht für Höheres bestimmt zu sein, eigentlich gar keine Bestimmung zu haben. Alles was du erreichtest, musstest du dir hart erarbeiten.

So gesehen, könnte man sagen, du seiest über dich hinausgewachsen, hast mehr erreicht, als dir aufgrund deiner Anlagen eigentlich zusteht. Das mag seine Richtigkeit haben, aber wer weiß, ob nicht auch die Eintagsfliege von mehreren Sonnenaufgängen träumt? Und so wie sie, kamst du deinen Träumen niemals auch nur nahe, Erfüllung fandest du nie. Es ist bitter zu wissen, dass man seinen Zenit erreicht hat, wo doch die angestrebten Ziele noch immer in weiter Ferne sind. Und es ist eine sehr schmerzhafte Erkenntnis, einsehen zu müssen, dass man sich im Grunde genommen durch nichts von anderen unterscheidet, wenn man einst seinen Eigenwert viel höher angesetzt hat.

So dramatisch hast du dies alles nie gesehen, du tust es nur rückblickend. Du warst nie wirklich unzufrieden, du bist es erst jetzt geworden – und auch nur in bezug auf dein früheres Leben. Einst verspürtest du sogar so etwas wie Stolz, trotzdem »etwas geworden« zu sein. Du hast es höchstens bedauert, dass dir manches fehlt, etwa das nötige Genie und ein Charisma, selbst das gewisse Etwas, Esprit und – jawohl – ein gesunder Mutterwitz gehen dir ab. Diese ehrliche Selbstanalyse führte zwingend zu der Erkenntnis, nicht zu den Auserwählten zu gehören, sondern Mittelmaß zu sein.

Doch das hat sich mit einem Schlag geändert. Von einer Sekunde zur anderen. Etwas hat dich gestreift und dich zu etwas Besonderem gemacht.

Nun hast du eine Bestimmung. Es ist für dich die Erfüllung. Denn du weißt mit einem Mal, dass du für Höheres bestimmt bist.

Du gehörst zu den Auserwählten.

Da denkst du ein Leben lang, ein Niemand zu sein, und dann ergeht DER RUF an dich. Das ist für dich wie ... wie die Verwirklichung eines Wunschtraums, dem du schon immer vergeblich nachgejagt bist.

1.

Die Hanse-Karawane kam zum letzten Zwischenstopp vor Erreichen des Zieles. Es handelte sich dabei um einen Verband von 380 Schiffen, der sich zur Hälfte aus Karracken zusammensetzte und zur anderen aus Leichten und Schweren Holks. Dazu kamen ein halbes Dutzend Koggen.

Auch das Flaggschiff KOLLORED war eine Kogge mit einer Länge von nur 110 Metern und hatte eine geringe Menge von Präzisionsinstrumenten geladen.

Die Hanse-Karawane war vor einigen Tagen aus dem Solsystem gestartet und hatte die Große Magellansche Wolke zum Ziel, präziser: das Handelskontor Tolpex in der Magellanschen Wolke.

Bekanntlich hatte Tolpex unter dem Beschuss einer so genannten Zeitweiche gestanden und musste darum evakuiert werden. Nach der Vernichtung aller Zeitweichen war man darangegangen, die dadurch in Mitleidenschaft gezogenen Handelskontore von dem Zeitmüll zu räumen und nach Möglichkeit zu sanieren. Im Fall von Tolpex waren diese Arbeiten vom kosmischen Basar BERGEN aus in Angriff genommen worden. Jetzt, drei Monate danach, war das Handelskontor Tolpex soweit wiederhergestellt, dass es neu beschickt werden konnte.

Dies war die Aufgabe dieser Hanse-Karawane, deren Laderäume mit allen möglichen Waren, die man in der Großen Magellanschen Wolke umsetzen konnte, zum Bersten gefüllt waren.

Sämtliche Schiffe dieses Verbandes waren mit modernsten Metagravtriebwerken ausgestattet, die es ihnen erlaubt hätten, die gesamte Distanz in einer einzigen Überlichtphase zurückzulegen. Dass man sich dennoch für die zeitraubendere Methode des Etappenflugs entschieden hatte, lag vor allem an der gewaltigen Entfernung von rund 170.000 Lichtjahren, die zurückzulegen war.

Der Flug im Hyperraum brachte stets geringe Kursabweichungen mit sich, die sich proportional zur zurückgelegten Entfernung vergrößerten. Bei einer Distanz wie dieser hätte das zur Folge gehabt, dass der gesamte Raumschiffpulk aufgesplittert und über ein weites Gebiet des Leerraums verstreut worden wäre. Die strengen Sicherheitsbestimmungen der Hanse verlangten dagegen, dass die Einheiten einer Karawane relativ eng beieinander blieben. Darum bediente man sich der zeitraubenderen Methode und legte solche Entfernungen in Etappen zurück.

