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Der Fall des Chaotarchen - ein Jäger wird zum Gejagten Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man den Mai des Jahres 429 NGZ. In den Wochen zuvor sind im Solsystem viele Dinge geschehen. Da war zum Beispiel der Angriff der beiden letzten Elemente des Dekalogs. Doch er wurde abgewehrt, und das Chronofossil Terra konnte aktiviert werden. Damit ergibt sich eine neue Lage: Die Endlose Armada macht sich auf den langen Weg in Richtung Behaynien. Perry Rhodan geht auf die Suche nach EDEN II. Die Reste des Virenimperiums haben sich im Raum Terras zusammengeballt. Und viele Menschen beginnen, die Auswirkung der Aktivierung Terras zu spüren. Sie empfinden sich als Galaktiker und werden von akutem Fernweh ergriffen. Dieses Fernweh wird durch die Virenschiffe gestillt, die mit ihren Passagieren Kurs in die Unendlichkeit des Alls nehmen. Ähnlich wie Perry Rhodan haben auch Vironauten-Gruppen ihre ganz spezifischen Ziele, als sie zu ihrer großen Reise aufbrechen. Doch während es den meisten Vironauten vorwiegend um das Abenteuer in neuen Bereichen des Kosmos geht, macht sich Perry Rhodan an seine Aufgabe, EDEN II zu aktivieren. Und trotz eindringlicher Warnung wartet der Terraner nicht länger, denn der Herr der Elemente ist besiegt durch die Waffe der DEVOLUTION ...
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Veröffentlichungsjahr: 2012
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Nr. 1261
Devolution
Der Fall des Chaotarchen – ein Jäger wird zum Gejagten
von Ernst Vlcek
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man den Mai des Jahres 429 NGZ. In den Wochen zuvor sind im Solsystem viele Dinge geschehen. Da war zum Beispiel der Angriff der beiden letzten Elemente des Dekalogs. Doch er wurde abgewehrt, und das Chronofossil Terra konnte aktiviert werden.
Damit ergibt sich eine neue Lage: Die Endlose Armada macht sich auf den langen Weg in Richtung Behaynien. Perry Rhodan geht auf die Suche nach EDEN II. Die Reste des Virenimperiums haben sich im Raum Terras zusammengeballt. Und viele Menschen beginnen, die Auswirkung der Aktivierung Terras zu spüren. Sie empfinden sich als Galaktiker und werden von akutem Fernweh ergriffen.
Dieses Fernweh wird durch die Virenschiffe gestillt, die mit ihren Passagieren Kurs in die Unendlichkeit des Alls nehmen.
Llyn'Vough – Der Herr der Elemente im Bann der Devolution.
Perry Rhodan – Der Terraner muss für seine Hybris bezahlen.
Stalker – Der Gesandte von ESTARTU verhandelt.
Skorsh – Stalkers »Animateur«.
Charles Perlin und Christa Csarlon
Es gibt einen Ort der Freiheit.
Dort bindet nicht die Zeit, fesselt nicht die Gravitation, und es beengt nicht der Raum. Dort gibt es Glut und Kälte nicht in begrenzten, streng abgezirkelten Reservaten; Feuer und Eis führen keinen Kampf der Elemente, sondern bilden eine ungeordnete Synthese. Die Hitze wird zu Kälte, das Eis zu Feuer, mal so mal so, unberechenbar, unkontrolliert, ohne irgendwelchen Gesetzmäßigkeiten zu folgen.
Denn an diesem Ort gibt es keine Naturgesetze, das Schöpfungsprogramm folgt keinen vorgezeichneten Regeln. Es gibt gar keine Gesetzmäßigkeit. Die Geschwindigkeit des Lichts kann gleich Null und dann wieder unendlich sein – so wie die Glut kalt und die Kälte mörderisch heiß sein kann.
Es gibt einen Ort, dort schlägt die Zeit Kapriolen, sie läuft im Zickzack ab und in Spiralen und manchmal auch rückwärts, ganz willkürlich, spontan, sprunghaft. Der Raum expandiert und krümmt sich gleichermaßen in sich selbst zum Punkt. Es gibt Leere und Fülle gleichzeitig am selben Ort – getreu der Zeit und des Raumes ohne Maß.
An diesem Ort zerfällt die Ordnung, sie zerbröckelt seit Millionen von Jahren und nähert sich mit Riesenschritten dem totalen Chaos. Dort stellt man keine Ultimaten Fragen, denn es gibt keine Antworten darauf, das Chaos ist sich Antwort genug, und DAS GESETZ hat keine Gültigkeit.
