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Er bringt den Frieden - und erntet den Tod Zu Beginn des Jahres 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, ist die BASIS bereits am Rand der Großen Leere aktiv, rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Reise dorthin, die dreieinhalb Jahre dauerte, gilt als bedeutendste gemeinsame Expedition in der bekannten Geschichte der Galaxis Milchstraße; von ihr erhoffen sich die Galaktiker wichtige Erkenntnisse über wesentliche Fragen des Universums. Die Galaktiker suchen an der Großen Leere, jenem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zwischen den Galaxienhaufen, der gigantischen Großen Mauer vorgelagert, nach dem "Großen Kosmischen Rätsel", wie sie es selbst nennen - wobei natürlich keiner ahnen kann, was sich wirklich hinter dieser Bezeichnung verbirgt. Mittlerweile ist eine unglaubliche Verbindung zwischen der Großen Leere und der näheren Umgebung der Milchstraße entstanden: Eine ertrusische Kampfgruppe, die auf dem Sampler-Planeten Noman verschwunden ist, kommt auf dem Planeten Mystery heraus und beginnt mit mysteriösen Aktivitäten in der Lokalen Gruppe. In der Zwischenzeit ist Julian Tifflor in diplomatischer Mission unterwegs - und trifft auf DIE TODESENGEL VON HANGAY ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Nr. 1660
Die Todesengel von Hangay
Er bringt den Frieden – und erntet den Tod
von Ernst Vlcek
Zu Beginn des Jahres 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, ist die BASIS bereits am Rand der Großen Leere aktiv, rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Reise dorthin, die dreieinhalb Jahre dauerte, gilt als bedeutendste gemeinsame Expedition in der bekannten Geschichte der Galaxis Milchstraße; von ihr erhoffen sich die Galaktiker wichtige Erkenntnisse über wesentliche Fragen des Universums.
Die Galaktiker suchen an der Großen Leere, jenem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zwischen den Galaxienhaufen, der gigantischen Großen Mauer vorgelagert, nach dem »Großen Kosmischen Rätsel«, wie sie es selbst nennen – wobei natürlich keiner ahnen kann, was sich wirklich hinter dieser Bezeichnung verbirgt.
Julian Tifflor – Der Zellaktivatorträger auf Friedensreise.
Ronald Tekener – Der »Hasardeur von Hangay«.
Dao-Lin-H'ay – Die Kartanin wird attackiert.
Lyndara – Eine »verdrehte« Ertruserin.
Pertury – Ein haurischer Freiheitskämpfer wird missbraucht.
Zopran
Die Riesin trommelte in hilfloser Wut und Verzweiflung mit Strahler und Faust auf den bronzenen Koloss ein, bis sie sich von diesem Trommelfeuer blutige Knöchel holte. Aber physischen Schmerz schien sie nicht zu spüren. In ihr brannte etwas, das viel mehr wehtat als alles, was man ihrem Körper antun konnte.
Und während sie tobte, schrie sie:
»Wir waren der Erfüllung schon ganz nahe. So nahe! Und dann hat man unseren Traum mit einem Schlag zerstört. Ich hasse diese verständnislosen Kleinbürger! Wie ich sie hasse!«
Der wie aus Bronze gegossene Koloss rührte sich noch immer nicht. Die Ertruserin brauchte ein Ventil für ihre Emotionen, die sich durch die erlittene Enttäuschung in ihr aufgestaut hatten. Er stellte sich ihr dafür geduldig zur Verfügung.
»Wir haben auf Noman unsere Unschuld verloren«, zeterte Lyndara weiter, das hübsche Gesicht zu einer Maske des Schmerzes verzerrt. »Wir wurden beim Übergang nach Mystery zu etwas anderem. Wir wurden erhöht und haben kosmische Reife erlangt. Wir tragen den Keim von etwas Wunderbarem in uns. Wir brauchen nur die Mittel, um diese Saat aufgehen zu lassen. Es bedarf gar nicht viel dazu. Nur eines winzigen Chips, eines unscheinbaren Chips bloß. Den hatte ich schon so gut wie in der Tasche. Er hat eigentlich schon uns gehört. Aber dann tauchten diese Idioten auf, die von nichts eine Ahnung haben, die nicht begreifen können, was uns antreibt, und haben mir diesen Tekener vor der Nase weggeschnappt. Es gibt keine ausgleichende Gerechtigkeit! Es ist einfach nicht fair.«
Lyndara hatte ihren Zorn inzwischen bezähmt und ihr Trommelfeuer gegen den metallenen Koloss endlich eingestellt.
