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Das Ende der kosmischen Wunder - der Anfang einer neuen Zeit Als Stalker damals in der Menschheitsgalaxis erschien und den Völkern der Milchstraße vom Reich der zwölf Galaxien vorschwärmte, da wurden die Menschen vor allem durch eines verzaubert: durch die Beschreibung all jener phantastischen Wunder, die das Charakteristikum jeder Galaxis waren. Zwölf Wunder für zwölf Galaxien - ein faszinierender Gedanke, der Zigtausende von Menschen und anderen Galaktikern dazu bewegte, mit den Virenschiffen in die verwaiste Mächtigkeitsballung Estartu aufzubrechen. Dass schon kurz danach eine starke Ernüchterung eintrat, dass auf das Abenteuer der Vironauten die Unterdrückung der Milchstraße folgte - das alles konnte zu jener Zeit vor nicht einmal zwei Jahrzehnten niemand ahnen. Doch jetzt ist das Ende der kosmischen Wunder gekommen; Machtkämpfe brechen in den zwölf Galaxien aus. Zugleich bedeutet dieses Ende den Anfang einer neuen Zeit. Doch wer diese neue Zeit prägend mitbestimmen wird, das ist noch lange nicht entschieden. Vor allem deshalb, weil in den Wirren jetzt offensichtlich ganz fremde Wesen mitmischen, die unglaubliche Machtmittel besitzen. Wer in der Lage ist, Milliarden von Sonnenmassen in ein fremdes, vom Untergang bedrohtes Universum zu schaffen, dem sind auch noch ganz andere Dinge zuzutrauen. Auf die Welten Estartus kommen unter Garantie neue Auseinandersetzungen zu, die bisher noch niemand richtig einschätzen kann. Einer versucht auf jeden Fall, die Weichen für sich, seinen bisherigen Machtbereich und die ganze Region Estartu zu stellen - und das ist DER LETZTE KRIEGER ...
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Nr. 1359
Der letzte Krieger
Das Ende der kosmischen Wunder – der Anfang einer neuen Zeit
von Ernst Vlcek
Auf Terra schreibt man den Frühling des Jahres 447 NGZ, was dem Jahr 4034 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Kontakt mit ESTARTUS Abgesandten und zur Verbreitung der Lehre des Permanenten Konflikts in der Galaxis führten, bald zwei Jahrzehnte vergangen.
Dann, nach dem Tod des Sothos Tyg Ian, können die Galaktiker für eine Weile aufatmen, weil das dramatische Geschehen sich in die Mächtigkeitsballung ESTARTU verlagert. Und dort tritt das ein, was die Netzgänger und ihre Helfer mit aller Kraft zu verhindern trachteten: die Katastrophe im Tarkanium.
Die Folgen dieser verheerenden Paratau-Explosion sind äußerst weitreichend. Teile einer Galaxis aus dem Fremduniversum Tarkan gelangen in unseren eigenen Kosmos – und andere erschreckende und überraschende Dinge geschehen im Gefolge dieses Materietransports.
Für die ESTARTU-Galaxien sind die Folgen der Katastrophe natürlich noch unmittelbarer als in unserer Lokalen Gruppe. Machtkämpfe brechen aus, das Ende der kosmischen Wunder ist gekommen – und der Anfang einer neuen Zeit.
Ijarkor – Der Ewige Krieger sucht seine Kollegen auf.
Stalker – Der ehemalige Sotho wieder in ESTARTU.
Alaska Saedelaere – Der Terraner auf der Suche.
Lainish – Der Hatuatani will ein Geschäft machen.
Reginald Bull und Irmina Kotschistowa – Zwei Toshins werden begnadigt.
Peten Nujk
Es ist unmöglich, dass sich ein Todgeweihter auf den nächsten Sonnenaufgang freut.
Einer, der alles verloren hat, kann an nichts mehr glauben.
Und wenn alles zusammenbricht und im Chaos versinkt, dann gibt es nichts mehr, an dem man Halt finden könnte.
Ijarkor war ein Todgeweihter. Er hatte alle Werte, die ihm etwas bedeuteten, verloren. Und um ihn war das Chaos. Es gab nichts, woran er sich halten könnte. Für ihn wäre der Tod, das Versinken ins Nichts, eine Erlösung.
So hatte er geglaubt.
Aber dann hatten ihm die Gorims einen Strohhalm gereicht, an den er sich klammern konnte. Es war die zerbrechliche Binse namens Hoffnung, auf die er seine Zukunft aufbauen konnte. Und inzwischen war der Halm gewachsen und zu einem starken, tragfähigen Gebilde geworden.