Es gibt diesen Ort seit dem Augenblick an, da TRIICLE-9 spontan mutierte und das psionische Feld aus der Doppelhelix des Moralischen Kodes ausbrach. Denn es war TRIICLE-9, dessen Ausstrahlung regulierend auf diesen Ort wirkte. Und als dieses psionische Feld verschwand, keine steuernden Informationssendungen in Form von Messengers mehr in diesem Gebiet eintrafen und somit die ordnenden Kräfte des Moralischen Kodes nicht mehr wirksam wurden, etablierte sich allmählich das Chaos und griff immer weiter um sich.
Dieser Ort ist die Negasphäre.
Dorthin sehnte sich der Herr der Elemente im Moment der höchsten Not. Doch so sehr er sich auch die Geborgenheit des totalen Chaos wünschte, er begab sich nicht in die Negasphäre. Denn beim augenblicklichen Stand der Dinge wäre die Sicherheit der Negasphäre eine äußerst trügerische gewesen.
Denn da Restauration von TRIICLE-9 zu einer Regeneration des psionischen Feldes führte und somit die Negasphäre bedrohte, war die Existenz des Herrn der Negasphäre in dieser Zustandsform besonders gefährdet.
Die Negasphäre wäre ihm zur Falle und letztlich sogar zum Grab geworden.
Trotz dieser ungeheuerlichen Bedrohung durch die Ordnungsmächte tat der Chaotarch das einzig Richtige und rettete sich mittels der Absoluten Bewegung nach LAGER.
*
Es stand schlecht um ihn.
Allmählich erwachte er aus dem schweren Schockzustand, in dem er auf LAGER eingetroffen war. Jetzt erst wurde er sich bewusst, dass er es mit letzter Kraft geschafft hatte, sein Ziel zu erreichen.
Sein Körper, der nicht einmal sein wirklicher Körper, sondern nur ein angenommener war, stand in flammendem Schmerz. Der Schmerz ebbte langsam ab und ließ sich lokalisieren. Er hatte seinen Ursprung an jener Stelle, wo Gesil ihn mit der Spitze des Impuls-Aktivators getroffen hatte. Die Sextagoniumspitze war in seinen Körper gedrungen und mit diesem untrennbar verschmolzen.
Der Schmerz ebbte zwar ab, aber er brandete in regelmäßigen Abständen wieder auf. In Sekundenabständen. Es war wie der Schlag seines Pseudo-Herzens, der seinen Pseudo-Körper mit der Wucht eines Klöppels erschütterte. Und bei jedem Sekundentakt war es ihm, als werde er wieder und wieder von dem Sextagoniumpfeil getroffen. Der tödliche Stoß traf ihn Sekunde um Sekunde, und mit jedem heftigen Herzschlag durchlebte er erneut diese schreckliche Niederlage in allen Einzelheiten: Wie Gesil den speerförmigen, zwei Meter langen Impuls-Aktivator aus schwarzem Metall auf ihn richtete und wie dann die mentalgesteuerte Spitze aus Sextagonium in seinen Körper eindrang und mit diesem verschmolz.
Mit seinem Pseudo-Körper!
Die Erinnerung an dieses Erlebnis verlor allmählich ihre Schrecken, je besser er sich von dem Schock erholte. Sein Verstand klärte sich, und er konnte das Empfinden des Schmerzes verdrängen. Aber den Herzschlag konnte er nicht ignorieren. Das Pochen des Sekundentakts erfüllte seinen Pseudo-Körper und seinen Geist und erinnerte ihn an das Furchtbare, das ihm widerfahren war. Er würde es solange spüren, bis es ihm gelang, sich von der Sextagoniumkomponente zu befreien.
Was er als »Herzschlag« spürte, das waren die im Sekundenabstand erfolgenden Sextadim-Impulse des Devolators. Sie waren es auch, die ihn an den Pseudo-Körper banden. Es war ihm unmöglich, sich dieser Fesseln zu entledigen und seine angenommene organische Erscheinung aufzugeben.