Jetzt ließ sie wie kraftlos die fast zwei Meter breiten Schultern sinken, die Waffe entglitt ihrer Hand und fiel polternd auf den Boden des Kommandostandes. Sie sah zu dem 2,70 Meter aufragenden Koloss hinauf und suchte den Blick seiner künstlichen Optik.
»Verstehst du mich? Kannst du wenigstens ahnen, was ich durchmache? Wie es uns allen ergeht? Wie es nach dieser neuerlichen Enttäuschung in uns aussieht?«
»Ich muss gestehen, dass ich deine Einstellung nicht nachvollziehen kann«, sagte der bronzene Ritter mit einfühlsamer Stimme, die nicht zu einem solchen Koloss passen wollte. Es war auch nicht seine echte Stimme, sondern eine synthetische. »Ich sehe es vielmehr so, dass wir froh sein können, erst einmal unsere Haut gerettet zu haben. Um ein Haar hätte uns die Hanse-Flotte auf Makkom festgenagelt. Und das wäre unser aller Ende gewesen.«
»Du bist wie alle anderen!«, rief Lyndara verächtlich. »Du zitterst nur um dein erbärmliches Leben. Du hast ja gar keine Ahnung, was höhere Werte sind.«
»Mag sein, aber ich habe mir meinen gesunden Verstand bewahrt«, sagte der Koloss. »Und dieser sagt mir, dass nichts mehr zählt als unsere Leben und unsere Freiheit. Da wir uns beides bewahrt haben, können wir dort weitermachen, wo man uns gestoppt hat.«
Lyndara warf die Arme hilflos in die Luft.
»Was können wir jetzt noch tun? Nachdem die Unsterblichen gewarnt sind, werden sie es zu verhindern wissen, dass wir an sie herankommen. Und wie steht es mit dir? Ich habe die DAORMEYN verloren und kann dir nichts mehr bieten. Wie soll ich dich bezahlen? Daraus ergibt sich die Frage, warum du mich noch unterstützen solltest. Dabei würde ich jeden Preis zahlen, um ans Ziel zu kommen!«
»Es freut mich zu hören, dass du wieder klar denken kannst, Lyn«, sprach der Koloss. »Aber nun schalte ruhig wieder deine Gefühle dazwischen. Mir ging es vor allem darum, diesen Tekener zur Strecke zu bringen, das wäre mir Befriedigung genug gewesen. Nun muss ich mich mit dem Gedanken trösten, dass es das nächste Mal klappen wird. Dir dagegen ist es egal, welchem Unsterblichen du den Chip abnimmst. Und das gefällt mir. Ich habe mich bereits mit dem Gedanken angefreundet, mich mit einem Ersatz für Tekener zufrieden zu geben, wenn ich dir damit behilflich sein kann. Ich mag dich und dein Streben, und darum bleiben wir Partner. Du kannst mich Zopran nennen.«
»Danke für deine Treue, Zop«, sagte Lyndara, die zum ersten Mal in der Lage war, den Boss der Paylaczer Guardians beim Namen zu nennen. »Aber meine Bedenken bleiben, dass die Unsterblichen sich einigen und uns nicht an sich heranlassen werden.«
»Ganz so ist das nicht«, versicherte der bronzene Koloss. »Als ich vor vierzehn Tagen von Julian Tifflors Reise nach Hangay erfuhr, habe ich Anordnung gegeben, dem Galaktiker einen heißen Empfang zu bereiten. Tifflor befindet sich inzwischen längst in Hangay und kann von dem Vorfall auf Makkom nichts wissen. Mit anderen Worten: Er hat keine Ahnung, dass ihm da jemand an die Unsterblichkeit gehen will. Ich will dir keine zu großen Hoffnungen machen, Lyn, aber vielleicht ist Tifflor bereits in der Gewalt meiner Leute.«
»Das gibt mir neuen Mut, Zop«, sagte Lyndara. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Aber warum tust du das für uns, wo ich dir nichts mehr zu bieten habe?«
