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Es beginnt auf Zwottertracht - und endet auf Wanderer Endlich hat sich die Tote Zone um den Raumsektor Arkon aufgelöst, ist die unheimliche Gefahr für die ganze Milchstraße gebannt. Im Jahr 1201 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - was dem Jahr 4788 alter Zeit entspricht - scheint sich die Situation in der Milchstraße wieder zu beruhigen. Sogar die selbstherrlichen Fanatiker der akonischen Blauen Legion haben ihre Geheimdienstpläne nach der verheerenden Niederlage über Jimmerin aufgegeben. Gleichzeitig haben Reginald Bull mit seiner Drachenflotte und Perry Rhodan mit seinen Schiffen PARACELSUS und ODIN dazu beigetragen, einige Hintergründe zur Toten Zone aufzuklären. In den Tiefen des Universums haben die Galaktiker in den Arcoana neue Freunde gefunden. Während die Galaxis sich von den Folgen der Toten Zone zu erholen beginnt und Hilfsflotten zu verödeten Welten unterwegs sind, stellt sich noch eine wichtige Frage: Für wen sind die zwei Zellaktivatoren bestimmt, die von der Superintelligenz ES ausgelobt wurden? Ihre künftigen Träger sind DIE SPIEGELGEBORENEN ...
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Nr. 1648
Die Spiegelgeborenen
Es beginnt auf Zwottertracht – und endet auf Wanderer
von Ernst Vlcek
Endlich hat sich die Tote Zone um den Raumsektor Arkon aufgelöst, ist die unheimliche Gefahr für die ganze Milchstraße gebannt. Im Jahr 1201 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – was dem Jahr 4788 alter Zeit entspricht – scheint sich die Situation in der Milchstraße wieder zu beruhigen. Sogar die selbstherrlichen Fanatiker der akonischen Blauen Legion haben ihre Geheimdienstpläne nach der verheerenden Niederlage über Jimmerin aufgegeben.
Gleichzeitig haben Reginald Bull mit seiner Drachenflotte und Perry Rhodan mit seinen Schiffen PARACELSUS und ODIN dazu beigetragen, einige Hintergründe zur Toten Zone aufzuklären. In den Tiefen des Universums haben die Galaktiker in den Arcoana neue Freunde gefunden.
Gucky – Der Mausbiber findet zu seiner ursprünglichen Aufgabe zurück.
Alaska Saedelaere – Der Terraner versucht den Ilt zu motivieren.
Felix – Der Ennox lässt sich noch einmal sehen.
Cadfael Benek – Seit zwei Jahren ist der Saira-Pionier Patient im Medocenter Mimas.
Ernst Ellert
Alaska
Ein hoher, steriler Raum, den auch die gedämpfte Beleuchtung nicht wärmen konnte. Darin eine in die Tiefe gestaffelte Batterie von Geräten, die sich im Hintergrund bis zur Decke auftürmten. Sich lautlos bewegende metallene Gelenkarme, hektisch blinkende Lichterreihen.
Und inmitten dieses Horrorkabinetts aus Hightech ein einzelnes verloren wirkendes und fast nacktes, braunbepelztes Geschöpf, bepflastert mit drahtlosen Kontakten.
Das derart bedrängte Wesen betrachtete die holografischen Bilder, die man ihm zeigte und versuchte, sie zu interpretieren. Aber es sagte in keinem Fall, was die Parapsychologen, die sich hinter der bedrohlich wirkenden Maschinerie verschanzten, von ihm hören wollten.
Wie einem dressierten Haustier setzten sie ihm verschiedene Gegenstände vor, Kugeln und Würfel, die an Kinderspielzeug erinnerten. Sie verlangten, dass es damit Kunststücke vollbrachte. Aber es konnte damit nichts anfangen. Und auch an dem Dressurakt, von einem Piedestal zum anderen zu springen, versagte der kleine Braunpelz.
Alaska Saedelaere sah aus der Höhe der Diagnosekanzel auf die gespenstische Szenerie hinunter, in der ein Ilt zum Spielball der seelenlosen Medotechnik erniedrigt wurde.
Gucky ließ alles unbeteiligt mit sich geschehen, als habe er keinen Stolz mehr, den man verletzen konnte. Und als ginge ihn alles nichts an. Er winkelte Arme oder Beine ab, wenn es ihm befohlen wurde, zählte artig den Countdown mit, wenn wieder einmal eine Testserie auf ihn abgefeuert werden sollte, und schilderte dann auf Verlangen seine Eindrücke mit emotionsloser Stimme. Es waren immer dieselben stereotypen Worte, die er von sich gab. Alaska hatte sie in den Tagen, Wochen und Monaten zuvor schon unzählige Male gehört.
