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Der WARNER meldet sich - er zeichnet Bilder des Schreckens Während die Geschehnisse im Tiefenland, in dem Atlan, Jen Salik, Lethos-Terakdschan und ihre Orbiter wirken, einem neuen dramatischen Höhepunkt zustreben, scheinen der Zug der Endlosen Armada durch die Menschheitsgalaxis und die Aktivierung der restlichen Chronofossilien nicht mehr in Frage gestellt zu sein. Jedenfalls hatte Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs der Elemente, bei seinen Angriffen auf die Endlose Armada und auf verschiedene Chronofossilien, die er zu pervertieren versuchte, nach anfänglichen Erfolgen schwere Niederlagen einstecken müssen. Ja, es kam sogar dazu, dass zwei der drei Basen des Dekalogs in die Gewalt der Gegenseite gerieten. Derartig in seiner Macht geschwächt, war es dem Element der Lenkung auch nicht möglich, das wichtige Chronofossil Hundertsonnenwelt länger zu halten. Vielmehr musste Kazzenkatt den Planeten wieder den Posbis überlassen. Mit dem Auftauchen der Eisigen Schar, die überraschend eingriff, begann sich das Blatt jedoch wieder zugunsten des Dekalogs zu wenden. Und nur durch den Einsatz des Selphyr-Fataro-Geräts gelang es, den Aktivitäten der Eisigen Schar ein Ende zu setzen. Trotz dieser positiven Aspekte macht sich gegen Ende des Jahres 428 NGZ ein mysteriöser Warner bemerkbar und sendet Bilder des Schreckens über den PIRATENSENDER ACHERON ...
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Veröffentlichungsjahr: 2012
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Nr. 1234
Piratensender Acheron
Der WARNER meldet sich – er zeichnet Bilder des Schreckens
von Ernst Vlcek
Während die Geschehnisse im Tiefenland, in dem Atlan, Jen Salik, Lethos-Terakdschan und ihre Orbiter wirken, einem neuen dramatischen Höhepunkt zustreben, scheinen der Zug der Endlosen Armada durch die Menschheitsgalaxis und die Aktivierung der restlichen Chronofossilien nicht mehr in Frage gestellt zu sein.
Jedenfalls hatte Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs der Elemente, bei seinen Angriffen auf die Endlose Armada und auf verschiedene Chronofossilien, die er zu pervertieren versuchte, nach anfänglichen Erfolgen schwere Niederlagen einstecken müssen. Ja, es kam sogar dazu, dass zwei der drei Basen des Dekalogs in die Gewalt der Gegenseite gerieten.
Derartig in seiner Macht geschwächt, war es dem Element der Lenkung auch nicht möglich, das wichtige Chronofossil Hundertsonnenwelt länger zu halten. Vielmehr musste Kazzenkatt den Planeten wieder den Posbis überlassen.
Mit dem Auftauchen der Eisigen Schar, die überraschend eingriff, begann sich das Blatt jedoch wieder zugunsten des Dekalogs zu wenden. Und nur durch den Einsatz des Selphyr-Fataro-Geräts gelang es, den Aktivitäten der Eisigen Schar ein Ende zu setzen.
Leonard Frood – Leiter eines Kinderdorfs.
Anne Piaget – Leonards Assistentin.
Iris – Leonards Sorgenkind.
Der WARNER – Seine ominösen Sendungen kommen aus dem Nichts.
Taurec, Vishna, Gesil und Ernst Ellert – Die Kosmokraten, Perry Rhodans Frau und der Virenmann suchen die Erde auf.
ARMADA-SHOW I:
(Auszüge aus einem Live-Interview der KISCH-Medien-Crew mit Perry Rhodan vom 1. 12. 428 NGZ – 4015 A.D.)
News-Entertainer Ravael Dong: Ho, ho, ho! Hier bin ich wieder, ich, euer witziger, spritziger Ding-Dong. Live und quicklebendig aus der Eastside der Galaxis. Und wieder einmal von Bord der BASIS, wo es nur so von Prominenz wimmelt, dass sie sich förmlich gegenseitig auf die Füße tritt – wenn nicht gar ins Fettnäpfchen. Den Prominentesten unter den Prominenten haben wir vor die Kameras gebeten, um ihn einer beinharten Befragung zu unterziehen. Denn wir wissen, was wir unseren wissbegierigen Videoten und Televisionieten schuldig sind. Ihr lechzt förmlich danach, einige Schwänke aus seinem zweitausendjährigen Leben zu hören. Ihr ahnt schon, von wem die Rede ist. Er ist ein Unsterblicher! Er war zwölfhundert Jahre Großadministrator, auch noch zu einer Zeit, als es kein Solares Imperium mehr gab. Zwischendurch war er auch Erster Hetran der Milchstraße! Er ist der Begründer der Kosmischen Hanse! Er ist der Terraner! Es ist der Ritter der Tiefe – Perry Rhodan ...