»Meine Motive sind simpel und eigentlich leichter zu verstehen als deine, Lyn«, antwortete der Anführer der PayGuas. »Ich möchte die herrschende Ordnung zerstören und nach eigenen Gesetzen leben können. Und Julian Tifflor ist Teil dieses verlogenen intergalaktischen Ordnungsprinzips, gegen das ich kämpfe. Du strebst zwar eine höhere kosmische Ordnung an, die ich nicht begreifen kann. Aber letztlich ziehen wir beide am selben Strang.«
»Lass uns diesen Pakt besiegeln, Zop«, sagte Lyndara gerührt. Sie war froh, sich nicht mehr mit schnöden weltlichen Problemen herumschlagen zu müssen und sich wieder den verlockenden Gedanken an eine Zukunft unter einer höheren kosmischen Ordnung widmen zu können. »Wäre dies nicht der Augenblick, deine Rüstung vor mir abzulegen?«
»Otriim für Lashava!«, schrie der Hauri mit fanatisch verzerrtem Gesicht. Er hatte noch Gelegenheit, sich das Hemd vom Leib zu reißen, sodass die grelle Tätowierung auf seiner schmächtigen Brust zu sehen war. Dann erst traf ihn der Paralysestrahl. Zwei Titrons nahmen den noch zuckenden Körper in ihre Mitte und zerrten ihn weg.
Das passierte kurz nachdem sie der PERSEUS entstiegen waren und haurischen Boden betreten hatten. Und es geschah alles so rasch, dass weder die haurischen Garderoboter noch Julian Tifflors beide Leibwächter rechtzeitig reagieren konnten. Nia hatte sich instinktiv vor Julian gestellt. Sie zitterte leicht, als alles vorüber war und sie aufatmend seine Hand drückte. Dabei sah sie ihn besorgt an, aber Tifflor winkte ab. Er sah immer noch die knallrote Tätowierung des Hauri vor sich: eine exotische Blume in eine Spiralgalaxis eingebettet.
»Du hast für einen wirklich netten Empfang auf Talluur gesorgt, Chalid pak Lyiv!«, herrschte Nia Selegris den haurischen Würdenträger an und teilte im nächsten Moment auch verbale Hiebe für den Vertreter des Galaktikums aus. »Und wo waren deine beiden Guardian Angels, Telar?«
Der Terraner setzte mit kläglichem Gesicht zu einer Erklärung an, aber der Hauri kam ihm zuvor.
»Ich schäme mich zutiefst für diesen bedauerlichen Zwischenfall«, beteuerte Chalid pak Lyiv zerknirscht. »Aber ich versichere euch, dass dies der erste und letzte Zwischenfall dieser Art war. Ab sofort werden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. So etwas wird nicht wieder vorkommen.«
»Wer war der Mann?«, erkundigte sich Julian Tifflor bei dem haurischen Diplomaten, der zu seinem Empfang auf dem Raumhafen von Talluur erschienen war und ein mediengerechtes Spektakel inszeniert hatte.
»Irgendein armer Irregeleiteter«, versuchte Chalid pak Lyiv zu bagatellisieren. »Ein harmloser Verrückter, wie sie ohne Zahl im Universum herumlaufen. Es steckt nichts weiter dahinter.«
»Wer oder was sind Otriim und Lashava?«, fragte Tifflor weiter. »Und was hatte die Tätowierung auf der Brust des Mannes zu bedeuten?«
»Ich werde der Sache nachgehen und dich lückenlos informieren«, versicherte Chalid pak Lyiv nervös. »Können wir jetzt weitermachen? Das Protokoll, du verstehst?«
Julian Tifflor gab sein Einverständnis, und der Hauri bellte einige Befehle in seiner Muttersprache. Der Tumult legte sich augenblicklich, und Julian Tifflor und Nia Selegris fanden sich an der Seite des diplomatischen Vertreters der Hauri am Beginn eines Spaliers wieder. Hinter ihnen hatte der Vertreter des Galaktikums, Telar Brody, mit seinen beiden Guardian Angels Aufstellung genommen, und ihnen folgte ein Rattenschwanz von haurischen Würdenträgern.
