Perry Rhodan 1215: Der Ruf des Stahlherrn - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 1215: Der Ruf des Stahlherrn E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Wo ist Lethos-Terakdschan? - Atlans Suche an der Starsenmauer Der Kampf um die Kommandogewalt über die Endlose Armada ist längst zugunsten Perry Rhodans entschieden. Inzwischen schreibt man auf Terra Frühjahr 428 NGZ, und Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs, hat, als er versuchte, das Chronofossil Andro-Beta zu pervertieren, eine schwere Schlappe erlitten, denn er musste sein Eingreifen mit dem Verlust des Elements der Zeit bezahlen. Aber Kazzenkatt gibt sich nicht so leicht geschlagen. Der Zeroträumer wird erneut aktiv - und scheitert wiederum. Das besagt aber nicht, dass der Dekalog schon alle Trümpfe ausgespielt hätte. Das Geschehen auf BRÜTER weist eher auf das Gegenteil hin, denn schließlich geraten sogar Kosmokraten, die ins Allerheiligste des Gegners eindringen, in äußerste Bedrängnis. Doch wir wollen zurückblenden ins Jahr 427 NGZ, den Schauplatz wechseln und uns mit dem Schicksal Atlans und Jen Saliks, der Kundschafter der Kosmokraten, befassen. Wie schon geschildert, haben die beiden Männer auf ihrem Weg zum ursprünglichen Standort des Frostrubins Starsen erreicht, die gigantische Metropole im mysteriösen Reich der Tiefe, und deren dramatische Geschichte erfahren. Nun ergeht an die beiden Kundschafter der Kosmokraten DER RUF DES STAHLHERRN ...

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Nr. 1215

Der Ruf des Stahlherrn

Wo ist Lethos-Terakdschan? – Atlans Suche an der Starsenmauer

von Ernst Vlcek

Der Kampf um die Kommandogewalt über die Endlose Armada ist längst zugunsten Perry Rhodans entschieden. Inzwischen schreibt man auf Terra Frühjahr 428 NGZ, und Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs, hat, als er versuchte, das Chronofossil Andro-Beta zu pervertieren, eine schwere Schlappe erlitten, denn er musste sein Eingreifen mit dem Verlust des Elements der Zeit bezahlen.

Aber Kazzenkatt gibt sich nicht so leicht geschlagen. Der Zeroträumer wird erneut aktiv – und scheitert wiederum.

Das besagt aber nicht, dass der Dekalog schon alle Trümpfe ausgespielt hätte. Das Geschehen auf BRÜTER weist eher auf das Gegenteil hin, denn schließlich geraten sogar Kosmokraten, die ins Allerheiligste des Gegners eindringen, in äußerste Bedrängnis.

Doch wir wollen zurückblenden ins Jahr 427 NGZ, den Schauplatz wechseln und uns mit dem Schicksal Atlans und Jen Saliks, der Kundschafter der Kosmokraten, befassen.

Wie schon geschildert, haben die beiden Männer auf ihrem Weg zum ursprünglichen Standort des Frostrubins Starsen erreicht, die gigantische Metropole im mysteriösen Reich der Tiefe, und deren dramatische Geschichte erfahren.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide folgt dem Ruf des Stahlherrn.

Wöleböl und Chulch – Atlans Treumänner.

Ghaatin und Mosker – Missionare des Stahlherrn.

Ar'Gentov – Ein Unbelehrbarer.

Jen Salik – Ein Mensch im Strom der Vitalenergie.

Lethos-Terakdschan

1.

»Zoke, hörst du sie? ... Bakko, kannst du sie sehen? ... Die Stahlsöldner kommen!«

Ar'Gentov sprang auf die Beine. Der Liegestuhl klappte mit einem Schnalzen auseinander. Ar'Gentov stand da und stierte vor sich hin. Ihn fröstelte, und sein Körper erwärmte sich nur allmählich.

Fast seit zwei Drittel des Tiefenjahrs war er nun schon in Gefangenschaft, aber er hatte es noch immer nicht verkraftet. Er wollte sich nicht mit seinem Schicksal abfinden, und er konnte es einfach nicht fassen.

Ausgerechnet ihm musste das passieren, der er so vorsichtig gewesen war. Nur eine kleine Nachlässigkeit – und schon hatten sie ihn.

Seit der Stahlherr die Macht über die Peripherie von Starsen an sich gerissen hatte, lebte er in der ständigen Angst, dass die Stahlsöldner ihn holen kommen könnten. Entsprechend vorsichtig und umsichtig hatte er sich auf jede Schwarzzeit vorbereitet.

