Perry Rhodan 1621: Colounshabas Waffe - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 1621: Colounshabas Waffe E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Die Sriin kehren zurück - die Arcoana greifen zum letzten Mittel Am 3. August 1200 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4787 alter Rechnung, materialisiert sich die von den Galaktikern lange befürchtete zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon und legt, wie schon die erste Parese-Zone von Januar bis Mai das Solsystem und seine weitere Umgebung, diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr. Das arkonidische Imperium ist vom Rest der Milchstraße abgeschnitten, und andere Mächte, in erster Linie die Akonen, versuchen daraus Kapital zu schlagen. Die galaktopolitische Lage ist angespannt wie lange nicht mehr - und das zu einer Zeit, als noch vollkommen unklar ist, wer oder was die Toten Zonen verursacht und was es mit den geheimnisvollen Ennox auf sich hat. Die Milchstraße gleicht in diesen Tagen einem Pulverfass. Die Ennox spielen auch in der Geschichte eines Volkes von Arachnoiden eine bedeutende und fatale Rolle, das sich vor ihnen nur durch einen abenteuerlichen, kollektiven Exodus in eine entfernte Galaxis vorerst in Sicherheit bringen kann. Doch auch dort ist ihnen keine Ruhe vor den Plagegeistern vergönnt. Die Sriin finden ihr Versteck, und diesmal gibt es keine Flucht vor ihnen mehr. Alle Hoffnungen der Arcoana ruhen auf COLOUNSHABAS WAFFE ...

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Veröffentlichungsjahr: 2013

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Nr. 1621

Colounshabas Waffe

Die Sriin kehren zurück – die Arcoana greifen zum letzten Mittel

von Ernst Vlcek

Am 3. August 1200 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4787 alter Rechnung, materialisiert sich die von den Galaktikern lange befürchtete zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon und legt, wie schon die erste Parese-Zone von Januar bis Mai das Solsystem und seine weitere Umgebung, diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr.

Das arkonidische Imperium ist vom Rest der Milchstraße abgeschnitten, und andere Mächte, in erster Linie die Akonen, versuchen daraus Kapital zu schlagen. Die galaktopolitische Lage ist angespannt wie lange nicht mehr – und das zu einer Zeit, als noch vollkommen unklar ist, wer oder was die Toten Zonen verursacht und was es mit den geheimnisvollen Ennox auf sich hat. Die Milchstraße gleicht in diesen Tagen einem Pulverfass.

Die Hauptpersonen des Romans

Colounshaba – Die 5-D-Mathematikerin sucht nach der Waffe gegen die Sriin.

Babbashabar – Colounshabas ganz persönlicher Sriin.

Boloshambwer – Der Sriin prahlt mit der Unsterblichkeit.

Chef Karlin – Vorsteher einer Menschenkolonie.

Phaourongusta

1.

»Pst!«, sagte in Colounshabas Rücken eine Stimme, die nicht durch Mundzangen erzeugt wurde, in misstönendem Arcoana. »Nicht erschrecken. Ich bin's bloß, dein Schüler Babbashabar.«

Und da kauerte er. Ein Ennox mittlerer Größe, mit dunklem, wie ölig glänzendem Haar, das sorgsam gescheitelt war. Er hatte sich den finstersten Winkel ausgesucht, so dass er erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen war. Sein blasses Gesicht hob sich als heller Fleck von der übrigen Gestalt ab. Er hatte ein Gestell mit zwei Gelenkbeinen und einem Sattel zwischen die fleischigen Schenkel geklemmt, von dem sich eine Rückenstütze bis in den Nacken erhob.

»Du bist es«, sagte Colounshaba, während sie sich ihm in vorsichtigem Tanz näherte. Sein Anblick war ihr so vertraut, als hätte sie ihn erst gestern gesehen. »Du bist es wahrhaftig. Und du bist echt. Kein Trugbild?«

Babbashabar senkte wie beschämt die Lider über die wässerigen Augen und versuchte sich ganz klein zu machen. Er verstand es ausgezeichnet, sich als Häufchen Elend darzustellen.

»Ich bin's wirklich«, flüsterte er. »Ich, dein ergebener Schüler Babbashabar. Aber ich habe mich geändert. Wie wir alle. Ehrenwort!«

Das letzte Wort sprach er so treuherzig aus, dass man ihm einfach glauben musste.