»Nein, ich spüre nichts. In meinem Kopf ist alles wie tot. Ich kann damit nichts assoziieren. Ich habe keine Erinnerung. Ich kann die Kugel nicht in Bewegung setzen. Die Anstrengung tut körperlich geradezu weh. Gut, ich versuch's noch einmal. Ich werde mich bemühen, über die Strecke von vier Metern zu teleportieren. Aber ich schaff's einfach nicht. Keinen Zentimeter. Und doch, es ist, als ob ich eure Gedanken lesen könnte: Ihr habt mich aufgegeben.«
Sogar die Diagnosen der Parapsychologen kannte Alaska bereits auswendig. »Gehirnströme normal. Individualimpulse wechselhaft. Keine Reaktion im paramentalen Bereich. Aktivitäten im Bereich psionischer Frequenz gleich Null ...«
»Aufhören«, schrie Alaska Saedelaere endlich. »Merkt ihr denn nicht, dass ihr den Ilt nur unnötig quält? Diese Tests bringen überhaupt kein Ergebnis!«
Dr. Sarssi, ein Ara und eine der führenden Kräfte im Team der Parapsychologen, sah den Terraner strafend an und meinte pikiert:
»Was wir tun, geschieht ausschließlich zum Wohle des Ilts. Und es geschieht nichts, wofür er selbst nicht sein Einverständnis gegeben hätte. Wir bedienen uns ganz neuartiger Methoden, um ...«
»Schluss, habe ich gesagt!«, unterbrach ihn Alaska eiskalt. »Gucky hat sein Einverständnis zu dieser Tortur nur gegeben, weil ihr ihm falsche Hoffnungen gemacht habt. Aber wir alle wissen, dass das zu nichts führt, außer zu einem durch permanente Erfolglosigkeit ausgelösten Frust. Die Methoden der irdischen Inquisition müssen sich dagegen ja geradezu human ausgenommen haben.«
Alaska ließ den Ara mit seiner geschraubt dargebrachten Rechtfertigung stehen und begab sich zum Ausgang des Behandlungsraumes. Er erreichte ihn in dem Moment, als Gucky, in leichte Anstaltskleider gehüllt, herauskam.
»Wie fühlst du dich denn so, Kleiner?«, begrüßte er ihn.
»Prächtig«, sagte Gucky apathisch. »Wie man sich halt so fühlt, wenn man alles verloren hat, was zuvor die Würze des Lebens gewesen ist. Aber ich arbeite daran, dass ich wieder ich selbst werde. Hast du zugesehen? Was ist deine Meinung, Alaska?«
»Willst du sie wirklich hören?«
»Aber immer.«
»Ich meine, dass du dich selbst aufgegeben hast«, sagte der Terraner und sah dem Ilt fest in die Augen. »Es ist für mich gerade so, als bestraftest du dich für ein vermeintliches Versagen, indem du dir selbst deine parapsychischen Fähigkeiten vorenthältst. Und du treibst das noch auf die Spitze, indem du dich in Selbstmitleid suhlst.«
»Was für ein Unsinn!«, rief Gucky heftig aus. »Solche Diagnosen getraut sich nicht einmal der vertrottelte Sarssi zu stellen. Der kennt wenigstens die wahren Zusammenhänge und versucht sie auszumerzen. Ich habe auf dem Planeten der Ennox meine parapsychischen Fähigkeiten und die Erinnerung daran verloren, wie das geschehen konnte. Wenn wir die Ursache gefunden haben, dann bin ich so gut wie geheilt.«
»Und ich sage dir, dass der Grund für deinen jetzigen Zustand nichts mehr mit dem Zwischenfall auf Mystery zu tun hat ...«
»Mystery?«, Gucky zuckte zusammen. »Wie kommst du denn ausgerechnet in diesem Zusammenhang auf die Asylwelt meines Volkes?«
»Mystery«, erläuterte Alaska und beobachtete den Ilt aufmerksam, »so wird neuerdings, nach Perry Rhodans Besuch dort, jener Planet genannt, wo du deinen Knacks abbekommen hast. Das wissen wir von der Besatzung der PARACELSUS, die die ODIN begleitet hat und inzwischen allein zurückgekehrt ist. Mystery ist übrigens nicht die Heimatwelt der Ennox, sondern offenbar nur ein Stützpunkt von vielen.«
»Tatsächlich?«, sagte Gucky teilnahmslos.