Schon während der ersten Verdunkelung der Starsenspender hatte er sich stets in seiner Festung verbarrikadiert und sich zusätzlich mit einer lebenden Mauer aus Treumännern umgeben. Mit dem Legnesen Bakko hatte er einen Treumann, der sogar schwarzzeitsichtig war.

Fünf Schwarzzeiten hindurch war alles gut gegangen. Der Status-Drei-Bürger Ar'Gentov hatte seinen Bezirk halten können, obwohl er direkt ans Jauchenland grenzte, wie er die Peripherie abfällig nannte. Die Bewohner des schmalen Streifens entlang der Starsenmauer waren für ihn nichts weiter als Dungfresser, weil sie sich nicht der Starsenspender bedienten, sondern von den wiederaufbereiteten Abfällen ernährten.

Ar'Gentov bildete sich viel darauf ein, dass die Erfolgsquote der Stahlsöldner in seinem Bezirk niedriger war, als in so manchem Viertel, das näher dem Zentrum lag. Vielleicht hatte ihn das überheblich und leichtsinnig gemacht.

Natürlich war die Wurzel des Übels Merlepons Droge gewesen, er hätte auf dieses Mittel verzichten sollen, da die Schwarzzeit so kurz bevorstand. Aber allein daran konnte es nicht gelegen haben; es spielten mehrere Faktoren zusammen, und sicherlich auch, dass es fünf Tiefenjahre so gut gelaufen war.

Dennoch wollte es Ar'Gentov einfach nicht in den Kopf, dass es dabei mit rechten Dingen zugegangen war. Er grübelte und überlegte sich, was zu tun gewesen wäre, um den Stahlsöldnern zu entgehen, und es boten sich – leider erst nachträglich – eine Reihe guter Lösungen an.

*

Es begann alles mit dem Besuch bei Merlepon, der über den inneren Nachbarbezirk herrschte. Merlepon versicherte Ar'Gentov immer wieder, wie froh er war, dass er ihn gegen die Peripherie hin abschirmte. Und er dankte es ihm, indem er zwei oder dreimal im Jahr ein orgiastisches Fest für ihn gab, bei dem er ihm seine Spezialität servierte.

Merlepon kannte eine Droge, die einem das Gefühl vermittelte, ein Status-Fünfer zu sein. Die Formel dieser Droge verriet Merlepon zwar nicht, aber bei jedem Fest ließ er von seinem Starsenspender auch für Ar'Gentov solch einen Statusputscher servieren.

Zum letzten Mal geschah es knapp vor der sechsten Schwarzzeit, seit der Machtergreifung durch den Stahlherrn, dass Ar'Gentov danach war, seinen Status aufzuputschen. Das war der Grund, dass er Merlepon aufsuchte. Es wurde ein großartiges Fest.

Die Schwarzzeit rückte immer näher, und Zoke drängte zum Aufbruch. Aber Ar'Gentov war so berauscht, dass er sich stark genug fühlte, es sogar mit dem Stahlherrn aufzunehmen, über den das Gerücht ging, dass er ein Fünfer sein solle.

Irgendwann gelang es Zoke dann doch, Ar'Gentov dazu zu überreden, per Citytransport heimzukehren. Auf halbem Weg fiel Ar'Gentov ein, seine Ausrüstung an einem Starsenspender zu erneuern, um für die kommende Schwarzzeit gewappnet zu sein.

Ar'Gentov landete beim nächsten Starsenspender. Dieser zeigte durch eine Verdunkelungsphase an, dass die Schwarzzeit näherrückte. Ar'Gentov war sich sicher, und seine beiden Treumänner widersprachen ihm nicht, dass es sich erst um die zweite Verdunkelung handelte.

Offenbar hatte er sich aber verrechnet. Und er fühlte sich schlagartig ernüchtert, als der Starsenspender nicht auf seine Wünsche reagierte.

»Gib schon die Waffen heraus!«, hatte Ar'Gentov verzweifelt gerufen, und er erinnerte sich noch genau daran, dass er sich in diesem Augenblick längst nicht mehr wie ein Fünfer fühlte. »Ich muss mich gegen die Stahlsöldner verteidigen können!«

Aber der Starsenspender blieb dunkel.

Und dann brach die Schwarzzeit über Starsen herein. Wieder war ein Tiefenjahr zu Ende. Und Ar'Gentov stand auf freier Straße, der Finsternis schutzlos ausgeliefert. Ohne Fluchtmöglichkeit durch Citytrans. Ohne den Schutz von Cityab. Ohne Waffe. Nur von seinen beiden Treumännern flankiert.