Die Zwischenstopps wurden dazu genützt, dass sich die Schiffe wieder sammelten und einander auf durchschnittlich 500 Kilometer näherten, so dass die nächste Hyperraumphase wieder in geschlossener Formation vorgenommen werden konnte und die Kursabweichungen so gering wie möglich gehalten wurden.

Auf dem bisherigen Flug der Hanse-Karawane Magellan war es zu keinerlei Aufsehen erregenden Zwischenfällen gekommen, so dass man den letzten Zwischenstopp als lästige Routine ansah.

10.000 Lichtjahre vor dem Ziel beendeten die 380 Schiffe fast gleichzeitig die Überlichtphase des Hyperraumflugs und tauchten in das Einstein-Universum ein. Eine erste Analyse zeigte, dass nur wenige Schiffe die Toleranzgrenze überschritten hatten und sich weiter als 2000 Kilometer von der nächsten Einheit entfernt hatten. Man hatte es auch nicht anders erwartet. Der Flug war bisher glatt verlaufen, und die meisten Kommandanten sahen sich bereits am Zielpunkt und waren mit den Gedanken beim Entladen der Waren und bei der Organisation der Neueinrichtung des Handelskontors Tolpex.

Um so überraschender kam die Meldung, dass eines der Schiffe fehlte. Es handelte sich um das Flaggschiff KOLLORED. Der Lethargie der Mannschaften, die die Routine über sie gebracht hatte, folgte Bestürzung. Für einige Zeit herrschte ein heilloses Durcheinander, das die Ordnung der Hanse-Karawane ernsthaft zu gefährden schien.

Doch dann klärte sich die Situation. Die KOLLORED wurde geortet – sie hing etwa 200.000 Kilometer zurück. Eine lächerliche Entfernung im Vergleich zu den 30.000 Lichtjahren, die man während der letzten Hyperraumphase zurückgelegt hatte. Und doch fragte man sich, wie es dazu kommen konnte: Denn bei genauer Kursabstimmung und bei der Präzision, mit der der Metagravantrieb arbeitete, durfte es eine solche Abweichung eigentlich nicht geben.

Kaum hatte man die KOLLORED geortet, traf vom Flaggschiff ein Funkspruch ein, der eine Erklärung für die Kursabweichung enthielt.

Die Kommandantin Anja Pygnell meldete, dass die KOLLORED während der letzten Überlichtphase einen Energieverlust erlitten habe. Die Gravitraf-Speicher seien fast leer gewesen, so dass man fürchten musste, die Grigoroff-Schicht, die das Schiff vor den Einflüssen des Hyperraums schützte, nicht mehr aufrechterhalten zu können. Um der Gefahr zu entgehen, in ein fremdes Universum zu stürzen, hätte man den Hyperraumflug um Sekundenbruchteile früher abbrechen müssen.

So einfach diese Erklärung auch war, so warf sie auch einige Fragen auf. Etwa die, wie es möglich war, dass der Mannschaft nicht schon während des letzten Zwischenstopps der geringe Energievorrat der Gravitraf-Speicher aufgefallen war. Hinzu kam noch, dass jedes der 380 Schiffe der Hanse-Karawane Magellan genügend Energievorräte beim Abflug aus dem Solsystem besessen hatte, um die doppelte Entfernung zurücklegen zu können.

»Die Gravitraf-Speicher haben sich erst während der letzten Hyperraumphase geleert«, erklärte Anja Pygnell über Funk, und um weiteren Fragen zuvorzukommen, fügte sie hinzu: »Wir haben keine Ahnung, wie das geschehen konnte. Wir stehen vor einem Rätsel. Eine Untersuchung wurde bereits eingeleitet. Allerdings kommen wir nicht umhin, den Hyperraum anzuzapfen und unsere Gravitraf-Speicher aufzuladen.«

Technisch gesehen, war der Vorgang der Energiespeicherung kein Problem, aber er kostete Zeit. Und Zeit war für die Kosmische Hanse Geld. Dazu kam ein weiterer Aspekt, der in diesen unsicheren Zeiten nicht unterschätzt werden durfte.

Das Anzapfen des Hyperraums erfolgte mittels eines Aggregats, das Hypertrop genannt wurde. Dabei entstand eine gewaltige trichterförmige Leuchterscheinung, die durch den starken Energiefluss auf weite Distanz anzumessen war.