Krohn Meysenhart: ... zuerst mal eine beiläufige Frage, sozusagen zum Aufwärmen. Einverstanden? Seit du vor dreieinhalb Jahren auf Khrat den psionischen Ritterschlag erhalten hast und zu einem Ritter der Tiefe wurdest, wandtest du dich in verstärktem Maß Aufgaben von kosmischer Größe zu. Kann man daraus schließen, dass du dich den Kosmokraten mehr verbunden fühlst als den Terranern und den Milchstraßenvölkern ganz allgemein?
Perry Rhodan: Mir missfällt die Fragestellung, denn sie impliziert, dass der Ritterstatus sich nicht mit den Pflichten eines galaktischen Bürgers vereinbaren lässt. Einen solchen Interessenkonflikt gibt es aber nicht. Mein Wirken als Ritter der Tiefe, das Bewältigen kosmischer Aufgaben, wie du es nennst, geschieht in erster Linie zum Wohl der Milchstraße. Wenn sich unsere Interessen mit denen der Kosmokraten decken, kann das unser Schaden nicht sein.
KM: Die gute Absicht sei unbestritten, aber steht das Wollen auch mit dem Können in Einklang? Die Fakten belegen es, dass du, seit du dem Ritterorden beigetreten bist, dich immer weniger um terranische und galaktische Belange gekümmert hast. Weißt du eigentlich, wie lange es schon her ist, dass du auf Terra warst? Du hast vor zweieinhalb Jahren mit der Galaktischen Flotte die Milchstraße verlassen, um zum Frostrubin zu fliegen. In dieser Zeit hast du dich nur mit den ultimaten Fragen und dem dazugehörigen Komplex beschäftigt.
PR: Die Hintergründe, denke ich, sind bekannt. Es ging um die Bedrohung der Mächtigkeitsballung von ES durch Seth-Apophis und in weiterer Folge um die Gefahr, die durch Vishna vom Virenimperium für unsere Milchstraße heraufbeschworen wurde. Diese Probleme mussten wir in Angriff nehmen, um unseren unmittelbaren Lebensraum zu schützen. Und es sind nun mal Probleme von kosmischer Größenordnung, die wir an der Wurzel anpacken müssen. Mit anderen Worten, wir können die Probleme nicht aus der Ferne meistern, nicht aus der scheinbaren Sicherheit unserer Galaxis, sondern wir müssen hin zu den Gebieten, wo die Gefahr gedeiht. Inzwischen haben wir eine Ahnung von der Bedeutung des Moralischen Kodes bekommen und können ermessen, wie wichtig es ist, dass TRIICLE-neun an seinen angestammten Platz in die Doppelhelix aus psionischen Feldern zurückkehrt. Wenn es uns gelingt, uns gegen den Dekalog zu behaupten, dann haben wir nicht nur einen Beitrag zur Stabilisierung der universellen Kräfte geleistet, sondern sichern uns auch den Frieden in der Milchstraße.
KM: Danke für diese interessanten Ausführungen, Perry Rhodan. Aber dieser Rechtfertigung bedarf es gar nicht, denn niemand zweifelt an der Notwendigkeit der gesetzten Maßnahmen. Für manchen von uns ist jedoch der Eindruck entstanden, dass die Geschicke der Menschheit mit Beginn des Raumzeitalters von den Kosmokraten gesteuert wurden. Es scheint, als sei die gesamte Entwicklung seit deiner Mondlandung im Jahre 1971 gelenkt worden. Wie anders soll man es interpretieren, dass dein Wirken auf vielen Welten der Milchstraße, auf der Hundertsonnenwelt, in den Magellanschen Wolken und in Andromeda plötzlich eine solche Größenordnung erhält? Du hast damals an all diesen Stätten, ohne es zu wissen, etwas von deiner Mentalsubstanz hinterlassen – und plötzlich stellt sich heraus, dass du damit Chronofossilien geschaffen hast, deren Aktivierung für die Rückkehr des Frostrubins unerlässlich ist. Sind dir nie Bedenken gekommen, dass du vielleicht das alles nicht aus freiem, eigenem Willen getan hast?
