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Das Ultimatum der Wächter - Perry Rhodan kommt in Zugzwang Im Jahr 1207 NGZ, das dem Jahr 4794 alter Zeitrechnung entspricht, haben die Galaktiker, die mit der BASIS am Rand der Großen Leere operieren, schon eine Reihe von Erkenntnissen gewonnen. Sie kamen in Kontakt mit den dort lebenden Völkern und stießen - rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt - auf die ersten "unglaublichen" Planeten. Sie erfuhren, dass es im Bereich der Großen Leere vor rund zwei Millionen Jahren eine gigantische Gefahr gegeben haben soll, deren Auswirkungen bis in die aktuelle Zeit zu spüren sind. Worin aber das eigentliche "Kosmische Rätsel" besteht, das sie in diesem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zu vermuten haben, ist ihnen immer noch nicht bekannt. Ein Schlüssel hierzu müssen die Sampler-Planeten sein, die sich gleich mehrfach von "normalen" Welten unterscheiden: Nicht nur, dass man auf all diesen Welten offensichtlich den Superschweren Wasserstoff findet, der bislang in der Natur nicht angetroffen werden konnte - darüber hinaus gibt es auf allen Sampler-Planeten physikalische Erscheinungen, die mit den Naturgesetzen kaum in Einklang zu bringen sind. Auch Perry Rhodan und die Besatzung der ODIN sowie der sie begleitenden Schiffe haben auf der Welt Trantar Dinge angefunden, die nicht erklärbar scheinen. Beim Rückflug zur BASIS wollen sie ihre bisherigen Erkenntnisse vertiefen. Auf Shaft will Voltago in den Einsatz gehen - denn er ist DER KYBERKLON ...
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Veröffentlichungsjahr: 2013
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Nr. 1669
Der Kyberklon
Das Ultimatum der Wächter – Perry Rhodan kommt in Zugzwang
von Ernst Vlcek
Im Jahr 1207 NGZ, das dem Jahr 4794 alter Zeitrechnung entspricht, haben die Galaktiker, die mit der BASIS am Rand der Großen Leere operieren, schon eine Reihe von Erkenntnissen gewonnen. Sie kamen in Kontakt mit den dort lebenden Völkern und stießen – rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt – auf die ersten »unglaublichen« Planeten. Sie erfuhren, dass es im Bereich der Großen Leere vor rund zwei Millionen Jahren eine gigantische Gefahr gegeben haben soll, deren Auswirkungen bis in die aktuelle Zeit zu spüren sind.
Worin aber das eigentliche »Kosmische Rätsel« besteht, das sie in diesem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zu vermuten haben, ist ihnen immer noch nicht bekannt. Ein Schlüssel hierzu müssen die Sampler-Planeten sein, die sich gleich mehrfach von »normalen« Welten unterscheiden: Nicht nur, dass man auf all diesen Welten offensichtlich den Superschweren Wasserstoff findet, der bislang in der Natur nicht angetroffen werden konnte – darüber hinaus gibt es auf allen Sampler-Planeten physikalische Erscheinungen, die mit den Naturgesetzen kaum in Einklang zu bringen sind.
Perry Rhodan – Der Terraner gerät auf dem Schachtplaneten in Zugzwang.
Voltago – Der Kyberklon erlebt seine größte Stunde.
Mila und Nadja Vandemar – Die Spiegelgeborenen erweisen sich als Voltagos Wegbegleiter.
Jagomir »Jagg« Fremon – Der Techniker will den Vandemar-Zwillingen helfen.
Bwosy
Der Flug über die 25 Millionen Lichtjahre von Trantar nach Shaft verlief weitestgehend ereignislos. Die ODIN war mit den drei Kreuzern und den vier schwarzen Kugelraumschiffen der Haluter am 15. Januar von Trantar aufgebrochen, und der Zeitplan sah vor, dass man das Ziel zu Beginn der letzten Maiwoche erreichen sollte.
Das einzige nennenswerte Ereignis während des Fluges geschah beim ersten eingeplanten Zwischenstopp nach rund zehn Millionen Lichtjahren.