Ijarkor hatte wieder Halt, obwohl das Chaos um ihn schlimmer als je zuvor war. Aber seltsam – was dem Todgeweihten die letzten Kraftreserven raubte und seinen Lebensfunken auszulöschen drohte, machte den Wiedergeborenen stark, gab ihm zusätzliche Kraft für die Bewältigung der sich stellenden Probleme.
Er war ein Ewiger Krieger gewesen, der glaubte, als einer von zwölf Auserwählten im Dienst der Superintelligenz ESTARTU zu stehen und deren Philosophie vom Dritten Weg zu verbreiten.
Es hatte sich jedoch herausgestellt, dass ESTARTU hier nicht mehr lebte. Dass er und die anderen Ewigen Krieger nur Marionetten der sich als Animateure ausgebenden Singuva waren. Und dass er nicht für die Ideen ESTARTUS focht, sondern, in den permanenten Konflikt verstrickt, nur als gut funktionierende Kampfmaschine die Macht der Singuva festigte.
Und als aufgedeckt wurde, dass die Ewigen Krieger bloß willenlose Werkzeuge der Singuva waren und dass ESTARTU in einem fremden Universum verschollen war, da waren die zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung ESTARTU durch eine kosmische Katastrophe ins totale Chaos gestürzt worden.
Das Psionische Netz war durcheinandergeraten, die Normalisierung der Psi-Konstanten brachte die »Wunder ESTARTUS« allmählich zum Erlöschen, legte die überlichtschnelle Raumfahrt praktisch lahm, denn der Flug mit dem Enerpsi-Antrieb wurde zum Glücksspiel. Überall, wo sich das Psionische Netz auf normale Werte angenähert hatte, bildeten sich im Netz der psionischen Normstränge Kalmenzonen, »psi-tote Felder«, in denen die Raumschiffe in den Normalraum zurückgeschleudert wurden ...
Und mit dem Zusammenbruch der überlichtschnellen Raumfahrt schien auch die auf Enerpsi beruhende Zivilisationsstruktur langsam zu zerbröckeln.
Das Ende der zwölf ESTARTU-Galaxien schien gekommen.
Und was wäre für einen Todgeweihten nächstliegender gewesen, als freiwillig aus dem Leben zu gehen – um das Ende von allem nicht mehr mit ansehen zu müssen!
Ijarkor war nicht diesen leichten Weg gegangen. Er hatte sich aufgebäumt und aus den destruktiven Energien des um sich greifenden Untergangs neuen Lebensmut gewonnen. Die Kraft hatte er jedoch von einem Gorim namens Perry Rhodan bezogen. Er war es, der ihn im entscheidenden Augenblick wachgerüttelt und ihn zur Auflehnung und zum Kampf gegen das unausweichliche Schicksal bewogen hatte.
Perry Rhodan war verschollen, vermutlich beim Ausbruch der kosmischen Katastrophe in jenes sterbende Universum geschleudert worden, wohin einst auch ESTARTU gegangen war, um den bedrohten Völkern der Galaxis Hangay zu helfen.
Nachdem Ijarkor einmal Position bezogen hatte, sich für den Kampf, für die Zukunft, entschieden hatte, konnte ihn nichts mehr davon abbringen. Er war ein Mann der Ehre – der Ehrenkodex, nach dem er eine Ewigkeit gelebt hatte, zeigte nun seine positivste Auswirkung. Er bedurfte keiner Kodexmoleküle mehr, um stark für seine Aufgabe zu sein – er inhalierte schon lange kein Kodexgas mehr.
Ijarkor hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Kontakt mit den anderen Ewigen Kriegern aufzunehmen und sie für den Kampf gegen die Singuva und für eine Neuordnung in den zwölf Galaxien gewinnen zu können.
Und egal, welche Hindernisse sich ihm in den Weg stellten, welche Rückschläge er erleiden würde, er konnte nur gewinnen. Denn er hatte schon alles verloren, selbst mit dem Leben abgeschlossen und begann von vorne, ganz unten.
Seiner eigentlichen Mission ging aber ein Treffen mit dem ehemaligen Sotho Tal Ker voraus.
»Ich habe mich von Srolg nicht befreit, um mich in die Abhängigkeit eines viel schlimmeren Animateurs zu begeben!«
Dies war Ijarkors Antwort auf den Vorschlag, den Tal Ker ihm unterbreitete. Das Treffen fand an Bord der GOMSTAR statt. Ijarkor hatte sich um zwei Tage verspätet, weil der Enerpsi-Antrieb zweimal versagt hatte und er Kalmenzonen mittels des alternativen Lineartriebwerks durchfliegen musste.