PR: Natürlich stellten sich bei mir Zweifel ein, als ich von der Existenz und Bedeutung der Chronofossilien erfuhr. Aber ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass sie unbegründet waren. Es ist nicht so, dass die Kosmokraten auf die Erschaffung der Chronofossilien hinarbeiteten. Die Konstellation Chronofossilien – Endlose Armada – Frostrubin ergab sich zufällig. Die Kosmokraten konnten sie gar nicht erstellen, weil sie auf den Frostrubin und Ordobans Wachflotte keinen Einfluss hatten. Was ich an Mentalsubstanz abgab, fand Zugang in das universelle psionische Netz und ist dort verankert. Dabei möchte ich meinem persönlichen Wirken gar keine solche Bedeutung beimessen, denn was geschaffen wurde, das habe ich nicht allein getan. Vielleicht finden wir eines Tages heraus, dass jeder Gedanke, der von irgendwem, irgendwann und irgendwo gedacht wurde, Prints im psionischen Netz hinterlässt, das das Universum durchzieht. Ich bin sicher, dass es so ist, und unter diesem Aspekt möchte ich die Bedeutung der Chronofossilien sehen: als Kollektivbeitrag aller jemals Beteiligten. Wie auch immer, für mich steht fest, dass sich die Kosmokraten ein bestehendes Potenzial zunutze machten, aber nicht die Lenker dieses Potenzials waren. Es ist falsch, die Kosmokraten als allmächtig anzusehen. Sie sind eine bedeutende Macht, der diesseits der Materiequellen jedoch nur beschränkte Mittel zur Ausübung dieser Macht zur Verfügung stehen.
KM: Darf man also sagen, dass du gegenüber den Kosmokraten eher kritisch eingestellt bist?
PR: Sagen wir so, die Milchstraße ist keine Kolonie, und ihre Bewohner sind keine Diener der Kosmokraten.
KM: Nun, das war eine klare Antwort. Aber kommen wir nach dieser Aufwärmrunde zum eigentlichen Thema. Den Mann auf der Straße interessieren die kosmischen Zusammenhänge wenig. Er will wissen, was er für sich, seine Familie, sein Volk zu erwarten hat. Das Chronofossil Gatas wurde aktiviert, die Blues haben einen Evolutionssprung gemacht, dessen Auswirkungen noch nicht abzusehen sind. Als nächstes Chronofossil wurde Terra genannt. Bleibt es dabei?
PR: An der Reihenfolge der Chronofossilien hat sich nichts geändert, so dass als nächstes Terra dran wäre.
KM: Du sagst das so unbestimmt, Perry Rhodan. Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Es kursiert ein Gerücht, das besagt, dass die Endlose Armada das Solsystem womöglich gar nicht anfliegen wird. Was ist Wahres dran? Oder entbehrt das Gerücht jeglicher Grundlage?
PR: Ehrlich gesagt, mir persönlich wäre es lieber, wenn wir die Endlose Armada nicht quer durch die Milchstraße schleusen müssten. Andererseits weiß ich, welche Stimmung auf Terra herrscht und dass alle in Erwartung von Ordobans Wachflotte sind. Die genauen Gründe für diese unerwartete Sehnsucht sind mir nicht bekannt. Aber ich bin sicher, dass die überspitzten Armada-Shows zu einem großen Teil für diese Erwartungshaltung gesorgt haben. Dieser Vorwurf geht also an deine Adresse, Krohn Meysenhart. Die Medien haben es so dargestellt, als sei die Endlose Armada nur zur Ergötzung der Milchstraßenbewohner da, als sei sie ein Wanderzirkus aus Millionen und Abermillionen Raumschiffen. Ihre wahre Bedeutung ist bei dieser Sensationshascherei aber untergegangen.
KM: Ich stecke diesen Seitenhieb weg. Mein Beruf bringt es eben so mit sich, dass ich mich bei der Obrigkeit manchmal unbeliebt mache. Aber ich hätte dennoch liebend gerne eine Antwort auf meine Frage. Wird die Endlose Armada das Solsystem anfliegen oder nicht?
PR: Die Entscheidung darüber liegt beim Virenimperium. Frage mich jetzt bitte nicht, wovon sie letztlich abhängt. Es gibt in diesem Zusammenhang einiges, was der Klärung bedarf. Das soll in diesem Stadium aber noch nicht öffentlich diskutiert werden.
KM: Verstehe, Feind hört mit!
PR: Wenn es soweit ist, werden wir die Öffentlichkeit rechtzeitig informieren. Die terranische EA-Hysterie soll bei der Entscheidung aber kein Kriterium sein.