Icho Tolot meldete sich bei Perry Rhodan und teilte ihm den Entschluss mit, dass er und seine drei Artgenossen mit ihren Schiffen den Flug nach Shaft nicht mitmachen wollten. Die Haluter beabsichtigten, vom Zwischenstopp aus auf direkter Route zur BASIS zurückzufliegen und die bei dieser Expedition erarbeiteten Daten zur Auswertung persönlich an die Galaktiker an Bord weiterzuleiten.
Perry Rhodan gab sein Einverständnis. Der Terraner sah überhaupt keine Notwendigkeit, warum die Haluter unbedingt nach Shaft mitkommen sollten. Zwar wusste man über den Planeten bisher nichts als den vom Ennox Philip genannten Namen – aber da Jan Ceribos Expedition das Feld vorbereitet hatte, erwartete man sich keine großen Überraschungen. Wenn es der Wunsch der Haluter war, in den Sektor Borgia zurückzukehren, dann wollte ihnen Perry Rhodan nichts in den Weg legen.
Dies trug sich am 9. März zu, 53 Tage nach dem Aufbruch von Trantar. Nachdem Icho Tolots HALUTA und die drei schwarzen halutischen Kugelraumer im Hyperraum verschwunden waren, setzten die ODIN und die drei Kreuzer JUPITER, SATURN und NEPTUN ihren Flug fort.
Es war noch ein weiterer Zwischenstopp, gut zwei Millionen Lichtjahre vor dem Zielgebiet gelegen, vorgesehen.
Zu diesem Zeitpunkt kannte Jagomir Fremon – den fast alle nur »Jagg« nannten – die Lebensgeschichte der Vandemar-Zwillinge bereits in groben Zügen. Gelegenheit zu einem persönlichen Kontakt zu ihnen hatte er bislang nicht gehabt, obwohl er absichtlich die Wege der beiden jungen Frauen kreuzte und ihre Nähe suchte, wann immer es sich einrichten ließ. Aber beide waren scheu und führten auf der ODIN ein relativ zurückgezogenes Leben.
Jagg hatte einen Teil jener seltsamen Umstände erfahren, die mit der Herkunft und der Geburt der beiden jungen Frauen zusammenhingen – natürlich nicht alles. Auch wenn an Bord der BASIS zahlreiche Syntrons und Datenspeicher vorhanden waren, wurden private Daten weitestgehend geheim gehalten; von bekannten Personen ebenso wie von unbekannteren Angehörigen der Besatzung.
Die beiden Vandemar-Mädchen waren zu dem Zeitpunkt geboren, als Wanderer für Sekunden über Zwottertracht materialisierte und Homunk, den damaligen Boten von ES, entließ. Damit bestand ein Zusammenhang zwischen der Superintelligenz ES und den beiden jungen Frauen. ES hielt in der Folge sogar zwei Aktivatorchips für die Zwillingsschwestern zurück, bis sie »reif« waren, diese in Empfang zu nehmen. Zusammenhänge gab es also genug.
Doch was war das für eine Fähigkeit, die es den eineiigen Zwillingen nicht erlaubte, sich kaum einen Kilometer voneinander zu entfernen, womit sie unzertrennlich aneinandergeschweißt waren? Dieses Handikap hatte die Kindheit und Jugend der beiden Mädchen geprägt, weshalb sie größtenteils das Leben von Einsiedlerinnen geführt hatten.
Sie waren auf einer Kolonie im Zentrumsgebiet der Milchstraße herangewachsen und hatten sich danach in die Provcon-Faust zurückgezogen. Dort hatten sie so verborgen gelebt, dass sie Ernst Ellerts Aufruf an die »Spiegelgeborenen« gar nicht auf sich bezogen hätten, wäre nicht der Mausbiber Gucky aufgetaucht, um sie förmlich zu ihrem Glück zu zwingen.
Die Parapsychologen waren trotz unzähliger Tests noch nicht dahinter gekommen, worin die besondere Begabung von Mila und Nadja lag. Es war bislang nur klar, dass Mila die latente Fähigkeit besaß, unerklärliche Dinge zu sehen, die sie krank machten und in den Wahnsinn zu stürzen drohten. Diese Fähigkeit konnte glücklicherweise durch ihre Schwester Nadja aufgehoben werden.