Tal Ker erwartete ihn in Begleitung zweier Panisha und von drei Mlironer; Letztere stellte er als Gänger des Netzes vor. Die Anwesenheit der Mlironer irritierte Ijarkor, aber noch mehr verwirrte ihn das Aussehen Tal Kers. Der ehemalige Sotho trat selbst in der Maske eines Humanoiden auf. Er hatte den Namen Mossek ban Osfar angenommen und ließ sich allgemein mit Captain Ahab anreden.
»Du darfst mich Ahab nennen, Ijarkor«, gestattete er dem Ewigen Krieger großzügig.
Schon der erste optische Eindruck weckte die alte Abneigung in Ijarkor, die er gegen den intriganten Sotho Tal Ker gehabt hatte. Diese verstärkte sich im Lauf des Gesprächs, in dem Tal Ker alias Captain Ahab seine Vorstellungen von einer Neuordnung in den zwölf Galaxien ESTARTUS darlegte.
»Ich will nicht im Rampenlicht stehen«, erklärte Tal Ker, für den die Galaktiker den passenden Spitznamen Stalker geprägt hatten. »Es steht mir auch nicht zu, als neuer Sotho den starken Mann zu spielen. Das könnte in gewissen Kreisen den Eindruck erwecken, dass ich als zorniger Rächer gekommen bin, um unter meinen Feinden Gericht zu halten. Das ist aber nicht meine Absicht. Mir geht es nur darum, die Ordnung in den zwölf Galaxien wiederherzustellen und alles für die Rückkehr ESTARTUS vorzubereiten. Wenn ESTARTU eines Tages in ihre Mächtigkeitsballung zurückkehrt – und ich bin sicher, dass das geschieht –, dann soll die Macht der Singuva gebrochen und die Spuren des Permanenten Konflikts sollen verwischt sein. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es einer starken Persönlichkeit, die allseits geachtet wird. Du, als Ewiger Krieger, bist dafür geradezu prädestiniert, Ijarkor. Ich werde dir mein Können, meine Erfahrung und meine ganze Tatkraft zur Verfügung stellen. Aber ich werde mich als dein Berater im Hintergrund halten.«
Dieser Vorschlag erschien Ijarkor so, als würde er einen Animateur gegen den anderen austauschen. Und er sagte es Tal Ker auf den Kopf zu, was er von seinem hinterhältigen Plan hielt.
»Das missverstehst du, Ijarkor«, beteuerte Tal Ker und verlieh seiner von feuerrotem Haar umgebenen Gesichtsmaske einen unschuldigen Ausdruck. »Ich will dich nicht manipulieren. Du sollst nicht mein Strohmann sein. Ich lege alle Macht in deine Hände. Du sollst zum Krieger der Krieger werden. Du sollst der neue Sotho sein!«
»Daran zweifle ich«, sagte Ijarkor. »Dein großzügiges Angebot riecht mir zu sehr nach einer Methode, die ich nur zu gut von den Singuva kenne. Und dazu passt auch deine äußere Erscheinung.«
Ijarkor brauchte nicht zu erklären, wie er das meinte. Hatten sich die Singuva zu kleinen, geschwänzten Pterus zurückentwickelt, um so harmlos und unscheinbar wie nur möglich zu wirken und durch ihr Erscheinungsbild zu vertuschen, welche machtbesessenen Teufel sie waren, so versteckte sich Stalker in der Maske eines Humanoiden. Er hatte sich zwar eine breitschultrige, stämmige Gestalt verliehen, und durch das tief herabfallende, gelockte feuerrote Haupthaar und den gleichartigen Bart und die prunkvolle Kleidung mochte er in den Augen der Galaktiker eine imposante Erscheinung abgeben. In ESTARTU war er jedoch bloß ein Gorim, dem niemand zutrauen würde, an den Fäden der Macht zu ziehen.
Am meisten stieß Ijarkor jedoch die Art ab, wie Stalker sich in der Maske des Captain Ahab fortbewegte. Er musste es wohl für einen genialen psychologischen Trick halten, dass er seitwärts ging, als habe er ein körperliches Gebrechen.
Aber der Ewige Krieger wusste, was für eine Bestie unter dieser Maske schlummerte. Ein Blick zu der im Hintergrund aufgebahrten Mumie des Sothos Tyg Ian erinnerte ihn daran. Tyg Ian nahm noch im Tod Raubtierhaltung ein, hatte das mörderische Gebiss gefletscht, die Krallen zum tödlichen Schlag erhoben. Und eine solche Kampfgestalt vermochte Tal Ker jederzeit anzunehmen. Dazu kam noch, was für einen Ehrenmann so verachtenswert war, dass er von Natur aus verschlagen, hinterhältig und der geborene Intrigant war.