Er war ein Geisteswesen, ein Milliardenbewusstsein, das vor dem Schritt zur Superintelligenz gestanden hatte. Er besaß die Fähigkeit der Absoluten Bewegung. Er war Herr über die Materie, über tote ebenso wie über lebende. Er war in der Lage, jegliche gewünschte Gestalt anzunehmen, die saddreykarische Gestalt des Kosmokraten Tiryk ebenso wie die des Terraners Magus Coyaniscatsi oder sonst irgendeines denkbaren Lebewesens. Und er besaß die Gabe der spontanen Entstofflichung, so dass er jederzeit wieder zu dem Geisteswesen werden konnte, das er war, zu dem Milliardenbewusstsein V'Aupertir.
Aber all diese Fähigkeiten wurden durch das Sextagonium aufgehoben. Die Sextadim-Impulse, die in Sekundenabständen kamen, fesselten ihn an den Pseudo-Körper und zehrten an seinem Geist.
Er musste einen Ausweg aus dieser Situation finden. Denker, der syntronische Computer von LAGER, musste eine Lösung des Problems finden.
»Denker, ich wünsche eine Diagnose meines Zustands«, sagte V'Aupertir. Und in dem Moment, da er dies sagte, erschrak er über sich selbst, dass er sich immer stärker als Geisteswesen V'Aupertir statt als Chaotarch sah.
»Ich bin der Herr der Negasphäre!«, sagte er laut. »Ich bin ein Vertreter der Mächte des Chaos.«
»Aber du fühlst dich immer weniger als Chaotarch«, sagte Denker. »Das sind die ersten Symptome einer rückläufigen Entwicklung – einer Devolution. Schuld an dieser Rückentwicklung sind die Sextadim-Impulse, die dich sekündlich treffen. Dieses Bombardement sechsdimensionaler Impulse neutralisiert deine geistigen Fähigkeiten und beraubt dich der Möglichkeit einer Selbsthilfe.«
Diese Erkenntnis hatte er selbst schon gewonnen, dafür benötigte er kein Syntronik von der Kapazität Denkers. Es war bitter für einen Mächtigen wie ihn, sich die eigene Hilflosigkeit eingestehen zu müssen. Er wollte sie nicht auch noch mit dem Computer von LAGER diskutieren.
»Suche nach einer Lösung des Problems«, befahl V'Aupertir. »Unter der umfangreichen Hightech-Ausrüstung von LAGER muss sich eine Waffe finden, mit der man den Devolator unschädlich machen kann. Überprüfe alle Möglichkeiten und suche die mit der größten Wahrscheinlichkeit heraus. Lass dir dabei Zeit.«
Die Syntronik wiederholte die gestellte Aufgabe und machte sich anschließend an die Problemlösung. Denker hätte innerhalb von Sekunden ein Urteil über die Lage abgeben können. Im Fall einer positiven Beurteilung, falls es in den Depots von LAGER eine wirksame Waffe gegen den Devolator gab, hätte Denker die Antwort ebenso rasch geben können wie im Fall eines negativen Bescheids. Aber die Syntronik registrierte auch die Bemerkung »Lass dir Zeit!« und verstand sie so, wie sie gemeint war: Der bedrohte Herr der Negasphäre benötigte eine gewisse Zeitspanne zur möglichen Selbstfindung und zum Überlegen.
Und die Syntronik gab ihm diese Denkpause.
Der Herr der Elemente nützte sie auf eine Weise, die ihn nachher selbst zutiefst erschreckte.
*
Man könnte die Chaotarchen auch als negative Superintelligenzen bezeichnen. Und wie Superintelligenzen sind auch Chaotarchen keine Einzelwesen, keine Individuen mit der Prägung und der Ich-Bezogenheit von Solo-Intellekten. Es sind in jedem Fall Wesenheiten mit vielschichtigem Ego. Das zeigt sich am Beispiel von ES auf der einen Seite und am Beispiel des Herrn der Elemente auf der anderen. Und selbst Superintelligenzen wie die negative Seth-Apophis, die ihren Ursprung in einem einzelnen Geschöpf hatte, wurden im Lauf ihres Höhenflugs zu einer vielschichtigen Entität, zu einem multifaktoriellen Ego.
Und wenn als die nächsthöhere Entwicklungsstufe einer Superintelligenz die Materiequelle gilt, kann eine Materiesenke als die zukünftige Form eines Chaotarchen gelten.
Der Chaotarch, der sich als Herr der Elemente bezeichnete, war noch relativ jung und weit davon entfernt, zu einer Materiesenke zu werden. Dazu war auch die Negasphäre, die ihn geformt hatte, noch nicht gefestigt genug, das herrschende Chaos war Schwankungen unterworfen und längst nicht perfekt. Immerhin waren die negativen Kräfte der Negasphäre stark genug, den körperlichen V'Aupertir zu einem Kollektivbewusstsein zu verhelfen und sie zu einem vergeistigten Chaotarchen zu formen.