Sie hatten sein Krankenzimmer erreicht und betraten es. Durch das Panoramafenster hatte man einen prächtigen Ausblick auf den weitläufigen Park unter der Energiekuppel der Medostation des Saturnmondes Mimas. Aber der Ilt hatte keinen Blick für die Schönheit des Parks. Er verdunkelte die Scheibe mittels Fernsteuerung und legte sich aufs Bett.
»Und mehr hast du dazu nicht zu sagen?«, regte sich Alaska auf.
Gucky schien an allem, was um ihn geschah, und selbst an galaktischen Großereignissen völlig desinteressiert. Er hatte es unbeteiligt hingenommen, als er davon erfuhr, dass Bully am 30. April mit einer großen Flotte zur Quelle der Hyperraum-Parese geflogen war. Und er hatte es ebenso teilnahmslos aufgenommen, als er mitbekam, dass am letzten Tag des Juli die Tote Zone endgültig erloschen war.
Es berührte den Ilt auch keineswegs, als er erfuhr, dass jene Arachnoiden für die Hyperraum-Parese verantwortlich waren, deren Spur Bully in NGC 1400 gefunden hatte. Solche Zusammenhänge ließen ihn kalt, konnten ihn nicht aus seiner selbstgewählten Isolation locken.
Gucky nahm es einfach hin, dass Perry Rhodan mit der ODIN in NGC 6503, der neuen Heimat der Arachnoiden, die sich selbst Arcoana nannten, zu Bulls Flotte gestoßen war, und dass sie gemeinsam eine friedliche Lösung des Problems erzielt hatten. Es war ihm auch egal, dass die Arachnoiden nur deshalb ungewollt die Hyperraum-Parese in der Milchstraße ausgelöst hatten, weil sie sich durch ein Schutzfeld die Ennox vom Leibe halten wollten.
Die Tatsache, dass man diese Information von Ennoxboten erfahren hatte, die neuerdings wieder sporadisch in der Milchstraße auftauchten, entlockte Gucky lediglich die melancholische Äußerung: »Ich habe mal einen Ennox gekannt ...« Alaska wusste, dass damit Felix gemeint war, dem Gucky die Schuld an seinem Zustand hätte geben können.
Aber nicht einmal das tat der Mausbiber. An ihm prallte einfach alles ab. Lediglich der Name »Mystery« hatte seine Lebensgeister ein wenig geweckt.
»Sonst fällt dir dazu nichts ein?«, wiederholte Alaska.
»Ach, was soll ich dazu groß sagen«, murmelte Gucky gedankenverloren, während er im Liegen zur Decke hinaufstarrte, als sei dort alles festgehalten, was seine Aufmerksamkeit lohnte. »Mir wäre halt viel lieber, wenn es sich dabei um das Mystery meines Volkes handeln würde und ich dort ...«
»Was?«
»Lass nur. Das ist nicht mehr von Bedeutung. Eigentlich zählt gar nichts mehr.«
Alaska hätte in seinem Zorn über die Interesselosigkeit des Mausbibers am liebsten nachhaken mögen. Aber er wusste aus der Erfahrung der letzten Wochen, dass das nichts einbringen würde. Gucky hatte sich viel zu stark abgekapselt, um sich auf diese Weise aus der Reserve locken zu lassen. Man musste vermutlich zu diffizileren, hinterhältigeren Methoden greifen, um ihn zu überlisten.
Alaska war fest entschlossen, nichts unversucht zu lassen, um Gucky aus seiner, wie der Terraner überzeugt war, selbst auferlegten Isolation zu holen. Viele Möglichkeiten gab es aber nicht, wenn der Mausbiber partout den Märtyrer spielen und nicht einmal an kosmischen Geschehnissen teilhaben wollte.
Wie sollte man Zugang zu ihm finden, wenn er nicht einmal daran interessiert war, wie es Selma Laron und Ed Morris ging, die seit den gemeinsamen Abenteuern auf der Space-Jet GECKO zu seinem engeren Freundeskreis gehörten?