Colounshaba war nun so nahe, dass sie ihn berühren konnte. Sie war noch immer fassungslos und wusste nicht, was sie von dem halten sollte, was sich ihren Augen darbot. Sie hatte sich auch nie eine rechte Meinung über die Berichte von Sriin-Erscheinungen und über die um sich greifende Sriin-Phobie bilden können.

Vorsichtig streckte sie das obere Armpaar aus.

»Darf ich?«

»Aber bitte nicht zu fest!«

Babbashabar schloss ergeben die Augen, als sie ihn zuerst mit ihren Innenfingern und dann mit allen vier Endgliedern ihrer beiden oberen Arme betastete. Bei der ersten leisen Berührung knisterte sein Gewand kaum merklich, und Colounshaba drückte etwas fester zu, bis sie auf weichen, nachgiebigen Widerstand stieß.

Dabei dachte sie: Das Fleisch der Sriin ist so weich, so leicht verletzlich. Sie ließ diesen Gedanken in sich nachhallen, während sie Babbashabar an den Oberarmen umfasste und diese entlangfuhr. Auf und ab. Auf und ab.

Babbashabar löste sich nicht auf.

Der Widerstand, den sein Körper bot, war Beweis genug für seine reale Existenz. Aber es hätte Colounshaba auch nicht gewundert, wenn er per unendlichem Schritt verschwunden wäre. Es hätte nichts mehr an der definitiven Erkenntnis geändert, dass die Sriin zurückgekommen waren. Die Sriin-Phobie war nur ein Ausdruck für das Negieren der Tatsachen gewesen: eine Flucht vor der Realität. Einigen Arcoana hatte nicht einmal das geholfen, und sie waren in geistigen Notstand getreten. Sie waren wahnsinnig geworden – auch eine Art Flucht vor der Wirklichkeit.

Die Sriin waren wieder da!

»Wie, Babbashabar ... und warum ... und seit wann schon?«, fragte sie unzusammenhängend; ihr Sprechsystem war etwas gestört.

»Du meinst, seit wann wir in eurer Nähe sind?«, fragte Babbashabar schüchtern nach. »Nun, seit einer geraumen Weile, würde ich sagen.«

»Warum ...?«

»Warum wir zu euch zurückgekommen sind?« Babbashabars Stimme klang schon fester, jedoch lange nicht so keck, wie Colounshaba sie in Erinnerung hatte. »Aber, Colo, das weißt du doch. Ich habe es dir x-fach versichert: Wir brauchen euch Tecs. Wir lieben und verehren euch. Ja, ohne euch sind wir nichts. Unbedeutend. Nicht lebensfähig.«

»Ich kenne diese Phrasen, sie sind schändliche Lügen«, sagte Colounshaba und merkte, wie ihre Gefühle in Wallung gerieten; sie musste all ihre Beherrschung aufwenden, um ihren Zorn und ihre Enttäuschung zu unterdrücken. »Wenn ihr uns statt oberflächlich verehren lieber achten würdet, dann müsstet ihr uns in Ruhe lassen. Ihr wisst, was mit uns geschieht, wenn ihr euch wie Parasiten an uns klammert. Warum könnt ihr nicht einfach von uns lassen?«

Irgendwo in ihrem Innern war immer noch ein leiser Zweifel, der die Hoffnung nährte, dass dies alles nur Einbildung und sie das Opfer einer Sriin-Phobie sein könnte. Aber sie war letztlich geistig zu gefestigt, um sich etwas vormachen zu können.

Babbashabar duckte sich wieder, als wolle er sich damit unsichtbar machen.