Das Spalier wurde auf der einen Seite von Gardesoldaten gebildet und auf der anderen von haurischen Robotern, die immer noch Titrons genannt wurden, obwohl längst nichts mehr geheimnisvoll oder unbekannt an ihnen war. Tifflor musste unwillkürlich schmunzeln, als er feststellte, dass die Hauri einen roten Teppich ausgerollt hatten; sie nahmen manche der terranischen Redewendungen einfach zu ernst.
»Das hätte ins Auge gehen können«, raunte Nia ihm zu, während sie gemessenen Schritts die Parade abschritten. »Wir hätten darauf bestehen sollen, deine Sicherheit in die Hände der eigenen Leute zu legen.«
»Übertreib nicht gleich«, gab Tifflor zurück. »Ich fühlte mich keine Sekunde bedroht. Aber ich fand es rührend, wie du dich schützend vor mich gestellt hast. Obwohl ich dich daran erinnern muss, dass es gegen unsere Abmachung verstößt.«
Sie lächelte still vor sich hin. Damit wollte sie wohl ausdrücken, dass dies eine einseitige Vereinbarung war, der sie nie wirklich zugestimmt hatte.
Was für eine bewundernswerte Frau, ich liebe sie, dachte Tifflor. Aber er hatte ihr vergeblich begreiflich zu machen versucht, dass seine Unsterblichkeit ohne sie bedeutungslos für ihn wäre. Wenn es sich bei dem Tätowierten um einen wirklichen Attentäter gehandelt und dieser Nia getötet hätte, dann wäre auch in ihm etwas gestorben. Sie jedoch war der Meinung, dass sein Leben wertvoller war als das ihre, das irgendwann »demnächst« ohnehin auf natürliche Weise zu Ende gehen würde, während er die Ewigkeit vor sich hatte – falls man ihn dieser Chance nicht durch Gewalt beraubte.
Irgendwie, fand Tifflor, war diese Einstellung noch ein Relikt aus der Zeit in der Upanishad, als sie gemeinsam die »zehn Schritte« in der Schule der Ewigen Krieger durchgegangen waren. Nicht, dass in ihr die Kriegerlehren weiterlebten, aber etwas von der damaligen Kampfkraft musste in ihr wohl zurückgeblieben sein. Wiewohl sie andererseits Frau genug war, um für ihn die ideale Lebenspartnerin zu sein.
Er hätte in diesem Moment gerne mit ihr dieses Thema besprochen, aber das Protokoll ließ dafür keine Gelegenheit. Tifflor ließ das Zeremoniell gedankenverloren über sich ergehen. Ermüdende Staatsakte wie dieser waren für ihn stets eine Gelegenheit, Erinnerungen nachzuhängen. Seine Gedanken schweiften fast 800 Jahre zurück in die Vergangenheit des Jahres 429 NGZ, als er Nia in der Tschomolungma kennen lernte ... 777 Jahre, von denen sie allerdings 695 mit den Schiffen der so genannten Tarkan-Flotte übersprungen beziehungsweise in einem Stasisfeld überdauert hatten. Obwohl im Jahre 400 geboren, besaß Nia durch diese phantastische Fügung ein biologisches Alter von lediglich 111 Jahren. Sie war im besten Alter.
Nia stieß ihn an: »Träumst du, Julian?«
Der Staatsakt war beendet. Es war nun an ihm, eine kleine Rede zu halten, in der er seine Hoffnung ausdrückte, dass die Völker von Hangay wieder zu Brüdern werden und in einer Dachorganisation ähnlicher Art wie einst der Kansahariyya zueinander finden sollten.
Tifflor vermied es tunlichst, zu deutlich auf die Geschichte dieser Galaxis einzugehen, in der die Hauri eine all zu unrühmliche Rolle gespielt hatten. Er füllte diese Lücke mit einer Hymne an das Ushallu-System als kosmische Besonderheit und des achten Planeten Talluur, der Wiege der Hauri. Das konnte er ruhigen Gewissens tun, denn die Doppelsonne mit den beiden Komponenten Usha und Allu und ihren insgesamt 62 Planeten war in der Tat eine kosmische Rarität, wenngleich diese Tatsache nichts mit seiner Mission zu tun hatte.