Milas Psi-Begabung des »Spiegelsehens«, wie sie selbst es in Ermangelung eines besseren Ausdrucks nannte, war bisher zu nichts nütze. Sie war nur eine schwere Bürde für die junge Frau.
Wenn Nadja sie aus ihrer schützenden Aura entließ, dann bekam Mila Anfälle, die an Epilepsie erinnerten und deren psychische Auswirkungen empathisch auch auf die Schwester übertragen wurden, sodass ihnen beiden sterbenselend wurde. Solche Zwischenfälle hatte es in ihrem Leben schon ein paarmal gegeben, und diese Erfahrungen hatten die Zwillinge dazu gezwungen, dass sie penibel darauf achteten, immer zusammenzubleiben und dafür zu sorgen, dass nichts geschah, was sie trennen konnte.
Es war durch keine technischen Tricks möglich, Milas Anfälle abzuschwächen oder ganz zu vermeiden. Keine noch so aufwendigen Geräte, keine Tricks der Parapsychologen waren dazu imstande.
Egal, was man versuchte: Mila war es unmöglich, ihre Begabung in irgendeiner Art und Weise zu steuern, sie abzuschalten oder sie bewusst einzusetzen.
Sie war stets auf den als positiv zu wertenden, hemmenden Einfluss ihrer Schwester Nadja angewiesen. Ohne diese war Mila verloren.
Erst Voltago, dieser unglaubliche, so geheimnisvoll wirkende Kyberklon, hatte auf Trantar das Unmögliche fertig gebracht.
Voltago hatte Mila mit auf jene geheimnisvolle Scheibe genommen, die man hinterher »Phänomen-Scheibe« getauft hatte. Mila hatte das selbstverständlich große Überwindung gekostet, aber dem Kyberklon war es gelungen, ihr die Angst vor diesem Schritt zu nehmen und sie dazu zu bringen, ihn auf diese physikalische Unmöglichkeit zu begleiten.
Die seltsame Scheibe, das auf zwei Millionen Jahre geschätzte Relikt einer noch vollkommen unbekannten Zivilisation, schien lediglich einen Durchmesser von 50 Metern zu haben. Tests mit Robotern hatten aber bereits ergeben, dass diese Messung so nicht stimmen konnte.
Und als Mila und Voltago auf die Scheibe gingen, stellten die Terraner fest, dass die verschobenen Entfernungen auch für Menschen und menschenähnliche Wesen galten: Die beiden konnten auf der Scheibe Hunderte von Metern zurücklegen, bevor sie als winzige Gestalten hinter einer Art Raumkrümmung den Blicken der Außenstehenden entschwanden.
Damals hatte es Voltago erstmals geschafft, Mila über die Distanzschwelle von einem Kilometer hinauszuführen und sie für kurze Zeit der schützenden Aura der Schwester zu entziehen, ohne dass sich – wie sonst – die schrecklichen Anfälle einstellten. Das brachte zwar für die Wissenschaftler keine weiteren Ergebnisse, denn Mila und Voltago kamen wohlbehalten, aber mit leeren Händen zurück. Doch was Voltago geschafft hatte, war trotzdem als Sensation zu werten.
Voltago war mit Mila etwas gelungen, was zuvor noch nie möglich gewesen war. Das warf ganz neue Perspektiven im Zusammenhang mit dem Kyberklon auf. Aber aus dieser sensationellen Tatsache ließ sich beim besten Willen kein Kapital schlagen.
Natürlich wurde dieses Thema an Bord ausführlich diskutiert. Während des wochen- und monatelangen ereignislosen Hyperraumflugs bestand dazu ausreichend Gelegenheit. Die allgemeine Meinung war, dass weniger Voltagos Einfluss, sondern eher der Einfluss der »Phänomen-Scheibe« für diesen einmaligen Sonderfall verantwortlich gewesen war.
Allmählich aber erstarb das allgemeine Interesse an den Zwillingsschwestern und dem Kyberklon wieder; die Mannschaft wandte sich den Routineaufgaben zu und ging kurzweiligen Vergnügungen nach, um die Freizeit totzuschlagen.
Jagomir Fremon war wohl die einzige Ausnahme an Bord, zumindest die einzige, die er kannte. Je länger er sich mit den Zwillingsschwestern beschäftigte, desto größer wurde sein Interesse an ihnen.