»Wir haben uns gebessert, Colo, ehrlich«, versicherte er kleinlaut. »Wir haben uns fest vorgenommen, euch diesmal nicht über Gebühr zu strapazieren. Als ihr euer Sternenreich geopfert habt, nur um uns zu entfliehen, da hat uns das gezeigt, wie sensibel ihr wirklich seid. Wir könnten euch nichts Böses antun, Colo. Wir wollen nur das Beste für euch, das ist die Wahrheit.«

»Wenn ihr uns etwas Gutes tun wollt, dann verschwindet aus unserem Leben«, sagte Colounshaba. »Nur das hilft uns.«

»Nein, nein, nein, so läuft das nicht, Colo«, lehnte Babbashabar ab, und dabei klang etwas von seiner früheren Unverschämtheit durch. Aber er dämpfte gleich darauf seine Stimme und ließ sie sofort wieder untertänig klingen. »Will sagen, dass es diesmal ganz anders werden wird. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Wir haben uns geändert. Wir haben uns für diesmal ganz fest vorgenommen, zurückhaltender zu sein. Wir waren aufdringlich, penetrant, frech und rücksichtslos – einfach egoistisch. Das ist nun nicht mehr so. Wir wollen euch nicht nur verehren, sondern, wie du es verlangst, auch achten.«

Es klang so aufrichtig, wie etwas nur aufrichtig klingen konnte. Colounshaba betrachtete ihn lange aus allen acht Augen. Er wurde unter ihren Blicken nervös und wetzte unruhig auf seinem Sitz herum.

Sie versuchte sich auf diese Weise von Babbashabar ein vierdimensionales Bild zu machen, in das die Vergangenheit integriert war und das ebenso mögliche Zukunftsaspekte enthielt. Aber sie konnte sich für die Zukunft einfach kein erträgliches Bild von einem Zusammenleben mit den Sriin machen – sie würden für die Arcoana nie wieder riin werden können, was immer sie auch versuchten, wie gefällig und devot sie sich auch geben mochten. Es entsprach einfach nicht der Natur dieser Zweibeiner, sich den Lebensgewohnheiten der Arcoana anzupassen oder sie auch nur zu akzeptieren. Und umgekehrt ging es eben nicht.

Colounshabas Vorstellungen über die Zukunft waren das blanke Entsetzen. Sie mochte eigentlich gar nicht weiter darüber nachdenken. Es war alles so traurig, so unsagbar traurig. Hoffnungslos.

Da hatten sie alles aufgegeben. Alles, was sie sich in einer jahrzehntausendelangen Entwicklung aufgebaut hatten und was ihren Lebensinhalt bildete. Das alles nur, um sich dem Zugriff der Sriin zu entziehen. Sie hatten in Noheyrasa die dreiundsiebzig Sonnen ihres Sternenreiches gezündet, um mit deren Kraft in eine neue Heimat gelangen zu können. Hatten in der Galaxis Aemelonga Zuflucht gefunden und das Sheokor-System zu einer Oase mit fünfunddreißig Lebensinseln gestaltet; eine sechsunddreißigste wurde von Affraitancar gerade in Angriff genommen.

Und sie hatten sich vor den Sriin sicher gefühlt; mit jedem Jahr, das verstrich, noch sicherer und schlussendlich geborgen. Denn es sprach eigentlich gegen jede Logik, dass die Sriin sie je wiederfinden konnten. Die Wahrscheinlichkeit dafür stand so gut wie eins zu unendlich! Die Sriin hätten Galaxis um Galaxis im Universum absuchen und jede dieser Galaxien nach bewohnbaren und bewohnten Sonnensystemen durchforsten müssen.

Das erschien als Ewigkeitsprojekt.

Aber nun waren sie nach über achtzehn Jahren der alten Zeitrechnung, was etwas mehr als sieben Sheokor-Jahren entsprach, plötzlich und ohne Vorzeichen in der neuen Heimat der Arcoana aufgetaucht. Das war einfach nicht möglich. Es sprach gegen jedes Wahrscheinlichkeitsgesetz. Dabei konnte es einfach nicht mit rechten Dingen zugegangen sein!

»Wie, Babbashabar?«, fragte sie. »Wie habt ihr uns gefunden?«

*

»Das Wie spielt dabei doch gar keine Rolle«, erklärte Babbashabar. »Für uns zählt bloß, dass wir wieder zu euch gelangt sind.«

»Mich würde es dennoch interessieren«, sagte Colounshaba. »Es wäre wichtig für mich, wenn ich die Antwort auf etwas erhielte, das nach arcoanischem Ermessen eine Unmöglichkeit darstellt.«

»Lassen wir doch die Sache auf sich beruhen, Colo, ja?«

»Das kann ich nicht. Die Frage, wie ihr uns gefunden habt, wird mich immer quälen. Und nicht nur mich – uns alle. Wir werden keine Ruhe finden, bis wir die Antwort gefunden haben.«

Babbashabar stieß den Atem hörbar aus.