»Zoke! Bakko! Bleibt dicht bei mir.«

Er hörte ihr schnelles Atmen und das Geräusch ihrer Schritte durch die Finsternis. Ar'Gentov hatte sein Gehör in fünf Schwarzzeiten geschärft, solange er sich von Stahlsöldnern bedroht fühlte. Sein Gehör war der einzige Sinn, dem er während der Finsterphase trauen konnte.

»Bakko, was siehst du?«

Aber bevor der Legnese seine Beobachtungen mitteilen konnte, hörte Ar'Gentov die Stahlsöldner bereits kommen.

»Zoke, hörst du sie? ... Bakko, kannst du sie sehen? ... Die Stahlsöldner kommen!«

Die beiden Treumänner gaben keine Antwort. Er hörte sie auch nicht kämpfen, nicht einmal atmen. Da wurde ihm nachträglich bewusst, dass sich das Geräusch ihrer Schritte entfernt hatte! Er war allein, seine verlässlichsten Männer hatten ihn im Stich gelassen.

Ar'Gentov floh blind in irgendeine Richtung und prallte gegen ein Hindernis. Er bekam einen elektrischen Schlag ins Gesicht. Seine zur Abwehr erhobenen Tentakel ertasteten die Umrisse eines Stahlsöldners in Höhe seines Gesichts.

Zuerst verstand er nicht, wie nur halbtentakelhoch über den Boden aufragende Stahlkreaturen auf gleiche Höhe mit ihm kamen. Doch dann begriff er. Er bekam einen zweiten Schlag ab, der ihn diesmal an seinem empfindlichsten Punkt über der Gehirnrinde traf. Er knickte in den Beintentakeln ein, griff haltsuchend um sich.

Dabei ertastete er eine Säule, die aus den übereinandergetürmten Körpern von gut sechs Stahlsöldnern gebildet wurde. Auf diese Weise erfuhr er zum ersten Mal, dass sie sich aneinanderkoppeln konnten und kollektivfähig waren.

Kaum lag er bewegungsunfähig auf dem Boden, da bauten die Stahlsöldner ihre Säule ab und bildeten eine Kolonne. Sie luden sich Ar'Gentov auf die Rücken und rasten mit ihm in Richtung Peripherie davon.

Ar'Gentov vermochte nicht zu sagen, ob er diese Vorgänge wirklich so präzise mitgekriegt hatte, oder ob er sie nur nach der Phantasie rekonstruierte.

Jedenfalls erlebte er sie aber in seinen Träumen so deutlich, sah darin alle Einzelheiten des unbarmherzigen Transportes ins Jauchenland, als hätte es keine Schwarzzeit gegeben.

Später, als sein Körper nicht mehr gefühllos war, luden ihn die Stahlsöldner ab, und er musste den Weg auf den eigenen Tentakeln fortsetzen. An Flucht war nicht zu denken, denn die Stahlsöldner lenkten ihn durch entsprechend schmerzhafte Impulse stets in die gewünschte Richtung. Und sie spornten ihn zu größter Eile an.

Troteer konnten recht schnell sein, und da sich Ar'Gentov stets fit gehalten hatte, vermochte er viel schneller zu laufen als die meisten seiner Artgenossen. Jedenfalls erreichten sie das Ziel noch vor Ende der Schwarzzeit.

Als es wieder hell wurde, fand sich Ar'Gentov in dieser kargen Zelle. Später brachte ihm sein »Betreuer« immerhin den Liegestuhl, so dass Ar'Gentov wenigstens unter troteerwürdigen Umständen schlafen konnte.

Aber das war auch schon der einzige Lichtblick während seiner Gefangenschaft.

*

Bald nach seiner Einlieferung suchte ihn ein zwergenhafter Melukke in Begleitung eines Stahlsöldners auf. Melukken waren generell nicht besonders groß gewachsen, aber dieser war extrem klein, er reichte Ar'Gentov gerade bis zur Hüfte. Da die Melukken fast die Hälfte der Bevölkerung seines Bezirks stellten, wusste er natürlich über ihre Sitten und Bräuche bestens Bescheid. Sie waren geschickte Handwerker und darüber hinaus auch noch Züchter von Pflanzen, die ihnen als Nahrung dienten.