»Dieser Maske bediene ich mich gezwungenermaßen«, erklärte Stalker. »Glaube mir, Ijarkor, wenn ich könnte, würde ich mich selbst an die Spitze der Widerstandsbewegung stellen. Ich würde weder die Verantwortung noch das direkte Kräftemessen mit den Singuva scheuen. Nichts wäre mir lieber, als diese Maske abzustreifen und die Völker ESTARTUS als Sotho zu befehligen. Aber das kann ich mir nicht leisten.«
»Was hindert dich daran?«, fragte Ijarkor. »Welche Teufelei hast du in deinem Gehirn ausgebrütet? Welche Intrige planst du?«
»Keine Intrige.« Stalker schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich muss dir zeigen, was wirklich mit mir los ist. Präge dir Tyg Ians Aussehen gut ein, der noch im Tode so etwas wie das Charisma eines Sothos ausstrahlt. Und dann vergleiche es mit dem Anblick, den ich zu bieten habe. Sieh mich an – und dann entscheide, ob die Völker der zwölf Galaxien einem wie mir folgen würden.«
Stalker nahm die Demaskierung sehr bedächtig vor. Aber nicht, wie Ijarkor zuerst dachte, um sich besonders in Szene zu setzen, sondern um die Maske nicht zu verletzen und sie wiederverwenden zu können.
Unter der Maske des humanoiden Captain Ahab kam zuerst der Pterusschädel zum Vorschein. Aber es war ein deformierter Schädel, mit einem furchtbar entstellten Gesicht. Der Unterkiefer war versetzt, so dass der Mund schief und permanent offen stand, das rechte Auge quoll, ohne schützendes Muskelgewebe, verloren aus der runden Höhle. Sein Atem, der technischen Einrichtungen der Maske beraubt, glich dem Röcheln eines Gequälten.
Und dann stand er nackt da, als verunstaltetes, hässliches Zerrbild eines Pterus. Sein Körper war krumm, verdreht. Als er sich auf den grotesk verdrehten Beinen um die eigene Achse drehte, erkannte Ijarkor, dass aus seinem Hohlkreuz drei nässende Höcker wucherten.
Ijarkor war erschüttert. Er hätte sich am liebsten abgewandt und gewollt, dass ihm dieser Anblick erspart geblieben wäre. Aber dann ertrug er ihn doch, bis Stalker endlich wieder seinen entstellten Körper – und dieses Gesicht! – unter der schützenden Maske versteckte.
»Verstehst du jetzt, warum ich nicht in die Öffentlichkeit treten kann?«, sagte Stalker, als er wieder Captain Ahab war.
Ijarkor hob nur die Arme und ließ sie dann wieder hilflos sinken. Stalker fuhr fort:
»Es ist meine ehrliche Absicht, mich mit meiner ganzen Kraft für das Wohl der ESTARTU-Völker einzusetzen. Da ich die gestellte Aufgabe wegen meines schrecklichen Aussehens nicht allein bewältigen kann, bitte ich dich um Zusammenarbeit. Du bekommst die Macht und den Titel eines Sothos. Ich will mich mit dem Amt eines Beraters begnügen. Dies ist meine einzige, wahre und ehrliche Absicht. Bist du einverstanden, Ijarkor?«
Der Ewige Krieger gab sein Einverständnis.
»Jetzt können wir darangehen, den Grundstein für eine neue Welt zu legen«, sagte Stalker. »Wir werden allen verkünden, dass ESTARTU lebt. Dass wir mit dem Wiederaufbau und der Neuordnung ihrer Mächtigkeitsballung beginnen müssen, damit sie in neuem Glanz erstrahlt, wenn ESTARTU zurückkehrt. Und damit du nicht immer um Tage zu spät dran bist, Ijarkor, bekommst du von den Gängern des Netzes ein neuentwickeltes Ortungsgerät, mit dem du Kalmenzonen vorzeitig erkennen und ihnen ausweichen kannst.«
Auf Ijarkors Frage antwortete einer der Mlironer:
»Es ist ein vom Striktor – wie ihn die Galaktiker in der Milchstraße dazu verwendeten, Pelyfors Flotte zu isolieren – abgewandeltes Gerät. Nur werden die psionischen Feldlinien damit nicht durchtrennt, sondern bloß belastet, so dass mittels Psi-Tastern deren Tragfähigkeit getestet werden kann. Ist ein Normstrang zu schwach, kann man ihm rechtzeitig ausweichen und damit verhindern, in eine Kalmenzone zu geraten. Allerdings ist es nicht möglich, auf diese Weise einen Normstrang auch zu verstärken. Es handelt sich um ein reines Ortungsgerät, das die Wirkungsweise der Psi-Taster verstärkt.«
Trotz dieser Einschränkung erkannte Ijarkor sehr bald, dass es sich um ein überaus nützliches Ortungsgerät handelte.