»Es war nicht ganz leicht, zugegeben«, sagte er dann bedächtig. »Aber es war andererseits auch nicht so schwer, wie deine Wahrscheinlichkeitsberechnungen behaupten. Wir haben da so unsere Methoden und Möglichkeiten, von denen ihr nichts wisst. Mit dieser Antwort musst du dich begnügen, Colo. Mehr gibt es dazu nun wirklich nicht zu sagen.«

Da war sie wieder, diese deprimierende Kaltschnäuzigkeit der Sriin. Sie waren nicht bereit, mehr von sich zu geben als unbedingt nötig – und eigentlich nicht einmal so viel.

»Ihr habt euch nicht geändert, Babbashabar«, sagte Colounshaba wissend. »Ihr könnt das gar nicht. Ihr könnt das ebenso wenig wie wir. Und das ist die Wurzel des Übels. Wir können nicht zusammenleben, seht das doch endlich ein!«

Colounshaba warf in plötzlicher Verzweiflung alle vier Arme spontan in die Luft. Aber Babbashabar schien diese Bewegung falsch zu verstehen.

»Bleib mir nur ja vom Leib!«, rief er hysterisch. Und im nächsten Augenblick war er verschwunden.

Der Laut, den die ins entstandene Vakuum stürzende Luft erzeugte, hallte in Colounshabas Geist nach, während sie auf die leere Stelle starrte, an der sich eben noch der Sriin befunden hatte.

Sie wünschte sich innig, dass sie sich seine Existenz nur eingebildet hätte. Lieber geistesgestört sein, als die körperliche Anwesenheit der Sriin ertragen zu müssen! Sie hätte das Opfer des Wahnsinns auf sich genommen, wenn damit ihr Volk von diesen Plagegeistern verschont geblieben wäre.

Aber sie wusste, dass dies ein frommer Wunsch ohne jede Chance auf Verwirklichung war. Die Sriin-Phobie war in Wirklichkeit eine neuerliche Sriin-Invasion.

Colounshaba war schon froh, dass sich Babbashabar fürs Erste zurückgezogen hatte und ihr etwas Ruhe gegönnt wurde, um sich zu sammeln und auf die neue Situation einzustellen.

Ihr war jetzt klar, warum einige ihrer Artgenossen den Verstand verloren hatten, als sie sich plötzlich einem Sriin gegenübersahen. Es war der Schock durch das Eintreten des völlig Unerwarteten, des schier Unmöglichen, der sich auf ihren Geist geschlagen hatte. Die bloße Angst vor dem Wiederauftauchen der Sriin, die zu Wahnvorstellungen führen könnte, hätte sich dagegen anders ausgewirkt.

Die Betroffenen hatten jedoch angesichts eines Sriin die Wahrheit erkannt und sie verdrängt. Und das war es, was ihren Geist gebrochen hatte.

Im anderen Fall, wenn sie wie Cassoubhrama zur Wahrheit standen, war es das Entsetzen über die Wiederholung der Geschehnisse gewesen, die sie zu Fehlverhalten trieb. Cassoubhrama hatte es nach seiner Begegnung deutlich gesagt: »Die Sriin haben uns gefunden.« Und dann hatte er zu toben begonnen, als hätte er sich der Devolution unterzogen und zu einem Roach zurückentwickelt.

Diese schrecklichen Folgen hatten die Sriin auch nicht durch besonders vorsichtige und zaghafte Kontaktversuche verhindern können. Es zeugte zwar von einem gewissen guten Willen, dass sie nicht plärrend wie eine wilde Horde, wie das früher ihre Art gewesen war, ins Sheokor-System eingefallen waren. Aber am Ergebnis konnte das nichts ändern.

Erst jetzt wurde Colounshaba bewusst, dass ihr Besuch bei dem Geistsorger Lebbracoun und seinem Patienten Cassoubhrama noch nicht einmal einen Sonnenlauf zurücklag. Und noch bevor sie sich richtig in ihrer Notunterkunft in dem verwaisten Landstrich von Dadusharne einquartiert hatte, war ihr zweibeiniger Schatten von früher aufgetaucht.