Ar'Gentov war dem Zwerg sofort als Autoritätsperson entgegengetreten, aber der Melukke blieb unbeeindruckt. Als sich Ar'Gentov in seinem gerechten Zorn auf ihn stürzen wollte, hatte der Stahlsöldner nach ihm geschnappt. Die metallene Kreatur jagte ihm einen Kälteschock durch den Gehtentakel, dass er zu Boden ging.

»Sei vernünftig, Ar'Gentov«, redete ihm der Melukke zu, der sich daraufhin als Illor vorstellte und als Lippeninterpret des Stahlherrn bezeichnete. »Du hast überhaupt nichts zu befürchten. Wir wollen dir nur einige Hintergründe erklären und aufzeigen, dass es auch ohne Status und die damit verbundenen Privilegien geht. Ja, dass der Verzicht darauf für Starsen lebensnotwendig ist.«

»Verschwinde, Melukke«, erwiderte Ar'Gentov. »Mit deinesgleichen unterhalte ich mich nicht. Ich erwarte zumindest einen Status-Zwei-Bürger als Gesprächspartner.«

»Bei uns gibt es höchstens ehemalige Status-Bürger«, erklärte der Zwerg. »Jetzt sind wir alle statuslos. Das trifft selbst auf frühere Dreier zu. Wir werden auch dich bekehren, Ar'Gentov.«

»Hau ab, Zwerg, oder ich ...«

Ar'Gentov unterbrach sich, als er sah, wie sich der Stahlsöldner wie zum Angriff anspannte.

»Du wirst dich an meine Gesellschaft gewöhnen müssen«, sagte der Melukke. »Und du wirst mich als gleichberechtigt behandeln müssen. In der Peripherie sind alle gleich. Als Interpret des Stahlherrn genieße ich sogar einige Vorzüge gegenüber anderen.«

Fast gegen seinen Willen erkundigte sich Ar'Gentov:

»Und was stellt so ein Interpret dar?«

Statt eine Antwort zu geben, blickte der Zwerg auf den Stahlsöldner hinunter. Die metallene, tierhafte Kreatur schien sich wieder zu versteifen – und dann schien der Insektenschädel zu zerfließen, sich zu verformen und zu etwas anderem zu werden. Gleich darauf starrte die maskenhafte Fratze des Stahlherrn Ar'Gentov an.

Dazu erklang die Stimme des Melukken, der salbungsvoll erklärte:

»Der Stahlherr sagt: STATUS IST TÖDLICH. Und er sagt: Schafft den Missbrauch ab, der mit den Starsenspendern, mit dem Citytransport- und mit dem Cityabwehrsystem getrieben wird. Und er richtet den dringenden Appell an alle Starsener: Vergeudet nicht länger mehr die kostbare Vitalenergie, denn sonst wird diese Metropole in spätestens drei Tiefenjahren zum Graugebiet.«

»Das ist ja rührend«, sagte Ar'Gentov abfällig. »Du hast dein Sprüchlein gut einstudiert. Das musstest du auch, denn die Maske hat ihre Lippen nicht einmal bewegt.«

»Ich kenne den Willen des Stahlherrn«, erklärte der Melukke, während die Maske wieder zerfloss und sich zu dem Insektenschädel des Stahlsöldners zurückformte. Er sah Ar'Gentov fest an. »Findest du nicht, dass du eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Stahlherrn hast? Vielleicht habt ihr dieselben Vorfahren.«

Diese Beleidigung konnte sich Ar'Gentov nicht gefallen lassen. Die Maske des Stahlherrn zeigte zwei Augen, eine Nase und einen Mund in der richtigen Anordnung, aber damit hatte es sich. Daraus eine Ähnlichkeit mit einem Troteer zu schließen, das war schon ein starkes Stück.

Ar'Gentov stürzte sich in kalter Wut auf den Zwerg, erreichte ihn jedoch nicht. Der Stahlsöldner war schneller und warf ihn mit einem Schockimpuls zurück.

Daraufhin zog sich der Melukke zurück und ließ sich lange nicht blicken. Als er sich wieder einstellte – natürlich in Begleitung eines Stahlsöldners –, brachte er eine große, eisbeschlagene Schüssel mit.

Ar'Gentov hielt nicht viel von der Pflanzenkost der Melukken, aber er wusste, dass sie mitunter recht schmackhaft sein konnte. Und da er ziemlich ausgehungert war, machte er sich mit Appetit über den Inhalt her. Er konnte der Speise keinen besonderen Geschmack abgewinnen, aber immerhin füllte sie seinen Magen und machte ihn satt.