Er sah sie bald nicht mehr als »Spiegelgeborene« und Unsterbliche, sondern als zwei Menschen, die unter ihrer einmaligen Fähigkeit zu leiden hatten. Das war der springende Punkt! Nachdem er das Handikap der Zwillinge von dieser Seite betrachtet hatte, ergab sich eine Lösung dafür wie von selbst.
Es war die einfachste Sache von der Welt. Bisher hatte wohl noch jeder die beiden Frauen nur als Unsterbliche und Auserwählte gesehen, als Spiegelgeborene und Psi-Begabte – und nicht als Wesen aus Fleisch und Blut.
*
Nadja stieß ihre Schwester mit einem Lächeln an und zwinkerte ihr kurz zu.
»Da ist der Mann wieder. Ich glaube, der gute Mann beobachtet uns.«
»Glaubst du, dass er etwas von uns will? Warum kommt er nicht einfach her und spricht uns an?«
Nadja zuckte mit den Schultern. Ein verschmitztes Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Wahrscheinlich ist er zu schüchtern, oder er weiß selbst nicht so genau, was er will.«
»Hör auf damit, Schwester, er kann sicher nichts dafür«, empörte sich Mila; sie mochte es nicht, wenn Nadja abfällig über andere Menschen sprach. Damit stellte sie sich in ein falsches Licht. »Was tut er denn Schlimmes?«
»Er hat sich gesetzt und stochert in seinem Essen herum. Aber er scheint nicht bei der Sache zu sein. Seine Gedanken sind offensichtlich bei uns, so, wie er ab und zu hierher schaut. Ich glaube, wir müssen die Initiative ergreifen.«
»Nadja«, sagte Mila erstaunt. »Wir können ihn doch nicht so einfach ansprechen.«
»An Bord eines Raumschiffes, noch dazu nach einem so langen gemeinsamen Flug, ist man doch schon fast eine Familie, finde ich. Und dieser junge Mann wirkt nicht mal unsympathisch.«
Milas hohe, leicht vorgewölbte vincranische Stirn glänzte leicht, ein Zeichen ihres Unbehagens. Ihr war nicht wohl in ihrer Haut, weil sie mit dem Rücken zu dem Mann saß, der Thema ihres Gesprächs war. Sie fühlte sich beobachtet.
Dazu kamen Nadjas Bemerkungen. Es stimmte natürlich, dass ihnen dieser Mann schon einige Male wie zufällig über den Weg gelaufen war und in letzter Zeit immer häufiger zur selben Zeit wie sie die Kantine aufsuchte. Aber wenn er irgendetwas von ihnen wollte, dann war es sein gutes Recht, ihnen ein Gespräch anzutragen.
Er war schätzungsweise vierzig Jahre alt, also höchstens zehn Jahre älter als die beiden, hatte hellbraunes Haar, das er lang trug, teilweise zu mehreren Zöpfen geschlungen. Er war schlank, nicht sonderlich muskulös, wirkte aber dennoch durchtrainiert, hatte einen federnden Gang. Sein Teint war dunkel, die Augen waren grau, das knochige Gesicht wirkte etwas derb ...
Mila erschrak in diesem Moment über sich selbst, dass sie eine so genaue Personenbeschreibung von einem Unbekannten geben konnte, dessen Namen sie bislang nicht einmal kannte.
»Los, Schwester, wagen wir doch ganz einfach das Gespräch, wenn er sich schon nicht traut.«
Nadja erhob sich mit diesen Worten von ihrem Platz, Mila tat es ihr automatisch gleich. Seite an Seite gingen sie zu dem Tisch, an dem der junge Mann allein saß. Als er sie kommen sah, blickte er auf und lächelte ihnen freundlich entgegen.
»Wir haben den Eindruck, dass du uns schon seit einiger Zeit beobachtest – stimmt das?«, fragte ihn Nadja direkt.