V'Aupertir erinnerte sich so deutlich an dieses Geschehen, als sei der Umwandlungsprozess gerade erst abgelaufen oder ... als stehe er erst bevor!
Das war das Erschreckende an der Situation.
V'Aupertir sah sich am Beginn des Zeitalters der Größe, des letzten Zeitalters überhaupt.
Nach Jahrzehntausenden der Resignation hatte die ARCHE, dieses gewaltige Generationenschiff mit den letzten und einzigen und wahren Vertretern eines uralten Volkes in den Randzonen des Universums ein Phänomen angesteuert: Die V'Aupertir drangen in ein Gebiet vor, in dem die bekannten kosmischen Gesetze keine Gültigkeit hatten, ja, in dem der Kosmos selbst zu verfallen schien.
Alle bis zu diesem Augenblick erarbeiteten kosmologischen Erkenntnisse wurden durch das hier herrschende Chaos über den Haufen geworfen. In dieser Randzone des Universums war die Lichtgeschwindigkeit keine feststehende Konstante, sie war variabel und ständigen Änderungen unterworfen. Das Licht konnte nahe dem Nullpunkt fast zur Bewegungslosigkeit erstarren, es konnte sich aber auch unendlich schnell fortbewegen, nie aber betrug die Lichtgeschwindigkeit 299.793 Sekundenkilometer.
Ebenso wenig gab es eine Gravitationskonstante, und eines der unumstößlichsten Naturgesetze, dass die Schwerkraft eines Himmelskörpers mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, hatte hier ebenso wenig Gültigkeit wie das von V'Aupertir verwendete Koordinatensystem. Es gab die unglaublichsten Materieballungen, deren Masse und Dichte nie ihrem Erscheinungsbild entsprach, und selbst optisch vertraute Himmelskörper wie Planeten und Sonnen waren nicht als das anzumessen, was sie zu sein schienen. Offenbar aktive Sonnen von eindeutig zu klassifizierendem Spektraltyp hatten einen oftmals völlig widersprüchlichen physikalischen Aufbau, die chemischen Prozesse waren in keine Normen zu pressen. Ein scheinbarer Helium-Stern war nicht immer ein Helium-Stern. Manche Sonne wies keinerlei thermische Strahlung auf und war so kalt wie die Weltraumleere. Umgekehrt konnten völlig erkaltete Himmelskörper ohne Kernprozesse unglaubliche Oberflächentemperaturen haben.
Letztlich sagten all diese Daten jedoch nichts aus, weil die Ortungsgeräte der ARCHE nicht in der Lage waren, diese Vorgänge anzumessen und auszuwerten.
Die V'Aupertir hatten diese Zone des Chaos im Randbereich des Universums während ihrer Bewusstseinsreisen entdeckt. Sie hatten aufgrund eines vagen Hinweises eines Gesandten der Kosmokraten danach gesucht. Aber viel davon war in Vergessenheit geraten, denn die deprimierende Suche während des Zeitalters der Zweiten Stille hatte die V'Aupertir zermürbt und hoffnungslos gemacht. Und als sie das Ziel ihrer Suche mit der ARCHE erreichten, da erkannten sie es nicht sofort.
Erst als sie die ausgedehnten Zonen der absoluten Finsternis entdeckten und untersuchten, erkannten sie die Wahrheit. Dieses Element der Finsternis war ein Relikt aus den frühesten Anfängen des Universums, als alles nur Chaos war und es noch keine Ordnung gab. Und diese elementare Finsternis wuchs in dieser Sphäre des Chaos und förderte den Zerfall der ordnenden Kräfte.
Dies war die gesuchte Negasphäre.
Je länger die V'Aupertir in der Negasphäre blieben, desto besser begannen sie das Chaos zu begreifen, und diese Urkraft nahm immer stärkeren Einfluss auf sie. Schließlich wurde durch diesen Einfluss die Vergeistigung der V'Aupertir beschleunigt. Die Individuen verschmolzen zu einem immer größer werdenden Kollektivbewusstsein. Sie entledigten sich ihrer organischen Hüllen, bis es endlich soweit war, dass alle Bewusstseine in das Geisteswesen V'Aupertir integriert waren.