Erst als er mit dem Essen fertig war, merkte er den Schalk im Gesicht des Zwerges.

»Was amüsiert dich so?«, erkundigte er sich zornig. »Liegt es etwa an dem, was du mir da vorgesetzt hast?«

»Du hast soeben ein nahrhaftes Menü aus unserer Wiederaufbereitungsanlage verspeist«, erklärte der Melukke.

Ar'Gentov wurde übel. Er schleuderte die Schüssel nach dem entfliehenden Melukken und schrie ihm nach:

»Ihr werdet keinen Dungfresser aus mir machen!«

Aber vor die Wahl gestellt, entweder zu verhungern, oder sich von wiederaufbereiteten Abfallprodukten zu ernähren, musste er sich für die zweite Möglichkeit entschließen.

*

Ar'Gentov blieb zusammengerollt liegen, die Tentakel entspannt um den Körper geschlungen, als der neue Besucher hereinkam. Es war ein gedrungener, grobknochiger Bursche, größer und stämmiger als er selbst und von einer Art, die er bisher noch nicht kennengelernt hatte.

Sein eckig wirkender Kopf saß tief zwischen den knöchernen Schultern, die vier Arme, die ihm aus dem Oberkörper wuchsen, wirkten wie zu kurz geraten. Die Beine dagegen waren normallang, im Verhältnis zum Körper, also richtig proportioniert, dazu recht stämmig, Säulenbeine geradezu, mit ausgeprägten Kniegelenken.

Er trug ein Gewand aus einem steifen Material, das nur den Körper einhüllte, die Extremitäten aber frei ließ. Ob er bewaffnet war, konnte Ar'Gentov nicht erkennen, aber mit so einem Hünen wollte er sich ohnehin nicht anlegen.

»Ich bin Missionar Ghaatin«, stellte sich der Besucher vor. »Ich wollte nach dir sehen und herausfinden, wie es um dich steht. Hast du Illors Lektion begriffen?«

»Eure Gehirnwäsche funktioniert bei mir nicht«, erwiderte Ar'Gentov. Durch plötzliche Gewichtsverlagerung ließ er den Liegestuhl auseinanderklappen und sprang unvermutet auf die Tentakel.

Der Besucher reagierte augenblicklich. Er beugte den Oberkörper etwas zurück und ließ das untere Armpaar zu dreifacher Länge ausfahren. Er nahm Kampfstellung ein.

»Vielleicht verstehst du die Faustsprache besser?«, meinte Ghaatin dabei. »Nur zu, ich habe schon so manchem Dickschädel Vernunft eingehämmert.«

Ar'Gentov winkte ab.

»Ich habe nur eine Lockerungsübung gemacht. Mir ist nicht nach Reden, egal in welcher Sprache.«

»Du scheinst mir ein ewig Gestriger zu sein«, meinte Ghaatin bedauernd. »Du willst wohl um keinen Preis auf deinen Status verzichten und auf Kosten anderer weiterschmarotzen. Das hat der Stahlherr nicht gern.«

»Euer Stahlherr ist selbst ein Fünfer«, sagte Ar'Gentov. »Hast du ihn schon mal gefragt, welche Privilegien er hat? Unsterblichkeit? Transmitterkontrolle? Statusverteilung und Statushebung, eh? Solche Gleichmacher sind mir die richtigen.«

Ghaatin sagte darauf nichts, und Ar'Gentov hatte das Gefühl, dass seine Worte ihn nachdenklich gemacht hatten.

»Ich schätze, mit dir kann man einigermaßen reden«, fuhr er fort. »Welchem Volk gehörst du an? Warst du früher, bevor du dich vom Stahlherrn blenden ließest, höher eingestuft? In diesem Fall müsste es dich reuen, dass du dich in den Dienst dieser Sache gestellt hast. Ich sehe es so, dass der Stahlherr alles nur kaputtmachen will. Neuordnung, Wiederaufbau, ich kenne diese Slogans von Illor. Aber worauf wollt ihr aufbauen, wenn ganz Starsen in Trümmern liegt? Mal abgesehen davon, dass es soweit nicht kommen wird. Die Geriokratie ist stark genug, dies zu verhindern.«

Ghaatin feixte.

»Ich habe immer geglaubt, wir Kyrlier hätten eine flinke Zunge, aber von dir könnte ich noch was lernen. Es ist unglaublich, aber du versuchst, mich von deinen Ansichten zu überzeugen.«

»Ich wirke so überzeugend, weil ich an meine Sache glaube.«