KM: Hat das, was du EA-Hysterie nennst, nicht vielleicht eine tiefere Ursache? Die Posbis haben durch die Aktivierung des Chronofossils Hundertsonnenwelt eine sprunghafte Weiterentwicklung erfahren, ebenso die Blues. Ist es da nicht nur verständlich, wenn sich die Menschheit auch eine evolutionäre Weiterentwicklung erhofft? Und wer könnte die Enttäuschung darüber, wenn Terra als Chronofossil nicht aktiviert wird, denn nicht verstehen?
PR: Das Chronofossil Terra wird in jedem Fall aktiviert, ob mit oder ohne Endlose Armada.
KM: Und wann wird das sein? Die Terraner fiebern diesem Augenblick entgegen. Könntest du ihnen etwas von ihrer Ungewissheit nehmen und einen ungefähren Termin nennen?
Leos Kindergarten war ihre Welt.
Es war eine kleine Oase der Geborgenheit nördlich von Terrania, der City nahe genug und doch in ausreichender Entfernung von der 75-Millionen-Metropole, um sich einen ländlichen Charakter zu bewahren.
Es war eine Welt aus annähernd einhundert schmucken Häuschen, die scheinbar willkürlich in einer gepflegten Parklandschaft verstreut lagen und von einem breiten Grüngürtel umgeben waren. Sie konnte sich fast beliebig in dieser Welt bewegen und sich in jeder Richtung annähernd einen Kilometer entfernen. Und obwohl es keine sichtbare Absperrung gab, war es ihr nicht möglich, über eine gewisse Grenze hinauszugelangen.
Der Begriff »Leos Kindergarten« war irreführend. Eigentlich handelte es sich um eine Art Internat, in dem Halbwüchsige und Jugendliche Aufnahme fanden, die vom Schicksal auf irgendeine Weise hart getroffen worden waren. Leonard Frood nannte seine Schützlinge »terrageschädigt«, was nicht in allen Fällen hundertprozentig zutraf; andere Stellen nannten seine Zöglinge »schwer erziehbar«, was aber auch nur bedingt stimmte.
Das Mädchen hatte ein besonders schweres Los, und sie war selbst im Kreis dieser Außenseiter der terranischen Gesellschaft ein Sonderfall.
Sie hatte die ganze Nacht mit offenen Augen dagelegen. Ob sie wachgelegen oder nur mit offenen Augen geschlafen hatte, war nicht genau zu sagen. Denn obwohl sie stets mit offenen Augen durch ihre Welt wandelte, sah sie bestimmt nicht alles, was um sie vorging.
Als der Morgen dämmerte, langte sie nach ihrem Schwebestuhl, um den Sitz so nahe ans Bett zu holen und weit genug zu neigen, dass sie sich in diesen hieven konnte. Bald nachdem sie die Sitzstellung eingenommen hatte, in der sie den ganzen Tag verbringen würde, kam Leonard Frood ins Zimmer.
Er wünschte Iris einen guten Morgen und alles Gute zum Geburtstag, und er fragte, ob sie das Frühstück mit den anderen einnehmen wolle. Er bedauerte, dass er schon so früh fort müsse, weil ein Orientierungsmarsch mit neun der älteren Zöglinge auf dem Programm stand, und er streute auch ein, dass Anne Piaget, seine Assistentin, schon vor der Morgendämmerung mit der Rohrbahn in die City gefahren war. Das sagte er mit so seltsamer Betonung, dass jedes andere Kind hellhörig geworden wäre.
Nicht so aber das Mädchen Iris. Sie blieb apathisch wie stets, und vermutlich hörte sie gar nicht, was er zu ihr sprach.
Nach Leo kam ein Pädi, einer der zwanzig Pädagogik-Robots, versorgte Iris mit flüssiger Nahrung, die sie aus einem Halm schlürfen konnte, und schob sie mit dem Schwebestuhl in den Park hinaus.
Es war ein für diese Jahreszeit milder Morgen. Das Licht des Tages hatte die Sterne der Nacht und den Schleier des Virenimperiums längst schon verdrängt. Iris starrte dennoch zum Himmel, als könne sie wie durch einen Filter die Helle abdunkeln und die Sterne und das das Solsystem umgebende Virenimperium für sich sichtbar machen.
Iris blieb in dieser Haltung, bis die ersten Zöglinge im Park erschienen und sich noch richtig austobten, bevor für sie der Vormittagsunterricht begann. Einige riefen dem reglos dasitzenden und wie abwesend vor sich hinstarrenden Mädchen Grüße zu, und Grieda, eine der beiden Epsaler-Geschwister, die man nur die »schrecklichen Zwillinge« nannte, verkündete, dass es abends eine große Geburtstagsfete gäbe.