Während der Dauer des Auftankens war die KOLLORED verstärkter Ortungsgefahr ausgesetzt – und damit auch einer Entdeckung durch gegnerische Mächte.

Seit Perry Rhodan Mitte Januar dieses Jahres die Öffentlichkeit über die doppelte Bedeutung der Kosmischen Hanse aufgeklärt hatte, wurde mit einer »gegnerischen Macht« vor allem ein Name assoziiert: Seth-Apophis.

Und als dies allmählich in die Bewusstseine der Besatzungen der 380 Schiffe eindrang, maß man dem Zwischenfall immer mehr Bedeutung bei.

Es erhoben sich auf einmal genügend Stimmen, die an ein gewöhnliches technisches Versagen nicht glauben wollten, sondern offen von Sabotage sprachen. Solchen Gerüchten begegnete Anja Pygnell mit der lakonischen Erklärung: »Die Angelegenheit wird untersucht.«

*

Anja Pygnell war bereits seit über zehn Jahren Kommandantin der KOLLORED. Sie hatte es immer abgelehnt, ein größeres Schiff zu übernehmen, weil ihr die Einsätze mit der schnellen und wendigen Kogge besser gefielen. In der Hauptsache hatte sie Hanse-Spezialisten befördert, was dazu führte, dass sie mit der Zeit selbst zu einer Eingeweihten wurde und die Doppelfunktion der Kosmischen Hanse bald durchschaut hatte.

Inzwischen war es ja allseits bekannt, dass die Superintelligenz ES den Auftrag zur Gründung dieser Handelsorganisation gegeben hatte, um eine Gegenkraft für Seth-Apophis zu schaffen. Dadurch waren auch die meisten der geheimen Einsätze nicht mehr nötig, so dass die KOLLORED andere Aufträge zugewiesen bekam. Als Anja Pygnell schließlich angeboten wurde, das Kommando über die Hanse-Karawane Magellan zu übernehmen, hatte sie zugestimmt. Dies war ihr erster Großeinsatz dieser Art – und ausgerechnet bei ihrer Feuertaufe musste das mit den Gravitrafspeichern passieren.

Es war bald nach Beendigung des letzten Zwischenstopps, kaum dass die KOLLORED in die Überlichtphase getreten war, als plötzlich die Alarmanlage anschlug. Aus dem Maschinenraum war gemeldet worden, dass die Speicher ihre Energien geradezu eruptionsartig an den Hyperraum abgegeben hatten. Das hätte beinahe zum Zusammenbruch der Grigoroff-Schicht geführt, die das Schiff davor bewahrte, in ein Paralleluniversum geschleudert zu werden. Die Folgen einer solchen Katastrophe wären nicht auszudenken gewesen.

Einem ersten Impuls folgend, wollte Anja daraufhin in den Einsteinraum zurückkehren. Doch dann meldete der Technische Chef, Hoggard Lesko, dass die vorhandenen Energien ausreichen konnten, die KOLLORED gerade noch über diese Hyperraumphase zu bringen. Um Komplikationen zu vermeiden und in der Nähe der Karawane bleiben zu können, hatte die Kommandantin den Weiterflug befohlen.

Das Wagnis war gerade noch gut gegangen, Anja wollte nicht daran denken, was mit ihnen passiert wäre, wenn die Speicher noch mehr Energien abgegeben hätten. Aber zum Glück wiederholte sich so etwas nicht wieder.

Inzwischen lag ihr der Bericht über den Vorfall vor. Aber er war in keiner Weise zufriedenstellend. Die technische Überprüfung hatte ergeben, dass die Speicher durch eine Explosion beschädigt worden waren. Die plötzlich freiwerdenden Energien hatten zu einer Kettenreaktion geführt, die eine Überlastung des Systems bewirkte. Das Abstrahlen der Energien in den Hyperraum war von der automatischen Sicherheitsanlage vorgenommen worden. Andernfalls wäre die KOLLORED explodiert, oder – im günstigsten Fall – in übergeordnete Kontinua gerissen worden.

Soweit der technische Befund. Unbefriedigend daran war nur, dass er die Ursache für die Explosion nicht erklären konnte.

Es gab keine zufriedenstellende oder technisch untermauerte Erklärung. Aber es gab die Vermutung, dass an der Explosionsstelle manipuliert worden war. Beweise fanden sich dafür allerdings keine, was die Möglichkeit, dass Sabotage vorliegen konnte, andererseits auch nicht ganz ausschloss.