Diese höfliche Abschweifung war jedenfalls besser, als über die Bedeutung des fünften Planeten Cheobad zu referieren, auf dem zu Zeiten des Hexameron die Schaltstation für jene Materiewippe installiert gewesen war, die für den Transfer der Galaxis Hangay in die Mächtigkeitsballung ES gesorgt hatte.
Tifflor beendete seine Rede unter dem frenetischen Beifall der Hauri.
*
»Das sind Linuit und Toltir aus dem Volk der Vennok, die besten Leibwächter, die man in Hangay finden kann«, stellte Telar Brody die beiden Guardian Angels nach dem Start des Schwebers vor. »Da nicht einmal die syntrongesteuerten Titrons den Zwischenfall verhindern konnten, sollte man ihnen keinen Vorwurf machen, dass sie nicht rechtzeitig eingriffen. Sie sind unabhängige Guardians und gehören keiner Organisation an. Ich verbürge mich für sie.«
Vennok waren groß gewachsene Wesen mit vielgelenkigen Armen und Beinen, einem zu einem Rüssel ausgebildeten Mund und zwei kräftigen flügelartigen Auswüchsen am Kopf, an deren Enden die beiden Augen saßen. Man bezeichnete sie deshalb als Kopfflügler oder Kephalopter.
»Ist ja nichts passiert«, sagte Julian Tifflor beschwichtigend. »Ich hätte nur gerne gewusst, was Otriim und Lashava bedeutet.«
»Ich habe herausgefunden, dass der Verrückte ein Gardesoldat war«, sprach Telar Brody weiter. »Offenbar stand er unter Otriim und gehört einer Sekte an, die diese Wasserdroge verherrlicht. Wasser ist für Hauri bekanntlich tödlich, aber bevor es sie tötet, verleiht es ihnen Flügel.« Er schenkte den beiden vennischen Guardian Angels ein entschuldigendes Lächeln. »Otriim enthält dosierte Wasseranteile und ist neben Urkhiitu und Poona zum begehrtesten Stoff unter den Hauri geworden. Lashava, ein unbedeutender Planet im Grenzgebiet, ist die Heimatwelt dieses süchtigen Fanatikers.«
Er übergab das Wort mit einer Handbewegung an die beiden Vennok.
»Ich bin Linuit«, stellte sich der kleinere der beiden in Kartanisch, einer der Umgangssprachen in Hangay, unter misstönenden Pfeiflauten vor. Vennok konnten andere Sprachen nur mit Hilfe eingebauter halborganischer Translator-Synthesizer sprechen, die die Pfeiflaute des Vennischen übersetzten. Darum wurde ihre in andere Idiome übersetzten Laute ständig von Pfeifen und Schnalzen begleitet. »Die Otriimschlürfer von Lashava sind ohne jede Bedeutung. Es gibt viel gefährlichere Gruppierungen in Hangay. Unsere Galaxis ist immer noch ein heißes Pflaster. Alle Völker, die Kartanin ebenso wie uns Vennok eingeschlossen, leiden an Orientierungslosigkeit. Einst hat das Hexameron die Maßstäbe gesetzt, man konnte für oder gegen die Lehre von den Sechs Tagen sein. Heute bietet nichts mehr Halt. Wir Hangayer fühlen uns, grob gesprochen, als Fremdkörper in diesem Universum. Diese Tatsache bestimmt unser Denken.«
»Danke für den Aufklärungsunterricht«, sagte Julian Tifflor. »Aber ich kenne die geschichtlichen Hintergründe in Hangay, ich habe sie miterlebt. Und ich habe Ronald Tekener zum Freund, der ein guter Kenner der gegenwärtigen Lage in Hangay ist.«
Tifflor mochte sich täuschen, aber ihm war, als hätte Linuits Rüssel bei Nennung dieses Namens für einen Moment ein nervöses Zucken befallen.