»Das stimmt in der Tat, und es freut mich, dass ihr das bemerkt habt«, antwortete er im Sitzen. Er wies auf die freien Plätze. »Bitte, setzt euch doch einfach zu mir. Mein Name ist Jagomir Fremon. Jagg nennen mich meine Freunde. Ich gehöre zur Technikertruppe von Mariaan ten Segura. Wer ihr beide seid, weiß ich natürlich. Ich habe mich in den letzten Wochen sehr eingehend mit den Informationen über euch befasst und dann gehofft, euch näher kennen zu lernen. Ihr habt mich richtig fasziniert.«
Nadja war perplex. Eigentlich hatte sie den Mann mit ihrem Frontalangriff in Verlegenheit bringen wollen. Stattdessen hatte sie ihn vorbereitet und sogar in Erwartung eines Gesprächs vorgefunden. Die Aktivatorträgerin ließ sich auf einen Stuhl sinken, und Mila folgte wieder ihrem Beispiel.
Mila blickte in irgendeine beliebige Richtung, um nicht den Blick des Mannes kreuzen zu müssen. Die ganze Situation war zwar längst nicht so peinlich, wie sie es zuerst befürchtet hatte, aber sie verspürte weiterhin ein leises Unbehagen bei der Begegnung.
»Wenn das so ist«, begann Nadja gedehnt, »warum hast du uns dann nicht angesprochen? Du hast uns schon fast wie ein ... wie ein Voyeur beobachtet!«
»Die Initiative musste von euch ausgehen«, gab er freimütig zurück und sah in diesem Moment Mila an. »Nur so hatte ich eine Chance. Seid doch ehrlich. Wenn ich euch direkt angequatscht hätte, hättet ihr mich gnadenlos abblitzen lassen. Das wollte ich natürlich nicht riskieren. Ich wollte einfach eure Bekanntschaft machen.«
»Warum?« Nadjas Stimme klang eine Spur zu scharf.
»Auch ich habe keine Freunde. Wie ihr. Weder auf der ODIN noch auf der BASIS.«
»Wir schon.«
»Wirklich?« Jagg hätte es spöttisch oder ungläubig klingen lassen können, aber er gab der Antwort eine Betonung, die Erleichterung ausdrückte. »Dann habe ich einen falschen Eindruck bei euch gewonnen. Es freut mich für euch, dass ich mich geirrt habe. Aber du sprichst doch nicht von Voltago, wenn du einen Freund meinst, Nadja?«
Er sprach Nadja direkt an, obwohl die Schwestern einander wie ein Ei dem anderen glichen. Allein das zeigte schon, dass er sie wirklich eingehend studiert haben musste, wenn er Nadja als die etwas Aufgeschlossenere von beiden identifizieren konnte.
»Voltago ist überhaupt kein Thema«, ergriff Mila zum ersten Mal das Wort. Sie erhob sich. »Komm, Schwester, gehen wir!«
»Nein, nicht, das war nicht so gemeint!« Jagomir Fremon erhob sich ebenfalls. Kurz wollte er nach ihren Händen greifen, um sie zurückzuhalten, er hielt aber im letzten Moment inne. »Ich habe doch nichts gegen Voltago. Er fasziniert mich ebenfalls, nur auf eine völlig andere Weise. Ihr dagegen ... Zu euch habe ich eine große Zuneigung. Das klingt übertrieben. Wir kennen einander kaum. Aber so ist es nun mal. Ich kann nicht anders. Wie wär's mit einem zweiten Anlauf?«
Mila war bereits einige Schritte vom Tisch entfernt und hörte seine letzten Worte schon gar nicht mehr. Nur Nadja war zurückgeblieben und hörte ihm höflich zu.
Als er geendet hatte, sagte sie: »Voltago ist nicht ein schwarzer Götze, den wir anbeten. Der Klon ist eher ein Schreckgespenst für Mila. Wenn du uns vergrault hast, dann nur durch die Unverschämtheit, mit der du uns auf eine Stufe mit ihm stellst. Das schmerzt. Wir sind keine bestaunenswerten Monster, Jagg.«
Damit wandte auch sie sich von Jagomir Fremon ab und folgte ihrer Schwester. Sie holte Mila auf dem Korridor ein.
»Eigentlich ist er ganz nett«, zog Nadja eine Bilanz des Gesprächs. »Meinst du nicht auch, dass seine Gesellschaft ab und zu mal ganz amüsant sein könnte? Ich würde ganz gerne mal auf andere Gedanken gebracht werden. Zwischendurch, denke ich. Was meinst du dazu, Schwester?«