Und V'Aupertir war endgültig zu einem Geschöpf der Negasphäre geworden.
V'Aupertir lernte, die Chaoskräfte zu steuern und für sich nutzbar zu machen, wurde zum Meister über die negativen Kräfte. Und V'Aupertir vertiefte seine Erkenntnisse über die Entstehung dieser Negasphäre, darüber, wie sie durch eine Störung des Moralischen Kodes entstanden war, hervorgerufen durch die spontane Mutation eines der unzähligen psionischen Felder in der universellen Doppelhelix mit der Bezeichnung TRIICLE-9. V'Aupertir passte sich der Negasphäre so sehr an, dass er völlig in seine Abhängigkeit geriet und ohne das Chaos nicht mehr lebensfähig war.
V'Aupertir wurde zum Chaotarchen mit der Fähigkeit der Absoluten Bewegung und der organischen Materialisation an jedem beliebigen Ort. V'Aupertir konnte in jeder gewünschten Gestalt an jedem gewünschten Ort des geordneten Universums auftreten. Aber ohne den Rückhalt der Negasphäre, ohne das Chaos, das ihn stärkte, wäre der Chaotarch wieder zu einem V'Aupertir geworden.
Und die Gefahr, dass TRIICLE-9 wieder in die Doppelhelix der psionischen Felder eingefügt und der Moralische Kode damit repariert wurde, bestand immer. Darum rekrutierte V'Aupertir eine Streitmacht: den Dekalog der Elemente. Das machte V'Aupertir zum Herrn der Elemente und festigte seine Macht als Chaotarch.
Und als der Herr der Elemente von den Bestrebungen erfuhr, TRIICLE-9 zurück an seinen Urstandort zu bringen, da schickte er den Dekalog aus, um dieses Unternehmen zu verhindern ...
Das schien alles schon eine Ewigkeit zurückzuliegen. V'Aupertir erinnerte sich noch kaum daran. Die Erinnerung an das Davor – als V'Aupertir noch nicht einmal ein vergeistigtes Kollektivbewusstsein war – war dagegen auf einmal viel klarer.
Es war sogar leichter, das Leben eines V'Aupertir, eines Individuums des Zeitalters der Zweiten Stille nachzuvollziehen, als sich die Gegebenheiten des Letzten Zeitalters vorzustellen.
V'Aupertir verspürte sogar so etwas wie einen Phantomschmerz. Er konnte fast die Enge des Riesengehirns fühlen, in dem sein Geist gefangen war. Dagegen wurde die Existenz eines Chaotarchen in der Negasphäre immer unverständlicher für ihn.
»Das ist die Devolution«, konstatierte die Syntronik.
V'Aupertir ahnte die Wahrheit, aber er wollte sie nicht wahrhaben. Erst der stechende Schmerz eines Sextadim-Impulses brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
V'Aupertir schrie.
Er redete sich ein, dass die Erinnerungen an seine Chaotarchen-Existenz viel näher lagen und er sie darum viel frischer im Gedächtnis haben musste. Aber Denker sagte:
»Es sind Erinnerungen an eine weit zurückliegende Zukunft. An eine Zukunft, die vielleicht nie wahr werden wird. Es gibt zwei Möglichkeiten, die entschwindende Zukunft doch wieder Wirklichkeit werden zu lassen.«
V'Aupertir spürte die Sextadim-Impulse, die ihn in Sekundenabständen trafen, als dumpfes Pochen. Manchmal deutlicher, dann wieder schwächer, aber ganz konnte er sich den Impulsen nicht entziehen. Und wenn er sie nur wie Nadelstiche empfand, sie waren lästig und sie gemahnten ihn daran, dass er sich mit jeder Sekunde, mit jedem Sextadim-Impuls, ein Stück zurückentwickelte.
Das Zeitalter der Größe war ihm kaum mehr bewusst. Er hatte zwar noch umfangreiches Wissen darüber, aber dieses Wissen war wie angelernt und nicht so, als hätte er es sich durch seine Existenz als Chaotarch erarbeitet.
Das war die Devolution!
Er fragte sich, welcher Zeitraum in seiner Rückentwicklung einer Sekunde – von Sextadim-Impuls zu Sextadim-Impuls – entsprach. Bedeutete jede verstreichende Sekunde einen Rückschritt von einem Jahr? Von zehn Jahren? Von hundert oder gar tausend?
»Welche Möglichkeiten hast du gefunden, Denker?«, fragte V'Aupertir.
*