Alaska glaubte zu wissen, was Gucky wirklich bedrückte. Entgegen der Ansicht der Parapsychologen war der Terraner nämlich nicht der Meinung, dass der Zwischenfall auf Mystery noch immer für Guckys Zustand verantwortlich zu machen war. Er war zwar der Auslöser dafür gewesen, dass Gucky seine parapsychischen Fähigkeiten vorübergehend – und darauf legte Alaska die Betonung – verloren hatte. Aber inzwischen hätten die Nachwirkungen schon längst abgeklungen sein müssen.
Gucky war insgesamt ziemlich robust, in gewissen Bereichen geradezu eine Rossnatur, wie man auf Terra zu sagen pflegte. Andererseits konnte er aber auch überaus mimosenhaft sein, neigte in manchen Dingen zu Hypersensibilität. Und so ein Fall war nach Alaska Saedelaeres Meinung eingetreten.
Da Alaska den wahren Grund für Guckys Zustand zu kennen glaubte, hatte er angeordnet, dass dem Mausbiber Einzelheiten über Ernst Ellerts Aufruf an die »Spiegelgeborenen« und die Geschehnisse um Wanderer und die »Jäger der Unsterblichkeit« tunlichst vorenthalten werden sollten. Aber natürlich ließ sich das nicht konsequent durchziehen. Der Ilt hatte prompt davon erfahren und danach alle Informationen darüber in sich eingesogen wie ein trockener Schwamm. Was nicht gerade zu einer Verbesserung seines Zustandes beigetragen hatte.
Als er vom Tod der Blauen Schlange Alnora Deponar, bei dem Versuch, sich auf Wanderer die Unsterblichkeit zu holen, erfuhr, hatte er leise Schadenfreude gezeigt. Aber das war eigentlich nicht typisch für ihn.
Solche Reaktionen waren auch die Bestätigung für Alaskas Vermutung, dass Gucky darunter litt, versagt und ES' Auftrag, die Träger für die letzten beiden Zellaktivatoren zu finden, nicht erfüllt zu haben. Aber er fand dennoch nicht den Weg, um dem Ilt helfen zu können. Und was er nicht alles versucht hatte!
Es hätte schon eines besonderen Schlüsselerlebnisses bedurft, das den Mausbiber zu sich selbst hätte zurückfinden lassen.
In diesem Moment durchdrang ein leises Geräusch die lastende Stille, wie es entstand, wenn ein aus dem Nichts materialisierender Körper die Luft verdrängte – wie es Gucky stets bei seinen Teleportersprüngen verursachte.
Als Alaska sich in diese Richtung drehte, aus der das Geräusch gekommen war, traute er seinen Augen nicht.
Saira
März 1170 bis Januar 1171 NGZ
Kinder haben bereits die verschrumpelten Gesichter von Greisen, zu denen sie einmal werden, dachte Saira Vandemar, als sie ihre beiden Mädchen zum ersten Mal bei Tageslicht sah.
Und sie fügte in Gedanken verbittert hinzu: Das ist dein Einfluss, Spyke. Und nach kurzer Überlegung: Oder der der Zwotter. Jawohl, die Zwotterhexen haben euch auf dem Gewissen, meine Armen!
Saira erinnerte sich schaudernd an das zurück, was sie bis zuletzt durchgemacht hatte. Das würde sie nie vergessen, wie gut die Zeiten für sie auch werden mochten. Andererseits konnte sie einfach nicht daran glauben, dass es mit ihr auch einmal bergauf gehen könnte. Sie hatte das Unglück des Universums gepachtet.
Ihre Pechsträhne hatte nicht erst zu der Zeit begonnen, als sie Spyke kennen lernte. Sie war der geborene Pechvogel. Dass sie, Geburtsjahr 1145 NGZ, in den letzten Jahren unter Monos auf Gäa in vivo geboren wurde, ließ sie nicht als Glück gelten. Denn die Provcon-Faust war ohnehin eine geschichtsträchtige Ausnahmeerscheinung, in der Monos zurückhaltend und mit ziemlicher Vorsicht agiert hatte.
Saira Vandemar hatte sich von vielen Männern bestätigen lassen, sie sei hübsch, attraktiv und interessant. Aber keiner dieser Verehrer hatte es länger bei ihr ausgehalten. Als ein halbes Jahr vor Spyke ihre Mutter starb und ihr das düstere Haus außerhalb von Sol-Town hinterließ, da war irgendetwas in ihr gebrochen, und sie hatte die Liebhaber so rasch gewechselt, dass diese gar keine Gelegenheit mehr bekamen, ihr den Laufpass zu geben.