Der durch die Explosion entstandene Schaden war bald repariert, und Hoggard Lesko meldete bald nach Wiedereintritt in den Einsteinraum, dass der Hypertrop jederzeit in Betrieb genommen werden konnte, um die benötigten Energien aus dem Hyperraum abzusaugen.

»So dramatisch, wie es ursprünglich ausgesehen hat, ist die Lage also gar nicht«, meinte der Cheftechniker. »Das Aufladen der Speicher kostet uns letztlich nur ein paar Stunden zusätzlichen Aufenthalt. Die Dauer dieses Zwischenstopps wird sich nicht wesentlich verlängern. Soll ich den Hypertrop in Betrieb nehmen?«

»Nein, damit warten wir noch«, sagte Anja Pygnell. »Ich möchte zuerst Kontakt zur Karawane aufnehmen. Ich möchte mich mit Jasper Beys besprechen.«

Jasper Beys war stellvertretender Karawanenführer und Kommandant der Karracke INTRORA. Anja stellte die Funkverbindung her und schilderte ihrem Stellvertreter die Sachlage. Dabei war sie bemüht, die Angelegenheit nicht hochzuspielen, sondern eher zu bagatellisieren.

»Das stinkt förmlich nach Sabotage«, behauptete Jasper Beys. »Hast du dafür überhaupt keine Anhaltspunkte? Keinen Verdacht auf eine bestimmte Person?«

»Ich sehe vor allem kein Motiv«, erklärte Anja. »Die Explosion hat nur geringen Schaden angerichtet. Wir verlieren nur etwas Zeit, wenige Stunden.«

»Die der Kosmischen Hanse aber Millionen kosten können«, erwiderte Jasper Beys.

»Glaubst du, dass das ein ausreichendes Motiv wäre?«, fragte Anja spöttisch und stellte zufrieden fest, dass Beys es mit einem Kopfschütteln verneinte. Sie fuhr fort: »Es geht jetzt nur darum, wie wir uns verhalten sollen. Wir können der Hanse einiges Geld ersparen, wenn du mit der INTRORA die Karawane nach Tolpex führst und wir nach dem Auftanken einfach folgen.«

»Das gefällt mir nicht«, erwiderte Beys. »Wir haben den Auftrag, Tolpex geschlossen anzufliegen. Das ist auch der Sinn, warum wir in Karawanenformation fliegen. Ich lasse nicht gerne ein einzelnes Schiff zurück.«

»Dann schicke mir die übrigen fünf Koggen als Begleitschutz«, erwiderte Anja. »Mit ihrer Feuerkraft könnten wir jeden Angriff abwehren, wie lächerlich solch eine Befürchtung auch ist. Wer sollte es ausgerechnet auf die KOLLORED abgesehen haben, wo doch die Ladung der Karracken viel verlockender wäre?«

»Zufällig ist die KOLLORED aber das Flaggschiff«, sagte Beys. »Und darauf könnte es ankommen. Hinzu kommt noch, dass du den Kontorchef von Tolpex an Bord hast. Es bringt uns nichts, wenn wir ohne Frem Samhagen nach Tolpex kommen. Wir müssten mit dem Löschen der Ladung auf sein Eintreffen warten. Darum sähe ich es lieber, wenn die Karawane geschlossen das Ziel anfliegt.«

Sie einigten sich darauf, dass die übrigen Schiffe solange auf Warteposition gehen sollten, bis die KOLLORED ihre Gravitraf-Speicher mit Hyperenergie aufgeladen hatte und sich wieder an die Spitze der Hanse-Karawane setzen konnte.

»Hast du wirklich keinen Verdacht, wer für Sabotage in Frage kommen könnte?«, griff Beys noch einmal das Thema auf. »Was ist eigentlich mit dem Fremdwesen aus der Magellanschen Wolke, diesem Chamaelier? Ist er wirklich über jeden Verdacht erhaben?«

»Sbarvor, der Schlaue?«, fragte Anja lachend. »Wenn es nach ihm ginge, könnten wir nicht rasch genug ans Ziel kommen. Er ist nicht nur an einem Handel zwischen uns und den Völkern der Magellanschen Wolken interessiert, sondern erhofft sich für diese auch unseren Schutz vor Seth-Apophis.«

»Das kann ebenso gut auch Tarnung sein.«

»Und das Motiv?«, sagte Anja.

»Du solltest Sbarvor einmal nicht als an Handelsbeziehungen interessierten Chamaelier sehen, sondern als potentiellen Seth-Apophis-Agenten«, sagte Beys fest.

»Das ließe sich allerdings auf jedermann an Bord anwenden«, gab Anja zurück.