Sie wandte sich an die fünfte Tasche ihres Leuban und sagte:

»Ich möchte mit Lebbracoun verbunden werden.«

Die Verbindung kam rasch zustande, aber Lebbracoun schickte ihr kein Bild. Er klang mürrisch, als er sich meldete. Colounshaba kam sofort zur Sache.

»Hat es inzwischen weitere Fälle von angeblicher Sriin-Phobie gegeben?«

»Die Sriin-Phobie greift wie eine Seuche um sich«, sagte Lebbracoun. »Allein seit unserer Trennung wurden zehnmal so viele Fälle als bis dahin gemeldet. Und es werden ständig neue registriert. Ich bin völlig überfordert.«

Davon hatte sich Colounshaba mit eigenen Augen überzeugen können.

Aber sie verkniff sich eine bissige Bemerkung.

»Du musst deine Behandlungsmethoden ändern, Lebbracoun«, sagte Colounshaba. »Wir haben es hier nicht mit einer Phobie zu tun, sondern mit Sriin aus Fleisch und Blut. Ich hatte soeben selbst eine Begegnung mit einem von ihnen.«

»Dann hat es dich auch erwischt«, sagte Lebbracoun ohne besondere Überraschung. »Ich verordne dir ...«

»Ach, vergiss es, du begreifst ja überhaupt nicht«, sagte Colounshaba verärgert und unterbrach die Verbindung. Sie schimpfte Lebbracoun bei sich einen alten, senilen Narren und nahm Verbindung mit Quentouaroche, dem Weisen ihres Vertrauens auf.

Quentouaroche erschien ihr als Holo; er wirkte uralt und wie gebeugt von großen Sorgen.

»Ich habe es geahnt«, sagte Quentouaroche, bevor sie ihr Anliegen vorbringen konnte, »dass es nicht gut ist, dem Fernweh der arcoanischen Zugvögel nachzugeben und sie in die kosmischen Räume zu entlassen. Wir hätten noch einige Generationen warten sollen. Den jungen Heißspornen mangelt es an Vorsicht und Verantwortungsbewusstsein. Sie glauben, das Universum aus den Angeln heben zu müssen und vergessen dabei die elementarsten Regeln des Selbstschutzes. Jetzt haben sie uns den Untergang gebracht. Ich bin sicher, dass einer dieser forschen Raumfahrer den Sriin die Fährte in unsere neue Heimat gelegt hat. Anders hätten sie uns nie finden können.«

Von dieser Seite hatte Colounshaba die Sache noch nicht betrachtet. Aber etwas anderes in Quentouaroches Rede fiel ihr noch mehr auf.

»Dann bist du inzwischen ebenfalls davon überzeugt, dass es sich um keine Sriin-Phobie handelt, sondern um körperliche Materialisationen, Quentouaroche?«, fragte sie zur Bestätigung.

»Ich hatte eine überzeugende Begegnung mit einem von ihnen«, antwortete Quentouaroche.

»Was werden die Weisen unternehmen?«, erkundigte sich Colounshaba in der Hoffnung, dass die Vordenker ihres Volkes bereits zusammengekommen waren, um Gegenmaßnahmen zu beschließen.

»Ich werde bald von dieser Daseinsebene abtreten, Colounshaba«, sagte Quentouaroche ergeben und sehnsuchtsvoll zugleich. »Ich habe nicht mehr die Kraft, noch einmal zu fliehen.«

»Was du ersehnst, ist auch eine Art von Flucht, Quentouaroche!«, hielt sie dem Weisen vor.

»Aber wohl die einzige Möglichkeit, um den Sriin zu entrinnen.«

Quentouaroche unterbrach die Verbindung und entzog sich ihr auf diese Weise, ehe sie Gelegenheit zu einer treffenden Erwiderung hatte.

Als Nächstes schickte sie Affraitancar, dem Schöpfer des Sheokor-Systems, ihr Holo. Aber es dauerte eine ganze Weile, bis der Planetenbauer und Saatmeister ihre Sendung entgegennahm. Sein niederschmetternder Anblick gab ihr die Überzeugung, dass er ebenfalls bereits über die Situation informiert war.

»Mein Lebenswerk war umsonst, unser Volk hat keine Zukunft mehr«, klagte er. »Jetzt sind wir am Ende angelangt, Colounshaba.«