Nach der Gründung des Duumvirats mit Stalker wurde als erste Aktion beschlossen, dass Ijarkor Kontakt zu Granjcar und Ayanneh aufnahm. Zusammen mit dem Krieger von Absantha-Gom und dem von Absantha-Shad hatte er den Hatuatano, das Haus der Fünf Stufen zur Bekämpfung der Gänger des Netzes, gegründet. Jetzt hoffte er, diese Beziehung anderweitig ausnützen zu können. Ijarkor hoffte darüber hinaus auch, die bestehende Organisation des Hauses der Fünf Stufen umfunktionieren zu können.
Aber ein entsprechender Funkspruch an Lainish blieb unbeantwortet.
*
Granjcar war verschollen.
Vielleicht hielten ihn die Singuva im Dunklen Himmel gefangen. Aber dafür gab es keine Beweise. Er konnte sich ebenso irgendwo in einem seiner Schlupfwinkel in Absantha-Gom versteckt halten, oder er lebte nicht mehr. Alles war möglich.
Ijarkor betrieb seine diesbezüglichen Nachforschungen nicht sehr intensiv, und als er auf seinen Psikom-Aufruf von Ayanneh Antwort erhielt, kümmerte er sich vorerst nicht weiter um Granjcars Schicksal.
Ayanneh bestellte Ijarkor nach Boldar, jener Welt im Dunklen Himmel, die auch der »Nabel« ESTARTUS genannt wurde. Von jener Ödwelt war einst die Flotte des Sothos Tyg Ian zu ihrem Eroberungsfeldzug in die Milchstraße aufgebrochen. Damals war die Welt der Ewigen Krieger noch in Ordnung gewesen. Und selbst Ijarkor, der dem düsteren Geheimnis der Singuva auf die Spur gekommen war, hatte durch eine Gedächtnislöschung alles wieder vergessen. Die lebensverlängernde Zelldusche war ihm jedoch vorenthalten worden.
Früher war Boldar ohne Erlaubnis nicht zu erreichen gewesen. Aber seit das Psionische Netz in seiner ursprünglichen Form nur noch lückenhaft existierte, brach auch das Sicherheitssystem der Singuva zusammen. Darum war es für Ijarkor nicht weiter schwer, mit der SOMBATH unbemerkt zu der rostroten Ödwelt zu gelangen.
Ayanneh hatte alle erreichbaren Elfahder dorthin bestellt. Ihre Kugelsegmentschiffe waren zu Tausenden im Orbit geparkt. Der Ewige Krieger selbst war mit seinem Sternschiff ANNATH im Nordpolgebiet des Planeten gelandet.
Dies war die Bühne für seinen spektakulären Auftritt: der Orbit, das Auditorium.
Ayanneh projizierte von sich eine gigantische Holographie hoch über die Planetenoberfläche, so dass alle Elfahder seine imposante Erscheinung sehen konnten. Er nahm nicht irgendeine Fiktivgestalt an, wie es bei ähnlichen Anlässen sonst üblich war, sondern trat als Pterus auf.
Und die riesige Pterus-Holographie verkündete über alle gebräuchlichen Normalfrequenzen:
»Die Elfahder waren mir immer das liebste Volk. Ich habe sie schon in den Anfängen ihrer Zivilisation, bald schon nach der Ernennung der Ewigen Krieger, von ihren humanoiden Körpern befreit und ihnen wandlungsfähige amorphe Körper gegeben. Und in der Folge wurden sie unter meiner Patenschaft zu den begehrtesten Waffenträgern bei allen zwölf Kriegern.
Aber wie haben mir die Elfahder das gedankt! Sie haben mich an die Gorim verraten, haben ihren Treueid gebrochen und die Kriegerehre mit ihren Pseudopodien getreten. Schließlich gipfelte ihr Treuebruch darin, dass sie das kosmische Wunder von Absantha-Gom, die Menetekelnden Ephemeriden, mein Hoheitszeichen, zum Erlöschen brachten und damit ganz ESTARTU in eine kosmische Katastrophe stürzten.
Das haben die Elfahder mir angetan.