Spyke schien im Heer der möglichen Anwärter auf ihre Gunst eine Ausnahme zu sein.
Er war ein stattlicher Mann. An die 1,90 Meter groß. Schlank. Mit knochigem, ausdrucksstarkem Gesicht und beredten dunklen Augen unter der stark vorgewölbten Stirn. Seine schmalen, sensiblen Hände schienen ihre eigene Sprache zu sprechen. Sie sah ihrem Spiel gerne zu. Aber noch mehr beeindruckt war sie von dem, was er nicht sagte.
Sie lernte ihn in ihrer Stammkneipe mitten in Sol-Town kennen. Es war der 20. März 1170 NGZ. Einer dieser Tage, wo sie es in ihrem düsteren Haus nicht mehr ausgehalten hatte und in die Stadt gegangen war, um sich ein wenig von ihren trübsinnigen Gedanken abzulenken.
Er fiel ihr sofort auf, als er zur Tür hereinkam, weil sie ihn zuvor noch nie hier gesehen hatte. Sie ließ augenblicklich von dem Mann ab, den sie gerade noch »bearbeitet« hatte, und wandte sich dem Neuankömmling zu.
Er stand unschlüssig da und blickte sich skeptisch um. Es schien, als habe er sich gerade dazu entschlossen, wieder kehrtzumachen. Aber Saira war schneller und bekam ihn am Ärmel zu fassen, bevor er sich wegdrehen konnte.
»Bist du wirklich der Meinung, dass du hier nicht findest, was du suchst Fremder?«, fragte sie kokett.
Er reagierte völlig unerwartet. Während er durch sie hindurchzusehen schien, meinte er mit einem entrückt wirkenden Lächeln:
»Wonach ich wirklich suche, das finde ich an diesem Ort wohl kaum. Aber deswegen bin ich auch nicht hier. Heute ist ein Tag zum Entspannen. Ich fürchte nur, dafür ist das ebenfalls nicht die richtige Adresse.«
»Wer weiß, vielleicht doch. Ich bin Saira. Und du?«
»Man nennt mich Spyke.«
»Na, dann entspanne dich mal, Spyke.«
Nicht viel später landeten sie in ihrem Haus außerhalb von Sol-Town. Saira wusste selbst nicht, was in sie gefahren war, denn sie nahm nie Kerle mit nach Hause, die sie irgendwo auflas. Vielleicht wollte sie auf diese Weise das Andenken an ihre verstorbene Mutter wahren.
Aber Spyke hatte etwas an sich, das ihr gefiel und das sie insgeheim hoffen ließ, dass es mit ihm etwas Dauerhafteres werden könnte.
Aber sie hatte sich wieder einmal geirrt. Sie verbrachte mit Spyke eine wunderbare Zeit. Als sie nach drei Wochen des Glücks eines Morgens aufwachte, war er verschwunden, ohne eine Nachricht oder irgendeine Spur hinterlassen zu haben. Es war, als hätte es ihn gar nicht gegeben, als sei alles nur ein Traum gewesen.
Doch dieser Traum hatte Folgen.
Ihre Tage blieben aus, und bald darauf stand es fest, dass sie schwanger war. Sie hätte zufrieden sein können, denn sie hatte es darauf angelegt, um ihn so eher an sich zu binden. Dennoch verfluchte sie Spyke, weil er sie mit seinem Kind allein gelassen hatte. Aber sie dachte nicht daran, an ihrem Zustand etwas zu ändern. Sie wollte Spykes Kind haben.
Sie hatte schon immer ein Kind gewollt. Von einem wie Spyke. Fast hatte sie auf ihn gewartet, um sich diesen Wunsch zu erfüllen. Aber es erschien nun, da er verschwunden war, fraglich, ob er wirklich der war, auf den sie gewartet hatte.
Wie auch immer, sie wollte das Kind haben. Und sie würde Spyke, wenn schon nicht zur Verantwortung ziehen, wenigstens über seine Vaterschaft informieren. Und dann sehen, was dabei herauskam.
Auch wenn Spyke nur ein Spitzname war, so hatte er ihr einiges über sich erzählt, was sie zu ihm führen konnte. Spyke war Forscher und lebte auf Zwottertracht, dem zweiten Planeten der düsterroten Sonne Zwotta am Rande der Provcon-Faust. Er hatte einige Geschäftsverbindungen in Sol-Town.