Das Mädchen schwebte in den Grüngürtel hinaus, in dem sich viele exotische Pflanzen fanden, die nicht der heimischen Flora entstammten. Es waren Überbleibsel des Xenoformings, der 4. Plage Vishnas. Iris schien eine besondere Beziehung zu diesen Pflanzen zu haben, denn sie konnte Stunden mit ihnen verbringen, und die Pflanzen schienen während ihrer Anwesenheit zu erblühen und kräftiger zu gedeihen. Der hohe Sauerstoffausstoß dieser Pflanzen hatte auf Iris eine geradezu magische Wirkung. Ihr sonst so ausdrucksloses Gesicht bekam einen eigenen Zug, gerade so, als werde sie von dem auf sie einströmenden Duft berauscht.
Aber dann kam ein Pädi, der wohl die vom Schwebestuhl registrierte Veränderung gemerkt hatte, und brachte sie zurück zum inneren Hortgelände.
Es war bereits früher Nachmittag, als Iris in den Videoraum schwebte. Sie war allein, und sofort sprangen die vier Projektionswände an und vermittelten ein plastisches, wirklichkeitsgetreues Holorama der größten Raumflotte, die dieses Universum je gesehen hatte – Iris fand sich inmitten der Endlosen Armada, die noch immer auf der anderen Seite der Galaxis, in der Eastside, Warteposition innehatte.
Es war Iris nicht anzumerken, ob die Armada-Show sie beeindruckte. Sie ließ die phantastischen Bilder reglos und leeren Blicks an sich abprallen, zuckte weder bei den zwischendurch eingestreuten Showeinlagen noch bei den geschickt gesetzten dramaturgischen Höhepunkten mit einer Wimper.
Allmählich füllte sich der Videoraum mit anderen Zöglingen, die miteinander darin wetteiferten, die verschieden geformten Raumschiffe den richtigen Armadaeinheiten zuzuordnen. Iris blieb weiterhin apathisch, irgendwann steuerte sie ihren Schwebestuhl durch die Reihen der plappernden Mädchen und Jungen unterschiedlicher Herkunft und verließ den Videoraum fast unbemerkt.
Plötzlich, wie auf ein Signal hin, hielt sie ihren Schwebestuhl jedoch an, drehte ihn abrupt um 180 Grad und kehrte um.
Auf dreien der vier Wände ging die Armada-Show weiter. Krohn Meysenhart interviewte gerade einen Armadisten aus dem Volk der Kyrs, Armadaeinheit 1023. Auf der vierten Wand wurde aber ein Gespräch mit Stronker Keen, dem Sturmreiter, eingeblendet, der mit 20.000 anderen Menschen als informationsverarbeitendes Wachpersonal in den Virochips der Virensäulen zurückgeblieben war. Ausnahmsweise war sein Gesprächspartner einmal nicht Krohn Meysenhart.
Stronker Keen, der einstige Leitende Psioniker des Psi-Trusts, wurde vom Reporter gestellt, als er aus der Welt der Virochips in die irdische Realität zurückkehrte, um den Verantwortlichen über die Arbeit der Sturmreiter zu berichten.
Natürlich wurde er mit Fragen über das Virenimperium bestürmt, aber Keen antwortete nur ausweichend. Als der Reporter aber immer weiter bohrte, ließ sich der Anführer der Sturmreiter zu der Bemerkung hinreißen:
»Wir Sturmreiter haben keine Schwierigkeiten mit dem Virenimperium. Es gibt keine Blockade der Informationsströme, noch ist eine Häufigkeit von Anomalien festzuhalten. Ebenso wenig wie es ungewöhnliche Informationsstürme gibt, kann man auch keine besorgniserregende Informationsebbe feststellen. Unsere Arbeit ist reine Routine.«
»Aber das Virenimperium schweigt zu allen wichtigen Problemen. Wie ist das zu erklären?«
»Das könnte am Missbrauch liegen, den die Terraner mit den zwanzigtausend Virensäulen treiben. Statt sie mit belanglosen Fragen zu bestürmen, sollten sie sich auf die ursprüngliche Bedeutung der Virensäulen besinnen und nur Probleme von besonderer Bedeutung vortragen. Die Virensäulen sind keine Wallfahrtsorte, und das Virenimperium ist kein Orakel, das Wunder produziert.«
»Du willst damit doch nicht sagen, dass die Terraner das Virenimperium überfordern, oder, um es anders auszudrücken, von anderen wichtigen Problemen ablenken?«